
- „Ein Meisterwerk, das uns nachdenklich machen sollte“
Deutschland redet über 53 kleine Videos. Cicero hat Kommentare von Politikern, Medizinern und Medienschaffenden zusammengestellt, die die ganze Bandbreite der Reaktionen auf #allesdichtmachen aufzeigen. Eines ist dabei klar: Wir werden in Zukunft wohl anders über die Kritik an den Corona-Maßnahmen reden müssen.
Es gibt Schauspieler, die treffen mitten ins Herz ihrer Zeit. Hildegard Knef war so eine. Die Fünfzigerjahre lagen wie Mehltau über dem Land, als die Schauspielerin in Willi Forsts Nachkriegsfilm „Die Sünderin“ einen Skandal lostrat. Nackt und in Wilder Ehe lebend hielt sie in der Rolle der Marina der verknöcherten Adenauer-Republik den Spiegel vor. Was damals für viele Progressive eine Befreiung war, das war für Konservative eine Schande.
Ganz ähnlich lässt sich vielleicht jenes Skandalon verstehen, das derzeit unter dem Hashtag #allesdichtmachen die Republik erschüttert. 53 prominente Schauspielerinnen und Schauspieler kritisieren in kleinen und oftmals ironisch bis sarkastisch daherkommenden Videos die Corona-Politik der Bundesregierung.
Es ist ein Knall. Gestern hatte man noch geglaubt, die heimischen Kulturschaffenden seien treu auf Kurs der Berliner Großkoalitionäre, drehten mit Uschi Glas ein paar Trailer fürs Impfen, verhielten sich ansonsten aber wie gefügige Lockdown-Langschläfer und hielten still, so ist man nun eines Besseren belehrt worden. Seit diesen 53 Youtube-Clips kann niemand mehr sagen, der Protest gegen die Corona-Maßnahmen käme einzig aus den Reihen von Neu-Rechten oder Esoterikern. Ein ohnehin brüchiges Framing ist endgültig zerborsten. Und während sich die einen noch fragen, warum der intelligente Protest so lange gedauert hat, wischen sich andere erstaunt die Augen und wissen nicht, wie sie das deuten sollen, was sie da derzeit in den Medien sehen.
Im Folgenden haben wir einige Reaktionen aus Social Media-Kommentaren zusammengestellt. Sie dokumentieren die ganze Bandbreite der Reaktionen und zeigen bei aller Unterschiedlichkeit doch eines: Nach #allesdichtmachen wird der Diskurs um die Corona-Maßnahmen nicht mehr so sein wie zuvor.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach:
Ausserdem riskieren wir kurz vor Impfung noch viele Tote bei der Gruppe der Risikoträger ohne Impfung und Mutationen die den Impferfolg gefährden. Das will keiner. #allesdichtmachen Künstler auch nicht. Daher: jetzt kein Hass. Davon haben wir genug. Ich weiss wovon ich rede.
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) April 23, 2021
Alice Weidel, Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion
Hut ab vor Schauspieler @JanJosefLiefers und all jenen, die sich freiwillig der nun folgenden Hatz durch kritiklose Regierungsfans und Leitmedien ausgesetzt sehen. Tolle Aktion, die hoffentlich zum Nachdenken anregt! #allesdichtmachen pic.twitter.com/zpomlopUaM
— Alice Weidel (@Alice_Weidel) April 23, 2021
Marina Weisband, Publizistin
Eine kurze Nachricht an meine Freunde von #allesdichtmachen #allesschlichtmachen zum Thema Meinungsfreiheit. pic.twitter.com/ZKsAMgIbhn
— Marina Weisband (@Afelia) April 23, 2021
Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung "Die Welt"
Ich wollte zu #allesdichtmachen nichts schreiben. Aber hier fordert ein führender SPD-Funktionär und Rundfunkrat des @WDR Berufsverbote für Künstler, weil ihm ihre Meinung nicht passt. Das geht nicht. Das ist verrückt. ? pic.twitter.com/cpIuf3v1rU
— Robin Alexander (@robinalexander_) April 23, 2021
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe
Super überzeugend, wie im Video von #janjosefliefers angeklagt wird, dass kein offener, kritischer Diskurs möglich sei, aber dann GLEICHZEITIG die Kommentare zum eigenen Video deaktiviert sind.
Ich habe jetzt alle 53 #allesdichtmachen Videos angeschaut - ein Meisterwerk - es sollte uns sehr nachdenklich machen https://t.co/hhQiPtOhFB via @YouTube
— Jonas Schmidt-Chanasit (@ChanasitJonas) April 22, 2021
Helge Lindh, Bundestagsabgeordneter der SPD
Ich verstehe, dass Schauspieler*innen der Applaus fehlt. Ich verstehe nicht, dass sie sich diesen nun bei den Querschwurblern holen.
— Helge Lindh (@helgelindh) April 23, 2021
Die Pandemie sei nur Angstmache? Erzählt das mal den Angehörigen der 80.000 Toten & den Ärzt*innen auf der ITS. Zynisch & schäbig #allesdichtmachen
Stefan Homburg, Finanzwissenschaftler
Liebe Schauspieler,
mit Ihren ironischen Spots #allesdichtmachen haben Sie der Gesellschaft einen Dienst erwiesen und vielen Menschen Mut gemacht - danke!
Lassen Sie sich jetzt bitte nicht von den Diffamierungs-Portalen mit Kontaktschuld-Rhetorik ins Bockshorn jagen!
Liebe Schauspieler,
— Stefan Homburg (@SHomburg) April 23, 2021
mit Ihren ironischen Spots #allesdichtmachen haben Sie der Gesellschaft einen Dienst erwiesen und vielen Menschen Mut gemacht - danke!
Lassen Sie sich jetzt bitte nicht von den Diffamierungs-Portalen mit Kontaktschuld-Rhetorik ins Bockshorn jagen!
Sahra Wagenknecht, Publizistin und Politikerin (Die Linke)
#allesdichtmachen #niewiederaufmachen #lockdownfürimmer – eine klasse Playlist, in der bekannte Schauspieler/innen ihre Empörung über die aktuelle #Corona-Politik wunderbar ironisch zum Ausdruck bringen: https://t.co/7Uo24KqtLt
— Sahra Wagenknecht (@SWagenknecht) April 23, 2021