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Bei Protesten in Russland wird die Freilassung Nawalnys gefordert / dpa

Proteste für die Freilassung Nawalnys - Warum Putin lieber Lukaschenko empfängt als Kretschmer

Am Mittwoch fanden in ganz Russland Proteste statt, bei denen die Freilassung des gesundheitlich schwer angeschlagenen Alexej Nawalny gefordert wurde. Just an dem Tag brach Sachsens Ministerpräsident zu einer Reise nach Russland auf, um den Impfstoff Sputnik V zu bestellen. Ein kluger Schachzug?

Autoreninfo

Thomas Dudek kam 1975 im polnischen Zabrze zur Welt, wuchs jedoch in Duisburg auf. Seit seinem Studium der Geschichts­­wissen­schaft, Politik und Slawistik und einer kurzen Tätigkeit am Deutschen Polen-Institut arbei­tet er als Journalist.

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Aus Sicht des Kremls hätte der Mittwoch andere Bilder liefern sollen. Vor Getreuen aus Politik, Kultur und Gesellschaft hielt Russlands Staatspräsident Putin seine Rede an die Nation. Es war ein Auftritt, der auch den Wahlkampf für die Parlamentswahlen im Herbst eröffnete. Die zahlreichen Geschenke, die Putin in seiner Rede ankündigte, sollen auch die in der Bevölkerung nicht gerade beliebte Kreml-treue Partei „Einiges Russland“ ins bessere Licht rücken.

Doch in Erinnerung bleiben von diesem Mittwoch andere Bilder: Protestierende, die in ganz Russland auf die Straße gingen. Ob im fernöstlichen Wladiwostok, im westsibirischen Nowosibirsk oder in den Metropolen Moskau und St. Petersburg. In rund 80 Städten fanden Demonstrationen statt, welche die Sicherheitsbehörden trotz aller Bemühungen nicht verhindern konnten. Je nach Medienberichten, sollen am Mittwoch zwischen 1.200 und 2.000 Demonstrationsteilnehmer verhaftet worden sein.

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Klaus Funke | Fr., 23. April 2021 - 13:40

Was kann man von einem Polen wie Herrn Dudek erwarten, wenn es um Russland geht? Auf alle Fälle keine Objektivität, dafür viel Parteilichkeit und US-Hörigkeit. Meine Meldungen, die ich zu diesem Thema Kretschmer und Nawalny habe, sind 180° entgegengesetzt. Kretschmer hat seine Moskau Reise in Sachsen und Deutschland politisch genützt. Selbstverständlich fuhr er mit Merkels Zustimmung und Abstimmung nach Russland. Etwas anderes ist derzeit nicht denkbar. Wer das kritisiert, sollte sich an Merkel wenden. Seine Deals in Sachen Verständigung, Kunst, Kultur und Sputnik sind absolut o.k. Nawalny? Das Thema ist von den Medien hochgejazzt. Der Mensch soll seine Strafe absitzen und den Mund halten. Er ist inzwischen für viele negative Aspekte im Verhältnis zu Russland verantwortlich. Mir will sein Name nur schwer über die Lippen. Er ist im Grunde keines Kommentars wert. Seine Verehrer sollten sich mit seinem echten Lebenslauf befassen. Da gibt es zahllose Untiefen. Mehr will ich nicht sagen.

Thomas Dudek | Fr., 23. April 2021 - 18:57

Antwort auf von Klaus Funke

Herr Funke, ich habe zwar kein Bedürfnis, den "Ariernachweis" meiner Vorfahren aus der Schublade zu holen. Aber wenn Sie sich meinen Text nur durch "von einem Polen wie Herrn Dudek" erklären, erlaube ich mir ein bisschen Aufklärung/Geschichtsunterricht. Ja, meine oberschlesische Geburtsstadt Zabrze, auf Deutsch Hindenburg, liegt im heutigen Polen. Als Oberschlesier waren meine Vorfahren aber erst preußische Bürger, später dann Bürger des Deutschen Reiches. Zum Teil waren diese es mit voller Überzeugung. Durch die Westverschiebung Polens nach dem 2. Weltkrieg wurde das einstige Grenzland Oberschlesien endgültig Polnisch. Nach Deutschland kam ich als Kind gemäß des BFVG (§ 4 Abs.3 Satz 2) als deutscher Staatsangehöriger. Bei aller Sympathie, die ich zu Polen habe, greift Ihr Erklärungsversuch daher ziemlich kurz. Ach ja, da ich auch in Russland studiert habe, können wir uns auch auf Russisch unterhalten. Mit besten Grüßen, Thomas Dudek

Maria Arenz | Fr., 23. April 2021 - 14:17

hat er sicher aus Solidarität mit v.d.Leyen gemacht. Im Gegensatz zu Mr. Michel ist er halt offenbar Old School, ein Gentleman. Spaß beiseite. Die Geschichte meint es grad nicht gut mit Mutti-Deutschland. Alle üblen Folgen ihres "alternativlosen" Regierungsstils fallen uns jetzt auf einmal auf die Füße. Zum innenpolitischen Verhau macht nun auch Putin mal wieder von seinem Handlungsspielraum Gebrauch. Den Merkels Ostpolitik nie auch nur zur Kenntnis genommen geschweige denn Alternativen entwickelt hat, wieeinfac man anders damit umgehen könnte, als auf die nächste Watsche zu warten.

Andre Möller | Fr., 23. April 2021 - 14:34

Schade, das auch der Cicero immer wieder die antirussische Karte spielt. Muss das sein? Es ist ermüdend und ziemlich faktenfrei. Wer immer nur das Böse im Anderen sehen will, bitteschön. Aber hier ist wieder zu viel persönliche Meinung des Autors drin. Zu einem tieferen Verständnis trägt dieser Artikel nix bei. Die Lage ist schon verfahren genug. Und man kann alle Aspekte, die der Autor hier behandelt auch ganz anders sehen. Wie gesagt, ermüdend...

Manfred Sonntag | Fr., 23. April 2021 - 14:40

Ein erhellender Artikel, Herr Dudek. Eine Verschiebung des Besuchs wäre sicher nicht das Problem gewesen. Aber Wer besuchte hier Wen? In Russland gehen die Menschen auf die Straßen und protestieren, werden niedergeknüppelt und festgenommen. Einen Tag vorher ist das Gleiche in Berlin passiert (https://reitschuster.de/post/mit-faeusten-gegen-die-demokratie-so-bruta…). Wie sagte doch Hanna Ahrendt: "Nur wo der gesunde Menschenverstand seinen Sinn verloren hat, kann ihm totalitäre Propaganda ungestraft ins Gesicht schlagen.". Seit Wochen bietet sich das gleiche Bild in unseren Städten. Verbote, Verbote, Verbote, ein Diskurs zu möglichen Maßnahmen, so wie es in einer Demokratie üblich wäre, findet nicht statt.
Unsere garantierten Rechte aus dem GG wurden durch die wiederholte und historisch bedeutsame "Ermächtigung" beseitigt. Ist der Herr Kretschmer eventuell zur Weiterbildung dort?

Gerhard Schwedes | Fr., 23. April 2021 - 14:42

So kommt mir Kretschmer vor mit seinem durchsichtigen Besuchsmanöver im Kreml. Ganz nach dem Motto: Kleiner Mann ganz groß. Der Kleine will auch einmal mitmischen im großen weltpolitischen Spiel. Nebeneffekt: sich bei seinen Sachsen beliebt machen. Guckt mal, ihr braucht nicht die AfD zu wählen, wählt besser das nächste Mal mich. Außerdem fällt er da dem Außenminister, der ebenfalls ein Dreikäsehoch ist, in den Rücken. Der Mann macht sich lächerlich und zeigt damit noch mehr, was die CDU doch für großartige Staatsmänner in ihren Reihen zu bieten hat. Fazit: So viel Dilettantismus, aber auch Größenwahn war nie.

Klaus Funke | Fr., 23. April 2021 - 18:26

Antwort auf von Gerhard Schwedes

Sie glauben doch nicht im ernst, dass Kretschmer seinen Besuch in Russland nicht in allen Einzelheiten mit der Kanzlerin abgestimmt hat? Ich behaupte sogar, Wort für Wort. Da lässt Merkel keine Luft ran. Alles andere wäre abenteuerlich und nicht der Realität entsprechend. Außerdem: Kretschmer ist CDU-Präsidiumsmitglied... In so einer wichtigen Phase der europäischen Politik wird mit verteilten Rollen gearbeitet. Das ist doch klar. Da gibt es auch keinen Widerspruch mit oder zu Herrn Maas. Der hat das ebenfalls abgenickt und ist einbezogen. Wetten? Wo leben Sie denn? Wenn die Politik der Bundesregierung auch gelegentlich dilettantisch wirkt, so naiv sind sie nun nicht. Es ist der alte Clausewitz-Satz, der in der Politik gilt: Getrennt marschieren, vereint schlagen! Also, lieber Herr Schwedes, da war alles festgelegt, auch das Telefongespräch mit Wladimir Putin. Insofern hat der "kleine" Kretschmer alles richtig gemacht. Putin hat Deutschland und Dresden Bindung. Auch das war kalkuliert

Fritz Elvers | Fr., 23. April 2021 - 15:46

versucht in Russland Impfstoff zu beschaffen, wozu weder die gewählte Bundesregierung, noch die (ähnlich Lukaschenko) ungewählte EU-Kommission in der Lage sind. Wegen dieses Mangels geht bei uns gerade eine erfolgreiche Volkswirtschaft zugrunde. Dies ist die Mission von Kretschmer, nicht mehr und nicht weniger. Wir alle und auch Nawalny können froh sein, dass diese Gesprächskanäle zw. Russland und Sachsen noch nicht mutwillig zerstört wurden. Manuela Schwesig plädiert übrigens für die Einhaltung gültiger Verträge (schlimm!), Befürwortung oder Ablehnung war gestern.
Übrigens, die Strafkolonie Gelsenkirchen, auch JVA genannt, liegt mangels Landmasse mitten im Ruhrgebiet. Aber vielleicht könnte Polen ja da helfen, wie dem CIA.

Robert Hans Stein | Fr., 23. April 2021 - 16:30

Die leg ich auf Ihre noch einmal drauf und lande damit bei Herrn Dudek, Pole oder auch nicht. Diese in Ostdeutschland verbreitete Nähe zu Putins Russland ist für mich einfach nicht zu begreifen, zumal sie sich meist mit einer ausgeprägten Feindseligkeit gegenüber den USA paart. Ist das Gedächtnis wirklich so kurz? Ich habe die erste Hälfte meines Lebens bei bzw. in Leipzig verbracht, die zweite in Thüringen; will sagen, ich bin kein "Wessi". Aber kaum jemand aus meiner Leipziger Zeit hatte für die damalige SU und die "Russen" etwas übrig. Jedenfalls wurden sie in der Regel nicht als die Freunde wahrgenommen, die sie heute plötzlich warum auch immer sind. Ist es v.a. die Ablehnung Amerikas oder einfach nur Opposition, weil man mit zu vielem nicht (mehr) einverstanden ist? Wie auch immer, alle, die sich 1989/90 für das westeuropäisch-amerikanische Gesellschaftsmodell entschieden haben, sollten sich einmal fragen, warum sie das so wollten.

Andre Möller | Fr., 23. April 2021 - 19:19

Antwort auf von Robert Hans Stein

sind halt gut zu ertragen. Will sagen, die Russen von heute sind nicht die, die sie in den 80iger Jahren waren. Die UdSSR war damals in einer schrecklichen Verfassung. Die haben daraus gelernt und ihr eigenes Ding gemacht. Sich selber aus dem Sumpf gezogen und sie haben sich letztendlich nicht verkauft. Das schaffen nicht viele Nationen. Die Globalisten haben dort nichts zu besorgen, weswegen die Russen die Bösen sein müssen in einem dummen Spiel, in dem wir nichts gewinnen werden - sondern eher verlieren werden.
Es kann niemand ernsthaft annehmen, das die nukleare Triade unter das Kommando eines Nawalny o. ä. fallen könnte. Nawalny und seine "Gesell*innen" werden hier krass überschätzt - das ist billige und schlecht gemachte Propaganda. Die deutschen(?) Medien sind bis auf auf ganz wenige Ausnahmen auf verbalem Kriegskurs gegen Rußland. Das ist auffällig. Von den Protagonisten kann kaum einer Russisch und genausoviele waren schon mal dort, will sagen, die Realität spielt keine Rolle.

Christoph Kuhlmann | Fr., 23. April 2021 - 17:58

wollen wir zurück in den Kalten Krieg? Denn nichts anderes heißt das Ende non North-Stream 2 und die Permanente Kritik an Russland. Ich weiß nicht ob das den Demokraten in Russland und Weißrussland hilft. Ich weiß nur, wenn wir darin zurück wollen, dann braucht Deutschland Jahr für Jahr 30 Milliarden mehr für die Bundeswehr und zwar für Jahrzehnte. Wir sollten uns darauf vorbereiten und nichts übers Knie brechen. Es gibt dann übrigens keine Garantie für einen neuen Gorbatschow. Immerhin ist der letzte Kalte Krieg das erste Wettrüsten zweier Supermächte in der Weltgeschichte gewesen, dass friedlich beendet wurde.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 24. April 2021 - 08:04

Wenn jemand glaubt, das Kretschmer von sich aus handelt, mag er auch an den Nikolaus glauben. Das ist alles mit Merkel abgesprochen. Er soll für sie den Schuhlöffel spielen, damit sie wieder einen Fuß in den russischen Schuh bekommt. Und ganz nebenbei, wird mit einer Sputnik-Bestellung öffentlichkeitswirksam die "Pandemie" bekämpft und für den bevorstehenden Wahlkampf lassen sich auch noch ein paar positive Aspekte zur Blendung des Wählers gewinnen. Wenn der sich denn blenden lässt.
Was Nawalny anbetrifft, stellen Sie Herr Dudek in ihrem sehr einseitig verfassten Artikel selbst fest:
"Zumindest, wenn man den Angaben seines Teams vertraute." Sie formulieren berechtigte Zweifel, um dann aber Putin die Schuld zu zuweisen?
Aha. Nawalny ist im Hungerstreik und egal was die russ. Regierung jetzt anstellt, sie ist daran schuld. Das ist alles inszeniert aus meiner Sicht. Der soll seine Betrugsstrafe absitzen und dann kann er ja wieder zurück zu seinen Anhängern. Der Westen wird ihn stützen.