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Ein goldener Maulkorb / dpa

Political correctness - Die Kunst zensiert sich selbst

In seinem neuen Debattenbuch „Die Öffentlichkeit und ihre Feinde“ wirft Dramaturg und Theaterwissenschaftler Bernd Stegemann einen Blick auf die Bedrohung der Öffentlichkeit. Dabei kritisiert er unter anderem eine übertriebene politische Korrektheit, die skurrile Auswüchse zeitigen kann. Ein Auszug.

Bernd Stegemann

Autoreninfo

Bernd Stegemann ist Dramaturg und Professor an der Hochschule für Schauspiel (HfS) Ernst Busch. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschienen von ihm das Buch „Die Öffentlichkeit und ihre Feinde“ bei Klett-Cotta und „Identitätspolitik“ bei Matthes & Seitz (2023).

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Seit vielen Jahren begleitet der Dramaturg Bernd Stegemann die kulturpolitischen Debatten im Land. Auch „Cicero“ hat seine klugen und vielschichtigen Essays zur Identitätspolitik, zum Antisemitismus oder zum neuen Populismus immer wieder mit großem Erkenntnisgewinn publiziert. Jetzt hat Stegemann mit dem an Karl Popper angelehnten Buch Die Öffentlichkeit und ihre Feinde (Verlag Klett-Cotta) eine Streitschrift vorgelegt, in der er hintersinnig gegen Political Correctness, Cancel Culture und Sprechverbote argumentiert und erläutert, was politisch korrektes Sprechen mit dem diktatorischen Denken von Recip Tayyip Erdoğan gemein hat. Im Folgenden publizieren wir einen Auszug aus dem Buch:

 

Political Correctness und Cancel Culture

Die Political Correctness ist ein Kind der neoliberalen Postmoderne. Sie vereinigt alle Kennzeichen dieser Denkweise und liefert den atomisierten Individuen eine neue Orientierung in Form von Moral. Die politische Korrektheit geht von einem naiven Sprachverständnis aus, wie man es auch in der Framing-Theorie findet. Ein Wort bezeichnet etwas und es transportiert dabei eine Wertung. Während der Migrationskrise 2015 sollten aufgrund solcher Überlegungen die Flüchtlinge nicht mehr so genannt werden, sondern Geflüchtete heißen. Zum einen meinte man, in der Endsilbe »linge« etwas negativ Verkleinerndes zu erkennen, wie etwa beim Däumling oder Weichling. Zum anderen wollte man die Migrationsgründe nicht auf die anerkannten Fluchtgründe eingrenzen, sondern auf die reine Tatsache der Fliehens erweitern. So sollten die anerkannten Fluchtgründe für alle Arten von Migration gelten. Und außerdem waren die Geflüchteten genderneutral. Der Flüchtling meint zwar kein bestimmtes Geschlecht, verwendet aber dafür das generische Maskulinum, dessen Abschaffung eines der Hauptziele der Political Correctness ist. An diesem Beispiel ist gut zu erkennen, wie sich eine politische Absicht, die z.B. offene Grenzen für alle fordert, mit dem naiven Sprachglauben verbindet, dass eine solche Absicht vor allem durch die Art, wie sie formuliert wird, Zustimmung erhält. Jenseits aller Argumente für und gegen Migration sollte die Bezeichnung für Flüchtlinge so verändert werden, dass sie bereits eine positive Wertung transportiert. Naiv ist ein solches Sprachverständnis, weil es davon ausgeht, dass Menschen ohne vorheriges Sprachverständnis die Worte hören.

Beim Umgang mit dem N-Wort, das zum Symbol für die politischen Sprachkorrekturen geworden ist, führt dieses Missverständnis zu immer neuen Kapriolen. Das N-Wort wird als Gradmesser eingesetzt, um die moralische Qualität der Sprache zu vermessen. Das Wort »Neger« hat eine eindeutig rassistische Konnotation. Es ist eine abwertende Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Insofern ist es unstrittig, dass es nicht mehr verwendet wird. Warum aber braucht es dann die sperrige Erfindung des »N-Wortes«? Es gibt sehr viele Schimpfworte, die im alltäglichen Gebrauch nicht verwendet werden und die keine Substitute benötigen. Das N-Wort wird jedoch fleißig verwendet und löst dabei zwei gegenläufige Reaktionen aus. Auf der einen Seite werden diejenigen, die nicht wissen, was damit gemeint ist, mit Unverständnis reagieren. Auf der andern Seite werden alle, die das Wort kennen, automatisch das »N« zum ganzen Wort »Neger« vervollständigen. Das N-Wort ist also entweder unverständlich oder ein anderer Ausdruck für »Neger«. Da die politische Korrektheit aber ein naives Sprachverständnis hat, ignoriert sie dieses und glaubt sich auf der moralisch guten Seite, da sie die vier Buchstaben »eger« hinter dem »N« vermieden hat. Dass die vier Buchstaben aufgrund des sprachlichen Vorwissens von jedem Hörer ergänzt werden, gehört nicht mehr zu ihrem Verantwortungsbereich. Sie handelt also im Mikrobereich einzelner Worte gesinnungsethisch. Sie hat das Wort nicht ganz ausgesprochen und ist darum gut. Was die Welt damit macht, steht nicht in ihrer Verantwortung.

Das naive Sprachverständnis hat jedoch noch eine andere Konsequenz, die ideologisch weitreichender ist. Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass Worte nicht ohne ihren Kontext verstanden werden. Wer sein teures Auto einen Kleinwagen nennt, kokettiert und möchte wohl ein Kompliment. Das Sprechen in Anführungszeichen kann nicht nur einzelne Worte betreffen, sondern ist auch die Voraussetzung für viele Arten von Texten. Wenn ein Journalist ein Interview führt, dann sind die Aussagen des Interviewten eindeutig von den Fragen getrennt, und sie sind nicht mit den Aussagen des Interviewers identisch. Und wenn ein Schauspieler einen Rollentext spricht, so sind das nicht seine Worte, sondern die der Figur, die ein Autor geschrieben hat.

Das naive Sprachverständnis der politischen Korrektheit ignoriert diese Differenzen. Die Grenze zwischen Schauspieler und Figur, zwischen Journalisten und Interviewten und zwischen Autoren und ihren Kunstwerken wird nicht mehr anerkannt. Indem sie diese Unterscheidung leugnet, fällt die politische Korrektheit in ein Sprach- und Kunstverständnis vor die Neuzeit zurück. Vor allem die Künste und die öffentliche Kommunikation waren damals von dieser Gleichsetzung stark eingeschränkt. In Shakespeares Dramen durften keine Figuren auftreten, die in irgendeiner Beziehung zum Herrscherhaus standen. Und als in Schillers »Maria Stuart« am Ende ein katholischer Priester auftreten sollte, um der zum Tode verurteilten Maria Stuart das letzte Sakrament zu spenden, war der Protest groß. Ein Schauspieler, der einen Priester spielt, erschien ungeheuerlich. Diese Verwirrung erscheint aus heutiger Sicht fast rührend, doch damit würde man verkennen, dass es sich dabei nicht nur um eine Naivität handelt, sondern vor allem um ein Machtmittel. Das Königshaus sollte im Theater ebenso wenig wie ein Priester dargestellt werden, weil durch den Akt der Darstellung die Aura der Macht Schaden nehmen würde. Was auf einer Bühne erscheinen kann, ist auch im wirklichen Leben weniger bedrohlich. Diese Art der Entzauberung gehört zum Kern des Theaters, und seine Wirkung ist vom Volkstheater der Commedia dell’Arte bis zum Kabarett unserer Tage zu erleben. Wer öffentlich ausgelacht werden kann, steht nicht mehr über seinem Publikum.

Dass die Mächtigen diese Relativierung fürchten, zeigt die unheilvolle Tradition der Zensur. Eines ihrer wichtigsten Instrumente besteht darin, dass die Grenze zwischen dem Autor und seiner dargestellten Welt geleugnet wird. So begründet z.B. der türkische Präsident Recip Tayyip Erdoğan die Inhaftierung von Journalisten damit, dass sie in ihren Zeitungen Terroristen eine Bühne geboten haben sollen. Auf den Einwand, dass es sich doch um ein Interview gehandelt habe, dass also die Journalisten nicht ihre eigene Meinung wiedergegeben hätten, antwortet er mit der Brutalität, die sich im naiven Sprachverständnis der politischen Korrektheit begründet. Es lohnt sich, Erdoğans Begründung ausführlich zu zitieren, da in ihr der ideologische Kern der Sprachkontrolle offen ausgesprochen wird: »Meines Erachtens ist der Journalist, der einen Terroristen interviewt, einer, der den Terroristen unterstützt, weil er weiß, dass diese Person ein Terrorist ist. Wenn Sie die Gedanken eines Terroristen in Ihrer Publikation abdrucken, was ist das dann? Das ist die Veröffentlichung des Terrorismus selbst.

Die identitätspolitischen Korrektoren der Worte folgen der gleichen Argumentation, wenn sie behaupten, dass ein Schauspieler, der in seiner Rolle das N-Wort auf einer Bühne ausspricht, dadurch nicht geschützt ist, selbst zum Rassisten zu werden, bzw. dem Rassismus eine Bühne gegeben zu haben. Ihre Behauptung lautet darum vergleichbar der von Erdoğan, dass Schauspieler und Figur einen rassistischen Sprechakt vollziehen und darum von der Bühne verbannt werden müssen.

Dass es sich hierbei nicht nur um eine theoretische Diskussion handelt, hat der Fall von Zensur beim Berliner Theatertreffen gezeigt. Dort sollte 2017 eine Inszenierung des Romans »89/90«69 gezeigt werden. In der Wendegeschichte treten einige Neonazis auf, die gerne andere als »Neger« bezeichnen. Diese realitätsnahe Sprache sollte nun bei der Aufführung während des Theatertreffens unterlassen werden. Auf Anweisung der künstlerischen Leitung wurde die Regisseurin kurz vor Vorstellungbeginn damit konfrontiert, dass das N-Wort auf der Bühne des Berliner Theatertreffens nicht ausgesprochen werden dürfe. Die Regisseurin beugte sich der Autorität und machte durch einen klugen Regieeinfall diesen Zensur-Eingriff deutlich. 

Immer wenn die Figur »Neger« gesagt hätte, ließ sie nun den Schauspieler den Beep-Ton machen, der aus dem US-amerikanischen Fernsehen bekannt ist und mit dem unliebsame Worte übertönt werden. So war jedem Zuschauer klar, dass hier ein Eingriff stattgefunden hat. Aus dem N-Wort war ein Beep geworden, der bei jedem Zuschauer die wiederum gleiche Assoziation wachgerufen hat, die das Wort »Neger« gehabt hätte. Die Zensur des Theatertreffens war damit bloßgestellt und in ihrer bedenklichen Botschaft vorgeführt: Die Figurenrede der Nazis darf auf ihrer Bühne nur in geläuterter Form auftreten, so dass die empfindlichen Ohren des Publikums von keinem Nazi-Jargon mehr beleidigt werden.

Solche Eingriffe in das öffentliche Sprechen und Handeln auf der Bühne sind in der Theatergeschichte oft vorgekommen. So hat der Aufklärer Christoph Martin Wieland bei seinen Shakespeare-Übersetzungen die anrüchigen Passagen im Akt der Selbstzensur weggelassen. Und dass Frauen als Schauspielerinnen auftreten dürfen, ist erst eine Errungenschaft der Aufklärung, die gegen kirchliche Verbote durchgesetzt werden musste. Das Irritierende an der Zensur des Berliner Theatertreffens ist, dass hier das Theater sich selbst zensiert, und dass diejenigen, die dieses durchsetzen, von sich selbst behaupten, sie würden damit dem Fortschritt in der Kunst und der Welt dienen.

Alle früheren Verbote gingen von einer Autorität aus, die eindeutig die Freiheit der Kunst einschränken wollte. Sei es durch die Kirche oder die weltlichen Machthaber, die den Spott und das Gelächter fürchteten. Das Theater und die Kunst sahen sich in ihrer ganzen Geschichte mächtigen Autoritäten ausgesetzt. Dass die Eingriffe aufgrund der Maßgaben der politischen Korrektheit in der Spätmoderne aus dem Zentrum der Kunst selbst erfolgen, ist in der Geschichte neu, passt aber zum neoliberalen Umbau der Gesellschaft. So wie jeder zum Unternehmer seiner selbst werden soll, so soll sich die Freiheit der Künste nun auch selbst einschränken. Nicht mehr eine provozierte Obrigkeit fordert nun Verbote, sondern die lautesten Rufe kommen aus dem Milieu der Kunstschaffenden selbst. Die Beispiele für Bilder, die aus Museen verband werden sollen, sind inzwischen zahlreich, und die meisten haben ihre Ursache nicht in einer empörten Kirche oder einer ängstlichen weltlichen Macht, sondern sie kommen aus der Mitte der Künstler und ihrer professionellen Kritiker.

Stegemann

 

 

Bernd Stegemann: Die Öffentlichkeit und ihre Feinde. Verlag Klett Cotta 2021. 384 Seiten. 22 Euro.

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Günter Johannsen | Mo., 5. April 2021 - 19:47

Die Political Correctness ist ein Kind der gewissen MfS-Stiftung, die sich auf der "Modernisierungswelle" der kommunistischen Einheitsfront zur absoluten Dominanz aller Lebensbereiche in unserer Republik aufgeschwungen hat! IM-Victoria (oder OibE?) hat ihr Ziel fast erreicht. Ich will eigentlich nicht schon wieder Kurt Tucholsky zitieren, aber es passt hier absolut her: "Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!"
Leider ist es schon fünf nach Zwölf und nicht mehr nur die Kunst zensiert sich selbst, sondern die Normalbürger unseres Landes haben sich an die aus DDR-Zeiten bekannte Doppelgesichtigkeit gewöhnt: ein Gesicht für die Arbeits- bzw. Dienstwelt und für privat zu Hause das echte eigene Gesicht! Soweit hat es die Genossin Victoria mit der Sprachhygiene ihrer Political Correctness schon geschafft ... "wir schaffen das" kommt uns irgendwie bekannt vor!

Herr Stegmann klingt, mal wieder, wie ein Wegbereiter irgendeiner Querfront.

Es mag ja stimmen: Zuweilen fällt es schwer, einen angemessenen Umgang mit Begrifflichkeiten zu finden, die längst in der Tone der Unsagbarkeit entsorgt gehören.

Diese Begriffe waren, ja sind seit langer Zeit Teil unserer Alltagskultur. Was sie nicht für alle Zeit unangreifbar und akzeptabel macht. Was nicht heisst, dass sie möglicherweise verschwinden sollten.

Es gab Zeiten, da waren Beleidigungen wie "du blöder Jude!" durchaus üblicher Teil gut-deutscher Schimpfkanonaden eher bildungsferner Schichten. Wobei solche Spinner ja nicht mal unbedingt wirkliche Antisemiten sein mussten - sie waren nur Minderbemittelte, die irgendwelchen Schwachsinn ausstießen.

Gleichwohl wurde durch solches Geschwätz eine Wertung in den Alltag transportiert, die menschenverachtende Züge trug.

Cancel-Culture hätte da durchaus nützlich sein können!

Die Linke und ihre Ableger wollen vergessen machen, welche Ideologie sie vertraten & noch vertreten? Ihr großer Vordenker Karl Marx ist uns KEIN Vorbild. Wenn diese noble Gesellschaft von Rassismus und Antisemitismus redet, sollte sie nicht verschweigen, dass Linken-Ikone Marx selbst ein Judenhasser war. Passagen von Marx über Juden lesen sich wie Texte von hitlergetreuen Nazis: "Welches ist der weltliche Grund des Judenthums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus der Juden? Der Schacher.“

Kein Begriff ist, wie Sie sagen, für alle Zeit unangreifbar und akzeptabel.
Es gilt aber ebenso der Umkehrschluß, daß Begriffe, die eine bestimmte Generation oder Milieu mit einem Tabu belegt, in nachfolgende Generationen durchaus wieder in den Sprachgebrauch zurückkehren.
Und in anderen Gesellschaftsschichten sogar nie weg waren.
War für Luther und Mozart furzen weder als Körperfunktion noch als Wort tabu,
ist es für das Bildungsbürgertum des Fin de Siecle schambehaftet und unaussprechbar.
Für dessen Nachfolger, die 68er, war Fäkalsprache ein Akt der Rebellion gegen die spießbürgerliche Gesellschaft.
Die Feuchtgebiete von Charlotte Roche waren ein letztes Aufbegehren, seither ist mit woke-capitalism und dem Puritanismus der Ivy-league Universitäten wieder Scham und Tabu ins Bildungsbürgertum unserer Seite des Atlantiks geschwappt...

das habe ich als Kind auch noch erlebt und gehört. Nach dem CC Verständnis dürfte man aber einen Juden nicht JUDE nennen. Zum Glück gibt es eine jüdische Gemeinde, die das zu verhindern wusste und wüsste.

Lesen Sie doch bitte mal den letzten Satz des Beitrages von Hr. Gerhard Hellriegel, etwas weiter unten. Diesen Schlüsselsatz schreiben Sie sich bitte mal über den Rasier- oder Garderobenspiegel.

Urban Will | Mo., 5. April 2021 - 20:13

Man kann nur hoffen, dass die Protagonisten dieser Selbstzensur nicht auch noch die Macht über das Fernsehprogramm bekommen.
Ich nehme an, auch im Kino wird dieser Blödsinn bald umgesetzt und so kann man froh sein,dass bereits so viele gute Filme gedreht wurden, dass zumindest die Angehörigen der Generation der einst Freien für den Rest ihres Lebens versorgt sind mit dem, was es gibt. Gottseidank vergisst man ja schnell die Details und kann gute Filme immer wieder genießen.

Apropos Film: den „Freunden und Anhängern“ dieser N – Wort - Kultur empfehle ich
„Django Unchained“ von Quentin Tarantino (2012).
Dort fällt das „N – Wort“ mit den fünf Buchstaben hinter dem N gefühlt alle drei Sekunden.
Danach sind sie vielleicht geheilt in Bezug auf diese Selbst – Kastration.
Denn – man kann es kaum glauben – nach diesem Film drehte sich die Erde weiter, es gab keine Ausbrüche von Rassismus, etc.
Die Leute genossen den Film und gingen nach Hause.
Wie einfach die Welt doch sein konnte, einst.

Wolfgang Jäger | Mo., 5. April 2021 - 20:17

Alles richtig analysiert. Bloß Stegemann muss sich wohl warm anziehen, will er in seiner links unterfütterten Szene (Theater)auf Dauer noch eine Rolle spielen. M.E. ist es eine Frage der Zeit, bis er selbst Opfer derer wird, die er hier zutreffend kritisiert. Die linksideologisch unterwanderte Theaterszene frisst nun bald seine eigenen Kinder. Und Stegemann gehört nicht eben der "neuen Rechten" an.

Wilfried Düring | Di., 6. April 2021 - 09:59

Antwort auf von Wolfgang Jäger

'Meines Erachtens ist der Journalist, der einen Terroristen interviewt, einer, der den Terroristen unterstützt, weil er weiß, dass diese Person ein Terrorist ist. Wenn Sie die Gedanken eines Terroristen in Ihrer Publikation abdrucken, was ist das dann?'.
Nach geltender Lehre der heutigen Meinungs-Inquisitoren ist die Aussage des Herrn Erdogan doch sachlich richtig. Wir leben doch nicht mehr in Zeiten der RAF!
Wer den Wahrheits-Gehalt diese Aussage ernsthaft bestreitet, ist doch heute - ein 'Kontaktschuld-Leugner'.
Und Kontakt-Schuldige haben im heutigen Deutschland ein verdammt schweren Leben. Ich nenne einige bekannte Namen: Michael Beleites, Susanne Dagen und Monika Maron.
Herr Stegemann sollte sich von seinem eigenen Beitrag schnellstens 'distanzieren'!
Oder will er sich etwa 'einlassen' mit:
Nazis, Rassisten, Leugnern, Pegidisten,
Hassern, Hetzern, Querdenkern und Ketzern,
Dunkeldeutschen, Menschenfeinden, der Protest-Mischpoke,
Rechtsextremen, Cov-Idioten, Säuen und Coyoten?

Herr Düring, ich stimme Ihnen 100% zu. Es ist aber nicht nur die Kunstszene, die sich selbst demontiert, auch viele Journalisten klatschen Beifall, wenn einem von Ihnen der Videokanal auf Youtube gesperrt wird, weil er von einer von Ihnen verurteilten Veranstaltung oder Demo berichtete(siehe https://reitschuster.de/). Es werden seitenlange Hetz- und Hassartikel in ehemals seriösen Zeitungen zum Schaden von aufrechten Demokraten veröffentlicht, nur weil diese Person es sich erlaubte, unbequeme Fragen in der Bundespressekonferenz zu stellen. Es hat sich eine unheilige Symbiose von Medien, Politik Pharma- und der Postindustrie (Bertelsmann, Facebook etc.) herausgebildet welche an allen Schaltstellen unserer Gesellschaft präsent ist und unser Leben diktieren will. Unsere Freiheit war in den letzten 31 Jahren noch nie bedrohter gewesen. Es ist eine Schande für alle Linken wenn sie dieses "Spiel" sogar noch mitgestalten. Sie sind willfährige "Untertanen" geworden.

Juliana Keppelen | Di., 6. April 2021 - 11:19

Antwort auf von Wolfgang Jäger

genau das war auch mein Gedanke. Wenn Herr Stegemann so weitermacht wird ihn unwillkürlich der Bann der "Guten" treffen wie schon Einige vor ihm.
Ich hoffe, dass er und seine auf den Punkt gebrachten Analysen uns noch lange erhalten bleiben denn allzuweit sind wir nicht mehr entfernt von der zumindest mentalen Bücherverbrennung.

Reinhard Getzinger | Mo., 5. April 2021 - 21:09

Noch verhängnisvoller als der Kulturbetrieb, wo Künstler selbst nach Zensur rufen, ist die Rolle der Medien.
Dort gibt man sich mit Selbstzensur alleine nicht zufrieden.
Waren früher die Medien die ersten Adressaten staatlicher bzw. kirchlicher Wilkür, haben sie längst die Seiten gewechselt.
Wer selbst den Finger an der Löschtaste hat, entwickelt ein ganz anderes Selbstverständnis als jemand, der latent von Zensur bedroht ist.
Die offensichtliche Machtasymetrie zwischen Journalisten und ohnmächtigem Leser(briefschreiber) und Poster, der über dieses Herrschaftsinstrument nicht verfügt,führt dazu, daß Journalismus immer mehr als Quasi-Behörde verstanden wird.
Eine Quasi-Behörde von Volkspädagogen, die Folgsamkeit und politisch korrektes Denken einfordert und die, wenn Zensur alleine nicht reicht, durch Pathologi- und Kriminalisierung die soziale Ächtung der Unbelehrbaren betreibt...

Markus Michaelis | Mo., 5. April 2021 - 22:01

Mir scheinen Wurzeln in einem Glauben zu liegen, das eine absolute Gerechtigkeit der Naturzustand ist und erreicht werden kann und muss. Dazu gehört der absolute Glaube an EINE Menschheit mit EINEM Wertesystem. Das ist zumindest mein Eindruck.

Akzeptiert man diese Prämissen, sind die Forderungen der Political Correctness, Gender, Antirassismus etc. noch viel zu schwach.

Denn ohne Frage leiden viele Menschen in ihrer eigenen Wahrnehmung in unserer Gesellschaft. Und ohne Zweifel ist die deutsche Gesellschaft nicht universell, sondern sehr speziell: schon Italien ist anders, Marokko ist mehr anders, Pakistan ist anders, Thailand ist anders. Wir sind weit weg von universell und Menschen empfinden Diskriminierung.

Absolute Gerechtigkeit und EINE Menschheit kann das nicht tolerieren, da gibt es wenig zu diskutieren. Die Lösung scheint im Moment darin zu liegen, absolute Täter zu identifizieren, die nicht zur einen Menschheit und Gerechtigkeit gehören, sondern ihr gerade im Weg stehen.

Werner Endres | Mo., 5. April 2021 - 22:15

Ich finde den Beitrag von Herrn Stegemann zur Political Correctness insgesamt sehr überzeugend.

Der "neoliberale Umbau der Gesellschaft" ist jedoch eher eine linke Schimäre. Angesichts einer Staatsquote von 51,3 % in 2020 stimme ich eher Herrn Sloterdijk zu, der dies Semisozialismus nennt.

Ernst-Günther Konrad | Di., 6. April 2021 - 09:36

Sie legen wieder einmal den Finger in die Wunde. Es sind zum Teil die Künstler selbst, die sich politisch devot der links-grünen Sprachdiktatur unterwerfen. Es sind die gleichen Künstler, die heute bei Corona alles mitmachen, nicht aufbegehren, aber lautstark jammern, wie schlimm der Verlust der Kunst ist, weil kein Publikum und keine Einnahmen, ihre Existenz bedroht ist.
Wer sich sprachlich selbst dezimiert und sich durch eine künstlich erzeugte Selbstreinigungsorgie bewegt, verliert am Ende auch das Publikum. Wer ins Theater geht, kennt in der Regel das Stück, den Dichter und die Ursprungsformen des Stückes, das aufgeführt wird. Viele haben vorher die Bücher gelesen und kennen die Handlung. Natürlich auch die Zeit, in der es entstand und die Sprache, die in dieser Zeit vorherrschte. Das alles wird durch Selbstzensur zerstört. Wenn das noch Kunst sein soll, werden die Kunstkenner sich abwenden und sich lieber den Originalen widmen.

Gerhard Hellriegel | Di., 6. April 2021 - 10:40

Ein wichtiger, richtiger Beitrag. Bis auf einen Punkt, da wird er inkonsistent.
1. "Zum einen meinte man, in der Endsilbe »linge« etwas negativ Verkleinerndes zu erkennen, wie etwa beim Däumling oder Weichling."
2. "Das Wort »Neger« hat eine eindeutig rassistische Konnotation. Es ist eine abwertende Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe."
Man kann bei Punkt 1 genau so Eindeutigkeit behaupten wie bei Punkt 2. Es ist einfach willkürlich. Aber: es handelt sich beides Mal um Konnotationen. Beispiel: "Ich habe keinen Bruder, nur eine Schwester." "Ich habe keine Schwester, nur einen Bruder". Wie ist das "nur" gemeint? Mit oder ohne Abwertung? Es gibt Konnotationen, die gehören zum Sprachgebrauch: Krebst ist schlimmer als Husten. "Ich habe keinen Husten, nur Krebs", das geht nicht. Aber dass "Neger" abwertend sei, das gehört eben nicht zum Sprachgebrauch. Genau so gut können Sie "Eingeborener" oder "Aborigine" als negativ konnotiert erklären. Bearbeiten Sie Ihren eigenen Rassismus.

Neger, so habe ich das als Kind aufgenommen, gelernt stand für die Schwarzafrikaner und war in Verbindung mit braun wie ein Neger (sommerliche Tönung der Haut durch Sonneneinstrahlung) sogar positiv konnotiert.
Aber so ist es mit allen Zuordnungen, man kann sie positiv oder negativ beleuchten. Entscheidend ist der gesagte Satz und was er ausdrückt, sagen will.
Begriffe bewusst zu Verbannen weil sie angeblich per se Pfui sind führen zur Verkrampfung der Sprache.
Negrider als Ersatzbegriff für Neger scheint noch nicht unter Rassismusverfolgung zu stehen oder irre ich?

Tonicek Schwamberger | Di., 6. April 2021 - 11:44

... ich stimme Ihren Worten: " Aber dass "Neger" abwertend sei, das gehört eben nicht zum Sprachgebrauch." völlig zu. Ich habe in dem Wort "Neger" nie eine negative Konnotation sehen können, auch kann ich mir nicht erklären, woher diese "negative Konnotation" kommt?
Demzufolge werde ich mir nicht verbieten lassen, das Wort "Neger" zu benutzen - eine anderweitige Konnotation ist mir gleichgültig.
Und, ja, wenn die Kunst sich selber zensiert, wird sie sich irgendwann ganz langsam, aber sicher, abschaffen.

Konnotation sehen können.
Ich auch nicht im Gegenteil habe ich doch das Wort "Negerkuss", "Mohrenkopf" oder "Sarotti-Mohr" immer mit was positivem verbunden (Schmunzeln).
Ganz unabhängig von meiner Einlassung sollte man nie jemand wegen seine Äusseren beleidigen bin aber trotzdem verwirrt was ist mit "Ossi" und "Wessi", Bleichgesicht, Rothaut, Schlitzauge, Käsköpfe (Holländer), Froschschenkelesser usw., usw. ich sehe schon es wird komplizierter als gedacht. (Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten)

Manfred Bühring | Di., 6. April 2021 - 14:16

Die Kritik von Bernd Stegemann an der Selbstzensur der Kunst, der Schere im Kopf der Kunstszene selbst, ist nachvollziehbar; die Konsequenzen sind erschreckend für das Freiheitsbld unserer Gesellschaft. Was das allerdings mit einem aus Stegemanns Sicht "neoliberalen Umbau der Gesellschaft" zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Devote Selbstzensur passt zum real existierenden oder im Entstehen befindenden Sozialismus.

Yvonne Stange | Di., 6. April 2021 - 17:51

... am Wort Neger stören, denen empfehle ich, die Rede vom M.L. King (I have a dream)im Original anzuhören!! Er sagt es selbst. Ich verstehe den Aufstand nicht, abwertend ist nur Nigger!! Aber nicht Neger, welches von negro - schwarz stammt.
Aber wie ich hier auch schon schrieb - leider unter die Zensur gefallen - Indianer ist ein ähnliches Beispiel, obwohl viele amerikanische Ureinwohner-Vereinigungen, dieses pöhse pöhse Wort in ihrem Namen führen.... ich hoffe, die Grünen stoßen mal nicht auf so eine Webseite. xD
Nur noch irre, diese Menschheit.

werner kistritz | Di., 6. April 2021 - 19:29

Wir reden hier nicht über Verhandelbares, sondern über die Grundfeste unserer Demokratie. Unsere Demokratie baut auf maximaler Toleranz gegenüber Andersdenkenden auf. Die Kirchen haben das seit den siebziger Jahren bitter spüren müssen. Regelmäßig verloren sie vor Gericht.
Was jetzt etabliert werden soll ist die orientalische Variante des Beleidigtseins. Der Handelnde ist immer schuld. Er hat mich beleidigt.
Das heißt: ich habe immer grundsätzlich recht, wenn mich etwas stört. Das ist das Gegenteil der bisherigen Linie. Falsch oder richtig liegt allein in meinem Ermessen. Wie will man das weiterführen? Ein unendlicher Eiertanz!

Kurt Kuhn | Mi., 7. April 2021 - 13:15

Ich bin im national-kommunistischen und ideologisch total verseuchten Rumänien aufgewachsen. Durch Diktat, Zensur und Selbstzensur wurde dort jede kulturelle Tätigkeit praktisch ausgehebelt. Satire war äußerst ungesund.
Einunddreißig Jahre später wird der Zeitgeist in D jenen ideologischen Zwängen immer ähnlicher. Verzeihung, aber bei mir jucken noch ein paar alte Narben!

Sehr geehrter Herr Stegemann, seien Sie bitte vorsichtig! Im kommunistischen Rumänien sind international anerkannte Künstler wegen ein paar „verfehlten“ Aussagen oder Tätigkeiten ohne Begründung aus der rumänischen Öffentlichkeit für viele Jahre verschwunden. George Zamfir z.B. hat in Frankreich eine katholische Messe komponiert und landete daraufhin im fernen Exil. Im Inland erging es anderen Künstlern nach dem ideologischen Fehltritt richtig dreckig.
Nach der politischen Wende haben sie vor laufender TV-Kamera geheult wie kleine Kinder.

Trotzdem, vielen Dank für den sehr guten Beitrag!