Ecce Homo: Wirft uns Corona auf unser nacktes Menschsein zurück? / dpa

Kirche und Corona - „Die Kirche muss jetzt nah bei den Menschen sein“

Das zweite Corona-Osterfest steht vor der Tür. Doch Hoffnung will sich nirgendwo recht einstellen. „Cicero“ sprach mit einem Pfarrer aus der Uckermark über das Leiden der Menschen im Lockdown, über das Schweigen der Kirche und über die unveräußerliche menschliche Würde.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Thomas Dietz wuchs in Berlin-Pankow auf. Nach einem Studium der Theologie und zwei Jahren als Vikar wurde er Pfarrer im Evangelischen Pfarramt Schönfeld. Der Pfarrsprengel in der Uckermark setzt sich heute aus acht Kirchengemeinden zusammen.

Herr Dietz, die Passionszeit neigt sich dem Ende zu, das Leiden an und durch Corona aber geht weiter. Sie sind Pfarrer in einem Kirchensprengel in der Uckermark. Wie werden Sie vor diesem Hintergrund die Ostertage begehen?

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Walter Bühler | Do., 1. April 2021 - 15:04

vielen Dank, dass Sie dieses Interview mit Pfarrer Dietz im Cicero untergebracht haben, und zwar passgenau zu Karfreitag und Ostern.

Ich hoffe, dass es in unseren Kirchen noch mehr solche Geistliche gibt, die mit der Seelsorge nicht genau dann aufhören, wenn es wirklich schwierig wird.

Ich wünsche Ihnen beiden ein schönes Osterfest.

Das war jetzt ironisch gemeint, also spart mit der Entrüstung. Was ich sagen wollte ist, dass es für das Infektionsgeschehen unerheblich ist, ob man eine Kirche oder eine Kneipe aufsucht und dass man mit Corona begründet nicht das eine verbieten und das andere - wenn auch mit Warnung - zulassen kann. Religiöse Gemeinschaften und ihre Mitglieder verdienen nicht mehr Toleranz als Hedonisten, zumal sie oft zu selbiger wenig Bereitschaft zeigen. Es ist nicht zu fassen, dass wir uns 2021 im Krebsgang auf die Ausgangspunkte der Aufklärung zurück bewegen. Meine Empfehlung für Ostern: Schaut Euch mal wieder "Das Leben des Brian" an! Religiöse Gefühle dürfen auch am Karfreitag verletzt werden.

Stefan Bauer | Do., 1. April 2021 - 15:08

... wie selbst die Wirtschaft ins deutlich ineffizientere Homeoffice gezwungen wird - aber die Kirchen meinen, dass Zusammenkommen ganz toll wäre (und wie oft dabei die Regeln missachtet werden, liest man dann immer, wenn daraus ein Hotspot wurde).
Dass die Regierung hier mitmacht, ist ein Offenbarungseid.

SCHLIESST DIE KIRCHEN und MOSCHEEN! Das gehört zum Lockdown dazu!

Konrad Schiemert | Do., 1. April 2021 - 16:11

Antwort auf von Stefan Bauer

Haben Sie kein Mitleid mit dem Corona-Virus? Es will auch leben. Es hat ein Recht dazu.

Klaus Funke | Do., 1. April 2021 - 16:28

Zur Wendezeit standen die Kirchen auf der richtigen Seite. Heute hat sich das geändert. Wie zu Zeiten der DDR ist die evangelische Kirche wieder Staatskirche geworden. Denn Dein Herz wird sein, wo dein Schatz ist. Der Staat alimentiert die Kirchen und zieht die Kirchensteuer ein. Also singt man das Lied des Staates. Mit der katholischen Kirche ist es nicht viel anders. Nur ist die Heuchelei dort noch größer. Sammelt die Kirche noch die Mühseligen und Beladenen um sich? Nein. Zwar betet sie für ihre Feinde, zum Beispiel den Islam. Aber ist es nicht zu viel davon? Was tut die Kirche für ihre Gläubigen? Sie lässt es zu, dass sie ausgesperrt werden vom Haus Gottes, sie heiligt jede Irrung des Staates, verteufelt, wo der Staat verteufelt. Nein, sie ist keine Kirche des Volkes mehr. Erschiene Christus wieder, würden sie ihn wieder verraten und geißeln und ans Kreuz nageln lassen wie vor 2000 Jahren. Die Kirchen sind keine Häuser Gottes mehr, sie sind Weihestätten des gottlosen Staates.

Genau das stimmt!
Die gegenwärtige Kirchenleitung praktiziert genau das Gegenteil: sie ist nicht bei den Menschen, die gerade jetzt ihre Unterstützung nötig hätten, sondern auf Seiten der Regierung und des linken Zeitgeistes. Das sagt einer, der als Evang. Jugenddiakon dies selbst erlebt hat, als er 1982 mit seiner Jungen Gemeinde (JG) in Leipzigs Nikolaikirche das Montags-Friedensgebet gründete. Damals stand der Bischof Hempel und der Superintendent als Schirmherr hinter uns. Nur so konnte das Montags-Friedensgebet weiter bestehen und in den Montagsdemos münden auch gegen den Willen der SED-Führung! Heute steht der SPD-Genosse Bischof Bedford-Strohm auf Seiten der Regierung. Das ist vielleicht einträglich, aber der Kirche nicht zuträglich!

... wenn ich sehe, wie viele Menschen diesen Staatskirchen den Rücken kehren, man kann jeden nur zu dieser Entscheidung beglückwünschen. Es sollten noch mehr Menschen diese Entscheidung treffen aber ich fürchte, es bringt keine Umkehr vom Irrweg. Irgendwann münden sie dann mal im Islam nehme ich an. ;-)
Christ sein, kann man prima ohne das Bodenpersonal vom lieben Gott. :-) Von den Kanzeln wird genauso herunterindoktriniert wie in Moscheen.

Bei der Kirchenobrigkeit (Konzern Kirche) haben wir doch das gleiche Problem wie in der Politik. Alle samt sind mit sich selbst, der Macht, der Eitelkeit & dem Geld beschäftigt sowie ihrer Mehrung, statt ihrer Berufung nachzukommen.

Sie sind alle keine Diener mehr am Menschen, Bürger oder dem Volke.

Sie sind so eitel & selbst süchtig geworden, dass sie nichts mehr erklären müssen & über allen Dingen stehen.
Ja selbst Gesetze & Eide, egal ob weltliche oder göttliche, sind nicht einmal das Papier wert!

Es wird gebogen & gelogen, geschmirgelt & getüncht, aufgerichtet & vernichtet,
je nach dem, wie mans benötigt.

Und all die Hirten, die Tag eins & aus ehrlich & unermüdlich, aufrichtig & bescheiden, ohne zagen & klagen
ihren steinigen Weg der Liebe, Demut & Gerechtigkeit gehen, egal ob weltlich oder christlicher Natur, die werden befleckt & beschmutzt und stehen als Sünder & Kanonenfutter für die wahren Sünder & Schuldigen am Pranger.

Nein, wir sollten vielleicht gerade zu Ostern...

Bernd Muhlack | Do., 1. April 2021 - 16:42

Wie sagte der damalige Schauspieler Joachim "Blacky" Fuchsberger im hohen Alter?
"Morgens lese ich zuerst die Todesanzeigen in der Zeitung. Wenn ich nicht drin stehe koche ich Kaffee."
Er wurde 87 J alt.

Vor 3 Wochen starb ein Bekannter, 71j alt.
Im Sommer 2017 waren wir 2 Wochen lang Zimmernachbarn auf Station 4, Endo-Uro.
Wir waren ein perfektes Team!
Wir hatten beide Glück: keine bösartigen Tumore, Gedöns.
Seine Frau besuchte ihn täglich; sie hatte jeweils eine Thermoskanne Kaffee dabei. Damit hätte man Tote aufwecken können!
"Kaffee, schwarz, ohne Zucker, ohne Wasser!"

Ich telefonierte natürlich mit Frau M.; sie erinnerte sich gar an mich!
Es sei plötzlich "ganz schnell gegangen".
Krebs - leider damals eine Fehldiagnose!!!

"Wissen Sie, ich habe ja meinen Sohn und die 2 Enkel. Mit diesem Schei...Corona ist das aber blöde. Ich komme zurecht, schaffe das!"
Sie war und ist sehr tough, cool.
Ja, Sie wird das schaffen!

Er starb im KH - isoliert.
Nein, er hatte kein Corona - q.e.d.

Herr Muhlack, ich könnte mir vorstellen, dass der erste Teil des Konzertes

https://www.arte.tv/de/videos/101245-008-A/arte-x-holzmarkt-in-berlin-l…

aus der Arte-Mediathek (mit Anna Prohaska und der Lautten-Compagney) Ihnen zusagen könnte, obwohl es sich überwiegend um Barock-Musik handelt. Es kommt aber an zentraler Stelle auch zeitgenössische Musik vor, nur Geduld!

In jedem Falle wünsche ich Ihnen frohe Ostern!

Hans Giger | Do., 1. April 2021 - 18:42

Eine Klarstellung: Ich bin Christ. Gläubiger Christ. Ich arbeite mit der Kirche. Ich arbeite für die Kirche.

Pastor Dietz scheint ein guter Seelsorger zu sein. Gleichzeitig aber ist er naiv und vor allem unsolidarisch. Der Pastor verteidigt sein ganz persönliches Verhalten und schwafelt von der dünn besiedelten Region und der großen Not seiner Kirchgemeinde. Dies aber ist selbstgefällig und rein
egoistisch.

Nach nunmehr 14 Monaten haben wir festgestellt, dass die Überwindung der Pandemie nur gemeinsam und nur mit striktem Einhalten aller Vorsichtsmaßnahmen erfolgen kann, was auch das aller-allernötigste Zusammentreffen von Menschen beinhaltet.

Mit rührseligen Beispielen, die an Kitsch grenzen und schließlich am Ziel vorbeischießen, kommen wir nicht weiter. Es gibt mindestens vier Fernsehsender, die religiöse Programme senden, es gibt auch auf dem dünn besiedelten Land nötige oder notwendige persönliche Kostakte und es gibt heute sogar ein Telefonnetz…

Robert Hans Stein | Fr., 2. April 2021 - 11:47

Antwort auf von Hans Giger

dass Sie als gläubiger Christ das so vernunftgeleitet einschätzen. Können Sie sich vorstellen, wie ein wissenschaftsgläubiger Atheist diesen Tünnef findet, den dieser "Seelsorger" da absondert? Gut vorstellbar, dass er Urlaub auf Malle für unglaublich verwerflich hält. Kann er ja auch - ich sehe es umgekehrt und fliege.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 2. April 2021 - 14:46

Antwort auf von Hans Giger

Sie arbeiten für die Kirche und dann solche Töne? Frieden mit Gott, den Menschen und sich selbst stelle ich mir anders vor. Sie haben FESTGESTELLT?
Ich glaube kaum und genau diese Haltung würde ich auch keinem Politiker* abnehmen.
Sehr schön heute der evangelische Gottesdienst aus Kempten auf ARD.
Mir tut dieser Artikel von Herrn Dietz gut.
Wir sind wohl doch im Paradies -> bei Gott und also ohne Feindseligkeiten und ohne Angst.
Das geht jede Sekunde, manchmal nur für Sekunden.
Da gibt es bestimmt einen Zugang zu Ihrem Kommentar - in jedem Fall Danke dafür - aber zunächst hat er mich erschreckt und verschreckt.
Morgen vielleicht schon nicht mehr.
Freundlichst

Ines Schulte | Fr., 2. April 2021 - 18:47

Antwort auf von Hans Giger

...können wohl kaum die aktive Teilnahme (das Kommunizieren) ersetzen. Dafür könnte ggfs. heute noch der Brief der Hildegard von Bingen (1098-1179) an die Prälaten der Mainzer Diözese stehen, die ihr ein Interdikt (Verbot kirchlicher Amtshandlungen) auferlegen wollten: "Deshalb müsst Ihr und alle geistlichen Oberen mit größter Behutsamkeit vorgehen. Ehe Ihr den Mund einer Kirche, das heißt derer, die das Lob Gottes singen, durch Urteilsspruch schließt und ihnen den Vollzug und den Empfang der Sakramente untersagt, müsst Ihr die Gründe für diese Maßnahme aufs Sorgfältigste prüfen und untersuchen." ...

Das Aussetzen von Gottesdiensten, sowie z.B. auch das Untersagen von Chor-und Orchesterproben, geschieht wohl meist aufgrund behördlicher Anordnungen, denen sich zu allen Zeiten Menschen, auch gegenteiliger Ansichten, gebeugt haben. Bei Pastor Dietz geht es m.E. nicht um "Egoismus" Herr Giger, sondern um die Maßgröße der regional teils schwankenden Inzidenzwerte und deren Wirkung.

Yvonne Stange | Sa., 3. April 2021 - 10:13

Antwort auf von Hans Giger

Herr Giger, wenn die letzten 14 Monate eines nicht gezeigt haben, dann das, dass es nur durch das Einhalten strikter Regeln geht! Kein Lockdown hat geholfen, keine Regeln, wir stehen genauso da, wie die Länder ohne Lockdown (wobei die teilweise sogar besser sind...). Es ist eine herbeigeredete und herbeigetestete Plandemie!

Pastor Dietz spricht von der dünn besiedelten Region - für Sie ist das Geschwafel und selbstgefällig.... für mich ist es ein FAKT!! Diese Region ist dünnbesiedelt. Was soll daran "selbstgefällig" sein? Kennen Sie den Spruch: Was mich am anderen stört ist mein eigenes Problem? Das trifft auf Sie zu, genau in den Punkten, die Sie an dem ehrlichen Pastor kritisieren!

Wenn Seelsorge für Sie nur Kitsch ist, dann haben wir hier scheinbar mit Ihnen ein Exemplar der Angestellten des Konzerns Kirche, die auch die Erbbaupachtsteuern ohne mit der Wimper zu zucken um 300 % erhöht haben... Gute Nacht!

Ernst-Günther Konrad | Fr., 2. April 2021 - 10:06

Ein gutes, ein wahrhaftiges Interview, Herr Hanselle. Da spricht ein Gottesdiener von der Front, frei und beherzt, nur dem wahren Leben verbunden. Die Amtskirche hat doch ihre "Frontkämpfer" längst im Stich gelassen. Wer Bedford-Strohm und Konsorten hört und sieht, weiß was ich meine. Die kümmern sich lieber um ihr Schleppergeschäft im Mittelmeer.
Hoffentlich findet sich nicht eine gewisse Klientel im Cicero, die dem Mann zum Gottesdienst die Polizei schickt und die "gefährlichen" Ansammlungen auflösen lässt.
Ich jedenfalls wünsche Herrn Dietz, dass ihm viele die können und wollen zuhören. Er hat wenigstens was zu sagen.

...dass göttlicher Schutz sie vor einer Corona-Infektion immunisieren möge...

Das dürfen sie ja ruhig. Allerdings sollten sie sich trotzdem nicht in Massenveranstaltungen zusammenfinden. Christlicher Glaube kann selbstverständlich nicht notwendige Sicherheitsmaßnahmen ersetzen!

Gleichwohl erinnere ich mich an einen AfD-Politiker (in BW oder RLP) der tatsächlich meinte, sein Glaube werde ihn wohl vor einer Infektion schützen! Eine willkommene Erinnerung daran, wie froh wir sein können, nicht von solchen Leuten regiert zu werden!

Richtig, es gehört zum eigendefinierten Aufgabenbereich der Kirchen, sich um Schwache und Kranke zu kümmern. Dazu gehört auch, potentielle Gefahrenherde, sprich Gottesdienste, so zu gestalten, dass sie keine "Spreaderevents" darstellen, möglicherweise ganz ausfallen zu lassen.

Nur nebenbei: Ich nehme nicht an, dass der Forist, der sonst immer euphorisch auf Gesetze oder Gerichsentscheidungen verweist, zur Mißachtung gesetzlicher Regeln aufruft?

Lieber Herr Lenz,
ich leide unter zunehmender Vergesslichkeit. Das gilt leider auch für die Äußerungen im Forum.

Darf ich bei Bedarf auf Ihre sorgfältige Buchführung über uns Foristen zurückgreifen? Sie wissen ja, Eckermann ...

möchte ich mich anschließen.
Wie so oft sprechen Sie auch in diesem Kommentar genau das aus, was ich denke.
Sie ersparen mit damit die Arbeit, es selber niederzuschreiben.

Ihnen und allen Foristen, die mich kennen und mögen, wünsche ich ein gnadenreiches und frohes Osterfest!
Ihre C. Wallau