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Der Fall Thierse zeigt: Der Protest gegen Identitätspolitik wird lauter / dpa

Wende in der Identitätspolitik? - Die Mitte muckt auf

Gute Nachrichten: In der zunehmend zugespitzten Debatte um Identitätspolitik formiert sich Protest und Widerstand der Mitte. Und der reicht sogar bis ins linke Feuilleton hinein. Stehen wir vor einer Wende?

Autoreninfo

Jens Nordalm leitete bis August 2020 die Ressorts Salon und Literaturen bei Cicero.

So erreichen Sie Jens Nordalm:

Wenn nicht alles täuscht, wendet sich gerade das identitätspolitische Blatt. Der Wind dreht sich – weil der Bogen überspannt wurde. Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Ackermann deutete vor Tagen im Deutschlandradio an, der Titel ihres vielbeachteten Buches aus dem Februar 2020 könnte in diesen Wochen veralten: „Das Schweigen der Mitte“. Die Mitte scheint sich vom ungläubigen oder sarkastischen Kopfschütteln in den Modus des Widerworts gegen identitätspolitische Absurditäten vorzukämpfen. Die Widerworte häufen sich. Die Mitte muckt auf.

Den entsprechenden Rückblick und Umblick in mutmachender Absicht könnte man mit der Gründung des „Netzwerks Wissenschaftsfreiheit“ durch mehr als 70 Professorinnen und Professoren beginnen. Sie taten sich Anfang Februar zusammen, um besser handeln zu können gegen Versuche, die Freiheit von Lehre, Forschung und Diskussion an den Universitäten zu beschneiden. Versuche der Studentenschaft oder Aktivistenszene, mit denen alle an der Gründung Beteiligten verstörende Erfahrungen gemacht haben.

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Manfred Bühring | Di., 9. März 2021 - 09:39

Endlich! Kann man da nur sagen. Spät, aber hoffentlich nicht zu spät. Hoffen wir mal, dass sich im Gefolge dessen endlich eine offenere Diskussion über Corona, Statistik, Freiheit, Demokratie und das Sterben in einer Demokratie einstellt.

Reinhard Getzinger | Di., 9. März 2021 - 15:26

Antwort auf von Manfred Bühring

"eine offene Diskussion über das Sterben einer Demokratie"
Diese Diskussion wird wohl nicht stattfinden.
Entweder, unsere Demokratie wird gegenwärtig zwar von den verschiedensten Interessensgruppen sturmreif geschossen, wankt... fällt aber nicht.
Dann wird die Diskussion über alle diese Themen, die Sie nennen, nachgeholt werden.
Oder aber, die Demokratie überlebt die gegenwärtigen Politiken der Repression nicht, dann wird es öffentlich keine dieser Diskussionen geben. Schon gar nicht eine über das Sterben der Demokratie.
Schließlich überlebte die Demokratie in der DDR auch 40 Jahre...
wenn auch bloß im Namen...

Gerhard Hellriegel | Di., 9. März 2021 - 10:00

Ich finde, ein Aspekt des Problems sind auch schlechte Begriffe.
Es geht nicht um "radikale" Tendenzen.
Wikipedia: "Das Adjektiv „radikal“ ist vom lateinischen radix (Wurzel) abgeleitet und beschreibt das Bestreben, gesellschaftliche und politische Probleme „an der Wurzel“ zu greifen und von dort aus möglichst umfassend, vollständig und nachhaltig zu lösen."
Jede sorgfältige Analyse ist radikal. Ist sie es nicht, dann taugt sie nichts. Ich jedenfalls habe gegen Radikalität nichts einzuwenden.
Es geht nicht um radikale, sondern um totalitäre Tendenzen. Wir sollten von links- und rechtstotalitären Tendenzen reden.
Richtig ist, dass heute die rechtstotalitären Haltungen mörderischer sind als die linken.
Das war früher aber auch 'mal anders.

Bernhard K. Kopp | Di., 9. März 2021 - 11:48

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

Der rechtsradikale Teil der Bevölkerung ist tatsächlich viel kleiner, sehr viel kleiner, als der radikal-progressive Teil der Linken, einschließlich des gewaltbereiten Teils der Linksradikalen. Der große Feind unserer Zivilisation sind aber die " Radikal-Progressiven ". Diese wollen nämlich alles dekonstruieren, weil alles nur ein Konstrukt sei. Geschlecht ist ein Konstrukt das zerlegt wird, Elternschaft ist ein Konstrukt, das zerlegt wird, Familie ist ein Konstrukt das zerlegt wird. Damit zerlegen sich auch die tatsächlichen Konstrukte der Gesellschafts- und Rechtsordnung, Heimat, Nationalstaat und Kultur - sie erinnern sich, außer der Sprache gibt es keine nennenswerte deutsche Kultur. Die radikal-progressiven, akademischen Linken wollen alles dekonstruieren, nicht um etwas Besseres zu schaffen, sondern, um ganz im Geiste Lenins, einen neuen Menschen zu schaffen.

Bernhard Derks | Di., 9. März 2021 - 20:02

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

Wo, bitte, ist der Progress?

Yvonne Stange | Di., 9. März 2021 - 14:46

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

.... merkt man doch ganz deutlich am Vokabular.... "erschießen", "enteignen", "vergasen", "KZ´s".... alles gaaaanz harmlos, ganz zahm und brav.....

Günter Johannsen | Mi., 10. März 2021 - 11:28

Antwort auf von Yvonne Stange

Ganz harmlos auch „Alle AfDler gehören in die Gaskammer“ – das hatte eine Frau aus Linden vor zwei Jahren auf Twitter geschrieben. Nun kandidiert sie als Linken-Politikern für das Stadtparlament. Das Internet vergisst nicht. Bianca Deubel, die in Linden bei den Kommunalwahlen für die Linkspartei auf Listenplatz 2 kandidiert, bekommt das aktuell zu spüren - in Form eines bundesweiten Shitstorms.

gabriele bondzio | Di., 9. März 2021 - 10:11

Es wird Zeit, dass sich hier etwas tut. Finanziell und geistig ausgeplündert zu werden, hat den Rahmen überspannt. Selbst bei früheren Befürwortern der einen oder anderen Überspanntheit. Denn so manche identitätspolitische Ansicht atmete schon den Geist der Verrücktheit.
Früher hätte man solche „Aktivisten“, die derartig-absurde Blasen absondern, auf ihren Geisteszustand hin untersucht. Diese dauerhafte Tätersuche und schlüpfen in Opferrollen, kann dem Kopf nicht guttun.

"Es ist ein seltsamer Zufall, dass alle die Menschen, deren Schädel man geöffnet hat, ein Gehirn hatten." (Ludwig Wittgenstein)

Romuald Veselic | Di., 9. März 2021 - 10:15

teilen sozialistische und kommunistische Bewegungen die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – interpretieren sie aber auf ihre Weise um.“
Aha. Wie interpretieren?
Denn ich glaube generell keinem Linken/Kommunisten, da ich dies selbst erlebt hatte, dass das, was sie (schön salbungsvoll erzählen) posten, eine monströse Lüge ist. Das fängt damit an, dass der versprochene Paradies der Arbeiter u. Bauer, nie stattfand. Anstatt die Massenbewegung der Proletarier Richtung Garten Eden (UdSSR) , liefen alle in die USA rüber.
Und wie interpretieren die Opfer des Roten Terrors, die linksliberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Unter Pol Pot o. Kim Jong-un?
Fragen sie die jüdische Community in Venezuela, die vom venezolanischen Pendant der Stasi - SEBIN - unter Dauerbeobachtung steht, wie eine Terrorgruppe.
Ist schon interessant, wie Maduro, Saddam Hussein und Erdogan sich im Aussehen ähnlich sind. Alles weiß aussehende Männer.
MfG Manneken Pis

Die 'Um-Interpretation' der angeblichen 'Ideale' von 'Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit' begann gleichzeitig mit deren Formulierung. Freiheit - eine Lüge. Brüderlichkeit - ein Hohn. Nur die Gleichheit wurde nach 1789 vorbildlich umgesetzt - leider war es die 'Gleichheit' unter der Guillotine. Den Septembermorden (1792), der Politik des Grande Terreur (Juni 1793 - Juli 1794) und dem Völkermord an den katholischen und in Teilen monarchistischen Bauern und deren Familien in der Vendee (1793-1796) fielen in ca. 5 Jahren in Summe etwa 500.000 Menschen zum Opfer (bei ca. 30 Millionen Einwohnern).
Was sind das für zu Phrasen umgelogene 'Ideale', für die so viele unschuldige Menschen sterben mußten? Starben Sie 'gerne'?
Die Marseillaise - DAS Revolutionslied aus den Tagen des Terreurs -
ist heute wieder die National-Hymne 'unserer' französischen Freunde!
Linke Radikale heute interpretieren nichts um.
Sie leben heute genau die 'Jacobiner-Moral' aus, die damals den Terror rechtfertigte.

Walter Bühler | Di., 9. März 2021 - 10:16

Ich weiß nicht so recht. Es wäre einfach zu schön.

All die Journalisten in all den Medien, können sie sich von der zur Bequemlichkeit gewordenen inneren Gleichschaltung befreien?

Es wäre ein wahres Wunder. Und es wäre ein weiteres Wunder, wenn all die trögen Parteifunktionäre anfingen, den eigenen Verstand einzuschalten.

Aber was ist das Leben ohne Hoffnung?

PS:
Wer hat denn den recycelten Feminismus-Titel der Agentur HERR & SPEER im Cicero untergebracht?

...auch ich habe meine Zweifel Herr Bühler.
Ein hüsteln bringt noch kein Corona. Oder wie war das mit der Schwalbe.
Notfalls wird die Mitte (wie such immer definiert) halt zu Nazis. Und dann ist halt ständig linke empörte Welt wieder in Ordnung.

Norbert Heyer | Di., 9. März 2021 - 10:21

Der Ausdruck „Hyper-Moralismus“ bedeutet nichts anderes als einen Maulkorb gegen die freie Meinungsäußerung. Die Kanzlerin hat immer dann die alles erschlagende „Alternativlosigkeit“ betont, wenn sie an Parlament, Gesetz und Volk vorbei einfach etwas durchdrückte. Rassismus-Vorwürfe sind wunderbar geeignet, um Kritiker
der unbegrenzten und bedingungslosen Migration mundtot zu machen. Parteien, Medien, Kirchen und Universitäten sprangen begeistert auf den Zug auf, der den schon länger schlummernden Linksruck zum Durchbruch verhalf. Aber - eigentlich ist es wie immer: Wenn scheinbar jede krude Idee oder Virstellung durchsetzbar scheint, entsteht langsam aber sicher eine Gegenbewegung. Hoffen wir mal, dass sie stark genug wird, um die schlimmsten Verwerfungen auszusetzen oder zu verhindern. Es ist noch eine viel zu schwache Gegenwehr gegen fehlgeleitenden Genderwahn und Radikal-Feminismus, aber immer mehr Bürger erkennen, wo uns der jetzige Weg hinführen würde und stemmen sich dagegen.

Haben Sie jemals erlebt, lieber Herr Heyer, dass der deutsche Durchschnittsbürger (genannt Michel) sich g e g e n irgend etwas wirklich gestemmt hat?
So richtig mit Karacho? Ich nicht.
Darin liegt ja genau die Hauptursache für alle Fehlentwicklungen in unserer Geschichte. Es ist die geistige Trägheit, gepaart mit einem zu starken Vertrauen in die „Obrigkeit“. So fleißig u. vernünftig im privaten Bereich die meisten „Deutschen ohne Migrationshintergrund“ auch sein
mögen - politisch sind sie unreif, ähnlich wie viele US-Amerikaner.
Deshalb haben NGOs u. alle möglichen verrückten sog. Vertreter von Minderheiten in D wie in den USA besonders leichtes Spiel. Otto Normalbürger ist zu sehr mit seinem Broterwerb, mit Haus u. Garten, mit seinen Hobbys u. Reiseplänen beschäftigt, um über Grundsätzliches nachdenken zu wollen. Dafür hat man ja „die da oben“ und das Fernsehen (ARD/ ZDF).
Allzu viele verlassen sich darauf, statt den eigenen Verstand einzuschalten u. dem zu trauen.

Von Ihnen, geehrter Herr Heyer, ausgezeichnet analysiert, wie in der Merkel-Ära sehr geschickt bestimmte Ansichten und Maßnahmen am Volke vorbei durchgesetzt wurden, immer unterstützt von (Alt-)Parteien, Medien, Kirchen und Universitäten.
Mit Gründung der AfD 2013 hoffte ich endlich auf parlamentarische Gegenwehr, mehr noch: Gegenbewegung. Sie hält sich sehr in Grenzen. Die AfD erreicht(e) im Westen der Republik gebietsweise nur 1-stellige Prozente, im Osten um die 20 %.
Der Wind dreht sich aber derzeit infolge vieler Ungereimtheiten bei der Pandemie- und Lockdown-Bewältigung sowie wegen Genderwahn und Radikal-Feminismus. Es wird für den Michel langsam zu viel und das deutsche Volk könnte aus seinem Merkel-Schlummer aufwachen. Die ersten LT-Wahlergebnisse werden es uns bald zeigen.

Da schließe ich mich an. Feminismus hat heute nichts mehr mit den ursprünglichen Zielen, wie Gleichberechtigung, zu tun. Es geht um Macht und darum, Männer zu übervorteilen. Genauso hat Genderpolitik nur noch sehr wenig mit dem ursprünglichen Gedanken der Teilhabe dieser Menschen an unserer Gesellschaft zu tun. Auch dort geht es um Dominanz. Migrationspolitik - absolut vorbei an dem, was unsere Gesellschaft braucht und leisten kann. Umweltschutz - Schulkinder erklären Erwachsenen, wie die Welt funktioniert. Manchmal hat man das Gefühl, mit dem Erstarken dieser Gruppen erstarkten dort auch die radikalen Kräfte. In jedem Fall werden Debatten zu diesen Themen fern ab jeglicher Realität und Vernunft geführt. Und mit jedem kleinen Erfolg werden diese Gruppen frecher und habgieriger.

Ernst-Günther Konrad | Di., 9. März 2021 - 10:28

Ich möchte Sie auf keinen Fall dafür kritisieren, das Sie die Hoffnung auf Änderung haben. Ich persönlich beobachte das Ganze erst mal skeptisch. Möglicherweise schwant den Identitätsleugnern und Genderverrückten langsam, das jeder von ihnen selbst ganz schnell "Opfer" ihrer eigenen, für mich kranken Denkungsweise werden kann. Thierse könnte da etwas angestoßen haben, was eine sog. Mitte wiederbeleben könnte? Doch haben sich die Identitätsleugner schon sehr viel Terrain erobert, dass es gilt zurück zu gewinnen. Der FOCUS titelte gestern: "In der CDU brennt die Hütte." Nicht nur bei denen, sondern jetzt auch in der SPD. Ein Urgestein wie Thierse aus der politischen Diskussion auszugrenzen zu dem Thema dürfte ein Schuss ins Knie sein. Ich würde mich freuen, wenn wieder die Vernunft, die anständige Debatte, das Zuhören und das Meinungsaustauschen, die Oberhand gewinnt. Wenn Thierse der SPD damit helfen könnte, müssten erst einmal die Vorsitzenden und einige andere Querlinke aus der SPD.

Hans Jürgen Wienroth | Di., 9. März 2021 - 10:48

Das sind ein paar gute Ansätze, aber noch steht die „Mehrheit“ auf der anderen Seite, insbesondere weil wir im Diktat von Social-Media stehen. Da gibt es gute Verbindungen dieser „linken Szene“ (von Amadeu Antonio Stiftung über Bertelsmann bis Stiftung Wissenschaft & Politik) in die höchsten politischen Ebenen, die mediale Förderung geht bis zum Bundespräsidenten. So lange es neben der AfD (die CDU fällt da weitestgehend aus) keine konservativen Stimmen in der Politik mehr gibt, werden die Angriffe nur noch heftiger. Schließlich steht hier auch ein Großteil der Medien zum passenden Framing und zur Unterstützung bereit.
Es bleibt bis auf weiteres: Die Indentitätspolitik gegen die Europäer und speziell die Deutschen wird weitergehen. Schließlich sollen wir uns auch in die bunte Weltgesellschaft integrieren. Deutsche Kultur gibt es nicht oder muss ersetzt werden. Da hilft auch kein Thierse mit ein paar Unterstützern.

Urban Will | Di., 9. März 2021 - 11:05

Man muss schon auf allen Augen blind sein, um nicht zu erkennen, dass da auf Seiten der selbsternannten „Guten“ die so wichtigen, die Gesellschaft zusammenhaltenden Kulturelemente wie Toleranz, Respekt und eben auch die Bereitschaft zur Diskussion, zum Streit, dass all das nur gespielt wurde.
Diese Gegenbewegung war überfällig, wir waren (und sind es noch??) auf dem Weg zu einer Gesinnungsdiktatur.
Wenn einige Leser der NYT, einem eher linken Blatt, selbst von sich sagen, dass sie den Kampf gg all den Irrsinn schon verloren haben, dann sollte das nachdenklich stimmen.
Aber Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung. Ein Kampf ist nie verloren, wenn man nicht aufgibt.
Hier in D wird man nicht umhinkommen, auch die dümmliche, allgegenwärtige politische Einseitigkeit, das Dauer – Hohlgeschwätz gg „rechts“ und den Umgang mit Kritikern zu überdenken. Politische Auseinandersetzung, Hereinholen in den Diskurs! Aufhören mit d Stigmatisierung!
Hoffentlich kein Strohfeuer?

Maria Arenz | Di., 9. März 2021 - 11:13

machen noch keinen Sommer. Die Ursachen der völlig aus dem Ruder gelaufenen Identitätspolitik verschwinden ja nicht, weil jetzt auch ein paar Zauberlehrlinge aus dem "juste Milieu" der Salon- Heiligen das Muffensausen bekommen. Die beträchliche Anzahl der Leute, die inzwischen (und nicht zu kanpp) damit ihr Geld verdienen, die üblichen Dikriminierten in ihrer "nicht hilfreichen" Opferhaltung zu bestätigen, immer neue Opfergruppen zu küren und Rufmordkampagnen gegen alles zu veranstalten, was nicht in der eigenen Blase mitwabern mag, werden ihr Terrain nicht kampflos aufgeben. Das wir noch ganz häßlich, aber da müssen wir durch.

Kann mich Ihnen da anschließen. Da sind im Laufe der Jahre Strukturen aufgebaut worden die sich nicht so einfach davonschleichen. Der Sumpf des ganzen Fördersystems, dieser Förderdschungel mit öffentlichen Mitteln muß erst einmal ausgetrocknet werden.

Heidemarie Heim | Mi., 10. März 2021 - 11:03

Antwort auf von Maria Arenz

Ich stimme Ihnen was die paar Schwalben bewirken zu liebe Frau Arenz! Denn viel zu Viele haben es sich für sie lohnend in ihren "verkopften Blasen" eingerichtet. Aber ich schrieb es schon einmal. Wenn sich z.B. der bis dahin normal vor sich hin arbeitende und lebende Bürger aufgrund der Folgeschäden durch die Corona-Krise existentiellen Nöten ausgesetzt bzw. damit konfrontiert sieht, was glauben Sie, was diesen noch identitätspolitisches Geschwätz oder was diese verkopften Blasen sonst noch so absondern interessiert? Das Gleiche gilt für eine Regierung mit den Grünen. Wenn es da ans Eingemachte auf dem harten Boden der Realität gelandet geht, können sie allen beweisen, wie weit man mit Identitätspolitik gegen Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Wohnungsnot, verkommene Infrastrukturen, Mängel in der Bildung, digitalem Neandertal, Bürokratieabbau, versäumten Reformen im Sozialsystem einer alternden Gesellschaft und was sonst noch so im Argen liegt, ankommt. Ja, das wird noch unschön. MfG

Fritz Elvers | Di., 9. März 2021 - 11:21

diesen inneren Widerstand, sich mit Schwachsinn zu beschäftigen.

Wenn dieser allerdings erstmal überwunden ist, gibt es kein Halten mehr. Thierse hat mal den Anfang gemacht.

Kurt Kuhn | Di., 9. März 2021 - 15:19

Antwort auf von Fritz Elvers

Ich stimme Ihnen zu, Herr Elvers! Jede Übertreibung schadet irgendwann der eigenen Sache. Herr Thierse hat den Hebel zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle angesetzt.

Markus Michaelis | Di., 9. März 2021 - 11:29

Die DDR konnte nur kippen, weil es eine andere Realität im Westen gab. Ansonsten folgen die Menschen oft dem, was man so sagt (die Jugend sowieso - man wächst so auf?). Insofern könnte es auch ein letztes Aufbäumen der "Thierses" sein.

In meinem Wohlstands-Bildungsbürgerumfeld (tagesschau, SZ, ZEIT ...) gibt es zwar wenig Zustimmung zu identitären Extremen, allerdings lebt man in einer Welt, in der man nicht direkt mit den Forderungen konfrontiert wird und übernimmt eher (noch) die Sicht, dass das für eine demokratische, vielfältige .... Wortgirlande ... Welt richtig ist (und alle sind sehr tief gegen Nazis).

Die Frage ist auch, ob die "Mehrheits"-Politik (Merkel, Steinmeier, Grüne ...) gesichtswahrend aus der Sackgasse herausfinden kann oder es verteidigt.

Auf der anderen Seite könnte es auch wirklich kippen, weil ich bei den identitären Grüppchen wenig Gemeinsamkeiten sehe, außer der tiefen Abneigung gegen die (schwindende) "Mehrheits"gesellschaft.

Gerhard Schwedes | Di., 9. März 2021 - 11:39

Als Student der 70-er Jahre mit einem klaren Menschenverstand erstickte man fast an der ideologischen Luft, wie sie an den Unis herrschte. Diese Saububen- und -mädels von Studenten rissen gestandenen Professoren, die beeindruckende akademische Leistungen vorzuweisen hatten, die Mikrofone aus der Hand und schrien sie nieder - ein regelrechter Kulturkampf von Leuten, die glaubten, die Welt mit ein paar abstrakten Begriffen durchschaut zu haben. Geistige Schwindsucht. Immerhin blieb das Ganze Desaster fast nur auf die Unis beschränkt, während die Gesellschaft noch einigermaßen Widerstand leistete. Und heute: Dasselbe in Grün und Rot. Mit Sandkastenbegriffen und -parolen wird wieder einmal die Welt erklärt, rauscht die gleiche Dummheit durch Asten und Unikorridore. Der Unterschied zu damals: Inzwischen hat jeder Ziegenzuchtverein das Gefasele der Linksgrünen übernommen. Und alle ducken sich weg oder plappern nach. Geisteskranke haben Hochkonjunktur. Allerhöchste Zeit, sie zu stoppen!

Gerd Kaufmann | Di., 9. März 2021 - 11:55

Ich finde es traurig, mit welcher Schadenfreude und Abwehr jetzt gegen die Vertretung von Interessen marginalisierter Gruppen geblasen wird unter dem Vorwand, diese würden die Freiheit einschränken zu sagen was man denkt. Natürlich haben die Privilegierten keine Lust auf die Rücksicht zu nehmen, die sie marginalisieren. Das wird mir bei dieser ganzen Diskussion klar. Sie wollen ihnen nichts abgeben, auch wenn sie es gefordert haben, sondern werden nun vielmehr diskreditiert. Ich finde diesen ganzen "Aufstand" der Etablierten gegen die Ansprüche der Marginalisierten sehr schockierend. Ich dachte wir sind weiter...

hermann klein | Di., 9. März 2021 - 12:27

Sollte Corona je vorbei sein, müssen wir uns in der bunten Multi/Kulti-Republik komplett neu aufstellen.
Schauen wir mal, ob sodann noch eine Mitte vorhanden ist.
Die derzeitige CDU/CSU wird nicht mehr dazugehören, sondern der FDP ins Haus der Geschichte folgen.

Stefan Bauer | Di., 9. März 2021 - 12:38

... davon. Aufklärung über den Irrsinn, insbesondere, wenn er die Wahrheit mit Füßen tritt und nur noch "gewinnen" will, statt "richtig" zu handeln, indem "richtig" umdefiniert wird.

Bernd Muhlack | Di., 9. März 2021 - 16:52

In WELT-online war ein längerer Artikel ob dieser 185 Schauspielenden welche sich outeten.
So, und jetzt haben sie sich geoutet!
"Applaus!" rief Kermit der Frosch immer!

Mir erschließt sich der Sinn solcher Aktionen nicht; was soll damit erreicht werden?
Okay dann isse, isser queer - na und?
Ist das eine Auszeichnung, ein must-have?
Nein, es ist schlicht und ergreifend normal.

Damals beim Zivildienst, (ewig her), hatte ich auf der Pflegegruppe eine lesbische Mitarbeiterin (JB), etwa meines Alters: wir kamen perfekt miteinander aus - in jeder Hinsicht!
Es soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden; jedoch bitte keine "Beglückung" Anderer und mimosenhaftes Dauer-Gekränktsein.
Natürlich gibt es queer-hater - es gibt gegen ALLES Hass!
Das wird sich nie ändern, immer so bleiben!

Corona wird auch bleiben!
Man sich muss eben mit den "Umständen" arrangieren!
Carpe diem.

Eine LGBTQ-Quote?
Why not?
Wir quotieren am besten ALLES!

u der Letzte macht das Licht aus - so es noch Strom gibt!

Tobias Schmitt | Di., 9. März 2021 - 16:58

Das wäre schön. Wer geglaubt hat, dass Minderheiten sich leise freuen, wenn man ihnen die Hand reicht, der sieht sich widerlegt. Auch diese Menschen streben nach Macht und Vorteilen. Für andere Gruppen haben sie kein Verständnis. Der alte Spruch vom kleinen Finger und der ganzen Hand trifft hier voll ins Schwarze. Der Bogen überspannt? Wir werden sehen. Meiner Meinung nach sucht ganz Deutschland schon lange nach einer unverfänglichen Einstiegsmöglichkeit in die Anti-Identitäts-Diskussion. Und Wolfang Thierse hat sie geliefert. Endlich mal jemand, den man nicht pauschal als Idioten, Rechtsextremen, Nazi, Minderheitenhasser und Verfassungsfeind brandmarken kann. Und schon bricht der Damm. Dazu kommt noch das Ende der Ära Merkel. Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Auch dieser Spruch passt. Ich persönlich bin erschrocken, wie in wenigen Jahren ein ganzes Land zu Marionetten einer Ideologie werden konnte. Ohne Widerstand, weil jeder nur sein eigenens Heil sucht.

Günter Johannsen | Di., 9. März 2021 - 17:17

"Die DDR konnte nur kippen, weil es eine andere Realität im Westen gab."
Lieber Herr Michaelis, da haben Sie vollkommen recht. Das kann eigentlich nur ein "Ossi" nachempfinden? Hätten wir in der untergegangenen DDR kein Westfernsehen gehabt, würden wie evt. heute noch in der schlimmen Kommunisten-Diktatur leben … !
Leider haben die Menschen heute kein solches Westfernsehen, wo sie Vergleiche ziehen können. Bestenfalls Österreichs Medien oder die der Schweiz. Aber der ORF ist auch schon teilweise rot unterwandert. Man kann wirklich nur hoffen, dass die Situation in Deutschland jetzt tatsächlich eine große Wende nimmt und sich nachhaltig das Blatt wendet! Schlüsselpositionen in den Medien, in der Politik und in den Amtsstuben sind mit früheren APO-Fans und RAF-Sympathisanten besetzt. Das muss sich nun ändern. Weil die Hofnachrichten unerträglich geworden sind, muss man die roten Kader aus diesen Positionen entfernen. Sonst wird dat nix!

Jakob Zaddok | Di., 9. März 2021 - 23:20

So wie Cato jede Rede mit dem Satz „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“ endete, so müssen wir alle immer und immer wieder kommunizieren, dass der identitätspolitische Linksextremismus "Linksfaschismus!" ist und zwar unabhängig davon, ob wir das inhaltlich, strategisch oder nur pädagogisch meinen. Nur so kann dem rasenden Tugendwahn des vermeintlichen Antifa-Antifaschismus ein Moment der kritischen und eben auch selbtkritischen Rationalität entgegengesetzt werden!

Kurt Kuhn | Mi., 10. März 2021 - 12:42

Wenn ich überhaupt etwas aus der Causa Thierse verstanden habe, dann geht es vorerst um die Diskussionsbereitschaft. Alle schreien „Respekt und Toleranz“. Aber wer ist noch zur sachlichen Diskussion bereit?
Ich lasse jede Person das sein, was sie ist oder sein möchte. Sie darf sich auch interessieren für wen oder was sie möchte. Deshalb sollte sie sich aber nicht bei jeder Gelegenheit mit ihrer seltenen „Besonderheit“ in den Vordergrund stellen.
Was mich stört, ist die Sprachpanscherei mit allerlei Sonderzeichen in Wort und Schrift! Mit Anglizismen ist anscheinend noch nicht genug Mischmasch angerichtet worden.
Ich bin mit deutscher Muttersprache in Rumänien aufgewachsen und jeder hatte damals und dort das Recht, meine Sprache zu verspotten.
Ich wurde als Kind von der Lehrerin, vor der ganzen Klasse, wegen meinem runden Gesicht und meiner breiten Nase verspottet. Nach heutigen Maßstäben ist das Rassismus.
In welchen Wehklage-Verein soll ich mich nun einschreiben?

Günter Johannsen | Do., 11. März 2021 - 09:47

dann muss man zuerst einmal die gewisse Stiftung, die sich für die Sprachhygiene und Political Correctness im Internet verantwortlich fühlt (!), ins Visier nehmen und prüfen, wer da mit welchen Zielen unsere Demokratie verbessern will! Die Junge Union fordert, dass die Amadeu-Antonio-Stiftung vom Verfassungsschutz überprüft wird. Obwohl die Leiterin Anetta Kahane 1984 aus der DDR ausgereist sei, habe sie ihre MfS-Biographie jahrelang verschwiegen, schrieb der Historiker Hubertus Knabe. "Der Historiker erklärte, es sei unverständlich, warum das Bundesjustizministerium ausgerechnet Anetta Kahanes Stiftung für eine "sensible Aufgabe wie die Kontrolle des Internets" herangezogen habe" (Tagesspiegel). Das Bundesinnenministerium steht aber weiter zu deren Förderung: Die Stiftung wird von der Merkel-Regierung mit jährlich über zwei Millionen Euro (2,77 Mio. waren es 2018) aus Steuergeldern finanziert!