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Kein roter Teppich für Marine Le Pen: Oxford-Studenten sind nicht zimperlich im Umgang mit ungebetenen Gästen / dpa

Großbritannien plant Gesetz gegen Cancel Culture - „Da können schon ein paar Tomaten fliegen“

An englischen Universitäten eskaliert der Konflikt um „Free Speech“ und „No-Platforming“. Politiker oder Wissenschaftler werden ausgeladen, wenn sie nicht ins Wertemuster der Studierenden passen. Jetzt soll es ihnen ein Gesetz ermöglichen, die Unis zu verklagen. Aber löst das das Problem?

Tessa Szyszkowitz

Autoreninfo

Tessa Szyszkowitz ist Londoner Korrespondentin des österreichischen Wochenmagazins Profil. Im September 2018 erschien „Echte Engländer – Britannien und der Brexit“. Foto: Alex Schlacher

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Manche mögen Ken Loach, andere verabscheuen ihn. Der englische Filmemacher hat zwei Mal die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes gewonnen, das letzte Mal 2016 mit „I, Daniel Blake”. Im Film zeigt der sozialkritische Sozialist, wie unzulänglich der britische Sozialstaat für Arbeitslose sorgt. Loachs soziales Engagement wird von niemandem in Frage gestellt.

Doch als er am 9. Februar von der Oxford Universität in England zu einem Vortrag eingeladen worden war, forderten jüdische Studierende, ihm den Auftritt zu verwehren. Der Filmemacher habe sich eklatanter antisemitischer Aussagen schuldig gemacht. Loach ist ein heftiger Kritiker israelischer Regierungspolitik. So hält er etwa den steigenden Antisemitismus in Europa nach israelischen Operationen im Gazastreifen für „verständlich”. Die Gleichsetzung von Israelis und Juden ist laut der international anerkannten IHRA-Definition aber als antisemitisch anzusehen.

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Romuald Veselic | So., 28. Februar 2021 - 13:42

Da es in Neusprech gescriptet wurde, verstand ich hälfte der Lektüre nicht und erfreute mich daran, dass ich auch für die Zukunft nicht verstehen werde.
Die 30-jährige Studentin (Chané Rama Dahya) ist auch in der Oxford Student’s Union engagiert.
Ich bin beim Überlegen, diese Angaben für mich kompatibel zu machen. Mit 30 (noch immer) Studieren u. sich engagieren für was auch immer, kommt bei mir aus der Gleichung: dass X ist entweder studieren oder engagieren. Beides geht nicht.
Übrigens; ich bin davon überzeugt, dass die Menschen, die sich engagieren, nicht besser sind, als die, die sich nicht engagieren.
Als die Uni in Bologna gegründet wurde, hatten die Studenten damals andere Probleme. Sie waren allesamt weiß, und wenn zwischenzeitlich nicht gestorben sind, wurden aus ihnen alte, weiße Männer.
PS Wann wird Agent 007 zum mordenden, imperialistischen Sexist erklärt? Zusammen mit seinem Erfinder Ian Flemming.

Ach noch nicht gehört? War schon im Gespräch, ihn durch eine Frau zu ersetzen und wurde ernsthaft in Erwägung gezogen. Der schwarze, power-feministische, weibliche Sidekick, den er im neusten Streifen haben wird, ist das Überbleibsel dieser Idee.

Karl-Heinz Weiß | So., 28. Februar 2021 - 14:10

Das exponentielle Wachstum hat nun offenbar auch den Individualismus erfasst. Anders ist nicht zu erklären, dass maximal 1% der Bevölkerung (Anteil Transgender-Personen) die Diskussionskultur paralysiert. Hier erreicht Berlin ausnahmsweise auch Oxfort-Niveau.
Eine Diskussion über Transgender-Toiletten erspart es, die Sanierung der vorhandenen
Schul-WCs in Angriff zu nehmen.

Christian Haustein | So., 28. Februar 2021 - 14:11

Ein wenig erinnert mich das ganze an die Volksfront von Judäa, aus Monty Pythons Film"Das Leben des Brian"... Man spaltet und selektiert, pragmatisch ist das nicht. Am Ende wird man sich wieder zerstritten haben. Den Hilfsbedürftigen hilft es nicht. Ich frage mich warum kriegt es die FDP nicht auf die Reihe ihre sozioliberalen Werte wiederzubeleben? Ohne langfristig denkenden Sozialstaat, der auf Wertschöpfung, Zusammenhalt Bund Respekt beruht funktioniert eine Wertegemeinschaft nicht.

Inka Hein | So., 28. Februar 2021 - 16:46

Antwort auf von Christian Haustein

..die Judäische Volksfront?
Sie haben aber recht, Herr Haustein, auch ich komme mir seit Jahren vor als ob man selbst Komparse bei Monty Python wäre.
Und was die FDP betrifft so hat man dort enorme Angst, man könnte zu viele Schnittmengen mit den bösen Blauen haben.
Und dann geriete man ins Fadenkreuz der im Artikel beschriebenen. Also lieber keine klare Kante. Auch OK. Dürfen sich dann aber nicht wundern wenn sie von der Landkarte verschwinden.

Gerhard Lenz | Mo., 1. März 2021 - 10:35

Antwort auf von Inka Hein

..bedeutet viel mehr noch weit eindeutigere Distanz zu den Braun-Blauen.

Wer sich die Arbeit macht, im Netz nach den längst verblassten Freiburger Thesen zu suchen, wird sich beim Lesen derselben verwundert die Augen reiben.

Dort steht vieles, dass sich mühelos im Programm der SPD, in Teilen sogar bei den Linken unterbringen ließe.

Die FDP hat es schlicht verpennt: Als die Grünen noch zwischen linker Weltverbesserung und ökologischem Pragmatismus stritten, hätte sich die FDP zur fortschrittlichen, linksliberalen Fortschrittspartei weiterentwickeln können.

Stattdessen verengte man sich auf das Thema Wirtschaft und die Interessen einer besser gestellten Klientel, worauf der sozialliberale Flügel entweder die Partei verließ oder den Weg in die innere Immigration einschlug, mit gelegentlichem Hüsteln (Baum & Co).

Mit irgendwelchen schrägen Fantasien einer nationalliberal-rechtsextremistischen vaterländischen Front zusammen mit der AfD hat das wenig zu tun.

Bernhard Derks | Mo., 1. März 2021 - 08:07

Antwort auf von Christian Haustein

Die Spalter bei Bryan waren die "Populäre Front".

Sollte historisch wie aktuell nicht verwechselt werden...

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 28. Februar 2021 - 14:23

fliegen"?
Was ist das denn für ein Niveau politischer Auseinandersetzung?
Wenn die Studis aber die Voraussetzungen fürs Studieren haben, muss man auch mit ihnen auskommen und andere Wege wählen.
Wenn man ausgeladen wird, dann war es evtl. auch die falsche Veranstaltung?
Wichtig ist, dass Studenten noch studieren können und nicht nur revoltieren müssen.
Die Uni ist nur ein Teil des Lebens und eine wichtige Qualifikation, nicht mehr und nicht weniger.
Frei von gesellschaftlichem Ausdruck wird sie aber hoffentlich nie sein.
Als ich z.B. DIE ZEIT nicht mehr ertragen konnte, bin ich ausgewichen und fand den Cicero.
Ich würde das als Weiterentwicklung bezeichnen und sehe DIE ZEIT mittlerweile in der Korrekturbewegung.
Wenn nicht, trennt man sich wieder.
Ich bin nicht der Typ, der von anderen verlangt, von ihnen verstanden zu werden.
Die Intellektuellen werden evtl. in Zukunft Unis meiden und neue Orte finden.
Dann sind Unis evtl. ganz in der Gesellschaft angekommen, aber das wars dann auch?

"Ich bin nicht der Typ, der von anderen verlangt, von ihnen verstanden zu werden."

Frau Sehrt-Irrek: das ist ... AAA+++???

Vielleicht ist Ihnen dieser Satz nur fahrlässig, en passant heraus gerutscht - quasi ein "von Storch´scher Mausrutscher?
NEIN, natürlich nicht!
Verzeihen Sie mir bitte meine anfängliche Euphorie.
Jedoch ist Ihr Satz mMn wahrhaftig absolut klasse!
Man sollte ihn in ein juristisches Formular-"Buch" (online) aufnehmen; als Conclusio eines Schriftsatzes verwenden!
Frau Sehrt-Irrek: bestehen Sie auf einem Copyright, ein TM?
Darf ich diesen Satz zumindest "privat" verwenden?
Die EU fummelt aktuell bekanntlich an diesen G herum!

Ich studierte innen 80ern in HD. Das war eher eine ruhige Zeit.
AStA wie immer stramm links orientiert, beschwätzt; jedoch keine Randale.
RCDS u Burschenschaften gab es auch.
Zu dieser Zeit gab es jedoch NIE "canc-cult, hate, etc.
Tochtern studierte in Edinburgh, ein "ruhiger, sehr guter MASTER_IN?"

Tomaten werfen?
Mal "La Tomatine" gugeln

ich kann mich irren, aber wir hatten glaube ich 3 Streiksemester in der Zeit und etwas mehr, z.B. den Mescalero-Artikel.
Jetzt weiss ich aber nicht, ob Sie mich richtig verstanden haben.
Natürlich schreibe ich neben Spass an der Sache auch, damit man es benutzen kann und ich wähne manchmal, das wird nicht nur von den mir Genehmen genutzt, ich vermute insgesamt aber breit und das mildert es.
Also, die Zeiten way back waren nicht nur etwas tumultig, sondern auch sehr produktiv und spannend.
Es wurde sehr viel verhandelt und ich würde immer noch sagen, sehr viel Wichtiges.
Daraus sind nicht nur die Grünen entstanden, sondern auch eine Wissenschaftskultur und viele Einrichtungen.
Zum Einen sollten Wissenschaftler nicht zu zart besaitet sein, zum Anderen sollten die studentischen Akteure sich selbst "prüfen" und die Universität ein reguläres Studium ermöglichen, das die meisten bewältigten.
Nicht Kampf, sondern primär Auseinandersetzung.
Meist zeige ich verschiedene Aspekte ohne Wertung;)

Die jugendliche Revolte?
Als halb und halb 68er ("Studienzeitmäßig" O-Ton Evelyn Hamann) weiß ich daß einige mehr Revolte als Studium im Kopf hatten. In meinem Fachbereich (Ingenieur-Wissenschaften) war das sowieso nicht so wirklich verbreitet, da ist man halt etwas mehr den technischen und physikalischen Fakten verbunden als irgendwelchen Heilslehren.
Dennoch schätze ich das kritische Infrage stellen, aber ohne dabei ausgrenzen zu wollen. Man kann nicht überall konform sein, muß man auch nicht, wäre ja langweilig.
DIE ZEIT und auch den Spiegel ... konnte ich dann irgendwann überhaupt nicht mehr ertragen. So ist der Wandel der Zeit.
Ludwig Erhard ist über die Warnung vor der Maßlosigkeit gestolpert. Aber die Maßlosigkeit, das richtige Augenmaß, ist immer noch das Problem!

Christa Wallau | So., 28. Februar 2021 - 15:11

Wenn dies das Ergebnis der "Fortschritts" ist, dann
sieht es wahrlich duster aus für Meinungs- und Forschungsfreiheit an den Schaltstellen der Bildung und Wissenschaft.

Wo sind wir nur gelandet?
Ich würde es die Tyrannei der lauten Minderheiten nennen bzw. die Herrschaft derer, die anderen vorschreiben wollen, wie und was sie zu denken haben.

Wahre Freiheit ist aber i m m e r nur dann gegeben, wenn man auch total a n d e r s denken und reden darf, ohne dafür angegriffen zu werden.

Weltanschauungen und Überzeugungen sind geistige Angebote die man befürworten oder ablehnen kann. Doch in welcher Welt leben wir? Diese wurde mundtot und radi-kalisiert. Die freie Rede ist nicht mehr frei.

FAZ-Korrespondenten schilderten abschreckend, wie an britischen Universitäten die "neue politische Korrektheit" explodiert. Sie beschreiben wie Historiker Glees an
der Oxforder Universität niedergebrüllt und aus dem Raum gejagt wurde.

Diesen lebensgefährlichen Fantatismus erleben wir auch in Deutschland. Was geschah mit Herrn Luke an der Humboldt-Universität in Berlin? Die linksextreme Antifa verseucht nahezu in allen deutschen Universitäten den interkulturellen Geist. Es gibt widerspruchsfreie Räume, in diesen anderslautende Meinungen intolerabel sind. Eine Atmosphäre der Zensur. Kleinste verbale Ausrutscher erzeugen katastrophale Folgen.

Jeder hat heute die Möglichkeit, Mob zu organisieren. Eine Antifa, die mit Haß um sich wirft, verhärtet sukzessive ihre ideologischen Fronten

...daß sie keine Freiheit mehr wollen."
Richtig. So funktioniert Totalitarismus - mit Terror, der Angst erzeugt.
Gerade erleben wir diesen Mechanismus auch bei der Corona-Pandemie:
Aus geschürter Angst vor dem Virus und seinen Mutanten "schlucken" die allermeisten Leute die brutalsten Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte durch den Staat. Dabei muß man zugestehen, daß t a t s ä c h l i c h Gefahr von Covid19 ausgeht, allerdings nicht in dem Maße, wie es von interessierten Kreisen dargestellt wird.
Bei politischen Gegnern, wie z. B. der AfD, wird von den Altparteien u. den Staatsmedien täglich eine real n i c h t-existierende Gefahr heraufbeschworen, um keine Macht abgeben zu müssen. Es ist ja völlig unsinnig, von einer möglichen Rechts-Regierung ("Nazis") zu schwafeln, so lange diese Partei nicht über mindestens das Dreifache ihres jetzigen Wählerpotentials hinauswächst.

Man schürt bewußt die Angst, damit die Bürger ihre Freiheit, die AfD zu wählen, nicht mehr nutzen.

Markus Michaelis | So., 28. Februar 2021 - 18:23

Nicht jeder weiße Europäer war früher Profiteur. Früher lernten wir sogar, dass die Masse Industriearbeiter waren, denen es um 1850 so schlecht ging wie noch niemals in der Menschengeschichte einem "Volksteil". Selbst die Südtstaaten führten im Bürgerkrieg als Argument an, dass ihre Sklaven zwar nicht frei seien, es ihnen aber immerhin nicht so schlecht ginge, wie dem Industrieproletariat.

Das mag falsch sein, zeigt aber, wie bunt Weltsichten laufen. Nähmen wir die Diskriminierung ernst, müssten Schwarze oder Inder erstmal beweisen, dass sie nicht von einer oberen Schicht, von einem selber versklavenden Teilvolk etc, abstammen. Bringt's das?

Ich kann in den jetzigen Gerechtigkeitsbewegungen wenig intellektuelle Neugier, wenig Gerechtigkeit und viel Überhöhung der eigenen Gefühle, der eigenen Gruppe, der eigenen Weltsicht sehen.

Als Bürger respektiere ich natürlich, dass die Regierung, BP, Kirchen, NGOs etc. das als eine richtige Weltsicht sehen.

Hubert Sieweke | So., 28. Februar 2021 - 22:22

für alle die Studenten, die sich von was auch immer in ihrer Ehre der sonst was gekränkt fühlen, einen eigenen Campus zu schaffen oder eine eigene Millenials Uni, dort könnten sie dann ihrer eingeschränkten Redefreiheit frönen und feststellen, dass wohl nur wenige Lehrkörper unterrichten werden.
Störer an den anderen Unis sollte man dann zunächst rigoros entfernen.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 1. März 2021 - 08:10

„Weiße sind privilegiert, sie wissen es oft gar nicht”. Sind das auch all diejenigen, die aus allen Herrenländern an dieser Uni studieren können dann auch und wissen es nur nicht?
Eine jede Uni hat Aufnahmerichtlinien und Verhaltensvorgaben. Die freie Rede ist dort sicher eines der wesentlichsten Elemente, um dort studieren zu können. Ich halte dieses geplante Gesetz für ausgemachten Unsinn. Jeder muss überall als das sagen können, was er denkt und muss natürlich mit Gegenrede rechnen. Was sich gesellschaftlich einmal durchsetzen wird bestimmt der Zeitgeist und die Mehrheit eines Volkes. Wenn sich diese angeblich diskriminierten Studenten "verletzt" sehen, mögen sie in Diskussion mit den Meinungsgegner gehen, aber nicht ausladen und diffamieren. Was will die Mehrheit der Studenten tatsächlich? Das scheint mir wieder eine Minderheitenrevolte zu sein, die medial als Mehrheitsdenken verkauft werden soll. Wer Free Speech nicht will, sollte überlegen, wer ihnen das Studieren ermöglicht hat

Quirin Anders | Mo., 1. März 2021 - 12:32

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Im Ausgangspunkt teile ich vollkommen Ihre Meinung. Das geplante Gesetz sollte in einem demokratischen Gemeinwesen an sich überflüssig sein.
Es scheint aber doch nötig zu sein, damit Universitäts- und Institutsleitungen (zur Vermeidung sonst drohender Geldforderungen) endlich gezwungen werden, den intellektuellen Austausch von Argumenten und Gegenargumenten, auch soweit sie nicht zum Weltbild von Randalierern passen, wieder konsequent zu ermöglichen.
Das geplante Gesetz müsste aber wohl durch weitere Maßnahmen seitens der Universitäten flankiert werden: Wer an einer Universität mit Tomaten oder anderen Gegenständen wirft oder Vorträge/Diskusionbeiträge mittels Trillerpfeife u.ä. stört, sollte beim ersten Mal abgemahnt und im Wiederholungsfall von der Universität verwiesen werden. Denn derart pöbelhaftes Verhalten hat an Universitäten nichts zu suchen. Wo, wenn nicht an den Universitäten, muss es möglich sein, den Austausch von Sachargumenten zu fördern, zu pflegen und zu tolerieren?

Helmut Bachmann | Mo., 1. März 2021 - 08:52

Da wird behauptet, die Schneeflocken seien zu recht empfindlich, weil sie ja schließlich Generation von Opfern vertreten. Das ist natürlich nicht richtig. Auch in meiner Familie gab es Generationen von Opfern, deshalb muss ich nicht dauerbeleidigt sein. Denn das geht jedem Menschen so. Der typische Studierende, der gerne cancelt, ist auch nicht empfindlich, er ist bis ins Mark verkopft und selbstverliebt. Unfähig andere Meinungen auszuhalten, die nur noch in „gut“und „böse“ eingeteilt werden, wobei das Böse immer weiter gefasst wird. Dies ist infantile Angst, die sich zum faschistoiden Furor auswächst. Den Kern des Themas erfasst der Artikel in keinster Weise, beschönigt diesen Wahn auch noch. Schade. Aber gut, dass es im Cicero auch andere Meinungen gibt.

Norbert Heyer | Mo., 1. März 2021 - 11:31

Die (fast) totale Freiheit der Menschen in den Demokratien, scheint ihnen nicht mehr zeitgemäss. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass die Jugend wieder festgefügte Bezugspunkte einpflocken möchte. Der vielgeschmähte alte, weiße Mann, der zu großen Teilen die Geschicke und auch Geschichte dieser Länder nachhaltig geprägt hat, wird nicht mehr benötigt, soll weg, stört nur. Bismarck, Churchill, Goethe, Schiller - freigeben zum Abriss und zur Bücherverbrennung. Neue Leute braucht das Land. Jung, weiblich, farbig, lesbisch - auch gern Migrationshintergrund - das ist die neue Freiheit im Rahmen der auch dann geltenden Einheitsmeinung. Vielfalt der Menschen, Einfalt bei Meinungen und geltenden Regeln. So wie schon die hüpfende Jugend flehentlich um Bestrafung von vermeintlichen Umweltsünden bat und die CO 2-Steuer bekam, wird es weitergehen. Die geistig/ moralische Verwirrung geht Hand in Hand mit dem Niedergang von inhaltsstarken Streitgesprächen, die bald nur noch verbotene Nostalgie sind.

Lutz Gerke | Mo., 1. März 2021 - 11:41

Die Studenten sind allergisch gegen Allgemeinbildung. Vielleicht sollte ein Clearing die Sonderschule neu zugänglich machen und die UNI in Sonderbildungsstätte umbenannt werden? Wir haben doch sowieso keine Vorurteile, deshalb kann die Inklusion eine Umgekehrte sein. Das ist politisch auch viel korrekter.

Brigitte Miller | Mo., 1. März 2021 - 13:01

"Das kann durchaus eine positive Entwicklung sein. Wer will schon Rassisten eine Bühne bieten? "
Nein!
Das ist keine gute Entwicklung. Wo sind die Rassisten, die sich auf die Bühne drängen? Sind es nicht eher die Leute, die jetzt Rassen und kleinste Minderheiten wieder zu einem alles bestimmenden Thema machen? Ohne dass jemand sie darum gebeten hat?
Hatte nicht Luther King den Traum von Gleichberechtigung bei der Farbe keine, nein keine Rolle mehr spielen sollte?

Walter Bühler | Mo., 1. März 2021 - 13:07

- soll so ein Gesetz (GSFFL ?) bei uns in die Welt gesetzt werden? Ich könnte mir das schon vorstellen.

Aber ob es überhaupt was nützen könnte?

Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergeblich, zumal wenn Stultitia im akademischen Narren-Kostüm auftritt.

Christoph Wirtz | Mo., 1. März 2021 - 16:16

... bei den Studenten, sollte sie sie mit der Einladung Loachs „verletzt“ haben." Zitatende.

Wie lächerlich ist das denn? Es ist doch niemand gezwungen, so einer Veranstaltung beizuwohnen. Und nächste Woche kommt dann jemand, der den Loach-Ablehnern besser passt.

Unterschiedliche Positionen "auszuhalten", das ist Teil des Erwachsenseins, Teil einer demokratisch-freiheitlichen Diskurses. Für mich ist diese "Entschuldigung" der Rektorin bereits ein Einknicken vor den Forderungen der Cancel Culture.