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Hans Kollhoff / Foto Max Kratzer

Reaktion auf umstrittenes Hofreiter-Interview - „Rücksichtslos am Bedarf vorbei“

Der Grünen-Fraktionschef hat mit einem Interview für Aufsehen gesorgt, weil er angeblich ein Verbot von Einfamilienhäusern forderte. Im Interview sagt der Stadtplaner und Architekt Hans Kollhoff, was er von Anton Hofreiters Vorschlägen hält – und warum Gebäude aus der Gründerzeit immer noch am besten sind.

Alexander Marguier

Autoreninfo

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Hans Kollhoff ist einer der bekanntesten deutschen Architekten. Der 74 Jahre alte gebürtige Thüringer studierte Architektur in Karlsruhe und Wien und ging dann zur Cornell University in den Vereinigten Staaten, wo er Assistent von Oswald Mathias Ungers war. 1984 machte er sich mit einem eigenen Architekturbüro selbstständig. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen der Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz in Berlin und das Main-Plaza-Wohnhochhaus in Frankfurt am Main.

Herr Kollhoff, haben Sie die vom Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Anton Hofreiter, angestoßene Debatte zum angeblichen Einfamilienhaus-Verbot verfolgt?

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Fritz Elvers | Di., 23. Februar 2021 - 17:33

redet man wochenlang über irgendwas, was jemand nicht gesagt hat. Es reicht dann noch für drei Talkshows.

Gerhard Lenz | Mi., 24. Februar 2021 - 09:47

Antwort auf von Fritz Elvers

man muss es nur ganz passend aus dem Zusammenhang reißen.

Dabei gab und gibt es überall in Deutschland Orte, wo der Bau von Eigenheimen verboten ist. Dazu muss man vorher Baugebiete ausweisen, und dazu braucht man Platz, den man oft nicht hat.

Aber warum sich real mit einem Problem befassen, dass man ideologisch ausschlachten kann?

Sicher deckt auch jemand demnächst den Zusammenhang zu SED, zum Islam oder zur Migration auf.

Wahrscheinlich entdeckt auch bald einer der üblich-wissenden Foristen, dass Hofreiter angeblich ganz im Sinne der Scharia handelt..

Ist ja auch naheliegend.

Hans Jürgen Wienroth | Di., 23. Februar 2021 - 17:37

Ich stimme Herrn Kohlhoff zu: Häuser sollten für die Ewigkeit gebaut werden, das ist nachhaltig. Würden wir vorhandene Wohngebäude nutzen, dann sollte es in einer schrumpfenden Gesellschaft reichen. Das Problem fängt damit an, wo der Wohnraum vorhanden ist. Es gibt viele Dörfer ohne Laden und Schule, die sterben. Die Menschen zieht es in die Stadt. Dort ist Lifestyle und Lebensqualität, gibt es exotische Restaurants, eine Vielzahl an Fitnessstudios, die Kita um die Ecke und einen bunten Mix an Kulturen, also für jeden alles. Dazu gibt es eine große Anzahl an Arbeitsplätzen, aber auch ein großes Angebot an Arbeitskräften. Lebensgemeinschaften wollen zusammenleben und kurze Wege zur Arbeit haben. Mit dem ÖPNV durch Berlin verliert man schnell 2 h. Da bleibt nur, die Häuser, Läden und Fabriken in die Höhe zu bauen. Will jeder seinen Freiraum haben, wird es eng, im Park und in der Wohnung. Das zeigt Corona gerade deutlich. Wir sollten uns fragen: Was brauchen wir wirklich zum Leben?

Bernd Muhlack | Di., 23. Februar 2021 - 18:19

Ich musste bei der Lektüre des Artikels oft lächeln, gar mit mir selbst lachen; köstliche Formulierungen!

"Seniorenschach, das Einfamilienhaus als DAS bürgerliche Haus usw. usf."

Ich wuchs in Koblenz auf, eine sehr schöne Stadt am Deutschen Eck, der Zusammenfluss von Vater Rhein und Mutter Mosel - confluentes = Koblenz.

Am Zentralplatz gab es "Seniorenschach", Büdchen u pipapo - das wurde irgendwann mit einem potthäßlichen "Monolith" zugeklotzt.
Das Oberwerth war (ist noch?) das edle Wohngebiet: EFH, ZFH mit viel Garten drumherum. Hier hatten sich "die Franzosen" nach dem Krieg "besatzend" breit gemacht.

Die "Innenstadt" ist wie überall: es dräut der Untergang!
CORO, LD ist der Anlass, selten die Ursache des Abschieds.

Ja, dem Hofreiters Toni hat man die Worte geframed, aus dem Zusammenhang gerissen.
Man? - DER SPIEGEL wars!
Heut zu Tage kann man eigentlich gar nichts mehr glauben, oder?
Kein Problem, ich bin Atheist.

My home is my castle - ein Stadtmensch in einem "Kaff" ...

Günter Johannsen | Di., 23. Februar 2021 - 18:41

ist für mich nachvollziehbar. Trotzdem muss man diese Aussage im Kontext wirken lassen: wer was wie sagt. Wir Älteren kennen diese links-grüne Partei als Verein, der gern moralisiert und verbietet. Aber das gern auch sehr politisch einseitig … im Sinne ihrer Ideologie, die sich seit
den 68ern nicht großartig verändert hat. Mein gern geäußerter Eindruck, dass wenn man bei den Grünen den Lack abkratzt, die rote Grundfarbe der 68er durchschimmert, ist heute um so wichtiger zu wissen! Man muss, wie gesagt, den Kontext der jeweiligen Aussage mit sehen und hören. Das beginnt bei der politischen Ausrichtung der Grünen-Vorläufer APO, aus denen sich eben auch die rot-extremistische Terrorgarde RAF entwickelte. Der Klassenk(r)ampf hat heute (aber nur scheinbar!) freundlichere Züge angenommen. Der dahinterstehende Geist ist aber der Gleiche: "Es muss wie Demokratie aussehen, aber wir müssen alles im Griff haben!"
(Genosse Walter Ulbricht, Vordenker der SED-Erben)

Walter Bühler | Di., 23. Februar 2021 - 19:28

... und kann aus meiner eigenen Situation heraus seine Ansichten über Berliner Altbauquartiere grundsätzlich bestätigen.

Aber ich möchte doch zwei Bemerkungen hinzfügen:

1. Gerade in Corona-Zeiten habe ich doch die Einfamilienhaus-Bewohner oft um den eigenen Garten beneidet, der um das Haus herum liegt.

2. Man wird in der Innenstadt viel häufiger mit sozialen Problemen der Gesellschaft konfrontiert (U-Bahn, S-Bahn, Bettler, Rauschgift, aggressive Jugendliche, Müll, ...) als in den doch ruhigen Eigenheim-Vierteln. Ich weiß, ich soll und darf das eigentlich nicht sagen, aber manchmal wäre ein weniger aufregende und weniger verdreckte Umgebung doch sehr angenehm.

Das ist aber ein Jammern auf hohem Niveau. Und bald machen auch die großen Bibliotheken und Museen um den Tiergarten wieder auf ...

Ingo Frank | Di., 23. Februar 2021 - 21:26

Wir haben uns unseren Traum vom Eigenheim nach 3 jähriger Bauzeit 1986 erfüllt und können von uns behaupten, jeden einzelnen Stein mindestens 3x in der Hand gehabt zu haben.
Unser Haus ( ca. 200 qm)befindet sich am Ortsrand einer 1000 Seelen Gemeine mit 7500 qm Grundstück inkl. Streuobstwiese, gemischte Schonung, Nistmöglichkeiten für Vögel verschiedenster Art. Die für Gemüse bearbeiteten Flächen bewirtschafte ich in 3 Felderwirtschaft. Das reicht zum Erhalt meiner Fitness vollkommen. Essen allein od. mit Freunden... am liebsten auf unserer Terasse nicht nur mit der echten thüringer Bratwurst.
Schule, Zahn- und Praktisch. Arzt, Kita , kleinere Einkaufsmöglichkeit sogar Bahnanschluss im Ort vorhanden.
Das ist unser Lebensgefühl und kein Leben in einer
„Neubaubuchte“ mit möglichst viel Multikulti.

Mit vielen Grüßen aus der Erfurter Republik

..., die damals schon in diesem Haus wohnten, mit einer durchaus beträchtlichen Selbsthilfeleistung an der Totalrenovierung des (West-)Berliner Mietshauses mitgewirkt und leben seitdem dort.

Manchmal vermisse ich die individuelle Unabhängigkeit und die großen Gärten bei den Eigenheimlern und die damit verbundene Ruhe, aber ich genieße andererseits oft auch das soziale Leben im Haus und das kulturelle Leben im Berliner Zentrum. Da jetzt öfter der Rücken weh tut, wäre die (ein wenig idealisierte) Gartenarbeit für mich wahrscheinlich gar nicht mehr so angenehm.

Zum Glück gibt es ganz verschiedene Wege zum Glück. Hauptsache, wir alle finden einen und kommen einigermaßen rechtzeitig an.

Wir sollten uns das Leben von einer Vorschriften-Partei nicht versauern lassen, die viel gravierenden Unsinn in ihrer Geschichte bis heute verzapft hat (Pädophilie: sexuelle Befreiung der Kinder; Autos abschaffen; Atomkraftwerke & Kohlekraftwerke abschaffen, aber auch keine Stromtrasse zulassen)! Wenn man den verlogenen Willen zu Multikulti der Links-Grünen betrachtet, wird einem klar, dass es die pure Scheinheiligkeit ist: Einerseits proklamiert man Gleichberechtigung der Frauen (was ja gut ist!), andererseits unterstützt man in unserem Land die muslimischen Männer, die ihre Frauen in ein mobiles Frauengefängnis (Burka) zwingen und ihnen jede Minute zur Verfügung stehen müssen. Dazu auch noch oft Kinderfrauen im Alter von 12 /13/14 Jahren. Zum Sinnbild grüner Doppelmoral avancierte im Netz die Gute-Laune-Schleuder Schulze der bayrischen Grünen mit einem Urlaubsfoto aus den USA - Wegwerf-Eisbecher mit Einweglöffel in der Hand … viel Kerosin verbrannt für einen Wochenend-Trip!

Was ich teile, da fast unter gleichen Bedingungen auf dem Land wohne. Bauen seit Jahren einen 4-Seiten -Fachwerk-Hof um und aus. Mit viel Garten und Eigenleistung aus.

Ingo Frank | Di., 23. Februar 2021 - 21:27

Wir haben uns unseren Traum vom Eigenheim nach 3 jähriger Bauzeit 1986 erfüllt und können von uns behaupten, jeden einzelnen Stein mindestens 3x in der Hand gehabt zu haben.
Unser Haus ( ca. 200 qm)befindet sich am Ortsrand einer 1000 Seelen Gemeine mit 7500 qm Grundstück inkl. Streuobstwiese, gemischte Schonung, Nistmöglichkeiten für Vögel verschiedenster Art. Die für Gemüse bearbeiteten Flächen bewirtschafte ich in 3 Felderwirtschaft. Das reicht zum Erhalt meiner Fitness vollkommen. Essen allein od. mit Freunden... am liebsten auf unserer Terasse nicht nur mit der echten thüringer Bratwurst.
Schule, Zahn- und Praktisch. Arzt, Kita , kleinere Einkaufsmöglichkeit sogar Bahnanschluss im Ort vorhanden.
Das ist unser Lebensgefühl und kein Leben in einer
„Neubaubuchte“ mit möglichst viel Multikulti.

Mit vielen Grüßen aus der Erfurter Republik

Stephanie Eder | Di., 23. Februar 2021 - 21:53

Hofreiters Gedanken im Raumschiff Berlin auf der einen Seite, die Rechnung wird spätestens von den Bewohnern in den Gemeinden aufgemacht. Ich lebe in Germering, vor den Stadttoren Münchens. Die Preise haben das Niveau Münchens, genauso wie die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt. Nun soll dort u.a. ein Neubaugebiet entstehen, 5stöckig, sogar mit Geschäften. Aktuell läuft eine Bürgerinitiative gegen das Projekt. Ebenfalls bei einem anderen Bauprojekt, auch mehrstöckig. Hier wurde von den umliegenden Anwohnern erstmal Klage eingereicht. Hofreiters Aussagen werden in der Theorie mit Sicherheit wohlwollend aufgenommen, aber in der Praxis dann doch bitte vor der Haustüre anderer.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 24. Februar 2021 - 08:59

... das füg' auch keinem anderen zu, hat mir meine Mutter immer gesagt, wenn es mal Streit gab zwischen uns Geschwistern. Da erlebt der "Toni" mal das gleiche, was er sonst gerne mit anderen macht. Sätze aus dem Zusammenhang gerissen oder falsch konnotiert und fertig ist die Empörung. Herr Kohlhoff hat für mich ganz vernünftige Ansichten geäußert, wie man mit dem Thema Einfamilienhäuser in einer größeren Stadt gedanklich umgehen kann. Eigentlich ein Eigentor, obwohl als Wahlkampfthema vermutlich gedacht. Geht Herr Hofreiter jetzt gegen den Spiegel vor? Die Einfamilienhäuser in den Innenstädten, die es noch gibt, haben in der Regel Bestandsschutz. Der Bürger selbst hat es in der Hand, ob und inwieweit er Beschränkungen der Hausbauart in seiner Stadt oder Gemeinde will oder nicht. Die Bebauungspläne werden in den Kommunen gemacht. Es wäre sinnvoll, darüber sachlich zu sprechen und vor allem auch Fachleute öffentlich zu hören. Ich fürchte nur, politische Ideologie lässt es nicht zu.