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Vernunft siegt über Basisdemokratie: Die CDU hat sich mit Blick auf die Bundestagswahl für Laschet statt für Merz entschieden / dpa

CDU-Parteitag - Der Sieg der Vernunft

Hätte die CDU ihren neuen Vorsitzenden statt von Parteitagsdelegierten per Urwahl wählen lassen, wäre der Sieger Friedrich Merz gewesen. Doch die Partei war gut beraten, das Votum Profis zu überlassen. Denn was dabei herauskommt, wenn die Basis entscheidet, zeigt das Beispiel der SPD.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Die CDU hat ihren neuen Vorsitzenden auf altbewährte Weise bestimmt: durch das Votum der Parteitagsdelegierten. Über einen Mitgliederentscheid war zuvor in der Partei nicht ernsthaft nachgedacht worden. Eine solche Urwahl wäre nach dem Parteiengesetz ohnehin nicht bindend gewesen. Gleichwohl wäre ein Parteitag nicht umhingekommen, das Votum der Basis zu ratifizieren. Genauso wie 2019 bei der SPD, als deren Bundesparteitag bestätigte, was die Mehrheit der Mitglieder wollte: die Doppelspitze Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.

Nicht wenige Anhänger des unterlegenen Friedrich Merz haben hinterher geklagt, das Parteiestablishment habe sich über den Willen der Mitglieder hinweggesetzt. Das kann man so interpretieren. Bei allen Abstimmungen auf Kreisebene oder in Vereinigungen wie der Jungen Union bekam Merz nämlich deutlich mehr Stimmen als der spätere Sieger Armin Laschet und der Drittplatzierte Norbert Röttgen; in manchen Fällen schnitt Laschet sogar schlechter ab als Röttgen. Allerdings sollte man diese Ergebnisse auch nicht zu hoch hängen. Alle Beteiligten wussten, dass das Votum nur ein unverbindliches Stimmungsbild sein würde. Auch deshalb nahm nur eine Minderheit der rund 400.000 CDU-Mitglieder an diesen Abstimmungen teil.

Das Votum lag in der Hand von Profis 

Die CDU hat, wenn man so will, die Entscheidung über den Vorsitz und damit möglicherweise über die Kanzlerkandidatur in die Hände der Profis gelegt, nicht in die der Amateure. Schließlich sind wohl zwei von drei der 1001 Delegierten hauptberuflich in der Politik: als Abgeordnete, Minister, Bürgermeister, Landräte oder Dezernenten; auch hauptamtliche Parteifunktionäre zählen dazu. Unter den übrigen Delegierten waren ebenfalls kaum einfache Mitglieder. Vielmehr dominieren in dieser Gruppe Kommunalpolitiker, die zwar einem Beruf außerhalb der Politik nachgehen, aber beispielsweise als Fraktionsvorsitzende oder Mandatsträger in Kommunalparlamenten politisch überdurchschnittlich stark engagiert sind.

Man darf getrost unterstellen, dass politische Profis anders ticken als die allermeisten einfachen Parteimitglieder, deren parteipolitisches Engagement sich in der pünktlichen Überweisung des Beitrags mehr oder weniger erschöpft. Wahrscheinlich hätte Merz in einer Urabstimmung gewonnen, weil die meisten Mitglieder sich nach einem Anführer sehnen, der Klartext spricht und die CDU wieder unterscheidbarer von anderen Parteien macht, in diesem Fall etwas konservativer und marktwirtschaftlicher.

Schwarz-Grün geht mit Laschet leichter

Die – wenn auch knappe – Mehrheit der Delegierten sah das anders. In ihrem Votum für Laschet dürften andere Motive eine Rolle gespielt haben. So wollten sie sicherlich eine durchaus mögliche Dauerkonfrontation zwischen einem CDU-Vorsitzenden Merz und der noch auf alle Fälle bis September die Politik maßgeblich bestimmenden Kanzlerin vermeiden. Dass Angela Merkel den ewigen Kritiker Merz ebenso wenig schätzt wie dieser die Regierungschefin, ist hinlänglich bekannt.

Ebenso dürfte unter den Delegierten die Überlegung eine Rolle gespielt haben, dass Grüne, SPD und die Linke versucht hätten, eine Merz-CDU mit aller Macht in die unsoziale, rechtskonservative, ja reaktionäre Ecke zu schieben – und dass sie dabei von den meisten Medien kräftig unterstützt worden wären, allen voran von den öffentlich-rechtlichen. Nicht zuletzt darf man unterstellen, dass die Merkelianer unter den Delegierten in Schwarz-Grün das Koalitionsmodell der Zukunft sehen, das sich mit Laschet leichter verwirklichen lässt als mit Merz.

Die Rationalität des Delegiertenprinzips 

Wer den Entscheidungsprozess der CDU unter dem Gesichtspunkt innerparteilicher Demokratie und einer breiten Beteiligung von Mitgliedern betrachtet, kommt zu dem Ergebnis, dass die Partei die Rationalität des Delegiertenprinzips einer Ausweitung der Basisdemokratie vorzieht. Das war schon 2018 so, auch wenn die Regionalkonferenzen damals die innerparteiliche Diskussion belebten, wenngleich sie keinen direkten Einfluss auf die Wahlentscheidung des Parteitags hatten.

Dagegen war die Wahl der neuen SPD-Vorsitzenden im Jahr 2019 ein Musterbeispiel an innerparteilicher Mitbestimmung. Die Bewerber stellten sich auf 23 Regionalkonferenzen den Fragen von insgesamt 17.000 teilnehmenden Mitgliedern. Ungleich mehr verfolgten die Diskussionen online und im Fernsehen. Am Ende beteiligten sich 53 und 54 Prozent der damals noch 426.000 Mitglieder an den beiden Wahlgängen.

Sieg der Basis übers Establishment 

Und die Basis bekam ihren Willen: Die unbekannte Hinterbänklerin Esken und der Polit-Rentner Walter-Borjans schlugen Bundesfinanzminister Olaf Scholz samt seiner Mitkandidatin Klara Geywitz aus dem Feld. Da hatte die Basis klar über das Establishment gesiegt. Fragt sich nur, wie glücklich die Mitglieder heute damit sind, dass ihre SPD unter dem Duo Saskia/Nowabo unverändert als dritte Kraft im politischen Spektrum bei 15 bis 16 Prozent herumkrebst.

Gut möglich, dass Parteienforscher eines Tages Folgendes feststellen werden: Die SPD organisiert ihre Personalauswahl im Geist größtmöglicher innerparteilicher Partizipation und nach dem Konzept der Schwarmintelligenz, die CDU dagegen mit dem Ziel bester Erfolgsaussichten. Aber: „The Jury is still out“. Oder „Nicht jeder Schwarm ist auch intelligent“.

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Hans Jürgen Wienroth | Mo., 1. Februar 2021 - 08:46

Sie zeigen ein seltsames Demokratieverständnis. Weil der Bürger sich zu wenig mit Politik beschäftigt, sollte man die Wahlen den „Profis“ überlassen? Wenn sich eine Partei wie die CDU scheinbar immer mehr von dem Willen der Mitglieder entfernt, ist das demokratisch in Ordnung? Wer weiß, ob die Mitglieder der CDU (und auch deren Wähler!) überhaupt eine Koalition mit den Grünen wollen? Ist das ggf. nur dem Framing der Medien geschuldet?
Ich glaube nicht, dass Merz ein guter Kanzler wäre, genauso wenig wie Laschet – trotz seiner Regierungserfahrung. M. war Kandidat vieler Mitglieder, weil er für eine konservativere Politik gestanden hätte. Knickt man nicht vor „den Linken“ ein, wenn man aus Angst davor, in die unsoziale, rechtsk., ja reaktionäre Ecke gestellt zu werden, prophylaktisch nach links schwenkt. Öffnet man dadurch nicht eine Tür und grenzt das dem. Spektrum unverhältnismäßig ein? Ist das noch Demokratie, wenn Funktionäre (und Medien?) statt Wähler entscheiden?

Es ist nicht richtig, Friedrich Merz auf eine Stufe mit Borjan und Esken zu stellen.
Die Unterschiede sind zu gravierend. Nicht nur im Intellekt, sondern auch in Persönlichkeit und Niveau. Die gegenwärtige SPD-Führung sollte lieber in der Kreisklasse spielen, wie auch MP Laschet gut daran tut, weiterhin auf Landesebene zu agieren. Friedrich Merz ist einer der wenigen aktuellen Politiker, die sich zum Bundeskanzler mit scharfen Profil eignen. Wenn die CDU eine Mehrheit zur Wahl erlangen will, so wird das nur mit Markus Söder oder Friedrich Merz funktionieren, wobei Söder sich für meinen Geschmack den Grün-Linken zu peinlich anbiedert!

...muß dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Mal sehen wie die "enttäuschte Basis" reagiert und wählt. Aber vermutlich hat das Dauerfeuer der medialen und politischen Linken schon gegriffen. Keine Pösen wählen.
Wäre der liberal konservative Wähler nur ein einziges Mal intelligent, dann könnte er durch eine Protestwahl den linken Kurs verhindern. Aber für so intelligent halte ich die Deutschen nicht mehr.
Mit Laschet wird's weiter bergab gehen, aber die Medien und die "linksgrüne" CDU wird sich sebst feiern. Es kommen mir Szenen aus "Der Untergang" in den Sinn und mich schauderts.

Fritz Elvers | Mo., 1. Februar 2021 - 12:35

Antwort auf von Inka Hein

die Deutschen sind nicht mehr intelligent genug, AfD zu wählen? Hm, dann hat die Reeducation ja doch noch gewirkt. Hat lange gedauert, aber besser als nie.

Annette Seliger | Mo., 1. Februar 2021 - 08:46

Ein Sieg Herr Vogg? Gut 51% haben Laschet gewählt und viele mit der Faust in der Tasche. Die CDU, mit ihrer Kanzlerin, die eine Ausbildung in Agitation und Propaganda genossen hat, ist Meisterin darin aus Mist Parfum zu machen. Die Energiewende ist ein Desaster. Ein Tsunami in Japan flutet ein KKW, und wir schalten als einziges Land in EU unsere sicheren KKW`s ab. Sind die anderen alle so blöd? Stattdessen verschandeln wir unsere Landschaften mit Windrädern, die ohne Subventionen nicht betrieben werden können. Wir öffnen die Grenzen, wegen unschöner Bilder am Budapester Bahnhof und haben danach die Frechheit unsere europäischen Nachbarn, durch einen von D initiierten Mehrheitsbeschluss zwingen zu wollen, Quoten von "Flüchtlingen" aufzunehmen. Kein Flüchtling wollte je in Ungarn bleiben, die wollten alle zu uns, wo es "All inclusive" gibt.
Der Test für Laschet wird die Wahl in BW sein. Verliert die CDU, dann wird`s eng für den Merkel Klon.
"Vorwärts immer - rückwärts nimmer!" CDU.

gabriele bondzio | Mo., 1. Februar 2021 - 08:57

dass politische Profis anders ticken als die allermeisten einfachen Parteimitglieder,... schon klar, Herr MÜLLER-VOGG. Der Einfluss der professionellen Strippenzieher auf die innerparteiliche Willensbildung war schon immer überragend. Und die Ohnmacht der einfachen Parteimitglieder groß. Nur gefragt, wenn die innerparteilichen Funktionärsklüngel sich gegenseitig blockieren.
Die Basis ist vor allem eines...schwer einzuschätzen. Und geht es da nicht auch noch um die Pfründe für die gealterte Nomenklatura. Wenn über die Kluft zwischen Parteimitgliedern und Führungsspitze geredet wird?
Wenn Mitglieder nur der demokratischen Staffage dienlich sind, wer will da noch Mitglied werden?

Urban Will | Mo., 1. Februar 2021 - 09:15

ihrer unendlichen Weisheit die endgültige Kapitulation vor dem medialen und politischen links – grünen Mainstream eingeleitet.
Er ist nun fester Bestandteil der politischen Kultur in diesem Lande.
„Rechts“ und „Konservativ“, einst allgemein akzeptierte politische Grundeinstellungen sind passé.
Man hat sie zusammengefasst und stigmatisiert, hat sie auf eine Stufe mit „reaktionär“ und – das darf ja wohl nicht fehlen, Sie hätten, Herr Müller-Vogg ruhig den Mut haben können, es hin zu schreiben - „rechtsradikal“ gesetzt. Zum Faschismus ist es ja dann nur noch ein Katzensprung.
Gut, dass sie so weise waren, diese „Profis“ im schwarzen Lager.
Der Depp an der Basis hätte ja vielleicht doch – aus einem mittlerweile durchaus realistischeren Blickwinkel als sie die Schlafwandler da oben haben – entschieden, dass diesem Land auf dem gegenwärtigen Kurs in Richtung Eisberg eine konservative Wende gut tun könnte.
Gut, dass wir "gerettet" wurden und das Narrenschiff unter SG auf Kurs bleibt.

Christoph Kuhlmann | Mo., 1. Februar 2021 - 09:17

und verhält sich in NRW sehr geschickt. Er hat aber auch Glück mir seinem Innenminister, der das Thema Innere Sicherheit wieder für die CDU besetzt, nachdem SPD und CDU 2015-16 jede Glaubwürdigkeit dabei verloren hatten. Mit Laschet geht vieles und die Verfechter der reinen Lehre aus dem Wirtschaftsflügel haben stark an Überzeugungskraft verloren, nachdem nun seit Jahrzehnten mit der Geldwertstabilität Schindluder getrieben wird und die Inflation einfach nicht kommen will. Sicher, die Sparer bekommen keine Zinsen mehr aber allein Apple hat seinen Aktienwert in einem Jahr um 80% gesteigert. "Mündelsicher" ist das alles nicht, aber dafür kann sich der Staat mit Gewinn verschulden. Merz hat nun zweimal bei der großen Rede gepatzt als es um den CDU-Vorsitz ging. Er wird sicherlich als Wirtschaftsminister eine gute Figur machen falls man ihn denn lässt. Ich traue es Laschet zu den Rheinischen Kapitalismus auf diese Weise einzubinden. Selbst wenn Merz Westfale ist.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 1. Februar 2021 - 09:25

Die CDU lebt das weiter, was sie unter Merkel eingehaucht bekommen hat. Realitätsfern, machtsichernd, keinen Widerspruch duldend, selbst versorgend, alternativlos.
Ich las ähnliche Kritik bei Tichy, wo Frankfurter CDUler - die ihren Namen nicht genannt haben wollten, aus Angst vor Ausgrenzung - genau die gleiche Kritik äußerten. Die CDU ist eine Apparatschik Partei geworden, wo Basis zum Kulissen füllen bestimmt ist, um nach außen hin als demokratische Basispartei zu wirken.
Parteifunktionäre auf allen Ebenen haben das sagen, weder das einfache CDU-Mitglied und schon gar nicht das Wahlvolk hat ein Recht auf Mitsprache. Bei Wahlen soll man "seine" Stimme abgeben und dann stillhalten und als Alibi dienen, man habe mit der Wahl der CDU automatisch jede noch so volksfeindliche Entscheidung gleich mitgewählt.
Und ob Mitglieder austreten, sich zurück ziehen und resignieren oder gar sich einer anderen Partei zuwenden ist den Funktionären egal. Es braucht nur den Anschein von Demokratie.

Stefan Bauer | Mo., 1. Februar 2021 - 09:27

Wo wäre mit auch nur einem Sachverstand erklärt, wieso die 1000 Delegierten professioneller gehandelt hätten als "die Basis"?
Wo war die Professionalität bei dann sogar der Spitze, Jens Spahn, mit seinem unwürdigen Einblender?
Nee, hier war sowas von der Einfluss der Merkelianer zu spüren, dass man würgen musste - einfach nur ein ekelhaftes "weiter so", kein Geraderücken des Linksstrebens von Merkel auf Teufel komm' raus, keine Rückkehr der Vernunft.
Und ja, Merz' Richtung IST mir 1000x lieber - aber darum geht's hier eigentlich gar nicht.
Art, Terminverschiebung, Einflussnahmen waren einfach ebenso unprofessionell wie undemokratisch.
Ich widerspreche dem Tenor des Artikels komplett.

Dietmar Deibele | Mo., 1. Februar 2021 - 09:28

"Schwarz-Grün geht mit Laschet leichter" - und Deutschland weiter den Bach runter!

Karl-Heinz Weiß | Mo., 1. Februar 2021 - 09:29

Parteimitglieder, die sich engagieren, ticken anders als Mitläufer. Das ist in jedem Verein zu beobachten. Deshalb hat mich der starke Stimmenanteil von Herrn Merz eher überrascht. Zwischen 2005 und 2018 legte er ja bekanntlich eine CDU-Engagementpause ein. Und ein begnadeter Rhetoriker, der nochmals eine Parteitagsrede versemmelt, will das Amt auch nicht wirklich. Jetzt kann er sich bei Blackrock wieder um die Probleme bei Leerverkäufen kümmern. Und Herrn Schäuble ist der Triumph über Frau Merkel endgültig verwehrt.

Johan Odeson | Mo., 1. Februar 2021 - 10:10

Vermutlich haben Sie recht, auch wenn ich an die Weitsicht der Funktionäre nicht glaube. Da spielt die eigene Parteikarriere und die Gefahr, dass diese bei einem nicht "Weiterso" Schaden nehmen könnte. Der Rock ist einem halt näher als die Weste. Merz ist die Anti-Merkel und danach sehnen sich immer mehr Menschen, behaupte ich mal allen genehmen Umfragen zu Trotz. Das der zwangsfinanzierte ÖRR mit all seiner Einseitigkeit dagegen geschossen hätte, ist auch klar. Aber auch der ÖRR verliert massiv an Reichweite trotz seiner unendlichen Vielzahl von Sendeformaten. Ich komme seit Jahren sehr gut ohne aus. Bestimmt hätte man kämpfen müssen, aber das wäre es Wert gewesen. Klare Alternative. Mal sehen was von der grünen Wählerschaft bleibt, wenn es an die eigenen Wohlstandblase, die weitgehend von Staatsknete lebt, geht. Jetzt wird's ein Verschiebebahnhof für ein paar Pöstchen und alles bleibt so unerquicklich wie es ist. Man lerne: Nur die Starken komm' in Garten.

Ingo Frank | Mo., 1. Februar 2021 - 10:17

So, so die Entscheidung über den CDU Vorsitz haben also die Profis getroffen. Eine abgeschirmte Kaste aus Berufspolitikern und hauptamtlichen Parteimitgliedern. ( 2/3 )Und das findet ihre Zustimmung Herr Müller-Vogg? Sind denn diese Leute wirklich die Profis? Wer trägt denn diese elitäre Kaste? Wer wählt sie in die Funktionen, die sie inne haben? Wer zahlt? Die Amateure ! So wie dargestellt... die „Dummen“
Und ob auf Dauer das „weiter so“ gut geht, wage ich zu bezweifeln.
Alternativlos ist gar nicht´s.
Bei AKK hat es wie lange gedauert? Und weg war sie. Ein weiter so reicht den dummen Amateuren nicht mehr!

Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Christa Wallau | Mo., 1. Februar 2021 - 10:29

auf die "Polit-Profis".
Ich kann ihm da nicht zustimmen, o b w o h l die Ur-Abstimmung bei der SPD ja wirklich in die Hose gegangen ist, was sein Hauptargument gegen die
Basis-Befragung ist.
Leider ist die Sache nicht so einfach, wíe er sie darstellt. Dafür ist die Lage in Deutschland viel zu ernst. Wir befinden uns nämlich nicht mehr in einer "normalen" Situation, in welcher der Kurs der Politik durch Wahl neu bestimmt wird, sondern in einer dramatisch verschlechterten Lage!

Jetzt brauchen wir wirklich jemand, der fähig ist, das V o r d r i n g l i c h e und V e r n ü n f t i g e zu erkennen u. durchzusetzen, nicht das Wünschenswerte. Ein Realist tut not, kein Ideologe o. Beschwichtiger. Er muß uns Bürgern unangenehme Wahrheiten zumuten können, weil er keine Angst vor Abwahl hat.

"In Gefahr u. großer Not bringt der Mittelweg den Tod" - dieser Aphorismus paßt auf unsere Lage. Aber ich fürchte, genau dieser Weg wird demnächst mit den - ach, so klugen! - Profis wieder beschritten.

Markus Michaelis | Mo., 1. Februar 2021 - 11:08

Nun geht die Abspaltung der Linkspartei auch auf Entscheidungen der Profis zurück die SPD in die Mitte und hin zur Wirtschaft zu ziehen: sozusagen der umgekehrte Squeeze-Out-Versuch, den jetzt die CDU seit längerem praktiziert.

Auch ist Merkels Politik (also die der CDU) ein MischMasch aus einerseits eigenen Visionen, Utopien und was man für nicht vermeidbare Entwicklungen hält, und andererseits ein enges Verfolgen von Meinungsumfragen, also dem Versuch der Basis hinterherzulaufen.

Ich denke das sind einfach zwei Pole, die immer beide reinspielen werden. Welche einzelnen Aktionen mehr gebracht haben, hängt auch von der Zeitskala ab, auf der man Erfolge bewertet, und insbesondere natürlich vom eigenen Wertesystem. Es gibt auch Leute, die mit Esken hoch zufrieden sind und auf jeden Fall mit allen Alternativen weniger zufrieden.

Joachim Göbels | Mo., 1. Februar 2021 - 11:12

Wenn es nach “Volkes Wille“ ginge, dann würde Merkel wegen ihrer Beliebtheit zur Königin von Deutschland gewählt und die bösen selbstsüchtigen Delegierten mit dem gesamten Parlament in die Wüste geschickt werden.
Mir wäre auch ein Vorsitzender mit der Agenda vom Merz, dem Aussehen von Röttgen und dem Einbindenden von Laschet lieber.
Wie lange würde es denn dauern, bis dass der Kanzler Merz beleidigt die Brocken hin schmeißt? Und dann?

Heidemarie Heim | Mo., 1. Februar 2021 - 11:22

Sorry! Aber da stellen sich mir etwas die Haare werter Herr Dr. Müller-Vogg! Denn es ist ja nicht so, das bei den jeweiligen Verfahren beider Parteien herausragende Ergebnisse bzw. Mehrheiten das Licht der Welt erblickten. Ich weiß zwar nicht wie die von Ihnen genannten Profis ticken, aber ich kann mir vorstellen das auch die treueste Basis irgendwann die Nase voll davon hat ständig ignoriert zu werden, Voten vernachlässigbar erachtet werden oder als minder schwarmintelligent abgetan. Denn auch bei der SPD wurde massiv Druck vonseiten des linken Flügels gemacht und die Hoffnung verbreitet, man könne an Profil gewinnen und wieder Mehrheiten generieren. Was m.E. gründlich in die Hose ging. Dasselbe kann umgekehrt nun aber auch der Union passieren sollte sich die knappe Wahl für ein weiter so ohne erkennbares Profil ähnlich auswirken. Spätestens dann, wenn nur noch wirkliche "Profis" ein Fortbestehen wirtschaftlicher Prosperität da sichern können, wo gemeinsame grüne Träume enden! FG

Veit Jakof | Mo., 1. Februar 2021 - 11:43

Herr Müller-Vogg! Sie schreiben "Doch die Partei war gut beraten, das Votum Profis zu überlassen. Denn was dabei herauskommt, wenn die Basis entscheidet, zeigt das Beispiel der SPD." und diese Sätze treten m.E. die Demokratie mit Füßen!
Auch wenn es naiv klingen mag, aber eine Partei hat m.E. die Dinge zu vertreten, die eine Mehrheit der Parteimitglieder für richtig hält. Und dies gilt auch für die Wahl des Parteivorsitzenden.
Politik sollte doch keine Marketingveranstaltung sein! Die CDU darf sich keinen Vorsitzenden suchen, der den Grünen gefällt, aber nicht den eigenen Parteimitgliedern!
Aber ich gebe zu: Zur Zeit herrschen andere Verhältnisse in Partei und Regierung! Und deshalb haben wir auch eine "grottenschlechte Regierungspolitik" wie es Merz ja schon einmal öffentlich formulierte!
Ihre "Profis" sind für mich "Apparatschicks", die ihre Pöstchen behalten wollen, von "denen da oben" protegiert wurden und deshalb grundsätzlich pro "denen da oben" stimmen.

Brigitte Tielert | Mo., 1. Februar 2021 - 11:55

Die CDU war also gut beraten, das Votum den Profis zu überlassen? Um den Rahmen des Sachverhalts zu klären: Votum = Stimmabgabe = Wahl und: Basis = Parteimitglieder = Volk. In der CDU - wie in der SPD - ist also das Parteivolk zu dumm, um seine Vorsitzenden zu wählen und sie sollen die Wahl lieber denen überlassen, die sowas besser können, den Profis eben? Es ist nur ein kleiner Schritt, dieses Prinzip gedanklich auf Wahlen aller Art in der "Republik" auszuweiten. Den Coronamaßnahmen zum Schutze der Bevölkerung liegt ein ähnlicher Denkansatz zugrunde und er wird eingeübt. Im Grundgesetz Art. 21 Abs. 1 steht aber: "Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung MIT" und nicht: sie ersetzen sie. Und für das Desaster in der SPD ist wohl eher die Parteispitze verantwortlich, die sich seit Jahrzehnten nicht mehr um ihre Basis geschert hat. Das ist der fatale Fehler, den die CDU nachzuahmen bereit war und ist. Von wegen Profis.

Diese Frage nach dem Demokratie-Verständnis stellte ich nach einer Mehrtages-Veranstaltung bei den Friedensforschern !
Jeder der Teilnehmer hatte SEINE Meinung hierzu kundgetan und es bestand Einigkeit in der UNEINIGKEIT !

Bevor wir uns über den Sinn oder Unsinn eines Votums streiten, sollten wir erst einmal den Begriff "DEMOKRATIE" versuchen zu definieren- und wo er für wen gilt - .

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 1. Februar 2021 - 12:01

ärgerlich, die Artikel von Herrn Müller-Vogg zu lesen.
Lasse er doch einmal die SPD draussen vor, wenn er gleichzeitig das hohe Lied auf die noch särker basisorientierten Grünen singt.
Die CDU ist keine Basispartei, sie ist nicht einmal eine Funktionärspartei, sondern fast eine reine Kanzlerpartei?
Deshalb war seit Gründung der Bundesrepublik noch nie die Demokratie in Gefahr, auch wenn das manche jetzt evtl. herbeischreiben.
Ich stimme in der Analyse Herrn Müller-Vogg also zu.
Mich hätte es auch sehr gewundert, wenn jemand anderes als Laschet gewonnen hätte.
Festzuhalten bleibt dennoch, dass er nur wenig Stimmen mehr bekam, die Merz-Gruppe also stark bleibt.
Ich traue Laschet zu, dass er das ausbalancieren kann.
Die CDU hat mittlerweile noch weniger Mitglieder als die SPD?
Hoffentlich können Laschet und Scholz, im Verbund mit der FDP unsere parlamentarische noch Parteien-Demokratie wenigstens stabilisieren.
"NGOs", Lobbys und die Strasse sind sicher wichtig, aber nicht umfassend?

Hubert Sieweke | Mo., 1. Februar 2021 - 12:55

des CDU Mannes Müller-Vogg. Die hier beschriebenen Politprofis - meine Güte, welch eine irreführende Bezeichnung - sind die in den überalterten Ortsunionen gewählten Delegierten.
Wenn alle Posten vergeben sind, bleibt dort dann die Wahl von Delegierten, äußerst uninteressant.
In meiner Heimat sind das seit 20 Jahren mehr oder weniger die gleichen, die meist noch irgendeinen Job in der CDU haben. Die wollen stur weiter so, ähnlich wie der Merkelfrosch Laschet.
Die CDU hat zum zweiten Mal einen Profi mit Niveau und erfolgreichen Manager aus purer Angst abgewiesen, weil man um seinen Job zitterte. Merz wäre der Garant für Erneuerung gewesen, aber diejenigen, die schon lange Merkel gewählt haben, waren wie immer in der CDU nicht weitsichtig genug und haben sich für den langsamen Untergang der Republik entschieden.
Ich denke, Merkel wird nun Laschet beiseite schieben und ihm das Aussenamt anbieten, um dann selbst weiterzumachen. Die Grünen waeren happy mit ihr. Ich hoffe CDU muss in Opposi

Sandra Richter | Mo., 1. Februar 2021 - 14:26

Wenn es allein um die Wahlumfragen geht, mag Herr Müller-Vogg zwar Recht haben. Aber was hat ein Wähler davon, wenn er eine Partei wie die CDU/CSU wählt, die dann zwar die meisten Stimmen auf sich vereint, aber nicht seine Interessen vertritt, sondern die Forderungen des eigentlichen politischen Gegners umsetzt?

Da können sich die Mitglieder der SPD mit ihren mageren 15 bis 16 Prozent in den Umfragen doch als grosse Gewinner sehen, da ihre Forderungen von der CDU/CSU im vorauseilendem Gehorsam erfüllt werden, nachdem sie diese mit dem neuen linksradikalen Führungsduo Esken unter Druck gesetzt haben.

Für das Partei-Establishment ist es natürlich genau andersrum, für die geht es allein um gut dotierte Posten. Insgeheim lachen sich die CDU/CSU-Politiker ins Fäustchen, dass sie trotzdem noch massenhaft gewählt werden von Leuten, deren Interessen sie nicht vertreten.

Peter Lutz | Mo., 1. Februar 2021 - 18:50

Sehr geehrter Herr Dr. Müller-Vogg,

ich kann ihre Einschätzung überhaupt nicht teilen. Die CDU mit der SPD zu vergleichen ist das gleiche wie das mit den Äpfel und den Birnen.
Weiter ist zu lesen das die Entscheidung in die Hände von "Profis" und nicht von Amateuren gelegt wurde, hier genau sehe ich das Problem! Was will die Basis, was will der Wähler? Egal, die "Profis" haben entschieden. Ich gehe davon aus, Sie meinen hier auch unseren geschätzten Gesundheitsminister Jens Spahn als "Profi"? Sein wirken wird in den letzten Tagen ja mehr als deutlich.

Zitat:
Ebenso dürfte unter den Delegierten die Überlegung eine Rolle gespielt haben, dass Grüne, SPD und die Linke versucht hätten, eine Merz-CDU mit aller Macht in die unsoziale, rechtskonservative, ja reaktionäre Ecke zu schieben – und dass sie dabei von den meisten Medien kräftig unterstützt worden wären, allen voran von den öffentlich-rechtlichen.

Danke! Sie bestätigen meine und die Meinung von vielen anderen über die ÖR Medien.

Maria Fischer | Mo., 1. Februar 2021 - 19:02

Warum haben manche Männer nur so Angst vor Friedrich Merz?
Natürlich auch Frauen wie Frau Merkel.
"Sag mir, wer dein Freund ist, ich sage dir, wer du bist."

Quirin Anders | Mo., 1. Februar 2021 - 21:31

Wer, wie Herr Dr. Müller-Vogg meint, dass Kommunalpolitiker trotz ihres Berufs außerhalb der Politik "Profis" (für die Lösung bundespolitischer Herausforderungen) seien, hat sich wohl noch nie in der Kommunalpolitik umgesehen. Anderenfalls müsste er wissen: Der kommunalpolitische "Kleinkram" absorbiert so viel Zeit und Energie, dass für eine seriöse Befassung mit den "großen", landes- und bundespolitischen Themen (neben Beruf, Partner/Familie und Kommunalpolitik) kaum mehr Raum bleibt.
Die Gleichsetzung von Funktionären mit Profis, also Leuten, die sich durch eine entsprechende Ausbildung und Berufserfahrung für ihre Tätigkeit qualifiziert haben, ist m.E. abenteuerlich. Wer so etwas liest, kann sich kaum noch wundern, dass (meist im Brustton der Überzeugung vorgetragener) Dilettantismus heute verbreitet so hoch im Kurs steht.

Dr. Karl Landscheidt | Mo., 1. Februar 2021 - 23:22

Auf Tichys Einblick konnte man nachlesen, wie professionell die Profis ihr Handwerk verstehen:
Verleumdung, Bedrohung, Beschimpfung mit diesem und ähnlichem Handwerkszeug zeigen sie, wie man seine Macht erhält und unerwünschten Einfluss verhindert.

Rainer Hinz | Di., 2. Februar 2021 - 20:17

Leider ist es auch bei den Profis so, dass es gute und schlechte Profis gibt. Mir kam das auch so vor, dass viele der sogenannten Profis lieber ein weiter so bevorzugen und auf ihren Pöstchen verharren, als die Ärmel hoch zu krempeln und die CDU wieder ein Stück weit in die politische Mitte zu rücken. Auch gegen den Widerstand aus der linksgrünen Ecke. Viele christdemokratische Kernthemen wurden abgeräumt, die für Amateure aber durchaus von Bedeutung sind. Herr Merz hätte dafür gestanden, nicht zuletzt wegen seiner finanzpolitischen Kompetenz.