Wo geht's hier zur Mitte? Friedrich Merz und Armin Laschet auf dem CDU-Parteitag / dpa

Neuer CDU-Vorsitzender Armin Laschet - Friedrich Merz wäre die bessere Wahl gewesen

Der Journalist und Sportreporter Waldemar Hartmann war 2019 aktiv am Wahlkampf der CDU in Sachsen beteiligt. Seitdem ist ihm klar, was die Partei für ihre Erneuerung braucht. Und er befürchtet, dass diese Chance mit Armin Laschet verpasst wird.

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Autoreninfo

Waldemar Hartmann ist Journalist und Sportreporter.

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Die Delegierten des CDU-Parteitages haben entschieden: Der neue Vorsitzende der Partei heißt Armin Laschet. Meine erste Reaktion: Jede Partei bekommt den Vorsitzenden, den sie wählt. Und den sie verdient. Meine Wahl wäre Friedrich Merz gewesen. Doch wie schon vor zwei Jahren scheiterte Merz an seiner eigentlichen Stärke; diese Rede war wieder suboptimal, so wie im Kampf gegen Annegret Kramp-Karrenbauer. Der Unterschied zu damals: Diesmal war das Ergebnis eindeutig.

Was heißt das für mich? Jetzt muss Laschet zeigen, dass er es ernst meint mit Erneuerung. Denn ein Fortführen der Politik von Angela Merkel, und dafür steht Laschet im Großen und Ganzen, ist nicht in meinem Sinn. Denn offenbar leiden doch viele aktuellen Befürworter dieser Merkelschen Einschläferungspolitik unter Vergesslichkeit. Genau vor einem Jahr dümpelte die CDU bei Umfragen um die 25 Prozent. Nicht zuletzt deswegen gab AKK ihr Mandat als Vorsitzende zurück.

Die ostdeutsche Seele

Durch die Corona-Pandemie hat sich die Union vor allem dank der stringenten Linie der Bundeskanzlerin und des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder auf Werte bis knapp unter 40 Prozent gesteigert. Doch wie sieht das aus, wenn diese Geißel der Menschheit Geschichte ist? Wie denken die Wähler, wenn die Besserung auf sich warten lässt und das Impfchaos anhält? Im Wahlkampf der CDU Sachsen zur Landtagswahl im Herbst 2019 waren Merkel und Kramp-Karrenbauer unerwünschte Personen.

Ich weiß, wovon ich rede, ich war aktiv im Wahlkampfteam von Michael Kretschmer unterwegs. Seit dieser Zeit wohne ich mit meiner Frau in Leipzig. Wir haben die ostdeutsche Seele seitdem kennengelernt. Und vor allem verstehen wir sie von Tag zu Tag mehr. Diese ostdeutsche politische Sehnsucht hatte einen Namen: Friedrich Merz. Auch ich hatte die Hoffnung auf neuen, frischen Wind aus Berlin. Mit klarer Kante, deutlicher An- und Aussage und Abgrenzung zur politischen Konkurrenz.

Zur Mitte zurückkehren

Wir dürfen laut Laschet die Mitte nicht freigeben. Na sauber! Ich finde, wir sollten erst mal überhaupt wieder zur Mitte zurückkehren. Denn mit Merkel sind wir doch mehr nach links von der Mitte gerückt, als mir lieb ist. Armin Laschet sagt man nach, dass er die Partei einen kann. Das ist auch dringend nötig. Denn 466 Delegierte haben für seinen Mitbewerber gestimmt. Die gilt es jetzt einzubinden.

Ich halte es mit Merz und einem Satz aus seiner Bewerbungsrede: „Die Welt geht morgen nicht unter.“ Aber mit einem anderen Ergebnis wäre ich optimistischer in die nächsten Jahre gegangen. Und wie sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Ralph Brinkhaus so bemerkenswert: „Der Vorsitz ist kein Sprungbrett für die Kanzlerkandidatur.“

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Berger | Sa., 16. Januar 2021 - 15:59

Merkel und ihre Büchsenspanner taten hinter den Kulissen alles, um eine Alternative in Form von Merz zu verhindern. Die Partei ist bis in die Delegiertenkreise korrumpiert und nicht mehr handlungsfähig. Ihr Deutschen, die sich noch Sorgen gemacht haben: Lasst alle Hoffnung fahren.

Jacqueline Gafner | Sa., 16. Januar 2021 - 18:24

Antwort auf von Berger

Herr oder Frau Berger, noch ist nicht aller Tage Abend, das Echo auf diese Wahl in den Kommentarrubriken namhafter Medien ist im Minimum "durchzogen", was Beiträge von Diskutanten angeht, die ihr politisches Herzblut erkennbar nicht im links-grünen Bereich vergiessen. Da wäre eine Kurskorrektur, mindestens theoretisch, also durchaus noch möglich, sollte dieses erste Stimmungsbild nicht nur eine Momentaufnahme sein. Wahrscheinlich ist sie allerdings nicht, da hat die "Alternativlos-Kanzlerin" ganze Arbeit geleistet, indem sie über Jahre konsequent alles und alle in irgendeiner Form "wegbefördert" hat, die unionsintern nicht millimetergenau auf ihrer eigenen Linie liefen.

Sven-Uwe Noever | Sa., 16. Januar 2021 - 19:41

Antwort auf von Berger

Das wäre ja noch schöner,den Kampf gegen den organisierten Merkelismus aufzugeben.Der Schlußkampf wird an den Wahlurnen betrieben und nicht durch einen digitalen Wohlfahrtsausschuß.Dieses Regime wird Schiffbruch erleiden.Es ist so,wie es gesagt wurde;"Wir schaffen das"!!

Werner Gottschämmer | Sa., 16. Januar 2021 - 16:29

Dazu gehören auch die CDU Delegierten! Man sagt Laschet ist Merkels treuer Unterstützer und wird nichts am Kurs ändern. Jetzt aber bitte ganz tief gehen, und mal alles rausblasen!! WAS SOLL SO SAGENHAFT GUT GEWESEN SEIN? Ich sehe absolut ganz und gar nichts! Sollte doch mal jeder Delegierte genau sagen warum er diese Entscheidung getroffen. Posten? Nur nix ändern mir gehts so gut? Deutschland?, kümmert mich nicht! Aber wer weiß, Laschet könnte sich auch schwer verheben. Und wer hats gesagt, der Vors. ist nicht automatisch auch Kanzlerkanditat. Wenn es jetzt blöd läuft für Lachet einigt sich die CDU noch auf Merz als Kanzlerkanditat. Na ja, geb es zu schwache Hoffnung, außerdem ist auch Merz nicht mehr der, als er von Merkel kaltgestellt wurde.

Johannes Renz | Sa., 16. Januar 2021 - 16:32

"Doch wie sieht das aus, wenn diese Geißel der Menschheit Geschichte ist?"

Ein Schelm, der aus dieser Aussage etwas Doppeldeutiges herausliest...

glaubt es kann nicht schlimmer werden wird sich noch wundern.
In Anlehnung an die heutige Karikatur kann ich nur feststellen.
Laschet ist MUTTIert.
Oder wie haben The Doors schon gesungen.....“this is the end“

Bernd Muhlack | Sa., 16. Januar 2021 - 16:34

"Welches Team war niemals im eigenen Land Weltmeister?"
"Das ist ganz klar Deutschland, das kann man in meinem Buch nachlesen!"

"Ich weiß, wovon ich rede!"

Aha, soso Waldi ... na klar

Bin ich hier im falschen Film?
Was hat der Waldi hier bei CICERO zu suchen?

Ob es überhaupt ein Glücksfall für die CDU war, dass Waldemar Hartmann als Wahlkämpfer in Sachsen auftrat, ich mag es zu bezweifeln. Dass nun aber Waldemar Hartmann als politischer Kommentator erscheint, ist des Guten zuviel. Dafür fehlt ihm weiß Gott doch jede Qualifikation. Politik ist schon etwas anderes, wie ein Boxring, wenn es auch gelegentlich ähnlich zugehen mag.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 16. Januar 2021 - 16:49

im ÖRR ist mir Herr Hartmann natürlich ein Begriff.
Möge er seine umfassenden Kenntnisse des Westfernsehens und des Westens klug für Sachsen/den Osten einbringen.
Ich würde dennoch anmerken wollen, dass eine wirkliche Richtung der CDU evtl. noch gar nicht ansteht.
Die Mitte wird von fast allen beansprucht und wenn die SPD sich da nicht fest verankern kann, wird das der CDU ganz sicher reichen, wie es Merkel all die Jahre reichte.
Eine weitere Anmerkung von mir wäre, dass die Weichenstellung, hoffentlich zuletzt zu Merkel, m.E. schon mit Kohl begann.
Davor war für mich Politik und nicht Selbstgefälligkeit und Beweihräucherung im Übermaß.
Sogesehen empfinde ich weder Laschet, Merz noch Söder in der Merkelnachfolge und da ich mich wieder besser an die alte Bundesrepublik, besonders an die Kohljahre erinnern kann, wird es damit auch SEHR SCHWER für Laschet et al werden.
Ich befinde mich zusehends in der Zivilgesellschaft und arbeite daran, dass Zivil und Gesellschaft sich erhalten
RESPEKT

Heidemarie Heim | Sa., 16. Januar 2021 - 16:50

Mit anderen Worten, man kauft weiterhin die Katze im Sack als Unionswähler? Wer springt denn am Schluss wie damals nach den Europawahlen aus der Kiste? Der Herr der straffen Zügel und dem Charme eines Zuchtmeisters oder Muttis neuer gehorsamer und hoch ambitionierte Liebling der Massen, der so gern ungefragt das Wort ergreift?
Aber vielleicht gibt es ein paar Werteuniosten und Abgehängte im Osten, die ein ganz anderes Brett zum Absprung nutzen;) und keinen Bock auf links der Mitte-grün-schwarz mehr haben. Dann könnte schneller als gewollt Grün-Rot-Rot die Regierung kapern. Doch wie Sie zurecht sagen werter Herr Hartmann, bekommt jede Partei und jedes Volk das was es verdient. MfG

einerseits, und die übriggebliebenen Reste der Werte-Union um Rechtsausleger wie Maaßen und Lengsfeld andererseits können ja konsequent sein und die Partei verlassen.
Man kann Herrn Hartmann durchaus einen fundamentalen Irrtum unterstellen: Die Befindlichkeiten von potentiellen CDU-Sympathisanten ausgerechnet in Sachsen oder anderen Teilen im Osten der Republik sollten keinesfalls den Kurs der Bundes-CDU bestimmen. Die Zahlen sprechen für sich: Je nachdem zwischen 20 und 30% Wählerstimmen bei eine Gesamteinwohnerzahl von 13 Millionen sind weit von Mehrheiten entfernt.
Gut, ein Merz hätte vielleicht die CDU nach Rechts gerückt und den einen oder anderen Protest- bzw. Wechselwähler der AfD erreicht; überzeugte Hardcore-Rechtsextremisten, mutmasslich der Grossteil der AfD-Wähler, würden ihm jedoch wohl kaum folgen.
Sicher wäre es schön, wenn eine auch konservativ ausgerichtete CDU die AfD überflüssig machen würde - wahrscheinlich, dass das auch gelingt, ist es nicht.

Christa Wallau | Sa., 16. Januar 2021 - 17:09

Honecker und seine Margot schmettern begeistert Rachegesänge in den Sozialisten-Kommunisten-Himmel, während Adenauers Knochen in seinem Grab auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof vor Empörung u. Wut klappernd
aneinander schlagen.

Das kommt davon, wenn man ausgerechnet die Tochter eines vom Sozialismus überzeugten Pfarrers nach dem schmählichen Ende dieses Systems auf deutschem Boden zur Kanzlerin
macht - und dies für 16 lange Jahre!

Dümmer geht‘s nimmer!

Da passt evtl. einiges nicht zusammen.
Die Kasners und das glaube ich durchaus, sahen wohl regelmäßig die Löwenthal-Sendung, deren Namen ich mir nicht merken kann, weil ich sie nicht ein einziges Mal gesehen habe.
Eher vermute ich also als Laie, dass Frau Merkel evtl. als Kind einer Art "double-binded" Kommunikationsstruktur ausgesetzt war.
Ich würde das dann als besonderen Stress bezeichnen, der eine verarbeitete politische Haltung bzw. Position verhindert haben könnte?
Das würde mir auch eine evtl. Unfähigkeit erklären, politisch offen zu agieren und etwas zu entfalten.
Die Kasners sind freiwillig in die DDR gegangen, ich könnte also nur begrenzt Verständnis dafür entwickeln.
Ich halte den Sozialismus keinesfalls für eine von Frau Merkel verinnerlichte oder auch nur verarbeitete Position.
Für den Konservatismus veranschlage ich hingegen bei ihr eine große Ambition, aber gemessen daran zu wenig "Eigentlichkeit", ausgebildete Bezüglichkeit.
Vielleicht eine persönliche Tragödie?

Immerhin, mit Ihrem Schlusssatz haben Sie Ihren eigenen Kommentar durchaus treffend zusammengefasst.
Der Unmut über die Wahl Laschets ist den Ciceronen deutlich anzumerken. Vielleicht tröstet es Sie, wenn ich daran erinnere, dass Merz ja nicht einmal bereit war, sich mit Tichy auf eine Bühne zu stellen, was ich ihm, Merz, hoch anrechne. Zwar hat er immer mal wieder ein wenig nach rechts gezwinkert, aber eine Koalition mit der AfD - oder wie auch immer man sich hier die "Machtergreifung" vorstellt - wäre mit einem CDU-Vorsitzenden und -Kanzler Merz kaum realistischer gewesen als mit Laschet oder Röttgen.
Hinzu kommt: In der Grauzone rechts der sog. "Werteunion" geht es doch darum, das "Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen", und mit einem ehemaligen BlackRock-Finanzberater kann ich mir das nicht so recht vorstellen.
Von daher weiß ich nicht wirklich, was Sie sich alle von Merz versprochen haben...

Karl-Heinz Schmidt | Sa., 16. Januar 2021 - 17:23

Die CDU wird den gleichen Weg gehen , wie die SPD !

Schalück, Hans | Sa., 16. Januar 2021 - 20:09

Das ist keine Demokratie mehr. Ich bin CDU Mitglied und tief enttäuscht. Da zeigen alle Vorwahlen, dass Herr Merz haushoch gewinnen wird und die CDU-Angsthasen an den Fleisch-töpfen in den Regierungen trauen sich nicht, neue Wege zu gehen. Friedrich Merz als Kanzler wäre ein Glücksgriff für Deutschland und Europa. Jetzt steht dort ein Mann, der in einer richtigen Demokratie nie eine Chance gehabt hätte. Das hat die SPD besser gemacht. Auch die Wahl von AKK war doch im Vorfeld als Fehlentscheidung erkennbar. Und der weitere Vorstand zeigt doch auch nicht in die Zukunft. Diese, auch bis jetzt noch meine Partei, hat sich selbst um eine zukünftige Führung gebracht. Das ist nicht zu verantworten.
Hans Schalück

gabriele bondzio | So., 17. Januar 2021 - 08:39

Und der Satz von Söder, („Jeder der glaubt, durch einen Bruch mit Angela Merkel die Bundestagswahl zu gewinnen zu können, irrt fundamental.“) hat sich somit in erster Instanz bewahrheitet. Daraus werden wohl, nicht wenige Parteibücher (aus der Basis) auf die Reise gehen. Die nicht mehr an einer Rückkehr zur Mitte glauben.
Eine gespaltene Gesellschaft zeigt sich eben auch in den Parteien und in der CDU besonders.

Der Berg kreißte und gebar eine Maus. (Horaz)

Ernst-Günther Konrad | So., 17. Januar 2021 - 09:11

Ich nehme Ihre Meinung zur Kenntnis. Nur, wo waren Sie denn als bekannter Sportreporter mit Ihrer Meinung vor dieser Wahl? Wie stehen Sie denn zur Merkel Politik im Einzelnen? Merz wird nicht kommen, weil die Merkelianer einfach zu viele sind und diejenigen, die konservative Politik der sog. "Mitte" einfordern zu leise, zu devot, sich zu Klatschhasen haben machen lassen. Merkel wird einen Merz nichts werden lassen und auch Laschet will keinen "Zoff" im Team. Ein Merz wird auch kein Kanzler. Die Wahlen werden wegen Corona verschoben, Merkel muss "widerwillig" bleiben, es wird weiter so gehen, wie zuvor.
Wenn es Menschen wie Ihnen, der Mittelstandsvereinigung und der Werteunion wirklich ernst wäre, würden sie einen lautstarken Aufstand proben. Aber so. Nehmen wir eben zur Kenntnis, dass Sie ein Merz Fan sind und das war es. Es bleibt die Hoffnung vieler konservativ denkender Menschen, dass die Wähler nicht vergessen, endlich aufwachen und sich neu orientieren.