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Wasserdampf aus einer Kokerei auf dem Gelände des Stahlkonzerns Thyssen-Krupp in Duisburg / dpa

Varianten des Kapitalismus - Die Rückkehr zum deutschen Modell

Wie zukunftsfähig ist der „Rheinische Kapitalismus“ heute noch? Tatsächlich ist die Erosion weniger stark vorangeschritten, als von vielen diagnostiziert. Da zugleich klar ist, dass eine Planlosigkeit im Sinne des Neoliberalismus nicht mehr zum Ziel führt, braucht das Deutsche Modell dringend ein Update.

Nils Heisterhagen

Autoreninfo

Nils Heisterhagen ist Sozialdemokrat und Publizist. Zuletzt sind von ihm im Dietz-Verlag erschienen: „Das Streben nach Freiheit“ und  „Die liberale Illusion“.

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„Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ – das ist die optimistische Philosophie von Friedrich August von Hayek und anderer Neoliberaler, die uns den Markt als Wegweiser in die Zukunft empfehlen, welcher von unsichtbarer Hand alles von alleine zum Guten führt. Ordnung entstehe „spontan“ und Preise, Zinsen, Wettbewerb ordnen von sich heraus und schaffen den Weg in die Zukunft. Dafür dürften den Marktteilnehmern kaum Hindernisse in den Weg gelegt werden.

Es gibt aber kapitalistische Gegenbilder zu diesem auch als „liberale Marktwirtschaft“ bezeichnetem kapitalistischen System. In der politikwissenschaftlichen Forschung spricht man von „varieties of capitalism“. Es gibt also nicht nur ein kapitalistisches System, sondern verschiedene Modelle. Und für Deutschland spricht man von „koordinierter“ oder „kooperativer“ Marktwirtschaft. Im Gegensatz zum angelsächsischen Modell der liberalen Marktwirtschaft wird also für Deutschland unterstellt, dass der Kapitalismus hier anders funktioniert.

Tut er das? In Deutschland gibt es die Sozialpartnerschaft, es gibt ein eng verzweigtes Verbändewesen, Arbeitgeber sind in Verbänden organisiert, viele Arbeitnehmer noch in Gewerkschaften. Das alleine führt zu mehr Notwendigkeit an Kooperation und Koordinierung.

Erosion des „Rheinischen Kapitalismus“

Nun wird diesem „deutschen Modell“ des „Rheinischen Kapitalismus“ allerdings auch seit längerem eine Erosion unterstellt, wodurch der „Neoliberalismus“ und damit das Modell der „liberalen Marktwirtschaft“ in Deutschland spätestens seit den 1980er Jahren immer mehr dominiere. Dies habe primär drei Gründe:

Erstens gebe es weniger Tripartismus – also Zusammenarbeit von Staat, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern. So gab es etwa noch unter Wirtschaftsminister Karl Schiller in den späten 1960er Jahren die sogenannte „Konzertierte Aktion“. Sie war eine Art kollektives Verhandlungsforum, in dem wesentliche Stakeholder der Gesellschaft miteinander diskutierten und schauten, wo Konsens oder zumindest Kompromiss möglich war. Es waren regelmäßige Treffen, die aber irgendwann nicht mehr stattfanden.

Zweitens: Die Macht der Gewerkschaften und die Tarifbindung ging zurück und die Macht des globalisierten Kapitals stieg. Eine Erosion der Gewerkschaften, so die These, führe also zu einer Erosion des deutschen Modells.

Drittens: Das deutsche Modell machte auch die sogenannte „Deutschland AG“ aus. Die Deutschland AG war lange auch das Synonym für das deutsche Modell im Generellen. Damit war eine Verflechtung von Industrieunternehmen, Banken und Versicherungen gemeint, die durch gegenseitige Kapitalbeteiligungen und Aufsichtsmandate miteinander verbunden waren. Nun führte aber auch hier die Internationalisierung des Kapitals, der Aufstieg des Investmentbankings und die Beschränkung der Aufsichtsratsmandate zu einem Machtverlust der Deutschland AG Manager. Und grundsätzlich wurde diesem Netzwerk von Managern aus neoliberaler Perspektive angelastet, Wettbewerb zu verhindern. So wurde die Deutschland AG vom neoliberalen Modell selbst angegriffen. Die feindliche Übernahme von Mannesmann durch Vodafone gilt dabei heute als symbolisches Ende der Deutschland AG.

Aber stimmt das?

Tatsächlich kommt die Diagnose der Erosion des deutschen Modells zu früh.

Denn erstens kommen die „Konzertierten Aktionen“ langsam zurück. Zwei Beispiele: die „Konzertierte Aktion Pflege“ und das „Bündnis: Zukunft der Industrie“. Die „Konzertierte Aktion Pflege“ war eine „Konzertierte Aktion“, die den Namen verdient. Sie wurde im Juli 2018 vom Bundesgesundheits-, Bundesfamilien- und Bundesarbeitsministerium gestartet. Mit den Ländern, Pflegeberufs- und Pflegeberufsausbildungsverbänden, Verbänden der Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser, den Kirchen, Pflege- und Krankenkassen, Betroffenenverbänden, der Berufsgenossenschaft, der Bundesagentur für Arbeit sowie den Sozialpartnern waren viele Akteure involviert. Es gab ein Dachgremium und fünf Arbeitsgruppen, die konkrete Ergebnisse ausgearbeitet haben. Die Ergebnisse lassen sich sehen. Seit März 2015 arbeitete auch das Bündnis „Zukunft der Industrie“. Es wurde initiiert von der IG Metall, dem Bundeswirtschaftsministerium und dem BDI.

Zweitens ist die Macht der Gewerkschaften nicht in dem Maße erodiert, wie es gemeinhin unterstellt wird. Die IG Metall beispielsweise konnte in den letzten Jahren ihre Mitgliedschaft nicht nur stabil halten, sondern teilweise sogar leicht ausbauen. Die Dienstleistungsgesellschaft „Verdi“ ist zwar deutlich schwächer als die IG Metall, aber sie hat sich zumindest konsolidiert. Und der DGB hat immer noch einen großen Einfluss auf Politik und Wirtschaft.

Drittens: Die Deutschland AG ist nicht komplett verschwunden und nach der Finanzkrise wuchs das Eingeständnis, dass ein neoliberal organisiertes kapitalistisches System massive Probleme und Strukturfehler hat. Der Staatseinstieg bei manchen deutschen Banken tat hier sein Übriges. Seitdem hat es zwar keine wirkliche Renaissance der Deutschland AG gegeben, aber die Erosion wurde zunächst gestoppt.

Die Veränderungen sind zu umfassend

Nun steht das deutsche Modell allerdings vor einer neuen Prüfung. Zu viele Transformationen und Herausforderungen stehen vor der Tür, die ohne Koordinierung und Kooperation nicht gut gelöst werden können – wie Digitalisierung, Umbau der Autoindustrie und ihrer Zulieferer, Dekarbonisierung der deutschen Industrie, Integration von Künstlicher Intelligenz in nahezu alle Industriegüter, Um- und Neuqualifizierung von Mitarbeitern, Schaffung neuer Bildungsabschlüsse, und notwendige finanzielle Impulse in Forschung und Entwicklung.

Die Veränderungen, die vor dem Land und dem europäischen Kontinent stehen, sind einfach zu umfassend, als dass sie jeder für selbst bewältigen könnte. Wenn jeder an sich denkt, ist eben noch nicht an alle gedacht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Interessen der Einzelnen besser maximieren lassen, wenn man vorher mal miteinander gesprochen hat, steigt zurzeit massiv. Wir sind 2020 an einem Scheideweg. Die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft sind durch das Auftreten neuer Technologien und neuer Wettbewerber aus Asien einfach so groß, dass ein „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ zu naiv und zu blauäugig wäre. Abwarten und auf die heilenden Kräfte des Marktes warten, wird sich als kindlicher und ideologischer Irrtum erweisen. Die Notwendigkeit zu einer Art Globalsteuerung, wie es das Programm unter Karl Schiller war, ist zurück. Niemand will den Geist der 1960er und 1970er Jahre einfach auf das Jahr 2020 übertragen. Aber wir brauchen diese Philosophie zurück. Denn Deutschland muss sich besser koordinieren. Es braucht mehr Planung. Mehr Industriepolitik – verstanden als gesamtwirtschaftliche Strategie und Marschrichtung.

Eine europäische Geopolitik findet nicht statt

Hinzu kommt, dass Veränderungen von EU-Regulierungen eine einigermaßen vereinte Stimme Deutschlands brauchen, die sich mit einer neoliberalen Philosophie hierzulande nicht finden lässt. Wenn Deutschland „seine“ Interessen auf EU-Ebene noch nicht mal einigermaßen einheitlich formulieren kann, wie sollen dann deutsche Interessen gegenüber EU-Gesetzgebung anders als planlos und anarchisch einfließen? Und wie sollen EU-Regulierungen schlagkräftig sein, wenn das größte Mitgliedsland nicht klar artikulieren kann, was es will? Genau das ist zurzeit und schon länger der Fall.

Darüber hinaus ist es so, dass eine europäische Geopolitik zurzeit nicht stattfindet, weil man nicht in der Lage ist, seine eigenen Interessen innerhalb der EU ordentlich zu koordinieren. Dabei braucht es eine koordinierte industriepolitische EU-Strategie, um die europäische Souveränität zu sichern. Europa gerät in eine G2-Welt, die von dem bipolaren Kampf der USA und China um technologische und politische Hegemonie geprägt ist. Ein neoliberal zerfallenes Europa, in dem jeder seine eigenen Interessen maximieren will, hat auf weltpolitischer Bühne keine Durchschlagskraft mehr.

Neoliberale Planlosigkeit bedeutet Schwäche

Stärke zieht man heute aus Klarheit. Planlosigkeit im Sinne des Neoliberalismus ist heute ganz und gar keine Stärke, sondern eine Schwäche – nicht nur deswegen, weil man ziemlich genau weiß, welche Technologien in naher Zukunft wichtiger werden. China etwa macht das zurzeit besser. Viel besser, weil sie vorausplanen wie mit ihrer „Made in China 2025 Strategie“. So eine Industriepolitik gibt es eben auch nur mit Koordinierung – mit dem Staat als Zentrum. Wozu hat Deutschland DGB, BDI, BDA, Gesamtmetall, IG Metall und IGBCE? Nur zur Interessenvertretung? Nein auch zur Koordinierung von Interessen.

Das deutsche Modell des Kapitalismus – gerade dann, wenn es sich in ganz Europa durchsetzt – ist geeignet, um die anstehenden Herausforderungen besser zu meistern. Aber dafür muss man selbstbewusst zum deutschen Modell zurückkehren. Das deutsche Modell des „Rheinischen Kapitalismus“ könnte sogar selbst ein geopolitischer Faktor werden. Es könnte selbst beweisen, dass es letztlich das effektivere kapitalistische System ist. Koordinierung, Kooperation und mehr Planung könnten sich als dem angelsächsischen Modell des Kapitalismus als überlegen zeigen.

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Tomas Poth | So., 10. Januar 2021 - 18:03

Der gewerkschaftliche Organisierungsgrad der abhängig Beschäftigten in Deutschland liegt so bei ca. 15 bis 17%. Hier von starken Gewerkschaften zu sprechen ist mehr als gewagt und ein falscher Ausgangspunkt für die hier dargestellten Gedanken.
Es waren Schröder mit Fischer die uns die "Heuschreckenplage" (Müntefering) des Neoliberalismus gebracht haben.
Das Problem unseres Wirtschaftens liegt darin daß die Finanzwirtschaft nicht mehr an der Realität der Realwirtschaft gebunden ist. Es gibt aufgeblähte Finanzblasen denen keine Realwerte in gleicher Größenordnung gegenüberstehen!
Hier muß eine neue Wirtschaftspolitik mutig ansetzen. Die Finanzspekulationen, Finanzblähungen müssen bekämpft werden.

Jürgen Waldmann | Mo., 11. Januar 2021 - 11:32

Antwort auf von Tomas Poth

aber trotzdem sind die Gewerkschaften in großen Unternehmen wichtig und werden da auch ernst genommen . Als Betriebsingenieur war ich zuletzt zuständig für über 190 Mitarbeiter und war froh , wenn mir die Betriebsräte zur Seite standen und mich auf manches Problem , dass der Einzelne hatte ansprachen . Wenn die Betriebsräte sich dazu dann auch aus den vielen Ländern zusammen setzten , dann verstand ich , wie ein Türke , ein Grieche , ein Ungar oder ein Italiener eine Entscheidung anders sieht und warum . Besonders das Thema Frauen in Führungsrolle , da ticken wir in Deutschland halt anders . Wenn aber eine Frau als Gruppenführerin nur für Frauen zuständig ist , dann klappte die Zusammenarbeit der Gruppe am besten ! Wehe mir aber , wenn da ein Mann in eine Gruppe integriert werden sollte , weil er als Türke nach Qualifikation für die Stelle als Qualitätsprüfer der Gruppe geeignet war . In solchen Fällen war ich froh , wenn mich da ein Landsmann des BR zur Seite stand .

Ich will die Wichtigkeit der Gewerkschaften nicht in Abrede stellen, im Gegenteil! Aber die müssen den Arbeitnehmer und sein Einkommen im Focus haben.
Um die Interessen des Kapitals kümmern sich die Kapitalseigner/Aktionäre. Insofern haben die Gewerkschaften während der Schröder/Fischer Regierung ihre Schutzfunktion der Arbeitnehmerinteressen nicht richtig wahrgenommen.

Charlotte Basler | So., 10. Januar 2021 - 18:30

Sie schreiben: "Und wie sollen EU-Regulierungen schlagkräftig sein, wenn das größte Mitgliedsland nicht klar artikulieren kann, was es will?" Darf es denn etwas wollen oder ist das dann Industrienationalismus? Wie sollen Länder, die auf so unterschiedlichem industriellen Standard, wie die EU-Staaten stehen, einheitliche Ziele artikulieren und verfolgen?
Wer oder was ist das? Wenn der Langsamste das Tempo bestimmt, der Dümmste die Strategie, der Ärmste den Finanzrahmen und der Bürokratischste das Procedere ?
Und wer oder was ist das? Tritt bei völliger Ahnungslosigkeit selbstbewusst auf, nimmt bei Gegenwind vorauseilend eine devote Haltung ein und bezahlt gerne für alle?

Reinhold Schramm | Mo., 11. Januar 2021 - 14:14

Antwort auf von Charlotte Basler

Wie will die Politik innerhalb der Länder der EU eine Differenz in der wirtschaftlichen und sozialen Bilanz von 1 zu 10 überwinden?

Dabei ist der Import der wenigen qualifizierten Fachkräfte aus Schwellen- und/bzw. Entwicklungsländern nach Deutschland keine Lösung für die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsländer innerhalb der EU.

Dass die wenigen qualifizierten Ingenieure, Ärzte und meist mangelhaft qualifizierten Pflegekräfte nach Deutschland nicht die desaströse soziale Lebenssituation in den Herkunftsländern lösen kann, das ist wohl allgemein bekannt. Trotzdem macht sich nicht nur der Gesundheitsminister auf den Weg, um die wenigen qualifizierten Fachkräfte, die in den Armutsregionen noch dringender gebraucht werden, in diesen Ländern abzuwerben; siehe nur Albanien, Mexiko und selbst China, wo nicht einmal zehn Prozent der dringend benötigten sozialen Fachkräfte für die eigene Bevölkerung zur Verfügung stehen.

Eben, so funktioniert die umgekehrte Entwicklungshilfe.

Sehr geehrter Herr Schramm, die Differenz kann nur überwunden werden, wenn wir den anderen ein Stück weit entgegen kommen. Und das passiert ja schon seit geraumer Zeit. Interessanter Artikel dazu im Spiegel "ZEW-Studie, Deutschland wird für Familienunternehmen immer unattraktiver". Die Frage ist nur, wie wollen wir so weltweit wettbewerbsfähig sein? Beste Grüße

Markus Michaelis | So., 10. Januar 2021 - 18:47

Wir brauchen also wieder den Rheinischen Kapitalismus, um uns in Europa mehr mit einer Stimme gehör zu verschaffen? Ist das nicht gerade das Problem des Rheinischen Kapitalismus, dass nicht mehr klar ist, für wen eigentlich der Kompromiss gelten soll, wer mitredet etc.? Wir wollen ja gerade nicht mehr nationale Schulterschlüsse, sondern europäische Lösungen, am Besten sogar globale Lösungen, bei denen multilateral alle mitreden. Hier kann der "Neoliberalismus" eher auftrumpfen, da ihm das Postnationale von Natur aus näher liegt. Globale Techkonzerne sind in diesem Sinne progressiver als ein National-Rheinischer Kapitalismus, auch mit katholischer Sozialethik.

Am Anfang steht daher vielleicht die immer neue Frage, wer "Wir" sein soll. Danach kann man darüber nachdenken, dass "Wir" uns besser mal alle an einen Tisch setzen sollten.

Der Rheinischen Kapitalismus war doch der Schlüssel zum Aufstieg Deutschland nach dem Krieg! Das hat nichts zu tun mit: "nationale Schulterschlüssen" sondern mit Pragmatismus. Aber mir ist das immer noch lieber, wenn wir "National" handeln und Wirtschaften als dieser ungezügelte Casino-Kapitalismus!
Und "europäische Lösungen" könnte es auch nur dann geben, wenn die Lebensverhältnisse/Einkommen einigermaßen identisch wären. Aber klar, die "Putze" (sorry) aus Bulgarien macht es ja für 5 Euro.
Sie sind doch sonst immer so "Humanistisch" eingestellt und jetzt frönen sie den "Neoliberalismus" oder gar den "Globale Techkonzernen"?
Gestern noch das "Scherflein" und heute der aggressive "Wolf" Bei ihnen werde ich wohl nicht mehr schlau?

Ein weiteres Problem des Rheinischen Kapitalismus ist, dass es den deutschen Finanzsektor nicht mehr gibt: Der ist nur noch ein Schatten von früher. Einzig die staatliche KfW ist noch stark. Aber hier könnten die diversen europäischen Geldtöpfe ja die Rolle der Banken übernehmen und so wäre auch die Europäisierung gegeben. Ich glaube nur nicht, dass die anderen Länder sich die nationale Entscheidung aus der Hand nehmen lassen würden. Der Vorschlag ist also nicht zeitgemäß, sondern rückwärtsgewandt und ilusionär.

Bernd Muhlack | So., 10. Januar 2021 - 19:15

Werter Herr Heisterhagen, die damaligen Politiker und Manager würden man heut zu Tage allesamt in die rechte Ecke stellen, sie ausgrenzen!
Nehmen wir einfach "Plisch und Plum", also Karl Schiller (SPD) u Franz Josef Strauß (CSU).
Sie waren Wirtschafts- u Finanzminister, ein Dream-Team.

Wir haben doch inzwischen eine vollkommen andere Gesellschaftsstruktur u Prioritäten!
Sie erwähnen u.a. "neue Bildungsabschlüsse".
Die haben wir doch: "Gendergedöns" - volkswirtschaftlich gesehen vollkommen nutzlos, unproduktiv, jedoch moralisch trendy.

Warum hat uns "Asien" überholt?
Weil sie sich auf MINT konzentrieren und inzw. weltweit vieles einkaufen; vgl. hier etwa KuKa, der Roboterhersteller - wo war das Veto der Regierung?

Die Auto-Manager hatten den Trend verpasst u dazu die willkürlichen EU-CO2-Werte.
Weiterhin ständig neue Vorschriften zur "Regulierung"!

Das "Corona"-Handling legt das "ruckelige" (dilettantische) Management der Regierung/Administration gnadenlos offen!
q.e.d. - täglich!

Walter Bühler | So., 10. Januar 2021 - 23:09

Unser Staat erledigt seine genuinen Verwaltungsaufgaben so schlecht , dass er bereits unzählige Aufgaben an halbstaatliche bzw. halbprivate Unternehmen übertragen musste (Beispiel: Grundschulneubau in Berlin).

Woher nimmt Herr Heisterhagen den Optimismus, dass die vom Staat ausgewählten "Unternehmer" besser und billiger Unternehmen leiten könnten? Welche Zukunftsaussichten haben Lufthansa und TUI unter politisch ausgesuchten Managern? Warum sollte es bei diesen Betrieben besser zugehen als bei der Deutschen Bahn?

Träumereien halt. Deutschland verfügt nur noch über wenige Leute, die so etwas können. Die anderen, die es vielleicht noch gibt, arbeiten im Ausland. Unsere Parteien und Gewerkschaften sind ebenso entvölkert wie die Kirchen. Wie man da von einer "Konzertierten Aktion" im Sinne Erhards zu träumen wagt, ist mir schleierhaft.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 11. Januar 2021 - 21:00

Herr Heisterhagen, als Ihr Beitrag zum Unternehmensstaat als kreativem Zerstörer.
Nun war aber der Neoliberalismus nicht wirklich planlos und ganz falsch war der "Unternehmer" in Bezug auf den Staat auch nicht, ich würde das nur als aktive Wirtschaftspolitik bezeichnen wollen.
Ich würde Wirtschaft nicht ganz durch Absprachen und Vernetzungen ersetzen wollen und dem Staat Orientierung zumuten wollen.
Er besitzt durch seine gewählten Vertreter eine ausreichende Legitimation dazu.
Äh, wenn man von der Bundesrepublik in den letzten Jahren evtl. nicht soviel hörte - ich kann es gar nicht wirklich beurteilen - dann vielleicht eher, weil von hinten geführt wurde oder zu sehr von "hüpfenden Kindern- und Jugendlichen"...?
Generell haben sich aber die Mitglieder unserer Gesellschaft weiter ausgebildet und moblisiert, die Gewerkschaften sind davon ein Teil.
Die Politik muss mitwachsen.
Damit ist es nicht mehr Kapitalismus, sondern vergesellschaftete Produktion mit gesellschaftlichem Kapital?