Herzogin Meghan löste eine Debatte über Fehlgeburten aus / dpa

Herzogin Meghan über ihre Fehlgeburt - Der wahre Feind ist nicht der ideologische Gegner

Herzogin Meghan löst eine Debatte über Fehlgeburten aus, welche einen solchen Furor wie damals #Metoo gewinnt. Doch diesmal gibt es keinen Adressaten - nur die Erkenntnis, dass unser größter Feind nicht der ideologische Gegner ist, sondern doch die eigene Sterblichkeit.

Autoreninfo

Sophie Dannenberg, geboren 1971, ist Schriftstellerin und lebt in Berlin. Ihr Debütroman „Das bleiche Herz der Revolution“ setzt sich kritisch mit den 68ern auseinander. Zuletzt erschien ihr Buch „Teufelsberg“

So erreichen Sie Sophie Dannenberg:

Zuerst habe ich mich über Herzogin Meghan aufgeregt, als sie in der New York Times von ihrer Fehlgeburt erzählte und damit eine Debatte über Fehlgeburten an sich und die Frage, ob man öffentlich darüber reden darf, auslöste. Das auch noch, dachte ich. Ich mag halt die britische Zurückhaltung. 

Meghan ist immerhin wie der American Werewolf ins Königshaus eingefallen. Falls jemand den sehr komischen Horrorfilm aus den Achtzigern noch kennt. Er bekam sogar einen Oscar. Fürs Make-up, aber immerhin. Die Verwandlung in den Werwolf – „Fee, Fi, Fo, Fum, I smell the blood of an Englishman“ – gilt bis heute als beste Transformations­szene des Genres. 

Nachdem ich mich also gründlich aufgeregt hatte, las ich Meghans Essay und war beeindruckt. Der Text ist traurig und bewegend und außerdem brillant geschrieben. Nebenbei ist er ein genialer Publicity-Schachzug, aber warum nicht? Die Frau ist eben clever. Sie hatte ihr Publikum von vorneherein in der Tasche, Fehlgeburten sind vor allem in der frühen Schwangerschaft sehr häufig, darum sind viele Frauen – und deren Partner – davon betroffen. 

Fehlender Adressat

Überall schreiben jetzt also Frauen über ihre eigenen traumatischen Fehlgeburten, mit ähnlichem Furor wie damals über #Metoo. Keinem fällt auf, dass diesmal irgendwie der Adressat fehlt. Für die meisten Fehlgeburten ist niemand verantwortlich, kein Dieter Wedel, kein Harvey Weinstein. Nur die Natur. Aber die kann man wohl nicht 23 Jahre lang für ihre Verbrechen gegen Frauen in Haft nehmen. 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Christa Wallau | Fr., 8. Januar 2021 - 09:38

aber die meisten Menschen kennen ihn nicht mehr
bzw. wollen nichts mehr von ihm wissen:
Es ist der Herr allen Lebens und Sterbens, den wir
Gott nennen.
Wenn mehr Menschen ihn, den liebenden Vater, von dem Jesus Christus zu uns gesprochen hat, wieder in den Fokus nähmen, sähe die Auseinandersetzung mit ihren eigenen Problemen und denen der Welt anders aus.
Der Machbarkeitswahn, von dem die meisten Menschen heute befallen sind, würde sich wandeln in Demut vor der Schöpfung und der Anerkennung unserer Schwachheit.
Wir Menschen sind nicht die Herren der Welt, sondern zerbrechliche Wesen im Dauerkampf zwischen Gut und Böse - angewiesen auf ein DU, das uns Liebe schenkt.
Vielleicht kann ja diese Pandemie-Zeit wenigstens bei einigen Menschen wieder ein Bewußtsein dafür wecken, was in unserem Leben letztlich zählt und uns wahre Hoffnung auf ein gutes Ende verleiht.

gabriele bondzio | Fr., 8. Januar 2021 - 09:52

Bitter ist es ohne Zweifel, etwas sehr Gewünschtes zu verlieren. Ein Kind, ob nun geboren oder ungeboren, zu verlieren ist traumatisch für die Eltern.
Aber den Aspekt, den Tod als größten Feind zu betrachte, würde uns wohl viel vom Leben nehmen.
Das Zitat von Rabindranath Tagore scheint mir hier angemessen.

"Alles Wachsen ist ein Sterben
Jedes Werden ein Vergehen
Alles Lassen ein Erleben
Jeder Tod ein Auferstehen"

Ernst-Günther Konrad | Fr., 8. Januar 2021 - 10:23

Ich gebe zu. Ich mag Meghan, ich sah sie gerne in Suits als Schauspielerin. Der Hype um ihre Hochzeit als Nichtadlige/Bürgerliche in das britische Königshaus hinein und das als bereits bekannter Film-Star in den USA, war für mich völlig übertrieben. Da ich sonst keine Yellow Press lese und nur bei meiner täglichen eigenen Presseschau auf Überschriften zu dem Thema stoße, bin ich zu Details auch sehr uninformiert. Mir fehlt aber nichts. Ich kenne ihre Veröffentlichung in der Times deshalb nur durch Überschriften. Ob es reine PR ist oder sie auf diese Art auch persönliche Trauerbewältigung betreibt weiß ich nicht. Das immer mehr Frauen ihr Leid sich von der Seele schreiben ist für mich okay. Sachlich und emphatisch darüber reden ja, schuldige suchen oder zu hoffen, irgendjemand hätte schuld daran, lehne ich ab. Mit jeder Geburt beginnt das Sterben, manchen Seelen wurde das Leben erspart. Hier mag sich jeder selbst spirituell auf die Suche begeben, warum das die geistige Welt so will.

Karl-Heinz Weiß | Fr., 8. Januar 2021 - 10:42

Als Mann bin ich-von Natur aus-nicht befugt, diesen bemerkenswerten Beitrag zu kommentieren. Wir alle (m/w/d) sollten uns mehr als Generationenwesen, als Wesen auf der Durchreise verstehen. Unabhängig von religiösen oder ideologischen Erklärungsversuchen -wir bleiben Teil der Natur, und das zeigt sich leider sehr augenfällig bei einer Fehlgeburt.

Gerhard Hellriegel | Fr., 8. Januar 2021 - 11:45

Wie sagte doch der Dalai Lama zum Tod? "Ich kann es nicht verhindern, also warum soll ich mir einen Kopf machen?" (oder so ähnlich). Ist das jetzt Ausdruck der Verdrängung oder der von Hilflosigkeit?
Gerade Hilflosigkeit zu ertragen ist besonders schwer. Es gibt Menschen, die sind Meister im Hilflos-Machen anderer. Achten wir darauf.

Brigitte Simon | Sa., 9. Januar 2021 - 13:17

Antwort auf von Gerhard Hellriegel

...stimme ich voll und ganz zu, ich kann es nicht verhindern"... Gut Herr Hellriegel,
daß Sie Dalai Lama zu Wort kommen lassen. So ähnlich denken sehr viele sozial
vernachlässigte Menschen. Ehrenamtlich verbringe ich manchmal Zeit mit den, vom Leben und Gott enttäuschten "Alten" in ihrem dürftigen Altersheim. Sie w o l l e n
sterben. Einen Gott können Sie nicht sehen. Ich verstehe sie. Oder ist ihr Leben Gott- gewollt?
Ich jedoch kann sagen Gott sei Dank, ich habe gar keine Zeit zum Sterben. Das sind
gute Aussichten!

Bernd Muhlack | Fr., 8. Januar 2021 - 15:24

Es ist nicht uninteressant solche Fehlgeburten aus juristischer und administrativer Sicht zu betrachten.

Also unter Außerachtlassung der menschlichen Schicksale.

Es wird grundsätzlich zwischen Fehl- und Todgeburten unterschieden. Eine Grenze wird meist in SW 22 gezogen bzw. ab einem Gewicht des Fötus von 500 gr.
Das hat Auswirkungen auf standesamtliche Meldepflichten sowie auf Bestattungen.
Ja, wir sind wie so oft preußisch korrekt.

Auch erbrechtlich ist das ein Thema. Der bereits vorhandene Fötus kann als Erbe eingesetzt werden. So er denn lebend das Licht der Welt erblickt, ist er/sie/es auch Erbe.
Der nondom conceptus kann nicht als Erbe eingesetzt werden: "Sollte meine Tochter ein Kind bekommen, so soll es Erbe sein" ist unwirksam.

Vor vielen Jahren hatte eine Freundin eine Fehlgeburt; es gab ziemlich Zores mit dem KH, bzw. dem Standesamt wegen der Bestattung - unglaublich!

"Ich erblickte das Licht der Welt in Form einer 60-Watt-Birne."
Oskar Matzerath - der Blechtrommler

Hanno Woitek | Fr., 8. Januar 2021 - 17:57

wieviele Frauen erleiden Fehlgeburten und leiden. Und sie sind Ihnen, Frau Dannenberg, und Ihren Kolleginnen nicht eine Zeile Wert. Was soll dieses ewige in die Presse bringen dieser royalen Nichtsnutz-Tussen? Außer der Befriedigung von Yellow press Wesen.

Fritz Elvers | Fr., 8. Januar 2021 - 21:13

bei einer Fehlgeburt jetzt auch bei der New York Times anklopfen, um für etwas Kohle ihr Leid zu klagen?