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Vor allem das Gastgewerbe wurde von Corona hart getroffen / dpa

Konjunkturprognose des ifo-Instituts - Der Ausblick für 2021 ist schlechter als erwartet

Das ifo-Wirtschaftsinstitut hat heute seine Konjunkturprognose veröffentlicht. Der Wirtschaftseinbruch für dieses Jahr fällt wie erwartet drastisch aus. Doch nun musste auch die Prognose für 2021 noch einmal stark nach unten korrigiert werden.

Autoreninfo

Jakob Arnold hospitierte bei Cicero. Er ist freier Journalist und studiert an der Universität Erfurt Internationale Beziehungen und Wirtschaftswissenschaften. 

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Alle Vierteljahre wieder kommt das ifo-Institut. Das Münchener Wirtschaftsinstitut veröffentlicht einmal im Quartal seine Konjunkturprognose für die deutsche Volkswirtschaft. Anlässlich des nahenden Jahresendes wurde heute Bilanz für 2020 gezogen und ein Ausblick auf 2021 gewagt

Vor allem dieser Ausblick auf 2021 ist es, der vielen die Laune vermiesen dürfte. Eigentlich hatte man bisher gehofft, dass 2021 das Jahr der Erholung nach dem Negativ-Jahr 2020 wird, doch auch für das nächste Jahr musste die Prognose stark nach unten korrigiert werden. 

Weiterhin dunkle Wolken am Wirtschafts-Himmel

Für seine Wirtschaftsprognosen betrachtet das ifo-Institut die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes. Die gern als BIP abgekürzte Wirtschaftszahl ergibt sich aus der Summe des privaten Konsums aller Haushalte, den Staatsausgaben, den Investitionen der Unternehmen und der Differenz aus Export und Import. 

Die letzte Konjunkturprognose aus dem September lief noch unter dem Titel „Herbst 2020: Deutsche Wirtschaft weiter auf Erholungskurs“. Jetzt heißt es: „Winter 2020: Das Coronavirus schlägt zurück“. Wegen des Lockdown-Light im November sei die konjunkturelle Erholung, die davor langsam begann, wieder im Keim erstickt worden. Der harte Weihnachtslockdown floss noch nicht einmal komplett in die Betrachtung ein.

Keine „faire Lastenverteilung“

Die Lasten des Corona-Einbruchs waren dabei alles andere als „fair“ verteilt. Während die Industrie stabil arbeiten konnte und kaum betroffen war, ist die Wertschöpfung im Gastgewerbe und bei sonstigen Dienstleistern um zweistellige Prozentraten eingebrochen. Dass die privaten Haushalte ihren Konsum nicht noch stärker gesenkt haben, sei übrigens auf die temporär gesenkte Mehrwertsteuer zurückzuführen. Diese habe bei Verbrauchern längerfristig angelegte Kaufentscheidungen wie etwa größere Elektronikgeräte spürbar nach vorne gezogen. 

Alles in allem ergibt sich für dieses Jahr ein Einbruch der Wirtschaftsleistung um 5,1 Prozent. Dieser Wirtschaftseinbruch wurde bereits im Herbst ziemlich genau prognostiziert. Allerdings musste die Prognose für das folgende Jahr stark nach unten korrigiert werden. Hatte man im Herbst noch damit gerechnet, dass die Corona-Delle im im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 5,1 Prozent wieder ausgeglichen werden kann, geht man mittlerweile nur noch von einem Wachstum von 4,2 Prozent in 2021 aus. Die Prognose wurde damit um fast einen Prozentpunkt nach unten korrigiert. Was nach wenig klingt, sind jedoch bei großen Volkswirtschaften wie etwa der deutschen schnell zweistellige Milliardenbeträge. 

Ein kleiner Lichtblick dürfte immerhin sein, dass die Prognose für 2022 entsprechend nach oben korrigiert wurde. Die Wirtschaftswissenschaftler gehen also davon aus, dass die Erholung lediglich verschoben wurde. Auch die Arbeitslosenquote soll erst 2022 wieder sinken, nachdem sie dieses und nächstes Jahr mit 5,9 Prozent hoch liegen wird. 

Gab es das schon einmal?

Ein Wirtschaftseinbruch um 5,1 Prozent hat historische Ausmaße und kommt glücklicherweise nur selten vor. Jedoch ist es auch kein Novum. Bereits in der Finanzkrise 2008/09 ist das BIP in Deutschland 2009 um 5,6 Prozent geschrumpft. Aufgrund der Zyklik unseres Wirtschaftssystems wird früher oder später auch zukünftig wieder ein vergleichbarer Einbruch kommen. 

Verlässlichkeit der Zahlen

Übrigens: Das ifo-Institut veröffentlicht regelmäßig eine Gegenüberstellung seiner Prognosen zu den später veröffentlichten amtlichen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes. Dabei zeigt sich, dass der Prognosefehler bei kurzfristigen Prognosen häufig verschwindend gering ist. Längerfristige Prognosen wie die für 2022 sind jedoch mit äußerster Vorsicht zu genießen.  

Die komplette Konjunkturprognose können Sie hier lesen. 

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Ernst-Günther Konrad | Mi., 16. Dezember 2020 - 17:45

sagt der Volksmund. Sie können natürlich nur auf Grundlage der Zahlen Ihren Artikel verfassen, die Ihnen offzielle Stellen oder ein Verein übermitteln. Also keine Häme gegen Sie Herr Arnold. Aber was da das Ifo-Wirtschaftsinstitut mittels eigenen statistischen Werten, natürlich ordentlich an die Daten des Statistikamtes angepasst da prognostiziert haben, glaube ich einfach nicht, um keine drastischeren Wort zu benutzen.
Ein von Bund/Ländern finanzierter Verein erstellt solche Prognosen. Wer glaubt das denn wirklich?
Unzählige mittelständische Unternehmen werden der Pleitewelle zum Opfer fallen. Menschen ihre Arbeit verlieren, sobald die Insolvenzen der Unternehmen sich offenbaren. Die finanzierten mit Corona Hilfen künstlich am Leben gehalten Unternehmen, die nicht selten bereits vor Corona angeschlagen waren, sie werden von der Bildfläche verschwinden. Die angestrebte Deindustrialisierung wird den Rest erledigen. Welche Wirtschaft haben die eigentlich untersucht?

So klingt die kämpferische Rhetorik des rechten Randes, so sprach man nach Ende des 1. Weltkrieges hauptsächlich in ganz bestimmten politischen Kreisen.

Ja, die Bekämpfung von Corona kostet Geld.
Nein, Alternativen dazu gibt es nicht. Weitere Diskussionen sind eigentlich unnötig, höchstens noch über Details.

Es geistert ein Schreckgespenst durch die Reihen derer, die behaupten, Corona könne ihnen nichts anhaben.
Sollte Deutschland einigermaßen wohlgelitten durch die Pandemie kommen, und sich danach relativ schnell erholen, wäre wohl wieder eine Hoffnung zerstoben. Es würde nichts aus der erhofften Abrechnung, und dem Aufschrei des Volkes, der - so hofft man - der AfD einen ordentlichen Schub, möglichst Richtung Regierung ermöglichen sollte.
Die Rhetorik ist bekannt, das Instrument ein anderes: gestern Umvolkung, jetzt die Corona-Maßnahmen. Damit muss man sich nicht befassen.
Mit tatsächlichen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Erholung dagegen schon. Wenn die Zeit reif ist.

Erst zu DDR-Zeiten & seit dem Mauerfall wieder das Wort der ....
ALTERNATIVLOS .
Alternativlos(er) Umgang mit Menschen anderer Meinung.
Alternativlos im Fundament der EU & den Rahmenbedingungen inklusiv des Finanzwesen (Stabilit.)
Alternativlos im Steuersystem. Um so größer-um so weniger ...
Alternativlos im Umgang Flüchtlingsproblematik in allen Facetten (Ausweise, mehrfach...,Rückführungen, Verurteilungen, Berichterstattung - schon dies Wort ist Alternativlos, weil Wahrheitskaschierung)
Alternativlos der Umgang mit Carona
Alternativlos (igkeit) bei den BIG BIG der Wirtschaft (trotz der ganzen Seuchen werden die Ställe immer größer. Wer nicht - weg vom Fenster/ aufgefressen :-(
Wer keine roten Hotels kauft , wird weggeflogen ;-) Alternativlos in jeglicher Hinsicht!!!
Einwandung - Alternativlos (wir bilden uns diese Entwicklung nur ein)
Alternativlos - Rechte & AFD sind für die Verbreitung des Carona- Virus Verantwortlich
Alternativlos - wenn alles am Boden ist, werdet ihr mit dem

Werner Peters | Mi., 16. Dezember 2020 - 17:48

Solche Prognosen sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt werden.

Christoph Kuhlmann | Mi., 16. Dezember 2020 - 18:06

des Zahlungsystems auch verschlechtert. Ich habe ein Abo mit Bankabbuchung und musste erst auf den Abo kaufen Link klicken, erhielt dann eine Fehlermeldung und die Artikel sind wieder freigeschaltet. Ich habe beim FAQ nicht als erstes gefunden, dass man so tun muss als ob man sein Abo neu abschließen will.

Tatsächlich hatte ich auch ein Phänomen: obwohl ich angemeldet war und mir dies auch optisch angezeigt wurde, war der Artikel nicht freigeschaltet. Ich habe mich dann einfach noch einmal angemeldet und dann lief es. Wie sagt man in der IT so schön: Es sind Geister und Dämonen im System. Meistens lassen die sich aber überlisten ;-).

Trotz etlicher Anrufe beim Cicero Service wurden mir nach langen Erklärungen die Artikel kurzfristig freigegeben. Der Spaß für mich dauerte 2 Stunden. Das war am
14. Dezember. Heute, nach 3 Tagen, stehe ich nach wie vor vor dem Problem.
Auch ich besitze ein Abo mit Bankeinzug und schwöre, daß mein Konto gedeckt ist.
Bitte helfen Sie mir, lieber Herr Kuhlmann
MfG

Reinhard Benditte | Do., 17. Dezember 2020 - 02:16

Es ist m.E. ein zu optimistischer Blick in die Zukunft. Wer tatsächlich glaubt, daß sich die Arbeitslosenquote für 2021 auf dem Niveau von 2020 einpendelt, der glaubt auch, daß Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen werden. In den Zahlen ist die auf uns zurollende Insolvenzwelle nicht abgebildet. Hinzu kommt der Rationalisierungsdruck auf die Unternehmen, die den verfügten Stopp überlebt haben und nun ihre Kostenposition verbessern müssen, um die Zinslast zu bewältigen und aufgenommene Krediten zurückzahlen zu können.

Vergessen wurden m.E. auch die Effekte innerhalb der Automobilindustrie: drastische Einbußen wegen politischer Entscheidungen zur Emissionsverminderung, abgeschlagen bei den E-Autos, Marktanteilreduzierung in China. Das Vereinigte Königreich wird nach dem 1.1.21 sicher deutsche Produkte nicht mehr mit den offenen Armen empfangen. Ein BIP von 4,2% wäre sicherlich ein großartiger Erfolg, doch es wird sich wohl eher im 1er Bereich abspielen, wenn überhaupt.

helmut armbruster | Do., 17. Dezember 2020 - 08:03

Herr Arnold hat in seinem Bericht einen Absatz eingefügt über unfaire Lastenverteilung.
Leider erwähnt er darin mit keinem Wort, dass Beamte, Politiker und öff.Angestellte keinerlei finanzielle Einbußen wegen Corona und Lockdown erleiden mussten.
Diese, sowie schon privilegierte Klasse, kann man ruhig als Corona-Gewinnler bezeichnen. Während viele Selbstständige um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten müssen, bzw. diese bereits verloren haben, hat dieser Teil der Bevölkerung nicht einen Cent verloren.
Diese Tatsache hätte in einem solchen Artikel zumindest erwähnt werden müssen.

Jürgen Lehmann | Do., 17. Dezember 2020 - 12:03

Eine Prognose ist nichts anderes als eine Schätzung und kann daher „richtig“ oder „falsch“ liegen.
Jeder kann sich eine Prognose selbst erstellen, wenn er sich nicht nur auf ein Wirtschaftsinstitut verlässt, sondern weitere „Schätzungen“ verfolgt und einbaut.

Die Arbeitslosenquote ist zwar keine Prognose, dafür aber im Vergleich vor Schröder total falsch.
Unter Einbeziehung von Harz 4 und anderen Faktoren, dürften wir bei 4,5 bis 5 Millionen Arbeitslosen liegen. Diese Zahl wird eher größer als kleiner werden.