GDL-Chef Claus Weselsky: „Die Bahn hat den Fehdehandschuh in den Ring geworfen“ / dpa

GDL will Bahn-Gewerkschaft EVG verdrängen - Claus Weselsky bläst zur Attacke

Die Deutsche Bahn will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aus dem Konzern drängen und Tarifverträge nur noch mit der handzahmen Hausgewerkschaft EVG abschließen. Doch der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky gibt sich nicht geschlagen – und dreht den Spieß um.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Der 19. November 2020 hat durchaus das Zeug, in die Annalen der deutschen Gewerkschaftsgeschichte einzugehen. Denn selten hat ein Gewerkschaftsführer eine derartig kompromisslose Kampfansage an seine „Tarifpartner“ gesendet wie Claus Weselsky, der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), am heutigen Donnerstag in Dresden bei einer Online-Pressekonferenz.

Hintergrund ist die vor einer Woche gescheiterte Schlichtung bei der Deutschen Bahn AG. Das Unternehmen hatte von der GDL verlangt, einen „Sanierungstarifvertrag“, den sie mit der konkurrierenden, zum DGB gehörenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im September vereinbart hatte, zu übernehmen, was die GDL kategorisch ablehnte.

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Tomas Poth | Do., 19. November 2020 - 16:49

So ist es richtig.
Die Gewerkschaftsbewegung ist seit Jahrzehnten im Niedergang befindlich.
Starke Gewerkschaften werden gebraucht um die Interessen der Arbeitnehmer zu wahren, ohne Lakaien des Kapitals oder der Regierung zu werden.

Tomas Poth | Do., 19. November 2020 - 18:19

Antwort auf von Tomas Poth

Nur freie und unabhängige Gewerkschaften, auch parteilich unabhängig, können die Interessen der Arbeitnehmerschaft wirklich vertreten.
Verquickung mit Parteien und Regierungen korrumpieren nur.

Wilfried Düring | Do., 19. November 2020 - 19:36

Antwort auf von Tomas Poth

In regelmäßigen Abständen wird über das ganz besonders arbeitnehmerfeindliche Agieren von aktuellen und ehemaligen Staats-Konzernen berichtet. Ich denke da z.B. an die Deutsche Bahn, die Deutsche Post und die Deutsche Telekom. Große Konzerne leisten sich - zur Kontrolle des jeweils aktuellen geschäftsführenden Vorstands - Aufsichtsräte.
Frage wir also: Wer sitzt im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn!?

https://www.deutschebahn.com/de/konzern/konzernprofil/aufsichtsrat-1187…

Man findet mehrere hohe EVG-Gewerkschafter, hauptamtliche Betriebsräte, aktive Politiker von CSU, CDU und SPD, aktive Staats-Sekretäre mit SPD- bzw. CDU-Parteibuch (von denen 2 hohe Beamte sind), ehemalige Staatssekretäre, Banker.
Fazit:
Politiker (insbesondere der SPD), Gewerkschafter und Betriebsräte könntengemeinsam etwas zum Besseren ändern - wenn denn der Wille und ein Konzept da wären.

Ist mal wieder die übliche Versorgungsmadchine abgehalfterter Gewerkschafter und Politiker die eins gemeinsam haben: von Sachkenntnis getrübt.
Ansonsten treffender Kommentar werter Herr Düring.

Andre Möller | Do., 19. November 2020 - 17:18

braucht das Land! Recht hat er! Der Zustand der Bahn ist unwürdig für das traditionelle Eisenbahnland Deutschland. Also muss man es ändern. Und kämpfen! Recht so!

Ernst-Günther Konrad | Do., 19. November 2020 - 17:28

Herr Weselsky ist mir schon bei den letzten Verhandlungen positiv aufgefallen. Das hätte die GDL schon früher machen sollen, sich für alle Bahmitarbeiter zu öffnen. Eine späte Einsicht, aber besser als nie. Jedenfalls höre ich aus Ihren Aussagen noch den baisorientierten Lokomotivführer heraus. Ich habe nur eine Bitte. Sie sind CDU-Mitglied. Bitte betreten Sie keine Merkel-Sisha-Bar und rauchen deren Kraut. Das vernebelt das Hirn und macht Sie willenlos. Passen Sie vor allem auf, dass man nicht wieder versucht, Sie persönlich zu diskreditieren. Äußern Sie sich am Besten nicht zur Migration, zum Virus oder zur EU. Konzentrieren Sie sich nur auf ihre gewerkschaftlichen Forderungen. Beachten Sie vor allem, Ihr Gegenspieler Westphal ist bei der SPD. Deren Vorsitzende haut gerne schon mal üble Parolen raus. Am Ende sind Sie alle latent rechts. Was Arbeiter sind weiß Frau Esken nicht und Herr Westphal als SPDler hat das sicherlich auch inzwischen vergessen. Die denken eben nur an sich.

Yvonne Stange | Do., 19. November 2020 - 18:47

Richtig so! Nur diese Sprache wird verstanden. Es ist ein Jammertal mit der DB, Zeit, daß dieser Stall des Augias mal ausgemistet wird. Wie viele haben sich über die Jahre dort trefflich saniert!! Nur leider nicht die, die die Arbeit machen. Ich drücke der GdL die Daumen! Viel Kraft und Erfolg.

Andreas Berlin | Fr., 20. November 2020 - 12:48

Als Herr Weselsky von Jahren in die Öffentlichkeit trat, imponierte er mir außerordentlich! Mutig hat er die Wirklichkeit beschrieben und für "seine" Lokführer mittels Arbeitskampf sprübare Erfolge erzielt. Schon damals haben die Medien (auch ÖRR) diesen Mann mit Dreck beworfen und die Bahnkunden aufgehetzt, weil die Züge wegen Streiks nicht fuhren. Nach wie vor ist er mutig und ich zolle ihm Respekt, aber wir sollten bedenken, dass sich Deutschland heute verändert hat. Die tolle Übersicht von @Düring zeigt, dass die Aufsichtsräte, die als Politiker in ihren Reden ähnlich wie Herr Weselsky so gern für den "kleinen Mann" etwas tun möchten, im praktischen Handeln gar kein Interesse dafür aufbringen. Ihre Macht ist jedoch seit damals immens gestiegen. Senkt Frau Merkel den Daumen über Welselsky, dann werden die mit 220 Mio Steuergeldern der Bürger gepimten Medien (die sollten alle die Höhe der Beträge veröffentlichen müssen!) seine Vernichtung organisieren.