
- „Die Linke unterstützt den politischen Islam“
Nach Dresden, Paris, Nizza und Wien wird offen gestritten: Was hat der Terror mit dem Islam zu tun? Der Psychologe Ahmad Mansour und die Politiker Martin Hikel (SPD) und Barbara John (CDU) geben unterschiedliche Antworten.
Barbara John (CDU) war von 1981 bis 2003 Ausländerbeauftragte von Berlin. Heute ist sie Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin.
Martin Hikel (SPD) ist seit 2018 Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln. Er folgte damals auf die heutige Familienministerin Franziska Giffey.
Ahmad Mansour wurde in Israel geboren und lebt seit 2004 in Deutschland. Er beschäftigt sich in verschiedenen Projekten mit Radikalisierung und Antisemitismus unter Muslimen.
Herr Hikel, Tage nach dem Attentat von Paris, am Abend des Attentats von Nizza, rufen in Berlin-Neukölln Hunderte junge Männer „Allahu Akbar“, um gegen Frankreich und Macron zu demonstrieren. Wenige Tage später führt ein syrischstämmiger Youtuber einen Mann mit Macron-Maske durch die Straßen Ihres Bezirks, schlägt ihn mit einem Gürtel, am Ende verbrennt er die Maske. Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Martin Hikel: Das hat mich fassungslos gemacht. Dass diese Menschen in Neukölln Macron verächtlich machen – der sagt: Meinungsfreiheit ist in unserer westlichen Demokratie ein hohes Gut und gehört verteidigt –, ist nicht hinnehmbar.
Es macht Sie fassungslos, es ist nicht hinnehmbar. Solche Äußerungen hört man seit Jahren. Aber was tun Sie dagegen?
Hikel: Kurzfristig kann man dagegen wenig tun. Es geht da um antiwestliche Einstellungen, die sich bei den jungen Menschen einpflanzen. Diesem Phänomen versuchen wir in den Schulen entgegenzuwirken.
Barbara John: Ich hätte schnell reagiert und gesagt: Ich lade die Leute, die demonstriert haben, zum Austausch ein. Immerhin wäre es dann zu einer Auseinandersetzung gekommen. Dass es einfach so im Sande verlaufen ist, ist nicht gut.
Ahmad Mansour: Sollten wir diejenigen, die unsere Meinungsfreiheit ablehnen, durch ein Treffen mit dem Bürgermeister belohnen?
John: Selbstverständlich. Das ist der Mann, der eine Autorität ist und eine Gegenposition einnimmt. Das ist viel besser als Stillschweigen und Klagen.
Hikel: Ich glaube nicht, dass es ein Umdenken bewirkt, wenn ich diese Leute einlade und sie damit in ihrer Haltung bestärke. Man muss eher mit den Multiplikatoren sprechen, um da etwas zu bewirken.