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Gerät wegen der Waffenaffäre unter Druck: Lorenz Caffier / dpa

Caffier-Affäre in Mecklenburg-Vorpommern - „Die Sache mit der Waffe ist nur der letzte Tropfen“

Ist es Privatsache, wenn sich Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) eine Waffe von dem Betreiber eines Schießplatzes kauft, der sich als Wiege einer rechtsextremen Terrorzelle entpuppt? Nun hat Caffier seinen Rücktritt erklärt. Dabei, sagt der linke Politiker Peter Ritter, liege das eigentliche Problem viel tiefer.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Peter Ritter ist Parlamentarischer Geschäftsführer der Links-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Sein Name stand auf einer der Todeslisten der rechtsextremen Terrorgruppe Nordkreuz. Er hat Morddrohungen bekommen. 

Herr Ritter, Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier hat auf Druck der Medien zugegeben, dass er im Januar 2018 eine Waffe von dem Betreiber eines Schießplatzes gekauft hat, gegen dessen Mitarbeiter zum damaligen Zeitpunkt schon wegen Terrorverdachts ermittelt wurde. Caffier behauptet, er habe davon erst 2019 erfahren. Wie glaubwürdig ist das ?
Aus meiner Sicht ist das wenig glaubwürdig. Inzwischen gibt es mehrere Berichte und Anfragen an den Bundestag, die belegen, dass er als oberster Dienstherr der Polizei von diesen Ermittlungen gewusst haben muss. Die ersten Untersuchungen zu der Terrorzelle Nordkreuz wurden schon im Sommer 2017 durchgeführt. Seitdem ist das bekannt. Das Bundeskriminalamt hat dem Landesverfassungsschutz im März 2018 Unterlagen zu der Terrorzelle Nordkreuz geschickt ...

... dessen oberster Dienstherr Caffier ist.
Es gibt in Mecklenburg-Vorpommern kein Landesamt für Verfassungsschutz, nur eine Abteilung. Und die ist direkt ihm unterstellt. 

Caffier ist seit 40 Jahren Jäger. Er sagt, er habe die Waffe für die Jagd gekauft, das sei privat und ginge niemanden etwas an.
Ich weiß nicht, welche Waffen man für die Jagd braucht. Aber in diesem Zusammenhang ist er nicht bloß Jäger. Und wenn er der Frage dann erst monatelang ausweicht und sie dann erst auf Druck der taz  in einem Spiegel-Interview beantwortet, zeugt das nicht gerade von einem offensivem Umgang mit der Sachlage.

Pikanterweise hat es auf dem Schießplatz dreitägige Workshops für Kriminalbeamte von Sondereinsatzkommandos (SEK) gegeben. Als Chef der Polizei war Caffier jahrelang Schirmherr der SEK-Workshops. Hat er eigentlich auch selbst geschossen?
Die Frage kann ich nicht beantworten. Es ist aber bekannt, dass dort nicht nur die hiesige Landespolizei trainiert hat, sondern auch die Polizei anderer Bundesländer oder Bundesbehörden wie der Zoll. Insofern ist das nicht nur ein Problem von Lorenz Caffier und von Mecklenburg-Vorpommern, sondern ein bundesweites Problem.

Derselbe Schießplatz wurde zur Wiege einer rechtsextremen Terrorzelle, Nordkreuz, in der auch Polizisten und Soldaten aktiv waren. Gibt es Überschneidungen zu den SEK-Workshops?
Ja, eine wichtige Rolle spielt dabei der SEK-Polizeibeamte Marco G. Der hat als Schießtrainer für Frank T. gearbeitet. Insofern kann man davon ausgehen, dass es Überschneidungen gegeben hat. 

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Andre Möller | Di., 17. November 2020 - 13:45

dass alle eine linke Agenda verfolgen müssen in Deutschland? Ich finde an den Dingen, die Herrn Caffier vorgeworfen werden absolut nichts Verwerfliches. Nur linkes Gedöns. Herr Caffier hat sich um mein Heimatbundesland jedenfalls mehr Verdienste erworben als irgendeiner von der Linkspartei. Diese Typen denken, dass sie jede Agenda inhaltlich und moralisch bestimmen könnten. Es ekelt mich nur noch an... Die Linken wollen eigentlich eine Unterwerfung aller anderen unter ihr "Werte"-System. Wer das nicht tut, wird fertiggemacht...

Jawohl! Und wenn Herr Cafier bei Rechtsextremisten einkauft, was ist schon dabei? Die deutschen Jungs übertreiben vielleicht (manchmal) ein wenig, aber ansonsten kann man über die "guten Deutschen" doch nichts Schlechtes sagen!
Trump würde garntiert feststellen, dass das alles, durch die Bank "fine people" sind! Besser mit denen Geschäftchen machen, als mit Linken oder Ausländern, möglicherweise gar Muslimen!

Wirklich, Kritik an Caffier ist einfach ekelhaft!

Und überhaupt, irgendwie muss sich der Meckpom-Musterdeutsche doch gegen SED, Antifa, Linke, Grüne, SPD und CDU/CSU (ach halt..)und selbstverständlich Migranten schützen, wenn nötig scheinbar auch mit Waffengewalt!

IRONIE ENDE

Ernsthaft: Da kauft ein CDU-Innenminister von rechtsextremistischen, gewaltbereiten Chaoten eine Waffe, und das soll ganz in Ordnung sein????? Im Gegenteil, die die solches kritisieren, sollten besser schweigen?

In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? Etwa in Spät-Weimar?

Fritz Elvers | Di., 17. November 2020 - 15:41

Antwort auf von Gerhard Lenz

es war eine Jagdwaffe. Hirsch tot, Sau tot, Halali.

Hätte er etwa ins Darknet gehen sollen?

Ronald Lehmann | Di., 17. November 2020 - 17:41

Antwort auf von Gerhard Lenz

Gewalt ist die Waffe der Schwachen (ohne Argumente & ohne Liebe), Gewaltlosigkeit die der Starken (nicht nur Jesus, siehe auch Gandi oder Mandela).

Für mich persönlich als Christ wäre noch der Spruch von Großmutter:

Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Ergo & Ernsthaft :-
Dann soll er wohl lieber bei linksextremistischen Chaoten die Waffe kaufen?
Anfrage an Sender Jerewan:
Warum sind Chaoten noch nicht im Vollzug? Wo leben wir denn?

Und da sind wir wieder ....
Auch MORAL ist eine Waffe der Herrschenden (Egal ob links, rechts oder die Institution Kirche)

werter Herr Möller.
Unterwerfung!!!
Wie beim Islam.
Aber da sind Linke und Islamisten halt Brüder im Geiste.

Marc Schulze-Niestroy | Di., 17. November 2020 - 17:04

Wenn ein Innenminister bei Leuten eine Waffe kauft, von denen er weiß, dass wegen Terrorismus gegen sie ermittelt wird, muss er natürlich zurücktreten. Und zwar sofort. Ich denke nicht, das Caffier mit Rechtsterroristen paktiert. Aber manche Fehler müssen einfach Konsequenzen haben.

Jens Böhme | Di., 17. November 2020 - 17:43

Peter Ritter (Die Linke) weist auf AfD und Mitte der Gesellschaft hin. Wie sehen linke und linksextremistische Verwurzelungen in der Mitte der Gesellschaft aus? Gibt es die nicht? Caffier hat nicht mit dem Kauf der Waffe einen Bock geschossen, sondern mit der jahrelangen Verschleierung, dass er eine Waffe bei dem lizensierten Waffenverkäufer von Nordkreuz erwarb.

Herr Böhme, in dem Interview geht es doch ganz offensichtlich um Rechtsextremisten, welche den Interviewten auf einer Terrorliste haben. Was hat jetzt Linksextremismus mit dieser konkreten Situation zu tun?

Wie würden sie es denn finden, wenn Linksextremisten ausgerechnet SIE ermorden wollen und man bei dieser Thematik doch lieber auf die Gefahr "der anderen Seite" verweisen würde?

Für zivilisierte Debattenkultur ist whataboutism entbehrlich.