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Sprüche, die man in Hongkong bald nicht mehr lesen wird? / dpa

Hongkong im Wettbewerb der Systeme - „Rücksichtslose Expansion“

Was einst Berlin war, ist heute Hongkong: der Mittelpunkt eines heftigen Systemwettbewerbs. Diesmal kämpfen China und die USA um die Vorherrschaft. Unbeteiligter Zuschauer ist ausgerechnet jener Staat mit besonderer historischer Erfahrung: Deutschland.

Autoreninfo

Felix Lill ist als Journalist und Autor spezialisiert auf Ostasien.

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Wir vertreiben weiterhin die Bücher, die wir vertreiben wollen“, erzählt Daniel Lee nach längerem Überlegen. „Man kann bei uns prodemokratische Bücher kaufen. Und um ein breites Sortiment zu haben, bieten wir auch mal Pro-China-Bücher an. Die werden aber kaum gekauft.“ In diesen kleinen, vollgeräumten Laden im Viertel Mongkok nördlich des Zentrums kämen die Kunden ja nicht, um sich mit Propaganda aus Peking einzudecken.

„Man zählt uns zu den gelben Geschäften“, sagt Daniel Lee, ein Mann mit kurz geschorenen Haaren und Brille, in unmissverständlicher Deutlichkeit. „Das Label haben wir uns nicht selbst gegeben.“ Aber seiner vorsichtigen und zugleich bestimmten Art ist anzumerken: Der Buchhändler ist froh, dass andere ihm diesen Stempel aufgedrückt haben. Kaum durch Zufall sind an der Wand in Lees Buchladen „Hong Kong Reader“ und auf dessen Website immer wieder gelbe Post-it-Kleber zu sehen.

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Walter Bühler | Mi., 11. November 2020 - 14:49

... nicht nur in Hong Kong, auch in Gibraltar, auf den Falklands, auf Diego Garcia (bis 2036 verp. an USA) kann man sich nostalgisch an die herrliche britische Kolonialherrschaft erinnern, zumal die Zeiten des etwas unappetitlichen Sklaven- und Opiumhandels ja schon lange vorbei sind. Ja, Johnsons Träumereien vom humanen britischen Imperialismus haben schon ihren Reiz.

Aber leider, leider: tempora mutantur, et nos mutamur in illis.

Was ist von den Hansestädten in Europa übrig geblieben? Nur zwei Bundesländer in unserem Deutschland, und das gehört zur großen EU.
Haben charmante Zwergstaaten wirklich eine Zukunft? (außer als Lagerhort für Fluchtkapital). Ich weiß es nicht.

Die Gleichsetzung Berlin=Hongkong leuchtet mir auch nicht ein. Schon eher Singapur=Hongkong.

vorbei sind sie. Der humane britische Imperialismus war wohl nicht attraktiv genug, sich in den Kolonien durchzusetzen.

Dabei war doch alles so wunderbar organisiert. Da funktionierte noch alles tadellos. Weisse, besonders gerne ältere Männer, hatten das Sagen. Paradiesisch! Was gab oder gibt es Schöneres, als alten britischen Adel, von der Evolution prädestiniert!
Und jeder hatte seinen Platz. Da war die natürlich Ordnung noch garantiert.

Zugewiesen von den weissen Herrenmenschen. Denn die Angehörigen der Herrenrasse wussten noch, dass mit eingeborenen Asiaten oder Afrikanern kein Staat zu machen war. Die waren höchstens für Hilfsjobs zu gebrauchen.

Was denn, Hongkong wäre gerne Kolonie geblieben? Wohl kaum.

Wohl eher wollten die Menschen dort selbstverwaltete demokratische Verhältnisse.
Und keinen Governeur aus einem fernen, mittlerweile abgewirtschaften, dekadenten Mutterland.

The end of the empire is near! Thanks to Boris Johnson!

denn die Chinesen haben sich doch die Mandschurei, Tibet, Xinjiang, Kaschmir einverleibt. Taiwan ist der nächste Kandidat. Und im südchinesischen Meer wird auch kräftig expandiert. Bhutan ist auch ins Blickfeld geraten.
Alles halb so schlimm! Nur wenn dies dem Westen betrifft, wird die Moralkeule gezückt!
Nach ihrer Ansicht dürfte es solche Staaten wie Andorra, Liechtenstein, San Marino usw. gar nicht geben?
Und was hat "Singapur=Hongkong" für eine Gleichnis? Leuchtet mir nicht ein.

Meine persönliche Meinung - JA
Weil Zentralisierte Staatsgebilde (trotz vielleicht des guten wollens) keine Vorbeugung gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Chancengleichheit u.v.m. war bzw. ist. Schauen wir uns China, Rußland oder Amerika an.
Um so größer die Reiche, um so größer die Ungleichgewichte.
Und hat z.B. die Gründung D. Vorteile fürs Volk gebracht außer zwei Weltkriege & der Neid des wirtschaftlichen Erfolges?
Und grenzend übergreifende Zusammenarbeit auf dem Gebiet, Bildung, Kriminalitätsbekämpfung & Katastrophenschutz, eine reine Katastrophe :( , obwohl da eine "Norm" wichtig wäre.

Wolfgang Z. Keller | Mi., 11. November 2020 - 20:43

Die Finanzkrise startete 2008, nicht 2007, aber sei´s drum.
Hongkong = Berlin? Ach, woher doch! Berlin (West) war der kapitalistische Brückenkopf im immer maroder werdenden realsozialistischen Lager, Hongkong ist der liberal-kapitalistische Brückenkopf vor dem autoritär-kapitalistischen Rotchina, das auch von anderen hier als "sehr effizient" charakterisiert wird.
Und hier soll ausgerechnet das indifferente Europa mit seinem exportfixierten Deutschland dagegenhalten? Sogar ein Trump könnte mit (s)einer 5x "bevölkerungskleineren" USA da auf Dauer nix ausrichten, das ist zumindest meine Meinung.

Ob sich die Menschen in China auf Dauer die umfassende Bevormundung durch die KPCH gefallen lassen - keine Ahnung. Historisch hat´s bis heute jedenfalls noch kein ewiges Herrschaftssystem gegeben, das lässt hoffen.

Romuald Veselic | Do., 12. November 2020 - 05:30

In der Wirtschafts-Finanzwelt nennt man sowas feindliche Übernahme. Im Fall D, verläuft dies militant-klerikal.
Etwas "Zynismus" am Rande: Dennoch haben die Hongkonger einen "Vorteil" zu D. In China gibt's keine Klerofaschos, man kann Porkmeat Gerichte in Überfluss verspeisen, man kann Reisschnaps trinken u. sich bunt anziehen. Und: Das Jahr des Schweins wird nie abgeschafft...
MfG Isarius Wuhansky✔