
- Die Wahl ist schon jetzt ein Menetekel
Noch immer sind nicht alle Wählerstimmen in den USA gezählt, aber schon jetzt steht eines fest: Diese Präsidentschaftswahl hat vor allem Verlierer. Dazu gehören auch deutsche Kommentatoren, die schon voreilig einen Wahlsieg Bidens herbeigeschrieben hatten.
Die Präsidentenhymne „Hail to the Chief” war kaum verklungen, da setzte Donald Trump den Ton für die Schlammschlacht, die jetzt der Wahlschlacht folgen könnte: „I want to thank the American people. Millions and millions of people voted for us tonight“, hat er in der Wahlnacht unter dem Jubel seiner unmaskierten Zuschauer im fahnengeschmückten East Room des Weißen Hauses verkündet. Es folgte die Aufzählung der Battle Ground States im Süden und im Mittleren Westen, in denen Trump zu diesem Zeitpunkt tatsächlich in Führung lag oder, wie in Florida und Texas, bereits gewonnen hatte.
Was klang wie die voreilige Selbsterklärung zum Wahlsieger, war noch nicht der Höhepunkt der bizarren Ansprache, denn dem Dank an das amerikanische Volk ließ der Präsident sogleich seine zuvor bereits mehrfach über Twitter geäußerte Anklage folgen: Es gebe da, orakelte er in der für ihn typischen Diktion, „eine ganz traurige Gruppe von Leuten“ (a very sad group of people), die es darauf abgesehen hätten, die Millionen zu „entrechten“.