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Diese Wahl hat vor allem Verlierer / dpa

US-Wahl - Die Wahl ist schon jetzt ein Menetekel

Noch immer sind nicht alle Wählerstimmen in den USA gezählt, aber schon jetzt steht eines fest: Diese Präsidentschaftswahl hat vor allem Verlierer. Dazu gehören auch deutsche Kommentatoren, die schon voreilig einen Wahlsieg Bidens herbeigeschrieben hatten.

Michael Sommer

Autoreninfo

Michael Sommer lehrt an der Universität Oldenburg Alte Geschichte und moderiert gemeinsam mit Evolutionsbiologe Axel Meyer den Cicero-Wissenschafts-Podcast

So erreichen Sie Michael Sommer:

Die Präsidentenhymne „Hail to the Chief” war kaum verklungen, da setzte Donald Trump den Ton für die Schlammschlacht, die jetzt der Wahlschlacht folgen könnte: „I want to thank the American people. Millions and millions of people voted for us tonight“, hat er in der Wahlnacht unter dem Jubel seiner unmaskierten Zuschauer im fahnengeschmückten East Room des Weißen Hauses verkündet. Es folgte die Aufzählung der Battle Ground States im Süden und im Mittleren Westen, in denen Trump zu diesem Zeitpunkt tatsächlich in Führung lag oder, wie in Florida und Texas, bereits gewonnen hatte.

Was klang wie die voreilige Selbsterklärung zum Wahlsieger, war noch nicht der Höhepunkt der bizarren Ansprache, denn dem Dank an das amerikanische Volk ließ der Präsident sogleich seine zuvor bereits mehrfach über Twitter geäußerte Anklage folgen: Es gebe da, orakelte er in der für ihn typischen Diktion, „eine ganz traurige Gruppe von Leuten“ (a very sad group of people), die es darauf abgesehen hätten, die Millionen zu „entrechten“. 

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Michaela 29 Diederichs | Mi., 4. November 2020 - 18:00

Der beste Beitrag zu diesem Thema, den ich bisher quer durch alle Medien gelesen habe. Vielen Dank.

gabriele bondzio | Mi., 4. November 2020 - 18:16

Na,... Herr Sommer ich sehe nicht alle Demoskopen blamiert. Ich habe mich da immer mal auf der thetrafalgargroup.org bewegt, die hatten schon 2016 den besten Riecher. Und ich hatte demgemäß keine Bedenken, dass Trump nicht siegen könnte.
Stand ja Jedem frei sich dort zu informieren. Dann wäre die Enttäuschung der wahren Demokraten nicht so massiv gewesen. Aber...es sollte ja auch sicher viel herbei geschrieben werden, steigert nebenbei die Auflage. Bei machen Journalisten oder Bürger in DE ist eben gern „der Wunsch der Vater des Gedanken“. Obwohl sie in den USA die Menschen immer ein wenig unterschätzen. Beispielsweise die Hispanics.

Ein G.E. Lessing Zitat – Beide schaden sich selbst, der zuviel verspricht und der, der zuviel erwartet- sind hier wegweisend.

Ersteres gibt es naturgemäß immer. Da aber Trafalgar seine offensichtlich überlegenen Umfragemethoden nicht veröffentlicht, war es nicht überraschend, dass die Mehrheit der Medien allen anderen Umfragen zugetraut haben, dass sie ihre Methoden, Wahlkreis für Wahlkreis, Bundesstaat für Bundesstaat, so verbessert hätten, dass die Umfragen näher am Ergebnis liegen. Es war für alle ein großer Reinfall, und Trafalgar war zum zweiten Mal überlegen. Mit " Nase " haben die professionellen Methoden der Umfragen nichts zu tun. Es geht um thematische Definitionen und Segmentierungen und um statistische Proben.

"Es geht um thematische Definitionen und Segmentierungen und um statistische Proben...."schon recht Herr Kopp.
Ich vergesse manchmal, dass ich in Folge betriebswirtschaftlicher Erkenntnisse, sehr darauf angewiesen war, Quellen (die nahe beim Ergebnis lagen, oder nicht) zu sortieren.
Statistik lebt aber nun mal von Realität (auch die Demoskopie), auch wenn sie nicht breit gestreut wird.
Betriebswirtschaftlich gesehen, wären sie erledigt, wenn sie Wunschdenken vorziehen.

Josef Olbrich | Mi., 4. November 2020 - 18:17

Es ist allein Sache der Amerikaner wie sie zu einem Ergebnis kommen. Unsere veröffentliche Meinung lebt zu Weilen auf einen anderen Stern - frei nach "Pippi Langstrumpf", denn Wunschdenken ist für Kinder reserviert, nicht für eine seriöse Presse.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 4. November 2020 - 18:33

Chapeau Herr Sommer. Ich habe mich bis eben komplett den Medien den Tag über entzogen. Corona und Trump, man kann es nicht mehr hören. Ihr Artikel ist der erste seit gestern, den ich konzentriert lese und zu dem ich schreibe. Wir alle wissen doch, dass Trump seine Eigenarten hat, wenig sympathisch wirkt und natürlich mit genau derselben Verve seinen Kritikern entgegen tritt, wie die ihn angehen. Ich habe nie gesagt, sein Wahlsieg würde klar und deutlich erfolgen. Das es knapp wird war für mich immer schon klar. Nur was da jetzt in den deutschen Medien abgeht ist nur noch peinlich. Auch Politiker äußern sich jetzt schon, wo noch nichts amtlich feststeht in einer Art und Weise, die ihnen selbst die eigene Dummheit bescheinigt. Ihre Analyse des Ganzen trifft aus meiner Sicht zu. Nur wird keiner der Trump-Basher einsichtig sein und zur Vernunft und Neutralität zurück finden. Wer glaubt unter Biden wird es anders, der irrt gewaltig. Da ist keiner besser als der andere. Nur eben anders.

Wohltuend abhebend von anderen deutschen "Blättern", wo man Trump schon in der Überschrift als "Spinner" mit entsprechender Pose tituliert und sich wundert, warum dieser Mensch auf Deutschland nicht gut zu sprechen ist.
Political correctness gilt bei uns offensichtlich nur in ganz bestimmten Richtungen...

Neben dem CICERO war die NZZ, das einzigen Medium, die über Trump nüchtern und neutral berichtet haben, Herr Konrad.
Der Mann ist kein Politiker, er ist Geschäftsmann und die machen "Deals". Seine Auftritte & Wortwahl sind nicht die eines Berufspolitiker. Er benimmt sich oft wie ein Elefant im Porzellanladen.
Aber er hat Dinge angesprochen bzw. angestoßen, die vorher keiner gewagt hatte anzugehn (auch nicht Obama).
Bsp. Verteidigungsausgaben der Europäer. Gerade D. hat sich doch immer hinter den Amerikaner versteckt , nach dem Motto, macht ihr mal, wir kümmern uns ums Finanzielle & Humane.
Bsp. China! Dies ist die größte Gefahr für den Weltfrieden & Handelsbeziehungen. Wird Biden wieder eine Appeasemen-Politik ggü. China einläuten? Dann wird es nicht mehr lange dauern, bis Xi Jinping seine Krallen nach Taiwan ausstreckt. Hongkong haben die C. ja eh schon "einkassiert".
Handelspolitisch wird China da weiter machen wie es F.A. Mayer beschreibt: KKK = Kaufen, Klauen, Kopieren.
Salute

Wolfgang Tröbner | Do., 5. November 2020 - 10:13

Antwort auf von Roland Völkel

Ich sehe es genauso wie Sie und Herr Konrad. Auch wenn es scheint, dass Trump die Wahlen verloren hat, aber er hat in der Welt Dinge angestoßen, die bleiben. Dinge, an die sich noch keiner herangetraut hat (China, Nahost). Ob der mutmasslich neue Präsident ähnlich erfolgreich sein wird, muss sich noch weisen. Der Vorgänger Trumps hat ja bereits unter Beweis gestellt, dass er kaum etwas zustande gebracht hat. Und was die Öffentlichkeit in DE anbelangt ("die deutsche Öffentlichkeit: Ihr fällt es notorisch schwer zu begreifen, dass US-Wahlen in den USA und nicht in Deutschland entschieden werden"): Kann es nicht sein, dass die deutsche Politik und in ihrem Schlepptau der deutsche Mainstream sich deshalb so intensiv um Trump gekümmert haben, weil sich so schön von den Problemen in DE ablenken lässt? Es gäbe gerade in DE eine Reihe schwerwiegender Probleme, wo es sich lohnen würde, diese genauso kritisch unter die Lupe zu nehmen. Die deutsche Politik weiss schon warum sie das nicht möchte

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 5. November 2020 - 11:22

Antwort auf von Roland Völkel

er ist ein Geschäftsmann, gar nur aus Versehen bei den Republikanern gelandet.
Mittlerweile glaube ich, dass Trump während der letzten 4 Jahre, auch weil ihn die Demokraten evtl. nicht eine Sekunde lang als Präsidenten geachtet haben, jedenfalls den Politiker und Republikaner in sich entdeckt hat.
Er war irgendwie kein Präsident der ganzen USA, Biden möchte es werden.
Das macht vielleicht seine besondere Anziehungskraft aus, die ich ihm nie zugetraut hätte.
Chapeau

Jacqueline Gafner | Do., 5. November 2020 - 11:23

Antwort auf von Roland Völkel

sowohl was den "Kampagnenjournalismus", sprich die stringentere Version des "Haltungsjournalismus", dem der Hauptharst der Medien in Sachen Trump seit geschlagenen vier Jahren huldigt, wie die Fähigkeit bzw. die Bereitschaft angeht, zwischen Form und Inhalt zu unterscheiden. Da drängt sich der Verdacht auf, dass Trump primär deshalb so ein Ärgernis ist, weil er die kontinuierlich erodierende Vitalität des Westens und die damit verbundenen Abstiegsrisiken ganz direkt angesprochen und dazu dezidiert und teils auch brachial Gegensteuer zu geben versucht hat. Nicht dass andere die wachsenden Probleme nicht auch sehen würden, doch zieht man es vor, den Kopf nicht zu weit aus dem Sand zu heben und den Eindruck zu erwecken, dass die Situation weiterhin unter Kontrolle sei, da kaum jemand hören will, dass der Westen auf dem absteigenden Ast ist, sollte er sich nicht bald einmal dazu aufraffen können, die Komfortzone zu verlassen und die eigene Position offensiv zu verteidigen.

Trump selbst erklärt sich voreilig zum Wahlsieger, und erklärt seinen johlenden Anhängern, dass jedes Ergebnis, welches ihn nicht als Sieger sieht, Betrug sei.

Die Medien erfüllen ihre Aufgabe und berichten darüber.

Von glühenden Trump-Verehrern in diesem Forum werden sie dafür beschimpft und des Trump-Bashings beschuldigt.

Was macht der Cicero?

Möchte offensichtlich nicht, dass ein glühender Trump-Verehrer und erklärter Verächter der "Mainstreammedien" kritisiert wird.

Klasse.

Bernd Muhlack | Mi., 4. November 2020 - 18:58

Zitat:
„I want to thank the American people. Millions and millions of people voted for us tonight“, hat er in der Wahlnacht unter dem Jubel seiner unmaskierten Zuschauer im fahnengeschmückten East Room des Weißen Hauses verkündet. Es folgte die Aufzählung der Battle Ground States im Süden und im Mittleren Westen, in denen Trump zu diesem Zeitpunkt tatsächlich in Führung lag oder, wie in Florida und Texas, bereits gewonnen hatte."

Aha, soso.

Irgendeine beliebige Bundestagswahl.
Nach dem GONG - Prognose - Hochrechnungen.
"Jetzt ist DAS Kandidat XY bei uns; wie beurteilen Sie das Ergebnis?"
"Nun, es ist noch zu früh um etwas zu sagen. Aber ich möchte unseren Wählern u Wählerinnen danken. Und vor allem unseren Helfern, Unterstützern ohne die wir dieses tolle Ergebnis niemals erreicht hätten. Danke an die Menschen DRAUßEN IM LAND!"

"Und ab Morgen gibts auf die Fresse!"
Andrea Nahles nach der Wahl 2017 - no comment!

God bless America - the land of the free and the home of the braves

gerhard hellriegel | Mi., 4. November 2020 - 19:00

Es handele sich "lediglich um eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, die auch wiederum bloß eine Momentaufnahme sei". Das ist richtig. Die Frage ist allerdings, ob genau diese Momentaufnahmen überhaupt richtig sind. Das aber lässt sich nur in einem einzigen Moment überprüfen: dem Moment der Wahrheit, der Grundgesamtheit, der Wahl. Wären diese Momentaufnahmen zutreffend, dann müssten sie auf diesen überprüfbaren Wahrheitspunkt hinführen. Was sie nicht tun. Damit ist es plausibel, dass weder ihre Datenbasis repräsentativ ist noch ihre Bearbeitungswerkzeuge in der Lage sind, sich der Wahrheit anzunähern. Es zeigt sich, dass die ganze Rechnung auf konventionellen Vorannahmen beruhen, die durchaus funktionieren, wenn die Verhältnisse konventionell sind, sonst aber nicht.

Christa Wallau | Mi., 4. November 2020 - 19:33

... Verlierer? - Nein, das sehe ich nicht so.
Gewinner sind zumindest alle Bürger in den USA, die aufgewacht und zum ersten Mal in viel größer Zahl zur Wahl gegangen sind als früher.
Sie werden sich so leicht nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen.
Demokratie lebt vom ungeschmälerten, offenen Diskurs, nicht vom Gekungel der Etablierten hinter den Kulissen der Macht.
Und es kommt überhaupt nicht darauf an, ob einer bestimmten Bevölkerungsschicht (die sich den anderen überlegen dünkt!) die Meinung der Mehrheit paßt oder nicht, sondern auf das, was die Mehrheit will bzw. für richtig hält.
D a s ist der Kerngedanke der Demokratie.

Es geht diesmal offenbar sehr knapp aus für den Sieger der Wahl. Er wird - wie auch immer er heißt - den Leuten klaren Wein einschenken und sie mit vernünftigen Programmen überzeugen müssen, wenn es nicht zu schweren Folge-Unruhen kommen soll.
Ich wünschte mir für die Deutschen wenigstens ein Stück vom Mut und Selbstbewußtsein der US-Amerikaner!

Wenn er Biden heißt, wird es schwierig. "Das Repräsentantenhaus bleibt zwar in demokratischer Hand. Ohne eine Mehrheit in der zweiten Kammer des Kongresses aber könnte Biden, falls er gewinnt, kein maßgebliches Gesetz verabschieden. Er bräuchte die Zustimmung der Republikaner für ein Konjunkturpaket in der Coronakrise, für die Reform der Krankenversicherung, für einen grundlegenden Wandel in der Klimapolitik. Die würde er nicht bekommen.

"Es wäre schwer, überhaupt irgendein Gesetz durch den Kongress zu bekommen"

https://www.spiegel.de/politik/ausland/us-senat-der-triumph-der-republi…

Tomas Poth | Mi., 4. November 2020 - 20:29

Wir sehen zwei nahezu gleich starke Wählergruppen. Ist das nicht fast immer so?
Allerdings erleben wir eine sehr einseitige Kommentierung in den Medien.
Medien die sich mehrheitlich links verorten und massiv gegen einen Amtsinhaber agieren der sich nichts gefallen läßt und in gleicher Weise zurückschlägt.
Hier erleben wir die sogenannte Spaltung der Gesellschaft. Ein links verorteter Mainstream der sich plötzlich angegriffen sieht und um seine "Deutungshoheit" fürchtet, der sich in seine Agenda verkrampft und dabei die anderen übersieht, ausgrenzt, die diese Agenda nicht teilen.

Brigitte Simon | Mi., 4. November 2020 - 21:04

...glauben Sie im Ernst, daß meine Partei auf ein Gesprächsangebot von Frau AM bei dieser
Sachlage einginge, sie möchte Kanzler*in werden.
Also ich meine, wir müßen doch die Kirche im Dorf lassen. Die Deutschen haben in der Kandida-
tenfrage eindeutig votiert. Das kann man doch nicht ernsthaft bestreiten.
GS erklärt jetzt seine Siegesgewißheit am Wahl-abend 2005.
Das saß!
Nie zuvor hatte ein Kanzler eine rechnerisch ein-deutige Niederlage in einen Sieg umgedeutet.
Auf der anderen Seite Schweigen und Fassungs-loßigkeit.
Aus Datenschutzgründen wurden die Namen
nicht genannt.

Markus Michaelis | Mi., 4. November 2020 - 21:19

Eine der demokratischen Erzählungen geht ja so, dass die Zukunft so oder so den Demokraten gehört, weil die Weißen demografisch nicht mehr lange die Mehrheit stellen und dann auch immer schwerer die Macht und die Posten in der Politik, der Wirtschaft, den Institutionen besetzen können.

Das ist sicher richtig, nur hat diese Wahl glaube ich das neue Problem erkennen lassen: auch die Minderheiten denken nicht alle gleich und sehen sich in verschiedenen Rollen. Wenn man Teil der Mehrheit geworden ist, denkt man ohnehin wieder anders und nicht alle Mehrheiten fühlen sich von den Demokraten vertreten. Teile werden daher in Zukunft auch Republikaner wählen - wie schon jetzt verstärkt - vielleicht auch mal wieder eine erfolgreiche neue Partei gründen.

Im Moment halten "die Weißen" die Gesellschaft glaube ich eher noch zusammen - wenn auch zunehmend als Feindbild. Was danach kommt scheint mir recht offen.

Stefan Jurisch | Do., 5. November 2020 - 06:57

und anderen Themen sieht man von Jahr zu Jahr deutlicher, wie gern schonmal der Wunsch über der Wirklichkeit steht. Die versammelte Medienlandschaft sollte sich mal wieder darauf besinnen, zu sagen, was ist und nicht, was der einzelne Schreiberling/Moderator gern hätte.

helmut armbruster | Do., 5. November 2020 - 07:17

zu machen.
Sie sind dem Tag verpflichtet, wie schon der Name deutlich verrät (le jour = der Tag).
Und so können sie nicht in aller Ruhe das Ergebnis abwarten und erst dann darüber schreiben, wenn dieses endgültig feststeht. Das wäre viel zu langweilig.
Und so passiert eben das, womit jeder Spekulant rechnen muss: Er kann völlig daneben liegen.

Ulrich Jarzina | Do., 5. November 2020 - 08:28

Je mehr ich über die Wahl lese/sehe, desto grotesker erscheint mir die gesamte Situation: da gleicht eine konservative Stiftung (judical watch) die Zahl der abgegebenen Stimmen mit der Zahl der registrierten Wähler ab und kommt zum Schluss, dass insgesamt 1,8 Millionen Stimmen zu viel abgegeben wurden.
Da sind Staaten wie Michigan oder Wisconsin, in denen Trump lange führte, bis in den frühen Morgenstunden überraschend über 100 000 Briefwahlstimmen auftauchen, die alle an Biden gehen.
Da sind 27% der Briefwahlbenachrichtigungen in Florida, die von der Post verschlampt wurden.
Da werden republikanische Wahlbeobachter nicht ins Wahllokal gelassen- als sie von draußen durch die Fenster schauen wollen, verhängt man diese, usw. usf.

Wer angesichts dieser Fakten noch glaubt, dass es bei der Wahl mit rechten Dingen zugegangen sei, dem ist nicht zu helfen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 5. November 2020 - 11:30

Antwort auf von Ulrich Jarzina

Im Staate Wisconsin sind offensichtlich 100.000 Stimmen mehr vorhanden, als es dort registrierte Wähler gibt. In Michigan kam es vergangene Nacht zwischen 3.30 Uhr und 4.30 MEZ zu einem mysteriösen Stimmenzuwachs von über 100.000 Stimmen ausschließlich für Biden. Bei 79 Prozent der ausgezählten Stimmen lag Trump um 5 Prozent vor Biden, bei 89 Prozent der ausgezählten Stimmen dann Gleichstand. Das ist schwer erklärungsbedürftig. In sechs Staaten mit demokratischen Gouverneuren wurde die Auszählung abgebrochen, um eine Pause einzulegen.
Die „Washington Times“ berichtete übrigens am 20. Oktober von 1,8 Millionen „Geisterstimmen“. Judicial Watch hatte eine vergleichende Studie veröffentlicht, die erhebliche Diskrepanzen aufzeigte zwischen der Bevölkerungszahl laut Statistiken des „Census Bureau“ und der Anzahl der staatlich registrierten Wähler. Bereits vor zwei Wochen hatten sie daher vor möglichem Wahlbetrug und „schmutzigen Stimmzetteln“ gewarnt. Die wollen Trump wohl die Wahl stehlen.

Das sektenfinanzierte Blättchen "Washington Times" und die erzkonservative Lobbygruppe Judicial Watch als Quellen für einen angeblichen Wahlbetrug?

Wo die weiteren Behauptungen für "offensichtlich 100.000 Stimmen mehr vorhanden" bzw. den "mysteriösen Stimmenzuwachs" herkommen, wagt man schon gar nicht mehr zu fragen, die Quellen tragen vermutlich Aluminiumhüte.

Walter Bühler | Do., 5. November 2020 - 08:49

Die westliche Demokratie ist in eine Krise geraten, weil die Völker, die über die Parteien die Herrschaft ausüben sollten, in den Parteien fast nicht mehr mitarbeiten. Die Völker haben sich in großem Maßstab aus den Parteien zurückgezogen, weil ihnen die Mitarbeit in diesen Institutionen zu anstrengend und zu mühsam ist. Als bequem gewordene moderne Konsumenten sind sie nur noch an einem Staat interessiert, der ihnen ein angenehmes und ungestörtes Leben garantiert.

Die Parteien werden daher von Profis organisiert, die entweder vom großen Geld oder von Netzwerken abhängen. In Deutschland ist letzteres der Fall: Politiker orientieren sich nicht mehr am Gesamtwohl, sondern an den Interessen der Netzwerke, denen sie ihre Partei-Positionen verdanken.

Autoritäre Staaten kommen daher zur Zeit mit der Wirtschaft und mit der Pandemie besser zurecht als unsere schwach gewordenen Parteiendemokratien.

Urban Will | Do., 5. November 2020 - 10:00

aber Punkt 2 Ihrer „Verlierer – Liste“ hätten Sie ein wenig mehr konkretisieren sollen.
Es ist zwar die „gefühlte“ deutsche Öffentlichkeit, die ihr stereotypes Anti – Trump – Geleier tagaus tagein der Welt mitteilt, aber es gibt auch andere Stimmen.

Auch wenn diese meist aus dem Lager kommen, das in gleicher Weise vom links – grünen Mainstream pauschal abgekanzelt und stigmatisiert wird.

So gesehen ist es ein Witz, dass gerade aus D, wo die politischen, größtenteils in die Medien übergeschwappten Verhältnisse so eindeutig vorgegeben und „verpflichtend“ sind, „gute“ Ratschläge in Richtung USA gehen.

So das geistreiche Postulat eines Herrn Scholz an die USA: bitteschön alle Stimmen auszählen!
Na das wird man gehört haben dort und es auch brav befolgen...
Im Land, wo manche, nicht "geduldete" Meinungen das Karriereende bedeuten und Wahlen auf Befehl der Regierungschefin „rückgängig“ gemacht werden, sollte man sich zurückhalten mit Ratschlägen in Richtung der ältesten Demokratie.

Carsten Paetsch | Do., 5. November 2020 - 10:20

sondern auch ein lebendes Mahnmal, was passiert, wenn man einen Großteil der Menschen nicht mehr mitnimmt und sie irgendwann mit sachlicher Politik nicht mehr erreichen kann. Eines Tages kommt halt „einer“, dem die Menschen zujubeln, egal, was er tut und redet. Jeder Autokrat wurde so getragen, das bekommen gerade wir Deutschen täglich warmgehalten.
Nur die Konsequenzen zieht auch hierzulande niemand, wobei sich ein gewisser Teil des Volkes seit Jahren ähnlich verhält.
Insofern könnte es gerade für die deutsche Politik samt Volk und Medien äußerst heilsam sein, wenn Trump das Berliner B-Team noch einmal 4 Jahre vor sich hertreiben würde. Er würde noch mehr wüten, als bisher und man wäre noch mehr gezwungen, damit umzugehen.

Allein die Tatsache, dass die Regierung offenbar vom Nicht-Durchmarsch Bidens kalt erwischt wurde, ist ein weiterer Beleg, dass man Politik durch Wunschdenken ersetzt hat.

Trumps Vermächtnis wird noch lange nachwirken, zumal Biden kaum regieren könnte.