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Gleich zwei islamistische Anschläge in kürzester Zeit: Emmanuel Macron im Krisenmodus / dpa

Islamistischer Terror in Frankreich - Radikalisierungstreiber Lockdown?

Höchste Terrorwarnstufe und Lockdown: In Frankreich nimmt derzeit nichts seinen gewöhnlichen Lauf. Viele fürchten in Folge der Ausgangsbeschränkungen eine weitere Radikalisierung: Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer, radikale Prediger könnten mehr Gehör finden.

Kay Walter

Autoreninfo

Kay Walter arbeitet als freier Journalist in Frankreich

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Frankreich befindet sich im Doppelschock. Als würde der erneute harte Lockdown Menschen und Wirtschaft nicht schon schwer genug treffen, führt der gestrige zweite brutale Terroranschlag innerhalb von nur 14 Tagen das Land erst recht in den Ausnahmezustand. In jeder Hinsicht.

Emmanuel Macron hat sich gestern vor Ort in Nizza klar ausgedrückt: Die Tat, so der Präsident, war ein Terroranschlag, gerichtet gegen Frankreich als Ganzes, gegen seine Werte und seine Art zu leben. Er rief seine Landsleute auf, nicht vor dem Terror zurückzuweichen. Man dürfe dem Geist der Spaltung nicht nachgeben. 

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Karl Kuhn | Fr., 30. Oktober 2020 - 15:35

Die Attentäter der letzten beiden Anschläge waren ja gar nicht in Frankreich sozialisiert. Das soll das Problem in Frankreich nicht verharmlosen, aber diese Anschläge haben sich eher im Kontext der derzeitigen außenpolitischen Auseinandersetzungen mit z.B. der Türkei ereignet und wurden von eingereisten Tätern begangen. Nun ja, ich versuche, aus diesem Umstand etwas Hoffnung zu schöpfen.

...denn mit dem Lockdown dürften Radikalität und Gewaltbereitschaft der Islamisten nicht signifikant gewachsen sein.

Die Bereitschaft, sofort und ohne jegliche Skrupel andere Menschen abzuschlachten, war ja schon vorher zu sehen - man denke an den Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo oder der Terroranschlag auf die Besucher des Rockkonzertes.

Dass der Mord an dem Lehrer und die Pandemie mit allen Einschränkungen zeitlich zusammenfallen, ist wohl eher Zufall, ob Letztere auf Ersteres Einfluss hat, darüber kann man nur spekulieren.

Grundsätzlich können sich Menschen in Extremsituationen selbstverständlich radikalisieren. Nur ist ein vorübergehender Lockdown für die meisten Menschen zwar unangenehm, aber kein Extrem, Religiöse finden ja darüber hinaus eigentlich Trost in ihrer Religion.

Dass solche Situationen instrumentalisiert werden, weiss man allerdings: Man denke an den Brandanschlag von Rechtsextremisten auf des Robert-Koch-Institut in Berlin.

User-Kommentar von GoaSkin auf Zeit-online: »Man sollte den Islamismus einmal als das begreifen, was er im Grunde genommen wirklich ist - und zwar eine besondere Form von Rechtsextremismus.«

»Dabei ist der Islamismus als Ideologie schlicht Klerikalfaschismus: demokratiefeindlich, frauenfeindlich, schwulenfeindlich, judenfeindlich, wissenschaftsfeindlich, lustfeindlich, ja im Kern lebensfeindlich. Alles, was Linken und Liberalen heilig ist, verachtet der Islamismus. Alles, was Linke und Liberale hassen, ist dem Islamismus heilig. Wir sind in seinen Augen alle Kandidaten für den Galgen oder den Genickschuss.«

Vgl. Die ZEIT am 30.10.2020: Der Islamismus hasst alles, was Linken heilig ist
https://www.zeit.de/politik/2020-10/islamismus-linke-politik-liberalism…

Holger Jürges | Fr., 30. Oktober 2020 - 15:37

...das Corona ein weiterer Brandbeschleuniger zur Radikalisierung muslimischer Bürger ist. - Jedoch ist die größte Schwäche der Demokratien die Toleranz gegenüber den Intoleranten. - Diese eklatante Schwäche in seiner immensen Ausprägung kann langfristig zum Sturz unserer freiheitlichen Systeme führen: Die stille Revolution des Islam nimmt Fahrt auf...

Manfred Bühring | Sa., 31. Oktober 2020 - 08:31

Antwort auf von Holger Jürges

Wie es geht, ist nachzulesen bei Houellebecq.

Christa Wallau | Sa., 31. Oktober 2020 - 09:40

Antwort auf von Holger Jürges

Freundlichkeit u. Toleranz gegenüber e r k e n n b a r Intoleranten, ja ausdrücklich
Eroberungswilligen, ist Narrheit u. wird immer bestraft. Mit tödlicher Sicherheit.
Wie man diese schlichte Tatsache ignorieren kann, werde ich niemals begreifen.
Wahrscheinlich liegt es daran, daß die Verantwortlichen, die töricht
handeln, indem sie eine erklärtermaßen aggressive Religion blind walten lassen, sich persönlich ungefährdet dünken. Außerdem können sie selbst keine ernsthafte religiöse Überzeugung mehr haben; denn sonst müßten sie erkennen, daß der Allah der Muslime mitnichten der christliche Gott der Liebe ist.
Der beschwichtigende Ausspruch "Wir haben doch alle den gleichen Gott" ist purer Unsinn.

Die menschenverachtende, sträfliche Nachlässigkeit gegenüber der angestammten
Bevölkerung, die den Muslimen in F Jahrzehnte lang freie Bahn gelassen hat, herrscht auch in D vor. Sie fordert nun ihren Tribut:
Es wird weiter Blut fließen, und Angst u. Unruhe werden sich ausbreiten.

Michaela 29 Diederichs | Fr., 30. Oktober 2020 - 15:59

Bildung als Allheilmittel? Mohammed Atta und Co. waren außerordentlich gut gebildet. Sie konnten sogar fliegen!

Helmut Bachmann | Fr., 30. Oktober 2020 - 16:28

Die Tendenz zur Verschleierung der wichtigsten Ursache ließ nicht lange auf sich warten. Armut und mangelnde Bildung ist kein Grund andere Leute zu köpfen. Die alte Mär vom Opfer der Gesellschaft, das ja gar nicht anders kann, als zum Verbrecher zu werden - es bleibt blöde, es wird dröge. Selbst wenn Armut und mangelnde Bildung die Hauptursache fürs Morden wäre: man wird sie nicht wegzaubern können.

Ich würde sogar noch weiter gehen: Das Bestreben, an aller Unbill der Welt als "Westen" selbst schuld sein zu wollen, ist eine postmoderne Ausprägung kulturalistischer, wenn nicht gar rassistischer Arroganz. Was freilich eine regressive Linke nicht davon abhält, das dröge Liedchen mit fast identischen Strophen immer wieder zu trällern. Marx hätte denen ihre Ohren langgezogen und sie in seiner wenig freundlichen Art wohl "geistlose Knechte finsterster feudaler Reaktion" oder ähnlich geschimpft.

Halte ich auch für ziemlich blödsinnig. So wie überhaupt diese angebliche Selbstradikalisierung. Wer jemals Kinder großgezogen hat weiß, dass Kinder den Eltern, insbesondere Jungs den Vätern, alles glauben und für richtig halten.
Die meisten wissen verantwortlich damit unzugehen. Die Eltern stehen dabei normalerweise weit über den Lehrern, auch wenn sie, die Eltern, noch so blöde und wirr sind.

Von welchen Wahnvorstellungen derartige Attentäter auch immer getrieben sind, es gehört in das Spektrum menschlichen Handelns. Sag einem Unbedarften, dieses oder jenes ist absolut heilig und du mußt es verteidigen oder rächen, werden sich auch genügend finden, gegen jede Vernunft.

Markus Michaelis | Fr., 30. Oktober 2020 - 17:11

Hilft Bildung hier weiter? Das kann ich nicht sehen. Klar - es gibt viele Abgehängte, die mit Bildung bessere Jobs hätten. Das hätte sicher einen Einfluss, aber ich kann nicht sehen, wie es am Grundproblem etwas ändern sollte. Dann müssten wir ja sehen, dass alle gebildeten Menschen kompatibel denken - das kann ich überhaupt nicht sehen. Orban ist sehr gebildet, Putin ist gebildet, Höcke und Kubitschek sind gebildet, viele für uns radikale Muslime sind sehr gebildet - ich glaube Bildung hat mit dem Grundproblem, dass Menschen sehr verschieden denken, eher wenig zu tun.

Für unsere Gesellschaft stellt sich eher die Frage den Kopf aus dem Sand zu nehmen und die Welt mit ihren Widersprüchen wahrzunehmen. Und über den eigenen Platz nachzudenken. Auch darüber, dass sich die Gesellschaft sehr ändert - was ist das überhaupt noch? Das sind für mich eher relevante Fragen als Bildung (die braucht es auch, unbedingt, aber weniger als Lösung hier).

Maria Fischer | Fr., 30. Oktober 2020 - 17:27

„Wer heute von Bildung spricht, glaubt an Wunder.
In keinen Bereich des Lebens wird so viel Hoffnung gesetzt wie in der Bildung. Bildung gilt als unerschöpfliche Ressource rohstoffarmer Länder im globalen Wettbewerb, Bildung ist das Medium, mit dem Mädchen, Migranten, Flüchtlinge, Außenseiter, Unterschichten, Behinderte und unterdrückte Minderheiten emanzipiert, gefördert, integriert und inkludiert werden sollen, Bildung schützt Jugendliche vor der Verführungen durch Drogen, dem Islamischen Staat, der AfD und Pegida, Bildung ist der Weg, alle Formen der Sexualität kennenlernen….“ Aus Konrad Paul Liessmann „Bildung und Provokation S.36“
Sehr lesenswert.

helmut armbruster | Fr., 30. Oktober 2020 - 17:34

Richtig, genau da, wo Teile des Islam heute sind, nämlich ohne Verständnis und Toleranz für fremde Lebensformen und Religionen.
Die Aufklärung hat uns gelehrt, dass wir einen Verstand haben und dass wir ihn gebrauchen sollen, weil er uns den Weg in die geistige Freiheit öffnet.
Aber wo Religion das Leben beherrscht und die Menschen keine Ahnung haben was die Aufklärung war und was sie bewirkt hat, da kann man nicht auf Verstand und Toleranz hoffen.
Es scheint ja nur eine Minderheit und keineswegs die Gesamtheit der Muslime zu sein, die sich durch ihren Glauben fanatisieren und radikalisieren lassen.
Aber diese Minderheit genügt um in Europa Zweifel aufkommen zu lassen ob es richtig war diese Leute ins Land zu holen und sie zu tolerieren wie wenn sie ein Teil von uns wären.

Tomas Poth | Fr., 30. Oktober 2020 - 19:26

Ausflüchte, Erklärungsversuche zur Entschuldigung sollten nicht genutzt werden um davon abzulenken, dass jeder Täter immer vollverantwortlich für sein handeln ist, es sei denn er ist geistig verwirrt und nicht zurechnungsfähig/schuldfähig.
Er entscheidet sich zur Tat und führt sie durch. Das konstruieren von Ausreden hat sich im laufe der Jahrzehnte zum Schaden der Opfer entwickelt.

gabriele bondzio | Sa., 31. Oktober 2020 - 08:43

Wenn man sich die Proteste in muslimischen Ländern (Bangladesch, Pakistan und dem Libanon) anschaut, die unter dem Motto „„Wir sind alle Soldaten des Propheten Mohammed“, laufen. Sich vorstellt, dass diese Leute aber auch mit voller Wucht nach Europa drängen. Begreift man deutlich, was uns droht.
Die Gefahr liegt nicht nur in den bereits radikalisierten Tätern, sondern in dem Potential der ideologisch-religiös verblendeten Massen. Unfähig zu begreifen, dass ihre Situation von Armut und Krieg, genau in dieser religiösen Verblendung liegt.
Auch hier wird verstärkt, eine neue, noch leichter beeinflussbare Generation geformt, Die in ihrer Verzweiflung den erstbesten Retter (Religion) bedingungslos folgen.