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Die Bundestagswahl 2021 steht unter besonderen Vorzeichen / dpa

Bundestagswahl 2021 und Corona-Pandemie - Eine Wahl wie keine zuvor

Wie wird sich die Corona-Pandemie auf die Bundestagswahl 2021 auswirken? Und welche Parteien würden von einem vor allem digitalen Wahlkampf profitieren? Eine Prognose von Hugo Müller-Vogg.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

So erreichen Sie Hugo Müller-Vogg:

In zwölf Monaten ist der neue Bundestag bereits gewählt. Ob schon ein Nachfolger Angela Merkels im Kanzleramt sitzt, ist eher fraglich. Gut möglich, dass die Parteien zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Sondieren von Koalitionsmöglichkeiten beschäftigt sind. Das wird nicht zuletzt vom Wahlergebnis abhängen.

2021 wird ein besonderes Wahljahr sein, weil die Corona-Pandemie und ihre Folgen den Wahlkampf maßgeblich mitbestimmen werden. Das betrifft die Themen, aber auch die Art der Auseinandersetzung. Denn es spricht einiges dafür, dass dieser Wahlkampf in hohem Maße digital ausgetragen werden wird oder ausgetragen werden muss. Hier ein paar Überlegungen und Prognosen.

Digital sind Grüne und AfD im Vorteil

Im Fall eines Internetwahlkampfs wären die Grünen auf zweifache Weise im Vorteil: Ihre potentiellen Wähler sind eifriger im „Netz“ unterwegs als die ältere Klientel von Union und SPD. Außerdem sind die Grünen die erklärten Lieblinge der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Beides erschwert der CDU/CSU wie der SPD die Mobilisierung ihrer Wähler.

Ein Internet-Wahlkampf könnte auch der AfD zugutekommen. Ein Großteil ihrer Wähler lebt in Bezug auf Information und Kommunikation ohnehin bereits in einer blau-bräunlichen Blase. Schon heute gelingt es der AfD, an den etablierten Medien vorbei Anhänger zu gewinnen und zu motivieren.

Vater Staat wird’s schon richten. Wirklich?

Die Bekämpfung der Corona-Folgen mit milliardenschweren Programmen trifft auf eine gefährliche Sehnsucht vieler Menschen nach einem starken, überall eingreifenden Staat. Das macht es für Parteien, die auf Markt und Wettbewerb setzen, schwer; das gilt besonders für die FDP.

So wichtig staatliche Hilfen auch sind: Auf Dauer kann der Staat fehlende Umsätze und Gewinne nicht ersetzen. Es wird aber für die FDP wie für die Union nicht einfach, den Menschen klarzumachen, dass die Schulden von heute die Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen von morgen sind. Der Wahlkampf wird zu einem Kampf um die Grundfrage, wieviel Staat wir wollen und wieviel Markt wir brauchen – und umgekehrt. Wir werden deshalb eine sehr hitzige Debatte über Umverteilung bekommen, das heißt über Steuererhöhungen und die Besteuerung von Vermögen. Hier sieht die SPD ihre Chance, wird bei ihren Forderungen aber immer von der Linken übertrumpft werden.

Regierungsbildung: Nichts ist unmöglich

Für 2021 kann man nichts ausschließen: Weder Schwarz-Grün, noch Grün-Rot-Rot, noch Rot-Rot-Grün noch eine Ampel. Selbst eine Fortsetzung von Schwarz-Rot könnte bei einem entsprechend „verqueren“ Wahlergebnis notwendig werden, sofern der „mündige Wähler“ uns davor nicht bewahrt. Eine Schlüsselfrage für die Regierungsbildung wird sein, ob die Grünen oder die SPD zweitstärkste Partei werden. Denn falls die Grünen den Kanzler stellen können, werden sie ihn stellen wollen. Dazu werden Habeck, Baerbock und Co. gerne auch die Linkspartei mit ins Boot nehmen. Man sieht ja bereits in Berlin, Thüringen und Bremen, dass Grün und Dunkelrot problemlos miteinander können. 

CDU/CSU: Kanzlerkandidat wird, wer die besten Chancen hat

Die Union wird ihren Kanzlerkandidaten wohl erst nach den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nominieren. Warum den Spitzenkandidaten mit Ergebnissen belasten, die für die CDU eher keine Rückkehr zur alten Stärke bringen werden. In der K-Frage wird sich bei CDU und CSU ihr Pragmatismus-Gen durchsetzen: Kanzlerkandidat wird, mit dem die Union im Frühjahr in den Meinungsumfragen am besten abschneidet. Das könnte – Stand heute – Söder sein. 

SPD spielt gegen den Abstieg

Bei den Sozialdemokraten haben viele noch nicht bemerkt, dass sie gegen den Abstieg spielen und nicht um die Meisterschaft. Die Hoffnung der Genossen beruht darauf, dass die CDU/CSU ohne Angela Merkel antritt und erstmals seit 2005 ohne Kanzlerbonus auskommen muss. Die SPD baut auf ehemalige Merkel-Wähler, um nicht – auch im Bund – auf den demütigenden dritten Platz hinter den Grünen zurückzufallen. Aber warum sollen diese Merkel-Wähler nicht gleich zu den Grünen wechseln, wenn sie den Merkel-Kurs so gut finden?

Schwarz gegen Grün: Kompetenz vs. Lebensgefühl

Bei allen bisherigen Bundestagswahlen kämpften CDU/CSU und SPD um die Führungsrolle. Das wird dieses Mal anders sein: Die Entscheidung fällt letztlich zwischen Union und Grünen. Wenn die Grünen genügend Stimmen aus der Mitte abziehen, kann es sogar für Grün-Rot-Rot reichen. Was allerdings nicht übersehen werden sollte: Die CDU/CSU hat immer dann sehr gut abgeschnitten, wenn wirtschaftlich die Zeiten schwierig waren. Und das werden sie 2021 sein. Dann könnte die Schlachtordnung so lauten: Kompetenz versus Lebensgefühl.

AfD sicherer im Bundestag als die FDP

Die AfD dürfte die Fünf-Prozent-Hürde trotz ihres unübersehbaren rechtsradikalen Charakters sicher nehmen. Die Schar der „Wutwähler“, die es denen da oben zeigen wollen, ist während der Corona-Pandemie noch gewachsen. Und diese Wähler stören sich nicht daran, wie der Verfassungsschutz die Gaulands, Höckes und Weidels einschätzt: Hauptsache dagegen.
Die FDP muss gegen den Eindruck ankämpfen, dass niemand weiß, ob sie regieren will, und falls ja, mit wem. Wenn der neue Generalsekretär Volker Wissing die CDU als den eigentlichen Gegner darstellt, hilft das der Partei bei den verbliebenen bürgerlichen Wählern eher nicht. Ganz abgesehen davon: Wenn eine kleine Partei den Umfragen zufolge für eine Regierungsbildung gar nicht gebraucht wird, fällt sie auf ihren harten Kern an Wählern zurück. Und der ist bei den Liberalen recht klein.

Die Linke muss sich mit Blick auf die Fünf-Prozent-Hürde weniger Sorgen machen als die FDP. Ihr Abschneiden wird letztlich davon abhängen, ob sie den Umfragen zufolge zu einer Mehrheit gegen die CDU/CSU beitragen kann oder nicht. Allerdings ist völlig offen, ob sich in dieser heillos zerstrittenen Partei letztlich die Regierungs-Sozialisten oder die Oppositions-Freaks durchsetzen werden.

Fazit: Alles ist möglich

So interessant die Umfragen von heute auch sein mögen: Nie waren die Wähler mobiler und flexibler als heute. Und der mehr als 100 Jahre alte Satz des britischen Premiers Lloyd George ist aktueller denn je: „Wahlen sind manchmal die Rache des Bürgers: Der Stimmzettel ist auch ein Dolch aus Papier.“  

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Ernst-Günther Konrad | Do., 22. Oktober 2020 - 08:19

Sie verkennen da etwas ganz erheblich. Bei der Parteigründung der AFD waren es keine Wutbürger, sondern unzufriedene und hinterfragende, sich Sorgen um DE machende, meist Intellektuelle, vorher völlig, ohne parteipolitisch missgebildet zu sein, gegen die Griechenlandpolitik opponierende Bürger. So richtig Wut kam bei vielen auf, als viele Bürger erkannten, dass Frau Merkel mit "unserem" Geld nur so um sich warf. Wut kam auf, als die Migrationsinvasion begann und immer mehr Menschen kein Gehör mehr fanden und eine gleichgeschaltete Politik wahrnahmen. Ja, die AFD hat digital wahrscheinlich den größten Vorteil. Warum? Alle BT-Reden, fast alle LT-Reden, viele Vorort-Videos mit Erklärungen und Interviews zu regionalen Themen können wir inzwischen im Netz sehen. Auch die angeblich Auftritte eines Herrn Höcke und anderen, kann jeder selbst sehen, hören und selbst bewerten. Unterschätzen Sie die "Alten" nicht. Die sind nicht alle nur dement. Viele sind inzwischen gut im Netz unterwegs.

Holger Jürges | Do., 22. Oktober 2020 - 10:58

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Danke für ihren emotionalen Appel an die Vernunft, Herr Konrad. - Bis zur Wahl wird von den öffentlichen Protagonisten alles in den Ring geworfen werden, was vom Thema Migration ablenken kann, denn man möchte den Nebel, der das Problem verhüllt, möglichst dicht halten.
Ganz herzlichen Dank übrigens Herr Konrad, für den wohlwollenden Kommentar im Forum, zum Artikel "Die Verteidigung der Republik". - Meine Antwort hatt´s nicht geschafft, veröffentlicht zu werden, wohl aufgrund der Regeln der möglichen Anzahl von Kommentaren zu einem Thema.

Christa Wallau | Do., 22. Oktober 2020 - 10:59

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Sie können es 1000 x wiederholen u. belegen, daß die AfD n i c h t von
Wutbürgern u. Neo-Nazis gegründet wurde bzw. aus ihnen besteht - wer das behaupten/glauben will, tut es weiter!
Daß der hohe Wert der AfD allein schon darin besteht, daß sie die einzige e c h t e
u. nötige Opposition gegen die Regierung u. die sie fast unisono stützenden Altparteien darstellt, das erkennen nur die Deutschen, die noch wissen, was lebendige Demokratie bedeutet u. dringend braucht. Leider sind das zu wenige!
Alle Alt-Parteien haben sich auf die AfD eingeschossen, und zwar nicht wegen der einzelnen fragwürdigen Gestalten, die es in ihr gibt, sondern aus einem ganz anderen, wesentlicheren Grunde: Wenn sie die neue Partei als satifaktionsfähig annähmen, dann müßten sie plötzlich deren Argumente ernst nehmen, u. dann sähen sie sehr, sehr alt aus!!!
Deshalb dürfen sie um keinen Preis der Welt zulassen, daß die AfD aus der Schmutz-Ecke, in die man sie erfolgreich manövriert hat, jemals wieder herauskommt.

Ich weiß nicht, welchen Artikel Sie und Herr Konrad gelesen haben. Im vorliegenden jedenfalls behauptet HMV nicht, dass die AFD von Anfang an eine rechtsradikale Partei war. Er stellt lediglich fest, dass ein Großteil ihrer Anhänger ihre Informationen und Meinungen aus einer "blau-bräunlichen Blase" bezieht und die Partei heute eindeutig rechtsradikal ist; absolut nachvollziehbar angesichts der vielen mehr als fragwürdigen Aussagen von AfD-Spitzenpolitikern und Kontakten ins rechtsextremistische Millieu.
Dass Sie glauben, zu den wenigen Deutschen zu gehören, "die noch wissen, was lebendige Demokratie bedeutet", muss nicht weiter kommentiert werden, denke ich.

Henning König | Do., 22. Oktober 2020 - 11:28

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Diesem Kommentar stimme ich vollumfänglich zu. Die Anmerkung des Autors: " Ein Großteil der AfD-Wähler lebe in ihrer blau-bräunlichen Blase" - halte ich für eine ziemlich unverschämte und unwahre Behauptung.

Gerhard Lenz | Do., 22. Oktober 2020 - 14:00

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

gleichwohl nicht mehr als richtig! Da lacht das Herz des aufrechten Demokraten, da weiss er, dass der Cicero nicht an den rechten Rand verloren ist!
Und das trotz zuweilen nicht nachvollziehbarer Löschpolitik, was AfD-kritische Kommentare angeht, und der mein erster Kommentar zum Opfer fiel.

Aber wo findet man dieser Tage überhaupt noch Anhänger der AfD, außer in geneigten Medien und natürlich den eigenen Reihen?
Die AfD wird bei der Wahl keine Rolle spielen, vermutlich wird sie an Zustimmung verlieren, zu dilettantisch war und ist ihr Auftreten, was die Bekämpfung der Corona-Pandemie angeht.
Diese dürfte in der Tat das Wahlverhalten erheblich beeinflussen. Steigt die Zahl der Infektion erheblich, wonach es aussieht, und damit selbstverständlich auch die der Infizierten und Toten, wird man der Regierung Versagen vorwerfen. Andererseits werden - notwendige - Einschränkungen von Teilen der Bevölkerung kritisch gesehen. Die Quadratur des Kreises...
Gewinner: Vermutlich die Grünen.

Lieber Herr Lenz,

wir autorisieren Kommentare, wenn sie in Gänze sachorientiert sind. Einzelne Argumente, die in erster Linie gegen Personen gerichtet sind, haben im Zweifel zur Folge, dass der gesamte Kommentar nicht veröffentlicht wird. 

MfG

Cicero-Redaktion

Jens Böhme | Do., 22. Oktober 2020 - 08:24

Im Frühling/Sommer sind Viren nicht so aktiv, siehe 2020 und die vielen Jahrzehnte zuvor. Also findet Wahlkampf keineswegs nur digital statt.

Bettina Jung | Do., 22. Oktober 2020 - 13:40

Antwort auf von Jens Böhme

gehen Sie davon aus, dass unsere Politiker und Entscheider die Viren so lange aktiv sehen und als aktiv erklären, wie es ihnen passt....

helmut armbruster | Do., 22. Oktober 2020 - 08:36

Die Erfahrung vieler Wahlen hat mir gezeigt, dass sich eigentlich nie irgend etwas Wesentliches ändert.
Gleichgültig wer die Wahl gewinnt und die Regierung bildet, das Große und Ganze bleibt wie es war. Wenn man vor den Wahlen so naiv war und den Worten, Versprechungen und Verheißungen der Wahlkämpfer - gleich welcher Partei - Glauben geschenkt hat, ist man hinterher regelmäßig enttäuscht.
Warum ist das so?
Wir stecken fest in Selbstblockade, politischen Tabus, political correctness, Unfähigkeit die wirklichen Problem zu analysieren und zu lösen.
Dabei verliert unser Land laufend an Höhe. Im Sinkflug nähern wir uns dem Boden...

gabriele bondzio | Do., 22. Oktober 2020 - 08:52

in Bezug auf Information und Kommunikation ohnehin bereits in einer blau-bräunlichen Blase.“...ein Satz, den ich als echte „journalistische Glanzleistung“ ansehe. Wenn man(n)/frau quasi mehr Informationsbedarf hat. Und sich nicht mehr nur von „etablierten Medien“ beraten lassen will ist eine bräunlich-blaue Färbung die Folge?
Das die nächste Generation die immensen Schulden (die Druckerpresse lässt grüßen) schultern muss. Ist diesen wirklich nicht klar geworden. Zumal ein anhaltender, wirtschaftlicher Niedergang, mit immer größeren Gelddrucken verbunden ist. Eine kalkulierbare Spirale von Geldverfall (Werte ohne Gegenwert).
„Letztlich ist der einzige Notanker, den eine Zentralbank hat, die Fähigkeit, unendlich viel Geld zu drucken, und wenn sie soweit gehen muss, ist sie gescheitert. Weil sie das Vertrauen in das Geld zerstört hat“ (D.Korowicz/Trade-Off).
Natürlich wird auch dann die Debatte über Umverteilung (Abgreifen von finanziellen/materiellen Vermögenswerten) Fahrt aufnehmen.

Manfred Bühring | Do., 22. Oktober 2020 - 09:29

Was soll uns das nun sagen? Dazu fällt mir nur noch eine alte Bauerweisheit ein:
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist
ändert sich das Wetter
oder es bleibt, wie es ist.

Robert Müller | Do., 22. Oktober 2020 - 12:29

Antwort auf von Manfred Bühring

Ich finde den Artikel auch wischi-waschi: Aussage gleich Null. Mein Kommentar zu dem Thema ist, dass unsere Parteien wahrscheinlich sehr intensiv den Wahlkampf in der USA beobachten und versuchen werden zu lernen was dort funktioniert. Wobei ich vermute, dass die Infektionen im nächsten Herbst per Impfungen kein großes Thema mehr sein werden. Und eine Aufarbeitung der Corona-Krise erwarte ich nicht, weil man die gemachten Fehler unter den Teppich kehren wird.

Holger Jürges | Do., 22. Oktober 2020 - 09:34

Je sichtbarer der Schaden, der durch Merkel angerichtet worden ist, wird, desto mehr wird sich die Wut des Michel auf dem Stimmzettel wiederfinden. - Erst in der übernächsten Bundestagswahl wird dieses Prinzip sehr
deutlich greifen.

Nun etwas in eigener Sache: Einige Leser und Foristen haben mich dazu ermuntert, dann und wann ein Gedicht einzufügen, einfach, um der Seele ein kleines Durchatmen zu ermögliche, im Stress des Tages. - Sofern die Redaktion des Cicero diesem Ansinnen gewogen ist, werden also ab und zu ein paar Verse von mir zu lesen sein:

Mann und Mops

An jedem Morgen sieht man sie
am Tisch, im Bäckerlädchen,
es scheint die beiden möchten nie
versäumen hier ihr Brötchen.

Und genau bis viertel nach zehn,
im Duft der Bäckerstube,
dauert es bis beide dann gehn,
der Mann mit seinem Hunde.

Ganz langsam stakst der alte Herr
voraus den krummen Beinen;
doch seit vorgestern kommt keiner mehr.
Niemand wird darüber weinen...

Thomas Hechinger | Do., 22. Oktober 2020 - 11:11

Ich halte alles für möglich. Die Zeiten sind so verrückt, die Entscheidungen in der Corona-Krise so widersprüchlich, das Ganze für die Bürger völlig undurchschaubar (und wohl auch für die Entscheidungsträger). Eine Union mit absoluter Mehrheit halte ich im einen Extrem für denkbar. Aber auch eine Union, die an der Zwanzigprozentgrenze knabbert, im andern Extrem. Alte Gewißheiten aus der Bonner Republik gelten sowieso nicht mehr. Und die neuen Gewißheiten der Berliner Republik werden gerade in Frage gestellt.

Norbert Heyer | Do., 22. Oktober 2020 - 11:17

Die Union wird bis zur BTW alles, wirklich alles unternehmen, um die Wahrheit hinter dem Schleier fortwährenden Wohlstands zu verbergen. Man will Corona bestimmt bis zum Wahlzeitpunkt erhalten - vielleicht eine Woche vorher weitreichende Lockerungen in Aussicht stellen. Herr Söder wird nicht Kanzlerkandidat, es wird Herr Laschet, hier wird die Union ganz klar die Stimmenmehrheit nutzen. Kommt es vor der Wahl noch zu einem großen „Knall“ von existenzbedrohender Qualität, wird zum ersten Mal in Deutschland zwei Partei -Union und SPD- das Vertrauen komplett entzogen und was dann kommt, ist die Apokalypse des Grauens, der schlimmstmögliche Gau: Ein Bundeskanzler mit Wissenslücken, Ministerinnen mit ideologischer Verblendung, Minister mit „Kugel-Eis Mentalität, Experten der reinen kommunistischen Lehre, Naturaktivisten mit Abbauplänen für Industrie und Landwirtschaft. Dieser Kelch möge an uns vorübergehen, aber im Grunde sind alle Vorstellungen von zukünftiger Politik der totale
Horror..

Klaus Funke | Do., 22. Oktober 2020 - 11:18

Die Bundestagswahl 2021 wird nicht stattfinden. Sie fällt entweder aus oder wird in 2022 verlegt. Der Grund: Das Pandemie-Geschehen des Corona-Virus. Man wird begründen, dass durch die Wahl zu viele Gefahren für die Gesundheit und das Wohl der Bürger verbunden sind. Dann werden Staatsrechtler zu Wort kommen und alles für Rechtens erklären. Merkel wird einfach, wie sie es am liebsten macht, nämlich ohne groß zu fragen, weitermachen. Die SPD wird durch die Grünen ersetzt, einfach so, im Handstreich. Fertig. Dann wird mit Notverordnungen und Ausnahmeregelungen regiert, ohne Parlament. Und später, nach einem oder zwei Jahren, wird sich Merkel durch Wahlen bestätigen lassen. Wer glaubte, sie würde gehen oder abtreten, wird sich getäuscht sehen. Sie muss bleiben - wegen der aktuellen Lage, alternativlos. Ein kalter Staatsstreich - Corona sei Dank. Ich könnte drauf wetten, dass es so kommt.

Romuald Veselic | Do., 22. Oktober 2020 - 11:25

Z "Schon heute gelingt es der AfD, an den etablierten Medien vorbei Anhänger zu gewinnen und zu motivieren".
Woran liegt das, dass bestimmter Teil der Bevölkerung, kein Glauben an die medial-nachrichtliche Anstalten besitzt? Von "hinten" gedacht, wie's mal unsere Physik-BK verzählte, dürfte man denken, dass dieser (nicht unerheblicher) Teil der Bevölkerung/Wahlberechtigten, davon überzeugt ist, dass man ihnen ihre Wahrheit, nicht als ganze Wahrheit vermittelt? So soll uns dabei der "Gott" - ähm Medien/Framing/Nicht-Alte-Weiße-Männer und gestreamte Moral helfen...
Falls man religiös wäre, dürfte sich einer dabei denken, dass der Glaube/Aberglaube dafür verloren ging.

Walter Ranft | Do., 22. Oktober 2020 - 11:40

Ich habe Müller-Vogg's Einschätzungen mit Interesse zur Kenntnis genommen.

Ich gehöre zu denen, für die die Beurteilung folgender wahlentscheidender Fragen mit Einsicht und Verantwortung viel, mit Wut nichts zu tun haben:

- Schutz der deutschen Grenzen (auch, wenn man beim Schutz der europäischen Grenzen weiterkommen s o l l t e)
- Unterscheidung von Asyl, Flucht und Migration
- Realitätsgerechte Einschätzung von finanzieller Leistungs- und gesellschaftlicher Integrationsfähigkeit
- Witterung für den Umschlag von Umweltschutz in Umweltwahn
- Interesse an erforderlicher Weiterentwicklung der Demokratie

Meine Liste ist länger.
Aber dieser Teil reicht schon, um klar zu sagen:
Schwarz? Grün? Rot? - Nein danke! Schwankendes Gelb? - Fehlanzeige ...

Wut? Brauch ich nicht.
Einsicht genügt.

Schaun wir mal, wem es bis zur Wahl gelingt, mich bei dem, was ich für wichtig halte, zu gewinnen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 22. Oktober 2020 - 12:36

Herr Müller-Vogg.
Der "mündige Bürger" erlöst hoffentlich von schwarz-rot, indem er alles andere wählt?
Die Präferenzen der Grünen sehe ich bei der CDU/CSU oder aber der FDP, bevor Wahlergebnisse auch andere Koalitionen nahelegen würden.
Was ich wähle, muss ich nicht erwähnen oder irgendjemandem nahelegen.
Ich gehe von zumeist mündigen Bürgern aus.

Gerhard Fiedler | Do., 22. Oktober 2020 - 14:16

"Ein Großteil ihrer Wähler lebt in Bezug auf Information und Kommunikation ohnehin bereits in einer blau-bräunlichen Blase". Herr Müller-Vogg, das war nicht nur eine "journalistische Glanzleistung", wie sich diesbezüglich Frau Bondzio mit Anführungszeichen ausdrückt. Es war auch eine Unverschämtheit gegenüber den Wählern der AfD, jene, die noch selber denken können, kritisch hinterfragen und nicht grün-linker Propaganda auf den Leim gehen. Wenn Sie schon diese Wähler in einer Blase verorten, warum nicht auch jene, die von multikultureller Vielfalt, Klima- und Weltenrettung, autofreiem Deutschland oder demokratischer EU träumen, erzogen und betreut von "neutralen" ÖR, Medien und Kirchen?

es lohnt nicht wirklich, sich über diese Passage aufzuregen, nachdem der ganze Artikel vorab nur der Union die Stange zu halten sucht und sich rechts von ihr nur die FDP und die AfD finden. Dass die FDP ihr Resultat von 2017 im nächsten Jahr auch nur annähernd egalisieren könnte, ist - Stand heute - unwahrscheinlich. Wer weiterhin nicht rot-grün tickt und von der schleichend dahin "verrutschten" Union genug hat, dem verbleibt damit realistischerweise noch welche Option, um seiner Unzufriedenheit deutlich Ausdruck zu geben? Eben. Kommt hinzu, dass es in Deutschland zum guten Ton gehört, sich rituell von der AfD zu distanzieren.

Gunther Fischer | Do., 22. Oktober 2020 - 16:50

Wenn ich etwas zu sagen hätte, was gottlob nicht der Fall ist, würde ich bei der BTW statt eines einfachen Wahlzettels dem Wähler einen Test mit Fragen ähnlich des Wahlomats vorlegen lassen. So müsste er rein sachbezogen antworten und nicht einfach aus Gewohnheit oder Sympathie ein Kreuzchen machen. Was da wohl herauskommen würde....