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Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken, das Führungs-Duo der SPD / picture alliance

Die Misere der Sozialdemokraten - Hoffen auf Merkels Abgang

Die SPD hat Burgfrieden geschlossen und einen Kanzlerkandidaten gekürt. Nicht einmal Kevin Kühnert schießt noch quer. Selten hat man die Partei so einig erlebt. Trotzdem kommt sie nicht aus dem Umfragen-Tief heraus. Warum?

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Freundlich ausgedrückt, könnte man sagen: Die SPD macht derzeit alles richtig. Weniger freundlich formuliert, lautet der Befund: Sie macht zumindest keine größeren Fehler. Insgesamt vermittelt die Partei nach außen hin jedenfalls den Eindruck größtmöglicher Geschlossenheit; schon seit längerem sind keine der berühmt-berüchtigten Querschüsse aus der zweiten Reihe mehr zu vernehmen. Selbst Kevin Kühnert, der sonst stets zu saftiger Kapitalismuskritik aufgelegte Juso-Chef, übt sich in geradezu staatstragender Zurückhaltung: Die Verstaatlichung von Dax-Konzernen scheint fürs erste von seiner Agenda verschwunden.

Unprätentiöser Partei-Onkel

Sogar die anfangs noch lautstarken Missfallensbekundungen vieler Sozialdemokraten über das vor gut zehn Monaten ins Amt gewählte Vorsitzenden-Duo Saskia Esken/Norbert Walter-Borjans haben inzwischen Seltenheitswert. Es mag daran liegen, dass die zumindest auf Außenstehende stets unfreundlich-aggressiv wirkende Esken sich mit ihren provokanten Twitter-Kaskaden mehr zurückhält als noch im Sommer, als sie etwa deutschen Sicherheitskräften latenten Rassismus unterstellte. Oder auch daran, dass die Zusammenarbeit mit Walter-Borjans, der den Spitzenposten in der Partei nie wirklich angestrebt hatte, sich mittlerweile gut eingespielt hat: Der 68-jährige Nordrhein-Westfale hat sich offenbar mit seiner Rolle als netter und unprätentiöser Partei-Onkel abgefunden, während die 59 Jahre alte Schwäbin aus dem Bundestag heraus auch für Parteipolitik zuständig ist.

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Karsten Paulsen | Mo., 19. Oktober 2020 - 08:29

Ein einfacher Blick auf das Personal der SPD sollte Ihre eingangs gestellte Frage beantworten.

Manfred Bühring | Mo., 19. Oktober 2020 - 11:36

Antwort auf von Karsten Paulsen

Es ist doch langsam müßig, diese Frage immer wieder zu stellen. Die SPD steht für nix, außer Postengeschachere. Und dan kann der geneigte Wähler doch gleich die Originale wählen: die CDU für weiter so, die Grünen für die Große Transformation, die Linke für Verstaatlichungsfantasien und die AfD für den harten Staat von gestern. Die FDP hat sich ja mittlerweile selbst abgeschafft, ein Schicksal, das der SPD noch bevorsteht.

Thomas Hechinger | Mo., 19. Oktober 2020 - 08:31

"Trotzdem kommt sie nicht aus dem Umfragen-Tief heraus. Warum?", fragen Sie, Herr Marguier. Diese 1-Million-Euro-Frage kann ich Ihnen beantworten: Weil auf dem SPD-Zug zwar Scholz draufsteht, aber Esken und Kühnert drin sind. Das merken die Wähler, vielleicht nur unterbewußt. "SPD" ist irgendwie nicht stimmig.
Die 1 Million Euro können Sie mir auf das folgende Konto überweisen:

EH99 4711 0007 0000 1234 56
Entenhausener Bank

Im voraus schon mal vielen Dank.

Die SPD blinkt mit Olaf rechts - aber alle wissen, dass die Partei nach links abbiegen wird. Egal ob mit der CDU oder den Grünen und den umgetauften Mauermördern.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 19. Oktober 2020 - 09:36

lieber Herr Marguier. Die SPD hat die Palette der "großen" Fehler bereits abgeräumt. Beim Skat sagt man, das Blatt ist ausgereizt. Entweder weg sagen oder überreizt und den Gegner "Schneider" spielen. Die SPD hat so überreizt, da reicht nicht mal mehr "Schwarz" spielen.
Schröders Agenda wurde nicht an wesentlichen Stellen arbeitergerecht korrigiert und weiter entwickelt. Verrat an der eigenen Wählerklientel. Permanentes Postengeschacher. Politisch links fahren, überholen und dabei gegen die Leitplanken der Linken fahren. Die Wahl von zwei No-Names für die Parteispitze und das Gewähren und fördern eines den demokratischen Sozialismus frönenden Kevin. Stattdessen auch für den letzten SPD-Gläubigen sichtbar, reiner Postenerhalt und Sicherung von Pfründen. Man hofft das Angela nicht bleibt oder bald weg ist? Waren nicht Eskabo und Kevin, die am lautesten den Bruch der Groko forderten?
Und jetzt? Kein Ton mehr darüber. Ich bin mir sehr sicher, die BT-Wahl wird diese SPD zerkleinern. Gut so.

Zitat: "Ich bin mir sehr sicher, die BT-Wahl wird diese SPD zerkleinern. Gut so."

Ganz recht Herr Konrad - Zustimmung zu Ihrer gesamten Analyse !: Das maliziöse vernebeln und kleinhalten der wahren Gesinnung der Vorsitzenden und deren Anhang wird irgendwann auch der letzte Anhänger der SPD durchschaut haben; demzufolge wird die Partei mehr und mehr in den Wahlergebnissen marginalisiert. - Das folgende Gezeter um Posten und Macht wird folgerichtig diese ehemals stolze Partei vollends zerreißen.

Detlev Bargatzky | Mo., 19. Oktober 2020 - 09:38

Weil sie keine Vorstellung davon hat, wofür man sie wählen soll?
Oder anders formuliert: Sie hat keine Zielgruppe und hofft darauf, dass irgendwer ihren Namen auf den Wahlzetteln wiedererkennt und dort sein Kreuzchen macht.

Holger Jürges | Mo., 19. Oktober 2020 - 09:51

Wenn ein K. Kühnert, der auf mich wirkt wie ein Schulbubi aus Lummerland, seine Verstaatlichungsfantasien, z.B. von BMW,
allen Ernstes als realistisches Projekt propagiert und trotz seiner mangelnden Lebenserfahrung einen auf dicken "ich weiß wo´s langgeht-Max" macht, verschreckt das schon einmal jede Menge Wähler.
Eine Vorsitzende, bei der das Beste was sie tun kann ist, den Mund zu halten und ein farb-und profilloser Borjans, wecken nun mal auch keinerlei Vertrauen !
Genau so wenig gefällt den Meisten, dass sich die Partei fast ausschließlich für Minderheiten einsetzt.
Und da steht ja noch der große Elefant in jeder Gesprächsrunde mit den SPD-Granden im Raum: die ruinöse illegale Migration, die ehemalige SPD Wähler wohl am meisten umtreibt !
Und nun wurde auch noch Skandal-Scholz, der Weglächler vor dem Herrn (sogar mit Maske gut zu sehen), zum Kanzlerkandidaten gekürt. - Man wundert sich und zweifelt: Diese SPD soll tatsächlich noch 15 Prozent in den Umfragen erreichen ?

helmut armbruster | Mo., 19. Oktober 2020 - 10:00

vielleicht liegt es am äußerlichen Erscheinungsbild des Führungsduos.
Da kommt nichts rüber, was irgendwie nach Sympathieträger oder Attraktivität aussieht.
Nichts, nur trockenes, kleinliches und wichtigtuerisches Gehabe.
So gewinnt man aber niemals Sympathiepunkte.
Nicht umsonst greift die Werbung auf Persönlichkeiten zurück, die wegen irgend eines Erfolges überall bekannt sind und gleichzeitig Persönlichkeit ausstrahlen.
Das SPD Fühungsduo ist zwar bekannt, strahlt aber nichts aus, außer den Eindruck, dass er sich vor ihr fürchtet und sie ihn laufend pedantisch kontrolliert.

Urban Will | Mo., 19. Oktober 2020 - 10:47

wäre dann ein durchaus nachvollziehbarer Gedanke, wenn dieser jemand nachfolgen würde, der ein eigenes, konservatives Profil hat, aber das ist nicht zu erwarten. Söder, der es wohl wird, ist ein mindestens ebenso großer, charakterschwacher Wendehals und profilloser „Windfähnchen - Halter“ wie Merkel.
Der Untergang der Roten war der Links – Grün – Schwenk der Schwarzen und das quasi widerstandslose Hinnehmen dessen, ja die quasi Unterwerfung seitens jener, gefangen in der Groko.. Sinnbildlich die letzte vom '17, die einzugehen einem Selbstmord gleichkam.

2015 gab es eine Chance, zurück auf die Spur zu kommen.
Merkels Migrationspolitik war höchst irrational, ja irrsinnig. Und sie traf in der Hauptsache das klassische SPD – Klientel.
Aber anstatt dagegen anzutreten , ein eigenes Profil zu zeigen, wieder wahrgenommen zu werden, tappte man brav in die Gesinnungsfalle und kommt aus dieser nicht mehr raus.

Dieser Zug ist abgefahren, sie können nur noch auf den Absturz der Schwarzen hoffen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 19. Oktober 2020 - 10:53

Etwa auf "Männer"?
Auf mich jedenfalls nicht! Sowenig wie Andrea Nahles.
Ruppig, etwas direkt, vielleicht. in erster Linie überzeugt von etwas!
Man muss schlicht dagegen halten oder sich nicht davon beeindrucken lassen.
Liest Frau Esken vom Blatt ab, wenn sie etwas zu sagen hat oder lernt sie Texte auswendig?
Kann ich mir nicht vorstellen.
Also verbuche ich sie eher in Richtung sozialdemokratisches Urgestein.
Loki war doch auch nicht zart besaitet?
Die neuesten Aussagen in Richtung Rente lassen mich auf Armin "den Großen" hoffen, aber dass NoWaBo und Esken auf den Rücktritt Merkels hoffen?
So konservativ sind die nicht und sie sind weit davon entfernt "Rüpel" zu sein.
Bin ich etwa ein Rüpel?
Nein, ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Merkel überspitzt "irgendeiner Sprache fähig ist" und gebe mir Mühe, ihre Kritiker in der politischen Sprache zu halten, in etwa einem Common Sense.
Die Ruhe in der SPD ist keine Friedhofsruhe und keine vor dem Sturm.
Sie beruhigt mich:)

wenn sie etwas zu sagen hat? Sie muss nichts ablesen, denn sie hat nichts zu sagen, jedenfalls nichts Sinnvolles oder möglicherweise Hilfreiches. Sozialdemokratisches Urgestein? Doch wohl eher sozialistisches Urgestein. Von ideologisch einbetonierten Antifa Anhängern ist keine Lösung zu erwarten. Dass diese Partei ihr ehemaliges Klientel nicht mehr vertritt, das merken immer mehr. Warten wir noch ein wenig auf nächstes Jahr, wenn die Lebenshaltungskosten dank aktiver Schützenhilfe eines Scholz und seiner Genossen, kräftig steigen, zigtausende Arbeitsplätze abgebaut werden, dann werden sicherlich weitere Wähler dieser Partei den Rücken kehren. Mich beruhigt das auch.

Yvonne Stange | Mo., 19. Oktober 2020 - 10:59

... aber die extremistische Denke kommt in der neuen Regierung sofort wieder hervor. Vorsicht! Ich traue keinen Roten mehr. Niemals.

Frau Stange, die das Verbindungsstück zwischen der SPD und der Nachfolgepartei der SED bilden, dann steht die grün-rot-dunkelrote Equipe, die davon träumt, den Kapitalismus zu überwinden und die BRD in eine nachgebesserte Version der DDR bzw. ein flächendeckendes Grossberlin umzubauen. Und sollte der Rechenschieber das nicht hergeben, bleibt immer noch eine schwarz-grüne GroKo, die zumindest eine Light-Version des Programms problemlos realisieren können sollte. ...

H. Stellbruch | Mo., 19. Oktober 2020 - 11:01

Geschlossenheit ist nichts, wenn sie nicht Geschlossenheit in der von den Bürgern als richtige empfundenen Politik ist.
Mit diesen Vorsitzenden und Herrn Kühnert ist die Wahl von Scholz so offenkundig ein Versuch der extremen Parteilinken, einen Strohmann vorzuschieben, dass die Wähler merken, dass man sie hinter die Fichte führen will.
Die Selbsteinschätzung von Scholz bezüglich seines Einkommens dokumentiert die Entfremdung der Sozis von ihrem Milieu in einer Weise, die jeden Lagerarbeiter sehr befremden dürfte. So dürfte das alles nichts werden.

Jürgen Keil | Mo., 19. Oktober 2020 - 11:21

So zeigt die SPD sich mir: Offene Grenzen- und Flüchtlingsgeschwurbel, Klimahysterie, Gender- Übertreibungen, Zerstern- und Zerstrichlung der Sprache, kritikloses EU- Zentralisationsbestreben, diverser Wendeeifer. Eine verkopfte, zeitgeistreitende Führung.
Zielfragen: „Arbeitervertretungspartei“? Soziales Gegengewicht zu überbordenten Kapitalismus, ohne gleich den realexistierenden Sozialismus herbeiverstaatlichen zu wollen?
Ich sehe das alte SED- Parteiabzeichen vor mir: die Hände nähern sich schon wieder!

Gerhard Lenz | Mo., 19. Oktober 2020 - 12:34

Antwort auf von Jürgen Keil

Werter Herr Keil, anzunehmen, die mässigen bis ausbleibenden Erfolgen der SPD seien ausgerechnet darauf zurückzuführen, dass die Sozialdemokratie nicht die Extrempositionen der AfD übernimmt, scheint mir reichlich unsinnig.

Mir ist noch nicht aufgefallen, dass die AfD im Schwalle einer massenhaften Begeisterung die Regierung in Bund und Ländern erobert hat. Im Gegenteil: in Umfragen dümpelt sie in der Beliebtheit lediglich an vierter Stelle vor sich hin. Sozialdemokraten AfD-Politik zu empfehlen basiert ganz offensichtlich auf dem Trugschluss, solche Politik wäre in Deutschland wieder mehrheitsfähig.

AfD-Anhänger sollten sich vielleicht endlich mal mit der eigenen Partei und deren Verirrungen beschäftigen.

Allerdings bietet das Personal der SPD nichts und niemanden, der begeistert und mitreisst. Funktionäre, die sich in Partei oder Gewerkschaft hochgedient haben, ein Bild der Langeweile.
Wie frisch und (auch im Gegensatz zur AfD) erfolgreich wirken dagegen die Grünen!

Die Grünen sind ja nun das beste Beispiel für Pharisäertum, sowie für gut gewollt und schlecht getan.
Die kommen ja schon mit der Baumfällerei völlig durcheinander und kriegen sich gegenseitig in die Wolle. Ganz zu schweigen bei den lebenswichtigen Fragen bei der Energieversorgung.

Sie haben meinen Kommentar wohl nicht verstanden, und außerdem, was hat mein Kommentar mit der AFD zu tun? Man kann für eine kluge, ausgewogene, dem Land nicht schadende Migration, für ein, mit kleinen Schritten, und vor allem demokratisch sich vollziehendes Zusammengehen der EU- Länder sein. Man kann sich für Gleichberechtigung einsetzen und muss nicht so tun, als ob der Geschlechterwechsel das Problem Nr. 1 des Landes ist. Man muss nicht der Vorreiter aller denkbaren Wenden in der Welt sein und sich dann wundern, wenn der Arbeiter das nicht mehr nachvollziehen kann. Ich empfehle der SPD Mäßigung und Rückbesinnung auf das, womit sie Jahrzehnte erfolgreich war, natürlich den geänderten Bedingungen angepasst. Ist das jetzt AFD- Politik?

Gerhard Lenz | Mo., 19. Oktober 2020 - 15:15

Antwort auf von Jürgen Keil

Respekt, Herr Keil. Dadurch, dass Sie dieses befürworten, distanzieren Sie sich schon mal grundsätzlich von der Partei, der Sie im allgemeinen ziemlich wohlgesonnen sind.

Das liest sich in ihrem Ursprungsbeitrag durchaus nicht so. Aber auch in Ihrer Antwort bleiben Sie ja durchaus vage.

Unterscheidet sich Ihre Vorstellung einer ausgewogenen Migration denn wesenlich von AfD-Positionen?

Wenn ja, umso besser!

Hallo Herr Lenz.

Wissen Sie, ich denke, dass Sie selbst bei einem Artikel über den Vergleich von Zahnpasta oder Motorölen die Kurve, den Bezug zur AfD schaffen würden.
Das ist in der Tat bemerkenswert!

Sind Sie hier der selbst ernannte Gralshüter einer AfD-freien Welt?
Jeder weiß, dass die AfD eine in sich gespaltene Partei ist und man eine Katharsis nicht mehr schaffen wird.
Folglich sollten die "Konservativen" einen Neuanfang starten.
Lasst die Höckes etc ihren völkischen Weg gehen, eine Sackgasse - wie auch die NPD. Zeitgenossen wie Der Dritte Weg sind noch gefährlicher.

Ich teile alle Argumente des Herrn Keil, abgesehen von der utopischen Einheit einer Schimäre "Einheitsstaat Europa".
Die repetitive Ableierung "europäischer Werte" ist nur noch hochnothpeynlich, es ist pure Heuchelei, Sonntagsreden.
Man hält sich ja nicht einmal an die eigenen Verträge!

Dass es die AfD gibt, liegt doch nicht an den Bürgern, sondern an der "Alternativlosigkeit"!

"To be with us or against us"

Charlotte Basler | Mo., 19. Oktober 2020 - 11:36

Wer sollte - und warum sollte man die SPD wählen? Die einzigen, die eventuell Vorteile zu erwarten hätten sind Sozialhilfeempfänger und Zuwanderer. Beide Gruppen werden schon von den Linken und den Grünen beworben und die Zuwanderer dürfen zum Teil noch nicht wählen.

Christa Wallau | Mo., 19. Oktober 2020 - 11:40

Was die SPD in letzter Zeit an heftigen, ja kriegerischen Auseinandersetzungen dem Wahlvolk präsentiert hat, das läßt sich so einfach nicht mit einem vorübergehenden Waffenstillstandsabkommen aus der Welt schaffen. Das war selbst für den verschlafenen u. leicht vergeßlichen Michel zu viel des Schlechten.

Die SPD hat sich mit ihren Kernthemen von Merkel aussaugen lassen u. sich zusätzlich noch selbst zerlegt!
Zu viele divergierende, teils weltfremde Meinungen in der Partei, keine von allen anerkannte Führungspersönlichkeit u. dazu miese Kämpfe um Posten u. Pöstchen auf allen Ebenen - wer will das schon?
Daß in den anderen Parteien auch keine Lichtgestalten bzw. - was viel wichtiger wäre - überzeugende Realpolitiker vorhanden sind, nützt der SPD wenig; denn sie liegt am Boden u.
da müßte sie schon mit einem sehr bürgernahen Programm aufwarten, um mehr Wähler für sich zu gewinnen. Es ist eine Schande, was bei der SPD
(wie auch bei der CDU!) eingetreten ist:
Umfassende Dekadenz!

Heidemarie Heim | Mo., 19. Oktober 2020 - 11:52

Und wer über Jahrzehnte solidarisch in die Sozialversicherung und Rente eingezahlt hat, dem muss nach Zahlung seiner Miete mehr übrig bleiben als einem 20jährigen arbeitslosen Sozialhilfeempfänger, der seine Bude samt Ausstattung vom Amt bezahlt bekommt und sich bestens darin eingerichtet hat, wenn man sich so manche TV-Sendungen ansieht. Ein ganzes Leben gearbeitet um dann beim Amt um Aufstockung zu betteln? Das sind die würdelosen Folgen einer
verkorksten Armutsrentenpolitik. Wenn ich höre was einem Durchschnittsrentner nach Abzug von Krankenbeitrag und vollem Pflegeversicherungsbeitrag bleibt (ca.1100-Miete,EEG-Teuer-Strom usw. zum Leben bleibt) muss man sich wundern wie die Leute das schaffen und klaglos hinnehmen. Die meisten unserer noch jungen Bekannten rechnen schon gar nicht mehr mit einer gesetzlichen Rente, die ihnen mehr als ein Existenzminimum garantiert. Und dies ist nur ein Punkt der zu einer Politikverdrossenheit und Vertrauensverlust führt. Gilt für alle Parteien! MfG

die seinerzeit als Vorsitzende des Mieterbundes sagte, dass es bei der Generation ihres Vaters gang und gäbe war, dass ein Viertel des Nettolohnes/Monat für die Kaltmiete zu zahlen war. Damals. Heute müssen Rentner – dank weiterer Absenkung des Rentenniveaus durch die SPD (Schröder: "Mehr ist nicht finanzierbar") – mehr als die Hälfte der Rente allein für die Wohnungsmiete ausgeben. Krankenkassenbeiträge, Energiekosten: regelmäßig steigend, die Miete natürlich auch. Trotzdem weigert sich die SPD weiterhin, den Menschen während ihres Arbeitslebens mehr Geld zum Aufbau eines kleinen Vermögens zu lassen. Es wird mehr Geld für die Krankenkassen benötigt – weil Millionen keine Beiträge einzahlen, dafür müssen die Betriebsrentner doppelt zahlen. Es werden Steuergelder benötigt – weil Millionen versorgt werden müssen, die nie in eine Sozialkasse eingezahlt haben. Das Nachsehen haben die, die jeden Euro (auch im Alter) dreimal umdrehen müssen.

Norbert Heyer | Mo., 19. Oktober 2020 - 11:58

Ein junger Mann mit Frau und Kind arbeitete als Hilfsarbeiter in einem Stahlwerk. Er hatte das Vertrauen seiner Vorgesetzten und wurde in das Wohnungsbau-Programm der Nachkriegszeit übernommen: „Eigentum in Arbeiterhand“. Außerdem konnte er sich beruflich weiterbilden, so dass er im Laufe seines Berufslebens bis zum Obermeister aufsteigen konnte. Gute, gerechte Löhne, Arbeitszeitverkürzungen, 13. und 14. Gehalt und nach 15 Jahren ein schuldenfreies Haus mit Garten und ein Auto der gehobenen Klasse. Seine Frau konnte Hausfrau sein und die Tochter war wohlbehütet. Das - alles das - verdankte dieser Mann - mein Schwiegervater - dem Wirken der SPD und der von der SPD dominierten Gewerkschaft. Das machte die SPD stark, so stark, dass sie hier im Ruhrgebiet 60-70 % der Wählerstimmen abkassierte. Und jetzt habe ich eine Bitte: Vergleichen Sie diese SPD und ihre Verdienste mit dem heute übrig gebliebenen Abklatsch einer Partei, die ihren sozialen Auftrag jetzt komplett anders ausgerichtet hat.

Herr Heyer. Wir leben jedoch in anderen Zeiten. Früher war auch nicht alles besser. Ja und heute? Das gesellschaftliche Geschehen scheint überkomplex zu sein. Da braucht man einen funktionierenden Kompass um nicht verloren zu sein. Die SPD hat ihn nicht mehr. Genauso wenig allerdings der Rest der Parteien auch. Wir bräuchten eine Art Auszeit um uns grundlegend neu zu orientieren. Der Globalisierungswahnsinn mit dem Druck von außen wird das jedoch nicht zulassen. Wahrscheinlich braucht es erst wieder den totalen Zusammenbruch um neu aufzubauen. Das ist traurig.

Sie haben leider vollkommen recht. Die SPD existiert eigentlich nur noch wegen ihrer damaligen Erfolgsgeschichte. Mittlerweile haben andere das Sagen, die ihr eigenes Versagen immer noch auf die Agenda-Politik schieben. Ein Nabowo oder so ließ die Schulen in NRW verrotten, die Mitglieder sind auf sein Versprechen hereingefallen, die Groko zu beenden etc. pp. Sie haben sehr gut beschrieben, was die SPD einmal ausmachte. Da wurde sie auch von Leuten gewählt, denen es eigentlich ganz gut ging.
Heute kann sie den Grünen nicht mehr erklären, wie die reale Welt funktioniert, sondern biedert sich ihnen an. Sozialdemokraten laufen zur AfD über, bis in die 90iger noch undenkbar. Schon aus Respekt vor ihren Urvätern (und Müttern), die im KZ gesessen haben.

Kurz und schlecht, die SPD als Machtfaktor der abängig Beschäftigten gibt es nicht mehr.

Yvonne Walden | Di., 20. Oktober 2020 - 10:01

Antwort auf von Fritz Elvers

Lieber Herr Elvers,
warum sollten abhängig Beschäftigte heute immer noch die SPD wählen? Seit der Schröder`schen Agende 2010 wechselte die SPD eindeutig ihre politischen Fronten und verschaffte den Reichen und Mächtigen Steuervorteile, die absolut unangemessen waren.
Einen Dank erhielt die SPD dafür - nicht.
Selbst heute bestimmen Schröder`s Helfershelfer weiterhin die Leitlinien der SPD-Politik.
Da wäre es doch geradezu töricht, wenn abhängig Beschäftigte weiterhin SPD wählen würden.

Sie dürfen nicht vergessen, dass Deutschland seinerzeit die rote Laterne trug, wie man so schön sagte.

Die Agenda wurde in vielerlei Hinsicht korrigiert, Mindestlohn etc. Die Steuererleichterungen.da haben Sie recht, waren auch in erster Linie für mittelständische Unternehmen gedacht, dem größten Arbeitgeber. Heute zum großen Teil an China verkloppt. Wie sollen die auch existieren, wenn man kaum Lehrlinge findet, die lesen und schreiben können.

Eigentlich sollte das Geld in Bildung gepumpt werden und nicht in ewige Arbeitslosenhilfe bis zur Rente, und die Sozialhilfeempfänger konnten durch die Röhre gucken. Die Reform war mutig und überfällig, außerdem war sie sehr erfolgreich. Unter Merkel wurde sie dann eingefroren und kaum weiterentwickelt.

Inzwischen wählen die Leute grün oder braun, je nach Bildungsgrad. Die "Helfershelfer" haben eben nicht mehr das Sagen.

Tomas Poth | Mo., 19. Oktober 2020 - 13:04

Man muß ihn betreiben, sonst ist man nur die Lusche die auf den Weihnachtsmann hofft.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 19. Oktober 2020 - 18:08

Seit Jahrzehnten sind Kommunalpolitiker das Erfolgsmodell der SPD. In der Bundespolitik ist seit der Ära Merkel statt fundierter Erfahrung Alternativlosigkeit angesagt. Die GRÜNEN haben dieses Erfolgsmodell erfolgreich kopiert und ihr Wählerpotential seit der Bundestagswahl 2017 verdreifacht. Die bisherigen Globalisierungsgewinner wollen es so und werden erst nach grüner Regierungsmitwirkung auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Für die SPD besteht deshalb erst 2025 wieder Hoffnung.

Karla Vetter | Mo., 19. Oktober 2020 - 19:24

Wenn es denn gefunden wird, fragt man sich warum man es noch hat. Vielen geht es wie mir, diese Partei macht einen nur noch ratlos. Abgewirtschaftet und zeit-ungeistig, wie auch meine protestantische Kirche. Man fühlt sich getäuscht, wie eine betrogene Ehefrau. Wenn ich das Dominagehabe von Frau Esken betrachte und mit dem Personaltableau von vor etwa 50 Jahren vergleiche, dann sehe ich den personifizierten Abstieg. Es geht ein Rumoren durch die Gräber Von Carlo Schmidt bis Karl Schiller.

christoph ernst | Di., 20. Oktober 2020 - 11:15

fürchte ich, wird pandemiegerecht noch mal antreten. So oder so hat die SPD fertig. Wohlverdient, nota bene. Ihre arbeiterfeindliche Politik erstreckt sich mittlerweile auf sämtliche "Alteinwohner", und nicht alle mögen das. Die Grünen decken Selbstzerstörungsgelüste ab, den Neostalinismus die Linken - die bleierne Kanzlerin exekutiert das dann. Wo soll da der Raum für die Trottel um Esken bleiben?