
- Verzweifelte Appelle
Nach der personalpolitischen Corona-Pause ist weiterhin völlig offen, wer die CDU künftig anführen soll und mit welchem Kanzlerkandidaten die nächste Bundestagswahl bestritten wird. Die Nervosität in der Partei steigt, inzwischen wird schon öffentlich Geschlossenheit eingefordert. Die Krise der Union ist längst nicht überwunden.
Wenn die Lage unklar, man könnte auch sagen schmerzhaft ist, werden selbst minder relevante Begebenheiten als ernstzunehmende Anzeichen gedeutet. Zu Zeiten der Sowjetunion gab es sogar eine eigene Bezeichnung für jene, die aus bestimmten Verhaltensweisen oder Formulierungen von Mitgliedern des Zentralkomitees Rückschlüsse auf die tatsächlichen Machtverhältnisse zogen: Kreml-Astrologen. Nun ist die Christlich Demokratische Union zwar schwerlich mit der KPdSU unter Leonid Breschnew vergleichbar, aber inzwischen hat sich wegen des andauernden Machtvakuums auch hier ein neues Berufsbild ausgeformt – jenes des CDU-Astrologen.
Söder stellt Laschet-Biografie vor
Was also wollen uns die Sterne damit bedeuten, dass Armin Laschets Heimatstadt Aachen vergangenes Wochenende an eine OB-Kandidatin der Grünen gefallen ist? Geht der nordrhein-westfälische Ministerpräsident dadurch geschwächt in die immer näher heranrückende Wahl des CDU-Vorsitzenden? Und wird dieser Makel womöglich dadurch wieder wettgemacht, wenn Markus Söder an diesem Mittwoch die jüngst erschienene Laschet-Biografie mit dem vielsagenden Titel „Der Machtmenschliche“ in Berlin präsentiert? Ist diese Geste womöglich gleichzusetzen mit einer Empfehlung des bayerischen Alleinherrschers zugunsten einer Kanzlerkandidatur seines Amtskollegen aus NRW? Fragen über Fragen.