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Rohre für Nord Stream 2 liegen im Hafen Mukran auf der Insel Rügen / dpa

Nord Stream 2 - Das Anti-Europa-Projekt

Nord Stream 2 steht nicht erst seit dem Giftanschlag auf Alexej Nawalny in der Kritik. Die Staaten in Nord- und Ostmitteleuropa kritisierten das Vorhaben von Beginn an. Doch die Kritik hat einen Beigeschmack.

Autoreninfo

Thomas Dudek kam 1975 im polnischen Zabrze zur Welt, wuchs jedoch in Duisburg auf. Seit seinem Studium der Geschichts­­wissen­schaft, Politik und Slawistik und einer kurzen Tätigkeit am Deutschen Polen-Institut arbei­tet er als Journalist.

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Wenn es um Nord Stream 2 und den Nowitschok-Anschlag auf Alexej Nawalny ging, konnte man von der Bundesregierung neuerdings eine erstaunliche Erklärung hören: Die EU habe Nord Stream 2 eine Rechtsgrundlage gegeben, weshalb es „ein europäisches und kein deutsches Projekt“ sei. Eine Aussage, die ausgerechnet von Josep Borrell, dem Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, diese Woche ad absurdum geführt wurde.

„Nord Stream 2 ist kein europäisches Projekt. Ich muss sagen, dass die Europäische Kommission nie einen starken Enthusiasmus für Nord Stream 2 gezeigt hat“, sagte der spanische Politiker in einem Interview mit der Financial Times. Er fügte hinzu, dass die weitere Zukunft der Gaspipeline „allein in der Hand der Deutschen liege“.

Ein europäisches Projekt?

Doch es ist nicht nur die Reaktion des EU-Politikers Josep Borrell, welche die Frage aufdrängt: Was bewegte die Bundesregierung dazu, bei Nord Stream 2 realitätsfern von einem „europäischen Projekt“ zu sprechen? Denn das angebliche europäische Projekt Nord Stream 2 gehört zu jenen Unternehmungen Deutschlands, das vor allem in Nord- und Ostmitteleuropa von Beginn an kritisiert wird.

Zu den stärksten Kritikern gehört das Nachbarland Polen. „Der einzige rationale Ausweg wäre es, das Projekt Nord Stream 2 zu den Akten zu legen“, schrieb diese Woche der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki in einem Gastbeitrag für die FAZ und begründete dies nicht nur mit dem Attentat auf Nawalny oder der „neoimperialen“ Politik Russlands. „Der Bau von Nord Stream 2 sprengt die EU-Energiepolitik von innen. Die Leitung würde Europa von russischen Gaslieferungen abhängig machen und den russischen Oligarchen eine kräftige Finanzspritze geben. Das Gefährlichste daran ist jedoch, dass Russland unter dem Deckmantel wirtschaftlicher Zusammenarbeit Einfluss auf das Verhalten eines der wirtschaftlich und politisch wichtigsten Partner in EU und Nato bekommt: auf Deutschland“, schrieb der polnische Regierungschef weiter und wiederholte damit die seit Jahren bekannten Argumente.

Morawiecki ist nicht der einzige polnische Regierungspolitiker, der sich in diesen Tagen bezüglich Nord Stream 2 zu Wort meldete. Konrad Szymański, Minister für Europaangelegenheiten, veröffentlichte auf Politico einen Beitrag, in dem er sich für das Ende der Gaspipeline ausspricht. Marcin Prydacz, Staatssekretär im polnischen Außenministerium, forderte wiederum in einem Interview mit der Berliner Zeitung von Deutschland mehr Entschlossenheit gegenüber Russland und somit ein Ende von Nord Stream 2.

Lagerübergreifende Einigkeit in Polen

Wie stark die Ablehnung Polens gegen Nord Stream 2 ist, zeigen aber nicht nur die aktuellen Wortmeldungen polnischer Regierungspolitiker. Als die Sanktionsdrohungen der USA gegen die Gaspipeline immer lauter wurden, machte man in Warschau aus seiner Freude und seiner Hoffnung auf das Ende des deutsch-russischen Projekts kein Geheimnis. Und es wäre falsch, die Ablehnung nur auf die antideutschen Marotten und die Begeisterung der Nationalkonservativen für US-Präsident Donald Trump zurückzuführen.

Nord Stream 2 ist eines der wenigen Themen, bei dem in dem ansonsten politisch tief gespaltenen Land Einigkeit herrscht. Seit 2014 haben die Kritiker von Nord Stream 2 ein weiteres Gegenargument bekommen: Die Ukraine. Kritiker fürchten, dass durch die Ostseepipeline die ehemalige Sowjetrepublik als wichtiges Transitland für russisches Gas an Bedeutung verliert, was Putin ermutigen könnte, nach der Annexion der Krim und dem verdeckten Krieg im Donbass das Land endgültig zu destabilisieren oder gar militärisch zu besetzen. Eine Sorge, die auch Kiew teilt. Zudem ist das in einer Wirtschaftskrise befindliche Land auch von den Einnahmen aus den Transitgebühren abhängig.

Ein weiteres EU-Mitgliedsland, wo man derzeit bezüglich der Gaspipeline mit Neugier nach Berlin schaut, ist Litauen. „Natürlich beobachten wir die hierzulande geführte Debatte um die Zukunft von Nord Stream 2“, sagt gegenüber Cicero Darius Semaška, Litauens Botschafter in Deutschland. „Und natürlich haben wir die Hoffnung, dass dieses Projekt nicht vollendet wird“, so der Diplomat des baltischen Staates weiter.

Geschäfte mit Gazprom bedeuten Geschäfte mit dem Kreml

Denn auch Litauen gehört zu den nord- und ostmitteleuropäischen Staaten, die sich von Beginn an gegen die umstrittene Pipeline ausgesprochen haben. „Litauen hat Deutschland in den vergangenen Jahren seinen kritischen Standpunkt mitgeteilt“, sagt Semaška weiter. Und diesen begründet der kleine Staat, dessen Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 die Bundesrepublik anerkannte, nicht nur mit eigenen historischen Erfahrungen mit Russland und dem Verweis auf die Ukraine.

„Auch wenn Nord Stream 2 ein wirtschaftliches Projekt ist. Aber die an Nord Stream 2 beteiligten Unternehmen machen hier Geschäfte mit dem staatlichen Konzern Gazprom. Somit auch indirekt mit dem Kreml, der durch solche wirtschaftlichen Projekte die Möglichkeit bekommt, seine Themen in der europäischen Öffentlichkeit zu positionieren“, erklärt Semaška. Als Beispiel solcher Lobbyarbeit nennt der litauische Botschafter den Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft.

„Bei manchen seiner Kommentare könnte man glauben, dass in Deutschland Tausende Arbeitsplätze von den wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland abhängig seien. Dabei gehen dorthin gerade mal zwei Prozent aller deutschen Exporte. Da sind andere Staaten für die deutsche Wirtschaft viel wichtiger“, erläutert der Diplomat weiter, der noch auf eine weitere Gefahr hinweist: „Solche Einflussnahme, verbunden mit Falschmeldungen, nutzt der Kreml auch, um Unruhe zwischen Partnern zu stiften.“ Als Beispiel nennt Semaška die angebliche Vergewaltigung eines minderjährigen Mädchens, die 2017 in Litauen stationierte Bundeswehrsoldaten begangen haben sollen. Laut der NATO soll es sich dabei um eine von Russland gesteuerte Desinformationskampagne gehandelt haben.

Litauen und Polen machen sich unabhängig von russischem Gas

Litauen gehört zu jenen Staaten, die ihrer Kritik Taten haben folgen lassen. Das Land, das bis vor einigen Jahren bei Gas- und Stromlieferungen zu 100 Prozent von Russland und zum Teil Belarus abhängig war, hat 2015 vor Klaipeda ein Terminal für Flüssiggas in Betrieb genommen. Dieses bietet ausreichend Kapazität, um 90 Prozent des Bedarfs im gesamten Baltikum abzudecken. Zudem hat der baltische Staat sich vor zwei Jahren das imposante Ziel gesetzt, bis 2050 100 Prozent seines Stroms selbst zu erzeugen. 80 Prozent sollen davon aus regenerativen Energiequellen stammen.

Und auch Polen macht sich von russischen Gaslieferungen immer unabhängiger. Dabei setzt es nicht nur auf Flüssiggas, sondern auch auf die Baltic Pipe. Bis 2022, wenn der Vertrag zwischen Polen und Gazprom ausläuft, soll diese fertiggestellt werden und das Land an der Weichsel von Dänemark aus mit norwegischem Gas versorgen. Sollte Nord Stream 2 nicht fertiggestellt werden, könnte Polen durch diese Pipeline zu einem wichtigen Energiedrehpunkt werden. Doch von russischen Rohstoffen würde sich das Land dennoch nicht unabhängig machen. Der wichtigste Importeur für die von Kohle abhängige polnische Energiewirtschaft, die sich größtenteils in der Hand staatlicher Konzerne befindet, ist ausgerechnet Russland.

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Yvonne Stange | Sa., 19. September 2020 - 16:19

Das merkt man bei dem Projekt ganz deutlich. Alles nur persönliche Befindlichkeiten und Ressentiments. Von wegen "europäische Einigkeit". Polen mag Rußland nicht und ist USA-affin. Ich frage mich beim Lesen des Artikel, ob und wann Rußland irgendwann Deutschland mal mit Gaslieferungen erpreßt hat? Sogar im Kalten Krieg ging alles reibungslos. Aber natürlich muß Stimmung gemacht werden. Ich las schon von deutschen Politikern, die wohl Millionenprojekte für Häfen für neue Flüssiggasschiffe aus den USA planen.... die dann das Frackinggas anliefern... Den Verbraucher wird es freuen. Und die Grünen wohl auch? Die Tanker laufen mit Schweröl, oder? DAS ist Wahnsinn. Aber es muß wohl ein Grund gefunden werden um die Sache zu beerdigen. Man kann nur mit dem Kopf schütteln.

Europas, Deutschlands und Polens Zukunft liegt in Eurasien und nicht in der wirtschaftlichen Unterwerfung und militärischen Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten von Amerika!

Die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation und Volksrepublik China eröffnet die Erschießung und Hebung der weltgrößten Rohstoffvorkommen Asiens für die gemeinsame westeuropäische und osteuropäische, die wirtschaftliche und soziale Entwicklung im 21. Jahrhundert. Darüber hinaus die erweiterte sozioökonomische Entwicklung im Seidenstraßenprojekt in fester Zusammenarbeit mit China unter Einbeziehung Indiens, aller asiatischen und arabischen Länder und Regionen, unter nachhaltigem wirtschaftlichen Anschluss und sozialer Entwicklung des ganzen afrikanischen Kontinents, unter umfassenden und erstmalig gleichberechtigten Wirtschafts- und Handelsbeziehungen Afrikas.

Hierzu gibt es für die baltischen Staaten, ebenso für Polen und die Ukraine keine sozioökonomische Alternative!

Ihre geopolitischen Fata Morganas übertreffen alles, was ich bislang in dieser Richtung las. Wissen Sie, wie sich dass liest, was sie geschrieben haben?
Wie die besten Grüße aus Idiotistan.
Dass Sie Ost-Europäer etwas minderwertiger in ihrer nicht pro-deutscher Haltung erklingen lassen, ist nicht zu übersehen. Dass Polen & X-Ost EU proamerikanisch sind, interessiert Sie nicht. Deshalb; Ihre Ansichten, sind für die V4-Länder, DK, NL, A, I, IRL, HR, GR, etc... irrelevant. Sie lassen sich durch Ihre (oder ähnliche) einseitigen/totalitären Überzeugungen nicht bevormunden. Schon mal von Selbstbestimmung gehört?
Bitte, denken Sie nach, weshalb dies so ist... Dass nicht das passieren wird, was Sie sich so inbrünstig Wünschen. Sie, als Demokrat nehme ich an, dürfen sie Menschen zu ihrem "Glück" nicht zwingen.
Einen tollen Sonntag ohne Oktoberfest Gutscheine.
MfG Isarius Wuhansky ✔

Wir bezahlen mit unserem Geld damit Russland (Putin) unsere Werte unterminieren kann. Das ist keine "Stimmung machen", sondern Aufstand gegen die Kurzsichtigkeit, mild ausgedrückt.

Reinhold Schramm | So., 20. September 2020 - 09:34

Antwort auf von Vladimir Assenov

Diese Unterminierung Ihrer Werte hat es auch vor dem Ende der realsozialistischen UdSSR nicht gegeben. So ganz im Gegensatz hierzu wurde die Beschleunigung der inneren Implosion und Übernahme des westlichen Kapitalismus herbeigeführt.

Siehe doch auch nur die Medienlandschaft Polens heute, die imperialistische Expansion westdeutscher bzw. ausländischer meinungsbildender Konzerne. Es dominiert heute in Polen, ebenso wenig in der Russischen Föderation, eine eigenständige nationale Kultur, sondern jetzt stärker als vor der gesellschaftspolitischen Wende die Übernahme der westlichen Ideologie und der Anspruch ans übergestülpte Konsumparadies westlicher Prägung.

Die hündische Unterwerfung an westliche Werte ist heute auch in Osteuropa dominierend und wird von den dortigen Regierungen und (westlichen) Medien als alternativlos, kulturell und ideologisch als eigenständig ans Volk verkauft. So in Polen wie in der Ukraine, in den baltischen Staaten wie aktuell zunehmend auch in Belarus.

Yvonne Stange | So., 20. September 2020 - 11:04

Antwort auf von Vladimir Assenov

... in erster Linie bezahlen wir unser Gas. Wüßte nicht, daß die Merkel-Regierung ansonsten Putin nach dem Mund redet. Eher im Gegenteil!
Für die Verbraucher wäre ein Ende von NS2 ein Super-Gau was die daraus folgenden Preiserhöhungen angehen wird... das treibt noch mehr Leute in die Armut, interessiert aber die selbsternannten "Eliten" nicht.
Und mal nachgefragt: Was genau sind denn "unsere Werte"? Das würde mich mal interessieren. Jedes EU-Land hat nur seinen eigenen Vorteil im Blick.

Detlev Bargatzky | Sa., 19. September 2020 - 16:21

Man sollte bei NS2 mindestens zwei Aspekte immer im Auge behalten.

1. Es ist erst einige Jahre her, als sich die Ukraine die Durchleitung der bestehenden Gaspipelines zu nutze machte, indem sie sie schlicht abschieberte. Damit kam über diese Leitung kein Gas mehr nach West-Europa. Und warum tat sie das? Weil sie damit die West-Europäer zwang, ihre Garrechnung mindestens teilweise zu bezahlen. Das könnte auch jederzeit wieder passieren.

2. Durch NS2 wird kein zusätzliches Gas gefördert. Allerdings verlieren Polen und die Ukraine die Durchleitungsgebühren sprich Geld und sie verlieren ihr Erpresser-Potenzial. Ich wage mal die Prognose, dass wenn NS2 stirbt, die Durchleitungsgebühren zu Lasten der West-Europäer sofort kräftig steigen werden. Im Fall Polen darf man annehmen, dass die Leitung nach West-Europa gekappt wird, sobald über die
BalticPipe und LNG genügend alternative Kapazitäten bereit stehen. Dazu werden die USA genügend Druck aufbauen.

hinzu kommt. dass die Gaspreise fallen und aus Rußland hauptsächlich H-Gas kommt. Die USA möchte den Gaspreis möglichst hoch halten, weil sich sonst Verflüssigung und Transport nicht mehr lohnen. Bezahlt wird nicht das Gas an sich, sondern die Energiemenge. Der Koch Konzern will Gewinne machen, sonst lohnt sich die Förderung nicht.

Die Grünen wiederum verstehen ihr eigenes Projekt der Energiewende offenbar nicht, sonst würden sie CO2-ärmere Gas- oder GuD-Kraftwerke als Stütztechnologie fordern, wie man einer stöchiometrischen Reaktionsgleichung leicht entnehmen kann.

Sehr geehrter Herr Elvers,

auch ich muss immer wieder feststellen, dass die Grünen von der praktischen Umsetzung der Energiewende wenig bis nichts verstehen. Es sei mal dahingestellt, ob dies am fehlenden Intellekt der Protagonisten, oder einfach nur aus ideologischen Gründen geschieht.
Wenn wir nahezu gleichzeitig aus der Kernenergie und Kohleverstromung aussteigen wollen, bleibt uns als Brückentechnologie nichts anderes übrig, als die CO2-ärmeren Gas- bzw. Gas- und Dampfturbinenkraftwerke einzusetzen und auszubauen, um sämtliche Lastbereiche sicher abzudecken. Wenn dann noch zu der schon vorhandenen Last, eine verstärkte E-Mobilität wie gefordert hinzukommt, wird die Leistung logischerweise weiter ausgebaut werden müssen. Insofern wird eine sichere und ausreichende Gasversorgung, mit oder ohne Russen essentiell.

Charlotte Basler | Sa., 19. September 2020 - 16:27

wenn wir unsere Atom- und Kohlekraftwerke abschalten wollen - und wir beziehen auch jetzt schon Gas aus Russland. Es würde sich hauptsächlich der Transitweg ändern. Die Argumente der Gegner sind durchschaubar und basieren vielfach auf Egoismus.
Und hat das was mit H. Nawalny zu tun? Falls ja, müssten wir nicht alle Gaslieferungen aus R sofort canceln?

Holger Jürges | Sa., 19. September 2020 - 17:29

Ich teile Ihre Meinung überhaupt nicht, Herr Dudek; sie ist interessengefärbt, ebenso wie Röttgens Meinung: Sie vertreten die Lobby Polens und er die transatlantischen Interessen der USA. - Wir sind aber gehalten, d e u t s c h e Interessen zu wahren und durchzusetzen. - Was sagte heute Michael Kretschmer über das destruktive Geseiere von Maas bezüglich Nord Stream 2 ?:

"Maas dreht duch!"

Da haben wir dann noch die moralische Keule seitens Maas.

Unterm Strich bleibt zu beachten, dass Deutschland in Sachen Angebot von Energie möglichst breitflächig aufgestellt sein sollte: Je breiter die Palette der Möglichkeiten diesbezüglich ist, desto besser. - Der Steuerzahler wird´s letztendlich danken.

gabriele bondzio | Sa., 19. September 2020 - 20:01

Antwort auf von Holger Jürges

Das ist kein gutes Zeichen für dieses Land“...da trifft Kretschmer den Punkt.
Bei Maas habe ich jedoch das Gefühl, er möchte immer ein wenig mehr auf den Putz hauen um sein Selbstwertgefühl abzustützen.
Die ostdeutschen Ministerpräsidenten scheinen (wie auch die Wähler) mehr Pragmatismus zu besitzen. Vielleicht werden sie auch von diesen getrieben.
Jedenfalls hatten sie sich am Freitag einstimmig für eine Fertigstellung der Pipeline ausgesprochen. Für die ich auch bin...alles andere wäre Verschwendung!

Wilfried Düring | Sa., 19. September 2020 - 21:40

Antwort auf von Holger Jürges

Mehrere ostdeutsche Ministerpräsidenten (Schwesig, SPD-MV; Woidke SPD-Brandenburg; Kretschmer CDU-Sachsen) haben eindringlich gefordert, am Projekt festzuhalten.
Am Freitag hat dann es im Bundestag eine engagierte Debatte gegeben.
Stimme der Ostdeutschen war Ministerpräsidentin Schwesig aus MV.
Sie hat die frechen Anmaßungen der gruenen 'Kanzler-Kandidatin' Baerbock harsch zurückgewiesen. Mit Blick auf Versorgungssicherheit, auf auch zukünftig bezahlbare Energiepreise, (ost-) deutsche Arbeitsplätze und ggf. fällige Entschädigungen darf das Projekt nicht zur Disposition gestellt werden. Ein AUS für Nordstrem II schadet nicht Putin, sondern uns - und Ost-Deutschland besonders.
Ich habe Schwesig bislang nie gemocht.
Heute ist sie 'meine' Ministerpräsidentin.
Danke für allen Einsatz (Zitat: '... als Grüne SCHADEN sie unserem Land! ...')

Es ist an der Zeit, in Ost-Deutschland die Kenia-Koalitionen in Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zu beenden, und die Grünen rauszuschmeißen!

Juliana Keppelen | Sa., 19. September 2020 - 17:32

füge daher ganz dezent an wenn die Baltischen Staaten zusammen mit Polen eine Million Flüchtlinge zeitnah aus Griechenland und Italien sowie Malta und Spanien aufnehmen (also EU-Recht) so wie Deutschland könnte man über die Pipeline nochmal reden. Im übrigen sind alle EU Länder von Energielieferungen aus anderen Staaten abhängig ob Uran, Gas, Öl oder Kohle und selbst die Rohstoffe die man braucht um Ökoenergie zu gewinnen müssen erst mal aus anderen Ländern importiert werden. Wenn man dann erst schaut welche Länder nach unseren Vorstellungen clean sind wird's bald duster in der EU. Kleiner Hinweis die Ukraine ist nicht in der EU wüsste nicht mit welchem Recht sie sich in unsere Energiepolitischen Entscheidungen einmischt. Mir ist auch nichtbekannt, dass die EU sich in die Energiepolitik der Ukraine einmischt.

Manfred Bühring | Sa., 19. September 2020 - 17:38

Die osteuropäischen Staaten können keine stichhaltigen Argumente gegen NS 2 vorbringen. Letztlich geht es diesen um den drohenden Verlust eines politischen Druckmittels und der Transitgebühren, die bisher von der Ukraine und Polen für die Durchleitung des russischen Gases erhoben werden. Hinzu kommt, dass sich die Ukraine am durchzuleitenden Gas schadlos hält, sprich illegal abzapft und nicht vertragsgemäß zahlt. Alles durchsichtig. Und natürlich kommen amerikanische Interessen hinzu, das "dreckige" Fracking-Flüssiggas der notleidenden US-Gasförderer nach Europa zu liefern. Man kann es nicht oft genug wiederholen, was schon De Gaulle sagte: "Staaten haben keine Freunde, nur Interessen."

Gert Bartmann | Sa., 19. September 2020 - 23:00

Antwort auf von Manfred Bühring

Herr Bühring - Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Ausgerechnet Fracking-Gas als Alternative anzustreben ist ein Witz....

Romuald Veselic | Sa., 19. September 2020 - 21:58

erfuhr ich, wie diese Pipeline gut für Europa ist. Europa als Georaum ist kein deutscher Sandkasten/Vorgarten.
Definitiv nicht.
Andere haben das gleiche Recht darüber zu urteilen, was Europa ist, wie die Deutschen oder Foristen in diesem Zirkel.
Es ist erneut wieder der alte Leier/Meinungsimperialismus. Die D machen alles richtig, Polen und Balten alles falsch, weil sie nicht nur gegen NS2 (darf man NS als Abkürzung verwenden?), sondern auch gegen D-Migrationspolitik sind. Und gegen selbstgefällige/unfehlbare D-Überzeugungen, darf niemand sein, denn das ist falsch/böse.
Meine Damen u. Herren, liebe Cicero-Foristen, wenigstens ich bin nicht dieser Ansicht; gegen Ihre Argumentation & "Fakten", weil wir kein Verein der Gleichgesinnten sind.
Falls Sie das noch interessiert; wie auf der anderen Oder Seite gesprochen wird? Die Deutschen sind antieuropäisch, und Knechte eigener Migrationspolitik, sowie Russlands. So gesehen, D hat keine Fans mehr, im Sinne europäischer Zusammenhörigkeit.

können wir so verbleiben, die Polen und Baltische Staaten veweigern der EU und uns die Aufnahme von Flüchtlingen, wir und andere EU Staaten verweigern den Polen und Baltischen Staaten den Stop von NS2. Also ein geben und ein nehmen.

Die Erdgas Lieferungen aus Rußland in die EU über NS2 wären für die EU zwar
wichtig, aber nicht unbedingt lebensnotwendig.
Die Devisen-Lieferungen der EU nach Rußland für die aber sehr wichtig, fast
lebensnotwendig.
Kein Erpressungspotenzial.

Die Fracking Lieferungen aus USA sind für die EU als Ersatz äußerst wichtig.
Die Devisen Lieferungen an die USA für die nicht lebensnotwendig.
Hier Erpressungspotenzial. Und zusätzlicher Preisaufschlag von 20%! Vorerst?

EU und Deutsche Bürger sollen sich nicht von den USA bevormunden oder gar
erpressen lassen.
Deutsche Bürger erst recht nicht von den Grünen, durch deren erfolgte Erpressung
mit Abschalten unserer weltweit sichersten AKW´s. Dafür kaufen wir künftig den
sauberen Atomstrom aus Frankreich und auch von England.
NS2 ist ein privatwirtschaftliches Projekt, also Finanzierung und Bauherr.
Wer zeichnet für die rechtssichere Genehmigung? EU-Kommission, Deutschland?
Wer für ein unnötiges Bauende? Das Bundeskanzleramt weiß nicht Bescheid!!!

Ernst-Günther Konrad | So., 20. September 2020 - 08:52

" Zudem ist das in einer Wirtschaftskrise befindliche Land auch von den Einnahmen aus den Transitgebühren abhängig."
Es geht vor allem um das liebe Geld. Keine Durchleitung, keine Transitgebühren, keine Einnahmen, kein Druckmittel für andere Fälle.
Da erlaubt sich der "souveräne" Staat BRD, einen Vertrag über Gaslieferungen zu schließen, wenn man schon Kohle auslaufen lassen will, AKWs abschaltet.
Nein, für mich ist NS 2 kein europäisches Projekt, sondern ein deutsch-russisches Projekt. Als harter Merkelkritiker muss ich in diesem Fall aber betonen, dieser Vertrag ist richtig und wichtig. Und ja liebe Frau Stange, wann hat uns Russland bisher mit den bereits laufenden Gaslieferungen mal im Stich gelassen oder damit erpresst?
Richtig. Bislang noch nicht.
NS 2 wird kommen, auch wenn jetzt Scheindiskussionen geführt werden. Es ist blamabel, wenn sich jetzt einige hinter der EU verstecken wollen. Habt einen A... in der Hose und steht für unsere eigenständige und souveräne Energiepolitik.

Wie Sie ganz richtig sagen lieber Herr Konrad, ums Geschäft! Und wer welche Interessen daran hat, das dieser oder andere big Deals platzen oder nicht.
Manche berufen sich auf "Werte", andere sehen "Erpressungspotentiale". Dann aber bitteschön alle anderweitigen Geschäftsbeziehungen auf diese Werte hin abklopfen!
So auch was mögliche Druckmittel und ihr Potential betrifft, bzw. wer diese Mittel bisher einsetzte, damit drohte oder nicht. Und da sehe ich keine einzige weiße Weste! Weder bei uns, die wir den Russen mit Baustopp drohen wegen deren geopolitischen Expansionen und "Werteverfall" aber weiterhin beste Geschäfte mit China oder anderen Diktaturen tätigen, noch bei unseren NATO-Partnern und Freunden USA, Türkei, die wiederum uns mit Fracking-Gas-Terminals/Schutzmacht/Schutzgeld? oder Flüchtlingen erpressen. Wer sitzt bzw. saß bisher am längeren Hebel? Welches Volk oder Wirtschaft reagiert empfindlicher bei z.B. Kälteeinbrüchen oder Produktionshemmnissen bei fehlendem Gas? Nun? LG

Josef Olbrich | So., 20. September 2020 - 11:30

Sind wir wirklich in unserer Energieversorgung abhängig von Russland oder hat die Politik von Frau Merkel uns dahin geführt? Machtmenschen haben sich in ihren Handlungen nicht geändert. Und Demokratien damals wie heute glauben durch Reden Autokraten beschwichtigen zu können. Gerade Deutschland hat gegenüber Putin einen Trumpf in der Hand – Nord-Stream 2. Wenn Frau Merkel ihren Reden auch Taten folgen lassen will, dann kann sie den Weiterbau von Nord Stream 2 stoppen, mit der Aufforderung, alle Details die zu der Vergiftung von Nawalnyj führten, Aufzuklären, und, den Unruhe Herd, den Russland in der Ukraine unterhält, für immer still-zulegen. Putin kann sich dann entscheiden, ob er diesen Forderungen nachgeben will, da er auf diese Devisen angewiesen ist, um seine Rüstung weiter zu entwickeln. Verweigert er sich diesen Forderungen, bleibt Nord Stream 2 für immer unvollendet. Wenn Deutschland und Europa jetzt nicht handeln, werden wir uns bald den Erpressungen erwehren müssen.

Christian Gringel | So., 20. September 2020 - 13:45

Sehr geehrter Herr Veselic,

wir sind keine Knechte Russlands! Viele Deutsche möchten an Nordstream 2 festhalten, weil sie darin ein Friedensprojekt erblicken. Deutsche und Russen haben im 20. Jahrhundert zwei mörderische Kriege gegeneinander geführt, die auch ganz Ostmitteleuropa verheert haben. Wenn nun einige an Nordstream 2 festhalten möchten, dann auch, weil uns Gorbatschows Traum von einem geeinten europäischen Haus in den Ohren liegt. Der Erste Weltkrieg ist ist u.a. ausgebrochen, weil sich zwei Bündnisse in Europa gegenüberstanden. Dieses Szenario droht sich zu wiederholen - es entsteht eine zunehmend russlandfeindliche EU, die alle "Pipelines" zur anderen Seite kappen möchte, obwohl die EU selbst das beste Beispiel dafür abgibt, wie durch ökonomische Verzahnung militärischen Konflikten vorgebaut werden kann. Zudem weiß jeder klar denkende Deutsche, dass in einem Kriegsfall, Deutschland für Russland ein Hauptangriffsziel sein wird - über Polen und das Baltikum...

haben im 20. Jahrhundert zwei mörderische Kriege gegeneinander geführt" – Dass Sie das erwähnen erinnert mich an das Verhältnis Deutschland zum Nachbarland Frankreich. Auch D und F haben gegeneinander Kriege geführt. Und es wird immer wieder die deutsch-französische Freundschaft hoch gehalten – damit so etwas nie wieder passiert, fehlt in keiner Sonntagsrede von Politikern. Weshalb gilt das nicht auch für das Verhältnis zu Russland? Das sollte es aber.