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„Wieviel Blut braucht es noch?“ Ein Demonstrant hält in Minsk ein Plakat mit Lukaschenkos Konterfei hoch / picture alliance

Proteste in Belarus - Putin scheint die Gefahr zu spüren

Bei den Protesten in Belarus ist die EU politisch praktisch chancenlos. Nun ist Alexander Lukaschenko zu Wladimir Putin gefahren – und mit praktisch leeren Händen zurückgekommen. Warum das eine gute Nachricht für die Protestbewegung ist.

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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1,5 Milliarden US-Dollar, so viel ist Alexander Lukaschenko dem russischen Präsidenten Wladimir Putin noch wert. Ist das viel? Nein, ist es nicht. Die Kreditzusage nach dem Treffen von Putin und Lukaschenko ist das Mindeste, was Moskau für den Diktator des Nachbarlandes tun kann, das bis dato der engste Verbündete Russlands ist, ein Land, mit dem auf dem Papier sogar eine Staatenunion besteht.

Aber wer am Montag die Bilder aus Sotschi gesehen hat, auf denen Lukaschenko wie ein bettelndes Kind auf Putin einredete, während dieser mit einem Gesichtsausdruck lauschte, der genervte Abwesenheit signalisierte, der muss verstehen: Der Kreml hängt nicht am belarussischen Langzeitherrscher.

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Christa Wallau | Di., 15. September 2020 - 19:38

für Weiß-Rußland.

Natürlich ist er nicht daran interessiert, wirklich
freie Wahlen dort zu ermöglichen, aber es liegt ihm daran, den inneren Frieden in diesem Land wiederherzustellen. Dauernde Unruhen und
eine Art von Bürgerkrieg im Nachbarland kann er nicht brauchen.
Putin wird dafür sorgen, daß der beim Volk verhaßte Diktator Lukaschenko bald in der
Versenkung verschwindet - davon bin ich überzeugt.
Und die EU sollte wirklich ihre Finger aus diesem Spiel lassen. Ihr Eingreifen würde der Sache der Bürger in Belarus nur schaden. Die USA sind ohnehin im Hintergrund m. E. schon eifrig mit ihren Geheimdiensten tätig, wenn auch vielleicht nicht so offensiv wie dies in der Ukraine der Fall war.
Veränderungen ohne blutige Revolutionen brauchen eben Zeit, aber auch in den ehem.
Sowjet-Republiken und in Rußland werden sich die Menschen auf Dauer nicht endlos weiter bevormunden lassen.

So eine Aussage kann nur aus den Reihen der AfD kommen.

Stimmt, Putin wird Lukaschenko behilflich sein, Frieden herzustellen. Einen Frieden, den man sich unschwer vorstellen kann, mit gefüllten Kerkern.

Was Putin garantiert nicht die Bohne interessiert. So wenig wie es ihn interessieren dürfte, was das Volk von Lukaschenko hält. Den er, wen es ihm dienlich ist, bis ans Ende aller Tage stützen wird.

Der Preis für Putins Hilfsleistungen dürfte klar sein: Die Union zwischen den beiden Staaten, die zum Teil nur auf dem Paper besteht, wird vorangetrieben. Unter Putins Kontrolle und nach seinen Wünschen, selbstredend.

Belarus dürfte auch Pro-Forma früher oder später in absolute russische Abhängigkeit geraten.

Wenn dann doch Lukaschenko eines Tages gehen sollte - wonach es nicht aussieht - wird er wahrscheinlich durch einen russischen Provinzgoverneur ersetzt.

So was nennt man, wenn es von den USA kommt, Imperalismus.

Die russische Version dagegen heisst "Hilfe".

Heidemarie Heim | Di., 15. September 2020 - 20:20

Das war ja wirklich ein abartiges Schauspiel einer, wie kann man es nennen, "Selbstdemütigungsdemontage"? Putin zeigte dabei die gleiche, für seine Verhältnisse gequält bewahrte Mimik wie beim Vortrag der russischen Hymne durch die schlechteste Regierungskapelle der Welt damals in Ägypten;-).
Da brauchte es wirklich kein Experte in Körpersprache um zu erkennen, dass er keine 100 Rubel mehr auf den Verbleib Lukaschenkos setzen
würde. Während der sich immer mehr um Kopf und Kragen redete und sich weiter selbst vorführte.
Passend zu seinem Charakter wird er sich wahrscheinlich nun zu Hause dafür mit noch mehr Gewalt und Brutalität rächen. So ticken alle Feiglinge. Bleibt standhaft liebe Belarussen! MfG

Ernst-Günther Konrad | Di., 15. September 2020 - 20:24

Wir alle wissen doch letztlich nicht, was sich hinter den Kulissen abspielt. Bilder dieses Treffens und einzelne Aussagen werden gedeutet, interpretiert und je nach Standpunkt bestärkt oder relativiert.
Ich schrieb schon zu gleichartigen Artikeln, Nato, EU und Russland sollten sich raus halten, die Opposition im Land machen lassen. So viele Gefängnisse gibt es dort nicht und Lukaschenko müsste massive vernichtende Gewalt anwenden, um die vielen Oppositionellen alle "mundtot" zu machen.
Ich hoffe sehr, dass Lukaschenko sich noch besinnt und den geordneten Rückzug in ein ihm gewogenes Land antritt.
Sollte es halbwegs friedlich dazu kommen, muss abgewartet werden, wer dann, wie das Sagen hat und wie der Staat dort neu organisiert und politisch demokratisch installiert werden kann. Da steht den Belarussen noch einiges bevor.
Aber noch ist L. nicht weg. Sein Pokerspiel hat ihm nichts gebracht. Die anderen wollen nicht mitspielen oder können nicht mitspielen. Abwarten und Tee trinken.

Petra Horn | Di., 15. September 2020 - 21:24

seit Jahren!
Wer erinnert sich noch an Julia Timoschenko? Wer an Chodorkowski? Und nun Alexej Nawalny.
Immer wurde eine Opposition gegen Putin konstruiert, die ihn ganz bestimmt bald aus dem Amt drängen würde, denn natürlich seien in Wirklichkeit alle gegen ihn, egal ob in Rußland, der Ukraine oder nun in Weißrußland. Ich frage mich immer, wie sich da alle absprechen. Man kann es wirklich nicht mehr lesen. Dieselben zu Tränen rührenden Geschichten immer und immer wieder. Wenn über jedes Anschlagsopfer irgend eines Geheimdienstes solche Unmengen von Artikeln generiert würden, müßten in Deutschland vermutlich die Hälfte der Wälder gefällt werden.
Obendrein scheint es wirkliche Beweise, daß es der russische Geheimdienst war, nicht zu geben.
Ich fühle mich durch die Verteufelung von bestimmten Poltikern schwer manipuliert, und ich kann es einfach nicht mehr lesen.

...sie beschreiben es sehr richtig, wenn sie sagen das es keine wirklichen Beweise gibt, im übrigen genau wie im Fall Skripal. Hier wird ein Feindbild konstruiert, daß einem, zukünftigen, Zweck dienen soll. Ich wage gar nicht auszusprechen, welcher das sein könnte. Einen vermeintlichen Gegner in die Enge zu treiben war noch nie eine gute Idee. Der konstruktive Dialog, den Gorbatschow angeboten hat, ist in 30 Jahren, seitens des Wertewestens hintergangen worden. Deutschland verspielt alles was friedensdienlich ist. Warum nur und in wessen Auftrag? Souverän ist etwas anderes.

Wir werden manipuliert.
Das Trommelfeuer das seit Jahren gegen Russland und Herrn Putin gefahren wird steigert sich zum hysterischen Fanal. Man fühlt sich um mehr als 70 Jahre zurück versetzt. Offensichtlich sollen wir wieder vorbereitet werden aber auf was? Zum Thema Anschlagsopfer und das Märchen Russland wollte damit Abschreckung erzielen nur so viel, ich habe gestern auf Tagesschau 24 die Doku "USA gegen Assange" gesehen und ein CIA Chef hat ganz klar bekannt, dass das ganz Verfahren gegen Assange ein Exempel zur Abschreckung ist. So gesehen halte ich die Abschreckungs-Methoden der USA und seiner Vasallen um einiges raffiniertet und bestialischer.