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Wird immer wieder angefeindet: „Bild“-Chef Julian Reichelt / dpa

Die „Bild“-Zeitung und Solingen - Drohungen sind keine Argumente

Die Berichterstattung im Fall Solingen zeigt: Die „Bild“-Zeitung geht mitunter zynisch, geschmacklos und skrupellos vor. Sollte man deswegen zum Boykott des Boulevardblatts aufrufen? Alexander Grau findet, das widerspricht dem Geist jeder freien Gesellschaft.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

Seit Freitag letzter Woche steht die Bild in der Kritik wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und das zu Recht. Auslöser der Empörung war die Veröffentlichung von WhatsApp-Nachrichten des einzig überleben Opfers des Dramas von Solingen. Der Elfjährige hatte sich dort Freunden mitgeteilt. Einen dieser Freunde schnappte sich die Bild-Zeitung, um sich von ihm erzählen zu lassen, was sein Kumpel ihm anvertraut hatte.

Keine Frage, der ganze Vorgang ist äußerst fragwürdig. Mehr noch: Er ist zynisch und geschmacklos. Und man fragt sich, wie Menschen so skrupellos werden können, die intimen Nachrichten eines Kindes zu veröffentlichen, dessen Mutter soeben seine fünf Geschwister umgebracht hatte. Immerhin hat die Bild ihren Fehler inzwischen eingesehen. Der Schaden aber ist da.

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Detlev Bargatzky | Sa., 12. September 2020 - 09:38

"Alexander Grau findet, das widerspricht dem Geist jeder freien Gesellschaft."

Ich fände es absolut ok.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass heute willkürlich gegen jeden der eine "falsche" Gesinnung oder Haltung hat, zum gesellschaftlichen Boykott (meist verbunden mit wirtschaftlichen Auswirkungen) aufgerufen wird.

Nicht selten werden die "falsche" Gesinnung und/oder Haltung auch einfach nur angenommen oder behauptet.

Und da soll ein Boykott gegen ein Presse-Erzeugnis dem Geist der freien Gesellschaft widersprechen?

Selten so gelacht.

Ronald Lehmann | So., 13. September 2020 - 11:33

Antwort auf von Detlev Bargatzky

Ein ausklammern einer andersdenkenden Person in einer Gesellschaft, ohne auf ihre Gedanken & Handlungen einzugehen, sondern diese zu diskreditieren & zu diffamieren. Dies bringt keine Erleuchtung derjenigen Person hervor, sondern eine gesellschaftliche Ächtung, wo eine Person(en) über den "Dingen" steht.
"Und vergib uns unserer Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.."
Nur Argumente, Fakten und Zahlen, eingebettet in Liebe & Hoffnung
bringen den Einzelnen zum Nachdenken über seine Handlungen & getätigten Aussagen.
Natürlich hat ein jeder das Recht & ich würde sogar sagen, die Pflicht, mit seinen eigenen "Handeln" die "Offenbarung" zu unterstützen (PS: Der/die/das frohe, hoffnungsvolle & liebender Gedanke/ Handlung einer Person).
FREIHEIT ist die Freiheit des Geistes, wenn auch viele Gedankengänge in Sackgassen oder weiteren Weggablungen führen können. Aber nur so kann Fortschritt/ Entwicklung zu "Höheren" erfolgen.
Allen ein erholsamen & erfüllten Sonntag

Juliana Keppelen | Sa., 12. September 2020 - 09:52

dieses Hetzblatt in Schutz zu nehmen. Ist es doch genau dieses Hetzblatt das auf den Schutz anderer so gnadenlos und rücksichtslos pfeifft.

Vielleicht sahen Sie auch ab und zu "Augstein und Blome".
Blome war bis 2019 stellvertretender Chefredakteur der Bild.
Ich kann mir nur sehr schwer so ein Niveau mit ihm vorstellen.
Vielleicht also kam das Niveau seit dem Weggang von Blome "unter die Räder"?
Die Bildzeitung provozierte eigentlich früher auch nicht, sie war unverblümt rechts bis konservativ.
Provokation in den Bereichen, kein Stil würde ich evtl. sagen.
Aber nur von Weitem

Dr. Hermann Josef STIRKEN | Sa., 12. September 2020 - 10:08

Wir leben in einer Zeit, in der einige schwach ausgebildete Protagonisten versuchen, andere Meinung durch Zerstörung oder Stigmatisierung zu eliminieren. Eine demokratische Gesellschaft muss solche Fehlgriffe aushalten, ob bei Bild oder TAZ. Sie muss sie durch massive Kritik sanktionieren. Denn eins ist doch sicher, wir wollen alle geliebt werden. Auch ein Journalist will nicht so geharnischt kritisiert werden. Das Schwert der Kritik ist viel scharfer, als plumper Boykott, besonders wenn diese Aufrufe von zweifelhafter Seite kommen. Wie war das mit dem Stein und der Bibel.

Hans Jürgen Wienroth | Sa., 12. September 2020 - 10:16

Was soll man von einer Presse halten, deren Presserat die „Entsorgung von Polizisten auf dem Müll“ nicht als menschenverachtend und keinen Widerspruch mit Artikel 1 GG sieht? Eine entsprechende Beschwerde wurde als „unbegründet“ abgelehnt.
Dabei ist es gleich, ob als Begründung (diese liegt mir noch nicht vor) die vorgebliche Satire oder die Meinungs- und Pressefreiheit herhalten muss.
Passt da der Boykottaufruf in das Bild der Meinungsfreiheit in unserer Demokratie?

Jens Böhme | Sa., 12. September 2020 - 10:21

Neben inflationären Boykottaufrufen tritt neuerdings auch die Zunft der Zeichensetzer (ein Zeichen setzen) immer mehr in Erscheinung. Ich vermute, dass die überbordende, zugängliche Informationsflut vielen zeitgenössischen Bürgern ein Sendungsbewusstsein ungewollt einimpft, mit dem diese nicht klar kommen.

Holger Jürges | Sa., 12. September 2020 - 10:27

...im Allgemeinen versagt beim ethisch-moralischen Auftrag - als ein maßgeblicher Vertreter der vierten Kraft – den Leser objektive über die wichtigen Dinge im Lande zu informieren - vollends !
Bei all dem BILD-Geflimmer ist das Ziel förmlich zu spüren: Auflage, Auflage und nochmal Auflage. - Und im Rahmen der Senatsionsheischerei sind dann persönliche Dinge, wie das Aufgreifen der besagten WhatsApp Nachricht, Teil des Geschäftsgebarens und passen ins „BILD" !
Dass in dem Blatt allgemein hochbrisant wichtige Ereignisse oftmals schlicht unterschlagen werden, ist Fakt; auch die fehlende Information ist eine Form der Lüge! !
Eine der Erklärungen für den durch manipulierte Nachrichten verdummten Michel ist insbesondere dieses Blatt. Viele bilden sich nunmal ihre Meinung durch BILD.
Natürlich ist es wohlfeil, dass andere Zeitungen, die selbst dem Auftrag der Aufklärung nicht nachkommen, zum Boykott aufrufen.
Eine Foto kann manipulativ die Welt verändern: Siehe gewisse Flüchtlingsbilder...

das "BILD"-Niveau zurückzuführen, da diese Zeitung viele Jahrzehnte lang die höchste Auflage und somit Leserzahl hatte.
Da haben Sie recht. lieber Herr Jürges.

Aber die Schäden, welche "TAZ" oder "Spiegel" in der deutschen Gesellschaft angerichtet haben, wiegen nicht weniger schwer. Die Einseitigkeit, mit der in den linken Organen berichtet u. kommentiert wird, hat sich ja auf fast die gesamte Medienwelt übertragen, so daß heute nichts Anderes mehr mehrheitsfähig werden kann.

Wie Frau Heim schreibt ("Ein Esel schimpft den anderen ..."), genau so ist es.

Jedes Presse-Organ, vor allem aber auch die Fernsehanstalten, sollten endlich vor ihrer eigenen Tür kehren, anstatt andere anzugreifen, und sich darauf besinnen, worin ihr eigentlicher Auftrag besteht: N e u t r a l e Berichterstattung!
Es kann doch nicht sein, daß die größte deutsche Oppositionspartei, die AfD,
permanent nur ignoriert oder diffamiert wird. Das ist ja längst ein totaler
Boykott, der hier praktiziert wird.

„Dass in dem Blatt allgemein hochbrisant wichtige Ereignisse oftmals schlicht unterschlagen werden, ist Fakt; auch die fehlende Information ist eine Form der Lüge! !“
„Eine der Erklärungen für den durch manipulierte Nachrichten verdummten Michel ist insbesondere dieses Blatt. Viele bilden sich nunmal ihre Meinung durch BILD.“ -
wie Wahr!
Übrigens: was ist eigentlich „Bild“, ist es das was bei mir mal im Postkasten als so was kostenloses landet? Nur warum? Es landet doch sowieso bei mir sofort in der „-abfalltonne“...
„Bedenken Sie doch, was um Sie herum geschieht: jede Zeitung, die ja ihren Wirkungsbereich hat, infiziert täglich ihre Leser mit den schändlichsten Gefühlen, mit Bosheit, Lüge, Heuchelei und Zynismus…“
Maxim Gorki.
https://www.aphorismen.de/zitat/19246
Gut. Es gibt auch wenige ausnahmen... Nur wenige. Leider.

Heidemarie Heim | Sa., 12. September 2020 - 10:45

Oder wie man bei uns sagte:" Das Pack schlägt sich,Pack verträgt sich!" Was sich geändert hat ist die Reaktion auf schon immer als Revolverblatt geltende BILD mit ihrem immer viel höheren Verbreitungsgrad als ihre vermeintlich hochgestochenen Konkurrenten mit intellektuell höherem Anspruch. Durch die sozusagen "Empörungshintertür" versucht man nun auch diese Masse von "Möglichst aufrüttelnde,triefende Schlagzeile mit kurzem,leicht verdaulichen Artikel beim Pausensnack" affinen Leser zu erreichen, um seinem Betreuungsauftrag Zeitgeist richtigen Denkens nachzukommen. Und wie so oft ereifert sich gerade der, der selbst gern mal den Samthandschuh auszieht um seiner Erziehung Nachdruck zu verleihen. Da ich weder dem einen noch anderem Medium huldige;) können sich diese beiden Institutionen deutscher Prädikats-Presse gern um die Pressefreiheit kümmern. Oder auf im Fundstück von Kollegin Frau Hildebrandt "Bekomme ich nun was auf die Fresse?" gefeuerten Chefredakteur-Niveau bewegen. MfG

gerhard hellriegel | Sa., 12. September 2020 - 10:54

Richtig, drohungen sind keine argumente. Aber der "demokratische diskurs" enthält IMMER auch drohungen. Die können sich in einen bericht verkleiden, in einer prognose stecken, als konsequenzen präsentiert werden, als persönliche bewertung daherkommen. Bleibt also der boykott-aufruf. Der geht natürlich ans allerheiligste. Aber ich kenne einige leute, die boykottieren amazon, andere nestle, vielleicht auch welche tönnies-fleisch. Also, tun darf man es, aber nicht sagen? Wenn ich also sage: ich boykottiere bild, dann ist das okay, wenn ich aber das implizit mitgesagte äußere: tu das auch, dann stört es den "demokratischen diskurs"? Oder nur die geschäfte? Außerdem berührt es nur dann die wirtschaftliche existenz, wenn sich dem viele, sehr viele anschließen. Und zum "demokratischen diskurs" gehört auch die eigene meinungsbildung. Bürger sind keine schafe.

Kai Hügle | Sa., 12. September 2020 - 11:20

Die BILD praktiziert diese Art der zynisch-geschmacklosen "Berichterstattung" seit Jahrzehnten. Als zentraler Pfeiler ihres Geschäftsmodells erzeugt sie Sensationsgier, Auflage und Profite.
Die wenigen Korrektive (z. B. das Strafrecht oder Appelle des Presserates), die es gibt, greifen entweder gar nicht oder sind zu stumpf.
Ein Boykott ersetzt m. E. keine Argumentation, er stellt die praktische Konsequenz einer Argumentation dar! Ich halte daher einen gut begründeten Boykottaufruf in einer freiheitlichen Demokratie und Wirtschaftsordnung für einen absolut legitimen Ausdruck kritischer Konsumentensouveränität.
Ein Boykottaufruf wäre übrigens schon dann erfolgreich, wenn er nur die Aufmerksamkeit erzeugt, die jene Debatte anregt, die Sie (und ich) sich wünschen, von der ich aber glaube, dass sie schnell ergebnislos versanden wird.

Fritz Elvers | Sa., 12. September 2020 - 19:08

Antwort auf von Kai Hügle

ist eigentlich, dass die Redakteure der Bild, wie z.B. Julian Reichelt, ja nicht dumm und geschmacklos sind. Sie erzeugen ein Produkt mit einer möglichst hohen Auflage und Verbreitung. Das von Ihnen besagte Geschäftsmodell erzeugt den Bedarf an zynisch-geschmackloser "Berichterstattung" nicht unbedingt, sondern bedient diesen. Sicher gibt es da auch eine gewisse Wechselwirkung, aber im Wesentlichen gibt es den bereits. Das ist aber keineswegs eine deutsche Eigenart.

Der Boykottaufruf ist dagegen völlig sinnlos, er dient nur der Selbstüberhöhung. Es ist die Anspruchslosigkeit und Sensationsgeilheit des Publikums.

Kai Hügle | Mo., 14. September 2020 - 19:25

Antwort auf von Fritz Elvers

Da haben Sie recht: Die BILD erzeugt und bedient Sensationsgier.
Der Boykottaufruf ist insofern sinnlos, weil ihm allenfalls sehr wenige BILD-Leser folgen werden. Dennoch halte ich ihn für geeignet, um zumindest eine Diskussion über diese Form der Berichterstattung anzustoßen und Druck auf Leute wie Reichelt auszuüben, die - wie Sie richtig sagen - nur finanziellen Argumenten zugänglich sind, nicht moralischen.
Was das Publikum angeht, so teile ich Ihre Skepsis. 35 Jahre Privatfernsehen und zehn Jahre social media haben ihre Spuren hinterlassen. Es gibt aber natürlich auch andere Faktoren.

Brigitte Simon | So., 13. September 2020 - 15:20

Antwort auf von Kai Hügle

Der BILD- Erz-Gegner Heinrich Böll attestierte BILD gefährliche, undurchsichtige
Meinungssoße. Genau das Gegenteil, so ihre Kritiker, will Deutschlands größte Zeitung bewirken. Von Meinungsmanipulation ist die Rede, bewußter Meinungs-lenkung einer gleichbleibenden propagandistischer Botschaft. Ich betrachte den rechtspopulistischen BILD-Jouralismus als Menschenjagd. Um Leser tagtäglich zum Kauf ihrer Ausgabe zu animieren, ist BILD auf die Aufmachung starker Emo-tionen angewiesen. Jüngstes menschenverachtendes Beispiel ist die reißerische, verantwortgslose Berichterstattung des Schicksals des 11-jährigen Solinger Opf-ers.
Die These einer wissenschaftlichen Untersuchung ergibt, moderne Massenpresse, wie BILD und TAZ provozieren, gibt den Medien einen bedeutenden Stellenwert.
Ein Tag ohne Fernsehen, Internet oder Tageszeitung ist kaum noch vorstellbar.
Deren Inhalte sind Bestandteile und aktive Träger kultureller Mißidententiäten.

Wolfgang Tröbner | Sa., 12. September 2020 - 12:31

Gesellschaften. Die TAZ, die immer an vorderster Front steht, wenn es um die Diffamierung und Verleumdung derer geht, die anderer Meinung als man selbst sind. Es ist nicht verwunderlich, dass die Vorgehensweise der TAZ an Methoden erinnert, die man sonst nur von den Nazis kennt. Auch nicht weiter verwunderlich, dass sich ZDF-Protagonisten, die keiner kennt (ich kannte weder den Namen Boselli noch wußte ich bis dato, dass es einen ZDF-Comedy-Kanal gibt) dem anschließen. Ausgerechnet das ZDF, dass sich selbst nicht dem Wettbewerb auf dem Markt stellen muss, da üppigst zwangsfinanziert, erlaubt es seinen Mitarbeitern, zum Boykott von Medien und damit zu deren wirtschaftlichen Bankrott aufzurufen. Pfui kann man da nur sagen! Ich bin kein Freund der Bild und was diese Zeitung gemacht hat, ist nicht in Ordnung. Rechtfertigt allerdings keineswegs das, was TAZ und ZDF machen.

Helmut Bachmann | Sa., 12. September 2020 - 12:37

die Cancler, Boykotteure, Zeichensetzer. Herr Grau, die "freie Gesellschaft" ist nicht das Ziel dieser Leute, sondern eine "reine". Es entsteht ein faschistoider Geist und da er von links weht, verstehen viele dies nicht. Aus der Geschichte nichts gelernt. Diskurs, freie Meinungsäußerung, demokratische Legitimierung, staatliches Gewaltmonopol, all dies zählt nicht für diese Leute. Sie wollen ihren Staat durchdrücken, auch gegen die Mehrheit.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 12. September 2020 - 13:21

gelesen und werde es sicher auch in Zukunft nicht tun.
Nur was ich so am Rande mitbekam, gab es dort eine plebejisch konservative Grundhaltung, also durchaus so etwas wie Niveau.
Wenn besagter Herr dem nicht gewachsen ist, werden es die Verkaufszahlen zeigen und er wird entlassen werden.
Die Boykottaufrufe sind ganz sicher nicht mehr mein Stil.
Wem gehört die Bild denn jetzt?

Johannes Renz | Sa., 12. September 2020 - 14:44

...hat ja vor einiger Zeit schon mit einer Parodie des Beatles-Klassikers "Help" alles über BILD gesagt bzw. gesungen. Für mich absolut legitim, aber weit entfernt von einem ernst zu nehmendem Boykottaufruf. Solches wiederum sollte schon allein wegen der Ereignisse im April 1933 im heutigen Deutschland tabu sein. Gerade die Taz ist selbst nicht gerade zimperlich mit denen, die nicht ihrer Zielgruppe entsprechen.

Günter Johannsen | Sa., 12. September 2020 - 14:53

Jener vormundschaftliche Journalismus, der sich nun in Gesamt-Deutschland breitgemacht hat, produziert immer öfter politisch motivierte Fake News. Er erkennt den Leser nicht mehr als den mündigen Leser an, sondern sieht im Leser den Dorftrottel, dem man das wahre Gute einhämmern muss. Dieser vormundschaftliche Journalismus, der sich volksnah und menschlich gibt, liegt ein sehr fragwürdiges Menschenbild zugrunde, das ich aus vierzig Jahren DDR-Erfahrung gut kenne.
Diesem Journalismus, der den Namen nicht verdient, darf man nicht vertrauen, weil er uns vorgeben will, was wir zu denken haben!

Charlotte Basler | Sa., 12. September 2020 - 15:01

Ich sehe da eher ein grundsätzliches Problem! Natürlich hat sich die BILD mal wieder falsch verhalten. Aber was ist mit dem Spiegel und seinen Relotius(sen)? Auch etliche neue Artikel, z.B über Migranten, lesen sich eher wie eine in prosa verfasste Fabeln. Was mit den taz-Artikeln? Was mit dem WDR-Kinderchor oder oder oder ...Vieles - zu vieles! - ist geschmacklos und kann gerne auch boykottiert werden.

Fritz Elvers | Sa., 12. September 2020 - 16:06

mein Gott, ein manipulatives. ekelerregendes Blatt. Eine Beleidigung für jeden halbwegs Gebildeten.
Ein Boykottaufruf durch ein Konkurrenzblatt ist natürlich schlicht lächerlich. Da könnte ebenso Persil zum Boykott von Ariel aufrufen. Einfach nur eine virtuelle Straßenschlacht zw. Axel-Springer-Str. und Rudi-Dutschke-Str.,det is Berlin.

Nun ja, in die TAZ würde ich notfalls noch ein paar Heringe einwickeln, die Bild würde ich denen nicht zumuten wollen.

Slawomir Heller | Sa., 12. September 2020 - 17:26

Das die BILD das Hetzblatt ohne Niveau ist, weißt man halt, und das nicht erst seit diesem Skandal. Aber gerade solche "unentschuldbaren" Beiträge, wie eben angeprangert, bringen die beste Kasse. Ein bestimmtes Publikum wartet auf sie und weiß sie zu schätzen. Der Boykottaufruf wird dieses Publikum nicht erreichen, und wenn doch, wird er bei ihm keine Wirkung zeigen.

Der Boykott hätte dafür unerwünschte Nebenwirkungen. Im Falle eines Erfolgs, oder zumindest eines Teilerfolgs, könnte er als Blaupause für ähnliche, auf den ersten Blick "spontane", aber in Wirklichkeit organisierte Boykottaufrufe gegen andere Medien dienen. Im Fadenkreuz wurden auch etwa jene stehen, die das Abonnement nicht kündigen, und selbst die gewöhnlichen Leser würden an den Pranger gestellt.

Hanno Woitek | So., 13. September 2020 - 13:14

im Vergleich zur Bild-Zeitung ist Donald Trump ein dieWahrheit liebender und verbreitender Heiliger. Bild darf immerhin auch laut Verfassungsgerichtsurteil als Lügenblatt benannt werden.
Trotzdem: lesen sollte man sie, nur um schon zu wissen wie die Menschen mit Lügen gegeneinander aufgehetzt werden und so der rechte Mob - von Bild gewünscht - mobilisiert wird.

jan mampel | Mo., 14. September 2020 - 00:27

Wieder und wieder muss mich selbst daran erinnern, wie geschichtsvergessen und korrelativ die neue Gesellschaft inzwischen unterwegs ist, sonst hätte sie längst auf dem Schirm, dass es die Marke BILD ist, sich derartig widerwärtig zu gebärden. Das tut sie seit ihrer Gründung! Mich erstaunt eher die Naivität mit der man -nun wieder- auf das BILD-traditionelle Wirken reagiert.