
- Drohungen sind keine Argumente
Die Berichterstattung im Fall Solingen zeigt: Die „Bild“-Zeitung geht mitunter zynisch, geschmacklos und skrupellos vor. Sollte man deswegen zum Boykott des Boulevardblatts aufrufen? Alexander Grau findet, das widerspricht dem Geist jeder freien Gesellschaft.
Seit Freitag letzter Woche steht die Bild in der Kritik wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und das zu Recht. Auslöser der Empörung war die Veröffentlichung von WhatsApp-Nachrichten des einzig überleben Opfers des Dramas von Solingen. Der Elfjährige hatte sich dort Freunden mitgeteilt. Einen dieser Freunde schnappte sich die Bild-Zeitung, um sich von ihm erzählen zu lassen, was sein Kumpel ihm anvertraut hatte.
Keine Frage, der ganze Vorgang ist äußerst fragwürdig. Mehr noch: Er ist zynisch und geschmacklos. Und man fragt sich, wie Menschen so skrupellos werden können, die intimen Nachrichten eines Kindes zu veröffentlichen, dessen Mutter soeben seine fünf Geschwister umgebracht hatte. Immerhin hat die Bild ihren Fehler inzwischen eingesehen. Der Schaden aber ist da.