Britische Zeitungen am Tag nach dem Brexit-Referendum
Michael Kappeler / picture alliance

Europäische Union - Auch die Medien haben versagt

Viele Beobachter sehen die Verantwortung für den Brexit bei den Eurobürokraten. Dabei tragen auch die Medien eine Mitschuld: Sie haben es jahrelang versäumt, sich thematisch fundiert der EU zu widmen und so eine europäische Öffentlichkeit zu entwickeln

Autoreninfo

Franco Rota ist Prorektor der Hochschule der Medien Stuttgart im Bereich Hochschulkommunikation. Zuvor war er Journalist bei der Bild-Zeitung sowie Wirtschaftsressortleiter bei der Zeitschrift Bunte. Foto: HdM

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Nach einem hochemotionalen Wahlkampf, beispiellos verkürzten Argumenten, Fehlprognosen der Meinungsforscher und dem schwerwiegendsten europapolitischen Fehler nach dem Zweiten Weltkrieg schauen Politiker und Spitzenjournalisten der deutschen Leitmedien belämmert nach Großbritannien. Es wäre jedoch falsch, was nun vielfach behauptet wird, dass hauptsächlich die Europa‐Bürokraten zum mangelnden Verständnis vieler EU‐Bürger für die EU beitrügen. Es sind auch die britischen, die deutschen, die europäischen Medien, die mitverantwortlich sind für den Niedergang der Idee eines Europas.

Großbritannien ist seit 1973 Mitglied der Europäischen Union (damals Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, EWG). Das Vereinigte Königreich war seither immer ein unbequemer Partner für die anderen Mitgliedstaaten und handelte sich häufig Sondervergünstigungen aus, immer positiv begleitet von einer lauten britischen Presse.

Englische Presse voll von Ressentiments

Vor allem die den Austritt propagierenden Boulevardmedien auf der Insel haben einen hohen Anteil am antieuropäischen Votum der Briten. Denn wie eh und je ist Großbritannien ein Zeitungsland und die Reichweiten der Boulevardblätter sind mit über 22 Millionen Lesern stattlich. Seit dreißig Jahren schüren diese Blätter immer wieder Ressentiments gegenüber dem Kontinent, um Auflage zu machen.

Zunächst gingen die Angriffe gegen Deutschland, um das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg aufrecht zu erhalten. Später machten die Titel mit Anti‐EU-Schlagzeilen Kasse. Dabei ging es diesen Blättern kaum um Argumente, sondern vielmehr um Vorurteile. In den vergangenen Monaten verhalfen vor allem Emotionen gegen Migranten, die Flüchtlingspolitik, Kanzlerin Merkel und die Erinnerung an die vergangene Größe des Empire dem Boulevard zu Profiten.

EU-Agenda in den Hintergrund diskutiert

Aber nicht allein Britanniens Medien trifft eine Mitschuld am schlechten Image der Institutionen innerhalb der EU. Politikern, die nicht mehr eine für sie zweitrangige europäische Idee propagieren, sondern hauptsächlich einer globalisierten, einer internationalisierenden, einer transnationalisierenden (weit über die EU hinausreichenden) Politik das Wort reden, denen muss die Europäische Union zwischen den Fingern zerbröseln.

Die Folge: Deutsche und auch andere europäische Medien, TV‐Formate, Websites oder Zeitungen berichten kaum über den Sinn, den Wert, die Notwendigkeit des Zusammenhalts der EU, deren potenzielle Gegner oder die Rolle der Europäischen Union in der multipolaren Weltpolitik. Nein, die Medienagenda beschäftigt sich – ganz wie ein Schoßhündchen der Mächtigen – viel häufiger mit der Dringlichkeit von transnationalen Weltproblemen, die immer nur gemeinsam mit vielen anderen Staaten gelöst werden müssen anstatt mit der oder in der Europäischen Union selbst. Und damit rücken die eigentlichen EU‐Themen vermeintlich in den Hintergrund.

Nirgendwo europäische Medien

Am Niedergang der europäischen Idee und der drohenden Zerstückelung der EU durch den Brexit sind deshalb auch die deutschen Medien und andere europäische Medien nicht unbeteiligt. Denn seit Bestehen der Europäischen Union und trotz einer immer stärkeren Integration der EU‐Länder auf wirtschaftlichen, monetären, rechtlichen und sozialen Gebieten haben es weder die EU‐Staaten noch deren öffentlich‐rechtliche Sender vermocht, eine EU‐weite Medienlandschaft zu erschaffen, die der EU gewidmet ist und die die Belange der EU thematisiert.

Die „Eurovision“ als Sende‐ und Übertragungs‐Union sowie die mageren transeuropäischen Senderkonzepte (z.B. ARTE, 3Sat) können wohl kaum als Instrumente verstanden werden, eine EU‐weite Medienlandschaft zu initiieren. Auch die privaten Medienunternehmen haben keine wesentlichen Anstrengungen unternommen, inhaltlich und ideell die europäische Integration mit umfangreichen Medienprojekten zu fördern, einmal abgesehen von gegenseitigen Kapitalbeteiligungen im Hintergrund. Und so wird wohl „Politico“ absehbar die einzige Online‐Publikation sein, die sich thematisch der politischen EU widmet – gegründet von einem US‐Verlag.

Spiegel-Online-Chefredakteur Florian Harms hat einen flammenden pro‐europäischen Kommentar zum Brexit gesendet und gesagt: „Die EU ist Gold wert“. Das war beim Spiegel so überfällig wie bei anderen Medien und kam leider einen Tag zu spät. Es bleibt zu hoffen, dass die deutschen und europäischen Medienleute nach dem Brexit‐Desaster aufwachen und die EU als erhaltenswerte und ausbaufähige Zukunftsperspektive für Europa wiederentdecken und sie nicht durch distanzierte Gleichgültigkeit ihren Gegnern überlassen.

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Jürgen W.Placzek | Mo., 27. Juni 2016 - 13:54

Eher hat Brüssel versagt.Eine Europäische Union
der Eliten ,der Konzerne und des Großkapitals.Die hinter verschlossenen Türen TTIP beschließen möchte.Ein J.C.Junker,der in seiner Rolle als Regierunschef in Luxemburg für große Konzerne
Steuersparpläne entwickelt hat,die andere EU-Staaten geschädigt haben.Jetzt ist man verärgert,daß das "Pack"sich anders entschieden hat.Reformen zum Bestand der EU
sind angesagt,sonst ist es ein Auslaufmodell.

Christa Wallau | Mo., 27. Juni 2016 - 13:57

Ihr Appell in allen Ehren, Herr Rota, aber er ist
realitätsfern.
Allein das Problem der unterschiedlichen Sprachen behindert gesamt-europäische Presse-Erzeugnisse und Fernsehprogramme.
Zwar lernen inzwischen in allen Ländern der EU
viele Kinder und Jugendliche die englische Sprache, aber keineswegs auf einem Niveau,
das sie befähigt, eine englische Zeitung zu lesen. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma
wäre ein Zeitung für Europa, die dann in den
verschiedenen Ländern mit gleichem Inhalt in den Muttersprachen der Leser erschiene.
Die Frage ist, ob es genug Interesse dafür gäbe.
Ich bezweifle das; denn die Mentalitäten in den
einzelnen Ländern und die Erwartungen an den
Journalismus sind äußerst verschieden!
Diese Unterschiede lassen sich nicht einfach -
per ordre de Mufti - abstellen. Und sie machen ja auch einen Teil des Charmes und der kulturellen Vielfalt Europas aus, die uns z.B.
von den USA unterscheiden. Von daher möchte ich sie nicht missen.

Siegfried Stein | Mo., 27. Juni 2016 - 15:06

Zitat:
"Es sind auch die britischen, die deutschen, die europäischen Medien, die mitverantwortlich sind für den Niedergang der Idee eines Europas."

Die Idee eines Europas war nicht die Herrschaft der Juncker, Schulz, Merkel u.a. - und ganz bestimmt nicht die exzessive und unkontrollierte Zuwanderung muslimischer Heerscharen.
Und Letzteres wurde von den meisten Medien noch äusserst wohlwollend begleited.

Claus Rensmann | Mo., 27. Juni 2016 - 15:16

Es spricht für Arroganz des Autors, sein Weltbild nicht zu hinterfragen, sondern das Bild der "Schuldigen" bzw. "Verantwortlichen" beim angeblich "schwerwiegendsten europapolitischen Fehler nach dem Zweiten Weltkrieg" etwas zu korrigieren.

Es ist durchaus möglich, dass seine "europäische Idee" eine völlig falsche ist.

Nimmt man die Schweiz als Vorbild, das reichste und am längsten friedlichste Land in Europa, so sollte Europa:

- die NATO auflösen (was für die aktuellen Kriegsverbrecher unter ihnen allerdings ein rechtliches Nachspiel haben könnte und außerdem Öl-Pipeline-Projekte gefährdet)

- dezentral strukturiert sein (womit eine EU entweder unwichtig wird oder komplett ausscheidet und sich die "Idee" von selbst erledigt)

- niedrige Steuern haben (womit der Traum der angeblichen "sozialen Gerechtigkeit" platzen würde)

Aber jetzt setzen sie mal eine Dezentralisierung gegen die herrschenden marxistischen Ideologen und die sich Einfluss kaufenden Firmen durch......

Christian Loroch | Mo., 27. Juni 2016 - 15:29

Keine Frage, die Boulevardblätter haben in Großbritannien ihr Schärflein zum Brexit beigetragen. Möglicherweise hat auch die Presse im Übrigen Europa sich zu wenig den Themen der EU gewidmet, ebenso die übrigen Medien.

Was wir aber auch künftig NICHT benötigen, wäre ein EU-Propaganda-Medium. Vielmehr ist es an der Zeit , kritisch zu prüfen, ob eine durch die politischen Spitzen der Staaten konstruierte und den Völkern übergestülpte EU noch eine Existenzberechtigung in dieser Form besitzt. Der dramatische Mangel an demokratischer Legitimität und Beteiligung der Bürger ist offensichtlich.

Die EU wird ja keineswegs rundheraus abgelehnt, wohl aber deren Drang, alles durchdringen und alles regeln zu wollen. Die Briten hätten sich anders entschieden, hätte sich die EU auf ihren Wesenskern beschränkt.

Beschränkt hat sich die EU jedoch nie, weder in der Ausdehnung, noch in der Kompetenzanmaßung.

Ursula Wörner | Mo., 27. Juni 2016 - 15:30

Und das Elend nimmt kein Ende. Von gefälschten Unterschriften unter ominösen Petitionen deren Wahrheitsgehalt aber unreflektiert vom gebührenfinanzierten Rundfunk bis zum letzen Käseblättchen verbreitet wird, bis zur Hetze gegen Rentner und wirtschaftlich sowie geistig Abgehängten, die an dem Brexit die Schuld tragen; egal ob selbsternannte "Qualitätsjournalisten" der Zeit, Spiegel, Faz oder Wirtschaftswoche - überall der gleiche schrille Stumpfsinn. Man kann sich bei dieser Presse sehr lebhaft vorstellen, wie es vor den Weltkriegen medial zugegangen sein muss. Der Kampfruf "Pressefreiheit" wird langsam zu einer Belastung der Demokratie und des vereinten Europas.

peter hauser | Mo., 27. Juni 2016 - 15:39

Um zu versagen bedarf es einer Idee oder Vision, zu mindest Gemeinsamkeit, die man erkennt , welche aber wohl nie, weil abgehoben und rein abstrakt angestrebt, nie verstanden und vom Wähler/Bürger, nachvollzogen werden konnte. Deshalb Überaschung...:-)
Wer sich jetzt noch wundert, wird sich zukünftig noch einiges fragen..:-)

Wen wundert es, wenn im Zeitalter unmittelbarer Information (Internet), Bürokratie abschreckt und Reaktion hervorruft, die mehr Gefühltem als Überlegtes seine Stimme gibt.

Michael Stöcker | Mo., 27. Juni 2016 - 17:04

Es handelt sich um das kollektive Versagen unserer sogenannten Eliten, die im methodologischen Individualismus (aka Schwäbische Hausfrau) sowie im monetären Mittelalter verhaftet sind (siehe hierzu auch meine Diskussion mit Gerald Braunberger im Fazit der FAZ: http://blogs.faz.net/fazit/2016/05/02/milton-friedmans-verstoerte-kinde…).

Carl Christian von Weizsäcker hat dieses Dilemma letzte Woche Dienstag auf einem internationalen Kongress auf den Punkt gebracht: https://zinsfehler.wordpress.com/2016/06/22/kapitalismus-in-der-krise/

LG Michael Stöcker

Herbert Trundelberg | Mo., 27. Juni 2016 - 18:13

mir reicht aber schon ein mit Zwangssteuern alimentierter Staatsfunk der so korrupt die Regierungsmeinung publiziert, dass man abschaltet um die Lügen und Halbwahrheiten sich nicht mehr anhören zu müssen.

Bernd Fischer | Mo., 27. Juni 2016 - 19:31

Keine Frage die britische Presse auf der einen Seite hat mit dem Säbel , der andere Teil der britischen Presse hat eben, wenn auch mit sehr feiner Klinge ( getarnt mit pseudo -wissenschaftlicher- philosophischer Unterfütterung) auch gegen das Festland gehetzt.
Was macht denn die deutsche Presse, hat die nicht gehetzt..gegen Polen...gegen Griechenland und andere Staaten , die sich ( vermeintlich ) un­bot­mä­ßig gegen einen selbst­herr­lichen Regierungsstil gewehrt haben?

Was nun?

Richtig Herr Fischer. Hier in DE haben wir Bertelsmann und Springer Presse, die fleißig in der Regierung ein und aus gehen und Merkels Politik bestimmen.
In GB ist es Murdoch - einfach mal googeln.
Alles Kraken, die ihre medialen Fangarme mit ihrer Hetze gegen Demokratie, Frieden und Sozialstaaten inzwischen über die ganze Welt gelegt haben.

Dimitri Gales | Mo., 27. Juni 2016 - 21:25

Bis auf lobenswerte Ausnahmen plappern die meisten Medien Kontinental-Europas das nach, was offizielle Organe ausstreuen oder vermitteln, nicht selten mit Nachdruck. Auch in Deutschland gibt es eine gelenkte Presse. Ausserdem sollen die Medien nur den offiziellen Kommunikatonssprech der Regierungen formulieren und allenfalls interpretieren - je nach politischer Orientierung der Journalisten - und eventuell gemäss den Weisungen des Verlags. Viele Leser haben das seit langem bemerkt und betrachten die Medien überaus kritisch.
Es gab in manchen Presse-Organenen seit langem kritische, realitsnahe Stimmen bezüglich Europa, Migration und andere Konfliktthemen. Aber sie wurden anscheinend von der Öffentlichkeit und dem Politpersonal ignoriert; man wartet eben, bis die Probleme im Haus sind.
Man reagiert, aber agiert nicht; wer nur reagiert, kommt immer zu spät.

Romuald Veselic | Di., 28. Juni 2016 - 07:34

Tja, die Medien widerspiegeln nicht mehr die verschiedene und gegenseitige Ansichten/Meinungen, sondern den etablierten Mainstream der Herrschenden, mit dem retardierten Vokabular der Selbstherrlichkeit. Die Talkshows von heute, sind zu Fanklubs der gleichgesinnten, arroganten Minderheit geworden, die die schweigende Mehrheit bevormundet und ausgrenzt.

Karola Schramm | Di., 28. Juni 2016 - 10:43

Klasse Artikel - doch warum fehlen hier Namen wie Murdoch ? Rupert Murdoch ein Medienmogul der es in sich hat, einer mit zionistischer Grundhaltung, ein Anhänger der Neocons, einer, der Bush jr und dessen Irakkrieg per Medien voll unterstützt hat - warum wird dieser Name nicht genannt ?

Ähnlich wie hier in DE die Bertelsmann Gruppe eine Medienmacht hat, die jeden demokratischen Anspruch sprengt, weil sie Vorgaben für Politiker machen und diese sich, man kann es nicht fassen, auch daran halten.

SO ist Hartz 4 entstanden, so sind die Planungen für Kriege in der EU entstanden und durch diese Medien wird jede andere, menschlich-soziale Politik = Linke Politik, in den Abgrund geschrieben.
Die Springer-Presse gehört auch dazu und wenn im Artikel der Spiegel gelobt wird:"Die EU sei Gold wert" dann muss man sich nur fragen: "Für wen ?"
Für die Bevölkerungen war diese EU bisher eine Hölle. Für die Wirtschafts- und Medienleute mit Milliardenvermögen - eine weitere Goldgrube.

Frau Schramm, was soll diese lächerliche antisemitische Spitze? Sie machen sich damit unglaubwürdig. Die "Kitschmedien" wie Springer, Bertelsmann und Co.
machen mit ihrem voiristischen Geschreibsel Unmengen Geld, erringen unberechtigte Macht, weil es seine Leser des Denkens enthebt.
In einer Welt, wo es nur noch um Konsum zu gehen scheint, je billiger desto besser, können die Politiker das Volk mühelos einlullen. Es war an der Zeit, dass das Volk der ältesten Demokratie aufwacht und: Schluss!!! sagt. Vielleicht besinnen sich die anderen Europäer endlich, diesen versuchten Einheitsbrei von nicht konformen Zutaten endlich aufzulösen, und durch Verträge, die den jeweiligen Partnern passen, zu ersetzen.
Nation ist KEIN Schimpfwort, es bezeichnet nur eine Gemeinschaft mit gemeinsamer Kultur und Geschichte, die auf Augenhöhe mit Freunden und Partnern spricht, hoffentlich mittels ihrer gewählten Vertreter, und nicht durch profitorientierten Medien.

hermann klein | Di., 28. Juni 2016 - 10:58

Solange sich Politik und Medien einig sind, gewisse Themen nicht oder nur unter bestimmten Aspekten zu behandeln und keiner politischen Kraft Raum zu geben, die dieses Kartell gefährden könnte, sichern sie gegenseitig ihre Hegemonie.
Wenn Medien in Echtzeit agieren, verstellen sie den Blick auf das, was sie erklären sollen. Sie werden zu sinnlosen Meldungsautomaten im linksgrünen Zeitgeist.

ursula keuck | Di., 28. Juni 2016 - 11:39

Ich schaue mir die Nachrichten-Sendungen – Tagesschau/Heute – mit ihrer multikulturellen Gesinnungsethik seit Jahren nicht mehr an.
Stattdessen schaue ich mir Zeitversetzt auf 3 Sat die Nachrichten-Sendung 10 vor 10 des Schweizerischen Fernsehen an….

Bernhard Jasper | Di., 28. Juni 2016 - 11:43

Und auch die Medien haben selten zu einer europäischen Bewusstseinsbildung beigetragen. Es ist sogar die Zerstörung von Erinnerung, Erfahrung und die Zerstörung von Bildung in einer Aufmerksamkeitsökonomie, wo die Sensation und die Schlagzeile zählen.

Sie sollten von daher niemals mehr von einer EU-„Gemeinschaft“ reden, die lediglich vom Geld zusammengehalten wird. Räumen Sie zunächst mit ihren eigenen Mythen auf, die bis in die feuilletonistischen Kommentare reichen.

Machen Sie die Leute nicht alle verrückt. „Es gibt kein richtiges Leben im falschen", wie Adorno sagte.

Wolfgang Monninger, Essen | Di., 28. Juni 2016 - 14:10

Warum wurde der TV-Sender EURONEWS nicht genannt? Für mich ist er der beste Nachrichtensender in Europa. Er ist im besten Sinne ausgewogen (nicht links-lastig wie die ÖR in Deutschland), aktuell, seine Diktion ist prägnant.

Rolf Weiss | Di., 28. Juni 2016 - 16:53

„Der Entwurf eines EU-Verfassungsvertrags wurde 2003 von einem Europäischen Konvent erarbeitet und am 29. Oktober 2004 in Rom feierlich von den Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet. Er sollte ursprünglich am 1. November 2006 in Kraft treten. Da jedoch nach gescheiterten Referenden in Frankreich und den Niederlanden nicht alle Mitgliedstaaten den Vertrag ratifizierten, erlangte er keine Rechtskraft. Stattdessen schlossen im Dezember 2007 die europäischen Staats- und Regierungschefs ... den Vertrag von Lissabon ab, der am 1. Dezember 2009 in Kraft trat. Ein erneutes Referendum im Zuge dessen fand nicht statt.” (https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_%C3%BCber_eine_Verfassung_f%C3%BC…)

nicht einmal die grundlagen sind definiert. stattdessen versinkt das „Europa der Vaterländer” in einem sumpf von zentralismus, korruption + us-hörigkeit. jede debatte in diesem hexenkessel aus propagandagift + psychopathenmacht ist ein schritt mehr zu auf den abgrund.

Sven Bergmann | Mi., 29. Juni 2016 - 20:10

Ich war früher beruflich öfter in Brüssel und kenne die miefigen Verhandlungsrunden, Morgenmaschine hin, Seidenkrawatte tragen, Abendmaschine zurück. Möglichst keinen Fensterplatz in der engen Canadair, danke.
Was ich dort miterlebt habe, sehe ich nicht in einer hinreichend differenziert-kritischen Presse widergespiegelt.
Schade eigentlich.
Da der Autor für Bild und Bunte tätig war, begreife ich seinen Beitrag als Selbstkritik - oder als ein fragwürdiges Plädoyer für Kommissionspropaganda.

Meine EU-Zeit hat mich als unverändert überzeugten Eiropäer zu einem z.T. sehr scharfen Kritiker der Europäischen Institutionen gemacht. Deren Vertreter dies natürlich als rechtspopulistisch-nationalistisch-bla bezeichnen würden, weil sie ja einen Alleinvertretungsanspruch auf europäisches Denken haben.
Arrogante Figuren, die noch nicht einmal jetzt anfangen, nachzudenken: siehe Junker und das kanadische Freihandelsabkommen. An den nationalen Parlamenten vorbei. Jetzt. EU-Irrsinn.

Yvonne Walden | Fr., 1. Juli 2016 - 10:33

"Die" Medien berichten über die Europäische Union und ihre Institutionen leider nur dann, wenn es etwas zu kritisieren gibt.
Das Positive kommt hierbei vielfach zu kurz.
Allerdings frage ich mich, ob es auch Entwicklungen innerhalb der EU gibt, die für uns Bürgerinnen und Bürger positiv sind, also einen gesellschaftlichen und sozialen Nutzen bewirken?
Die EU-Kommission unterliegt nur zu oft den Anfechtungen von Lobbyisten, die sich bekanntlich nicht für das Gemeinwohl einsetzen, sondern lediglich das Einzelwohl im Auge haben.
Es wäre deshalb sicherlich nützlich, wenn "die" Medien auch einmal über die massive Einflußnahme bestimmter Lobbyisten auf wichtige Entscheidungen berichten würden.
Dann hätten wir als EU-Bürgerinnen und EU-Bürger ein deutlich präziseres Bild von unserer Staatengemeinschaft als dies bisher der Fall ist.
Die Frage ist allerdings: Stehen "die" Medien nicht bereits so stark unter Kuratel, daß ihnen eine freie und unabhängige Berichterstatttung nicht möglich ist?