
- Was der Berliner Befund für Russland bedeutet
Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny, der seit dem Wochenende in der Berliner Charité behandelt wird, ist offenbar vergiftet worden: Die Mediziner vermuten eine Intoxikation durch eine Substanz, die eigentlich als Mittel gegen Demenz eingesetzt wird. Kam der Befehl aus Putins Büro?
Am späten Montagnachmittag verschickte die Berliner Charité eine nur wenige Sätze lange Presseerklärung, deren Inhalt es in sich hat: Der bekannteste russische Oppositionelle Alexej Nawalny ist am letzten Donnerstag offenbar Opfer eines Vergiftungsversuchs geworden – den er knapp überlebt hat. Das ist die einzige gute Nachricht der Berliner Ärzte: Sein Gesundheitszustand sei ernst, derzeit bestehe jedoch keine Lebensgefahr. Nawalny befindet sich im künstlichen Koma.
Gleichzeitig bestätigt der Befund der Ärzte, was die russischen Behörden bisher bestritten, nämlich eine Vergiftung Nawalnys. Zum Einsatz kam dabei offenbar eine Substanz, die eigentlich als Mittel gegen Demenz bekannt ist. „Die klinischen Befunde weisen auf eine Intoxikation durch eine Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer hin“, heißt es von der Charité. Die konkrete Substanz sei bislang jedoch nicht bekannt: Es werde eine weitere „breitgefächerte Analytik" initiiert. „Derselbe Wirkstoff ist etwa im Insektizid E605 enthalten, auch bekannt als Parathion. Das in der EU seit 2002 verbotene Pflanzenschutzmittel wurde immer wieder bei Mordversuchen eingesetzt.