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Die Corona-Leugner nehmen ihn aus der Schusslinie: Jens Spahn / dpa

Warum es kaum Kritik am Gesundheitsminister gibt - Spahn im Glück

Jens Spahn hat eine beneidenswerte Glückssträhne. Der Gesundheitsminister steht auf dem Gipfel seiner Popularität, obwohl er am Anfang der Covid-19-Pandemie so ziemlich alles falsch gemacht hatte. Einen entscheidenden Anteil daran haben ausgerechnet Coronaleugner.

Autoreninfo

Matthias Soyka ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, für Physikalische und Rehabilitative Medizin und für Spezielle Schmerztherapie. Er lebt in Hamburg. Er betreibt einen YouTube Kanal für „Hilfe zur Selbsthilfe“ und ist Autor des Buches „Dein Rückenretter bist du selbst“ bei Ellert & Richter, Hamburg. Seine Kolumnen erscheinen regelmäßig beim Ärzte-Nachrichtendienst. 

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Der Pandemieplan war für ihn nur ein Stück Papier, das in den Schubladen vergilbt. Vorsorge und Bevorratung von Schutzanzügen wie im Pandemieplan vorgesehen, gab es nicht. Auch als die Pandemie ins Rollen kam, hat er es kaum geschafft, sich um die notwendige Ausrüstung wenigstens noch im Nachhinein zu kümmern. Stattdessen verbreitete er zum Teil Fehlinformationen über die Wirkungsweise von Masken. Die Pandemie wurde selbst dann noch von ihm geleugnet und verharmlost, als China und die WHO mit einiger Verspätung die Welt über das Ausmaß der Erkrankungswelle informierten.

Notwendige Einschränkungen im Reiseverkehr oder bei Massenevents wurden viel zu spät beschlossen und durchgesetzt, so dass die erforderlichen Gegenmaßnahmen unnötig stark ausfielen und mit unnötig hohen Nebenwirkungen behaftet waren. Er lanciert eine Corona-App, die nicht nur nicht funktioniert und nicht nur kein taugliches Mittel der Pandemiebekämpfung ist, sondern von vielen Kritikern als Bedrohung des informellen Selbstbestimmungsrechts gescholten wird. Er hat viel zu spät die Notwendigkeit einer Maskenpflicht erkannt und es immer noch nicht geschafft, eine inländische Produktion anzuschieben. Trotzdem nimmt ihm das keiner übel. Er ist beliebter als je zuvor. Zwischendurch sah es sogar aus, als könnte er CDU-Vorsitzender werden.

Wie kann das sein? 

  1. Er hat sich zwar nach den anfänglichen Fehlern gut beraten lassen und dann zu spät vieles richtig gemacht. Aber noch seiner Vorvorgängerin Andrea Fischer nutzte dies auch nichts. Sie musste wegen geringerer Fehler in der BSE Krise ihren Hut nehmen. Spahn hingegen wird gefeiert.
  2. Dabei kommt ihm ein weiteres Glücksmoment zu Nutze. Es gibt in Deutschland immer noch ein funktionierendes Gesundheitswesen, dass die übelsten Auswirkungen der Pandemie bewältigen konnte. Zu seinem Glück konnten sich seine Freunde von der Bertelsmann-Stiftung bislang nicht vollständig mit ihren Vorstellungen durchsetzen, noch radikalere Kürzungen im ambulanten Bereich und bei kleinen Kliniken zu tätigen.
  3. Und schließlich gibt es noch die vielen Kritiker, leider auch unter den Ärzten, die ihm durch die Absurdität ihrer Kritik und durch hysterische Übertreibungen das Leben nur zu leicht machen. Auf der einen Seite der glanzäugige, zur Hysterie neigende Koalitionsfreund Karl Lauterbach, von dem er sich durch eine entspannte Gelassenheit und staatsmännische Würde absetzen kann. Und auf der anderen Seite die immer noch zu große Zahl derjenigen, die das Offensichtliche in Abrede stellen und notwendige Maßnahmen gegen Covid-19 lautstark bekämpfen. So steht Spahn da wie das Weltkind in der Mitten.

Spahn hat die Axt ans Gesundheitswesen gelegt

Es könnte für ihn nicht besser laufen. Nicht nur das Ausland, auch die übergroße Mehrheit der Bevölkerung sieht, dass es in unserem Land in der Corona-Pandemie immer noch deutlich besser läuft als anderswo – und das, obwohl die Infektionszahlen seit dem Ende der Sommerferien wieder rasant steigen. Besser vor allem als in den Ländern, die von populistischen Corona-Ignoranten regiert werden, aber auch in anderen mit einer schwächeren medizinischen Infrastruktur. Der Gesundheitsminister müsste eigentlich täglich zu hören bekommen, dass dieser glimpfliche Verlauf vor allem ein Verdienst des deutschen Gesundheitswesens ist, an das er und seine Freunde seit Jahren die Axt legen.

Man müsste ihn im Stundentakt damit konfrontieren, dass es vor allem der Schutzwall der niedergelassenen Ärzte war, der die Menschen davon abhielt, die Krankenhausambulanzen wie in anderen Ländern zu stürmen und dort das Virus zu verbreiten. Aber das geschieht leider nicht. Natürlich gibt es diese Äußerungen, hervorgebracht von uns Ärzten. Aber unsere Kritiken, so berechtigt sie sind, gehen gerade unter in der kakophonischen Show der Coronaleugner und Verschwörungstheoretiker.

Protest vom Steakhouse-König 

Zu Wort kommen, um nur einmal ein Beispiel zu geben, nicht nur wildgewordene Veganer, sondern auch der Steakhouse-König Eugen Block. Letzterer fordert in offenen Briefen das RKI auf, doch endlich die Übersterblichkeit der letzten Monate in Zahlen zu belegen. Denn er bezweifelt, dass Corona bislang in Deutschland sehr viel mehr Opfer gefordert hat als eine Grippeepidemie. In seinem Kopf kommt es ganz offensichtlich nicht an, dass die niedrigen Todeszahlen gerade der Erfolg der Pandemiebekämpfer sind, um den uns Länder wie die USA oder Brasilien beneiden. Spahn sieht bei Kritiken solcher Art natürlich extrem gut aus.

Denn, dass die Übersterblichkeit nur so wenig gegenüber den Vorjahren erhöht ist, wird in erster Linie ihm und viel zu wenig den Ärzten als Verdienst angerechnet. Und die meisten Bürger verstehen, dass man nach der Logik von Eugen Block den Deichbau sofort einstellen müsste, da es seit 1962 keine großen Sturmfluten mit vielen Toten mehr gegeben hat.

Der Gesundheitsminister erscheint als Lichtgestalt  

Ohne auch nur ein Wort dazu zusagen, glänzt der Gesundheitsminister daher bei dieser seltsamen Kritik wie ein Stern der Vernunft. Eugen Block hingegen wird als starrsinniger Altgastronom wahrgenommen, der auf diese Art noch ein paar Kunden mehr verliert. Auch ärztliche Coronakritiker machen Jens Spahn das Leben leicht. Diejenigen, die die offensichtliche Gefahr durch das neuartige Coronavirus nicht sehen wollen, besorgten gleich in doppelter Hinsicht sein Geschäft. 

Am Anfang der Pandemie, in der Phase der Verharmlosung und Verleugnung, hatten „Skeptiker“ ihren großen Auftritt und waren gern gesehene Helfer im Kampf gegen eine Panik, von der weit und breit nichts zu spüren war. Aber auch nachdem die Politik ihre Richtung änderte und viel zu spät das Richtige tat, fungierten diejenigen, die das neue Virus weiterhin als „nicht viel schlimmer als eine Grippe“ oder „nur eine Erkältung“ bezeichneten, als nützliche Gesellen von Jens Spahn.

Die „Querdenker“ schützen sein Image 

Denn gegenüber so viel Ignoranz stand er immer noch als Lichtgestalt dar. Und auch die vielen handwerklichen Fehler und Übertreibungen, die beim Umsetzen an und für sich richtiger Maßnahmen vorkamen, wurden ihm nicht angekreidet. Die Clowns und „Querdenker“ auf den Hygienedemos sind dabei seine besten Reputationsschützer. Dort findet sich eine bunte Koalition von Links-Bürokraten, Links-Anarchisten, dem völkischen Flügel der AFD, Verschwörungstheoretikern und Impfgegnern zusammen, ergänzt durch „besorgte Bürger“ und Hobby- Virologen, die nicht merken wollen, mit wem sie da zusammen unterwegs sind. Diese Demos sind ein gigantisches PR-Geschenk für den Bundesgesundheitsminister.

Wenn „Laut, schrill und durchgeknallt“ – gegen „besonnen“ und „das kann man ja nicht leugnen“ „erfolgreich im Kampf gegen die Pandemie“- steht, ist klar wo die Sympathien der Bevölkerung liegen werden. Die notwendige und sachliche Kritik an Spahn hat es da schwer. Um so wichtiger wäre es für alle Kritiker, klare Botschaften zu senden und sich nicht im Zorn auf die Gesundheitspolitik zu unlogischen, nicht faktenbasierten Rundumschlägen verleiten zu lassen. Es lohnt sich dabei sehr, die Gesetze der Logik zu beachten.Man kann nicht den Mangel an Schutzkleidung kritisieren und gleichzeitig behaupten, das Virus wäre nur ganz harmlos.

Die Kritik an den Aluhüten verengt den Blick für Spahns Fehler

Aber auch wenn sie Fakten und Logik auf ihrer Seite haben, ist das Geschäft für Spahns Kritiker zur Zeit nicht einfach. Denn da die Öffentlichkeit den Minister in der Auseinandersetzung mit den Aluhüten verständlicherweise unterstützt, blendet sie reflexhaft auch die essentiellen, sachlich begründeten Kritikpunkte an der Gesundheitspolitik aus. Es ist daher notwendig, diese verstärkt in den Fokus zu stellen:

Der Schutzwall, der Deutschland bislang vor den schlimmsten Auswirkungen bewahrt hat, sind die Praxen der niedergelassenen Ärzte. Dieser Schutzwall muss erhalten bleiben. Das bedeutet vor allem: Die ambulante Medizin muss endlich angemessen bezahlt werden. Die Digitalgesetze, die Spahn auf den Weg gebracht hat, gefährden die Persönlichkeitsrechte und die informelle Selbstbestimmung der Menschen. Sie müssen zurückgenommen werden.

Wer solche Feinde hat, braucht keine Freunde 

Der Gesundheitsminister darf nicht der oberste Lobbyist der Digitalen Wirtschaft sein. Die kleinteiligen Zumutungen des TVSG, die Ärzten das Leben schwer machen, müssen wieder verschwinden – zusammen mit diesem überflüssigen Gesetz. Der Anschluss von Ärzten an digitale Infrastrukturen muss freiwillig sein und darf nicht mit Sanktionen erzwungen werden. Denn nur, wenn der Anschluss freiwillig ist, wird es gute digitale Lösungen geben. Wenn die IT-Unternehmen die Ärzte durch den Zwang zur Teilnahme in Geiselhaft nehmen können, können sie jeden Murks verkaufen.

All diese Kritikpunkte und Forderungen werden durch die Corona-Ignoranten zur Zeit in den Hintergrund gedrängt. Der Gesundheitsminister hat daher gut lachen. Ja, man muss es gestehen: Jens Spahn hat gerade Glück wie Polykrates. Es ist wirklich zum Grausen, und es ist nicht sein eigenes Verdienst, sondern vor allem das seiner verschwörungsaffinen Kritiker.

Wer solche Feinde hat wie er, der braucht eigentlich keine Freunde mehr.

Die Kolumne von Matthias Soyka ist zuerst beim Ärztenachrichtendienst (www.aend.de) erschienen. 

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 17. August 2020 - 13:34

ein vor Ehrfurcht zitternder Hinweis auf unseren unvergleichlichen Kanzleramtschef und diejenige, deren Namen nicht mehr ausgesprochen werden kann, denn er ist vor allen Namen und wird nach allen sein?"
Sehr überspitzt gesagt.
Ich komme nur drauf, weil ich auch finde, dass Spahn wie alle anderen viele Fehler gemacht hat, weshalb ich genau so nicht über ihn schreiben würde, allerdings auch nicht über unser aller Kanzlerin.
Ich bin froh, dass immer noch viele Hand in Hand arbeiten, unser Kanzleramtschef, Frau Merkel, Herr Spahn, Herr Lauterbach und viele andere.
Aufrechnen liegt mir nicht und für genaue Analysen scheint mir noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Aber natürlich kann ich irren.
Gänzlich falsch liegt der Autor sicherlich nicht, er sollte unbedingt auch die Hausärzte loben dürfen, sich bitte ansonsten einreihen in die Gruppe derjenigen, die zu Corona etwas zu sagen hätten.

Ich sehe das ähnlich wie Sie. Spahn war nicht der Hauptakteure im Frühjahr, das war Frau Merkel. Aber Kritik an ihr ist ja nicht erlaubt.

Neu ist die Kritik an der IT- Politik in der Medizin. Immerhin macht Spahn da etwas, anders als zB in der Bildungspolitik, wo die Regierung (Bund und Länder) nichts auf die Reihe bekommt. Auch Apps auf Krankenschein finde ich erst mal gut.

Zitat:
"deren Namen nicht mehr ausgesprochen werden kann, denn er ist vor allen Namen und wird nach allen sein?"

Ich bin Atheist gleichwohl fiel mir dazu das Kirchenlied "Großer Gott wir loben dich, Herr wir preisen deine Stärke!" ein.

Der hier entscheidende Passus lautet:
"wie du warst vor langer Zeit so bleibst du in Ewigkeit!"

Dieses Lied gilt gleichfalls für den von Ihnen erwähnten Dr. Karl Lauterbach; omnipräsent und (nach eigener Meinung) auch omnikompetent.

Heute startet "Hart aber fair", natürlich mit C-19-Gedöns.
OHNE Dr. Karl Lauterbach!
Das ist unerhört und muss rückgängig gemacht werden!

Frau Sehrt-Irrek, bleiben Sie gesund, der Cicero braucht sie!

der micht verstimmte und auch gar nicht zutrifft.
Spahn musste sich schon einiges anhören und er stand - hoffentlich nicht dafür - jedenfalls von Beginn an an vorderster Stelle.
So kommt es, dass ich wieder nicht sagen kann, wie der Kanzleramtschef heisst, Herr Spahn aber in gewisser Weise eine zentrale politische Figur der letzten Monate wurde, wie so einige, aber wahrlich nicht alle.
Zuletzt kommt es aber nicht auf die mediale Öffentlichkeit an, sondern auf die Umsicht und Kompetenz der jetzt wichtigen Leute.
Ich habe gelernt bei n-tv, DA Olaf Scholz jetzt Kanzlerkandidat der SPD ist, darf er zu Allem gefragt werden und auch zu allem etwas sagen. Wunderbar!
Gilt das nicht auch für eine Kanzlerin?

Detailkritik an Herrn Spahn - ich frage mich immer, wer ist als nächstes dran und meist eine Person nicht - hat mich in der Tat verstimmt, wo doch wirklich momentan GOTT SEI DANK zusammengearbeitet wird.
Und wie das funktioniert, konnte Frau Merkel jetzt auch in Essen berichten.
Ich habe leider immer mal das Gefühl bei ihr, dass sie von ihren eigenen Lernprozessen berichtet.
Aber immerhin!
Die Pressekonferenz von Laschet und Merkel lässt hoffen für den Herbst.

Christoph Wirtz | Mo., 17. August 2020 - 14:02

... diesen Begriff des "Coronaleugners" hier zu übernehmen? Nicht dass ich Zweifel daran hätte, dass es sich bei COVID-19 um eine sehr ernstzunehmende Erkrankung handelt, aber die Nutzung dieses Begriffs für Menschen, die das anders sehen, disqualifiziert.

Warum keine Sachargumente sondern diese längst überholte, allumfassende Stigmatisierung ? Kann doch im übertragenen Sinne nur heißen: -Finger weg! Ungefähr so, als klebte man auf einen Wein ein Essig-Etikett. Den kauft dann auch keiner....

die bestreiten, dass es Corona überhaupt nicht gibt? Wer die Existenz von Corona "leugnet", ist nun mal ein "Leugner". Logisch, oder.

Davon kann man jene abgrenzen, die Corona lediglich "verharmlosen".

Die Einen bewegen sich jenseits jeglicher Realität, die Anderen leiden offensichtich unter schwacher Risikokompetenz und höchst fehlerhafter Einschätzung der Situation..

.. oder hoffen, Corona so zu instrumentieren, um die Verantwortlichen in der Politik wegen angeblich grober Fehler zu überführen.

Gemeinsam haben beide, dass sie sich weitgehend im vernunftfreien Raum bewegen.

Holger Jürges | Mo., 17. August 2020 - 14:04

Nicht nur das Gebaren der Verschwörungstheoretiker ( dazu die verengte Berichterstattung: im TV-sieht man natürlich nur die Aluhüte und hört verquerte Äußerungen) heben Spahn aus der verdienten Flut von Kritik und Empörung. - Nein, insbesondere der besonnene Umgang der Bürger hinsichtlich des Schutzes für sich selbst und andere lässt uns bisher glimpflich in ruhigen Wassern fahren und damit Spahn in einem gutem Licht erscheinen..
Und die Stichwortgeber in den Interviews nutzt der Blender in großen Teilen zur
Selbstbeweihräucherung, so dass der unkritische Bürger sich sagt: „Alles ist gut.“
Nun, eins ist sicher: Der Bankkaufmann, der sich verstohlen auf die Seite des laschen Laschet geschlagen hat (was sich im Nachhinein als unklug erwiesen hat), wird sein Machtinstrumentarium weiter nutzen, um aus schwarz weiß werden zu lassen. - Letztendlich wird´s für den zahlenden Bürger immer teurer und würdeloser werden, im "reichen" Deutschland.

es gerecht ist, wenn die Bürger über Steuern und Krankenkassen die unzähligen Corona-Tests bezahlen ... man kann seiner Meinung nach offensichtlich z.B. einer 6-köpfigen türkischen Familie nicht zumuten, dass sie dann 16x die Corona-Tests bezahlt ... die Mehrheit darf das "gerne"...
Ich seh das anders: Wer ins bestimmte Gebiete verreist, sollte von vorn herein diese Tests mit einkalkulieren müssen!

Da bin ich aber anderer Meinung. Die Allgemeinheit bezahlt auch die gesundheitlichen Folgen des Rauchens, des starken Alkoholkonsums, des Ausübens von Extremsportarten, der Verletzungen von Autounfällen (durch überhöhter Geschwindigkeit)......... Warum werden diese Kosten übernommen? Es gehört zum Leben und es ist nicht verboten. Es ist nicht verboten, in Risikogebiete zu fahren. Darum sollte auch die Allgemeinheit die Kosten der Tests übernehmen oder wir sollten alles, was ein Risiko bedeutet, auch verbieten.

Warum bezahlt die Allgemeinheit die Kosten für andere Lebensrisiken? Weil es erlaubt ist und zum Leben gehört. Auch das Reisen ist erlaubt und gehört zum Leben. Es ist grauenhaft, wie jetzt auf die Urlauber geschimpft wird. Da zeigt sich mal wieder: typisch deutsch - immer braucht es einen Schuldigen und jetzt sind es die bösen Urlauber, die den Virus wieder zu uns bringen. Doch vor allem liegt die hohe Infektionszahl doch auch daran, weil jetzt mehr getestet wird, oder?

Charlotte Basler | Di., 18. August 2020 - 15:09

Antwort auf von Claudia Biegler

natürlich sind auch Raucher, Übergewichtige, Extremsportler unter Umständen teuer für's Allgemeinwesen. Allerdings nur bei Erkrankung oder wenn was passiert. Das Nikotinpflaster zum Abgewöhnen muss der Raucher schon selbst bezahlen. Auch die Anti-Baby-Pille zahlt die Frau selbst. Der Raser oder seine Versicherung wird ebenfalls nach Möglichkeit in Regress genommen.
Wir leben in einer weltweiten Pandemie, eigentlich müssen wir froh sein, dass wir bisher recht gut davongekommen sind. Die Ansteckungsraten waren sehr niedrig. Wir können uns ziemlich frei bewegen und sogar wieder reisen. Nun gibt es aber Teile der Bevölkerung, die ohne Rücksicht auf Verluste in Risikogebiete reisen wollen (ist ja freiwillig!) und für die sollen dann andere die Test's mitbezahlen? Warum?

Vorab: Ich halte Maske und Abstand grundsätzlich für sinnvoll!
Jens Spahn profitiert davon, dass Kritik an der Regierung Merkel in den Medien kaum vorkommt. Aber was hat diese Regierung bisher geleistet? Die Maßnahmen kamen im Wesentlichen aus den Bundesländern oder von unseren Nachbarn. Der „Lockdown“ bleibt bisher ohne Kritik, weil der Bürger die Folgen noch nicht spürt. Wenn die wirtschaftlichen Folgen sichtbar werden, kommen die Fragen. „Kollateralschäden“ wie die vielen Badetoten, leere Krankenhäuser wg. verbotener OP’s (incl. Krebs-!) usw. werden nicht benannt. Kann man hier wirklich gegeneinander aufrechnen? Irgendwann stellt sich die Frage: War das alles notwendig und richtig? Die Frage nach Verantwortung wird nicht gestellt werden.
Nach der Verharmlosung am Anfang kam gleich der Lockdown der Wirtschaft. Maßnahmen bei Reisen aus Risikogebieten unterliegen bis heute der „Eigenverantwortung“. Ist das sinnvoll, wenn gleichzeitig mit einem 2. Lockdown gedroht wird?

Nun, Herr Spahn und Ehemann müssen schließlich ihre neue 4,2 Millionen teure Villa bezahlen.
Während die "Pandemie" hunderttausende Bürger durch Kurzarbeit u. Arbeitslosigkeit in die Armut treibt, zieht der Minister in eine über 4 Millionen Villa.
Soll keiner mehr sagen, "Corona" kennt nur Verlierer!

Wolfgang Kolbeck | Mo., 17. August 2020 - 14:28

Wenn man die Doktorarbeit von Frau Giffey mit der von zu Guttenbergs vergleicht, und den unterschiedlichen Konsequenzen hieraus, versteht man, warum auch Hr. Spahn bleiben darf.
Das System ist marode, lässt auch seine schwarzen Schafe in Ruhe. Ein Andreas Scheurer wäre vor 10 Jahren mit Höchstgeschwindigkeit gefeuert worden.
Es gibt keine funktionierende Medien- und Politiklandschaft, die Rücktritte einfordern würden. Daher können sich die Herren Spahn, Altmeier und Scholz halten, obwohl deren Kernkompetenz eindeutig nicht in den ausgeübten Berufen liegt.
Der inflationäre Gebrauch von Begriffen wie Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker ändert nichts an der Tatsache, dass sich unsere Regierung undemokratisch und unqualifiziert verhalten hat.
Den Menschen, die auf die Straße gehen reicht es, ständig erhobene Zeigefinger der Politik zu betrachten. Sie handeln größtenteils verantwortlich und brauchen keine Bevormunder.

Martina Moritz | Di., 18. August 2020 - 08:59

Antwort auf von Wolfgang Kolbeck

Lieber Herr Kolbeck, das haben Sie exzellent formuliert.

Auch wenn nicht zu leugnen ist, dass es einen neuen Virus gibt, der die gesamte Welt in eine kollektive Unruhe versetzt, so muss doch unbedingt das Vertrauen der Bürger in ihre Regierenden gewahrt bleiben, das Vertrauen darin, dass ein jeder in seiner Mündigkeit ernstgenomme wird. - und genau dies gelingt in unserem Land zunehmend weniger... das ist stark zu kritisieren und sollte sich möglichst bald wieder ändern. Demokratkie kann nur konstruktiv gelingen, wenn sie auf paritätischen Prinzipien aufgebaut ist und auch dementsprechend praktiziert/ gelebt wird. - dies von allen Mitgliedern einer Gesellschaft, welche einen entsprechenden Reifegrad ihrer Persönlichkeitsentwicklung erlangt haben; was i.d.R. spätestens ab dem 21. Lebensjahr der Fall sein dürfte...

Michael Andreas | Mo., 17. August 2020 - 14:56

Dass "kleine Kliniken" etwas mit der bislang zufriedenstellenden Bewältigung der Krise zu tun gehabt hätten, harrt noch eines Belegs. Stattdessen koppelt der Autor die Themen "kleine Kliniken" (für deren Schließung es hervorragende Argumente gibt) und "niedergelassene Ärzte/ambulante Versorgung" zusammen und behauptet wahrheitswidrig, die Bertelsmann-Stiftung wolle bei beidem "radikal kürzen". Nur steht in dem verlinkten Artikel das Gegenteil: "...Daher halten wir es für richtig und notwendig, ambulante Versorgungsangebote zu stärken. "

Sebastian Bauer | Mo., 17. August 2020 - 15:35

Zitat:"Denn er bezweifelt, dass Corona bislang in Deutschland sehr viel mehr Opfer gefordert hat als eine Grippeepidemie. In seinem Kopf kommt es ganz offensichtlich nicht an, dass die niedrigen Todeszahlen gerade der Erfolg der Pandemiebekämpfer sind, um den uns Länder wie die USA oder Brasilien beneiden. "

Die "niedrigen Todeszahlen" sind ziemlich uninteressant. Allein die Übersterblichkeit ist interessant. Wann kommt das in Ihrem Kopf an?
Beispiel Schweden: 5700 "Coronatote"! Tod durch Corona oder mit Corona?
Man schaue sich die Übersterblichkeit der letzten 12 Monate an. Da landet Schweden bei 253 Tote pro Tag; drei Jahre zuvor bei 250 Toten pro Tag. Identisch (Bevölkerungszunahme beruecksichtigt). Wie eine Grippeepidemie.
Durchschnittsalter der Coronatoten: 86 Jahre. Allgemeines Todesalter: 83 Jahren.
Wenn ich mal so eine Auswertung fuer D und Vergleich mit S sehen wuerde könnte ich ja an die Ernsthaftigkeit der Entscheidungsfinder glauben, aber da darf man lange warten.

absolut das Vielfache an Toten mit oder wegen Corona zu verzeichnen, als seine skandinavischen Nachbarn.
Es hat - relativ - weitaus mehr Tote als Deutschland zu beklagen.

Da kann man sich den schwedischen Weg so lange schön schreiben, wie man will, erfolgreicher war er nachweislich nicht.

Charlotte Basler | Mo., 17. August 2020 - 16:34

Danke für Ihre treffliche Beschreibung von all den schlimmen Fehlern, die sich Herr Spahn geleistet hat. Aber er ist halt so sympathisch! Hat er nicht auch gesagt, wir werden uns gegenseitig viel zu verzeihen haben. Auch ein Cleverle, wie der Schwabe sagt. Andererseits sehen wir doch mal in andere Parteien, da werden ständig lächelnden Kultfiguren gehypt, welche Kobolde zu Akkus verbauen, andere verkünden die BaFin prüft Handwerkerrechnungen, sie kennen sich nicht mit Kilometerpauschalen aus und wissen nicht in welchen Bundesländern sie in den Parlamenten sitzen. Schöne neue Politikerwelt!
Wer hats erfunden? Die Schweizer waren es diesmal nicht.

Hartmut Steeb | Mo., 17. August 2020 - 17:08

Zu Ihrem Beitrag über Spahn im Glück könnte man viel mitteilen. Dass Sie aber in das falsche Zahlenspiel einsteigen, dass wir eine Übersterblichkeit hätten - Sie schreiben nur von einer geringen Übersterblichkeit - ist einfach falsch. Wir liegen 27.000 unter der Sterblichkeitszahl von 2018 und über 3000 unter der von 2019. Warum nehmen Sie die wirklichen Zahlen nicht einfach zur Kenntnis?

Regina Müller | Di., 18. August 2020 - 09:31

Ich bin gerne Querdenkerin. Wir sind keine Coronaleugner, sondern Kritiker gegenüber dieser komplett übertriebenen Maßnahmen, die unsere Wirtschaft rasant kaputt gemacht haben. Gibt es keine andere Krankheiten mehr, als Corona? Wie ist es mit Grippe- Krebs- Infarkt- Schlaganfall- usw.Toten? Meinen Sie wirklich, Dr. Bakhdi, Prof. Püschel, Dr. Wodarg seien Hobby-Virologen? Ihre Äußerung ist unverschämt. Ist es gelogen, dass die PCR-Tests Virenfragmente aufspüren, das aber noch kein Beweis für eine echte Infektion ist? Ist es gelogen, dass wir Menschen ca. 1 kg Mikrobiom in uns tragen, gute und schlechte? Dass in Masken atmen, sich dort durch Wärme und Feuchtigkeit Bakterien und Pilze wachsen, die wir wieder einatmen? Corona ist tödlich, das ist aber Grippe auch. Und man kann nachlesen, dass beide Viren dieselben Symptome haben und auch dieselben schlimmen Nachfolgen haben.

Jürgen Lehmann | Di., 18. August 2020 - 13:57

Wer kein Corona Kritiker ist, gehört zu den „GLÄUBIGEN“!!! Ich bin ein Kritiker und gehöre zu den "UNGLÄUBIGEN"!!!

So lange die ANZAHL der getesteten Personen nicht im Vergleich zu den Positiven gesetzt wird, muss man die täglichen Zahlen anzweifeln – oder man denkt nicht darüber nach wie wir manipuliert werden mit Daten die NICHTS aussagen.

Ich bin erstaunt bei Diskussionen wie wenig Personen sich hierüber Gedanken machen.

Gestern kam ich von einem erholsamen Urlaub aus dem Gebirge in Südtirol zurück und kann erwähnen, dass ich schon lange nicht mehr so viele schöne Gespräche geführt habe, wie in diesen
15 Tagen.
Wenn das Thema Corona angeschnitten wurde, dann gab es doch sehr viel Kritik an den täglichen Meldungen des RKI und deren Auswirkungen.

Norbert Heyer | Di., 18. August 2020 - 14:26

Corona ist Fakt, und Fakt kann man nicht leugnen. Sehr wohl kann man aber daran zweifeln, ob deshalb eine wirtschaftlich/kulturelle Vollbremsung notwendig war. Herr Spahn hat anfangs Corona „kleingeredet“ und Masken als überflüssig angesehen. Er ist dann aber schnell in den Merkel-Zug eingestiegen und hat zur richtigen Zeit so agiert, wie es der Mehrheitsmeinung entsprach. Jetzt nach dem Anstieg der Infizierten hat er Lockerungen infrage gestellt - aber - ganz wichtig, eine weitere Vollbremsung ausgeschlossen, da diese politisch und finanziell von dieser Regierung nicht überlebt würde. Aber auch den Kritikern sei gesagt: Selbst wenn im nächsten Jahr die endgültigen Zahlen der in diesem Jahr Verstorbenen bekannt werden, würde auch eine Verringerung ihnen kein Oberwasser geben. Dann behauptet Herr Spahn einfach, das hängt nur mit unserem guten Gesundheitssystem zusammen. Er hat zur Zeit wirklich gute Aussichten auf eine weitere Beförderung, wenn es sozialpolitisch noch ruhig bleibt.