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Ein Plakat wendet sich "Gegen jeden Antisemitismus" / dpa

Antisemitismusdebatte - Die Gesellschaft des Spektakels

Mehr als 60 Wissenschaftler und Kulturschaffende aus Deutschland und Israel haben in einem offenen Brief an Angela Merkel auf eine missbräuchliche Verwendung des Begriffes Antisemitismus hingewiesen. Der Brief löste eine Kontroverse aus. Eine Entgegnung von Frank Müller-Rosentritt.

Autoreninfo

Frank Müller-Rosentritt ist seit 2017 Bundestagsabgeordneter und für die FDP-Fraktion Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Er ist Vorsitzender der sächsischen FDP und sitzt im Stadtrat von Chemnitz. (Foto: BDX Media)

So erreichen Sie Frank Müller-Rosentritt:

Was eine Binsenweisheit sein sollte, wird durch zahlreiche Persönlichkeiten immer wieder in das komplette Gegenteil umgewandelt. Das klingt dann so: In Deutschland muss es möglich sein, Israel zu kritisieren", Gerade wegen unserer Geschichte, dürfen wir bei Israel nicht unkritisch sein"; oder in seiner aktuellsten Variante: Unterdrückung legitimer Kritik an der israelischen Regierungspolitik", Stimmen des Friedens und des Dialogs [werden] diffamiert und mundtot gemacht" und der dramaturgische Höhepunkt: die missbräuchliche Verwendung des Antisemitismusvorwurfs [schafft] zunehmend auch in Deutschland eine Stimmung der Brandmarkung, Einschüchterung und Angst".

Man möchte fast sagen: eine Nummer kleiner hätte es auch getan. Aber so funktioniert sie nicht, die Gesellschaft des Spektakels. Um Aufmerksamkeit für ihren (selbst-)gerechten Kampf zu gewinnen, muss es das schärfste Schwert und die größte Keule sein. Gleichermaßen nimmt man mit ihr eine gesellschaftliche Stimmung auf, wenn eine Gruppe behauptet, dass sie einzig und allein im Besitz der Wahrheit ist, die allerorts unterdrückt wird. Was so namhafte Persönlichkeiten wie unter anderem der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz und die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur in einem Offenen Brief an die Bundeskanzlerin im Gestus des Rebellischen und Widerständigen verpacken, ist also tatsächlich gar nicht so mutig und aufrührerisch. Die Fakten sprechen gegen sie.

Ein inszenierter Tabubruch

Und so kommen wir zu der eingangs erwähnten Binsenweisheit. Kaum ein Land, wird in Deutschland so freimütig und häufig kritisiert wie Israel. Der Offene Brief ist also tatsächlich kein mutiger Akt von Freiheitskämpfern, sondern ein inszenierter Tabubruch, die konformistische Rebellion. Es ist Trauerspiel und Bärendienst zugleich. Ein Trauerspiel, weil einer der weltweit bekanntesten deutschen Antisemitismusforscher scheinbar den Kompass über sein Sujet verloren hat; und ein Bärendienst, weil diejenigen, die behaupten, dass die Kritik an antisemitischen Vorgängen selbst Antisemitismus relativiere, nichts anderes tun, als denjenigen nach dem Mund zu reden, die seit Jahren mit vermeintlich letzter Tinte gegen Israel anschreiben und -schreien. Wolfgang Benz für seinen Teil scheint sich in dieser Gesellschaft sehr wohl zu fühlen. Oder Katajun Amirpur: Sie ist eine hervorragende Islamwissenschaftlerin, eine Koryphäe. Daher hätte sie es im folgenden Fall besser wissen müssen:

2005 verstieg sie sich in einer Kritik an internationalen Medien, indem sie erklärte, dass die Übersetzung einer Äußerung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadineschad, der bei der Teheraner Konferenz Eine Welt ohne Zionismus" fälschlicherweise nicht Israel muss von der Landkarte gefegt werden", gesagt haben soll, sondern, so Amirpur: Dieses Besatzerregime muss von den Seiten der Geschichte [...] verschwinden." Inhaltlich ändert das natürlich nichts, zumal beim erwähnten damaligen Absender der Botschaft.

Protest als Werbung für ein neues Buch

Der nun veröffentlichte Offene Brief könnte allerdings auch eine Werbemaßnahme für Benz neuste Veröffentlichung sein, die Deutschland schlussendlich von vermeintlich unberechtigten Antisemitismusvorwürfen befreien will. Im Vorwort besagten Bandes, der aufgrund der Herausgeberschaft von Benz seriös daherkommt, aber schon mit dem Untertitel ,Anspruch auf Deutungsmacht und politische Interessen' eine deutliche Richtung vorgibt, heißt es dann auch, dass eifrige, impertinenten, nörgelnde Kritiker" des Antisemitismus kleingeistig" seien. Die ungenannten Fanatiker hätten nur ein Ziel: Aufspüren, Brandmarken, Verfolgen und Unschädlichmachen von Antisemitismus und Antisemiten".

Wenn man den Band liest, bekommt man allerdings den Eindruck, dass Judenfeindschaft erst dort beginnt, wo Synagogen brennen. Israelbezogener Antisemitismus wird zum Nebenschauplatz der Judenfeindschaft", antisemitische Karikaturen in großen deutschen Medien werden nur falsch verstanden und es ist absolut unverständlich, dass Schüler, die auf dem Schulhof ihre Mitschüler mit ,Du Jude' beschimpfen, als Antisemiten tituliert werden". Die Autorin des letzten Beispiels fügt erklärend an: Das Schimpfwort ,Du Jude' kann, muss aber keine antisemitische Konnotation haben". Wie viele jüdische Jugendliche dazu wohl befragt wurden?

Gedankenspiele der besonderen Art

Wäre dieses Konglomerat an Faktenresistenz nicht schon genug, wird noch der Zentralrat der Juden in Deutschland verdächtigt, "der offiziellen Stimme Israels hörig" zu sein und "als deren Lautsprecher zu agieren". Alles in allem, scheint es sich hier um Gedankenspiele der besonderen Art zu handeln, die den evidenten Problemen von Juden in diesem Land nicht gerecht werden. Benz hätte besser nah an der Realität arbeitende Forscher und Journalisten wie Monika Schwarz-Friesel, Ronen Steinke, Samuel Salzborn oder Matthias Quent zu Wort kommen lassen. Das gilt für das Buch wie für die nun durch den Offenen Brief losgetretene Debatte.

 

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Klaus Decker | Mo., 3. August 2020 - 16:42

Ich bin außerordentlich dankbar für diesen Beitrag!
Wenn die darin zum Ausdruck kommende Bewertung
der sog. Israelkritik Allgemeingut der FDP wäre, würde ich diese Partei sofort wählen. Leider sind es aber immer nur vereinzelte Stimmen, die den Mut haben, Antijudaismus auch dann als solchen zu bezeichnen, wo es dem sog. wissenschaftlichen und politischen Mainstream widerspricht. Erinnerungskultur - die in Deutschland so hoch geschätzt wird - ist in meinen Augen nur dann sinnvoll, wenn sie nicht der Vergangenheit verhaftet bleibt, sondern die Zukunft des jüdischen
Volkes in einem jüdischen Staat für ureigenstes Anliegen des deutschen Staates erklärt. Beispiele:
Abstimmungsverhalten in der Vollversammlung,
Ächtung jeder Boykottbewegung und "Antisemitismusforschung", die nicht einen solchen Unsinn produziert!

Konfuzius:
"Wenn die Worte (Begriffe) nicht stimmen ist das Gesagte nicht das Gemeinte."
Die Antisemitismusdebatte ist mehr als verworren und bestätigt hier nur das was Konfuzius erkannte.
Sie ist auch deshalb so verworren weil nicht nur mit zweierlei Maß sondern vielerlei Maß debattiert wird.
Und das nicht nur außerhalb Israels sondern auch innerhalb Israels.
Liest man die Thora/Altes Testament, so erkennt man das der "Ewige" das Volk Jisrael in ein Land führte und ihnen zuwies, das schon von anderen Völkern bewohnt war! Wie soll da jemals Frieden aufkommen?

Gerhard Schwedes | Mo., 3. August 2020 - 16:47

Als jüd. Deutscher wäre ich höchstwahrsch. entsetzt darüber, dass ausgerechnet das Land, das mit 6 Millionen den Holocaust fabrizierte und damit vermutlich viele m. engsten Verwandten vernichtet hat, massenhaft Muslime ins Land holt, die den Antisemitismus mit der Muttermilch aufgesogen haben. Bei all den wohlfeilen, hochtrabenden Gedenktagsworten würde ich dies als glatten Verrat und Heuchelei empfinden. Ich müsste an die Worte des jüdischen Max Liebermann denken: "Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte." Angesichts dieser Niedertracht würde ich den Satz sogar noch steigern und sagen: "Selbst wenn ich gefastet hätte, würde ich darüber ins Kotzen geraten." - Da ich aber ein christlicher Deutscher bin und meine jüdischen Mitbürger über alles schätze und liebe, empfinde ich die allergrößte Scham über eine solche Regierung und solche abstrusen Parteien, die rückgratlos einer Kanzlerin Folge leisten. Und wähle AfD, wie es viele meiner jüdischen Mitbürger ebenfalls tun.

meinte wohl doch eher diejenigen, mit denen die AfD so gerne herumturtelt. Genauer gesagt, meinte Liebermann die "vernachlässigbaren 12 Jahre Vogelschiß".

Es wurden auch nicht massenhaft Muslime ins Land geholt, sondern Flüchtlingen Schutz gewährt.

Gerhard Schwedes | Di., 4. August 2020 - 15:00

Antwort auf von Fritz Elvers

Danke für Ihren Kommentar, auch wenn Sie mir damit heftig zu widersprechen versuchen. Natürlich meinte Liebermann die Nazis - und dies auch völlig zurecht. Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Über Gaulands Vogelschiss-Äußerung war ich selber höchst empört und habe ihn sogar schriftlich zum Rücktritt aufgefordert. Dennoch muss man die Kirche im Dorf lassen. Warum? 1. Weil Gauland keine einzige Sekunde in Frage stellte, dass er den Holocaust für ein abscheuliches Verbrechen hält. Er wollte nur zum Ausdruck bringen, dass ein Volk nicht mit Medusenblick bloß auf seine Verbrechen starren darf, weil es sonst im Selbsthass endet, was man bei Grünen und Linken ja auch bestens studieren kann. 2. Gauland hat sich für seine verfehlte Äußerung mehrfach entschuldigt. - Jetzt aber zu ihren "Flüchtlingen". Bei den allerwenigsten handelt es sich im völkerrechtlichen Sinne um Flüchtlinge. Das weiß inzwischen jedes Laufstallkind und jeder Spatz pfeift es von den Dächern. Noch Fragen?

1. Herr Gauland kann froh sein, dass die Westalliierten überhaupt eine Staatsbildung zuließen, in dem er dann in der CDU Karriere machen konnte. Wie Sie wissen, gab es auch Mr. Morgenthau. Im Osten durfte immerhin ein Blockstaat gebildet werden. Was wäre wohl in der SU geschehen, wenn die Deutschen gewonnen hätten? Vor Jungdumpfbacken zur Begeisterung, wahrscheinlich für Karl Martell o.ä. , so etwas abzusondern, ist vorher schon im Kopf entstanden. Ich habe einiges von Gauland gelesen, ein hochgebildeter Mann, dem so etwas nicht einfach herausrutscht.
Die vollkommende Dezivilisation führte seit '68 nicht zum Selbsthass, sondern zu äußerster Vorsicht. Schließlich haben wir ja auch noch die Notstandsgesetze, die bisher jedenfalls noch nicht mißbraucht wurden.

2. Es handelt sich um Flüchtlinge und Migranten. Da unsere BKin nach Budapest die Kontrolle verloren hatte, wäre es Sache der SPD gewesen, hier regulierend einzugreifen, um den Sozialstaat zu schützen. Sag ich mal, ganz naiv.

Meinen Sie die 24 Gründungsmitglieder der "Juden in der AfD"? Nun, Israel lehnt Treffen mit AfD-Politiker grundsätzlich ebenso ab wie mit Politikern der FPÖ und des französischen RN...

https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/hessen-delegation-in-israel-bekomm…

..und auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hat klar Stellung bezogen zur AfD. Kein Wunder angesichts der zahllosen widerwärtigen Aussagen und Theorien, die dieser "gärige Haufen" produziert bzw. aufgreift - vor und nach Halle!
Da Sie von Muslimen ins Land "holen" sprechen: Dem BKA zufolge "sind die antisemitischen Straftaten nach wie vor weit überwiegend dem Phänomenbereich PMK -rechts- zuzuordnen (93,4 %)."

https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/PMK/PMKrechts/PMKr…

Selbstverständlich gibt es Antisemitismus auch unter in Deutschland lebenden Muslimen. Judenhass beschränkt sich aber nicht auf Migranten, die im Übrigen nicht "ins Land geholt worden.
Welche Nationalität hatte noch mal schnell der Attentäter von Halle? Ach so, das war nur ein "psychisch auffälliger Einzeltäter"....aber mit klar rechtsextremistischen Weltbild.
Wer attackierte nochmal ein jüdisches Restaurant in Chemnitz?
Zur AfD: Ausgerechnet DIE zum Behüter jüdischer Interessen zu erklären - das ist dann so, als würde der Fuchs die Aufsicht über die Gänse einfordern. Und das, weil zwölfeinhalb Mitglieder eine Gruppe "Juden in der AfD" bilden!
Warum sind AfDler in Isreal nicht willkommen? https://www.welt.de/regionales/nrw/article197528009/AfD-Politiker-in-Is…
Wer fällt bei KZ-Besuchen unangenehm auf? https://www.deutschlandfunkkultur.de/kz-gedenkstaetten-und-die-afd-der-…
usw usw.....

Das war bestimmt ein getarnter AfDler! Alles Böse ist für die linke Einheitsfront andersdenkend. Wer eine eigene Meinung hat, ist "Klassenfeind"! Das ist deren einzige Strategie. Und die ist nicht mal erfolgreich, weil denkende Menschen diese primitive Lügenstrategie durchschauen!

dass Kommunisten immer ganz genau wissen - besser als alle klugen Menschen - was richtig und falsch ist. Für die gibt es nur ein Richtig: ihre Ideologie.
Aber ihr sogenannter Kommunismus war und ist nichts anderes als ungebremster Staats-Kapitalismus, bei dem sich eine Horde linksradikaler Bonzen auf Kosten des Volkes bereichern!

Danke für diese Worte. Wer in Deutschland auch nur Ansatzweise Verstand hat, muß so denken und an der Urne handeln.Deutschland wird von den Altparteien und der Altoposition zum hässlichen unregierbaren Vielvölkerstaat gemacht. Das Christen und Judentum wird jeden Tag mit Füßen getreten. Es geht nur noch um sogen.Minderheiten Muslemischer oder Afrikanischer verlogerner Herkunft. Diese sind jedoch längst in der Mehrheit, schauen sie sich die unsäglichen Schulklassen an.

helmut armbruster | Mo., 3. August 2020 - 17:02

Das zeigt sich in ihrer Religion und ihrer Geschichte. Wenn ich nicht irre, dann waren die Juden die Ersten, welche den Glauben an nur einen Gott einführten. Und das inmitten einer Umwelt, welche der Vielgötterei anhing.
Ferner haben sie nicht nur Jahrhunderte, sondern Jahrtausende - inklusive vieler Katastrophen - überlebt. Der Name, die Religion, die Sprache, Sitten und Gebräuche haben sich bis heute erhalten.
Während die Juden bis heute überlebt haben, sind Hunderte von Völkern des Altertums, von denen beispielsweise ein Julius Caesar in seinen Schriften spricht, spurlos verschwunden. Es gibt sie nicht mehr. Sie sind geschichtlich nicht mehr existent.
Das Judentum aber nicht. Das Judentum hat alles und jeden überlebt. Die Juden gibt es nach wie vor. Und das in fast unveränderter Form.
Ich finde das ist eine Leistung, die es an zu erkennen gilt.
Die jüdische Überlebensstrategie, welche einen solchen Erfolg ermöglich hat, wäre es wert kopiert zu werden.

Besser können Sie Antijudaismus gar nicht fördern als mit der Aussage, die Juden seien etwas Besonderes. Vermutlich wollen die meisten von Ihnen das auch nicht sein. Das einzige Besondere, das man zugestehen sollte, wurde durch die teils leidvollen Lebensumstände in der Diaspora erzeugt, um nicht zusagen erzwungen. Es sind die überdurchschnittlichen Leistungen auf den Gebieten, auf denen ihnen ein Wirken erlaubt war. Ansonsten stimme ich Ihnen weitgehend zu. Die israelische Politik ist zwar nicht über jede Kritik erhaben, aber die Ihrer Gegner ist oft noch übler. Und über das Abstimmungsverhalten in der UNO ärgere ich mich schon lange nicht mehr. Sie ist eben die einzige und damit auch die "größte" UNO, die wir haben. Die ständig düpierten Geldgeber sollten eine Alternative konstituieren, wo die Karten neu gemischt werden könnten.

die Unterstellung mein Kommentar fördere Antijudaismus lasse ich nicht auf mir sitzen.
Ich kann auch nicht nachvollziehen wie und warum Sie dazu kommen mir das unter zuschieben und weise diese Verdächtigung entschieden zurück.
Ich habe lediglich in aller Kürze - soweit dies hier möglich ist - wahrheitsgemäß geschildert, dass man beim Blick auf die jüdische Geschichte nicht umhin kommt festzustellen, dass jüdische Religion und Entwicklung des jüdischen Volkes ohne Zweifel Besonderheiten aufweisen. Und zwar bewundernswerte Besonderheiten.
Was soll, was kann da auf Antijudaismus hinweisen?

Gerhard Schwedes | Mo., 3. August 2020 - 17:15

Eine sehr gute Analyse der geheuchelten und feigen Pseudo-Denkschrift, die nicht denkt, sondern nur verlogen daherplappert. Aber Heuchelei und Feigheit ist ja längst zur Ehren-Anstecknadel der Deutschen geworden. In Abwandlung des Sprichworts würde ich sagen: "Heuchelei und Feigheit gehen mit ihren Untugenden solange zum Brunnen, bis sie damit so fett geworden sind, dass sie in diesen hineinstürzen." Das ist dann aber noch immer nicht das Ende von der bösen Geschicht. Tropfnass werden die beiden Untugenden wieder dem Brunnen entsteigen und es nun als Wendehälse versuchen. Ihre erste Amtshandlung wird sich dann darin ergehen zu brüllen "Haltet den Dieb!" Den Feigen, den Heuchlern und Wendehälsen ist eines gemeinsam: Sie sind innerlich leer und ohne Substanz und werden wie die Halbkugeln des Magdeburger Bürgermeisters Otto von Guericke nur von ihrer exzessiven Hohlheit zusammengehalten.

Christa Wallau | Mo., 3. August 2020 - 18:14

Wenn eine Islamwissenschaftlerin, Tochter eines Iraners und einer Deutschen, sich des Themas
"Antisemitismus" in Deutschland annimmt, dann
steht zu erwarten, daß sie ihre Prägung durch den
schiitischen Islam nicht abgelegt hat.
Also schreibt sie aus ihrer speziellen Sicht auf dieses heikle Thema.

Na, und? Es gibt genügend andere hochdotierte
Universitätslehrer, Forscher und Experten an
unzähligen Instituten, die alles ganz anders sehen als sie. Und sie veröffentlichen auch Bücher bzw. schreiben"Offene Briefe".

Letzten Endes muß sich j e d e r einzelne in Deutschland seine e i g e n e, abgewogene Meinung zum Antisemitismus bzw. zur Kritik an Israel bilden - und er darf dies auch.

Das Thema ist zu komplex, um hier jemals noch eine halbwegs grobe Einigkeit herzustellen, in der gewollt "bunten" Gesellschaft der BRD jedenfalls gar nicht mehr.
Dafür sind die Muslime schon zu stark bei uns vertreten.

Günter Johannsen | Mo., 3. August 2020 - 18:37

Juden werden auch nach 1945 weltweit besonders in der arabisch-islamischen Welt verfolgt und ermordet. Warum holt man die islamischen Judenhasser tausendfach nach Deutschland, wenn man weiß, was dann hier passieren wird? Und dann gibt man vor, Judenfreundlich zu sein und Antisemitismus zu ächten. Das ist äußerst scheinheilig! Aber es gibt eben auch einen linken Antisemitismus. Warum wird der verharmlost? Es war Karl Marx, der an Engels über den Juden Ferdinand Lassalle schrieb: „Es ist mir völlig klar, dass er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen …. Diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen … niggerhaft.“

Frau Wallau & Herr Johannsen, wie so oft & punktgenau Analytisch habt ihr es auf den "Punkt" gebracht bzw. geschrieben.
Es gab schon vor ganz langer Zeit drei unterschiedliche Wanderwege in der jüdischen Kultur. Was aber heutzutage von der "Machtelite" intrumentalisiert & losgelassen wird, lässt jeden Keim der Liebe & Barmherzigkeit schwer atmen.
Dieses Schachspiel ist mehr wie unwürdig für den freien Geist.
Salom/ Amen & vergib uns unsere Schuld & lass uns "dieses" erkennen, damit wir Barherzig & voller Demut uns zeigen.

Marx war jüdischer Abstammung, sein Vater konvertierte zum Christentum, um als Anwalt zugelassen zu werde. Beide Großväter waren Rabbiner.

Mit Ferdinand Lassalle verband Marx ein ewiger Streit um den reformatischen oder revolutionären Weg zum Sozialismus und Emanzipation. In seiner Schrift "Zur Judenfrage" ging es um Emanzipation von Religion.

Naja, ich habe auch schon mal einen Freund Flachlandgorilla genannt, er mich dann Dumpfbacke. Übrigens ein Muslim.

Wenn Sie schon große Denker diskreditieren wollen, versuchen Sie es mit Heidegger.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 5. August 2020 - 09:00

Antwort auf von Fritz Elvers

Heidegger einer der bedeutendsten Philosophen des letzten Jahrhunderts gewesen sein.
Ich wage einmal zu sagen, wer, wenn auch zeitweilig, Nazi war, war noch lange nicht Antisemit und es gab Antisemiten, die keine Nazis waren.
Danke für Ihre Informationen.
Mir liegt noch auf der Seele, dass die Palästinenser """etymologisch""" Israelis sein könnten, die in der langen Abwesenheit der nächsten Brüder und Schwestern halt den Islam annahmen, weil ja auch das Judentum eine Art Exilreligion aus der ägyptischen Gefangenschaft heraus war?
Den Israelis war keine Ruhe in ihrem Land gegönnt und sie stehen sich jetzt, Palästinenser und Israelis als erbitterte Feinde gegenüber, schlimmer getrennt, als dies Katholiken und Protestanten in einem Land betrifft, deren Bezugspunkt immerhin noch das Christentum ist.
Schlimmer auch als Shiiten und Sunniten als Nachbarn.
Es ist also dramatisch.
Vielleicht wie in Serbien bzgl. des Kosovo, im Prinzip auch eine Bevölkerung eines Landes und doch nicht?
GEDULD

was Heidegger betrifft, haben Sie natürlich recht, ich zielte ja auch auf die Polemik des Foristen ab. Da hätte ich lieber Mr. Bean wählen sollen.

Ansonsten war die Vorstellung der Vollversammlung 1947 über einen jüdischen Staat ja auch eine andere. Nämlich ein Miteinander, wie schon vorher. Aber wie überall auf der Welt gelingt es immer irgend einem Machthaber, Haß zu verbreiten und Volksgruppen gegeneinander aufzuhetzen. Wir sehen es derzeit im eigenen Land.

Ansonsten gab es ja auch die Idee, innerhalb Deutschlands Platz für einen jüdischen Staat zu schaffen,etwa Hessen, da Deutschland seinen Anspruch auf einen eigenen Staat verwirkt hatte.

Günter Johannsen | Mi., 5. August 2020 - 13:47

Antwort auf von Fritz Elvers

Was die Marxisten gestern wie heute gern mal verschweigen: der wissenschaftliche Kommunismus von Karl-Marx hat allein in der Sowjetunion, in China und in der DDR an die Hundertmillionen Tote zu verantworten!
Vorwärts und nicht vergessen:
Die Linkspartei, die sich auf Marx beruft und schon wieder "Reiche erschießen" will, steht in Verantwortung für die Verbrechen der SED und des Unrechtsstaates DDR. Das muss auch 31 Jahre nach der Friedlichen Revolution in Erinnerung bleiben!

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 3. August 2020 - 18:46

Auch Juden in Deutschland und israelische Bürger haben die Annexionspläne der israelischen Regierung kritisiert und wurden dafür als Antisemiten bezeichnet?
Ich sehe eher, dass der offene Brief die politische Kultur Deutschlands einfordert, indem er sie verteidigt?
Ebenso die politische Kultur Israels.
Schutz für Deutschland und Schutz für Israel, Schutz für Palästinenser.
Das ist eigentlich einen Friedensnobelpreis wert!
Gleichwohl kann man anderer Meinung sein.
Schutzmacht Israels sind in erster Linie die USA, aber Deutschland ist zum Schutz Israels verpflichtet.
Allerdings ist nichts sinniger, als dass VIELE in aller Welt im Prinzip zu Israel stehen.
Im Prinzip, aber die Briefschreiber sehen ja Israel im Prinzip seiner selbst fehlgehen?
So eine Kritik würde ich Deutschen fast nicht zugestehen, sehr wohl aber Menschen, die ALLE schützen wollen, auch Deutschen
Der Antisemitismusvorwurf geht doch fehl, wenn er Schützer auch Israels trifft?
Passender kann man sagen, falsch oder abwägen?

Warum holt man die islamischen Judenhasser tausendfach nach Deutschland, wenn man weiß, was dann hier passieren wird? Und dann gibt man vor, Judenfreundlich zu sein und Antisemitismus zu ächten. Das ist äußerst scheinheilig!

Frau Sehrt-Irrek, wie es Ihnen anscheinend - oder doch eher scheinbar? - mit dem Artikel geht. Ich verstehe nicht wirklich, was Sie der geneigten Leserschaft als Fazit Ihrer Ausführungen eigentlich mitteilen wollen. Bei mir jedenfalls kommt vorab an, dass Sie sich als Anwältin der Briefschreiber*innen betätigen, mit nach meinem Empfinden teilweise kuriosen Argumenten, die von einer Haltung gegenüber Israel zeugen, die mit einem Diskurs auf Augenhöhe wenig zu tun hat. Dass Deutschland zum Schutz von Israel verpflichtet sei, mindestens im Prinzip, soweit und so lange Israel entlang den Regeln der politischen Kultur Deutschlands agiert, ist schon ein ziemlich starkes Stück. Wer bitte schön ist - ausgerechnet - Deutschland denn? Eine Art wohlmeinender Vormund, der das Mündel vor sich selber schützen muss, nötigenfalls auch durch Kritik, die mindestens in den Ohren Dritter zuweilen nicht wesentlich anders als eine offen antisemitische tönt, auch wenn sie anders benamst wird?

Tomas Poth | Mo., 3. August 2020 - 20:12

„mißbräuchliche Verwendung“
Das Thema ist verstrahlt, eine unbelastete/unbefangene Diskussion leider nicht möglich.
Nur ein kleiner ethnologischer Hinweis: Semiten nennt man alle Bewohner der arabischen Halbinsel, auch die Araber, die fast alle Muslime sind.

Brigitte Miller | Di., 4. August 2020 - 07:56

Deutschlands Aufgabe ist, warum dann bei UNO Resolutionen gegen Israel, warum nach wie vor Unterstützung der UNRWA, die das Palästinenser, resp. Gaza Oroblem zementieren?

gabriele bondzio | Di., 4. August 2020 - 08:27

Soweit mir bekannt ist, hat sich Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden folgendermaßen geäußert: »Der Vorwurf, Klein ( Antisemitismusbeauftragter)
unterdrücke Debatten oder wolle Kritiker der israelischen Regierung mundtot machen, ist haltlos und in unseren Augen auch respektlos.«
Die sechzig besorgte Bürgerinnen und Bürger sind jedoch nicht besorgt, über deutsche Zahlungen an die radikal-islamischen Organisation Hamas. Die abweichenden Meinungen in ihrem Einflussbereich verfolgt, Homosexualität unter Strafe stellt, in deren Schulbüchern der Hass auf Israel und Juden gelehrt wird.
In linken Kreisen (hier scheint es sich um solche zu handeln)wird Antisemitismus auch nur dort benannt, wo es ihnen gerade ins Kalkül passt. Muslimischer und palästinensischer Antisemitismus ist grundsätzlich kein Problem.

Christoph Kuhlmann | Di., 4. August 2020 - 09:33

Niemand spricht Deutschland die Existenzberechtigung ab, trotz WK2 und Holocaust/Shoa. Ich frage mich was in Deutschland los wäre wenn ein Trupp Terroristen einen Kindergarten als Geisel nimmt oder die Geburtstagsparty der Kinder in der Pizzeria von einer Selbstmordattentäterin besucht wird? "Sie" haben haben aus einer extremen Notlage heraus beschlossen nicht mehr Opfer zu sein und eine gewisse Täterschaft in kauf zu nehmen. Man muss den Betroffenen eine gewisse Traumatisierung zusprechen, nach dem die Hälfte von ihnen gerade umgebracht worden war. Insofern ist dieses "gerade weil" Argument ein tückisches. Es fordert die Selbstlosigkeit eines Jesus und der ist gekreuzigt worden.

Maria Arenz | Di., 4. August 2020 - 09:55

Mit der Zulassung der Masseneinwanderung von dazuhin überwiegend ungebildeten Muslimen trotz seiner historisch bedingten besonderen Verpflichtung gegenüber Israel und den hier lebenden Juden hat Deutschland sich ganz einfach mal wieder übernommen-Punkt. Dazu neigen wir ja eh.
Je länger ich mir den an "Laokoon ohne Schlange"erinnernden Krampf anschaue, der daraus resultiert, desto öfter muss ich an den weisen alten Mann denken, der Ende der 40er Jahre schon prophezeite: "Das mit Auschwitz verzeihen uns die Deutschen nie". So schaut es in der Tat aus: die einen greifen wieder in Opas Weltverschwörungs-Mottenkiste und die andern arbeiten sich am Staat Israel und "dem Leid der Palästinenser" ab, das aller dings nur dann wirklich interessiert, wenn es nicht allzu offensichlich der Hamas oder der von Grund auf korrupten Regierung des West-Joradanlandes zu "verdanken" ist, sondern irgendwie dem Staat Israel in die Schuhe geschoben werden kann.

gerhard hellriegel | Di., 4. August 2020 - 13:31

Die einen verbrannten bücher, um die deutsche volksseele vor beschmutzung zu schützen. Die anderen verbannen wörter, um die bereits beschmutzte volksseele wieder zu reinigen. "hat" also schon das böse N-wort eine negative konnotation, so folgt nun wohl das J-wort. Wobei negativ sich natürlich immer auf die einstellungen anderer bezieht, man selbst ist selbstverständlich schon gesäubert - und damit erziehungsberechtigt. Ich möchte darauf hinweisen, dass auch das B-wort - natürlich bei den anderen - negativ konnotiert ist, weshalb sprachlich vollwertige menschen nur von "landwirt" reden. Dass konnotationen in einer gesellschaft variabel sind, dass es deshalb darauf ankommt, wer was in welchem zusammenhang sagt - ach, vergiss es.

Fritz Elvers | Di., 4. August 2020 - 17:06

ist die ganze Diskussion absurd.
Wenn ich nicht irre, war es Friedrich II, der das schon erkannt hatte. Glaube und Nichtglaube ist Privatsache und in einer modernen Gesellschaft zu tolerieren.
Wir sind schon auf vielen Gebieten so rückständig, sollen wir jetzt auch noch Glaubenskriege führen?

Günter Johannsen | Mi., 5. August 2020 - 13:56

Antwort auf von Fritz Elvers

wenn man vom politischen Gegner als "Klassenfeind" spricht und ihn auch (verbal und tätlich) behandelt, wie ihre Freunde von Antifa-Indymedia, die dem Begriff "Lebensunwertes Leben" (Klassenfeinde: "Reiche erschießen") damit wieder zu einer Renaissance verhelfen!

Juliana Keppelen | Mi., 5. August 2020 - 16:04

Glaube oder Nichtglaube ist Privatsache.
Ja so sollte es sein.
Inzwischen aber bekommt man das Gefühl, dass bei uns alle mitregieren dürfen. Man kann fast die Uhr danach stellen bei welchen Themen sich der Zentralrat der Muslime, der Zentralrat der Katholiken, der Zentralrat der Juden, der Zentralrat der Evanglischen usw., einmischen und zu Wort melden. Mir fehlt jetzt nur noch die Meinung vom Zentralrat der Atheisten, der Buddisten, des Zen, des Woodos, der Hindus und der Schamanen ich denke bei so einem weltoffenen Land die alle einbinden und alle Wünsche berücksichtigen will müsste das zu machen sein. (Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten).