
- Die Meistersinger aus dem Bayerischen Rundfunk
Die 108. Richard-Wagner-Festspiele mussten in diesem Jahr coronabedingt ausfallen. Als Ersatz gab es TV-gerechte Mini-Festspiele, die in gerade einmal 54 Minuten den Blick auf einen menschlicheren Wagner gerichtet haben.
Es war das kürzeste Festival in der 144-jährigen Geschichte der Bayreuther Festspiele. Keine 54 Minuten dauerte es. Das Eröffnungskonzert war zugleich auch das Abschlusskonzert. Gegeben wurde kein Musikdrama, sondern zwei Arien, ein Orchesterstück und Lieder. Keine Prominenz aus Politik und Showbusiness flanierte an Neugierigen vorbei. Ort des Geschehens war auch nicht der ebenso berühmte wie berüchtigte Saal des Festspielhauses auf dem Grünen Hügel, sondern der Salon des Hauses Wahnfried. Die 108. Richard-Wagner-Festspiele, die 60. der Nachkriegszeit, sie werden ohne Frage in die Annalen der an Dramen und Kuriositäten alles andere als armen Geschichte dieser Festspielserie eingehen. Und als ein ästhetischer Höhepunkt.
Denn was am gestrigen 25. Juli, dem traditionellen Eröffnungstag der Festspiele, den Hörern an den analogen oder digitalen Endgeräten bei 3sat und BR-Klasssik sowie den 400 Public-Viewing-Gästen im Garten des Hauses Wahnfried geboten wurde, das war auch musikalisch so ganz anders als alles, was die Öffentlichkeit sonst in der Festspielzeit in Bayreuth geboten bekommt. Statt Pathos, Drangsal, Tod und Verhängnis herrschte gestern Stille, Zartheit und Intimität. Da brausten keine verschwitzten Orchesterwogen aus dem Graben, sondern leise, in sich versunkene und mitunter geradezu private Klänge erfüllten Haus und Garten.