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Die „Washington Post“ fordert Umbenennung der Washington and Lee University / dpa

Absurde Bilderstürmerei - Ausgerechnet Washington

Die Washington and Lee University soll umbenannt werden, weil ihre Namensgeber Rassisten waren. So hat es ein Gastautor der „Washington Post“ in einem Beitrag gefordert. Ist das Satire oder Wahnsinn?

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Rixa Fürsen macht einen Master in Internationalen Beziehungen an der Hertie School in Berlin. Derzeit hospitiert sie in der Redaktion von CICERO.

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In einem Gastbeitrag für die Washington Post fordert Brandon Hasbrouck eine Umbenennung der Washington and Lee University in Virginia, Vereinigte Staaten. Hasbrouck ist Assistenzprofessor für Jura an der Washington and Lee University. Die Namensgeber, „sowohl George Washington als auch Lee waren Täter von Rassenterror, und beide Namen sollten entfernt werden“, schreibt er.

Weiter heißt es in seinem Beitrag: „Die Verehrung der beiden Männer durch unsere Universität signalisiert implizit eine anhaltende Unterstützung für rassistische Unterordnung und Gewalt.“ Hasbroucks Kritik erscheint angemessen. Schließlich, so schreibt er, „war Washington der erste Präsident des Landes, nachdem er die Kontinentalarmee im Revolutionskrieg angeführt hatte. Aber Washington versklavte mehr als 300 Schwarze.“

Ein zynischer Zufall? 

Dass dieser Bericht ausgerechnet in der Washington Post erscheint, entbehrt allerdings nicht der Ironie. Schließlich ist die Namensgebung der Washington Post auf Amerikas Hauptstadt Washington, D.C. zurückzuführen. Washington bezieht sich ebenfalls auf Amerikas ersten Präsidenten, George Washington. D.C. steht für District of Columbia und leitet sich von Amerikas Entdecker, Christoph Kolumbus, ab. Auch Kolumbus gilt heute als Rassist. Washington, D.C. trägt somit sogar zwei Rassisten im Namen, die die Washington Post in ihrem Namen aufgreift. 

Nochmal zum Mitschreiben: Die Washington Post berichtet darüber, dass George Washington ein Rassist gewesen ist und die Washington and Lee University deswegen ihren Namen ändern sollte? Ist denn niemandem von der Washington Post dieser fast schon zynische Zusammenhang aufgefallen? Oder war das etwa Absicht? 

„You’re literally called the Washington Post

Twitter liefert dazu den passenden Schlagabtausch: „You’re literally called the Washington Post“, heißt es in einem Kommentar dazu. Genug Aufmerksamkeit hat die Washington Post nun zumindest. Kein Beitrag der Zeitung wurde so oft geteilt und kommentiert wie dieser. Ziel erreicht? Doch die Twitter-Gemeinde scheint sich einig: Was zu viel ist, ist zu viel. Diese Ironie ist pietätlos.

„Das laufende nationale Gespräch über Rassismus hat das Potenzial, dauerhafte Veränderungen zu bewirken“, schreibt Hasbrouck in seinem Beitrag. Die „Black Lives Matter“-Bewegung hat den Stein bereits vor Wochen ins Rollen gebracht. Das Hinterfragen von historischen Figuren nach ihren rassistischen Taten ist eine längst losgelöste Debatte. Nachrichten wie diese sind also keine Neuheit mehr. 

Eine niemals fertigwerdende Sisyphusarbeit 

Wie hochkomplex die Rassismus-Debatte ist, wird durch den ausversehen-beabsichtigen Fauxpas der Washington Post deutlich: Wo anfangen und wo aufhören? Wenn nun Straßen und Universitäten ihre Namenspatronen verlieren, Denkmäler abgerissen und Wörter gestrichen werden sollen, dann müssen auch Zeitungen, Städte und vielleicht sogar ganze Länder unbenannt werden. 

Den Stein, den diese Debatte losgelöst hat, ist womöglich viel größer und schwerer, als wir uns vorgestellt haben. Wenn wir uns wirklich von den glorifizierten Bildern historischer Figuren verabschieden wollen, müssen wir es richtig tun. Doch wie es aussieht, wird dies zu einer Sisyphusarbeit werden: niemals fertig. 

Lesen Sie hier den vollständigen Gastbeitrag von Brandon Hasbrouck. 

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Markus Michaelis | Di., 7. Juli 2020 - 16:43

Was mich von einem philosophischen Blickwinkel interessieren würde: die gesamte westliche Welt ist mehr oder weniger in Rassismus, Kolonialismus, Ausbeutung der dritten Welt, Kriege, Kapitalismus, Frauenunterdrückung, Klimatod etc. verstrickt. Wie man bei Kant etc. sieht, strahlen diese Gräueltaten prinzipiell auf das ganze Werk, die Person, die Kultur aus. Die Frage ist: wie weit?

Auch die Technik und Naturwissenschaft und Medizin, wie wir sie heute praktizieren, haben ihre Wurzeln praktisch ganz in dieser Welt. Noch schwieriger: unsere politisch-philosophisch-soziologischen Begriffe und Denkmuster, wie Demokratie, Menschenrechte, (Anti)Rassimus, Diskriminierung, Religionsfreiheit, Frauenrechte etc. wurzeln ganz oder stark in dieser Welt.

Nach welchen Prinzipien können wir hier trennen, was wir weiter übernehmen und was nicht.

Sollte man vielleicht alternativ eine rein afrikanische oder indische "Erzählung" mit Begriffen ganz aus diesen Welten fördern?

Wir sollten zunächst das Perfekte Volk Suchen. Eines, dass niemals auch nur einen einzigen schlechten Menschen oder Gedanken hervorgebracht hat. Ein Volk, das immer nur Opfer war und niemals Täter hervorgebracht hat. Ein reines Volk, das ganz ohne Schuld ist, dessen Menschen genau wissen, was für uns alle gut ist, weil diese Menschen ja die Guten sind. Und die sollen dann die Macht über uns alle, über die gesamte Menschheit übernehmen, die sollen dann uns Anderen, die wir nicht ohne Sünde sind, umerziehen, läutern und zu guten Menschen machen, dann haben wir das Paradis auf Erden oder was????? Mich gruselt es wirklich sehr, was da gerade abgeht.

Lieber Herr Michaelis,

das sie über die skizzierten Fragestellungen ernsthaft nachdenken, ehrt sie.
'Unsere Gesellschaft' ist da (leider) schon etwas weiter.

Halten wir uns in Zukunft einfach an folgende Faustregel:
' Die Linken (Grünen) sind die Guten und die Rechten sind die Schlechten -
so EINFACH ist das mit den Menschen-Rechten!'
Sie müssen doch zugeben, diese 'Haltung' ist einfach entwaffnend.

Lieber Herr Düring, um das Maß der Political Corectness voll zu machen, sollte man auch nicht mehr von Menschenrechten reden, denn darin steckt ja das Wort ,,rechts''. Da ,,rechts'' heute reaktionär, also ,,böse'' bezeichnet, müsste es gegen was gutes ausgetauscht werden. Wie wär's mit ,, Moral'' ? Wir hätten dann Menschenmoral, Moralsprechung, Moralanwälte etc. Hab' ich da nicht ,,moral''?

Ich finde Ihre Überlegungen treffend, würde aber statt „Moral“ lieber das Wort „gut“ gebrauchen. Menschengut, Gutsprechung, Gutantwälte etc. Und die Grünen sollten das Recht, ich meine das Gut haben, in ihrem Namen dieses Wort auch zu führen, z.B.: Robert Gut Habeck, Annalena Gut Bärbock, Konstantin Gut von Notz, Anton Gut Hofreiter usw. Dann könnte man ihnen gleich mit der gebührenden Achtung begegnen.

" ... eine rein afrikanische oder indische "Erzählung" mit Begriffen ganz aus diesen Welten fördern?" - Damit tauschen Sie nur Ihre vermeintlich "westliche" Erzählung um in eine noch viel tiefer in Archaismen und Barbarei verstrickte Begriffs- und Vorstellungswelt - ganz in der Manier der großbürgerlichen Idee des "Edlen Wilden" des 19. Jahrhunderts! Ein kleines Gedankenexperiment dazu: Fragen Sie einmal bei einem x-beliebigen derzeit herrschenden Stamm, Clan, Sippe oder Volksgruppe in Afrika oder Asien nach, wer noch kurz vor ihnen der herrschende Stamm, Clan, Sippe oder Volksgruppe auf ihrem jeweiligen Territorium gewesen ist und wie die wohl dazu überredet oder überzeugt werden konnten, ihr Territorium, Dorf oder Landstrich an ihre Nachfolger abzutreten. Freiwillig oder genötigt? Wahrscheinlich hat man sie kurzerhand massakriert! Dazu fällt mir nur der kluge Spruch von Klonovsky ein "Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen ...!"

Für Idi Amin, der kann auch nur einer der guten gewesen sein, oder mindestens ein Opfer der weißen Kolonialherren Und daher völlig unschuldig an seinen Taten.

"die gesamte westliche Welt ist in Rassismus, Kolonialismus, Ausbeutung der dritten Welt, Kriege, Kapitalismus, Frauenunterdrückung, Klimatod etc. verstrickt." Vielleicht schlagen Sie mal Ihre alten Geschichtsbücher auf, Sie werden Bauklötze staunen, wer außer der westlichen Welt sich da fleissig betätigt hat. Nehmen Sie die alten Maya, Azteken etc., glauben Sie nicht, dass diese Reiche auch durch Kriege und Versklavung errichtet wurden? Ja, und mit dem Klima hatten sie es wohl auch nicht so - ihre Klimasünden sollen teilweise zum Zusammenbruch ihrer Kulturen geführt haben. Die alten Mongolenherrscher, die türkischen Sultane, die ägyptischen Pharaonen - wirklich allesamt friedliebende Menschen, die die Gleichberechtigung der Frauen gefördert haben? Was ist mit den Korsaren aus Algier (also Nordafrikaner), die jahrhundertelang die Küsten des Mittelmeeres heimgesucht haben, um Europäer zu fangen und anschließend als Sklaven zu verkaufen? Nein, der Westen steht da nicht allein ...

Zumindest ergeben sich Diskussionen - in der "veröffentlichten Meinung" scheint die Sache zu klar. Die moderne Sklaverei (der Neuzeit) war schon zu ihren Zeiten eigentlich gegen die Moral und mehr durch sehr kurzfristige Konkurrenzsituationen und Gier begründet. Andere Dinge liegen ganz anders.

Einen Hauptpunkt sehe ich für mich: sind Nation und Gruppen schlecht? Ich sehe darin eigentlich erstmal sehr positive Dinge, etwa wenn man Vielfalt will und darin auch einen Wert an sich sieht (und einen Schutz, dass eine vollsynchronisierte Welt auch vollsynchron "gaga" laufen kann). Auch BLM scheint mir eine starke Gruppen- und identitäre Komponente zu haben (was ok ist). Geht es um Auflösung von Gruppen oder deren Zusammenleben?

In D scheint mir vorzuherrschen, dass man von einer absoluten, universellen Moral ausgeht, die es zu entdecken gilt. Deckt das alle konkreten Fragen ab? Welcher Anteil sind einfach gruppenspezifische Setzungen und Erzählungen, und geht es ohne die?

Noch ein Gedanke zum Begriff der Nation, der mir dabei wichtig erscheint: historisch war es der Gedanke, dass sich ein Volk (über Gemeinsamkeiten) aus sich selber und nicht dynastisch über einen Fürsten definieren kann. Es wurde dann etwas, dass sich in Konkurrenz mit anderen Nationen dazu durchgerungen hat, dass sich verschiedenste Gruppen (sozial, Landsmannschaften, Weltanschauungen) in einem gemeinsamen Verantwortungsrahmen zusammenraufen - eigentlich etwas Gutes.

Postnational ist die Idee, das auf die Welt auszudehnen, alle gehören in einen Rahmen. Mal abgesehen davon, dass ich das prinzipiell zuviel Synchronisierung finde, sieht für mich die Praxis bis jetzt eher so aus, dass der gemeinsame Rahmen schwindet. Man lebt mehr in seiner Gruppe und die anderen interessieren nicht, man lehnt sie sogar ab oder würdigt sie herab. Statt sich mit Gegensätzen auseinanderzusetzen igele ich mich in meinen (globalen) Blasen ab. Das sehe ich zumindest bis jetzt im Vordergrund.

Albert Schultheis | Mi., 8. Juli 2020 - 13:15

Antwort auf von Markus Michaelis

erlebe ich gerade in Deutschland, dass die Merkelsche Einwanderungswelle hereinschwappt und den bisherigen entspannten, gesamtgesellschaftlichen Multikulturalismus der 80er - 2000er Jahre wie Mehltau mit Abneigung und Hass überzieht. Das ist eine mE normale immunologische Abwehrreaktion gegen eine völlige Überdehnung und Überlastung der Gesellschaft durch Menschen aus völlig fremden Kulturen, die zudem in der Mehrheit eine Integration in hiesige Sitten und Gebräuche ablehnen. Das schafft jedes noch so willige und unterwürfige Volk.

Wenn dann sollte es die gesamte Menschheit heißen, denn Sklaverei gibt es schon seit biblischen Zeiten und in ALLEN Kulturen und auf ALLEN Kontinenten. Es ist viel mehr die Errungenschaft der „westlichen“ humanistischen Kultur die Sklaverei abgeschafft zu haben. und die individuellen Menschenrechte eingeführt zu haben. Da Sklaven, abgesehen von der Frage der Menschenwürde, auch ein wirtschaftlicher Faktor waren, ging die Abschaffung der Sklaverei nicht ohne Widerstand vor sich. Sie werden überrascht sein wenn Sie tatsächlich eine afrikanische oder indische Erzählung machen würden wie üblich Sklaven überall auch ohne europäischen Einfluss waren. Und Sklaven waren nicht nur Afrikaner, auch Osteuropäer und Südeuropäischer waren das Ziel der Begierde gerade von nordafrikanischen bzw tartarischen-mongolischen Sklavenhändlern für die Märkte im osmanischen Reich. Was neu ist ist dass dieser Sklavenhandel mit „europäischen“ Menschen in der gegenwärtigen Debatte weitgehend ignoriert wird.

Bernd Haushalter | Di., 7. Juli 2020 - 17:02

Warum kleine Brötchen backen? Einfach die ganze Stadt umbenennen. Tip für deutsche Aktivisten, das Kennzeichen für Hamburg HH ist voll Nazi. Kümmert euch mal darum.

Heidemarie Heim | Di., 7. Juli 2020 - 20:25

Antwort auf von Bernd Haushalter

Gut das Sie mich darauf aufmerksam machten werter Herr Haushalter! Morgen muss ich das unbedingt an meine beste Freundin weitergeben, deren Kinder doch tatsächlich mit so einem Kennzeichen durch die Gegend fahren und sie demnächst besuchen möchten! Ich denke da an zwei blickdichte, selbst genähte Überzieher;).
Muss ich mir unbedingt patentieren lassen! Meine Güte! Es ist zwar schön, dass man durch Artikel wie dem unserer lieben Frau Fürsen auf diesen scheinbar international um sich greifenden Wahn zur Zerstörung historischer Abbilder, steht der Obelisk ( W-Monument) noch?, teilhaben kann, aber langsam wird`s wirklich pathologisch! Dabei müsste die soeben eingegangene Nachricht, das ein aktuell lebender Proband ,der auf deren Sympathieskala von 1-10 eine glatte 12 erreicht, Herr B. aus Brasilien, sich scheinbar mit einer seiner Meinung nach leichten Grippe infiziert habe, dieser Logik folgend eine gewisse Schadenfreude auslösen? Da geht bei FB&Co. wahrscheinlich gerade die Post ab!

Gottfried Meier | Mi., 8. Juli 2020 - 09:05

Antwort auf von Bernd Haushalter

z.B. Washington D.C. in Obama D.C.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 8. Juli 2020 - 11:01

Antwort auf von Gottfried Meier

zu erkennen "ist".
Vielleicht passt Obama sogar parteipolitisch in die politische Genealogie Washingtons (parteilos), denn er schien mir vom präsidialen "Gehabe" bzw. Anspruch sehr wohl sogar in die Republikanische Partei zu passen, die er für sich evtl. gar nur von seinem Herkommen verwehrt sah oder seine Wahl fiel auf die Demokraten im Sinne von "Die Stunde der Komödianten" oder er war in einer wirklich überragenden Art und Weise Demokrat.
Nichts davon widerspräche George Washington wirklich?
Oder Obama wäre der gerechte Gegenentwurf zu George Washington, dem nun geschichtlich endlich Respekt gezollt werden sollte.
Dann würde mich aber immer noch interessieren, ob Obama diese Umbenennung für angezeigt und sinnvoll hält.
Wie geschrieben, die Debatten und etwaige Änderungen finde ich okay.
Gebe aber zu bedenken, dass ein Staat nicht nur vom Ausdruck seiner Aktualität lebt, sondern auch von seinen Traditionen.
Legen die nun eine Umbenennung nahe, so oder so?

Helmut Bachmann | Di., 7. Juli 2020 - 18:27

diese Reinigung von allem Unrat. Und dann bringt sie nicht mal etwas. Denn sie basiert auf unausgegorenen Fantasien von naiven Idealisten, totalitären Gutmenschen und sog. "Anti-"Faschisten. Untauglich irgendetwas anderes zu bewirken als Selbsterhöhung der Dummen, Unfrieden und Hass.

Maria Arenz | Di., 7. Juli 2020 - 19:01

Auch vor 55 bzw. 30 Jahren brannten Geschäfte, wurde Rassismus beklagt , getobt, gefordert und geplündert. Gut, die Heiligen damals hiessen anders und skandiert wurde "Black Power" statt "Black Lives Matter". Wann endlich begibt sich die Anti-Rasssimus-Bewegung an's überfällige, allerdings sehr mühsame Bohren der wirklich verteufelt dicken Bretter, die einer Teilhabe immer noch viel zu vieler Afroamerikaner am "amerikanischen Traum" nach wie vor entgegenstehen? Das Stürzen von Denkmälern macht zwar richtig schön Krach und bestätigt "Aktivisten" ihre Selbstwirksamkeit auf's Vortrefflichste, an den Ursachen der Misere in den Gettos, ändern die ausradierten Namen und die kaputt geschlagenen Helden aber auch nicht mehr als die Krawalle de 60er und 90er Jahre. Da bräuchte es schon die Wahrnehmung der realen eigenen Handlungsspielräume und deren konsequente Nutzung statt des immerwährenden passiven Wartens auf Wiedergutmachund durch die rasssitischen Weißen.

Ben Frieluf | Di., 7. Juli 2020 - 19:11

Es geht sogar noch weiter: Das "District" in DC kommt vom lateinischen "districtus", also aus der Sprache des Römischen Reiches, das, wie man weiß, auf Sklaverei gebaut ist. Das, zusammen mit griechischen Vor- und Nachsilben aus ebenso verwerflicher Vorzeit, eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Bereinigung!

Aber die USA haben auch schon ein Gegenmodell der moralisch einwandfreien Bezeichnung: A-Street, 3rd Street, High/South Street, also nach Buchstaben, Zahlen und (Wind)Richtungen benennen, dazu die Ehrungen von Personen alle 30-50 Jahre neu vergeben, oder gar routierend...

Dirk Weller | Mi., 8. Juli 2020 - 08:13

Antwort auf von Ben Frieluf

Wenn ich mich recht entsinne, wurde einige deutsche Städte von den Römern gegründet und tragen immer noch deren römischen Namen.
Köln zum Beispiel (Colonia).
Ich glaube, wir haben noch einen langen Weg vor uns. ;-)

Auch die lateinische Sprache wird den Gendertrend nicht unbeschädigt überstehen. Ich freue mich schon auf die us-a-um Diskussionen und neue deutsche Lehrpläne für den korrekten Umgang mit inkorrekten Fremdsprachen. Jeden Übersetzer wird es freuen. Nebenbei, das Geschlecht der Sonne und des Mondes scheint zur Zeit noch niemanden zu stören. Wie lautet eigentlich der Genitiv von Profex Drex? Es wartet viel Arbeit.

Ernst-Günther Konrad | Di., 7. Juli 2020 - 19:56

Ich weiß nicht, ob die Washington Post nur mal wieder auf sich aufmerksam machen wollte, gezieltes Kalkül verfolgte oder einfach nur unbedarft war. Ich sehe diesen Zwang alles und jeden zum Rassisten/Kolonialisten/Sklaventreiber zu erklären inzwischen gelassen.
In Berlin sollte die U-Bahnstation Mohrenstraße umbenannt werden. Neuer Namensgeber soll ein Herr Glinka sein.
In BILD und anderen Aufreger Presseorganen war zu lesen:
"Schenkt man Experten Glauben, dann war der Namensgeber der Glinkastraße, der russische Komponist Michail Iwanowitsch Glinka (1804–1857), ein Antisemit."
Wenn Hysterie durch Unwissenheit und Dummheit ergänzt wird, kommt genau so was heraus.
Diese ganze derzeitige Diskussion wird über kurz oder lang im Sande verlaufen, weil es nichts und niemand gibt, der nicht irgendwann, irgendetwas gesagt, getan oder Verwandte hat, die irgendwie "böse" waren.
Bis dahin, werden sich noch etliche Besserwisser und Gutmenschen zu Worte melden und irgend etwas sinnfreies fordern.

Auf Glinka ist die Bahngesellschaft gekommen, weil die Straße dort so heißt. Offenbar eine weitere Straße die dringend umgenannt werden müsste.
Zu Washington : Ich finde es lustig von der Zeitung das zu machen. Eventuell auch als Satire. Und sollte sich in der USA die Lesart durchsetzen, dass die meisten Gründerväter heute untragbar sind und weg müssen, hätte ich damit kein Problem. Nicht das das etwas an der Situation heute in der USA etwas ändern würde, doch Symbolpolitik ist ja auch schon etwas. Hierzulande erschöpft sich Politik auch oft in Symbolpolitik, wenn man mehr nicht machen will oder kann.

Jürgen Keil | Di., 7. Juli 2020 - 20:00

Der Mensch, so sagt die moderne Wissenschaft, stamme vom Affen ab. Ab wann waren aber diese Affen keine Tiere mehr? Ab wann waren sie, zu wieviel Prozent schon Mensch? Ab wann also müssen für sie zwangsläufig die hohen Ansprüche der Moralrevisoren des antirassistischen, gendergerechten Historismus gelten. Wenn sie zu x% schon Menschen waren, muss sich für den homo moralis der Gegenwart zwangsläufig die Frage stellen: Wie lebten diese Menschaffen, wie verhielten sie sich? Waren die weibliche Affen bei der Jagd gleichberechtigt? Wurden dunkelfellige, kleinwüchsige oder sexuell diverse Mitglieder der Sippe diskriminiert? Wurde das Mammut grundeinkommensgerecht geteilt. Wurde am Feuer politisch- korrekt gestikuliert? Man weiß es leider noch nicht. Hier hat die Wissenschaft großen Nachholbedarf. Für mich aber schon Anlass, aus meinem Jugendweihebuch „Weltall, Erde, Mensch“ vorsichtshalber die Bilder des Australopithecus und des Neandertalers herauszureißen und zu verbrennen.

Romuald Veselic | Di., 7. Juli 2020 - 21:56

dass Kolumbien, m. Hauptstadt Bogota, sich wg. US-Medial/Movement-Psychosen umbenennen lässt. Oder British Columbia, die kanadische Westprovinz, auf British No-Columbia umtauft.
Die weißen "Westler" sind unzurechnungsfähig geworden. Vielleicht ist's gut so...

Albert Schultheis | Mi., 8. Juli 2020 - 08:17

nicht nur eine Sysiphusarbeit, die niemals fertig wird, es ist auch eine "Arbeit", die keinen Stein mehr auf dem anderen belassen kann, ein Werk der Zerstörung total. Angetrieben eigentlich nicht einmal von den eigentlichen "Opfern", den Afroamerikanern, deren Intellektuelle sich ja bereits in Teilen von der BLM-Hysterie distanziert haben, sondern von hauptsächlich infantilisierten Eiferern der weißen Mittelschicht, die glauben, sich durch einen ideologischen pseudo-moralischen Taschenspielertrick auf die vermeintliche "Sonnenseite" der Geschichte mogeln zu können. Ganz ähnlich wie hier radikale und infantilisierte Linke, Grüne, Sozzen glauben, sich moralisch vom Erbe ihrer Eltern und Großeltern freikaufen zu können, die vor nur 80 Jahren versucht haben, auf-Teufel-komm-raus ihr Dorf, ihre Stadt das Land und Europa judenfrei zu bekommen - um davon zu profitieren. Zu dieser großen Exkulpation ist man zu allem bereit: Man rufmordet jeden, der sich dem purgatorischen Wahn widersetzt.

Armin Latell | Mi., 8. Juli 2020 - 09:33

niemals fertig werden, sondern irgendwann müssten all die „Empörten und Antirassisten“ dann auch in letzter Konsequenz Hand an sich selbst
anlegen – dann wird es interessant und die Lüge hätte, noch mehr als jetzt schon, Hochkonjunktur. Aber die Erkenntnis über diese Konsequenz wird niemals in die beschränkten Hirne dieser Menschen vordringen.

gabriele bondzio | Mi., 8. Juli 2020 - 10:16

Die Ironie ist nicht zu übersehen, dass die Washington Post die Idee der Washington and Lee University eine Namensänderung zu verpassen, begeistert aufgreift.

Narrenspiel will Raum haben.(Karl Simrock)

Man sollte doch eher fragen, warum sich solch fixe Idee´n plötzlich in Köpfen derart negativ eingerichtet haben. Rekapituliert man Namensgebungen aus der Geschichte, kommt man nicht umhin dem Namenspaten auch positive Aspekte zuzuschreiben.

Brigitte Miller | Mi., 8. Juli 2020 - 11:00

afroamerikanischer Ökonom sagt: Die grösste Katastrophe, die den Schwarzen widerfahren sei, sei die positive Diskriminierung. Vielerorts habe sich die Ideologie festgesetzt, dass die Schwarzen aufgrund ihrer Sklaven-Vergangenheit als ewige Opfer zu behandeln seien. Man müsse ihnen den Weg an Schulen und Universitäten erleichtern und dürfe sie nicht etwa nach den gleichen Massstäben beurteilen wie andere ethnische Gruppen. Dieser eigentlich gutgemeinte Impuls führe aber direkt in einen Teufelskreis aus Abhängigkeit vom Staat, Unselbständigkeit, Armut und Gewalt.
Gemäss Thomas Sowell sind viele Schwarze in den letzten Jahrzehnten ausgerechnet an dem Opferstatus zugrunde gegangen, den ihnen opportunistische Politiker und ideologisch fehlgeleitete Intellektuelle schon bei ihrer Geburt wie eine Fussfessel anlegen.

Ellen Wolff | Mi., 8. Juli 2020 - 15:05

Antwort auf von Brigitte Miller

Wenn ich mich als ewiges Opfer wahrnehme, dann bin ich ohnmächtig, kann nichts dafür, wen was schief läuft, habe keine eigene Verantwortung, richte mich ein in die Opferrolle und verinnerliche zunehmend „Schuld sind immer nur die anderen“

Ich bin sehr dafür, das jede/r/s die Verantwortung für sich selbst, sein Leben und für die Erziehung und Versorgung seiner Kinder Übernimmt. Und alle haben das Recht, und sich selbst gegenüber auch die Pflicht, sich gegen tatsächlichen Rassismus, Mobbing, Ungleichbehandlung usw. zu wehren. Und jeder normale Mensch sollte einschreiten, wenn es möglich ist, wenn er mitbekommt, wenn jemand gemobbt, beleidigt ungerecht behandelt oder angegriffen wird. Es gibt auch so was wie unterlassene Hilfeleistung.