
- Der Konsumkiller
Ganze 24 Stunden hat Deutschland über das Für und Wider der Maskenpflicht im Einzelhandel diskutiert, nachdem Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) deren Abschaffung gefordert hatte. Dass es zu dieser Symbol-Diskussion gekommen ist, hat einen einfachen Grund.
Was Harry Glawe da am Wochenende in der Welt am Sonntag zur Maskenpflicht zum Besten gab, nennt man im politischen Geschehen einen Testballon. Man lässt ihn aufsteigen, einfach um zu schauen, wie weit er wohl fliegen wird, ob der Wind gut steht. Dabei nimmt man in Kauf, dass er sich womöglich gleich in einem Strommasten verheddert, platzt oder einfach wieder auf die Erde zurück sinkt. Gleich mehrfach ließ sich der CDU-Gesundheitsminister von Mecklenburg-Vorpommern zitieren: „Ich kann die Ungeduld des Handels sehr gut nachvollziehen, die Maskenpflicht abzuschaffen“, „Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten“ und „wir versuchen, für alle norddeutschen Bundesländer eine einheitliche Regelung hinzubekommen.
Noch lieber wäre mir ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel“. Schon Anfang August zur Kabinetts-Sitzung in Schwerin, mitten in den Sommerferien in Meckpomm, geht Glawe davon aus, dass ein Ende der Maskenpflicht beschlossen würde. Der Testballon von Schwerin, man sah ihn bis nach Berlin. Ganz Deutschland diskutierte plötzlich wieder pro und contra Maskenpflicht.
Widerspruch von der eigenen Ministerpräsidentin
Doch nur wenige Stunden nach seiner Ballonfahrt ist Harry Glawe einigermaßen unsanft gelandet. Widerspruch von der eigenen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. In einer gemeinsamen Konferenzschaltung der Landesgesundheitsminister mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wurde beschlossen, die Maskenpflicht in ganz Deutschland beizubehalten.
Von „Einigung“ war sogleich die Rede, was darauf schließen lässt, dass es Streit, zumindest aber Uneinigkeit gegeben haben muss. Im Bundesgesundheitsministerium war man ungehalten bis irritiert, sowohl über den Glawes-Vorschlag als auch über das Wording von der Einigung. Es habe keine Einigung gegeben, hieß es noch am Abend aus dem BMG, die Maskenpflicht gelte, und dies sei unstrittig, von keinem der Gesundheitsminister in Zweifel gezogen worden.
Glawe, der personifizierte Zielkonflikt

dpa
Bis auf Harry Glawe offenbar, was auch nicht verwundert. Denn sein Ministeriumszuschnitt in Mecklenburg-Vorpommern weist ihm nicht nur den Gesundheitsbereich zu. Glawe ist Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit und damit in Sachen Corona der personifizierte Zielkonflikt. Gesundheitliche Interessen zur Pandemie-Eindämmung stehen den Interessen, etwa des Einzelhandels oder des Tourismussektors, entgegen.