
- Der liberale Überraschungskandidat
Warschaus Oberbürgermeister Rafał Trzaskowski sollte ursprünglich gar nicht zur Präsidentschaftswahl in Polen antreten – doch am Sonntag könnte er Amtsinhaber Andrzej Duda von der nationalkonservativen PiS-Partei ablösen.
Es war ein äußerst denkwürdiges Ereignis, das am 6. Mai im polnischen Staatsfernsehen TVP ablief: eine TV-Debatte mit zehn Präsidentschaftskandidaten, die wenige Minuten nach Ende der Sendung zusammen mit den Bürgern erfuhren, dass die vier Tage später geplante Wahl nicht stattfinden würde.
Nicht dabei im Studio war ein Kandidat, der in den vergangenen Wochen den Wahlkampf regelrecht aufgemischt hat: Rafał Trzaskowski. Dies aber nicht, weil der Stadtpräsident von Warschau, wie in Polen die Oberbürgermeister genannt werden, keine Lust auf ein Duell mit seinen Konkurrenten hatte. Nein, zum damaligen Zeitpunkt war Trzaskowski gar nicht Präsidentschaftskandidat. Małgorzata Kidawa-Błonska hieß damals die Kandidatin seiner Bürgerkoalition, dem von der liberalkonservativen Bürgerplattform dominierten größten Oppositionsbündnis.