
- „Unsere Körper sind per se politisch“
In der linksradikalen Szene hat sich eine neue Gruppierung etabliert: die Migrantifa. Ihre bisherigen Statements und Forderungen klingen teilweise wirr. Muss man das wirklich ernst nehmen?
Auch die linksradikale Szene unterliegt einigen Mechanismen der Marktwirtschaft. Dabei geht es eher nicht um um Kapitalverwertung zur Erzielung von Renditen. Vielmehr spielt sich das Ringen um eine führende Marktposition in diesem Spektrum im Bereich der Aufmerksamkeitsökonomie ab. Und wo gestern noch gesprühte Losungen der obskuren Organisation „Jugendwiderstand“ oder lokaler Antifa-Gruppen zu sehen waren, prangt derzeit oftmals ein neues Label: Migrantifa.
Mit diesem Kunstwort soll der Anspruch formuliert werden, Migrantengruppen und „weißdeutsche“ (O-Ton) radikale Linke im Kampf gegen Rassismus, Neonazis, Diskriminierungen aller Art, den Kapitalismus im Allgemeinen und den Staat als Ganzen zu bündeln. Wichtiger Anknüpfungspunkt ist die ursprünglich US-amerikanische Bewegung „Black Lives Matter“, die sich nach der brutalen Tötung des Afroamerikaner George Floyd durch einen weißen Polizisten am 25. Mai in Minneapolis global ausbreitete. In Deutschland bezieht man sich unter anderem auf rassistisch motivierte Morde in der jüngeren Vergangenheit, wie in Halle und Hanau.