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Nehmen wir unsere Privilegien für selbstverständlich? / dpa

Rassismus in Deutschland - „Wie rassistisch bin ich?“

Die Debatte über den Umgang mit Rassismus in Deutschland polarisiert. Aber müssen wir wirklich alles hinterfragen, oder übertreiben wir es mit der Suche nach vollkommener politischer Korrektheit?

Autoreninfo

Rixa Fürsen macht einen Master in Internationalen Beziehungen an der Hertie School in Berlin. Derzeit hospitiert sie in der Redaktion von CICERO.

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Schwarze, Afro-Amerikaner, Farbige, People of Color – was darf gesagt werden und was ist diskriminierend? Das „N-Wort“ natürlich. Aber welche Bezeichnungen sind korrekt, welche abwertend und warum? Durch diesen Dschungel der politischen Korrektheit ist es schwierig durchzublicken. Wer sich mit Rassismus beschäftigt, begibt sich auf ein Minenfeld.

Einerseits wirbelt die Debatte viel Wind auf. Andererseits macht es den Anschein, als drehe sie sich im Kreis und als lasse sie den Kern des Problems außer Acht: Den Respekt vor und den Umgang mit Menschen jeglicher Couleur

Rassismus-Selbsttest im Stern

Aber wie macht man es richtig? Eine Anleitung dazu liefert der Stern in seiner aktuellen Ausgabe. Einen Test, der dem Leser sagt, wie rassistisch er wirklich ist oder eben nicht. „Weiße sind privilegiert. Wie sehr ist nur wenigen bewusst.“ Da ist etwas Wahres dran; doch zu bezweifeln ist, dass jeder, dem dieses Privileg bewusst ist, automatisch ein Rassist ist. Das wäre – wie könnte man es passender formulieren – viel zu schwarz-weiß gedacht.

Der Stern regt dazu an, jeden Bereich seines eigenen Lebens zu überdenken. Aber sollten wir das auch? Ist es rassistisch, als Frau nachts die Straßenseite zu wechseln, wenn einem ein Mann entgegenkommt, der womöglich eine andere Hautfarbe hat? Ist es rassistisch, wenn man Musik von schwarzen Künstlern besonders gern hört – Hip-Hop, Jazz? Sicherlich gibt es etliche Bereiche, in denen die Frage nach Rassismus überaus angebracht und mehr als überfällig ist. Aber es gibt eben auch Bereiche, in denen es das eigene Urteil frei von diskriminierenden Anschuldigungen sein sollte. 

Vorurteile an jeder Straßenecke

Deutschlandweit haben Menschen demonstriert, um das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu streichen. Denn die Bezeichnung der „Rasse“ sei rassistisch, weil es biologisch gesehen keine „Menschenrassen“ gebe. So weit, so gut. Doch was passiert dann mit dem Begriff „Rassismus“, wenn wir das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz und aus unserem Sprachgebraucht verbannen? Wird er dann auch obsolet?

Selbst wenn wir uns von diesen Begriffen verabschieden würden, würde das unsere Probleme nicht lösen. Vorurteile gäbe es trotzdem an jeder Straßenecke – gegen Ausländer, gegen alte weiße Männer, gegen Ostdeutsche, gegen Frauen, gegen Homosexuelle, gegen Arbeitslose, gegen Jugendliche, gegen jeden und alles. Man kann es drehen, wie man möchte, überall gibt es sie: Vorurteile. Und überall wird es Fälle geben, mit denen die eigenen Stereotypen gefüttert werden können. Doch überall wird es auch Fälle geben, die beweisen, dass diese pauschalisierten Bilder unberechtigt und zudem falsch sind. 

Gilt das, was wir heute sagen, morgen als rassistisch?

In Deutschland haben wir die Chance, unsere eigenen Dogmen zu durchbrechen. Denn Deutschland ist ein tolerantes Land, das die Menschenrechte hoch hängt. Das ist kein Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen und sich entspannt zurückzulehnen. Doch der Erhalt und die Öffnung unserer Gesellschaft wird eben auch nicht durch Polemik gefördert. Ganz im Gegenteil: Sie verstärkt die Spaltung unserer Gesellschaft, so wie wir es momentan überall beobachten können. 

Auf der ganzen Welt werden derzeit Denkmäler von wichtigen historischen Personen demoliert und zerstört. Personen, die für viele Menschen Fortschritt gebracht haben. Diese Menschen waren nicht unfehlbar, auch sie waren Zeugen ihrer Zeit, die den Geist ihrer Epoche verkörpern. Macht es uns heute zu Rassisten, wenn wir die Erfolge würdigen, die wir Winston Churchill zu verdanken haben? Ist die Kritik an seiner Glorifizierung berechtigt, teil-berechtigt, oder vorkommen unberechtigt? Ist die „Black Lives Matter“-Bewegung auch bloß ein Kind ihrer Zeit und wird womöglich in 50 Jahren als diskriminierend wahrgenommen? Gilt das, was wir heute sagen, morgen als rassistisch? 

Fragen ohne Antwort

Viele Fragen, kaum klare Antworten – leider. Dennoch ist es wichtig, sich genau diese Fragen zu stellen, sich in den Diskurs zu stürzen, ohne ein Überzeugungstäter oder Fanatiker zu sein – weder in die eine noch in die andere Richtung. Keine Meinung ist absolut, keine unfehlbar, und morgen im Zweifelsfall wieder ganz anders. 

Rassismus ist auch in Deutschland ein Thema. Über unseren Sprachgebrauch sollten wir uns Gedanken machen und Wörter streichen, die abwertend sind. Doch wir sollten uns nicht darauf versteifen, uns zu überlegen, welche Begriffe nun schlimmer sind als andere. Vielmehr sollten wir uns auf den Umgang miteinander konzentrieren. Denn wenn wir nicht respektvoll miteinander umgehen, kann auch die Sprache uns nicht retten. 

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Ernst-Günther Konrad | Mo., 22. Juni 2020 - 08:55

Das wird täglich neu definiert. Geh ich nicht mehr zum Discounter "X" wird man behaupten, das tue ich, weil eine Migrantin an der Kasse sitzt. Rassismus? Jeder darf inzwischen jedem "Rassismus" vorwerfen, wenn die Meinung nicht gefällt.
Die Politik zeigt es uns jeden Tag. Es wagt ja niemand mehr Tacheles zu reden. Keiner hört dem anderen mehr zu. Es wird sich nur auf "Worte" fixiert, die dann die Wort- und Bilderverdreher solange umdeuten, bis angeblich Hass und Hetze heraus kommt. Sie sind selbst bei den Foristen zu finden. Wie das geht? Chemnitz-Video hat es gezeigt, wie Bilder "interpretiert" werden können. Man muss nur den "richtigen" Blick darauf haben. Ich sehe niemand, der den Wahnsinn stoppt. Die vernünftig sachlich argumentierenden Menschen hört keiner, die werden medial ignoriert. Ich habe vor Monaten davor gewarnt, dass der Bogen überspannt werden könnte. Stuttgart war erst der Anfang. Da wird es "Eventgäste" in anderen Großstädten geben, die wollen das toppen. Uffpasse

"Geh ich nicht mehr zum Discounter "X" wird man behaupten, das tue ich, weil eine Migrantin an der Kasse sitzt. Rassismus? "
Man stelle einen Strohmann auf, in dem Fall eine erfundene abstruse Situation mit abstrusen Reaktionen, um darauf einzuprügeln und vom eigentlichen Thema abzulenken.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 22. Juni 2020 - 13:56

Antwort auf von Michael Andreas

Und was ist das Problem Ihrer Meinung nach Herr Andreas? Zum Artikel selbst haben Sie inhaltlich jetzt aber noch nichts geschrieben. Ihre Meinung würde mich interessieren. Ihr bloße Hinweis auf Grundgesetz ist ja ganz nett, sagt aber eben nichts zum Gegenstand des Artikels aus. Haben Sie da eine eigene Meinung?

Frau Fürsen,
dass der Sprache auch noch eine "rettende" Funktion zugeschrieben werden könnte, darauf wäre ich wirklich nicht gekommen.
Vielmehr ist Sprache (vom Unverbalem abgesehen) DAS Mittel der zwischenmenschlichen Kommunikation, welches beschreibt, bezeichnet aber eben auch bewertet. Die über Jahre, oft über Jahrhunderte gesammelten Erfahrungen der Gruppe - auch und insbesondere mit "Fremden", fließen in die Sprache ein, was ein völlgi spontaner, natürlicher Prozess ist.
Wenn beispielsweise eine sesshafte Gruppe Jahrhunderte lang bestimmte Erfahrungen mit einer "ziehenden" Gruppe von - nach eigener Überzeugung - Gaunern macht, nennt die sesshaufte Gruppe diese: ziehende Gauner... Daraus werden dann... Eben.

Manfred Bühring | Mo., 22. Juni 2020 - 09:07

PC und hysterische Weltuntergangsszenarien dominieren den medialen öffentlichen Raum, was dazu geführt hat, dass wir uns gesellschaftspolitisch in eine ausweglose Sackgasse manövriert haben, in der Alles und Jedes keinen Bestand mehr hat. Die Rassismusdebatte ist dabei die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Es wird nur noch in den Kategorien schwarz-weiß, gut-böse, rechts-links gedacht. Die Polarisierung wird unser demokratisches freiheitliches liberales Gemeinwesen zerstören; die "chinesische Kulturrevolution" findet nun in D und E statt.

Peter Silie | Mo., 22. Juni 2020 - 09:21

wird uns jetzt die nächste Schuld suggeriert? Was soll das? In jedem Land der Welt wird jeweils auf das Nachbar Land /Stamm /Gruppe herabgeschaut. Solcher Art "Rassismus" ist menschlich. wir deutschen sind da wirklich noch von der harmloseren Sorte

Manfred Bühring | Mo., 22. Juni 2020 - 10:25

Antwort auf von Peter Silie

Wenn ich an den Holocaust oder Namibia denke, gehören wir, was unsere Vergangenheit angeht, eher zu den "schlimmen Fingern". Die dt. Rolle in der Rassismusvergangenheit sollte man nicht kleinreden. Allerdings sind wir einige der wenigen Nationen, die zumindest die Holocaust-Schuld einigermaßen aufgearbeitet haben, was unseren Nachbarstaaten, die kollaboriert haben, sichtlich schwer fällt.
Gleichwohl halte ich die Diskussionskultur bei uns für eine Sackgasse (siehe oben).

Simone Büchl | Mo., 22. Juni 2020 - 14:16

Antwort auf von Manfred Bühring

Was ist mit dem Völkermord an den Armeniern?
Kurden werden nach wie vor diskriminiert.
Was ist mit den "native Americans"?
Sie leben nach wie vor in Reservaten.
In Indien gibt es das menschenverachtende Kastensystem und Chauvinismus.
In Afrika werden Frauen beschnitten.
Mao Zedong war verantwortlich für den Tod von Millionen von Menschen und ist nach wie vor ein Volksheld in China.
Dann gab es noch die Stalinschen Säuberungen.
In Saudi Arabien gibt es nach wie vor Steinigung.
Würde man gegen die wirtschaftlichen Beziehungen zu diesen Ländern demonstrieren, wäre ich sofort dabei.
Doch Deutschland verachtete Hitler und das Dritte Reich.
Rassismus und Diskriminierung wird laut GG nicht toleriert.
Die Demonstrationen laufen also ins Leere.
Die bloße Kritik an Worten ist meiner Meinung nach lächerlich.
Ähnlich zum Genderwahnsinn ändert bloße Wortklauberei nichts an tatsächlicher Diskriminierung.

Romuald Veselic | Mo., 22. Juni 2020 - 15:11

Antwort auf von Simone Büchl

ich würde sehr gern in einem Indigenen Reservat leben/wohnen.
Wissen Sie warum?
In diesem Reservat, darf kein Fremder übernachten, ohne der Chief dem zustimmt. Ansonsten sind die Reservat People unter sich, und wollen von anderen Kulturen nichts wissen. Sie sind Anti-Bunt u. die Indian-Native-Police, ist nicht auf Spaß ausgerichtet. Dort können Salafisten keine "LIES!" Aktion durchführen.
Erstaunlich, dass die B90G/Linke/SPD sich bislang dazu nicht geäußert haben.

Jacqueline Gafner | Mo., 22. Juni 2020 - 14:50

Antwort auf von Peter Silie

weiss ich nicht, obwohl ich über die Jahre so einiges von der Welt gesehen habe, doch ist das vielleicht auch nicht so entscheidend. Klar scheint mir jedenfalls, dass Menschen rund um den Erdball im Regelfall das Bedürfnis haben, zu irgendeiner Gemeinschaft zu gehören, die sich als solche begreift, und in ihren Reihen als "vollwertiges" Mitglied akzeptiert zu werden. Und das funktioniert nur, wenn man sich an die grundlegenden Regeln und Usancen hält, die in der jeweiligen Gemeinschaft als verbindlich gelten. Wer damit nicht leben kann oder will, wird das in jedem Fall in der einen oder andern Art zu spüren bekommen. Kommt hinzu, dass es weltweit kaum eine Gemeinschaft geben dürfte, die nach dem Prinzip "last come, first served" funktioniert. Will heissen, wer neu zu ihr stösst, kann keine Vorzugsbehandlung erwarten. Auch das ist normal und nicht diskrimierend, soweit sich Neuankömmlinge alle in gleicher Art damit konfrontiert sehen, dass für sie kein "roter Teppich" ausgerollt wird.

Christa Wallau | Mo., 22. Juni 2020 - 09:54

Bei diesem wichtigen Thema (Rassismus) spielen
menschliche Grundeigenschaften/-bedürfnisse
u. Gefühle eine derart wichtige Rolle, daß man sie nicht so sträflich außer acht lassen darf, wie dies zur Zeit geschieht.

RESPEKT voreinander kann nur wachsen, wenn
entsprechend positive ERFAHRUNGEN vorliegen, welche die Achtung hervorrufen. Sonst nutzen alle Gesetze/Sprachregelungen der Welt nichts!

Bei Kindern genügt es dann, ihnen die Erwachsenen-Erfahrungen als verläßlich
weiterzugeben, so z. B. , indem man ihnen sagt: "Polizisten, Sanitäter, Feuerwehrleute, Lehrer ... sind wichtige, vertrauenswürdige Leute in unserer Gesellschaft,denen ihr Kinder Respekt schuldet. Sie sorgen für unsere Sicherheit, Gesundheit u. Bildung. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Frauen o. Männer, Weiße o. Personen mit anderer Hautfarbe handelt. Weil aber alle Menschen unvollkommen sind, kann es sein, daß ihr auch bei Respektspersonen Fehlverhalten feststellt. Berichtet uns davon. Wir kümmern uns darum."

Ganz recht liebe Frau Wallau! Allein mir scheint es, dass dies im Moment die durchweg gängige Praxis ist. Auch was den Respekt gegenüber Menschen mit mehr Lebenserfahrung als dem Demonstranten auf dem Titelbild betrifft mit seinen verallgemeinernden Unterstellungen, scheint es nicht opportun diesen (Respekt) einzufordern. Habe diesbezüglich in meinem Kommentar dazu wohl nicht den richtigen Ton getroffen da er nicht erscheint. Wie auch einige Mitkommentatoren verbitte ich mir diese schlagwortartigen Unter-bzw. Gleichstellungen dieser mir fremden Personen! Und ich brauche weder unser GG noch einen Rassismus-"Check" was mein Privileg als ältere weiße Indigene, in neudeutsch Biodeutsche betrifft! Sollten diese meine Merkmale mich laut seinem Pappdeckel zur Rassistin machen, so ist das allein sein Problem!
Er kann mich ja wie die TAZ-Tante auf dem Müll abladen für mein lebenslanges Fehlverhalten. Aber Vorsicht! Es steckt noch einiges Leben in der alten Dame;) junger Mann! MfG

"Ich lache trotzdem..."
Ich stimme Ihnen voll zu.
Trotz ist eine reflexartige Eigenschaft des innerlichen Widerstandes, gegen vorgefertigte Anordnungen v. "Oben". Damit meine ich gewählte Politiker u. nicht gewählte physische u. juristische Personen. Trotz - andere Form zum "sich durchsetzen".
Mir passt nicht, wenn mir jemand erzählt/aufzwingt, wenn ich zu mögen/nicht mögen soll/muss/habe. Dies führt dazu, dass ich auch den Erzähler/Meinungsnötiger dazu mitzähle. Es ist meine Pflicht, mein Nachwuchs davor zu warnen, was ich als "latente" Gefahr empfinde. Egal ob Gegenstände o. Personen. Vorurteile sind Assoziationen, die im Bewusstsein biologisch fest verankert sind. Dagegen kann der beste Umerziehungslager nichts ausrichten.

Kurt Walther | Mo., 22. Juni 2020 - 10:33

Fast wie ein "Wohlfühlartikel", gut gemeint und gut geschrieben von Frau Fürsen. Sogar die angenehm kurzen Sätze wirken in der gegenwärtig überhitzten und übertrieben geführten Debatte um und gegen Rassismus irgendwie deeskalierend. Völlig zu recht ist da vieles anzuzweifeln, sind zumindest viele Fragezeichen zu setzen. Was heute mehrheitlich noch als richtig empfunden wird, kann in wenigen Jahren schon wieder als falsch gelten. Schwierig auch, ob der Begriff "Rasse" für Menschen überhaupt adäquat ist. Ich mag den Begriff "Rasse" für Menschen nicht. Es stimmt schon, dass "weiß" privilegiert zu sein scheint. Aber dieses Land, unser Land, wird seit jeher von Menschen weißer Hautfarbe bewohnt. Es sollte und muss nicht unbedingt zum Einwanderungsland für die Dritte-Welt-Armut mutieren. Zuwanderung (egal welche Hautfarbe) von Spitzen- und Fachkräften: ja. Zuwanderung in die Sozialsysteme: nein. Was hat das mit Rassismus zu tun? Da ist viel Hysterie in der Debatte.

gabriele bondzio | Mo., 22. Juni 2020 - 10:37

wenn es Sie den gebe, gebe es keine Probleme auf der Welt.
Sie haben völlig recht mit ihren Satz: „Wer sich mit Rassismus beschäftigt, begibt sich auf ein Minenfeld.“
Einen Rassismus-Selbsttest im Stern, würde ich spaßeshalber in Betracht ziehen.
Es gibt eine einfachere Variante: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“(Konfuzius)
Man kann Worte im Grundgesetz hinzufügen oder weglassen. Aber was ändern Worte?
Worte streichen, halte ich auch nicht zielführend. Denn es sind die Gedanken, die hinter Worten stehen.
Als sehr aussagekräftig betrachte ich ihren Satz: "Keine Meinung ist absolut, keine unfehlbar, und morgen im Zweifelsfall wieder ganz anders."
Meine Gegner im Diskurs betrachte ich daher eher als Denkanstöße, die mein Wissen weiterbringen.

Christian Mutzel | Mo., 22. Juni 2020 - 10:47

Angesichts solcher Parolen wird mir gewahr, wie die Serie South Park immer mehr von Satire zur Dokumentation wird. PC Principal springt bald aus dem Fernseher. Rassismus kommt vor, aber in weit der hierzulande strukturell ist, fußt bei dieser hysterischen Bewegung nur auf Mutmaßnungen und willkürlich hergenommenen Definitionen von Rassismus. Und nach wie vor kann man die Situation in den Staaten sicherlich nicht einfach auf Deutschland übertragen. Und eine sachliche Debatte scheint ja nicht erwünscht angesichts dessen, dass jetzt auch Kant, auf dem sich ja gerne mal Verteidiger einer "humanitären" Flüchtlingspolitik beziehen, daran glauben muss.

Christian van der Ploeg | Mo., 22. Juni 2020 - 11:15

Ich denke, die ganze Diskussion passt einfach zur Empörungskultur, die Einzug gehalten hat. Jeder will sich über irgendwas empören, fühlt sich angegriffen und muss dann lautstark verkünden, dass er/sie diskriminiert wurde. Natürlich gibt es in D. wie überall Rassissmus, der m. M. n. aber eher rückläufig war.
Wenn sich nun aber ausländisch aussehende Menschen in D. angegriffen fühlen, weil man Interesse an ihnen zeigt und sie fragt, wo sie herkommen, wenn man keine Mohrenköpfe mehr essen darf und auch überhaupt das Kind nicht mehr beim Namen nennen darf (denn ja, es sind uns nicht nur Goldstücke geschenkt worden), verstärkt das eher rassistische Tendenzen, als sie aufzulösen. Ich lebe in Japan, und hier gibt es auch (und auch teilweise zu Recht) manchmal Vorurteile gegenüber Ausländern. Ich bin hier Gast, versuche mich so gut es geht anzupassen und dadurch zu zeigen, dass die Vorurteile unbegründet sind. Das hilft mehr als rumzujammern.

Hans Meiser | Mo., 22. Juni 2020 - 12:30

Antwort auf von Christian van …

"Jeder will sich über irgendwas empören, fühlt sich angegriffen und muss dann lautstark verkünden, dass er/sie diskriminiert wurde."
Richtig. Denn was gibt es besseres, als OPFER zu sein. Als Opfer ist man nicht angreifbar, fehlerlos, hilfsbedürftig etc.
Opfer zu sein, ist die Rettung aus dem Jammertal des eigenen Lebens, in das sich die aktuell erwachsen gewordene Generation per "selbstbestimmten Leben", "Selbstverwirklichung" und "Individualität "!sic) hineinmanövriert hat.

Michael Andreas | Mo., 22. Juni 2020 - 11:29

Rassismus in Deutschland existiert, rassistische Praktiken existieren. Wer will das ernsthaft bestreiten. Anstatt zu jammern, weil diejenigen aufmucken, auf die man herabsieht, lieber das Grundgesetz beherzigen.

Kein Mensch bestreitet hier und anderswo, das es dieses menschliche wie unschöne Phänomen gibt werter Herr Andreas! Nur jeder versteht heute scheinbar was anderes darunter. Persönlich bin ich bestimmt auch nicht frei von Vorurteilen. Wurde aber dank meiner Eltern so erzogen, nicht auf meine Mitmenschen herabzusehen und schon erst recht nicht sie abzuwerten. Ich wehre mich jedoch dagegen in eine Art Sippenhaft genommen zu werden von mir fremden Leuten und Politikern*Innen, die mit unserem GG wedeln und meinen damit ist es getan. Und ich jammere mit allem Recht über die Absenz jeglicher, mir früher noch bekannter Diskussionskultur in unserer Gesellschaft.
Die traurigen Reste davon finden Sie und ich leider nur noch hier bei Cicero und an wenigen anderen Stellen. Alles Gute! MfG

Romuald Veselic | Mo., 22. Juni 2020 - 11:31

Der Mensch auf dem Titelbild, redet für sich selbst, damit ist dies sein Problem, wenn er sich für ganzes D-Land hielt. Soll er sich darin suhlen.
Kann sein, dass er nach 50 Jahren, wenn er es bis dahin schafft, seine Meinung ändern wird. So gesehen, ist das für mich eine Makulatur.
Ich beteilige mich nicht an den Debatten, die mich nicht betreffen o. mich nicht interessieren, denn meine Probleme, muss ich selbst bewältigen.
Ich bin resistent gg. EU-Westpsychosen/Neurosen, da mein Heranwachsen, ganz anders geprägt wurde. Im Realsozismus, verbrauchte man ganze körperliche Energie, auf der Suche nach dem Abstand zum Polit-Wahnsinn, sowie man genug zum Essen hatte. Die Jugend dort war nicht durch Wertezerstörung geprägt, denn dafür der harte Knast folgte, ohne Rücksicht auf Alter zw. 14 bis 18 J.
Übrigens: In CSSR waren die meisten Knastinsassen Sinti&Roma, und niemand hielt dies für rassistisch.
Der aktuelle Polit-Wahnsinn, wird von mir genauso gehandhabt, wie in der verblichenen CSSR.

Markus Michaelis | Mo., 22. Juni 2020 - 14:35

Ich für meinen Teil bin nicht rassistisch und würde mich auch nicht auf solche Diskussionen einlassen. Zwischen zwei gleichberechtigten Individuen immer gerne - da diskutiere ich fast alles. Aber bei uns geht es um gesellschafliche Machfragen einer sich ändernden Gesellschaft. Da über Moral, Schein-Grundwerte, Mehrheitsattribute, Rassismus etc. den Diskurs bestimmen zu wollen, lehne ich für mich ab. Steinmeier geht glaube ich auch mehr davon aus, dass er wirklich so unangreifbar Mehrheit ist und seine Werte so universell sind, dass er väterlich allen entgegenkommt - das ist aber nicht gleichberechtigt und an der Realität vorbei. Die Gesellschaft sortiert sich neu und alle reden mit.

Koloniale Vergangenheit lehne ich für mich auch weitgehend ab. D besteht schnell aus einem immer bunteren Mix. Man stelle sich vor jeder "vom Stamme X" wird erstmal ins Kreuzverhöher zu seiner Rolle gegen alle Stämme Y genommen, die auch hier leben. So geht das aus meiner Sicht sicher nicht.

Maria Arenz | Mo., 22. Juni 2020 - 16:22

nein, nicht das Murmeltie. Sondern die Sprachpolizei. Mein Vorschlag: anstatt das böse "R" - Wort zu verwenden, sagen wir künftig afrikanischer, arabischer chinesischer...usw. Phänotyp. Die Typen, die, man heute Rassisten nennt, werden dann zum Phänotypisten- also Menschen, die Menschen des eigenen Phänotyps für höherwertig halten. Verwechslungen mit dem den Älteren unter uns noch geläufigen Begriff der "Stenotypistin" sind nicht zu befürchten, weil dieser Beruf ja ausgestorben ist. Wenn es allerdings Mode wird, auch die Verschiedenartigkeit von Phänotypen zu bestreiten, weiß ich allerdings auch nicht mehr weiter.... Vielleicht ist aber bis dahin das Paradies auf Erden schon ausgebrochen, oder der anhaltende Kampf um Symbole, Begriffe und Denkmäler hat den Zusammenhalt der Gesellschaft so gründlich ruiniert, daß es dann richtig zur Sache geht und nicht mehr um den Firlefanz, mit dem wir uns aktuell mal wieder die Zeit vertreiben.

Klaus Peitzmeier | Mo., 22. Juni 2020 - 21:17

Kann es eigentlich sein, daß wir ein Volk von Selbstbezichtigungsmasochisten sind? Wir sehen in DE überall Rassisten, Diskriminierer, Nazis, Geizneurotiker. Und unheimlich viele Menschen möchten das mit uns teilen. Drängen zu uns, um von uns gequält und erniedrigt zu werden?
Wollen von uns rassistisch verfolgt u diskriminiert werden. Wollen von uns ausgebeutet werden.
Oder haben wir einfach den Realitätssinn verloren u sind die am wenigsten diskriminierenden, die am wenigsten rassistischen u am wenigsten ausbeutenden unter den Unzulänglichen? Oder sind die zu uns drängenden alle Vollpfosten oder uninformiert oder beides.

Wolfgang Beck | Di., 23. Juni 2020 - 11:06

"Rassismus ist ein deutsches Problem" - Falls der junge Mann dieses Problem auf deutsche Gene zurückführen möchte, würde er ein rassistisches Argument benutzen - mit Rassismus gegen Rassismus kämpfen. - Unabhängig davon: Hinter der ganzen Diskussion steht möglicherweise ein sehr spezielles Motiv: Alle Menschen, die hier leben, müssen in jeder Hinsicht total gleich behandelt werden - egal, ob sie deutsche Staatsbürger sind oder nicht. Deutscher-sein hieß aber früher auch und vor allem wehrpflichtig sein, und lange Zeit dauerte der Wehrdienst 18 Monate. Und worum ging es: Um den Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Der junge Mann müßte mal 18 Monate Grundwehrdienst leisten, dann wüßte er, daß Demokratie nicht einfach nur Freiheit und Toleranz bedeutet, und er würde als Deutscher am eigenen Leib erfahren, was wirklich ein deutsches Problem ist.

Eugen Renz | Di., 23. Juni 2020 - 15:21

Auf der ganzen Welt gibt es Vorurteile jeweils gegen Ausländer. So sind die Deutschen in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern nicht unbedingt beliebt und werden in vielen Ländern mit „Kosenamen“ bezeichnet ( „Piefkes“, „Krauts“, usw. ). Ist dies auch Rassismus ? ? Ist es Rassismus wenn in Deutschland über die Bayern, Schwaben, Sachsen „gelächelt“ wird ?? Meines Erachtens liegt in keinem der erwähnten Fälle Rassismus vor. Wenn doch , bin ich dafür, die Rassismusdebatte zu erweitern. Natürlich machen wir uns dann ggf. vollkommen lächerlich, aber, was soll´s.Wir sind eh schon auf dem besten Wege uns im Interesse der politischen Korrektheit lächerlich zu machen. Wegen jeder Kleinigkeit wird ( von interessierten Kreisen ) die Rassismuskeule geschwungen. Und nur zur Vermeidung von Mißverständnissen: Ich achte jeden Menschen egal welcher Hautfarbe, Nation, Sprache,Geschlecht,usw.und bin damit sehr gut gefahren.