Aus der Rumpelkammer ins Rampenlicht: Die Lenin-Statue in Gelsenkirchen
Aus der Rumpelkammer ins Rampenlicht: Die Lenin-Statue in Gelsenkirchen/dpa

Lenin-Denkmal in Gelsenkirchen - Ein Staatsterrorist als Held

Anderswo werden Denkmäler von Größen der Geschichte geschändet. In Gelsenkirchen errichtet die MLPD heute eine Lenin-Statue. Der makabre Akt konnte von der Stadtverwaltung nicht verhindert werden.

Florian Hartleb

Autoreninfo

Dr. Florian Hartleb ist Politikwissenschaftler. Er lebt seit fünf Jahren in Tallinn, Estland, und ist als Politikberater und -experte zu den Themen Flüchtlinge und Digitalisierung tätig. Im Oktober 2018 erschien sein Buch „Einsame Wölfe. Der neue Terrorismus rechter Einzeltäter“ bei Hoffmann und Campe. Im Februar 2020 wurde das Buch aktualisiert und in englischer Fassung vom Springer-Verlag veröffentlicht. 

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Für Proletarier aller Welt findet heute in Deutschland ein feierlicher Moment der Vereinigung statt, der so gar nicht zum Zeitgeist passt. Schließlich ist es Trend, Denkmäler zu besudeln und Helden vom Sockel zu stürzen. Der Bildersturm von „Black Lives Matter“ hat kulturrevolutionäre Züge, die Furor richtet sich gegen Staatsmänner wie Otto von Bismarck, aber auch Geistesgrößen wie Immanuel Kant. Er prägte den Satz „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Das schließt die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus ein, der wie der Nationalsozialismus für den Totalitarismus des 20. Jahrhunderts steht, für Gewaltherrschaft, Ideologie und Terror. Nun wird in Gelsenkirchen ein Denkmal eingeweiht, nicht via Ausstellung, sondern ganz real. Eine gusseiserne Statue von Wladimir Iljitsch Uljanow, als Lenin bekannt, wird feierlich enthüllt. 

Initiiert hat das eine offen linksextremistische Splitterpartei, die Marxistische-Leninistische Partei Deutschland (MLPD), die sich nun im Vorhof ihrer Partei mit der importierten Statue schmückt. Das Monument  wurde in der Sowjetunion gegossen und stand vor einer Maschinenfabrik in der damaligen Tschechoslowakei. Von einer Stadt wurde sie nun erworben. Die Stadt Gelsenkirchen hatte zuvor versucht, die Statue gerichtlich zu verhindern und mit dem Denkmalschutz argumentiert. Die gut zwei Meter hohe Figur beeinträchtige das Erscheinungsbild eines Baudenkmals auf dem gleichen Grundstück, argumentierte die Stadt. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und das Oberverwaltungsgericht Münster wiesen diese Argumentation jedoch zurück. Nach einer coronabedingten Verzögerung findet nun der der Festakt statt. Er steht unter dem perfiden Motto „Gib Antikommunismus keine Chance". Im Ankündigungstext steht: „Lenin war ein Meister darin, in weltgeschichtlichen Krisen zielstrebig und erfolgreich auf wirkliche, also revolutionäre Lösungen hinzuarbeiten. Und heute erleben wir die dramatischste Krisenentwicklung des Kapitalismus seit dem Zweiten Weltkrieg. Es ist also höchste Zeit für das erste Lenin-Denkmal in Westdeutschland und eine breite gesellschaftliche Debatte über revolutionäre Perspektiven.“ Die Partei sieht in Lenin „einen Staatsmann neuen Typs“. Mehrere Fernsehsender wollten über die Zeremonie berichten, darunter naturgemäß  auch Sender aus Russland, die nun ein gefundenes Fressen haben: Der Kommunismus erhebt sich. Rein optisch beherrscht Lenin Russland noch heute. Mindestens 6000 Lenindenkmäler stehen auf Rathausplätzen, unzählige Hauptstraßen tragen seinen Namen. Und sein einbalsamierter Körper ruht weiter in Moskau. 

Fatales Signal

Beobachter aus dem einstigen Ostblock, etwa in den baltischen Staaten reiben sich verwundert die Augen, da internationale Medien das Thema aufgegriffen haben. Eigentlich dachte man nach dem Siegeszug der liberalen Demokratie und dem „Schwarzbuch des Kommunismus“, das die Gräueltaten von Russland über die DDR bis hin zu Kambodscha dokumentiert: Längst ist der Kommunismus auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Davon zeugt etwa der Memento-Park in der Nähe von Budapest, das die monströsen Skulpturen aus kommunistischer Zeit ausstellt und Touristen aus dem Westen drastisch aufzeigt, wie sehr der Kommunismus mit bizarrem Personenkult verwoben war. Eine Lenin Statue begrüßt bereits am Eingang.

Darauf weist auch die Stadt Gelsenkirchen hin, die sich nicht durchsetzen konnte. Ehemalige sowjetische Länder hätten sich von Lenin-Denkmälern getrennt, weil sie Demokratie wollten, heißt es von Andrea Larnest von der Stadt Gelsenkirchen. „Da stellt sich natürlich schon die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass hier so ein Symbol einen Platz findet in einer demokratischen Gesellschaft.“  Überregional hingegen regte sich hierzulande kein großer Protest – ein weiterer Trend.  Von der Linken etwa gibt es keine Stellungnahme dazu. Auch das Gedenken an 17. Juni 1953 – der Arbeiteraufstand war einst wichtiges Narrativ für die Bundesrepublik  –  geht immer mehr unter in der Erinnerungskultur. Dabei ist der Aufbau von Leninstatuen zu Propagandazwecken untrennbar mit dem DDR-Stalinismus verbunden. Walter Ulbricht etwa hatte am 19. April 1970 in Berlin-Friedrichshain vor 200. 000 Menschen das Denkmal 1970 als ein Symbol für den Sieg des Sozialismus enthüllt. Es wurde 1991 gestürzt. Im Schweriner Plattenbaugebiet „Mueßer Holz“ steht hingegen bis heute ein riesiges Lenin-Denkmal. 

Der Wegbereiter Stalins 

Immer noch glauben viele Menschen, dass der Berufsrevolutionär Lenin der menschenfreundliche Kommunist und alleine Stalin der grausame Menschenschlächter gewesen sei. Dieses Propagandamärchen lässt sich aber nicht halten, wenn man die geschichtlichen Tatsachen betrachtet. Dabei Lenin hat den Staatsterror erfunden. In seiner Schrift „Was tun?“ (1902) hatte er als politische Methode Vorschriften zur Strategie und Taktik, aber vor allem seine Vision einer streng disziplinierten, zentralistisch geleiteten Partei entworfen. Diese Ideen erhielten später die Bezeichnung „Demokratischer Zentralismus“ und wurden Grundlage des antidemokratischen und diktatorischen Handelns von Kommunisten weltweit.

Lenin begründete den rhetorischen und moralischen Tenor für die Brutalität Stalins in den 1930er Jahren und schuf die Institutionen, die sie ausführten, allen voran die Tscheka, die politische Polizei. Seine Theorie („Der proletarische Staat ist eine Maschine zur Vernichtung der Bourgeoisie“) hat er systematisch und skrupellos in die Praxis umgesetzt. Unter seiner Herrschaft hat er Zehntausende von Geiseln erschießen lassen. Hunderttausend revoltierende Arbeiter und Bauern wurden in Massakern getötet. Seine Politik hat eine Hungersnot ausgelöst, die fünf Millionen Menschen das Leben kostete. Das alles berührte den bolschewistischen Revolutionär aber wenig. Er rechtfertigte seine Politik des „roten Terrors“ immer wieder auch öffentlich. Widerstand gegen den Bolschewismus definierte er als todeswürdiges Verbrechen. Millionen starben nach dieser Logik des Grauens.

Erfinder des Gulag

Auch der Gulag ist keine Erfindung Stalins. Lenin höchst selbst ordnete an, „die Klassenfeinde der Sowjetrepublik in Konzentrationslagern zu isolieren“, um sie auf diese Weise auszuschalten. 1921 gab es bereits 84 Lager in 43 Provinzen, in denen „unzuverlässige Elemente“ inhaftiert und „rehabilitiert“ wurden.

Duftmarken einer Splitterpartei

Die MLPD, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, setzt nun eine Duftmarke. Sie, die 1982 gegründet wurde, ist elektoral bedeutungslos, lag bei Bundes- und Landtagswahlen in der Regel zwischen 0,0 und 0,2 Prozent. Sie wird auf 1.800 Mitglieder geschätzt. In Gelsenkirchen, Ort der Parteizentrale, schnitt sie etwas besser ab. UDSSR und DDR kritisiert die Partei gleichermaßen. Beide wären den Versuchungen des „bürgerlichen Revisionismus“ erlegen und hätten den richtigen Pfad des Marxismus-Leninismus verlassen. Die MLPD vertrete hingen den einzig richtigen Sozialismus im Anschluss an Mao-Tse-tung – unter Einschluss von dessen Massenverbrechen. Sich selbst sieht sie berufen, auf dem Weg zu einer Diktatur des Proletariats die „Massen zu lenken und zu leiten“.

Stattliche Geldgeschenke

Die Partei selbst ging aus der maoistischen K-Gruppenszene der 1970er Jahre hervor. Das Denkmal wurde nach Eigenaussage durch 100 Spenden ermöglicht. Damit sei das 10. 000 Euro teure Monument zu 115 Prozent finanziert, was an die Erfolge der Planwirtschaft aus der Ära des zeitweise real existierenden Sozialismus erinnert. Kleinspenden dieser Art hätte die Partei eigentlich gar nicht nötig. Sie verbucht regelmäßig stattliche Geldgeschenke in der Kategorie, die laut Parteienfinanzierungsgesetz unmittelbar veröffentlicht werden müssen. Im laufenden Jahr sind es mehr, als SPD, Grüne und FDP kassieren durften, 2019 steht ebenfalls ein sechsstelliger Betrag in der Bilanz. Sie könnte das Denkmal also aus der Portokasse bezahlen.

Immerhin verfügt die Partei über einen Millionenbesitz von mehr als 10 Millionen Euro. Es stammt aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Zuwendungen aus Erbschaften.  Großspenden bekam die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) im Jahr 2019 rund 110. 000 Euro, weit mehr als etwa „Die Linke“. 2018 hatte die MLPD 80.000 Euro erhalten. Ob bald auch Mao neben Lenin auftaucht? Und über Gelsenkirchen und das fatale Zeichen für Menschenrechte hinaus: Oder sollten wir uns angesichts der aktuellen Gewaltbereitschaft der Antifa nicht stärker mit dem Linksextremismus auseinandersetzen? Und wie steht es eigentlich mit der Erinnerungskultur an kommunistische Gewalt? 

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Werner Gottschämmer | Sa., 20. Juni 2020 - 12:04

Im öffentlichen Raum der Stadt Gelsenkirchen? Und hier hat die Stadt keinen Einfluss? Gibt es hierzu Fakten. Von der unappetitlichen Symbolik will ich gar nicht erst anfangen!

Herr Bernd Haushalter | Sa., 20. Juni 2020 - 12:32

Das Pendel schwingt gerade mit Schwung weit nach links. Bedauerlicherweise wird es beim Rückschwung nicht in der Mitte stehenbleiben.
Die Mitte wird auch dann wieder übergangen werden. Diese Welt ist kein Spielplatz für Extremisten.

Joachim Kopic | Sa., 20. Juni 2020 - 13:14

Antwort auf von Herr Bernd Hau…

... lassen grüßen ... es erinnert mich immer mehr an meine Jugendzeit:
In der Nähe der "Zonengrenze" aufgewachsen und mein UKW-Taschenradio konnte nur nur BI/II und den "DDR-Funk" einigermaßen hörbar empfangen. Da letzterer Mitte der 60er modernere Musik brachte und sendeleistungsstärker war, hörte ich oft den Osten und hatte so den direkten Vergleich zwischen OST- und WEST-Propaganda ... an was mich die derzeitige Entwicklung erinnert, brauch ich niemanden zu erklären, oder?

Michael Andreas | Sa., 20. Juni 2020 - 13:37

Antwort auf von Herr Bernd Hau…

Eine politisch vollkommen bedeutungslose Partei stellt ein bedeutungsloses Denkmal an einer bedeutungslosen Stelle auf und bekommt damit ungeheure Publicity im In- und Ausland, einschließlich eines Cicero-Artikels. Albern.

Ich finde den "Aufschrei der (Selbst-)Gerechten" prinzipell auch für überzogen und haltlos.
Aber albern ist er nicht.
Das "System" hat Angst und fördert (erlaubt) sogar faschistische Aufmärsche in der Nähe der Feierlichkeiten.
Von wegen "Kampf gegen Rechts" !
Nur Worthülsen, nicht nur seit der NSU-Vertuschung, um unser kapitalistisches, Menschen und Natur zerstörende System "am Leben zu erhalten."

Georg Czech | Sa., 20. Juni 2020 - 17:49

Antwort auf von Oliver-Frank Basedow

Anstatt das Geld bzw. Parteivermögen an die Arbeiter zu verteilen, lassen die "Echten Sozialisten" eine Lenin-Statue errichten. Einem Mann der einen Krieg gegen Polen anzettelte und Menschen in Gulags umbringen ließ, weil man so gerne vom Geld und der Arbeit der anderen lebte. Was kommt als nächstes, eine Stalin-Statue? Und nicht vergessen, Stalin war anfangs Hitlers Komplize und damit auch der Nationalsozialisten! Wie heißt es noch? Gleich und Gleich gesellt ...

An anderer Stelle werden Denkmäler von angeblichen oder tatsächlichen Rassisten geschändet. Die Freunde von Marx, Engels und Co. sollten bedenken, dass auch ihre "Helden" schlimme Judenhasser, Antisemiten und Rassisten waren. Wolfram Weimer hat in seinem Artikel über den "Rassisten Marx" (erschienen in 'The European') sehr eindringliche Fakten benannt. Zitat Friedrich Engels in einem Brief über Paul Lafargue: "Meine Glückwünsche an Paul, le candidat du Jardin des Plantes - et des animaux. Da er in seiner Eigenschaft als Nigger dem übrigen Tierreich um einen Grad näher steht als wir anderen, so ist er ohne Zweifel der passende Vertreter für diesen Bezirk." Die Zitate von Karl Marx lesen sich ähnlich widerlich. Wenn wir aber beim "Entsorgen" von Denkmälern sind, so ergäben sich für unsere linksradikalen Reiniger weitere Beispiele. Martin Luther war bekanntermaßen ebenfalls "Judenhasser". Da warten viele Denkmäler auf ihren Umsturz und Beseitigung, sowie die Umbenennung der Kirche u.a.m.

Jürgen Klemz | Sa., 20. Juni 2020 - 20:00

Antwort auf von Oliver-Frank Basedow

...ein Menschen und Natur zerstörendes System war der real existierende Sozialismus, vielleicht sind Sie noch zu jung, aber die DDR im Zustand von 1988 würde auch für Sie die Dinge eventuell anders sehen lassen! Der böse Kapitalismus hat die Gegenden um Leipzig,Halle an der Saale und Bitterfeld wieder lebenswert und die Umwelt wieder gesunden lassen!

. . . das ist nicht albern, das ist eher sehr traurig, daß so etwas in der heutigen Zeit noch möglich ist.- Etwas Ähnliches ist ja in Trier, der Geburtsstadt Karl Marx', geschehen, denen hat China eine Karl-Marx-Statue geschenkt, aucg alles sehr, sehr traurig, und, ja, ich warte jetzt mal, bis die ersten Schänder kommen und sich an den Statuen vergreifen, so abwegig wäre das ja in der jetzigen Zeit nicht.

angesichts ewiger CDU-Mehrheiten eine wohl eher konservative Spezies, vor Jahren in einer Umfrage ihrer gleichfalls wohl eher betulichen Tageszeitung Karl Marx zum "bedeutendsten Sohn" der Stadt gekürt. Selbst einige bekannte und durchaus in der Stadtgeschichte wichtige katholische Bischöfe landeten weit abgeschlagen. Das dortige Karl-Marx-Geburtshaus gehört angeblich zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten.
Gegen die "Säule", die ja durchaus überregional für Schlagzeilen sorgte, protestierten (und demonstrierten) in bester Eintracht AfD, NPD und andere rechtsextreme Sektierer.
Die Bevölkerung hat angeblich gegen das Ding kaum etwas einzuwenden.

Heidemarie Heim | Sa., 20. Juni 2020 - 12:46

Oder die Erinnerung an die Opfer von Kommunismus, Sozialismus und deren hybriden Ablegern pflegen? Sorry, aber ich weiß nicht von was Sie sprechen geehrter Herr Dr. Hartleb! War Genosse Wladimir denn ein Sklavenhalter oder ein Rassist? Er hat doch im Gegensatz zu Demagogen wie AH und Goebbels fast ausschließlich die eigene Bevölkerung massakrieren, in Umerziehungs-KZs oder an Hunger verrecken lassen. Nach heutiger Deutung, insbesondere bei uns wären er und seine gewaltbereiten Anhänger, soweit ich den kulturrevolutionären Kampf gegen das System bisher richtig verstanden habe doch sogenannte Aktivisten. Ähnlich harmlos für die demokratische Gesellschaft wie die französischen Tschetschenen und Maghrebiner, die in den von Ihnen beherrschten Stadtteilen Recht und Ordnung wahren. Jedenfalls nicht so staatsgefährdend wie das Mariechen in Frankreich oder der Björn bei uns. Deshalb lehnte der BT gestern geschlossen eine Beobachtung, Verbot der Antifa und ihrer linken Ableger auch ab! MfG

Gisela Fimiani | Sa., 20. Juni 2020 - 12:50

Diese Gesellschaft hat ihren demokratischen Kompass längst verloren. Die Werte, welche einen freiheitlich bürgerlicher Rechtssaat ausmachen, sind nicht tief genug verankert. Wofür soll gekämpft, was soll verteidigt werden? Bis hinein in die Judikative entlarven sich jahrelange Relativierungen nun als erfolgreiche Strategien, um einen Systemwechsel herbeizuführen. Den Zeitgeist der intellektuellen und moralischen Unredlichkeit bringen rückgratlose, feige Politiker nicht zum Stillstand. Dafür bedürfte es der tiefen Verwurzelung im Geist der demokratischen Freiheit. Deutsche „Demokraten“ in Legislative, Exekutive, Judikative überlassen das Regieren inzwischen nicht demokratisch legitimierten Gruppen und Organisationen aller Art, während hilf- und kompasslose Politiker bemüht sind, die Untertanen mit Geld und leeren Phrasen ihrer demokratischen Zukunft zu berauben. Orwell: ein Mensch mit großem Weitblick für die Gefahr des „Kippens“ der Demokratie in die Despotie.

die sich nach meiner Einschätzung mehrheitlich weiterhin dem Modell eines freiheitlich-demokratisch fundierten Rechtsstaates verpflichtet fühlt, und das nicht nur (noch) auf dem Papier, bin ich optimistischer als Sie, Frau Fimiani, auch wenn ich Ihre Analyse sonst über weite Strecken teile. Nachdem ich den wikipedia-Eintrag zu Gelsenkirchen gelesen habe, erstaunt mich die kuriose Story mit dem neu aufgestellten Lenin-Denkmal nicht mehr ganz so sehr. Zum einen wegen der offenbar ausgeprägten wirtschaftlichen Schwäche der Stadt, zum andern wegen der Tatsache, dass sie nicht im Osten der BRD liegt und damit nie in den Genuss der Errungenschaften des real existierenden Sozialismus gekommen ist. Ob das auch für die Exponenten des örtlichen Ablegers der MLPD gilt, weiss ich nicht, doch wirklich wundern würde mich auch das nicht, im Gegenteil. Manche lernen nie etwas dazu, dagegen ist kein Kraut gewachsen, nicht nur in Deutschland.

"Ob das auch für die Exponenten des örtlichen Ablegers der MLPD gilt, weiss ich nicht"
Ich kann aufklären Frau Gafner, es sind Wessis. Im Grunde eine regionale Komponente und halb so schlimm, keine radikale Antifa.

Markus Michaelis | Sa., 20. Juni 2020 - 12:55

Lenin hatte große Ideen. Seine Ideen waren, als Linker, aus der Denkrichtung, dass sie für alle Menschen gut sein sollten, nicht nur für Reiche, ein bestimmtes Volk oder sonst eine Gruppe. Wie bei fast allen Menschen mit großen Ideen, die auch große Umsetzer sind, ist der reale Mensch im Weg, weil er zu widersprüchlich und vielfältig ist und einfach nicht zur großen Idee passt. Da ist Lenin keine Ausnahme, aber er hat das explizit auch so gesehen und konsequent umgesetzt: der reale, für ihn zeitgenössische Mensch war im Weg und musste entsprechend angepackt werden - zum Wohle der richtigen Idee (und damit aller (abstrakter) Menschen).

Es ist aber große Geschichte, auch unsere Geschichte, die ist eben vielschichtig und widersprüchlich - ich habe kein prinzipielles Problem mit dem Denkmal.

Interessant ist, wie die "Bilderstürmer" reagieren werden. Ob Lenin jetzt mehr ein Menschenverachter ist oder, weil z.B. nicht kolonial, ein Menschenfreund.

Wilfried Düring | Sa., 20. Juni 2020 - 15:50

Antwort auf von Markus Michaelis

Für die heutigen 'Bilderstürmer', Pyromanen und Marodeure ist Lenin in seinem Vernichtungswillen und in seiner Grausamkeit ein uneingeschränktes, leuchtendes Vorbild.
Kirchen, historische Bauten, Denk-Mäler ... . Es gibt noch soviel, was (nicht nur) in Europa vernichtet, niedergebrannt und zerstört werde kann.
Der links-gruene Nihilismus steht vor einer reichen Ernte.

'... Man nutze die schreckliche Hungersnot der Jahre 1921/22 dazu, die Konfiszierung der Kirchenschätze anzuordnen. Die Kirchen des Landes wurden entweiht und zerstört, unwiederbringliche Kunstwerte vernichtet. ... Der Widerstand der Gläubigen, die die Kirchenschändung durch Blockaden zu verhindern suchten, wurde mit Gewalt gebrochen. '

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/rezension-sachbuch-mit-h…

Abschließend sei darin erinnert, daß Lenin und Trotzki 1921 mit der Vernichtung der Kronstädter Matrosen, genau diejenigen beseitigten, die sie im Herbst/Winter 1917 an die Macht geputscht hatten.

Wilfried Düring | Sa., 20. Juni 2020 - 16:14

Antwort auf von Markus Michaelis

Herr Michaelis, die Tendenz Ihres Beitrages hat mich schon sehr betroffen gemacht. Lenin stand mehrfach vor schwerwiegenden Entscheidungen;
immer entschied er sich - persönlich - für Gewalt, Terror, Mord.
Als wichtigste Beispiele nenne ich:

* die Ermordung der Zarenfamilie incl. Kindern (1918),
* die gewaltsame Auflösung der Konstituante (Nationalversammlung) (1918),
* die brutale Niederschlagung des Aufstandes der Kronstädter Matrosen (1921)

Der Versuchung einer Ehrenrettung ist intellektuell unredlich.
Es hilft nichts: Lenin war - ein MASSEN-MÖRDER!

Eine geläuterte Linke hätte durchaus Vorbilder, auf deren Ideen und Lebensleistungen sie sich berufen könnte.
Ich nenne: Lassalle, Jaures, Luxemburg, Dubcek. Vielleicht auch einen Companys i Jover, der in Katalonien Menschen vor der 'revolutionären' Lynchjustiz rettete und 'dafür' - nicht für seine eigenen, sondern für die Verbrechen seiner Madrider 'Genossen' - 1940 durch Franco hingerichtet wurde. Wer kennt DIESE Namen noch?

„Schont die Sockel, wenn ihr Denkmäler stürzt. Sie können noch gebraucht werden.“
(Jerzy Lec) Denkmal-Stürmer müssen aber konsequent und gerecht vorgehen. Nach dem Antisemiten Karl Marx sind auch heute noch Straßen und Plätze benannt (z.B. in Berlin; in Chemnitz steht ein überdimensionaler Marx-Kopf im Stadtzentrum). Wenn es gerecht zugehen soll, müssen die Straßen umbenannt werden. Warum fängt man nicht beim Antisemiten Marx an? Auch seine Denkmäler müssen weg! Da schauen die Linken aber nicht hin und hüllen sich in beredtes Schweigen! Aber es war Karl Marx, der an Engels über den Juden Ferdinand Lassalle schrieb: „Es ist mir völlig klar, dass er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen …. Diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen … niggerhaft.“ Antisemitisch - und auch politisch nicht korrekt!

Ich hatte meinen Beitrag nicht als Ehrenrettung verstanden. Lenin ist für mich in Diskussionen eher immer ein Beispiel für jemanden, der abstrakt für alle Menschen da ist, konkret aber die Menschen zertritt, weil sie seinen Ideen im Weg sind oder einfach Masse zur Umsetzung.

Trotzdem halte ich es für richtig auch Lenin historisch einzuordnen, auch die Diskussion seiner positiven Beiträge zuzlassen. Das scheint mir selbstverständlich, wenn man nicht gerade persönlich unter ihm (oder seinen direkten Folgen) gelitten hat. Darum geht ja etwas die ganze Diskussion: ganz schwarz oder weiß ist fast nichts und die Auffassungen ändern sich auch noch mit der Zeit.

Dr. Roland Mock | Sa., 20. Juni 2020 - 22:46

Antwort auf von Markus Michaelis

Ganz sicher hatte Lenin „große Ideen“ und er setzte sie brutal um. Bei Linken herrscht weitgehend noch die Vorstellung, erst Stalin habe aus der Sowjetunion ein KZ gemacht. Falsch. Der „rote Terror“ (von den Bolschewiki in Anlehnung an den Terror der Jakobiner übrigens auch als solcher bezeichnet) begann unmittelbar nach dem Putsch in 2017 unter Führung Lenins. In ihrer Verachtung menschlichen Lebens waren sie alle gleich: Lenin, Trotzki, Stalin, Mao...

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 22. Juni 2020 - 09:32

Antwort auf von Markus Michaelis

frage mich allerdings, was Lenin Europa zu sagen hätte.
Auch ein Teil der Doktorarbeit von Frau Merkel galt doch wohl dem Marxismus-Leninismus.
Der Leninismus hat aber in Europa gar keine Tradition, ausser in einer sehr speziellen Zeit der DDR.
Welche Bedeutung Lenin für die UDSSR hatte, bedarf genauen,kritischen Hinsehens.
Die Gewaltbereitschaft würde ich nicht unbedingt der Theorie anlasten, schon gar nicht der von Marx und Engels, sondern den rigiden und restriktiven Verhältnissen in Russland schon zur Zarenzeit.
Ob sich Lenin darauf selbst reflektierte oder Marx und Engels einfach las, wie es ihm passte?
Russland hätte andere Möglichkeiten gehabt, wenn es nicht den 1. Weltkrieg gegeben hätte.
Welche europäische Mächte waren Russland-feindlich oder ist es leichter zu zählen, wenn ich frage, wer war Russland-freundlich?
Wie aber Russland seine zertrümmerte Geschichte wiedergeben?
Es sollten die verschütteten Wege wenigstens freigelegt werden.
Napoleon sockeln, aber Lenin stürzen

Dr. Roland Mock | Sa., 20. Juni 2020 - 15:00

Ach, ich habe, was kommunistische Symbole betrifft, inzwischen ein dickes Fell. Vor drei Jahren glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen: Mitten im noblen St. Tropez, der Liebe zum Lumpenproletariat nicht verdächtig, guckte mir auf einmal Wladimir Iljitsch in die Augen. Eine Statue ça. 50 m unterhalb der Kirche, direkt gegenüber einem Edelrestaurant, das wiederum hotspot megaedler Hochzeitsgesellschaften nach der Trauung ist. Ich war dermaßen fassungslos, daß ich am liebsten zum naheliegenden Rathaus gerannt und mich beschwert hätte. Aber dann dachte ich mir: C‘est la vie. Eigentlich typisch französisch: Kaviar essen, aber in Talkshows die rote Fahne schwenken. Und die Dödel, die sich da schon mittags mit Champagner vollaufen lassen, können das Konterfei von Lenin wahrscheinlich eh nicht von ihren eigenen Schuhen unterscheiden.

Es ist aber schon ein Unterschied ob "im Namen von" jemand Unheil angerichtet wurde oder ob dieser "Jemand" selbst ein grosser Unheilsstifter war, finden Sie nicht auch?
Jesus war jemand in dessen Namen, hätte man ihn als Vorbild genommen, man nur Gutes "anrichten" konnte.
Bei Lenin bestand diese Möglichkeit nicht!

Albert Einstein (1879-1955) über Jesus Christus:
„Das strahlende Bild des Nazareners hat einen überwältigenden Eindruck auf mich gemacht. Es gibt nur eine Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen.
Das ist die Person Jesu Christi. In ihm hat sich Gott am deutlichsten vor uns
hingestellt. Jedem tiefen Naturforscher muss eine Art religiösen Gefühls naheliegen, weil er sich nicht vorzustellen vermag, dass die ungemein feinen Zusammenhänge, die er schaut, von ihm zum ersten Mal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. – Die gängige Vorstellung, ich sei Atheist, beruht auf einem großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum
begriffen. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind. Nicht Gott ist relativ und nicht das Sein, sondern unser Denken.“

Oliver-Frank Basedow | Sa., 20. Juni 2020 - 15:44

Ich finde den "Aufschrei der (Selbst-)Gerechten" prinzipell auch für überzogen und haltlos.
Aber albern ist er nicht.
Das "System" hat Angst und fördert (erlaubt) sogar faschistische Aufmärsche in der Nähe der Feierlichkeiten.
Von wegen "Kampf gegen Rechts" !
Nur Worthülsen, nicht nur seit der NSU-Vertuschung, um unser kapitalistisches, Menschen und Natur zerstörende System "am Leben zu erhalten."

Jürgen Keil | Sa., 20. Juni 2020 - 15:45

In meiner Kindheit wurde, vor allen in sowjetischen Kinderfilmen, Lenin als der kluge, verständnisvolle alte Mann dargestellt, der von der Last der Verantwortung gedrückt und krank, liebevoll von der Krupskaja umsorgt wurde. Wie er tatsächlich als Privatperson, als Mensch war? Man wird es nie erfahren. Dass er während der Revolution und im Bürgerkrieg mit Gewalt und Härte agierte, dass er über Leichen gegangen ist; nun, gewaltsame politische Umstürze mit anschließender Herrschaftssicherung haben ihre eigenen Regeln. Man muss das nicht gut finden, sollte es aber historisch bewerten. Auch in der französischen Revolution gab es Gewalt und Terror. Lenin ist eine Persönlichkeit nicht nur der russischen Geschichte, er hat die Entwicklung der ganzen Welt für einen großen Zeitabschnitt wesentlich mit beeinflusst. Man sollte deshalb, da wo alte Denkmale von ihm stehen, diese auch stehen lassen. Neue Denkmale für ihm lehne ich allerdings ab!

Menschen (Persönlichkeiten), welche die Entwicklung von Staaten u. Kontinenten durch ihre Ideen u. ihr Handeln maßgeblich beeinflußt haben, sollte man nicht im nachhinein dadurch "bestrafen" wollen, daß man ihre Denkmäler vom Sockel stürzt. Das hat etwas Kurzschlüssiges, Kindisches an sich. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch eines Systems ist es verständlich, wenn man die verhaßten ehemaligen "Größen" , unter denen viele gelitten haben, von ihren Podesten entfernt u. kaputtschlägt. Aber nach Jahrzehnten? Was soll das?

Wenn heute noch Menschen dafür kämpfen, daß eine "Hindenburg-Straße" umbenannt werden müsse, weil dieser kein Demokrat gewesen sei, dann ist das nur lächerlich. Goethe war auch kein Demokrat. Also müßte man dann wohl auch alle Goethe-Straßen anders benennen.
Statt ahistorisch zu denken u. zu urteilen, sollte man sich lieber täglich fragen,
welche gravierenden Fehler die h e u t e hoch Gefeierten begehen, weshalb man an deren Bildern in 50 Jahren heftig kratzen wird.

da stimme ich Ihnen sogar zu.

Allerdings handelt es sich in Gelsenkirchen wohl um eine private Sache, die an einem privaten Ort stattfand.

Anders verhält es sich, wenn irgendwelche Reichsgrößen (z.B. Hindenburg) in Namensgebung oder als Denkmal noch immer öffentliche Räume in der Republik verschandeln.

Ulrich Jarzina | Sa., 20. Juni 2020 - 16:39

Ich frage mich gerade, was mit der Statue geschähe, würde die AfD Lenin posthum zum Ehrenmitglied ernennen.

Dennis Staudmann | Sa., 20. Juni 2020 - 17:59

wundern, weil das ist das Ergebnis einer Politik in Deutschland, die Kritik am Linksextremismus mit dem "Argument" abschmettert, dass man mit dieser den Rechtsextremismus relativieren will. Die Menschen müssen endlich begreifen, dass eine Gesellschaft, die immer weiter nach Links driftet, zwangsläufig in einer Diktatur endet? Es gibt nicht ein einziges Beispiel in der Geschichte, das diese Tatsache widerlegt. Die sogenannten "68er" stehen für kollektive Blindheit auf dem linken Auge. Es heisst, die Studenten seien damals (auch) auf die Strasse gegangen, um gegen das Verhalten der Elterngeneration in der NS- Zeit zu protestieren. Grosse Teile dieser Bewegung taten das mit der "Mao-Bibel" in der Hand, also der Niederschrift eines Diktators, der zu diesem Zeitpunkt schon Millionen von Menschen auf dem Gewissen hatte. Das interessierte allerdings die zahlreichen Maoisten nicht. Für sie war dieser Massenmörder "heilig" und ist es vielleicht heute noch.

In den 68ern waren es Studenten, die auf dem linken Auge blind waren, aber die mussten ja den "realen Sozialismus" nicht am eigenen Leib erleben. Sie saßen an den elterlichen Fleischtöpfen und ließen es sich gut gehen
Heute ist es ein aufgestachelter linker Mob, der Stuttgart und andere Städte zerstört und aufmischt, Läden plündert und Polizisten abgreift, schwer verletzt und Polizistenmord billigend in Kauf nimmt nach dem Vorbild des Polizistenmörders Erich Mielke, dem DDR-Stasi-Chef?!

Michael Bahr | Sa., 20. Juni 2020 - 19:37

... müsste auch Lenin stürzen. Der bolschewistische Revolutionär hat den Terror gegen Andersdenkende legitimiert. Noch unter seiner Herrschaft in Russland (bzw. ab 1922 Sowjetunion) fielen dem roten Terror hunderttausende von Menschen zum Opfer. Die Zarenfamilie war da nur die Spitze des Eisbergs. Die deutschen Gesinnungsgenossen der us-amerikanischen Kolumbusstatuen-Umstürzer müssten nun nach Gelsenkirchen ziehen und den roten Mörder vom Sockel reißen. Denn es ist ja schließlich egal, wer Menschen Unrecht zufügt, ob monarchistischer Imperialist und Kolonisator oder bolschewistischer Imperialist (was war die Sowjetunion anderes als ein Vielvölkerkerker?). Oder ist es doch nicht so egal? Zählen in den Augen der "woken" Progressiven die Opfer der Roten nicht? Die Frage ist natürlich rein rhetorischer Natur. Natürlich zählen in diesen Kreisen manche Opfer mehr, andere gar nichts. Womit das Heuchlertum von Teilen dieser Bewegung offenläge.

Ernst-Günther Konrad | So., 21. Juni 2020 - 08:38

Die Statue steht im Vorhof dieser linksextremistischen Partei. Ich denke mal, auf deren Grundstück. Ich kennen die Urteilsbegründung im Detail nicht, aber es könnte in etwa so argumentiert werden, dass es eben nicht öffentlich aufgestellt wurde, sondern auf Privatbesitz steht, auch wenn sie Besuchern von außen sichtbar die Möglichkeit geben, diese Statue wahrzunehmen.
Mal abgesehen davon, wie man zu Lenin steht und ob er nach heutigen Moralvorstellungen noch "anbetungswürdig" ist oder nicht. Eine Diskussion über Personen der Geschichte müsste eben entideologisiert und sachlich, historisch mit Fakten belegt geführt werden. Ggfls. mit Hinweisschildern versehen kritisch des Wirken beschreiben. Abreißen wirklich nur in speziellen Einzelfällen. Mein Problem ist: " Was machen wir, wenn sich jemand auf seinem Grundstück eine Statue eines "braunen Vorbildes" aufstellt? Die Gerichte müssten also auch das zulassen, oder?
In HH-Altona wurde ein Bismarckdenkmal mit roter Farbe entstellt. Uffpasse

gabriele bondzio | So., 21. Juni 2020 - 08:51

markierte das fast immer das Ende einer Ära.
Ich hoffe doch sehr, das im Umkehrschluss, nicht zutrifft. Das ein Lenin auf den Sockel gehoben, eine Ära erneut auferstehen lässt.
Das wäre ein skurriler Akt, Geschichte zu vergessen bzw. umzudeuten. Momentan sehe ich ich das Ganze eher als gezielte Provokation einer Splitterpartei.
Vielleicht ist diese Provokation auch Anlass, dass Menschen sich umgehender mit der Geschichte dieses Mannes beschäftigen. Und damit die sozialistische Idee entzaubern.