„Ich werde langsam unleidlich“: Ralph Brinkhaus pocht auf Finanzdisziplin / picture alliance

Ralph Brinkhaus - Die Stunde des stillen Stürmers

Ralph Brinkhaus will die Lobbyismus-Vorwürfe gegen Philipp Amthor nun prüfen lassen. Ansonsten wirkt der Voristzende der Unionsfraktion eher unscheinbar. In der Corona-Krise jedoch versucht er sich Profil zu verschaffen. Wird Brinkhaus der neue Zahlmeister der Republik?

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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In seinem länglichen Büro an der Spree gibt es nur wenig Dekoration: An der Wand hängt ein rostfarbenes Kreuz, auf dem Schreibtisch steht der weiße Geißbock des 1. FC Köln. Vielleicht sollte sich der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende noch einen Taschenrechner oder eine Spardose dazulegen. Ihm fehlt noch ein prägnantes Bild, das man mit ihm verbindet. Der formal mächtigste Mann im Bundestag blieb in seinen zwei Jahren als Vorsitzender der größten Fraktion im Bundestag meist unscheinbar. War da jemand als Merkel-Kritiker gestartet – und ließ sich dann doch als Stützpfeiler im System der Kanzlerin einmauern? 

Der 51-Jährige hat sich jetzt mit einem kraftvollen Bild zu Wort gemeldet. Wie in einem „schlechten amerikanischen Endzeitfilm“ habe er sich in der Corona-Krise gefühlt, als er in dem wie ausgestorben wirkenden Berlin im Bundestag zur nächtlichen Stunde Milliarden-Hilfspakete verabschiedete. „Ich werde langsam unleidlich“, sagte der sonst um ein freundliches Wort nicht verlegene katholische Ostwestfale dem Spiegel. Nun müsse auch an die Finanzierbarkeit der Wohltaten gedacht werden. 

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Christa Wallau | Fr., 19. Juni 2020 - 10:46

Bodenständigkeit (Realitätssinn), Zuverlässigkeit, Unaufgeregtheit, Lebenserfahrung in der Freiheit - das sind sehr gute Voraussetzungen für einen Politiker. Brinkhaus scheint mir nicht zerfressen zu sein vonder Gier nach Macht. Andererseits steht er bereit, wenn man ihn braucht.
In einem zukünftigen Kabinett unter Leitung eines Kanzlers Friedrich Merz könnte ich ihn mir gut als Finanzminister vorstellen.

gabriele bondzio | Fr., 19. Juni 2020 - 10:47

Gut begonnen, Herr Resing, ich liebe Synonyme, die den Bedeutungsumfang klar umreißen.
Aber schwergewichtige Positionen, sind, im ersten Fall kein Garant gehört zu werden. Im zweiten Fall, kann wenn ich sie verstehe der Untergrund (der maßlos unterhöhlert wurde) schnell absacken. Mit ihm der Pfeiler und die ganze Dachkonstruktion.
Diplom-Ökonom, Steuerberater sind ja erst einmal fundierte Voraussetzungen, das finanzielle Fundament eines Staates einzuschätzen.
Gute Sätze...“Wir werden das Steuerrecht bürgerfreundlicher machen“...Wir wollen, dass die Menschen in diesem Land sicher leben können. Deswegen stärken wir die Polizei, aber auch die Bundeswehr.“...habe ich schon von ihm 2018 gehört.
Aber da wurden die letzten 2 Jahre eher Eigentore geschossen.
Als Stützpfeiler ist man(n) doch irgendwie eingemauert.

Kropp, Harald | Fr., 19. Juni 2020 - 12:57

Bei der Lektüre Ihres Artikels kommt mir unwillkürlich ein Satz in den Sinn: „I have adream“; ja wohl, ein Traum. Ein Solitaire unter den Politikern, ein Mann der etwas von dem, was er tut versteht, weil er es studiert hat. Aufgrund seines Berufes – Steuerberater und Wirtschaftsprüfer – ist ihm die Materie, die er administrieren soll, bestens geläufig, sozusagen sein tägliches Brot. Damit unterscheidet er sich von der weit überwiegenden Mehrzahl seiner Vorgänger, die lediglich das nachplappern können, was ihnen ihre sachkundigen Staatssekretäre vorsetzen. Darüber hinaus noch Marathonläufer, also gewohnt daran, Ziele über lange Distanz anzugehen. Solche Leute braucht das Land. Mit ihm als Finanzminister käme ich das erste Mal in meinem schon langen Leben auf die Idee, die CDU zu wählen.

Ich stimme Ihnen in allem zu. Nur ein Brinkhaus allein macht noch keinen -nein nicht Frühling - sondern politischen Umschwung nach den Wahlen. Er braucht solide und unaufgeregte, fachkomptente und vor allem nicht "verbrannte" neue Weggefährten. Woher nehmen? Vielleicht gibt es sie ja in der CDU und wir wissen es nicht. Vielleicht findet sich auch der ein oder andere in einem künftigen konservativen Koalitionspartner? Für mich wirkt er ehrlich und vertrauensvoll. Nun, unter welchem Kanzler/In soll er seine Fähigkeiten präsentieren können?
Warten wir es ab. Nur, weil die CDU unter Merkel aus meiner Sicht schlecht regiert, sollte man nicht alle CDUler in die Tonne treten.
Genau das haben Sie auch nicht in ihrem Kommentar getan Herr Kropp.
Jedenfalls wäre er ein Mann aus der Praxis für die Praxis. Da fehlt es derzeit an allen Ecken und Kanten.

ist sympathisch und beschreibt einen Politiker, wie man ihn sich vorstellt. Meine Hoffnung war auch groß, nachdem die Wahl des Fraktionsvorsitzenden auf ihn fiel. Aber unmittelbar nach der Wahl der Satz "Zwischen die Bundeskanzlerin und mich passt kein Blatt Papier" Ja wenn ich mich dazu bekenne, keine eigene möglicherweise konträre Meinung zu haben und in der Fraktion kontrovers zu diskutieren, hätte man auch gleich bei Kauder bleiben können.

ist sympathisch und beschreibt einen Politiker, wie man ihn sich vorstellt. Meine Hoffnung war auch groß, nachdem die Wahl des Fraktionsvorsitzenden auf ihn fiel. Aber unmittelbar nach der Wahl der Satz "Zwischen die Bundeskanzlerin und mich passt kein Blatt Papier" Ja wenn ich mich dazu bekenne, keine eigene möglicherweise konträre Meinung zu haben und in der Fraktion kontrovers zu diskutieren, hätte man auch gleich bei Kauder bleiben können.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 19. Juni 2020 - 13:00

ich verstehe überhaupt nicht, was Frau Merkel in dem Artikel zu suchen hat, Herr Brinkhaus wurde m.E. nicht als Aussenseiter und ohne Hausmacht in der CDU zu deren Fraktionsvorsitzendem, sondern aus einer Identität der CDU aus den Erfahrungen der Bonner Republik.
Nun gab es ja auch eine Ost-CDU, zu deren Jung-Organisation Frau Merkel bekanntlich nicht gehörte?
Die Ost-CDU konnte sich evtl. nicht besonders während der DDR-Zeit entfalten und dürfte mit der stillen und zurückhaltenden, vor allem aber gewissenhaften Art von Herrn Brinkhaus keine Probleme haben.
Er ist "Steuerberater" und "Lipper"?
Deutschlands Finanzen wären gesichert:)
Ich glaube Lippe war früher einmal bitterarm, obwohl lange vor Berlin als Fürstentum auf Karten vermerkt?
So lange habe ich da nicht gelebt, aber es ist sicher immer noch eine Zierde NRW´s mit blühenden Landschaften.

Gerhard Lenz | Fr., 19. Juni 2020 - 15:38

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

war wohl genauso linientreu wie alle Scheinparteien und wie die SED selbst. Wenn man sich nicht, wie Sie es nennen, entfaltet hat, dann weil man es gar nicht wollte - man stand angeblich geschlossen hinter den Zielen der SED.

Es gibt eine interessante Publikation des BPBs (glaube ich..), Titel ist mir leider entfallen.

Interessant ist allerdings, dass die CDU im Westen die Ostler gleichen Namens bedingungslos vereinnahmte, so wie die FDP auch die Liberaldemokraten.

Kein Mensch in CDU/CSU oder FDP erwähnt heute die einstige DDR-Linientreue von Teilen der eigenen Partei; dagegen ist man erstaunlich fix, wenn es darum geht, die Linke wegen genau dieser Vergangenheit anzuklagen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 20. Juni 2020 - 09:18

Antwort auf von Gerhard Lenz

in der DDR nicht aufschliessen, ohne größere Nachteile aller Art befürchten zu müssen?
Als ich die Nach-DDR mitbekam, dann mit der Zeit auch ein Gefühl dafür, dass das kein Gute-Laune-Staat war und irgendwann habe ich mich auch von meiner hartnäckigen Idee verabschiedet, dies hätte einzig an der UDSSR gelegen.
Okay, sie hat nichts dagegen gemacht, evtl. auch weil sie selbst schlechte Lebensbedingungen und auch kein gutes politisches Klima besassen.
Ich war anfangs im Osten stark für eine freundliche Aufnahme der Linken in die SPD, stiess aber auf erheblichen Widerstand.
Ich bin nach wie vor für nicht etwa eine Öffnung der SPD zur Linken, sondern für Offenheit ihnen gegenüber, wenn sie Sozialdemokraten werden wollen.
Ob sie sich dann zu Missverständnissen entwickeln oder ihre Heimat in der SPD finden, wird man sehen.
Die SPD gab es nicht in der DDR.
Im Osten sehe ich eher überwiegende Zurückhaltung gegenüber Politik.
KEIN WUNDER.
Politische Sprache scheint immer noch Fremdsprache?

Klaus Peitzmeier | Fr., 19. Juni 2020 - 17:13

Meine Güte. Brinkhaus ist Steuerberater u wahrscheinlich seriös, zuverlässig, langweilig. Muß ja nicht falsch sein. So können Ostwestfalen sein. Ich bin auch Ostwestfale. Auf keinen Fall will er anecken. Eher versucht er Everybody`s Darling zu sein. Allein die von ihm geäußerte Charakteristik der Menschen die aus Wiedenbrück (hat nichts mit Lipperland zu tun) kommen schreit danach sich interessant zu machen, wo nichts interessant ist. "Dort wohnen Menschen, denen nicht viel geschenkt wurde, sondern die kämpfen müssen u können", schreibt er. Absoluter Nonsens. Die Gegend ist sogar ziemlich reich. Mit Tönnies, Claas, Miele, Bertelsmann, um nur einige Konzerne zu nennen. Und vielen reichen Bauern. Er macht bestimmt nichts kaputt. Beispiele: Er ist nicht gegen die Abwrackprämie. Er sieht sie kritisch. Gefragt, ob das 500 Mrd € Paket von Macron u Merkel der Einstieg in die Schuldenunion ist, sagt er: der Grat ist schmal. Wenn man es falsch macht, kann dabei eine Schuldenunion herauskommen.

Unglaublich schön, aber wenn ich zurückkomme in den Osten ist es hier immer noch sehr schön, nur anders, ich finde mit mehr Zauber. Das kann aber auch daran liegen, dass mich selbst das anfangs "verrottete" Dresden sofort in seinen Bann gezogen hat und das machen auch die Menschen, nicht nur die Landschaften.
Es ist aber evtl. typisch für das Forum, dass die m.E. ganz sicher guten Eigenschaften, die Brinkhaus besitzt, bei Steinmeier negativ ausgelegt werden?
Gut, die kann er auch von woanders her haben, aber er hat sie.

Heidemarie Heim | Sa., 20. Juni 2020 - 13:32

"Endlich proben sie mal den Aufstand in der Union," dachte ich damals. Als der treueste der Treuen und Frau Dr. Merkels Wunschkandidat, bis dahin DER "Zuchtmeister der Klatschhasenpopulation" Herr Tauber abgelöst wurde. Doch dann der Satz mit dem Blatt. Bei uns Pfälzern, wir sind ja bescheiden;), sagt man statt Blatt Papier, "es passt keine Briefmarke zwischen uns" um äußerste Nähe zu bekunden. Mag sein das ich da etwas "kleinkariert" reagiere und denke, aber ich möchte keinen politischen alten Wein in neuen Schläuchen. Auch gibt mir zu denken, das die Unions- Querdenker und die nicht leise Tretenden, so ziemlich alle von der Kanzlerin selbst oder ihren Zuträgern abserviert wurden! Dies und Personalrochaden ohne Rücksicht auf vergangene Fehlleistungen oder erkennbare Qualifikationen haben mein Vertrauen schwinden lassen. Von den ewigen Dauerkoalitionen/GroKo und inzwischen auch möglicher, eigentlich ideologisch unvereinbarer Verbindungen gar nicht zu sprechen. MfG