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Eine ganze Gesellschaft auf die Anklagebank gesetzt / dpa

Proteste gegen Rassismus - Opfer der eigenen Vorurteile

Der Protest gegen den gewaltsamen Tod von George Floyd mobilisierte auch hierzulande Demos. Ihre Teilnehmer tappten in die klassische Falle der Identitätspolitik. Sie überwinden keine Interessengegensätze, sie spalten.

Michael Sommer

Autoreninfo

Michael Sommer lehrt an der Universität Oldenburg Alte Geschichte und moderiert gemeinsam mit Evolutionsbiologe Axel Meyer den Cicero-Wissenschafts-Podcast

So erreichen Sie Michael Sommer:

Der Blutmai von Minneapolis schickt seine Schockwellen über den Globus. Am Wochenende erreichten sie auch Deutschland, wo Zehntausende auf die Straße gingen, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu demonstrieren. In den Protesten mischte sich die Forderung nach Veränderung in der Bundesrepublik mit der Solidarität mit den Schwarzen in den USA. In meiner Stadt Oldenburg hielt eine junge Frau ein Pappschild, auf dem stand: „Does my blackness intimidate you?“

Ich gebe zu, dass mich dieser Satz stutzig gemacht und auch geärgert hat. Ich weiß nichts über die Frau mit dem Pappschild, nicht, ob sie Einheimische oder Zugewanderte, ob sie Deutsche, Nigerianerin, Jamaikanerin oder US-Amerikanerin ist. Auch nicht, ob sie in ihrem Leben Diskriminierung erlitten hat oder nicht.

Wen schüchtert schwarze Hautfarbe ein? 

Ich schreibe diese Zeilen als jemand der, selbstverständlich, möchte ich fast sagen, solche Erfahrungen nicht gemacht hat, auch wenn er, was kaum vergleichbar ist, als Wissenschaftler zehn Jahre lang im europäischen Ausland gearbeitet hat. Aber ich wäre bis vorgestern nicht im Traum auf die Idee gekommen, mich von einer schwarzen Frau eingeschüchtert zu fühlen.

Warum auch? Ich habe, wissentlich jedenfalls, niemals jemanden aufgrund seiner Herkunft benachteiligt oder bevorzugt, obwohl ich als Hochschullehrer durchaus Gelegenheit dazu hätte.

Als Gruppe aus der Mehrheitsgesellschaft abgemeldet 

Warum das wichtig ist? Weil der Satz auf dem Schild zwei Dinge tut, die ich für brandgefährlich halte. Erstens konstruiert er mit dem Kunstwort „Blackness“ eine Identität der Afrodeutschen oder Deutschen mit schwarzer Hautfarbe, die so höchst problematisch ist. Natürlich wissen wir, dass Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen – mit einem Wort: Alterität – das Gefühl von Zusammengehörigkeit auch von disparaten Gruppen und Individuen konstituiert, wiederum kurz: Identität.

Die Frage ist aber, was mit einer Nation geschieht, aus der sich große Gruppen gleichsam abmelden, indem sie sich, wie es dieser Satz tut, der Mehrheit gegenüber –, ja entgegenstellen und sie auf die Anklagebank setzen. Das nämlich tut der Satz zweitens: Er wirft, auf subtile Art und ohne es direkt zu sagen, mit seiner rhetorischen Frage dem als „you“ bezeichneten Kollektiv der „Nichtschwarzen“ pauschal Rassismus vor.

Identitätspolitik konstruiert Gegensätze

Genau so funktioniert Identitätspolitik. Sie konstruiert Gegensätze, die im Einzelfall und situativ vorhanden sein mögen, als einzig relevante Grabenbrüche und übertüncht so andere Konfliktlinien, die mindestens ebenso wirkungsmächtig sind: die zwischen Arm und Reich, zwischen Globalisierungsverlierern und -gewinnern, zwischen formal Gering- und Hochgebildeten.

Im Übrigen auch zwischen verschiedenen Migrantengruppen, die ja, je nach Herkunftsland, in Deutschland sehr unterschiedlich reüssieren. Während viele, deren Eltern etwa einst aus Ex-Jugoslawien oder dem Iran gekommen sind, durch enorme Bildungsanstrengungen längst in der Mittelschicht angekommen sind, sind etliche andere noch genau da, wo sie am Tag ihrer Ankunft in Deutschland waren: ganz unten. Die identitätspolitische Prämisse, nach der es vor allem der latente oder manifeste Rassismus der Mehrheitsgesellschaft ist, der Einwanderer am Fortkommen hindert, gehört deshalb auf den Prüfstand.

Appelle ans schlechte Gewissen  

Warum ist Identitätspolitik so brandgefährlich? Weil sie, anstatt auf die Solidarität der Mehrheitsgesellschaft zu setzen, an ihr schlechtes Gewissen appelliert. Weil sie, statt die auseinanderdriftenden Segmente der Nation zusammenzuführen, Gräben aufreißt. Man lasse sich von demonstrativen politischen Gesten wie dem jetzt in den USA beliebten Niederknien weißer Politiker oder der religiös aufgeladenen Symbolik der Fußwaschungen nicht täuschen: Die Mehrheit plagen keine Schuldgefühle.

In Deutschland dürften die wenigsten Menschen die jetzt auch von der SPD-Vorsitzenden erhobenen pauschalen Rassismus-Vorwürfe gegen die Polizei in ihrem eigenen Erfahrungshorizont bestätigt sehen. Stattdessen dürften sie Bilder im Kopf haben, auf denen Polizisten beleidigt, bespuckt und geschlagen werden. Etliche werden sich fragen, ob die Anklagen der Dank sind für die Welle selbstloser Hilfsbereitschaft, die im Flüchtlingssommer 2015 durch das Land ging.

Profitieren von Grabenkämpfen  

Diejenigen, die man jetzt gern People of Color nennt, sollten auch von ihren vermeintlichen weißen Freunden nicht allzu viel erwarten, ob sie nun Saskia Esken heißen oder tatsächlich zur Antifa gehören. Die nämlich kochen in der identitätspolitischen Küche ihr eigenes Süppchen, weil sie hoffen, von den zu erwartenden Grabenkämpfen zu profitieren.

Manche auch, weil sie eine neue Gesellschaft am Horizont sich abzeichnen sehen. Wenn sie sich da mal nicht täuschen: In den USA provozierte der identitätspolitische Furor eine beispiellose Solidarisierungswelle der weißen Noch-Mehrheitsgesellschaft, auf der niemand anderer als Donald Trump ins Weiße Haus ritt. Auf der Strecke bliebe die Bürgergesellschaft des Nationalstaats. Ihr Fundament, die Rechtsgleichheit der Bürger, garantiert nicht Verteilungs- und nicht einmal Chancengerechtigkeit. Sie aber ist, lassen wir uns nicht täuschen, all ihren Defekten zum Trotz Voraussetzung für etwas noch Wichtigeres: die liberale Demokratie. Ihr Verschwinden wäre der erste Kollateralschaden des identitätspolitischen Neo-Tribalismus.

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Wie können wir die Armut und den Rassismus in der Gesellschaft überwinden?

Indem wir uns um soziale und rechtliche Gleichheit aller Menschen ernsthaft bemühen. Dabei unabhängig von der Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe des Menschen.

Wie erklärt sich der hohe Anteil von sozial und materiell armen Menschen mit migrantischen Hintergrund in der Gesellschaft?

● unter ungenügenden und schlechten Wohnverhältnissen
● fehlende schulische und berufliche Qualifikation
● geringer Lohn für schmutzige und schwere Erwerbsarbeit
● der höhere Anteil unter den Arbeitslosen und
● im Hartz IV- Strafvollzug und
● unter Lebensbedingungen mit Sozialhilfe

Auch eine Folge des sozialen und gesellschaftlichen Ausschlusses:

● der hohe Anteil an der allgemeinen und insbesondere der Drogen-Kriminalität
● und Drogenabhängigkeit
● und in fast allen größeren Haftanstalten, nicht nur in Berlin.

Fazit: Ohne soziale und materielle Umverteilung -von ganz oben nach unten- können wir diese Probleme nicht lösen.

Eine gewisse Umverteilung, die im Ergebnis erzielt wird, scheint mir auch notwendig. Historisch funktioniert das meist dadurch, dass Arbeit gebraucht wird und Menschen dazu befähigt werden, die Arbeitsstellen auszufüllen und dann selber Firmen und Chancen zu gründen. Die alte soziale Diskussion. Hier hat es den besonderen Aspekt, dass es entlang von Bevölkerungsgruppen geht. Missstände auf der einen Seite überwiegend mit Benachteiligung zu erklären, auf der anderen Seite mit tiefsitzenden Gruppeneigenschaften birgt einige Sprengkraft. Aber vielleicht muss man alles mal ausprobieren.

Da haben Sie sich aber Ihre sozialistischen Wunschphantasien einmal so richtig von der Seele geschrieben. Immer noch nichts gelernt? Klappe! Sozialismusversuch der soundsovielte. Inzwischen sollte man doch als intelligenter Mensch wissen, dass solche Versuche noch immer im Elend geendet haben. Entweder Freiheit oder Gleichheit. Beides zusammen funktioniert einfach nicht oder halt nur annäherungsweise. Und noch eines: Bei Ihrer Aufzählung haben Sie eines völlig aus dem Auge verloren - wohl weil sie einem verfehlten Menschenbild aufsitzen. Es ist die kulturelle Prägung, die vielleicht eine noch größere Rolle spielt, als ihre Liste von materiellen und sozialen Faktoren hergeben. Ich kann Ihnen nur wärmstens ans Herz legen: Denken Sie um!

"Human beings are born with different capacities. If they are free, they are not equal. And if they are equal, they are not free." Solschenizyn

Jahrzehnte der deutschen Entwicklungshilfe haben immer wieder nur das Gleiche gebracht: tiefere Abhängigkeit, Korruption, Stillstand, Lethargie und noch tiefere Abhängigkeit. Was es braucht ist rechtliche Gleichstellung und die konsequente Durchsetzung von Recht und Ordnung - bei klaren und verbindlichen Regeln. So hat jeder die Chance, aus seinem Leben etwas zu machen, oder es eben zu lassen.

So nicht für Vietnamesen, Japaner, Koreaner, auch nicht für die meisten Osteuropäer und nicht einmal für alle Muslime: so sind Migranten iranischer Herkunft in der Regel deutlich erfolgreicher als solche aus der Türkei oder dem arabischen Raum.

Die entsprechenden Daten sind auch ohne große Schwierigkeiten im Internet zu finden, insofern frage ich mich, was Sie mit Ihren reichlich platten Anwürfen beabsichtigen, die auch aus dem Parteiprogramm der LINKEN oder der MLPD stammen könnten.

Migrantenbiographien in Deutschland sind glücklicherweise mehrheitlich von gelungener Integration und wirtschaftlichen Aufstieg geprägt. Die in Ihrem Beitrag behauptete Spaltung der deutschen Gesellschaft in einen wohlhabenden "biodeutschen" und in einen komplett verelendeten migrantischen Bevölkerungsteil entspricht in keinster Weise der Realität.

Sehr geehrter Herr Schramm,
Sie haben mit einem Teil Ihrer Aussagen natürlich recht. Aber bezüglich der "fehlenden schulischen und beruflichen Qualifikation" habe ich eine Anmerkung :
Wir haben in Deutschland auch hunderttausende Migranten aus China, Thailand, Vietnam und anderen asiatischen Ländern, die in der Regel sehr gute schulische Leistungen erbringen. Während ein Großteil der Migranten, die schlechte schulische Leistungen erbringen, aus muslimischen Ländern kommen. Das ist eine unangenehme Wahrheit, aber leider ein Fakt. Die Startbedingungen in die Schule sind aber für beide Migrantengruppen gleich.
Und bezüglich der hohen Migranten-Kriminalität ein Zitat des Kriminolgen Christian Pfeiffer :
"männliche Migranten aus muslimischen Ländern sind in einer patriarchischen Machogesellschaft aufgewachsen, in der die Frau nur einen geringen Stellenwert hat, und Gewalt als Problemlösung gesellschaftlich akzeptiert ist."
( für diese Aussage hat er übrigens ordentlich Prügel bezogen )

Nicht Umverteilung sondern Bildung muss die Lösung sein. Mit entsprechender Bildung hat man andere Jobangebote und somit kann man aus den sogenannten Ghettos ziehen. Schuleschwänzen und dererlei Faxen bringen niemanden weiter. Schlechte Bildung hat noch niemanden vorwärts gebracht auch nicht wenn er jeden Monat 100 Euro mehr hat.

Die Leute haben sich nun mal D. als Zielland ausgesucht.
In welchen Ländern läuft es denn besser bzw. wo läuft die Umverteilung denn noch besser und wo hat man als Migrant aus armen Verhältnissen bessere Startvoraussetzungen? Haben Sie da Beispiele?

Vor einiger Zeit erschien in der SZ auf Seite 3! ein sehr schönes Gespräch mit einer türkischen Familie. Diese lebt seit ungefähr zwei Jahrzehnten in Berlin. Ihre Überlebensphilosophie war und ist sie nach wie vor: Sie entschieden sich für Deutschland. Für die deutsche Kultur, Sprache, Mentalität, Bildung, Politik... Mit Konsequenz schafften sie die Realisierung ihrer Wünsche. Diese Lebenseinstellung gaben sie erfolgreich an ihre nachfolgenden Generationen weiter. Das Gefühl des Identitätsverlustes fand nie statt. Sie erarbeiteten sich das notwendige "Wir-Gefühl". Wie konnte das entstehen befragte ihn die SZ. Er lachte und sagte: "Wie Du mir, so ich Dir" oder/und "Tat icin bastankara". Nach dem Lesen lachte auch ich.

Alles erklärt sich aus diesen. Deshalb gelingt die volle, wirtschaftlich-soziale und politisch-kulturelle Integration von Kulturfremden immer nur einem kleinen Prozentsatz ( 10 - 20 % ) aus der Gesamtheit der Kulturfremden. Dies sind keineswegs nur Akademiker, weil höhere Schulbildung die Integration zwar sehr erleichtert, aber nicht garantiert. Die Motivation der Person ist immer unverzichtbar. Wenn man will, dann kann man das kulturell geprägte Sozialverhalten von den Deutschkenntnissen der 6-Jährigen bei Schuleintritt, bis zur Zahl der Schulabbrecher, die Zahl Jugendlichen ohne Berufsausbildung usw. verfolgen um zu verstehen, dass sich die soziale Ausgrenzung selbst reproduziert.

Ist es nicht seltsam, dass immer nur eine bestimmte Gruppe als "benachteiligt" bezeichnet wird?
Ich lebe in Düsseldorf, da wo es die größte Gruppe Japaner innerhalb von Europa gibt. Deren Kinder besuchen Kunsthochschulen, studieren, haben keinerlei Probleme die dt. Sprache zu erlernen, sind bestens integriert. Sie nutzen also die gleichen Möglichkeiten, die jedem zur Verfügung stehen. Ganz ohne "soziale und materielle Umverteilung" haben sie es geschafft nicht an der Spitze als Drogendealer oder Gefängnisinsassen zu landen!

Da ist sie schon wieder die Keule mit dem Sozialismus?
Blenden wir doch nicht aus, das es eben bestimmte Emigranten sind,
die Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren?
Es wird leider alles wieder über ,,Verteilung,, definiert.
Aber so ist es nicht ganz.Nur wer frei ist, hat auch die Motivation, etwas zu schaffen.
Und da setzt die Psychologie ein. Im Sozialismus lohnt es sich nicht.

Glauben Sie ernsthaft, werter Herr Schramm, dass Umverteilung eine Lösung bringt?
Sollten nicht zunächst einmal die Gründe für die ungleichen Lebensverhältnisse genau analysiert werden, gern unter Bezugnahme auf verschiedene Migrantengruppen und deren eklatant unterschiedlichen Erfolgsaussichten in der Gesellschaft?
Könnte allerdings sein, dass es gar nicht gewollt ist, die Unterschiede zu benennen, weil man bereits außerstande ist, mögliche Konsequenzen aus einer derartigen Analyse zu ziehen. Gegen die diversen Shitstürme traut sich doch keiner mehr anzugehen.

wieso nur muss man auch unter eine so klarsichtige und sauber argumentierende Analyse, wie es dieser Artikel von M. Sommer ist, wieder sein stark simplifizierendes Weltbild posten, und damit die notwendige Debatte durch eine abwegige zu ersetzen?: Debattenentgleisung oder 'derailing' nennt man das bekanntlich. Wir alle wissen, dass es sowohl soziale Differenzen, als auch Rassismus gibt, aber Ihre Idee, dass das eine nur aus dem anderen folge, ist eine unzutreffende - und auch wissenschaftlich längst überholte - Verkürzung

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 10. Juni 2020 - 14:45

der wieder Raum zum Durchatmen schafft.
In diesem Raum bewege ich mich jetzt, wenn ich anmerke, dass die Frage dennoch von Seiten einer hier noch Minderheit legitim ist, gegenüber einer gleichwohl auch pluralen Mehrheitsgesellschaft.
Ich überlege, womit "Schwarz" negativst assoziiert wird und würde sagen Rückständigkeit bis hin zu Tieren, die aber nur negativ gesehen usw.
Da steht man evtl. nicht so leicht wieder auf.
Deshalb, ja, die Frage beschämt mich, wegen der vielen Verbrechen an Menschen wegen dunklerer Hautfarbe und evtl. vorhandener schlimmster Vorurteile.
Ich will gerne darüber nachdenken, inwiefern ich selbst zu irgendetwas davon neigen könnte.
Mein Traum ist gegenseitige Unbefangenheit, obgleich ich diesen Satz einfach toll finde ... vom Klang und der Wortwahl her.
Da war auch früher die Faszination, die von Black Panther und z.B. Angela Davis ausging.
NON VIOLENT MATTERS

Robert Schmidt | Mi., 10. Juni 2020 - 14:48

Der Diskriminierungsvorwurf ist ein perfektes Einschüchterungsmittel. Denn jedes höhere Lebewesen bewegt sich durchs Leben durch Assoziationen mit bestimmten Typologien.
D.h. durch ein "Verbieten" wie Leben funktioniert, werden Alle permanent ins Unrecht gesetzt.
Sieger ist dabei der, der am besten diesen Konflikt verbergen kann - Politiker, die von allen, umschwärmt werden und sich in einer Blase bewegen, Journalisten und Medienleute, die in hippen Vierteln unter ihres Gleichen leben, Bessergestellte.

Das eigentliche Problem, nämlich die Integration, die gelebte Integration ist mit einem plumpen Verbot nicht adressiert, ja - vielleicht sogar beabsichtigt - wird davon abgelenkt.

Michaela 29 Diederichs | Mi., 10. Juni 2020 - 15:08

Die San sind in Nambia ein verachteter Stamm. Die Hereros schauen stolz auf sie herab. Die Himba machen ihr eigenes Ding und grenzen sich weit von den anderen ab. Alle sind Afrikaner. Im Kenia der späten 80er Jahren waren nach Darstellung der schwarzen Bevölkerung nicht die Weißen das Problem, sondern es waren durchgängig die dort lebenden Inder mit ihrem Kastenbewusstsein und ihrer Arroganz. Ich habe nie auf diesem Kontinent gelebt und maße mir deshalb weder über die eine noch über die andere Gruppe ein Urteil, geschweige denn Solidarität an. Rassismus gibt überall auf der Welt - ausnahms- und unterschiedslos. Die Idee der UN, alle gleich zu machen, ist und bleibt Illusion und Utopie. Nur wir hier im Westen lassen uns noch jeden Traum aufschwatzen. Vielleicht weil es uns an echten Problemen und Zielen mangelt. Das Zauberwort Solidarität - oft von der Politik bemüht - hat keinen Zauber mehr, weil alles was überstrapaziert wird, seinen Wert verliert. Wert wünsch ich uns.

Sebastian Bauer | Mi., 10. Juni 2020 - 15:21

Herr Sommer,
sie sind ein weisser Mann in einer Machtposition. Als solcher haben sie, per definition, kein Recht sich zu der Sache zu äussern.

Es sei denn sie stimmen "der Sache" von ganzem Herzen zu und rufen "nostrae culpa, nostrae maxima culpa" - als Repräsentant des weissen Patriarchats.

Ulrich Mende | Mi., 10. Juni 2020 - 15:24

Ich denke viel über dieses wieder und wieder beschworene Narrativ nach.
Zunächst glaube ich, dass der wahre Zusammenhalt einer Gesellschaft sich speist aus gemeinsamer Geschichte, gemeinsamer Sprache und Kultur und gemeinsamen Gesetzen die man sich gab, um bewusst und großen Teils freiwillig danach zu leben. Sieferle nennt das, was den Zusammenhalt einer Nation ausmacht, deren kulturelles Kapital, das über Generationen hin aufgebaut wird.

Das alles gibt es in multikulturellen Gesellschaften nicht. Für mich ist der in diesen Gesellschaftsformen verstärkt auftretende, multilaterale Rassismus eigentlich eine Abstoßungsreaktion inkompatibler Kulturen. Wenn man sie zusammenzwingt, werden sie sich wieder „entmischen“. Wir sehen das in allen Ländern, wo unterschiedliche Kulturen auf engstem Raum zusammenleben sollen.

Allerdings sind die europäischen Kulturen sind einander so ähnlich, dass sie auf lange Frist gesehen eine multikulturelle Einheit bilden könnten.

hat sich bspw. Prof. Irenäus Eibl-Eibesfeldt – Evolutionsbiologe, Verhaltensforscher und Gründer des Fachs Humanethologie – intensiv beschäftigt. Er begründete, dass es durchaus denkbar ist, dass neue Wege des zwischen-ethnischen Zusammenlebens gefunden werden können, die multiethnische Gesellschaft schien ihm allerdings nicht geeignet. Eine friedliche Koexistenz territorial in ihren Heimatgebieten verwurzelter Völker hielt er aber durchaus auf Dauer für möglich, wenn zwischenstaatliche Kontrakte, Ressourcenverteilung und territoriale Integrität für jedes der Völker sichern. Interessant ist auch seine Darlegung zur Erfolgsaussicht der Integration kulturell nah verwandter Einwanderer und solcher aus anderen Kulturräumen.
Empfehlenswert ist u. a. das Buch „Wider die Misstrauensgesellschaft − Streitschrift für eine bessere Zukunft.“

Zu Ihrem Kommentar passt die Erkenntnis des Ägypters Abdel-Samad -verheiratet mit einer Japanerin- in seinem neuesten Buch über Integration. Er meint es gäbe kompatible und nicht kompatible Ethnien. Zu unserer Gesellschaft würden die anpassungsfähigen, strebsamen Asiaten sehr gut passen. Mit islamisch geprägten Ethnien hätten wir Probleme. Das würde mich nicht wundern. Selbst untereinander gibt es in Mittelost und auch in den islamischen Afrikastaaten viel Unfrieden. Denken Sie an den Jemen oder den Sudan. Überall dort gehen Moslems gegeneinander Huthirebellen gegen Sunniten. Arabische Dschandschawid gegen schwarze Nordsudanesen.

Manfred Sonntag | Mi., 10. Juni 2020 - 15:26

Herr Sommer, besser kann man sein Statement zu diesem Thema nicht verfassen. Prima! Wenn ich die Texte einiger Schneeflocken in den Foren lese (z.B.: in Cicero Online: „Ihr Scheiß Schwarzen sollt euch aus unserem Land verpissen“), dann ist Ihr Text, Herr Sommer, genau die richtige Antwort. Hoffnung auf Besserung habe ich aber nicht. Unsere Schulen und Hochschulen sowie die Medien sind voll von Verfechtern der Identitätspolitik. Und Diskussionen sind auch nicht mehr möglich. Das ist der "Wahnsinn der Massen" von Douglas Murray in Aktion.

Markus Michaelis | Mi., 10. Juni 2020 - 16:16

Der Kommentar erwähnt nicht, dass die alte Mehrheitsgesellschaft sich schnell ändert. Im Moment ist alles im Umbruch und jeder darf sich im Durcheinander seine Ecke heranzoomen. Aber viele der Migranten, die ihre Rolle in den führenden Medien beklagen, gehören heute oder werden in wenigen Jahren zu soetwas wie der neuen Mehrheitsgesellschaft gehören, und das eher als die meisten Pegida-Anhänger, vor deren Mehrheits-Machtübernahme man sich fürchtet. Das soll kein rassistisches Verhalten rechtfertigen und alles kann noch in alle Richtungen kippen, aber die alten Verhältnisse kann man nicht mehr einfach als gegeben voraussetzen.

Daher hätten früher wahrscheinlich nur 10% vor der Frau mit dem Pappschild Angst gehabt und 10% sie rassistisch abgelehnt. Heute lehnen sie 5% rassistisch ab aber 30% haben Angst, weil sie nicht wissen wie weit die neue Mehrheit gehen wird (die nicht schwarz ist, sondern noch unbekannt, nur neu). Den Fragen weicht man aus - Rassisten aufspüren ist einfacher.

Sie haben völlig recht, lieber Herr Michaelis, das ist ein blinder Fleck des Artikels. Ich pflichte Ihnen auch insofern bei, als niemand wissen kann, wohin die Reise gehen wird. Danke für Ihren Kommentar!

Herr Michaelis, ich kann Ihnen nur zustimmen. Es gibt dabei aber ein Problem. Das ist unser Bildungssystem und die Identitätspolitik. Als Opfer werde ich überall in den Himmel gehoben und Lobeshymnen erklingen allerorten. Nur willensstarke Migranten können sich aus der Umklammerung der Identitätspolitik befreien und ihren Weg erfolgreich gestalten. An die anderen werden keine Pflichten oder Forderungen zur Überwindung der Opferabhängigkeiten gestellt. Es ist das Ziel linker und linksliberaler Politik, die Menschen in Unselbstständigkeit zu halten. Am besten sieht man das an den Pisa-Ergebnissen in den von Identitätspolitikern regierten Stadtstaaten Berlin und Bremen wo die Bildungsanforderungen immer weiter nach unten geschraubt werden. Mit dieser Politik verbauen wir unseren Kindern heute einen erfolgreichen Weg und alle Chancen. Wie soll Deutschland, die EU in Zukunft erfolgreich mit den Ländern Ostasiens etc. konkurrieren?

Ihre Frage lieber Herr Michaelis nach der sogenannten Mehrheitsgesellschaft ist uns scheinbar schon abhanden gekommen, bzw. braucht gar nicht mehr gestellt zu werden. Denn zumindest ich erlebe eine mich beunruhigende Tendenz was die Auseinandersetzung und den Umgang mit dieser sogenannten Mehrheit durch eine
politische Minderheit angeht. Ob da in Umfragen aus den Antworten von angeblich wahllos ausgesuchten 1200 Befragten eine Mehrheitsmeinung postuliert wird oder eine Schar demonstrierender Unterstützer sozusagen "bezeugen", das das ganze Land ein latentes Rassismus- Problem habe, das alles andere überlagert und unser aller Alltag überschattet. Derweil man fleißig und inzwischen verängstigt um das goldene Kalb des politisch Korrekten wie um den wahren Elefanten in Raum und Zeit herum tanzt. Wer sind diese Narrativ-Erfinder, die mich und meine Mitbürger einfach über ihren ideologischen Kamm scheren und in die Ecke stellen? So langsam reicht es mir wirklich! Alles Gute! MfG

Liebe Frau Heim, es gibt natürlich auch lautstarke kleinere Gruppen, auch Narrativ-Erfinder. Das Grundphänomen bleibt aber unberührt: unsere Gesellschaft wird sich weiter schnell ändern, bis zu einem Punkt, an dem man sinnvoll von einer neuen Mehrheitsgesellschaft reden muss. Dem kann glaube ich niemand ausweichen, und es sind denke ich auch Punkte überschritten (inwieweit gewollt oder durch den Lauf der Welt alternativlos ist zweitrangig) das prinzipiell infrage zu stellen.

Ärgerlich ist, dass wir den damit verbundenen Diskussionen als Gesellschaft bis jetzt ausweichen. Die führende Politik und andere gesellschaftliche Kräfte (Kirchen etc.) sind noch biodeutsch dominiert und reden meist so als würde eine klare und feste Mehrheitsgesellschaft offen sein müssen für Minderheiten, neue Ideen (im Rahmen der alten Ordnung) etc.

Der ärgerliche Punkt ist für mich, dass wir nicht die Fragen diskutieren, die anliegen, sondern das, wie wir die Welt gerne hätten.

Heidemarie Heim | Mi., 10. Juni 2020 - 18:03

Herzlichen Dank Herr Prof. Sommer! Sie haben mit Ihrem Beitrag diese für mich langsam unerträgliche Diskussion wieder vom Kopf auf die Füße gestellt. Wahrscheinlich muss man wie Sie Historiker sein um anhand der menschlichen Historie, vergangener Gesellschaftsformen und deren Entwicklungen mit den gegenwärtigen vergleichen zu können. Und sicher gab es da ähnlich gelagerte Perioden oder Ansätze dieser
Art Identitätspolitik a la "Teile und herrsche"?
Und ich stimme vollkommen mit Ihnen überein, das man Konflikte einzelner Gesellschaftsgruppen nicht löst, in dem man die Mehrheit des latenten oder strukturellen Rassismus,Antisemitismus, Antiislamismus und mangelnder Empathie oder Solidarität bezichtigt.
Als bestes Beispiel für diese Art der Tabuisierung zum Thema Integration/Bildung, war die von unserer Regierung geleugneten sogenannten Parallelgesellschaften mit Brennpunktschulen, die einen sozialen Aufstieg durch Bildung schwierig gestalten. Rassismus oder Betriebsblindheit?MfG

gabriele bondzio | Mi., 10. Juni 2020 - 18:36

„Die nämlich kochen in der identitätspolitischen Küche ihr eigenes Süppchen, weil sie hoffen, von den zu erwartenden Grabenkämpfen zu profitieren.“
Ein Erkenntnis, werter Herr Sommer, der sich viele Bürger (vor allem Junge) verschließen.
Die Ideale müssen verklärt und gepflegt werden. Eigen- Denken kommt später oder nie.

Cornelia Oles | Mi., 10. Juni 2020 - 19:09

Danke für diesen Bericht, genau solche Gedanken habe ich mir auch schon gemacht. Besonders in Verbindung mit Plünderungen, Brandanschlägen kann dieses Vorhaben nicht gelingen.

Helmut Bachmann | Mi., 10. Juni 2020 - 19:16

Cicero schafft es immer wieder die Stimmen aus der Mitte der Gesellschaft zu finden und abzudrucken. Wunderbar. Hoffentlich noch länger erlaubt.

Benno Pluder | Mi., 10. Juni 2020 - 19:41

Es gibt sie noch, die Stimme der Vernunft.
Vielen Dank für diesen Artikel.

Susanne Dorn | Mi., 10. Juni 2020 - 20:28

…ist in den USA eine radikale marxistische Organisation, die mit der Antifa kooperiert. Deren Ziel ist es Gesellschaftsstrukturen zu zerstören und durch ein kommunistisches System zu ersetzen.

Auch in Berlin hörte ich Propaganda wie, die Abschaffung des Kapitalismus, der Polizei und der Gefängnisse.

Anarchie pur?

Meiner Ansicht nach geht es hier nicht um Schwarz oder Weiß, um Rassismus oder Toleranz sondern nur um eines: Den Kulturmarxismus weltweit zu etablieren und alle Demokratien abzuschaffen.

Nicht verwunderlich fand ich daher, dass alle llnken Parteien die Demos am Wochenende, vor allem in Berlin, sehr begrüßten und es weder Abstands- noch Maskenpflicht gab.
Die Polizei schritt auch nicht ein…

Wir alle sind aufgerufen, sehr, sehr wachsam zu sein!

Roland Hinke | Mi., 10. Juni 2020 - 22:33

Wenn ein zugegebenermaßen dümmlicher Werbespot des VW-Konzerns ein schwarzes Figürchen mit einem Finger wegschnippt, ist es Rassismus. Ok. Und wenn es ein weißes Figürchen gewesen wäre, wäre das kein Rassismus? Wenn Ferda Ataman im Spiegel schreibt wie 2019 geschehen, das deutsche Volk sei "ein Kartoffelvolk", ist das natürlich kein Rassismus, denn die Autorin ist türkischstämmig und als solche gar nicht fähig zum Rassismus. (Armenier und Griechen gegenüber vielleicht ausgenommen...) Man muss einfach zugeben, dass die Völker zum Rassismus neigen. Die Rumänen hassen die Ungarn und umgekehrt, die Chinesen die Uiguren, Die Pakistani die Inder und die Araber die Israelis. Diese Liste könnte man nach Belieben fortführen. Die Juden sehen sich als das auserwählte Volk, die Deutschen waren mal ziemlich begeistert von der Vorstellung, einer Herrenrasse anzugehören und so zieht sich das durch die Weltgeschichte. Identität gewinnt man in erster Linie durch Abgrenzung. Thats it.

Ernst-Günther Konrad | Do., 11. Juni 2020 - 06:47

Was ist Rassismus? Welche Aussagen, Handlungen, Sichtweisen sind rassistisch? Gibt es auch Rassismus gegen Asiaten? Wenn ein Volksstamm in islamischen Staaten gegen den anderen Krieg führt, in vernichten will, sind das dann auch Rassisten?
Ist eigene Identität erlaubt? Beschränkt sich Identität nur auf Hautfarbe, Glaube, Sprache, Geschlecht? Bin ich Rassist, weil ich nicht in einen libanesischen Supermarkt zum Einkaufen gehe? Bin ich Rassist, wenn ich einen schwarzen Menschen nach der Zweit frage und dabei ihn anlächele und er denkt, ich lache ihn aus?
Ich denke mal, jedem hier im Forum fallen tausende solcher Fragen ein. Kommt es nicht auf jeden Menschen selbst an? Wie er sich gibt, verhält, mit anderen umgeht, sein Leben gestaltet und ja, auch bereit ist die vorherrschende Kultur dort zu akzeptieren, wo er lebt? Bei aller Diskussion um Rassismus, wird gerne der kulturelle Hintergrund ausgeblendet. Der prägt uns alle aber.
Sind alle Kulturen kompatibel? Wer will wen umerziehen?

„Der veraltete Begriff `Rasse` hat im Grundgesetz nichts zu suchen, er muss aus Artikel 3 gestrichen werden. Es gibt keine Rassen, diese Klarheit wünsche ich mir auch in unserer deutschen Verfassung“, sagte Midyatli (Vorsitzende der SPD Schleswig-Holstein)
Wenn ich nicht ganz verblödet bin, leitet sich Rassismus aus Rasse ab. Damit könnte man den Leitfaden der Dame weiterspinnen...werter Herr Konrad.

bruno leutze | Do., 11. Juni 2020 - 11:42

Antwort auf von gabriele bondzio

Frau Bondzio, soll keine Kritik ihres Gedanken sein, sondern der Hinweis darauf, daß in allen Beiträgen Rasse mit Ethnie verwurstelt wird. Dabei kommt der begriffliche Inhalt der "Rasse" und des "Rassismus" zu kurz bis nicht mehr vor.
Dieser, des Rassismus, besteht in der FUNKTIONALITÄT des - mit bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten ausgestattetem - Lebewesen. Und das ist keine Frage der Hautfarbe, der Körpergröße usw., sondern wofür läßt sich das Lebewesen "Mensch" gebrauchen, wofür ist er nützlich. Das fängt im Kindesalter an, bsw. welche Schule soll besucht, welcher Beruf erlernt werden usw..
Insofern ist der staatliche Rassismus, der alltäglich seine Menschen danach beurteilt, einteilt und behandelt mit dem wertenden "Vorurteil" seiner Bürger identisch, die andere, von ihnen abweichende Menschen im nahen Umfeld, auf der Welt in wert- oder minderwertige Mitmenschen einteilen.
Soweit in der Kürze ...

Günter Johannsen | Do., 11. Juni 2020 - 13:31

Antwort auf von gabriele bondzio

Typisch für unsere "politisch korrekte Gesellschaft" ist die gezielt eingeführte Sprachverwirrung. Urheber: Eine gewisse Stiftung, die sich für "Sprachhygiene" verantwortlich fühlt und sehr dem "Betreuten Denken" nahe kommt, wie wir es aus DDR-Zeiten kennen. So kommen diese Leute zu einer sehr merkwürdigen Auslegung von Rassismus, der bis heute unwidersprochen von Medien - besonders von den Öffentlich Rechtlichen - hingenommen und sogar selbst benutzt wird. Man sollte meinen, das Religion nichts mit Rassismus zu tun hat. Aber da irrt sich der Mensch und der Gelehrte wundert sich: Kritik gegenüber dem Islam (Ditib), wie er sich bei uns darstellt, wird sofort als Rassismus apostrophiert und der Kritiker als Nazi identifiziert. Aber was soll das? Was hat Religion mit Rasse zu tun? Das eigentlich Irre ist doch: wer einen Islam-Kritiker als Rassisten bezeichnet, ist selbst der Rassist, denn er schiebt den Islam in eine Ecke, wo der nicht hingehört!

Wilfrie Düring | Do., 11. Juni 2020 - 22:30

Antwort auf von Günter Johannsen

'Im allgemeinen Sprachgebrauch gibt es 'Rasse' (auch) als wertneutralen Begriff zur Unterscheidung verschiedener Spielarten derselben Gattung. Solche gibt es natürlich bei Menschen ebenso wie bei Pferden oder Hunden. Menschen verschiedener Hautfarbe bezeichnet man, ganz ohne Werturteil, als Menschen verschiedener Rasse.
Und wenn man das Wort seit Hitler nicht mehr in den Mund nehmen will, dann muß man eben ein anderes, gleichbedeutendes dafür erfinden.'

Der Publizist Sebastian Haffner in den (seinerzeit berühmten) 'Anmerkungen zu Hitler'.

Jan Grünert | Do., 11. Juni 2020 - 13:52

Antwort auf von gabriele bondzio

Wenn es das Wort Rasse im Grundgesetz nicht mehr gibt, gibt es doch auch keinen Rassismus mehr!
Ob man die Menschen in Ethnien oder Rassen einteilt ist doch eher Definitionssache und Zeitgeist. Solange sich daraus nicht eine Überlegenheit sondern "nur" eine Andersartigkeit ausdrückt.
Das Problem Rassismus entsteht im Kopf des Einzelnen. Mir ist die Hautfarbe und die
Herkunft der Menschen völlig egal. Aber ein Idiot bleibt ein Idiot. Man könnte den Menschen die den Rassismus als Problem für sich entdeckt haben, fragen warum sie innerlich Aufgrund ihrer "white supremacy" sich so schlecht und schuldig fühlen? Sollten sie sich bei rassistischen Gedanken erwischt haben? Kopfschüttel!

Maria Arenz | Do., 11. Juni 2020 - 13:11

No my dear, your blackness does not "intimidate" me. It makes me sad, that you - as so many of your folks-reduce yourself to it. You surely have more to offer than the colour of your skin.

jost bender | Do., 11. Juni 2020 - 15:12

Vielen Dank, Michael Sommer für Ihre klare, zutreffende (& in unserer Medienlandschaft leider sehr seltene) Diskursanalyse! Was für eine intellektuelle Wohltat, den z.T. exzessiven, idenditätspolitischen Furor auch in den Debatten hierzulande einmal deutlich benannt zu finden! Für ganau solch wache Analysen - abseits der ritualisierten Sprachregelungen zum Thema von SZ bis TAZ abboniere ich den Cicero.
Meine Prognose allerdings: Weil es - wie von M. Sommer gezeigt - in der Lage ist, die Interessen hinter der Instrumentalisierung einer berechtigten Debatte zu kennzeichnen, wird das Wort "Identittspolitik" sicher als nächstes mit dem 'Bann' belegt, eine vermeintliche 'Signatur' neurechter Debattenführung zu indizieren
- wer's anders sieht: Ich nehme Wetten entgegen.

Ingrid Malhotra | Fr., 12. Juni 2020 - 08:43

Ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, dass die derzeit am heftigsten diskriminierte Menschengruppe die der sogenannten Weissen ist. Diskriminierende Einstellungen uns gegenüber finden sich nicht nur unter allen anderen Farbschattierungen - nein, wir diskriminieren uns sogar selbst!