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Demonstration gegen den gewaltsamen Tod von George Floyd / dpa

Unruhen in Amerika - Wie die Identitätspolitik die Gesellschaft spaltet

Der Tod von George Floyd spaltet die USA. Die Identitätspolitisierung aus dem linken und rechten Lager lässt das Land weiter auseinanderdriften. Diese Entwicklung könnte letztlich Präsident Trump die Wiederwahl bescheren.

Michael Sommer

Autoreninfo

Michael Sommer lehrt an der Universität Oldenburg Alte Geschichte und moderiert gemeinsam mit Evolutionsbiologe Axel Meyer den Cicero-Wissenschafts-Podcast

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In ein paar Monaten wird man sich fragen, wann dem Mann, dessen Präsidentschaft noch vor vier Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte, seine zweite Amtszeit auf dem silbernen Tablett serviert wurde. Vieles spricht dafür, dass es die heißen Frühjahrstage von Minneapolis sein werden, die Donald Trump vier weitere Jahre im Weißen Haus sichern werden. Wie im Zeitraffer scheinen die Vereinigten Staaten einem Abgrund aus Chaos und Hass entgegenzutaumeln.

Die berechtigte Furcht vor tödlicher Polizeigewalt, die sich tagsüber in Demonstrationen entlädt, schlägt nach Einbruch der Dunkelheit in die rasende Wut eines entfesselten Mobs um, vor dem die Staatsmacht in den Metropolen bereits kapituliert hat. Zum Schichtwechsel verschwinden die besorgten Bürger in ihren Häusern, und eine Stadtguerilla übernimmt die Herrschaft auf der Straße, in der privilegierte Suburb-Kids Seite an Seite mit Desperados Steine werfen, brennen und Plündern.

Die Lesart des liberalen Amerika

Mit pawlowscher Reflexhaftigkeit hat sich die europäische, vor allem die deutsche, Öffentlichkeit ihre Deutung dieses amerikanischen Blutmai zusammengezimmert: Schuld ist der böse Mann mit dem orangenen Haarschopf, der aus dem Weißen Haus zum Rassenhass aufruft. In Europa macht man sich vorzugsweise die Lesart des liberalen Amerika zu eigen, die besagt, seit Trumps Wahlsieg 2016 eskaliere die Gewalt gegen Homosexuelle, Einwanderer, Muslime und eben Afroamerikaner – und die Täter beriefen sich bei ihren Verbrechen auf niemand Geringeren als den Präsidenten.

Doch Trumps liberale Gegner sind mitnichten unparteiische Beobachter des tatsächlich dramatischen Geschehens. Was mit dem noblen Anliegen der Bürgerrechtsbewegung begann, Minderheiten vor Diskriminierung zu schützen, sich dann in der Gesetzgebung mit sogenannten „affirmative actions“ fortsetzte und schließlich, unter maßgeblicher Regie von Ostküstenliberalen an Universitäten und in Redaktionsstuben, im Viktimismus der Diversitätsideologie moralisierte, ist heute als Identitätspolitik zu einer regelrechten Tyrannei des schlechten Gewissens geworden. Freilich ist das schlechte Gewissen ein Privileg der akademischen Eliten auf ihren Elfenbeintürmen.

Linke gegen rechte Identitätspolitisierung

Der Politikwissenschaftler Mark Lilla hat demonstriert, wie der identitätspolitische Empowerment-Furor Amerikas Linke gleich dreifach in die Aporie führt: erstens, weil das Einfordern von Minderheitenrechten mit geradezu religiöser Inbrunst von den realen sozialen und ökonomischen, die Gesellschaft durchziehenden Konfliktlinien ablenkt; zweitens, weil die Identitäten der neuen Stämme von LGBT, Muslimen, vor allem aber People of Color tatsächlich nur die Fremdzuschreibungen, Stereotype und Etikettierungen spiegeln, gegen die sie sich zu richten vorgeben; und drittens, weil die identitätspolitische Tribalisierung der Minderheiten einen identitätspolitischen Backlash der noch-Mehrheit provoziert: der weißen Mittelschicht also, die sich in ihren Vororten räumlich schon seit geraumer Zeit segregiert hat und die sich jetzt auch innerlich aus der Nation abmeldet.

Das Gesicht dieses Backlash ist Donald Trump, der deshalb – entgegen der Wahrnehmung in Europa – nicht Urheber, sondern Symptom der dramatisch wachsenden gesellschaftlichen Kluft und des verzehrenden Hasses ist. Nach der Identitätspolitisierung der Minderheiten von links reitet der 45. Präsident der Vereinigten Staaten auf einer Welle der Identitätspolitisierung von rechts: der Mehrheit, deren Amerika mit seinem grandios-simplen Slogan „Make America great again“ gemeint ist. Beide Identitätspolitiken, die von rechts, zuerst aber die von links, haben den Wappenspruch der USA in sein Gegenteil verkehrt: Aus e pluribus unum ist ex uno multa geworden.

Besser wird die Welt nicht

Für die USA, für den Westen, für Europa und für Deutschland verheißt all das nichts Gutes. Auf taumelnder Bahn werden die Vereinigten Staaten sich dem alten Kontinent weiter entfremden, dem Isolationismus als vermeintlicher Heilslehre frönen und ihren technologischen, ökonomischen, militärischen und daher auch politischen Primat sukzessive verspielen und an andere Akteure abgeben. Das wird nicht über Nacht geschehen, doch in Deutschland gebe man sich keinen Illusionen hin: Besser wird die Welt nicht, die auf die US-Hegemonie folgt. Und womöglich stehen unserer Gesellschaft, deren Fähigkeit zur Solidarität gerade jetzt durch die Corona-Krise auf die Probe gestellt wird, ähnliche Spaltungen ins Haus wie den USA. Denn auch bei uns versprüht die Identitätspolitik ihr ätzendes Gift.

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Maria Arenz | Fr., 5. Juni 2020 - 10:22

Danke für diesen luziden Kommentar, der sich so wohltuend abhebt von der auch in deutschen Medien leider verbreiteten kritiklosen Anbiederung an den verhängnisvollen Re-Tribalisierungswahnsinn in den USA. Wer alt und informiert genug ist, um die dortige Entwicklung seit Mitte der 60er Jahre zu verfolgen, der weiß, wie vertrackt die Situation ist und warum. Es ist ja keineswegs so, daß man nicht ernsthaft versucht hätte, der in der Tat massiven Benachteiligung der Afroamerikaner abzuhelfen- Great Society, War on Poverty hießen die von Kennedy und Lyndon B. Johnson aufgelegten Sozial-Programme. Leider haben sie nicht annähernd gehalten, was man sich davon versprochen hat, sondern nicht selten sogar das Gegenteil bewirkt. Und da man aus politischen Gründen daruf verzichtet hat, die Ursachen dieser verhängnisvollen Entwicklung zu analysieren, beim Namen zu nennen und abzustellen,hat sich gegenüber 1960 für zu viele Afroamerikaner auch nichts bzw. zu wenig geändert.

Ron Barker | Fr., 5. Juni 2020 - 13:57

Antwort auf von Maria Arenz

Frau Arenz,
Wie recht Sie haben. Diese Art des Umgangs mit den Schwartzen hat aber Geschichte. Nach dem Bürger Krieg, die US Generäle, die den Süden regierten, erschafften Schwartze-Legislaturen mit ehemaleigen Sklaven die weder Lesen noch Schreiben könnten. Wie das wohl ausgegangen ist - kein Geheimnisse-, aber es führte dazu, nach dem die Generäe abzogen waren , das die Schwartzen fortan "were warehoused" mittels "debt-peonage". Mit der Great Society et alia hat sich die Geschichte wiederholt, den "affirmative action" war nicht anders als eine neuzeitliche Variant der Schwartze-Legslaturen und führt stracks zum "warehousing", mit den zahlreichen "entitlement programs" die die modern Form von "debt peonage" darstellen. Leider habe ich keine Ahnung wie das jemals gelöst warden kann.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 6. Juni 2020 - 10:50

Antwort auf von Ron Barker

wie es durch die Präsidentschaft Obamas möglich war, sind ein wichtiger Schritt.
Gut, dass sich jetzt auch noch andere ehemalige US-Präsidenten zu Wort melden.
Ich verstehe Trump da nicht oder anders, es zeigt einen evtl. großen Mangel seines politischen Handelns, dass USA first nicht in erster Linie für die USA und ALLE deren Bürger gilt.
In einer Krise wie der Coronakrise sind andererseits "riots" nur schwer zu händeln und wenn auch verständlich, so doch unproduktiv.
Was ein Gerichtsverfahren hoffentlich auch klären wird, war das Verhalten der Polizisten blanke Gewalt, die ich zuerst vermuten würde oder aber auch ein bisschen unfähiger und damit fahrlässiger Umgang mit verdächtigen Personen in Coronazeiten, der deren Tod eher in Kauf nimmt als die eigene Ansteckung?
Das käme aber nur wenn, dann zu allen anderen problematischen Vorgehensweisen hinzu.
Kann man differenzieren oder war es blanke Gewalt und Verachtung?

Kai Hügle | Fr., 5. Juni 2020 - 14:23

Antwort auf von Maria Arenz

Was sind denn Ihrer Meinung nach die "Ursachen dieser verhängnisvollen Entwicklung", die man nicht beim Namen genannt und analysiert hat?

Robert Müller | Sa., 6. Juni 2020 - 10:03

Antwort auf von Kai Hügle

Gute Frage. Die nächste Frage wäre, wie es mit den anderen Minderheiten funktioniert: Latinos, Indigene, Asiaten, Afrikaner und weiteren. Im übrigen sind meines Wissens die "Kaukasier" nicht mehr die Mehrheit, sondern nur noch die größte Minderheit. Wobei das im regional recht unterschiedlich ist. Im Süden bsw gibt es Gegenden wo Afroamerikaner und Latinos die Mehrheit sind.

Marcel Bretschneider | Fr., 5. Juni 2020 - 10:30

Allerdings: "Auf taumelnder Bahn werden die Vereinigten Staaten sich dem alten Kontinent weiter entfremden" ist nicht alleine Schuld der USA. Wer die Deutschen Medien verfolgt weiß, das absolut alles versucht wird um Antiamerikanismus zu schüren.

Anti-Trumpismus und Anti-Amerikanismus. Unter Obama gab es nicht die Konflikte zwischen den USA und seinen Verbündeten.
Die gibt es erst, seitdem Trump unter dem Slogan "America First" befreundete Nationen und internationale Organisation in oft unverschämter Weise brüskiert. Lediglich zu den ihm treu ergebenen Brasilianern (unter Bolzonaro) sowie den seit dem Brexit völlig abhängigen Briten unterhält er noch einigermassen vernünftige Beziehungen, wobei er auch hier stets betont, wer der CHEF ist. Beziehungen zu Nordkorea scheinen ihm mittlerweile wichtiger zu sein, als ein zivilisierter Umgang mit dem Rest der Welt
In der SZ erschien diese Tage ein passender Kommentar, dessen Überschrift das Wesentliche zusammenfasst:
Trump ist ein Maulheld, ungeeignet für sein Amt
https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-trump-kommentar-1.4924516

gabriele bondzio | Fr., 5. Juni 2020 - 14:05

Antwort auf von Gerhard Lenz

Dafür ist aber Obama (siehe New York Times) offiziell der US-Präsident mit den meisten Kriegstagen. Syrien, Libyen und der Jemen waren unter Obama neu hinzugekommen, quasi nicht vom Vorgänger übernommen.
Ich sehe schon einen Unterschied zwischen brüskieren und Krieg führen.

Karla Vetter | Fr., 5. Juni 2020 - 20:34

Antwort auf von Gerhard Lenz

Das weiß doch die "Süddeutsche" schon seit Trump 2015 seine Kandidatur zum Präsidenten bekanntgegeben hat.

Manfred Sonntag | So., 7. Juni 2020 - 17:54

Antwort auf von Gerhard Lenz

Herr Lenz, bitte informieren Sie sich in einschlägigen Publikationen (https://www.bazonline.ch/ausland/amerika/schwarze-kriminalitaet/story/1…) zu den entsprechenden Themen. Was heute in den USA passiert, war schon unter Obama, Bush und Clinton Normalität. Wer trauert um die tausende schwarzen Opfer welche durch schwarze Täter in den USA getötet wurden?. Auch ein Herr Obama hat das nicht geändert. Und wenn wir an der grauenhaften Identitätspolitik unserer Ähliten in Deutschland und Europa nichts ändern, wird dieses Unheil bald über den Atlantik in unsere Städte überschwappen. Vince Ebert hat es auf den Punkt gebracht mit Einschätzung der gegenwärtigen Proteste in Deutschland (https://twitter.com/TKohlstruck/status/1269371170530435073).

"America first" ist eben genau *keine* Identitätspoltik, sondern nichts weniger als die Umsetzung von "E pluribus unum". Niemanden interessieren die stereotypen Identitätsschubladen weniger als den Präsidenten und niemand ist mehr davon besessen als die Linken.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 5. Juni 2020 - 11:35

Ob der Polizist so gehandelt hat, weil der Festgenommene schwarz war wird unterstellt, taugt zum Rassismusvorwurf. Ob es allerdings stimmt müsste in einem Gerichtsverfahren geklärt werden. Keine Frage, der Polizist muss angeklagt und die Vorwürfe gerichtlich geklärt werden. Das Menschen gegen Polizeigewalt dieser Art auf die Straße gehen ist völlig legitim. Wenn sie rassistische Umtriebe vermuten nachvollziehbar. Aber was ist mit den Gewalttätern, die abends im Schutze der Dunkelheit, ob nun links oder rechts orientiert oder einfach nur Spass am Plündern haben, sind das auch alles Rassisten, wenn sie Geschäfte auch schwarzer Besitzer "ausräumen"? Wenn schwarze Polizisten und weiße Polizisten von ihnen mit Steinen und anderem beworfen werden? Das alles gab es schon lange vor Trump und wird es auch nach ihm geben. Die Berufschaoten mit Spaß am Verletzen und Zerstören reklamieren politische Forderungen, sind aber nur Gewaltverbrecher, die jeden Grund suchen friedlichen Protest umzukehren.

Die Proteste - so viele deutsche Qualitätsmedien - waren und sind 'weitgehend friedlich'. Herr Maas hat die 'legitimen' Proteste sogar ausdrücklich begrüßt, gerechtfertigt und unterstützt.
Leider sind die Proteste nur 'weitgehend' friedlich - also bis auf verwüstete Straßenzüge, brennende Autos, geplünderte Läden und tote und schwerverletzte Polizisten - diese kleine Einschränkung muß schon sein.
Sei's drum; wir wollen nicht völlig die Maßstäbe verlieren ... !
Erinnern wir uns: HETZ-JAGDEN fanden bekanntlich in Dunkel-Deutschland (Chemnitz) statt - und dort waren die Proteste deshalb auch gewalttätig und eben NICHT legitim. Alles Mob, Pack und Pöbel eben! Diese gewalttätigen 'Nazis' kann man natürlich nicht mit den friedlichen Demonstranten in den USA vergleichen. Oder?
Wer jetzt glaubt, er sei gerade im falschen Film - auch mir geht es so!
Wer so dreist und unverschämt framt und lügt wie deutsche Medien und einige Politiker hat jede Glaubwürdigkeit eingebüßt - und zwar auf Dauer!

Für Deutschland, das in seiner Entwicklung meistens den USA um 10 Jahre hinterherhinkt, erwarte ich in nicht ferner Zukunft ähnliche Verhältnisse wie in den USA jetzt.
Die totale Abgehobenheit einer politischen "Elite" wird über kurz oder lang auch bei uns einen "Trump" hervorbringen. Und das zu recht; denn der Verachtung der Machtinhaber (ob Politiker oder Medienmogule) gegenüber Bürgern, die der Regierung nicht passen, kann nur mit drastischen Mitteln entgegengewirkt werden.
Das haben viele US-Amerikaner begriffen.

Man merkt, Corona ist abgehakt: Jetzt sind die links-grünen Medien dabei wieder die Themen für die kommende Wahl in Deutschland zu setzen. Da würde das ideale Thema gefunden, um wieder die "Richtigen" zu pushen. Es findet nicht in DE statt, man tritt also niemanden auf die Füße, aber jeder kann die eigene gute Gesinnung dokumentieren. Weiterer Vorteil: Keiner weiß wie es tatsächlich in der USA ist, also ist auch kein Lügen-Vorwurf zu erwarten.

Markus Michaelis | Fr., 5. Juni 2020 - 12:01

Es spielen natürlich auch noch andere Motive rein, etwa die Globalisierung mit 20% klaren Gewinnern aber auch vielen Verlierern, grundsätzliche Probleme des Wirtschaft- und Finanzsystems, Ideale der einen Menschheit oder der Nation und einiges mehr. Es hätte auch bei Occupy-Wallstreet reißen können, etwa wenn man es nicht mit Abertausenden Milliarden an FED-Geld zugeworfen hätte.

Aber die identitären Fragen, die jetzt im Fordergrund stehen, gehen auch sehr tief und werden nicht schnell und leicht aufzulösen sein.

Juliana Keppelen | Fr., 5. Juni 2020 - 14:07

Mit verlaub das stimmt nicht diese Spaltung gab es eigentlich schon seit ich denken kann. Und Herr Trump hat ein zutiefst gespaltenes Land übernommen (er ist eigentlich das Ergebnis dieser Spaltung). Zugegeben er ist nicht der Typ der sich als Versöhner gibt, er ist der Typ den wir in zahllosen Cowboyschinken als das wahre Amerika vorgesetzt bekamen und das uns bis dato immer als das gute Amrika verkauft wurde. Halten wir fest die USA ist schon lange sehr lange ein gespaltenens Land und allen Vorgängern von Herrn Trump die sich jetzt zu Wort melden (und sofort von unseren Medien zu Lichtgestalten hochstilisiert wurden) muss man fragen was habt ihr denn kongret gegen diese Spaltung getan? Und "Amerika first" war auch immer der Leitspruch aller Präsidenten. Wir sollten dringend unsere rosarot verklärte Brille der Vergangenheit ablegen und sehen was ist und nicht nur sehen was man gern sehen möchte.

Sie u.a. hier sollten sich zunächst vergegenwärtigen, was in Minneapolis passiert ist: Ein Mann wurde von einem Polizisten getötet - wegen eines gefälschten 20(!)-Dollar-Scheins, dessen Herkunft nicht einmal geklärt wurde. Das ist einer von vielen Fällen von police brutality, deren Opfer vor allem Afro-Amerikaner werden.
Trump ist nicht die Ursache dieser Problematik, aber ein POTUS, der seine Anhänger dazu aufruft, Gegendemonstranten zusammenzuschlagen (und ankündigt, die Gerichtskosten zu übernehmen), der Polizisten auffordert, bei der Festnahme von Tatverdächtigen nicht so zimperlich zu sein und der retweetet, dass nur tote Demokraten gute Demokraten sind, den kann man schwerlich als "Symptom" verharmlosen.
Trump ist der sprichwörtliche Bock, den 2016 lediglich knapp 63(!) von 328 Millionen Amerikanern zum Gärtner (Präsident) gemacht haben!

Hier der Beleg zu Trumps Retweet:

https://www.snopes.com/fact-check/trump-retweet-cowboys/

Juliana Keppelen | Fr., 5. Juni 2020 - 18:36

Antwort auf von Kai Hügle

Herr Trump ist nicht derjenige der deeskaliert oder versöhnen will dazu ist er nicht der Typ das kann man bedauern aber es ist Fakt.
Das was da geschehen ist war Mord, der einzige Unterschied zu den anderen Tötungsdelikten der US Polizei gegen "Schwarze" (die es unter jedem Präsidenten gab)ist, dass es davon eine Handyaufnahme gibt und die ins Netzt gestellt wurde. Angenommen es gäbe diese Aufnahme nicht würde kein Mensch zumindest von denen die sich jetzt beflissen zu Wort melden Änderungen beim Verhalten der Polizei, oder Änderungen bei den Gesetzen oder überhaupt grundsätzlich Änderungen im Sozialwesen usw.usw. fordern. Ich vermute wenn die Aufregung um diesen Mord sich wieder gelegt hat wird sich nichts ändern egal unter welchem Präsident/in.

Wilfried Düring | Fr., 5. Juni 2020 - 19:33

Antwort auf von Kai Hügle

Lassen Sie uns versuchen, die zur GANZEN Wahrheit fehlenden Mosaik-Bausteine zusammenzutragen. Ich werde Ihren Beitrag ergänzen:
Der Sprecher einer US-Polizeigewerkschaft (Bob Kroll) hat mittgeteilt, daß das Opfer (und ich will diesen Status bzgl. des konkreten Vorgangs nicht in Frage stellen) ein polizeibekannter und verurteilter Krimineller war. Lt. Kroll saß Floyd wegen Drogenhandels und eines Raubüberfalls 5 Jahre in US-Haftanstalten ein. Lt. Kroll war dieser Hintergrund den Polizisten bei ihrem Einsatz bekannt.
RND meldet, daß Floyd und der unter Mord-Verdacht stehende übergriffige Polizist sich persönlich kannten und ehemals Arbeitskollegen in einem Restaurant waren (eine Art Security).
Gegen den konkreten Polizisten gab es bereits mehrfach Straf-Anzeigen wegen gewalttätiger Übergiffe im Dienst. Er durfte weiter Dienst tun!
Alle diese Infos gehören zum Mosaik der Wahrheit.
Marodieren kann durch NICHTS gerechtfertigt werden, auch nicht durch noch so schlimme Polizeigewalt!

Arthur Dent | Sa., 6. Juni 2020 - 05:02

Antwort auf von Kai Hügle

Herr Hügele, meines Erachtens machen Sie es sich ein wenig zu einfach. Waren Sie dabei, haben Sie lückenlos beobachtet, was zwischen dem ersten Zusammentreffen zwischen Floyd und der Polizei und seinem Tod passiert ist? Wissen Sie, ob es in Minneapolis nicht die vorgeschriebene Vorgehensweise für Polizisten ist renitente Personen mit dem Knie zu fixieren? Meines Wissens, werden in den USA mehr Morde/Gewaltverbrechen von Schwarzen als von Weißen begangen, obwohl deren Bevölkerungsanteil weit unter 20% liegt. Wenn eine Gruppe bei Straftaten stark überrepräsentiert ist, dann ist es ebenso wahrscheinlich, dass diese Gruppe ebenfalls bei polizeilichen Übergriffen überrepräsentiert ist. Und das ohne irgendwelchem Rassismus. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will keineswegs Polizeibrutalität verteidigen, aber Sie fällen Ihr Urteil auf einer sehr sehr dünnen Datenbasis. Was Sie betreiben ist eine Vorverurteilung. Und zum Abschluss eine Frage: Möchten Sie Polizist in Minneapolis sein? ...

Kai-Oliver Hügle | Sa., 6. Juni 2020 - 12:57

Antwort auf von Arthur Dent

Bitte informieren Sie sich über den Fall. Das Video ist verfügbar und das Vorgehen der Polizisten durch nichts zu rechtfertigen.
Zu Ihrer Frage: Ich wäre In Minneapolis sehr viel lieber Polizist als ein Schwarzer mit Bargeld.

Kai-Oliver Hügle | Mo., 8. Juni 2020 - 07:57

Antwort auf von Arthur Dent

Wie heißen Sie eigentlich wirklich?

MfG
Ford Prefect

Brigitte Miller | Sa., 6. Juni 2020 - 08:46

Antwort auf von Kai Hügle

"Wie die Medien aus Trump einen Rassisten machen wollen"
achgut

Christa Wallau | Sa., 6. Juni 2020 - 11:10

Antwort auf von Kai Hügle

Fragen Sie sich nie, was vorher (= vor dem "Ungeheuer" Trump) in den USA
falsch gelaufen ist, so daß es zu seiner Wahl kam?
W e r trägt die Verantwortung dafür, daß ein Trump in den USA möglich wurde?
Was haben der Friedensfürst Obama u. die Präsidenten vor ihm aus den
Oligarchen-Familien (Clinton, Bush usw.) denn alles so richtig gemacht, daß
ihnen trotzdem ein großer Teil des Volkes in den USA nicht mehr traut?
Liegt es an dummen/gewalttätigen Individuen, die Trump wählten? Dieses Argument dürfte Ihnen, einem glühenden Anhänger der Gleichheitstheorie aller Menschen, doch wohl nicht passen. Aber nein! - S i e werden antworten: Es liegt an der mangelnden Bildung! Aha.
Und wer ist dafür verantwortlich? Doch bestimmt nicht Trump; denn der ist ja erst seit 3 Jahren an der Macht.
Es ist - ich weiß es, da ich selbst mitunter darauf hereinfalle - in einer schwierigen Lage verführerisch, den "Sündenbock" in einer Person zu finden u. darauf einzudreschen, trotzdem ist es wenig hilfreich.

Kai-Oliver Hügle | Sa., 6. Juni 2020 - 13:51

Antwort auf von Christa Wallau

Welchen Teil von "Trump ist nicht die Ursache dieser Problematik" haben Sie denn nicht verstanden? Es geht mir nicht um einen Sündenbock, sondern darum zu zeigen, dass und wie Trump zu der Problematik beiträgt und dass er viel mehr als nur "Symptom" ist.
Zu Ihrer Frage: Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Trump Präsident wurde: seine Gegenkandidatin, das Wahlrecht, russische Unterstützung und auch das intellektuelle Kaliber von Menschen, die sich in Trump wiederzuerkennen scheinen. Siehe hierzu:

https://youtu.be/NzDhm808oU4

Rassismus ist tief in der amerikanischen Kultur verankert und wird auch nach Trump virulent sein, aber nicht nur in den USA - wie jeder weiß, der Ihre Einlassungen zum Zusammenhang zwischen ethnischer Herkunft und menschlichem Verhalten kennt.

Tomas Poth | Fr., 5. Juni 2020 - 15:18

- die identitätspolitische Tribalisierung der Minderheiten einen identitätspolitischen Backlash der noch-Mehrheit provoziert -
Ein schlüssiger Satz der die Situation beschreibt.
Wie weit soll diese Tribalisierung nach Auffassung ihrer Protagonisten gehen? Bis es keine Nationen mehr gibt, einen Einheitsmensch mit einer einzigen Hautfarbe und einer einzigen Physiognomie? One world, one type of human beings, one company, one religion, one landscape ...
Man muß die Menschen wohl sehr hassen um das zu wollen oder?

Manfred Sonntag | Fr., 5. Juni 2020 - 15:34

Zu diesem Thema sollte man Michel Obamas Buch "Becoming" lesen. Das Problem ist auf allen Seiten verfestigt. Schwarze bleiben unter Schwarzen, Weiße unter Weißen etc. und diese Trennung wird seit Jahrzehnten sogar noch gefördert. So werden zum Beispiel Rückzugräume an Unis zur Separation für die eigene Identität genutzt. Sehr gut beschrieben hat das auch Tuvia Tenenbom in seiner Reisebeschreibung "Allein unter Amerikanern". Bei der gegenwärtig maßlosen Identitätspolitik unserer "Eliten" wird dieses Problem wohl bald auch Europa fest in Griff haben.

ob nicht auch so etwas wie eine Staatenbildung innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika vonstatten geht.
Die Menschen meinen es selten böse, wenn sie sich in anderen Menschen auch spiegeln wollen.
Jedenfalls sollte man es nicht noch befördern durch Abschottung oder gar durch Ausgrenzung erzwingen.

Gisela Fimiani | Fr., 5. Juni 2020 - 15:48

Danke, Herr Sommer, für einen Beitrag, der einen differenzierteren Blick unter die Oberfläche der US Gesellschaft, sowie auf die Interessen verschiedener „politischer Aktivisten“ wirft. Schlimme Zustände dürfen nicht relativiert oder schön geredet werden. Sie dürfen aber ebensowenig zur wohlfeilen marktschreierischen „Generalabrechnung“ dienen. Die deutsche Berichterstattung frönt überwiegend, wohl der eigenen tendenziösen Deutungshoheit dienend, der altbekannten moralischen Aburteilung Trumps, der „Symptom und nicht „Ursache“ ist, wie Sie feststellen. Komplexität und Differenzierung sind aber im Journalismus derzeit rar.

Peter Silie | Fr., 5. Juni 2020 - 18:11

" in der privilegierte Suburb-Kids Seite an Seite mit Desperados Steine werfen, brennen und Plündern." so , so, sie brennen also! Und wer löscht sie ?

Romuald Veselic | Fr., 5. Juni 2020 - 19:21

müsste ich mich auch stets diskriminiert fühlen, denn die Buchstabe V in meinem Nachnamen, ist als 5. vor Z im Alphabet. Das heißt, ich musste immer warten, bis ich an die Reihe kam, bis Leute mit Buchstaben A bis U abgearbeitet wurden; die A-Leute waren schon im Biergarten, und ich beim Warten in den schönen, hellen Amtsfluren und Amtsgängen. Ich fühle mich diskriminiert, dass mich keiner fragt, ob ich mich diskriminiert fühle...
Ironie - aus.
Eins ist merkwürdig: Östlich der D-Grenze, wird nicht protestiert gegen die (weiße) Polizeigewalt in Minneapolis. Dazu gehören auch China, Indien, Russland, Japan... Wieso ists so? Haben die etwa andere Sorgen?

christoph ernst | Fr., 5. Juni 2020 - 22:45

für diesen klugen, hellsichtigen Artikel, der aufs Wunderbarste zugleich das ermüdende Trump-Bashing der Medien und die zerstörerische Verlogenheit der Identitäts-Ideologen aufdröselt. In jungen Jahren habe ich als Austauschschüler die erste freiwillig von Weißen "integrierte" schwarze Schule in Oklahoma besucht und später einer Weile in Nord-Harlem gewohnt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, dass der paternalistische Opfer-Mythos schuldgebeutelter weißer "Liberaler" für Schwarze fast schlimmer ist als der KuKluxKlan, weil er an ihr Selbstmitleid appelliert, ihre Eigenverantwortung kastriert und sie damit viel zäher knechtet als stumpfe Gewalt. Einen rechten Rassisten erkennt man auf Anhieb. Die subtile Herablassung einer vermeintlich empathischen Hilary Clinton zu durchschauen ist weit schwieriger. Dabei weiß sie besser als der offensichtliche Rassist, wo sie die unsichtbare, unüberwindliche Wand zieht.

Helmut Bachmann | Sa., 6. Juni 2020 - 09:13

die eigentlich notwendige Opposition zu dem sich immer mehr radikalisierenden linken Establishment fällt aus. Überall nur Schwarz-weiß, eine Unfähigkeit zur Sachlichkeit, Emotionalisierungen und dementsprechende Narrative. Mangelnde Ausbildung der Polizisten, persönliche Konflikte, dramatische Fehleinschätzung, eine gewalttätige Gesellschaft, Bandenwesen. Es gibt viele Gründe, die ein deutsches Gericht, vermutlich auch ein amerikanisches in so einem Fall prüfen muss. Aber nein, das Urteil steht fest: Trump und seine Handlanger morden Schwarze aus rassistischen Gründen. So einfach ist es aber nicht. Das sind arrogante (weiße) Retterphantasien.

Albert Schultheis | Sa., 6. Juni 2020 - 11:19

Dieses Statement habe ich auf links-intelleltuellen Foren in USA mehrfach vertreten mit dem alleinigen Argument, ja, er mag ein Rüpel, sein ein Frauenfeind, ein Redneck und Maulheld, aber er hat bisher noch kein fremdes, unterentwickeltes, militärisch weit unterlegenes aber ressourcenreiches Land überfallen und noch keinen Massenmord verübt wie fast alle seine unmittelbaren Vorgänger dieses und des letzten Jahrhunderts. Für mich als nicht-Amerikaner ist das das wesentliche Argument das zählt. Dafür habe ich Hunderte von thumbs down geerntet, was sonst.
Was wir lernen, in USA und Berlin, ist das multiethnische Gesellschaften, die durch Einwanderung entstanden sind - in USA durch erzwungene Verschleppung und Versklavung, in Deutschland durch selbstzerstörerisch herbeigeführte Einwanderung aus Selbsthass - niemals und nirgendwo funktionieren können. Übrigens auch nicht in Afrika, wo die Auswanderung der Weißen seit Jahrzehnten zunimmt. Das ist traurig zu beobachten, aber leider Realität.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 6. Juni 2020 - 11:23

Das der Tod des festgenommenen schwarzen Mannes untersucht gehört und hier ein möglicherweise übertriebener Gewaltexzeß des Polizisten vorlag muss gerichtlich untersucht werden.
Viel weniger Beachtung als der Tod des Kriminellen George Floyd fand die Tatsache, daß am 29. Mai inmitten eines »Black Lives Matter«-Protests ein Sicherheitsmann des Oakländer Gerichts erschossen wurde. Der 53jährige Patrick Underwood erlag seinen Verletzungen, ein weiterer Kollege wurde verwundet. Patrick Underwood war selbst ein Schwarzer, stand aber in seiner Funktion als Sicherheitsbeamter für die »Obrigkeit«, gegen die sich die Wut der Demonstranten richtet. Das in der USA auch Rassismus vorherrscht, streitet ich nicht ab. Nur, geht es wirklich hier um einen zu Tode gebrachten schwarzen Mann aus rassistischen Gründen oder wird das als Aufhänger für linke Ideologen, mal wieder die "Sau" raus zu lassen und diesen schrecklichen Tod zu instrumenatlisieren benutzt? Was sagen schwarze Opfer von Plünderungen?

Tomas Poth | Sa., 6. Juni 2020 - 14:34

Minnesota ist ein von den Demokraten regierter Staat! Um jetzt mal dem üblichen "Framing" zu verfallen: Es ist also die Demokratische Partei unter deren Führung die Polizei hier die Krise ausgelöst hat. Die Partei des ehemaligen Präsidenten Obama, Demokraten die das Linke politische Lager in den USA bilden. Also Linke Geisteshaltung, mit ihrem verdeckten Antisemitismus gerne auch die Legitimität Israels anzweifeln.

Jobst Kilian | Sa., 6. Juni 2020 - 17:28

Zunächst einmal: Guter Artikel, endlich einmal. Aber, die Identitätspolitik fusst auf der Tatsache unterschiedlicher Identitäten und Rassen. Bestenfalls ohne Wertung. Wer so etwas aber heutzutage sagt, wird sogleich beschimpft und beschuldigt. Weil auf sachlicher Basis keine Diskussion möglich ist, sind wir nunmehr soweit gekommen, dass die unterschiedlichen Ideologien sich unversöhnlich gegenüberstehen - und bekriegen. Die Zukunft? Bürgerkrieg, was denn sonst.