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Anne Will: epochemachende Worte / dpa

Gegenderte Sprache - Weißt Du, wie viel Sternlein stehen?

Die gegenderte Sprache wird sich durchsetzen. Das liegt aber nicht daran, dass sie genauer oder schöner wäre. Sondern am moralischen Druck und Opportunismus. Zu spüren ist das schon jetzt, in Talkshows und an der Supermarktkasse.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

Wir werden uns den 24. Mai des Jahres 2020 merken müssen. Späteren Sprachhistorikern wird er vermutlich als der Tag gelten, an dem das Gendersternchen den Durchbruch in das offizielle Regelwerk der deutschen Sprache schaffte. Denn es war der Tag, an dem die Moderatorin der wichtigsten Fernsehtalkshow einen ihrer Gäste mit den epochemachenden Worten begrüßte: „Der Präsident des Bundes der Steuerzahler ... Innen, Reiner Holznagel“.

Machen wir uns nichts vor. Situationen wie diese am letzten Sonntagabend sind es, die in einer Massenmediengesellschaft sprachliche Standards setzen und Fakten schaffen. Denn Sprache funktioniert nach dem Opportunismusprinzip: Richtig ist, was nicht unangenehm auffällt oder als zeitgemäß gilt. Da können Sprachwissenschaftler noch so lange darüber dozieren, dass die Formulierung „Sinn machen“ ein einfältiger Anglizismus ist, der im Deutschen keinen Sinn ergibt – egal, seit den 90er Jahren machen Dinge plötzlich Sinn, einfach weil es modern und dynamisch klingt.

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Rainer Mrochen | Sa., 30. Mai 2020 - 09:40

...genau das ist es !
Aber nicht jeder muss jeglichen Unsinn mit machen. Ich werde weiterhin z.Bsp: Kassierer und Kassiererinnen sagen und schreiben.
Welchem Druck sollte ich dabei unterliegen, dem ich nicht standhalten kann ?
Soweit ich es beurteilen kann wird die deutsche Sprache allenthalben wegen ihrer Schönheit, ob der Möglichkeiten der Ausdrucksfähigkeit, bewundert. Neben dem französischen ist sie eine der silbenreichsten Sprachen der Welt.
So etwas bekommt man nicht geschenkt.
Dies, ohne Not, freiwillig, negativ zu verändern macht keinen Sinn.

Ich zitiere Sie: "Ich werde weiterhin Kassiererinnen und Kassierer sagen und schreiben." Seien Sie mir bitte nicht böse, aber dass Sie diesen Formelsprech auch privat praktizieren, das glaube ich Ihnen einfach nicht. Selbst Frau Will nehme ich nicht ab, dass Sie privat von "Kassiererinnen und Kassierern" spricht. Ich jedenfalls habe noch niemals in meinem Leben jemanden im privaten Kreis so sprechen gehört. Darauf hinzuweisen sollte genügen. Sehen Sie sich doch bitte einmal die alte "Hart-aber-fair-Sendung" zum Gendersprech an (youtube - "Her mit den Ampelmännchen ..."). Dort gibt es vier Menschen mit gesundem Menschenverstand: der Moderator, das Model Sofia Thomalla, die Autorin Kelle und der FDP-Mann Kubicki. Die waren natürlich, strahlten allesamt eine gesunde Lebenskraft aus. Die Gegenseite: Herr Hofreiter und Frau XYZ (der Name ist mir entfallen). Letztere sind für mich ziemlich aus der Welt gefallene, schmallippige Figuren, grau in grau, irgendwie Zukurzgekommene.

An diesem Tag lief die von Ihnen angesprochene Ausgabe von "hart aber fair"; bei youtube einsehbar.
Das ist wahrhaft sehenswert!
Der Hofreiters Toni mal wieder mit hochrotem Kopf und ab und an ein sprachlicher Aussetzer. Er legte sich ständig mit Sophia Thomalla an. Sie ist mMn nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber an diesem Abend hatte sie absolut Recht!
Hofreiter: "Sie sind genauso so ein Sexist wie Herr Kubicki!"
Sophia Thomalla breit lächelnd: "Diesen Stöckelschuh ziehe ich mir an!"
Und Herr Kubicki strahltwie ein Honigkuchenpferd.

Im Gegensatz zu diesen drei Hofberichterstatterinnen ist Plasberg meist okay.

...und Herr Grau, bekannt für seine "Volksnähe", gibt ihnen eine Stimme. Wobei das "Volk" in Foren wie diesem hier - meistens - zu mindestens 80% aus ältlichen, dauerbeleidigten Männern besteht. Immer gibt es aber auch ein paar treue, weibliche Seelen, die diesen Opfern verlässlich zur Seite stehen.
Man darf getrost vermuten: Die, die heute Geschlechtergleichheit - auch in der Sprache - für kommunistisches Teufelszeug halten, hätten sich wohl im vergangenen Jahrhundert mit Leibeskräften gegen das Frauenwahlrecht gewehrt. Und gegen die rechtliche Gleichstellung der Frau. Denn wer "Herr" im Haus ist, das ist doch wohl naturgegeben. Oder in der Bibel erklärt. Und dabei bleibt es auch.
Sprache ändert sich nun mal. Kein Mensch redet mehr wie Bismarck, ausgenommen vielleicht Hoecke, Gauland und der eine oder andere, im typischen Turm beheimatete Philosoph, der das für intellektuell beeindruckend hält.
Einigen wir uns doch stattdessen einfach auf die weibliche Ausrucksform. Als Standard.

ich hätte, als Verfechter der Demokratie, aber eben gerne, dass solche Veränderungen unserer aller Lebenswelt eben nicht einfach von irgendwelchen, in diesem Fall ideologischen Pressure Groups aufoktroyiert werden, sondern über einen freien und offenen Dialog diskutiert und dann eben darüber demokratisch abgestimmt wird. Ich bin mir sicher, dass das Wahlrecht der Frauen heute von der weit überwiegenden Mehrheit in D getragen wird, bei den Gender-Sternchen ist offensichtlich die große Mehrheit dagegen bzw verabscheut die Art und Weise, wie dieser Versuch der Volkserziehung uns allen ins Haar geschmiert wird.

"Einigen wir uns doch auf die Selbstverständlichkeit. Die Damen öffnen dem Herrn die Tür oder nur für sich selbst. Die Damen bezahlen für den Herrn im Restaurant oder nur für sich selbst. Die Damen helfen dem Herrn in den Mantel, oder sich selbst. Müssen nicht immer als erste Person benannt werden, oder benennt sich selbst als Erste. Aber nein!
"Der Esel*in benennt sich immer zuerst." Sorry!

lieber Herr Lenz, ganz richtig festgestellt, der Herr im Haus ist wohl naturgegeben.
Er unterschätzt die List der feministischen Gottesgabe. Erfreulicherweise kann der Mann seinen Kopf sein Eigen nennen. Aber, nun kommt das große aber:
Der Hals der Frau bestimmt, wohin sich der Kopf des unterlegenen Mannes drehen
darf oder sogar muß.

Ich persönlich nehme wahr, dass mindestens 80% der ältlichen Politiker & Ihrer Unterstützer-Kaste aus dauerbeleidigten, Ich-bezogenen Machtsüchtigen & immer rechthaberischen "Männel & Weiblein" bestehen.

Und wenn Sie Bismarck aus Ihren Repertoire streichen, ist das Ihr Horizont. Sorry

Ernst-Günther Konrad | Sa., 30. Mai 2020 - 09:40

Sie haben in allem recht Herr Grau. Natürlich wird es so kommen. Sobald auch die Erzieher und die Lehrer es verinnerlicht haben, immer mehr Journalisten die Schreibweisen übernehmen wird es sich in den nächsten 10-15 Jahren als "normal" eingeführt haben. Wer soll denn darüber diskutieren? Wer die deutsche Sprache verteidigt ist doch "ewig gestrig". Unsere Sprache wird doch nicht erst seit dem Gendern verhunzt. Das begann doch schon lange Jahre vorher durch das eingeführte "Denglisch". Das ist auch nicht aufzuhalten. Die USA und GB sind inzwischen erklärte "Gegner" bei vielen, aber deren Sprache wird immer mehr in unsere integriert. Dabei geht es nicht um spezielle Begriffe.
Wir älteren, die möglicherweise remonstrieren könnten, werden braun angestrichen, in Heimen ungefragt weggesperrt, sterben ohnehin an Corona und was haben Umweltsäue schon zu melden. Diskurs und respektvoller Streit mag gewünscht sein, ist aber inzwischen nur noch ein frommer Wunsch, ein Traum der Sprachbewahrer.

Werner Kahn | Sa., 30. Mai 2020 - 09:54

ist Gott sei Dank NOCH nicht der Maßstab aller Dinge in diesem Land.

Brigitte Miller | Sa., 30. Mai 2020 - 09:55

und gerade mit Moralphrasen bringt man die Leute dazu, sich dem Diktat der Ideologie zu beugen.
Jeder, der sich wirklich graust vor der Sprachverschandelung ( und anderen Absurditäten ) und dies auch äussert, wird sofort in eine Ecke geschafft , und der Ausgrenzungsnamen sind viele: -Hasser, Hetzer, Antifeministen, Wutbürger, Abgehängte, tumbe somewheres, Leugner, Sexisten und last but not least: Nazis.

Manfred Bühring | Sa., 30. Mai 2020 - 12:09

Antwort auf von Brigitte Miller

Für diejenigen, die diesen Gender-Sterchen-Divers-Quatsch nicht mitmachen, wird sich bald der Begriff "Genderleugner", schlimmstenfalls "Gendernazi" etablieren. Die Absurditäten werden kein Ende nehmen, die Polarisierung der Gesellschaft fortschreiten.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 30. Mai 2020 - 10:12

"... sich ...den Sprachvorgaben einer politisch radikalen Minderheit beugen"?
Wenn man heute zu dem Schluss käme - berechtigt - dass man nach dem 1. Weltkrieg das Deutsche Reich nicht hätte so umkrempeln dürfen, dann meldete sich bei mir aber doch sofort das Gefühl von Freiheit, dass ich heute nicht in einer konstitutionellen Monarchie lebe, wie viele andere europäische Länder.
Es griff vor, zerstörte dabei zuviel, vor allem wegen der Reparationen, aber es ging mit der Zeit.
Die gegenderte Sprache wirkt auf mich auch noch schwerfällig, den moralischen Druck kann man* aber erklären, aus dem Empfinden bislang nicht vermerkter Minderheiten, gar einer, die gar keine ist, den Frauen.
Wenn ich für mich spüre, dass ein Sternchen Platz schafft für so viel bislang Unbeachtetes, dann überwiegt bei mir das Gefühl der Freiheit.
Das war übrigens auch das Gefühl der Freiheit in der DDR, allerdings auf die Spitze getrieben und über die Umsetzung müssen wir nicht reden?
Das lösche ich nicht aus.
Nu?

Gerhard Schwedes | Sa., 30. Mai 2020 - 10:18

Wir befinden uns in einer historischen Stunde. Metaphorisch gesprochen würde ich sagen, wir rasen gerade durch einen ideologischen Tunnel. Aber jeder Tunnel hat auch einmal ein Ende. In einer phantastischen Kurzgeschichte von Dürrenmatt nimmt der Tunnel kein Ende mehr, in der Wirklichkeit schon. Eine bestimmte Klasse mit dem Geist der 68-er gängelt die Masse, nicht bloß unser Mundwerk betreffend. Eine Art neue Aristokratie hat am politischen und gesellschaftlichen Ruder Platz genommen. Aber die Zeiten werden sich ändern. Warum? Weil der Druck immer größer wird. Und das spüren die Menschen, bei aller gegenwärtigen Pseudo-Begeisterung für eine Kanzlerin, der mit ihrem Corona-Glückstreffer gerade die Plastikherzen zufliegen. Sie, verehrter Herr Grau, ihre Redaktion, die meisten Autoren und Verlage werden mit dem Gender-Schwachsinn nicht mittouren. Und die Linken und Grünen sitzen zwar noch auf dem Thron, haben aber noch gar nicht bemerkt, dass die Beine desselben bereits am Wackeln sind.

Joachim Baumeister | Sa., 30. Mai 2020 - 10:31

Gendersprache ohne mich! Überhaupt, der Begriff Gender nervt schon deswegen, weil wir wieder unsere Sprache weiter abschaffen. Ich lasse mir meine Ausdrucksweise nicht von sogenannten "politisch korrekten" Vorbetern vorschreiben!

gabriele bondzio | Sa., 30. Mai 2020 - 12:09

Antwort auf von Joachim Baumeister

Genauso denke ich auch, Herr Baumeister. Ich werde die letzten 20Jahre, die mir statistisch beschieden sind, diesen Unsinn nicht mitmachen. Was Andere tun ist mir schlicht egal.
Und halte es mit einem, meinen Lieblingspoeten:
"Die deutsche Sprache mit ihren großen
Schöpfungen vom Nibelungenlied über Luther
und Goethe bis heute, diese reiche, elastische
und kraftvolle Sprache mit ihren vielen Spielen,
Launen und Unregelmäßigkeiten, mit ihrer
hohen Musikalität, ihrer Beseeltheit, ihrem
Humor ist der größte Schatz, der treuste
Kamerad und Trost meines Lebens gewesen."
Hermann Hesse (1877- 1962)

Ich gehe, befürchte ich, keinem Schmarrn aus dem Weg. Für meine zeitgemäße Selbstdarstellung bestehe ich auf mein Markenzeichen, eine Genderfeministin
zu sein. Als Ansprechpartner*in gelte ich in meinem "Feminismusclub" als Ikone. Wir müssen derzeit noch kämpfen, unser Grün hinter den Ohren wegzugrünen. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Das Glück gehört den Tüchtig*ínnen
Das bestätigte Beitragsformular erhielt ich bereits von den Feministinnen Bundes-
kanzlerin Angela Merkel und Ivanka Trump, Gattin des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Brigitte Macron muß erst noch ihren Gatten Emanuell Macron darum bitten.

Urban Will | Sa., 30. Mai 2020 - 10:44

verankert ist all dieser Blödsinn letztendlich dann, wenn er im Duden steht.

Aber Sie haben Recht.

Angst und Opportunismus regieren D und man wird sich bald entweder die Bäuche halten vor Lachen, wenn eine öffentliche Rede „gendergerecht“ gehalten wird, beispielsweise von unserem über alles verehrten Herrn Bundespräsidenten, der sich da doch hervorragend eignen würde, das mainstream – Deutsch „gesellschaftstauglich“ und quasi „verpflichtend“ über das Volk zu ergießen.

Oder man wird, wenn man selbst so reden sich verpflichtet fühlt, vor sich hin stottern und hundert mal korrigieren müssen, denn frei reden im Genderdeutsch ist ja fast unmöglich.

Oder halt, wenn man sich zu Lachen schämt, bzw. berufen, dem Ganzen treu die Unterstützung zukommen zu lassen, wird man andächtig und sich des Guten gewiss, lauschen und bedächtig den Kopf nicken.
Auch wenn man nur noch die Hälfte versteht.

Gut, dass Götzens Spruch, von Goethe „gestiftet“ "genderfrei" ist und bleibt.
In diesem Sinne...

Seit der Unsinn der Rechtschreibreform begann, steht bei mir der "Wahrig" im Bücherregal - unreformiert-undeformiert. Nur aus Spaß an der Freud schreibe oder sage ich schon mal "die Trampelin" - bitte nicht verwechseln mit 'das Trampolin'.
MfG
A.B.

Marc Schuessler | Sa., 30. Mai 2020 - 10:49

Hier werden gut bezahlte Pöstchen für professionelle Nervensägen geschaffen. Und das nicht zu knapp. Noch Jahrzehnte werden sie den Betrieb der Öffentlichkeit stören. Millionenkosten werden stillschweigend den knappen öffentliche Kassen aufgebürdet, um auch ja jedes Formulärchen zu gendern und kein falsch stehendes Pünktchen zu übersehen! Oder gar ein phallisch zu interpretierendes Symbol*inchen...
Moralisch aufgeladen, entsteht eine Industrie für die moralisierende Mediokrité -wenn man ehrlich ist, für stramme Grünwähler, die man bei ihrer Qualifikation auch kaum für irgend was Sinnvolles einsetzen könnte.
Wäre billiger sie einfach zu bezahlen und irgendwo hinzusetzen, wo sie nicht die notwendige Arbeit mit voller Tatkraft behindern.

Wenn dieser Wahnsinn weiter um sich greift, und z.B. alle Gesetzestexte inkl. der Kommentare geändert werden müssten, geht das ganz schnell in die Milliarden. Ich hoffe inständig, dass im Zuge der Coronaforschung auch ein wirksamer Impfstoff gegen diese Seuche gefunden wird.

Johannes Renz | Sa., 30. Mai 2020 - 11:04

...diese Talkshow wird unvergessen bleiben. Bekanntlich hat Gender-Queen Annalena B. an diesem denkwürdigen Abend noch einen draufgelegt: "Bund der Steuer*innenzahler"! She made my day...

gerhard hellriegel | Sa., 30. Mai 2020 - 11:29

Spricht mir aus der seele. Aber in diesem fall steht dem "moralischen gesetz in mir" nicht nur die tradition, sondern auch die mächtige sprachökonomie entgegen. Kompromissvorschlag: "Bund der Steuerzahler*", "Feminist*". Aber wie spricht man das? Tja, die afrikaner* haben da noch knack- und zischlaute. --- Vielleicht warten wir darauf, bis sie wieder entdecken, dass auch der patriarchalische "gott" sexistisch ist:
"_?_ unser im himmel, ..." Ich freu mich schon drauf.
PS: zwischen "macht sinn" und "ist sinnvoll" ist ein kleiner, aber feiner unterschied. Mein kompromiss macht vielleicht sinn, heißt also: ich erkenne den sinn, muss aber nicht heißen, dass ich ihn für sinnvoll halte.

Markus Michaelis | Sa., 30. Mai 2020 - 12:18

"Man kann dafür streiten. Aber bitte: Dann sollte man das auch sagen und sich nicht hinter blumigen Moralphrasen verstecken."

Das ist für mich der ganz DICKE Punkt für die Demokratiefähigkeit unserer Gesellschaft. "Das macht Sinn" ist Sprachfaulheit (verwende ich auch). Gendersprache ist Politik, also das Aushandeln gesellschaftlicher Werte. Das sollte immer möglichst offen und explizit ausgesprochen sein. Ziele auf einem "Multifrontweg" mit einer Kanonade an offenen und versteckten Botschaften durchzusetzen mag wirkungsvoll sein, aber nicht langfristig. Früher oder später wird die Gegenseite genauso vorgehen. Deshalb sollten sich alle zurückhalten, sich der Relativität und Widersprüchlichkeit auch des eigenen Standpunktes bewusst sein und ihn offen zur Diskussion stellen. Wenn dann eine Mehrheit mitzieht - dann ist das so und dann ist es auch ok. Und Minderheiten dürfen weiter wiedersprechen - auch ok.

Bettina Jung | Sa., 30. Mai 2020 - 13:57

Regelmäßig erhalte ich über Change.org Petitionen,die Unterstützung wünschen. Sobald der Genderstern o.ä. auftaucht, lösche ich die mail. Erstaunlich auch, wie im hintersten schwäbischen Kaff irgendwelche Mitarbeiter m/w/d gesucht werden. Dabei fällt mir auf, dass hier gegen das Gleichheitsprinzip verstossen wird, indem immer erst Maskulinum und zuletzt der, die das Diverse genannt wird.....na sowas

Bernd Hartke | Sa., 30. Mai 2020 - 14:04

"Bund der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler" ist übelst binär-sexistisch, weil dabei sämtliche Diversen Geschlechter nicht explizit genannt werden. Also braucht man mindestens ein "m/w/d"-Pendant, das aber in weniger als 15min vollständig aussprechbar und leicht verständlich sein sollte. Wenn es das generische Maskulinum als grammatikalische Universalbezeichnung, die dem biologischen Geschlecht die gleichstellungsmäßig korrekte Rolle zuschreibt (nämlich: unwichtig!), nicht schon gäbe, müßte man es schnellstens erfinden...

Klaus Decker | Sa., 30. Mai 2020 - 14:23

Lieber Herr Grau, wieder eine Spitzenleistung aus Ihrer Feder. Das ist mir allemal 3,90 € wert!

Albert Schultheis | Sa., 30. Mai 2020 - 14:33

GottseiDank, haben weder Talkshows noch Supermarktkassen einen wesentlich definitorischen Einfluss auf die Sprachgewohnheiten von Menschen. Solange uns noch etwas liegt an unserer gemeinsamen Sprache liegt - wohl wissend, dass gerade Sprache einen wesentlichen Anteil daran hat, dass wir Gesellschaft und Kultur als ein Gemeingut erkennen - sollten wir uns allen ideologischen Versuchen der Einflussnahme auf unser Sprachverhalten widersetzen. Das geht ganz einfach: Lasst uns einfach den ganzen Gender-Quatsch ignorieren. Da die Gender-Aficionados in der Regel keinen Schimmer davon haben, ob sie Männlein oder Weiblein sind, wird sich ihr Spuk spätestens in einer Generation erübrigt haben. Et in saecula saeculorum, Amen.

Jürgen Keil | Sa., 30. Mai 2020 - 15:35

Nun, ob sich dieses Sprachgestelze im gemeinen Volk durchsetzen wird, da hege ich, wenn ich mir meine Handwerker, den Klempner und den Bauarbeiter vorstelle, so meine Zweifel. Die "Jahresendfigur mit Flügeln" hatte es in der DDR auch nur ins Schaufenster der Kunstgewerbeläden geschafft. Ich bin starrköpfig, wie alte weiße Männer nun einmal sind. So wie ich mich dem „Hallo“ als Gruß bisher verweigert habe und noch immer einen „Guten Tag“ wünsche, so wenig werde ich mich dieser gekünstelten Sprachpolitisierung unterwerfen. Ich hole doch meiner Frau nicht die Sterne vom Himmel, um sie dann vor eine lächerliche Endsilbe zu schreiben oder gar zu sprechen.

Ulrich Mende | Sa., 30. Mai 2020 - 17:02

Es geht längst nicht mehr nur darum, wie etwas gesagt werden darf (gendergerecht), sondern vermehrt darum, was überhaupt gesagt werden darf, es geht um das Übertünchen „sexistischer“ Gedichte an der Wand der Alice-Salomon Hochschule, es geht um das Abhängen von Bildern „alter, weißer“ Nobelpreisträger an der HU Berlin, es geht um das Umbenennen von Straßen und Plätzen, es geht um das Stören von Professoren an deutschen Hochschulen. Es geht um die jüngst von Linken und Grünen gewünschte Masseneinbürgerungen von Migranten. Es geht den Kultur-Marxisten letztlich darum, dass alles Deutsche verschwinden muss. („I love Volkstod“, „Abtreiben bis zum Volkstod“; „Deutschland, du mieses Stück Sch…“; „Bomber Harris, Do it again“)

Trotzdem angenehme Pfingsttage für die Redaktion und alle Foristen.

Armin Latell | Sa., 30. Mai 2020 - 17:16

ist ebenso falsch, auch wenn sich diese Ausdrucksweise schon fest in die Hirne eingebrannt hat: etwas hat einen Sinn, ist sinnlos oder sinnvoll. Aber es macht keinen Sinn ist so ziemlich sinnlos. Aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich ein alter weißer Mann bin.

Marc Schuessler | Sa., 30. Mai 2020 - 18:01

Hier werden gut bezahlte Pöstchen für professionelle Nervensägen geschaffen. Und das nicht zu knapp. Noch Jahrzehnte werden sie den Betrieb der Öffentlichkeit stören. Millionenkosten werden stillschweigend den knappen öffentliche Kassen aufgebürdet, um auch ja jedes Formulärchen zu gendern und kein falsch stehendes Pünktchen zu übersehen! Oder gar ein phallisch zu interpretierendes Symbol*inchen...
Moralisch aufgeladen, entsteht eine Industrie für die moralisierende Mediokrité -wenn man ehrlich ist, für stramme Grünwähler, die man bei ihrer Qualifikation auch kaum für irgend was Sinnvolles einsetzen könnte.
Wäre billiger sie einfach zu bezahlen und irgendwo hinzusetzen, wo sie nicht die notwendige Arbeit mit voller Tatkraft behindern.

Gunther Gaida | Sa., 30. Mai 2020 - 21:51

Gott muß männlich sein, ansonsten würde sie
dauernd zu uns sprechen.
ich glaube D.Nuhr

dieter schimanek | So., 31. Mai 2020 - 04:56

Die neue deutsche Rechtschreibung wird seit 50 J. ständig geändert. Die sogenannte fortschrittliche mini Elite schreitet voran und dem Rest der Mehrheitsgesellschaft geht es am A....ch vorbei. Es bleibt jedem selbst überlassen ob er sich dem Diktat einer absoluten Minderheit beugen will oder nicht.

Dieter Freundlieb | So., 31. Mai 2020 - 10:25

Eines der absurdesten Beispiele für die deutsche Sucht, englische Ausdrücke zu gebrauchen, ist der Titel der TV-Sendung German's next Topmodel.
Es gibt nämlich im Englischen kein Wort, das 'topmodel' geschrieben wird.

Es gibt natürlich den Ausdruck mit der korrekten Schreibweise 'top model'. Das amerikanische Original der Sendung schreibt sich deshalb auch 'America's Next Top Model'. Wobei, wie bei Titeln vorgeschrieben, 'Next' groß geschrieben werden muss. 'Germany's next Topmodel' ist also weder deutsch noch englisch, sondern eine Mischung aus beiden Sprachen.

Da der teilweise eingedeutschte englische Ausdruck 'Topmodel' praktisch nur auf Frauen angewandt wird, haben gender- und gerechtigkeitsbeflissene Sprachverbesserer aber noch nicht vorgeschlagen, statt 'Topmodel' 'Topmodelin' zu schreiben. Das wäre doch eigentlich politisch 'korrekter', oder?

Alfred Simon | So., 31. Mai 2020 - 13:02

-Macho*…
-Feminist*…
-Sexist*…
-Herr*…

Der Mann zuerst, viel später erst die Männin,
drum kann der Mann in späten Jahren, die
Genderin nicht vergessen.
Dazu gehör ich nicht als Mann
das schwöre ich, so gut ich kann.

Reinhard Atzbach | So., 31. Mai 2020 - 14:40

Als Mitarbeiter bei einer Tafel lese ich Aushänge wie "Ab sofort müssen alle Kund*innen die vorgesehenen Ausgabezeiten einhalten. Ausnahmen, etwa wegen gleichzeitig stattfindender Sprachkurse, sind in Zukunft nicht mehr möglich." Hier verbindet sich der von den Tafelgründern gut gemeinte Euphemismus "Kunde" mit dem für die Mehrzahl der Hilfeempfänger (Migranten. sozial Schwächere, Alte) unverständlichen und im aktiven Sprachschatz nicht verfügbaren Genderstern und der ohne jedes Verständnis und ohne jede Einsprachemöglichkeit formulierten Vorschrift zu einem perfekten Portrait des Oben und Unten, in das sie sich einzufügen haben.