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Hat immer was zu sagen: Donald Trump / dpa

Trump als Geschäftsmodell - Das Twitter-Paradox

Twitter lässt Donald Trump seine Unwahrheiten offensichtlich nicht mehr durchgehen. Tweets des US-Präsidenten wurden mit Hinweisen zu Faktenchecks versehen. Löblich, könnte man meinen. Aber das soziale Netzwerk torpediert damit sein eigenes Geschäftsmodell.

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Es ist ein Traum der Menschheit, so alt wie sie selbst: Aus Scheiße Gold zu machen, das wär‘s. In Märchen vieler Kulturkreise begegnet uns dieser Topos und in der Mythologie auch. Bei Rumpelstilzchen ist es Stroh, das zu Gold wird, bei König Midas wird alles, was er anfasst zu Gold. Die Alchemie versucht sich seit Jahr und Tag an dieser Kunst. Die Olchis sind in einem Kinderbuch imstande, sich von Müll und Schrott zu ernähren und so immer einen reich gedeckten Tisch zu haben. 

Die ersten und einzigen realen Institutionen (jenseits der Entsorgungsbranche), die sich im wirklichen Leben auf diese Kunst verstehen, sind die sogenannten sozialen Netzwerke. Vom einen oder anderen wirklichen intellektuellen Kleinod abgesehen, das sie zu Tage fördern und verbreiten: Ihr Geschäftsmodell besteht im Wesentlichen darin, die Menschen überall auf der Welt in ihrem Geltungsbedürfnis scheinbar Bedeutendes absondern zu lassen, von dem sich zwar das meiste als mentaler Müll und verbaler Schrott erweist, mit dem aber Twitter und Facebook dennoch astronomische Umsätze und Gewinne machen. Mark Zuckerberg und die Seinen sind die wahren Alchemisten des digitalen Zeitalters.

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Markus Michaelis | Do., 28. Mai 2020 - 18:24

Vorab:
"dass Briefwahlen Manipulationen Tür und Tor öffneten". So formuliert ist es nicht der Punkt, weil es korrekt ist, dass Briefwahl demokratisch zweischneidig ist, weil nicht kontrolliert werden kann, ob frei ausgefüllt wurde oder unter "Aufsicht". Bei Trump ist der Punkt, dass er als Tatsache behauptet, die anderen würden die Wahl fälschen (Briefwähler sind im Schnitt keine Reps). Das untergräbt die Demokratie, deren Basis es ist, Wahlsiege zu anzuerkennen.

Was die Müllveröffentlichung angeht, ist sie aber nicht das größte Problem. Sie heizt natürlich das gegenseitige Misstrauen und die gegenseitigen Verletzungen an. Aber das würde auch ohne Twitter&Co geschehen. Misstrauen wurde in Gesellschaften auch schon in den Jahrhunderten vor Twitter gesäht, mangels Information vielleicht mit noch mehr ausgeschmückter Fantasie.

Ich denke es ist ein Fehler zu glauben, es ginge nur um Fakten und Umgangston. Misstrauen entsteht auch (z.T. gerade) mit Fakten und bei gutem Umgangston.

Sie wollen, eigentlich, kein Medienunternehmen sondern eine Technologie-Plattform sein. Als Medienunternehmen, das Eintragungen redaktionell " moderiert ", wie selbstverständlich auch Cicero die Kommentarspalte, würden sie ganz anderen Gesetzen unterliegen. Wer kann und will schon hunderte Millionen von Postings pro Tag " moderieren ". Deshalb scheint sich auch Zuckerberg/Facebook " hinter Trump " zu stellen. Es geht ihm aber um Facebook und seine Verantwortung. Trump weiß wie er den Plattformen drohen kann - mit bestehenden Gesetzen und mit Regulierungen, die den Plattformen viel Geld kosten würden.

"Die anderen" haben gerade in Phildelphia das getan. Darauf bezog sich Trump. Leider alle DE Medien pflegen diese und andere "anti-Bama et alia" ( siehe nun Flynn ) Nachrichten zu unterdrücken. Im Übrigen, der Streit, wenn Sie und die versammelt DE Medien-Vertreter den Interview gestern in CNBC mit Mark Zukerberg, würden wissen, ein ganz Andere ist. Welche, hum das überlasse Ihnen, falls Sie neugierig auf die "Wahrheit" seien. Hint - Geld?

Marc Schulze-Niestroy | Fr., 29. Mai 2020 - 03:28

Wenn ich Sie über Twitter reden höre, muss in an einen Opi von 1980 denken, der sagt, dass er kein Fernseher hat, weil da ja eh nur Müll läuft. Sorry, Herr Schwennicke, aber Sie sind digital irgendwo da, wo auch Merkel ist. Auch, was Sie über Briefwahlen schreiben ist völliger Unsinn. Gibt es keinen Juristen, den Sie für solche einfachen Fragen mal konsultieren können? Oder können Sie sich nicht mal fragen, warum Briefwahl stets die Ausnahme ist? Trump hat hier mal ausnahmsweise völlig Recht. Aber diese Möglichkeit alleine übersteigt offensichtlich Ihren Horizont. Ich bin mir bewusst, dass dieser Kommentar nie veröffentlicht wird, aber dieser Artikel ist für mich der Wassereimer im vollen Fass. Ich werde morgen mein Abo kündigen. Ich hab Cicero für seine Intelligenz geschätzt, aber dieser Artikel ist einfach so dumm, dass er im Spiegel stehen könnte. Und Ihren besten Autor, Herrn Kissler, sind Sie nun auch los. Was für ein Zusammentreffen. Goodbye.

Gerhard Lenz | Sa., 30. Mai 2020 - 11:12

Antwort auf von Marc Schulze-N…

Und Pöbeleien schon gar nicht. Dumm war er also, der Beitrag? Und ich dachte immer, höchstens der Mensch dahinter könnte "dumm" sein. Aber nicht jeder hat es halt so mit Kommunikation.
Richtig: Briefwahl sollte die Ausnahme bleiben. Aber: Es ist genauso richtig, dass die "paar Toten (mehr als 100.000) und wenigen Infizierten (über 1,7 Millionen)" eine solche Ausnahme zweifelsfrei begründen.
Es geht doch Trump nur um eins: Er fürchtet, die Wahl zu verlieren, und eine geringere Wahlbeteiligung sieht er generell als Vorteil an. Aber vielleicht übersteigt eine solche Möglichkeit ja Ihren Horizont? Vielleicht passt Ihnen - das kann man auch aus Ihren sonstigen Bemerkungen schliessen - einfach die Richtung des Kommentars nicht? Und deswegen - zur Strafe! - wird das Abo gekündigt. Das mit Herrn Kisslers Weggang zu verbinden, ist allerdings schon erheiternd.
Immerhin hat der Cicero jetzt die Chance, wieder ein wenig in die Mitte zu rücken. Gefällt Ihnen wahrscheinlich auch nicht, oder?

Ernst-Günther Konrad | Fr., 29. Mai 2020 - 09:06

Auch wenn ich nicht bei Twitter und anderen soz. Medien unterwegs bin, stößt man doch inzwischen ständig in den Medien auf Twittermeldungen als Kopie abgebildet. Das Trump teilweise emotional gesteuert, einigen Unsinn verbreitet, weil er mal zu recht und mal zu unrecht den Medien Unwahrheiten unterstellt, mag ich zwar nachzuvollziehen, halte es aber eben für keine gute Idee, dass er als Präsident der USA zum allem und jeden auf diese Weise spricht. Das sollte er seine Presseabteilung überlassen. Natürlich sind Briefwahlen grundsätzlich manipulierbar. Ob das aktuell in den USA so ist und schon immer so war? Auch er muss Belege liefern, er ist ja nicht irgendwer. Das Twitter nun "Faktenchecks" machen will, ausgesucht nur bei Trump und warum nicht bei allen anderen auch? Unzähliger Nutzer treiben da ihr "Unwesen". Sollte Twitter nicht den Lesern überlassen, was sie ernst nehmen und was nicht? Und diejenigen, die an alles und jeden glauben, die wird auch Twitter nicht bekehren.

denn die medialen Plattformen in Cyberspace, sind politische Machwerke, mit klarer, politischer Ausrichtung - nämlich, sie repräsentieren sich selbst resp. die Eigentümer, die nicht unpolitisch sind.
Ich bin langsam der Überzeugung, dass Donald T zum Blitzableiter der D-Frustrationen wurde, weil er nicht nach D-Vorstellungen/Wünschen funktioniert. Diese manische Einstellung, dürfte sogar in dem lateinischen Ger-Mania liegen, was von antiken Römern verwendet wurde. Eine D-Spezialität (Medial/Exekutiv), ist die notorische/unkritische Überzeugung, fehlerfrei zu handeln, und gleichzeitig den (Welt-) Richter zu spielen. Was anderswo als lächerlich empfangen wird, denn dieser Globalrichter, keine Panduren/Büttel dazu hat, seine Rechtsprechung durchzusetzen/vollziehen.

Sie sind schlecht informiert. Es ist gängige Praxis, verbale Amokläufe zu sanktionieren, nicht nur die von Trump. Ich zitiere aus den AGB von Twitter:
"Wir behalten uns das Recht vor, Inhalte zu entfernen, die die allgemeinen Geschäftsbedingungen verletzen, unter anderem bei der Verletzung von Urheberrechten oder Markenrechten oder (...) rechtswidrigem Verhalten oder Belästigung."
Wenn also Trump objektiv falsche Aussagen über Wahlbetrug macht oder ankündigt, das Militär in Minneapolis einzusetzen, so kann Twitter "missbräuchliches Verhalten und Gewaltandrohungen" geltend machen und auch die Tweets des Präsidenten mit einem Warnhinweis versehen. Der Krug geht eben nur so lange zum Brunnen bis er bricht. Deshalb wurden vor Monaten auch extremistische und Trump nahestehende Hetzer wie Alex Jones von Twitter und Facebook verbannt. Trump darf weiter hetzen und halluzinieren - aber nicht mehr gänzlich ungehindert. Eine überfällige Maßnahme!