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Nun rächen sich die einseitigen Regelungen in der Rentenpolitik / picture alliance

Rentenpolitik - Wie Corona Generationen spaltet

Das Verhältnis zwischen Älteren und Jüngeren wird durch Corona noch ungleicher werden. Denn ausgerechnet die Rentner werden von den Folgen der Krise profitieren. Zugleich geraten die jüngeren Generationen immer mehr unter Druck. Dabei gäbe es Alternativen.

Autoreninfo

Axel Börsch-Supan ist Professor am Münchner Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik und gilt als einer der führenden Rentenexperten. Er war Mitglied der Rentenkommission der Bundesregierung.

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Mitten in der Corona-Krise hat die Rentenkommission – offiziell: Kommission Verlässlicher Generationenvertrag – ihre Ergebnisse vorgestellt. Vielleicht war es gut, dass die Berichterstattung darüber wegen der Pandemie in den Hintergrund getreten ist. Denn die Ergebnisse sind enttäuschend mager ausgefallen. Ein verlässlicher Generationenvertrag ist in den Empfehlungen nicht erkennbar. Ganz im Gegenteil werden zentrale Fragen – wie hoch ist das Rentenniveau, wie viel müssen die Erwerbstätigen zahlen, wann darf man in Rente gehen – mit scheunentorweiten Korridoren beantwortet und an die nächste Kommission weitergegeben wie eine zu heiße Kartoffel.

Man mag nichts anderes erwartet haben. Eine Kommission mit satter Zwei­drittelmehrheit aus Berufspolitikern und Verbandsvertretern kann keine großen Sprünge machen, wenn die meisten Partei- und Verbandsinteressen verpflichtet sind. Der Status quo ist mächtig, denn die Älteren gehen eifrig wählen, die Jüngeren – das muss man zu ihrer Schande sagen – tun es nur mäßig. Die ganz Jungen aber, die der Generationenvertrag betrifft, dürfen noch gar nicht.

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Jürgen Keil | Mo., 18. Mai 2020 - 12:25

"Die Jüngeren aber leben in einer schwierigeren Welt als wir Älteren:" Für einen Ostdeutschen wie mich ist dieser Satz nicht akzeptabel. Erst Leben im Sozialismus, dann Wende und völliger Neubeginn für etwa 17 Mio. Menschen. Das war auch eine schwierige Welt. Den Jungen, die im Sozialismus das neue Allheilmittel sehen, kann ich nur raten: laßt davon die Finger weg. Das wird nichts! Ja, aber, wir machen es doch dieses Mal besser, das wird ein anderer, ein demokratischer Sozialismus. Nein, die Menschen haben sich nicht geändert, deshalb wird auch ein neuer Sozialismus die gleichen Fehler haben wie der Alte.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 18. Mai 2020 - 13:26

Ich bin keine Expertin, war nur für die Riesterrente und bin für die Grundrente.
Wir sollten gleichwohl entspannt überlegen, denn in der Zwischenzeit investiert der Staat mit den Steuereinnahmen, für die seit einiger Zeit, wie ich finde richtiger Weise, die Rentner ihren Beitrag leisten, in Bildung, Wirtschaft und wie ich hoffe in Familien bzw. was sich da alles entwickelt.
Ich bin auch für das Familienwahlrecht für ihre Kinder bis zum 16. Lebensjahr, weil in einer Zeit, in der Familien alles fehlt, woraus sich eine gute Lebensplanung entwickeln kann, diese eben auch in der Politik evtl. nicht so stark vorkommen.
Das Ergebnis daraus ist dann nicht unbedingt etwa fehlender sozialer Kompetenz geschuldet, endet aber noch viel zu häufig in Arbeitslosigkeit und alleinerziehend, trotz guter Ausbildung.
Und selbst wenn die Ausbildung schlecht ist, Kinder sind in unserer Gesellschaft hoffentlich willkommen.
Deshalb sollte z.B. die Mitversicherung von Ehegatten generell überdacht werden usw.

Klaus Damert | Mo., 18. Mai 2020 - 13:43

Die Schulschwänzer sollten besser für ihre Rente hüpfen als gegen den Klimawandel. Aber dafür reicht der Verstand offensichtlich nicht aus - oder es sind Kinder aus der Oberschicht, die sich gegen Abstieg immun wähnen. Kann ein Irrtum sein. Als Rentner kann ich das jedenfalls nicht verstehen.

Heidemarie Heim | Mo., 18. Mai 2020 - 14:10

Ohne Bürokratiehemmnisse und vor allem "Abgreifeffekte" und goldene Nasen-Verdienste der Versicherungs-und Bankenwirtschaft?
Da fiel mir sofort der mehr und mehr nach ethischen Gesichtspunkten ausgerichtete, weltweit größte Pensionsfond der Norweger ein, der round about 1,1 Billionen Kronen schwer ist, was einem Vermögen von 200 000$ für jeden Norweger gleichkommt. Kontrolliert, aber unantastbar! für Politik und Parteien durch das norwegische Parlament, mit auf der ganzen Welt eingesetzten hochspezialisierten "Suchern", die die globalen Entwicklungen und möglichen Investitionsmöglichkeiten nach den vorgegebenen Kriterien ständig im Auge behalten. Das dieser Fond außer den eigenen Grundlagenwerten wie norwegisches Öl/Gas inzwischen auch große Anteile digitaler Wertschöpfungsketten beinhaltet und u.a. auch aktiv investiert in neue Ressourcen betr. Klima und Erneuerbare bestätigt nur die Professionalität der Beteiligten zum Nutzen dieses staatlichen Pension Fonds. MfG

Danke für Ihre Ausführungen. Was wurde mit der deutschen Rentenkasse und dem Pensionsfond gemacht? Richtig. Damit wurden Löcher gestopft, unerkannte Umverteilungen vorgenommen. Es fand eine regelrechte "Räuberei" statt. Solange der Staat nicht die beiden Sozialkassen sichert, vielleicht in eine gemeinsame überführt und jeglichen Zugriff darauf grundgesetzlich verhindert, werden wir Probleme haben. Da will aber keiner dran. Irgendwie immer weiter wurschteln. Wenn nichts hilft, werden Rentner gegen Pensionäre, Berufsgruppen gegeneinander ausgespielt. Dann geht das Beamtenbashing wieder los, obwohl eigentlich die hochbezahlten Beamten des höheren und ministeriellen Bereiches gemeint sind und nicht der Berufsfeuerwehrmann, Polizisten oder der Finanzbeamte und auch die Lehrer, die doch auch systemrelevant sind. Die Jungen werden es erst dann merken, wenn die Entscheidungsträger von heute längst im Jenseits sind.

Tork Poettschke | Mo., 18. Mai 2020 - 18:52

Vielleicht werden wir (auch international) gelernt haben, achtsamer mit uns selbst umzugehen, sowie mit den Ressourcen, welche uns umgeben!? Vielleicht bringt die Krisenbewältigung den Umschwung im Wandel der klimatischen Bedingungen, und der Mittelständler wird den Bettler am Straßenrand endlich als das ansehen, was er in Wahrheit ist - ein Mensch mit Bedürfnissen und vor allem Würde!? Vielleicht wird der Verkehr auf den Straßen trotz Aufhebung des Kontaktverbots auf ein Minimum reduziert, da die Urbanisierung zurückgeht und ein jeder auch ganz bequem vom Homeoffice seinen Arbeitgeber beliefern kann!? Pendlerströme bleiben aus. Vielleicht wird ein Anthropozän (Zeitenwechsel) die Gemüter der Menschen so weit beruhigt haben, dass ein einvernehmliches Leben im ökologischen Einklang auf diesem Planeten möglich ist. Dies alles, und noch viel mehr, würde nicht sein, wenn das teils etwas aufgeblasene Thema Corona nicht gewesen wäre.

Susanne Dorn | Di., 19. Mai 2020 - 04:34

…dass der Bund fast 15 Jahre die höchsten Steuereinnahmen jemals hatte, dieses Land aber nur von der Substanz lebte, ohne zu investieren oder irgendwelche Rücklagen (Pensionen, Renten, andere Sozialausgaben) zu bilden, ist es nicht verwunderlich, wenn nachfolgende Generationen enorme Nachteile haben.

Unsere hart erarbeiteten Steuergelder werden weltweit mit Blankoschecks -ohne jegliche Kontrolle, was mit diesen Hilfen/Subventionen geschieht - meist völlig sinnlos verteilt.

Unsere Jugend wird durch mangelnde , lebensferne Bildung und Ausbildung daran gehindert, MINT-Studiengänge zu belegen, die unserer Wirtschaft helfen würden, dringende Personalprobleme zu lösen. Aber nein, es werden Geisteswissenschaften studiert, die in die Arbeitslosigkeit führen werden. Handwerksberufe werden nicht mehr erlernt.

Marianne Bernstein | Di., 19. Mai 2020 - 08:55

Da werden auf der einen Seite "die Alten" hysterisch vor Corona geschützt und dann will man das sie doch am besten gar kein Geld bekommen sollen, die Jungen brauchen es schliesslich dringender. Die Frage ist nur wofür. In Griechenland haben die Rentner ganze Familien
in der Krise ernährt und in Deutschland wird es auch nicht anders, wenn durch die kommende tiefe Rezession Millionen Menschen arbeitlos werden.
Eine betriebliche Altersvorsorge wird es nicht mehr geben (können) und die private Vorsorge wird sich in der Stagflation keiner mehr leisten können. Passen Sie Ihre Vorschläge doch bitte an die Realität an.