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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer versucht es mit Zuhören / dpa

Verschwörungstheoretiker in der Coronakrise - Wie geht der Aluhut wieder ab, Herr Sassenberg?

In der Coronakrise fallen Verschwörungstheorien auf fruchtbaren Boden. Ihre Anhänger davon zu überzeugen, dass sie einem Mythos aufgesessen sind, gestaltet sich schwierig. Der Sozialpsychologe Kai Sassenberg erklärt, warum das nicht allein Aufgabe der Politik bleiben darf.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Kai Sassenberg ist Sozialpsychologe am Leibniz-Institut für Wissensmedien und Professor an der Uni Tübingen. Er erforscht gerade, ob es einen Zusammenhang zwischen der Anfälligkeit für Verschwörungstheorien und der Bereitschaft gibt, die Schutzmaßnahmen in der Coronakrise mitzutragen. 

Herr Sassenberg, wie bringt man Verschwörungstheoretikern schonend bei,  dass sie auf einen Mythos hereingefallen sind?
Das ist schwierig. Denn Menschen, die nicht an Verschwörungstheorien glauben, werden von Personen, die an sie sie glauben, schnell als unreflektiert dem Mainstream folgend abgestempelt. 

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Bettina Jung | Di., 19. Mai 2020 - 08:32

die Geschichte kennt unzählige Methoden, wie man mit diesen Verschwörern umgehen kann. Nur von Hexenverbrennungen ist derzeit dringend abzuraten wegen Versammlung und Klima. Ein Blick nach China könnte auch helfen. Nordkorea hat kein Corona - dort läuft es auch so

Die Politik & Medien machen wieder den Fehler, dass sie alle Kritiker zu den Corona-Maßnahmen sofort ins Extremistenlager stellen. Wenn Menschen aus Existenzsorgen kritische Fragen stellen, muss man darüber öffentlich reden und unterschiedliche Meinungen zulassen. Gegenpositionen von Wissenschaftlern gibt es z.B. in der öffentlichen Diskussion gar nicht. Also denken sich wahrscheinlich viele Menschen, die Gegenpositionen gibt es nicht, weil die Politiker sich nicht trauen diese anzusprechen. Warum trauen die sich nicht, was steckt dahinter? Also muss da was dran sein. Sahra Wagenknecht hat das in einer Diskussion sehr gut beschrieben.

Michaela 29 Diederichs | Di., 19. Mai 2020 - 13:10

Antwort auf von Georg Czech

Wenn einem Bill Gates 10 Minuten in den Tagesthemen gegeben werden, um zu verkünden, dass er 7 Milliarden Menschen zu impfen gedenkt, ergeben sich Fragen. Ist er Sprecher der WHO? Er finanziert diese zum erquicklichen Teil. Wer hat ihn ermuntert oder genötigt, sich derart öffentlich zu äußern? Obendrein lobt er auch noch China ausdrücklich im Zusammenhang mit Corona. Da wurde vermutlich von vielen Menschen Google bemüht und es kommen die unglaublichsten Ergebnisse dabei heraus. Jeder kann sich dann etwas aussuchen, was in sein Weltbild passt. Das war eine Aktion, die gewaltig nach hinten losgegangen ist - meine Meinung.

Gerhard Lenz | Di., 19. Mai 2020 - 14:20

Antwort auf von Michaela 29 Di…

wäre besser beraten, es Herrn Gates gleich zu tun! Man darf sich ruhig klarmachen: Da ist einer der reichsten Menschen der Welt, der einen Teil seines Vermögens der medizinischen Forschung und Vorsorge spendet.
Sicher ist Gates nicht immer ein Heiliger gewesen - nur ihm unredliche Absichten zu unterstellen - obwohl er uneigennützig handelt - ist schlicht jämmerlich.

Wo sind denn die Beweise, die Gates tatsächlich unredlicher Absichten überführen?

Aber egal - es wird irgendwas behauptet, bei Einfältigen wird schon was hängenbleiben. Übrigens haben auch andere Menschen die chinesische Pandemie (nicht die Vertuschungen) gelobt.

Seltsam: Wenn ein reicher Deutscher, in der Schweiz ansässig, unter Umgehung von geltenden Gesetzen der AfD Geld zuschanzt, juckt das hier (natürlich) niemandem. Hätte der mal besser so wie Gates gehandelt, anstatt sein Geld an die Rechtsextremisten zu verschleudern.

haben wir heute die Möglichkeit, uns auch fernab der regierungstreuen Sprachregelungen und "Informationsquellen" zu bedienen. Und da gibt es (vormals) anerkannte Wissenschaftler, die sich auf Youtube Kanäle zurückziehen müssen, um Stellung zu nehmen. Und das ist gut so! Wovor haben die Regierungen Angst? Wenn mir jemand erklärt, die Erde sei eine Scheibe, drehe ich mich um, zeige ihm im Geiste den Vogel und gehe, mache ihn aber nicht mundtot. Ich hoffe, mein Kommentar wird als das, was er ist, erkannt - Sarkasmus. Wir erleben die gleichen Reflexe wie vor der Aufklärung - wir erleben dies nun schon wieder (nach Klima). Nochmals: der frühere Leiter des Potsdam Inst. hat vor 2010 erklärt, es ginge bei der Klima-Thematik weder um Klima noch um Umwelt, sondern um die Umverteilung des Weltvermögens. Merkel und v.d.L.'s Spezialgebiet.

Becker-Müller | Mi., 20. Mai 2020 - 12:55

Antwort auf von Bettina Jung

Weiter viel Spass bei dem Verschwörungstheorie, aber bitte ab und zu selbst denken. Das soll helfen zu eigenen reListischen Erkentnissen zu kommen.

sie vor allem nicht pauschal abwerten, das wäre wünschenswert. Es war in den Medien zu beobachten und zu hören, das betroffene Bürger aus ganz unterschiedlichen persönlichen Motiven, Anhänger gewisser politischer Richtungen , oder einfach nur frei Denkende und auf die eigene Entscheidung Pochende zu den Demonstranten gehörten. Warum zaubert man da gleich Aluhüte hervor. Bei verschiedenen anderen Demos, z.B. Klima, gegen rechts, oder Auftritten von unliebsamen Personen, etc. werden die verschiedensten Teilnehmer und Gruppierungen bis hin zu Kirche und Gewerkschaften, durchweg positiv als "breite Bündnisse" bezeichnet, obwohl sich z.B. häufig auch einfach nur Provokanten oder 'Aktivisten' der Antifa darunter befinden. Ich habe noch nicht gehört, dass man Bürger von massgeblichen Seiten deshalb warnt, dort mitzugehen.

Vielleicht muss man besser zuhören oder andere Informationsquellen nutzen um zu lesen, dass sehr wohl auch kritische Meinungen geäußert und wahrgenommen werden ohne in die Ecke von Verschwörern gestellt zu werden.

denn von "Theorien" kann man ja bei den üblichen Phantastereien nun wirklich nicht sprechen. ....sind also die neuen "Verfolgten" in Merkels diktatorischem Staat? Ist eine solche Aussage nicht schon selbst eine Verschwörungsfantasie?

Dabei haben die selbsternannten Aufklärer, so scheint es, jede Freiheit, irre kruden, irgendwo aufgeschnappten oder zusammengebastelten Gedankenkonstrukte unters Volk zu bringen. Nur, wenn es nach der Foristin geht: Glauben darf man jeden Unsinn, kritisieren nicht? Dann bringt sie Staaten wie Nordkorea ins Spiel...Typisch..

"Ernsthafter": Ich jedenfalls habe von diesen Experten gelernt und lese Cicero-Forenkommentare nur noch mit Kopfschutz. Ich habe nämlich entdeckt: Man will tatsächlich ins Hirn der Leser. Nur ist es nicht Gates, nein es ist sind andere, die mir doch tatsächlich irgendwelchen - "voelkischen" - Nonsens ins Hirn pflanzen möchten! Schafe, wacht auf! Denkt endlich so wie ich!

Gute Nachrichten Herr Lenz! Der Verfassungsschutz darf künftig auch verschlüsselte Messengerdienste wie WhatsApp und Telegram mitlesen!Das der selige Erich Mielke das nicht mehr erleben durfte, einfach schade! Na sei's drum im Kampf gegen Rechts,gegen Verschwörungsteoretiker und Coronaleugner müssen alle Mittel erlaubt sein!

Aber ich bitte Sie. Sie dürfen doch gerne daran glauben, dass seit dem 15. Mai eine neue Weltordnung in Kraft ist!

Das verbietet Ihnen doch niemand. Auch nicht der Verfassungsschutz.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 19. Mai 2020 - 08:43

was ein Aluhut ist, aber wenn Verschwörungstheoretiker dem Staat nicht vertrauen, wären das dann fast alle US-Amerikaner?
Natürlich nicht, denn es gibt auch gute Gründe, einem Staat zu misstrauen.
Die schlechten wären die, von sich bis zu sich zu glauben, die guten, dass man aus Erfahrung klug geworden, delegierte oder angemasste Macht kontrollieren sollte, um nicht das Wort vom Bösen zu bemühen.
Der Mythosbegriff wird im Interview im Sinne von "Anti-Aufklärung" benutzt? Ich teile das nicht.
Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind und in ihr gelitten haben, es gab sicher auch viele, die es toll fanden, denen zu erzählen, sie sollen dem Staat vertrauen, das ist dann doch evtl. die Ebene "Piep, Piep, Piep, wir haben uns alle lieb"?
Es gibt natürlich Menschem, die allem und jedem misstrauen, aber dann evtl. aus einem gestörten Bezug zu Umwelt überhaupt.
Daraus sollte man keinen Freifahrtschein für Vertrauen basteln.
Ich glaube man fährt am sichersten, aber auch nichts auszuschliessen..

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 19. Mai 2020 - 09:00

Verschwörungstheorien fallen nur auf fruchtbaren Boden, der aus Misstrauen oder Desinformation bestünde. Also schützt man sich am besten durch Transparenz und begrüßte Kontrolle der eigenen Macht.
In Gesprächen kann man schnell feststellen, ob das Gegenüber an Wahnvorstellungen leidet, nicht informiert ist oder aber sich informiert hat.
Mein Lieblinssatz ist, "Man hat schon Pferde kotzen sehen", was laut Rolf-Bernhard Essig von SWR Wissen nicht möglich ist.
Damit konstatiere ich die absolute Unmöglichkeit des Zutreffens, denn Pferde können nicht kotzen.
allerdings wäre es evtl. verträglicher für sie, wenn sie es könnten, will sagen, auch meine eigene Unzulänglichkeit bedenkend, es könnte eben doch sein.
Manchmal kann man Bedenken sehr schnell zerstreuen.
Zur Zeit und nur da entlaste ich die Politik, geht das nicht gut, weil das Gebot der Stunde sozial Distancing ist.
Ich werde aber misstrauisch, wenn verständliche Kommunikationsschwierigkeiten zu Lasten der Bedenkenden gedeutet werden.

Christa Wallau | Di., 19. Mai 2020 - 09:30

... oder ganz allgemein mit Menschen:

Es kommt darauf an, auf AUGENHÖHE miteinander zu sprechen und ein Mindestmaß an Verständnis für die Position aufzubringen, die der Andere (das Gegenüber) vertritt.
Dies ist eine alte Erkenntnis der Psychologie.

Wer seinen Gesprächspartner von vornherein abwertet, der wird ihn nicht erreichen; denn jeder Mensch spürt, ob ihm eine Grund-Empathie
entgegenschlägt oder nicht, er wird sich sonst
sofort panzern gegen diese Abwertung u. Kälte.

Von daher möchte ich zwar dem Autor zustimmen:
Ja, das MIttel der "paradoxen Intervention" ist ein probates, wenn es darum geht, jemanden zum kritischen Nach- bzw. Überdenken seiner Meinung zu bringen, aber das Wichtigste ist:

Nimm j e d e n , selbst denjenigen, der krank (z.B.
schizophren) ist, als einen Menschen an, der in seiner Welt (wie wir alle!) gefangen ist u. versuche, ihn dort abzuholen, wo er sich befindet. Dann kannst du am ehesten einen Zugang zu ihm bekommen u. evtl. sein Denken verändern.

der mir einreden will, durch Impfungen wollten mir Gates' Handlanger einen Chip einsetzen?

Und ich würde das nur nicht glauben wollen, weil ich so manipuliert sei?

Na dann, viel Vergnügen.

Richtig, es mag psychologische Verfahren geben, die - mittel- bis langfristig - einen "Verwirrten" dazu bringen mögen, seine eigenen Ansichten zu überdenken. Dazu bedarf es Fachwissen und Geduld, und der Laie ist dazu meistens überhaupt nicht in der Lage.

Es gibt interessante Aussagen von Menschen, die dem rechtsextremen Spektrum entkommen sind: Hier wird deutlich, wie schwierig und oft langwierig solche Prozesse sich gestalten, bis solche kognitiven Verzerrungen in frage gestellt werden.

Einem Verschwörungsfantasten bei einer Demo mit Verständnis entgegenkommen? Das dürfte ihn zunächst in seinem Irrglauben nur bestätigen.

Charlotte Basler | Di., 19. Mai 2020 - 10:42

Nein das Weihnachtsfest wird sicher nicht abgeschafft! Geschenke kaufen ist gut für unsere Wirtschaft. Der Einzelhandel benötigt dringend die Umsätze.
Aber umbenennen in "Winterfest" das wäre doch möglich. Sind die Weihnachts- äh Wintermärkte nicht schon die Vorboten?

gabriele bondzio | Di., 19. Mai 2020 - 11:03

Da haben sie sich ja heute ein weites Feld ausgesucht, Frau Hildebrandt. Gerade in DE wo schon nichtige Diskussionen oft in Exzessen enden.
Und man von der Politik, entweder halbgare oder widersprechende Aussagen serviert bekommt.
Manche Verschwörungstheoretiker sind einfach mit dem gesunden Menschenverstand zu widerlegen.
Andere sind ein Gemisch aus Fakten und Fiktion. Wenn sich generell Aussagen nur auf eine monokausale Ursache stützen, werde ich hellhörig. In der Regel sind es kompliziert-gewachsene, natürliche oder gesellschaftliche Prozesse.
Mit Ursachen, die noch im Dunkeln liegen, oder auch nicht Fakten-entsprechend (über-unterbewertet/um Angst auszulösen) kommuniziert bzw. ganz einfach mit einem finanziellen Nutzen für den Verbreiter verbunden sind.
Haben sie, liebe Frau Hildebrandt, einen sicheren Kompass?

Dirk Weller | Di., 19. Mai 2020 - 12:22

. . . .ich meinte natürlich "Verschwörungstheorien".
In diesem Fall stimme ich Herrn Sassenberg absolut zu.
Ein Zitat aus dem Text gibt mir doch zu denken:
"Bei Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, . . "
Demnach scheint Herr Sassenberg generell Verschwörungstheorien für Blödsinn zu halten.
Was nun wiederum ich für eine Verschwörungstheorie halte.
Denn das Bekanntwerden der "Tonkin-Affäre", der "Iran-Contra-Affäre", "Watergate-Affäre", oder die verstörenden Enthüllungen durch Edward Snowden haben uns gezeigt, das Vorgänge, die man leider als "Verschwörungstheorie" bezeichnen muss, sehr wohl gibt. Wenn auch längst nicht in dem Umfang und der Anzahl, wie es einige "Verschwörungsdenkende" vermuten.
Insofern sollte Herr Sassenberg sich hüten, generell alle Verschwörungstheorie als Quatsch abzutun.

können Sie getrost dazuzählen. In der Anfangszeit wollte niemand wahrhaben, dass der Mann, der sein Ehrenwort gab, dem politischen Gegner von der SPD schaden wollte.

Nur: Dieses und alle Ihre Beispiele haben konkrete Situationen als Inhalt: Die Hilfe der CIA für einen rechtsgerichteten Diktator in Nicaragua, der angebliche Beschuss von US-Kriegsschiffen, die Abhöraktionen und Bespitzelung der Demokratischen Partei durch Nixon. Es gibt weitere Beispiele, wie z.B. die Brutkastenlüge im Zusammenhang mit dem Irakkrieg.
Anders bei den Corona-Leugnern, Impfgegnern und sonstigen Verwirrten. Kein ernstzunehmender Mensch kann abstreiten, dass es Hunderttausende von Toten gibt, deren Ableben mit Covid-19 zu tun hat. Warum sollte Gates die Menschen vergiften wollen, warum sie mit Chips ausstatten? Welche finsteren Mächte wirken im Hintergrund? Wieder die Juden? All das ist hochgradig diffus, absurd und oft mit einer politischen Komponente - rechtsaussen - angereichert.

Alexander Mazurek | Mi., 20. Mai 2020 - 09:44

… die Archäologie kennt Grabungsschichten, aus denen sich erst ein Zusammenhang ergibt. Man ist gut beraten, auch in der Gegenwart bewusst auch andere Blickwinkel zu wählen, um die Ketten von Ursache und Wirkung zu erkennen und zu verstehen. Ganz wissenschaftlich. Obwohl, was „wissenschaftlich“ ist, bestimmt in der flüchtigen Moderne, wo ein jeder sich als Maß aller Dinge versteht, der Zeitgeist, oder? Kritiker mit "falschen" Thesen werden gerade heute der Häresie beschuldigt, diesmal durch eine unheilige Inquisition.