Bestseller-Autor Yuval Noah Harari: Angstmacher / picture alliance

Leben mit Corona - Die Angstmacher und die Macher

Eine andere Welt prophezeien uns die Meinungsmacher rund um den Globus. Und Konjunktur hat, wer am lautesten posaunt und am meisten Angst verbreitet. Die Gesellschaft aber machen andere aus.

Autoreninfo

Frank A. Meyer ist Journalist und Kolumnist des Magazins Cicero. Er arbeitet seit vielen Jahren für den Ringier-Verlag und lebt in Berlin.

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Fürchterlich einfältige Sätze werden bisweilen von fürchterlich gescheiten Menschen formuliert, besonders in fürchterlichen Zeiten, in denen Sätze, um publizistisch erfolgreich zu sein, Furcht erregen müssen. Das gilt natürlich ganz besonders für die derzeit herrschenden Corona-Zeiten, und es gilt vor allem für Yuval Noah Harari, Autor des Weltbestsellers „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, wenn er sagt: Die „meisten von uns werden überleben – aber wir leben danach in einer anderen Welt“.

Was aber ist denn nun so fürchterlich einfältig an diesem Harari-Satz? Nun, erstens werden nicht die meisten von uns, sondern fast alle überleben. Zweitens wird die Welt danach dieselbe Welt sein wie zuvor – lediglich befreit von der Corona-Gefahr, die jetzt und bis auf Weiteres die Welt so gefährlich anders erscheinen lässt.

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Michael Bahr | Sa., 16. Mai 2020 - 18:37

Der Text trifft stellenweise den Nagel auf den Kopf! Mir persönlich geht diese untergangsgeile Veränderungsrhetorik auf gewaltig auf den Keks. "Alles wird anders", wird da gerufen. Ich glaube nicht, dass alles anders wird. Die Welt wird auch weiterhin von denselben Parametern wie Gewinnstreben, Profiterwirtschaftung, Machtausdehnung, Rangstreitigkeiten, Konkurrenzdenken, menschlichen Triebkräften im Allgemeinen angetrieben werden. Genauso wie dies seit Jahrtausenden der Fall ist. Es sind der Welt schon weit schlimmere Dinge widerfahren als das Corona-Virus: Seuchenzüge, die Abermillionen auslöschten, Weltkriege, grauenhafte Völkermorde, irrwitzige Ideologien des Todes und Religionen des Hasses, gigantische Naturkatastrophen, Wirtschaftskrisen von globalem Ausmaß. Niemals hat sich danach das Grundlegende im menschlichen Verhalten gewandelt. Die Pest hat zwischen 1348 und 1352 rund 30 Millionen Europäer getötet - war Reichtum danach verpönt? Nein. Nur besaßen ihn eben andere. Hahaha.

In welche Richtung Veränderung?
Wie sagte meine Großvater: Junge, ich habe den Kaiser erlebt, die Weimarer Zeit & die Braunen & jetzt die Roten. Aber eins kannste mir glauben:"Der Trog beibt der gleiche, nur die Sch(w)eine ändern sich. Und meistens nicht einmal dies".
Ja, & wenn man die Geschichte sich betrachtet, wird unsere Entwichlung nicht gerade perfekter & vielfältiger.
Die meiste Obrigkeit sieht die Bedeutung (& die egoistische Machtinanspruchnahme) in "Monokultur/ Absolutismus/ einzig wahre Religion/ Sozialismus & ähnliche Namensvetter/ Staatskapitalismus oder z.B. die EU in ihrer heutigen Regierungsform.

IMMER VON OBEN NACH UNTEN

Dies ist bezeichnend für alle ...., egal ob noch andere Wörter wie Demokratie oder Republik dazu kommen. Der Inhalt, die

ZENTRALISATION

von Macht & Werte (Werte in Geld, Gold Unternehmen, Grundbesitz) in den Händen einzelner ist das Hauptproblem der menschlichen Entwicklung.
Und nach Corona wird nicht "mehr im eigenen Land" produziert", ....

Markus Michaelis | Sa., 16. Mai 2020 - 19:32

Die Hipster sind sicher nicht die Gesellschaft. Die "Kulturbühnen" auch nicht, aber sie haben einen großen Einfluss. Die "Bulgari-Vulgari"sind es schon eher - zumindest einer der vielen Teile der Gesellschaft. In den Charts sind die zumindest deutlich vertreten. Das Leben wird am Ende sicher mehr von den "Dreizimmerwohnungen" geprägt und wie dort gedacht wird, einfach durch die Zahl und weil dort die Kinder groß gezogen und die Werte vermittelt werden.

Aber die Dreizimmerwohnungen haben sich auch gewandelt.

Corona ist natürlich nur ein Auslöser, Katalysator oder Sichtbarmacher für manche der Veränderungen aber wenn man nicht gleich übertrieben den Weltuntergang damit meint, wird es schon deutliche Veränderungen geben. Einfach weil die Menschen sich ändern, das Denken sich ändert und auch die Dreizimmerwohnungen sich ändern. Den Diskurs, wohin es genau geht, sollte man natürlich nicht nur den Kulturbühnen überlassen. Aber dafür sorgen schon die Dreizimmerwohnungen.

Michaela 29 Diederichs | Sa., 16. Mai 2020 - 23:38

Antwort auf von Markus Michaelis

Kulturschaffende nerven mich zunehmend. Sie halten sich tatsächlich für System relevant, Welt verändernd und schreien das auch ununterbrochen in die Welt hinein. Sie sind das verzichtbare Sahnehäubchen im Leben. Und wie wir inzwischen wissen, ist dem Deutschen das Klopapier wichtiger als die Kulturbühnen. Die gehen den Menschen offensichtlich am A.... vorbei.

Wolfgang Schneider | Sa., 16. Mai 2020 - 20:19

Dass die Vertreter der Medien in Deutschland weiter "herummäkeln an den Volksvertretern" ist kein hervorstechendes Merkmal der Journalisten. Lobhudelei und Panegyrik sind auf allen Kanälen angesagt. Was verstehen Sie übrigens unter einem "nötigen Fehler"?

Hubert Sieweke | Sa., 16. Mai 2020 - 22:49

allemal, kritisch hinterfragt zu werden. Leider sind die MSM dazu nicht mehr in der Lage, Vielleicht auch, da ihre Leser in Scharen davon laufen. Deshalb schmiegen sich die MSM und ihre Hauptjournalisten eng en die Regierungen und unterlassen nahezu jegliche Kritik. Das ist fatal und deshalb müssen nun zusammengewürfelte Bürger demonstrieren. Deren Recht ist verbrieft im GG und die sollten nicht diffamiert werden und schon gar nicht als Verschwörer - wieder so ein nagativer Neusprech, andere zu dezimieren - gescholten werden. Ebenso wie man den Schulkindern zugehört hat, die mir Plakaten umhersprangen "Wir wollen eine CO2 frei Welt".
Selbst in der Schweiz reihen sich Journalisten ein, um Geld vom Staat zu erbettelt, selbst der Autor mit dem Kollegen von Ringier!

Ernst-Günther Konrad | So., 17. Mai 2020 - 07:14

Das mag Wunschdenken einiger sein. Eine "neue" Weltordnung, wie einige Medien in Headlines gerne titelten. Politiker und Kulturschaffende fabulieren davon, das nichts mehr sein wird, wie es einmal war. Ja, das Geschäft der Angst blüht in diesen Tagen. Völlig aus der Öffentlichkeit verbannt ist nicht nur das "Geheimpapier" eines Herrn Kohn aus dem BdMI. Aus gleichem Hause stammte ein weiteres "Geheimpapier 17 Seiten" zweier Referenten, die sich Gedanken gemacht hatten, wie man COV 19 medienwirksam und zielführend als Angstmacher unter das Volk mischen kann.
„Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen“
https://fragdenstaat.de/dokumente/4123-wie-wir-covid-19-unter-kontrolle…
Nicht die Erde selbst ist morgen eine andere. Nicht die Menschen selbst werden sofort und gleich andere sein. Da bin ich völlig gleicher Meinung wie Herr Bahr in seinem Kommentar.
Die Methoden haben/werden sich ändern, Völker zu lenken. Die Virenangst wird die " neue Waffe" sein, keine Bomben oder Panzer.

dass man mit der Angst gearbeitet hat liegt auf der Hand. Erst wurde zu spät gehandelt, der "Focus "berichtet von mutmaßlichen Corona-Erkrankungen bei bei der Militär-Fecht WM in Wuhan bereits im Oktober. In den "Badischen Nachrichten" lese ich vom ersten Fall Mitte November in Colmar, einem späteren Hotspot. Dann wurden Masken und ähnl. für unwirksam erklärt. Das Geschehen in Norditalien wurde zum Schreckensszenario. Statt die schlimmen Bilder zu instrumentalisieren ,hätte man vielleicht darauf hinweisen können,dass die gestapelten Särge auch auf die in diesem katholischen Land nicht übliche Einäscherung zurückzuführen sind. Sie wurden aus Seuchenschutzgründen angeordnet. Die nötigen Krematorien gab es aber noch nicht. Bei uns liefen im Februar Karneval und Skigaudi weiter. Als man dann die Reißleine zog ebbte die Pandemie bei uns schon ab (R -1). Eine Studie des IAB Nürnberg zeigt, dass der Lockdown fast ohne Einfluss war. Wirksam waren aber die Schul -und Kitaschließungen.

Johannes-Georg Reusch | So., 17. Mai 2020 - 08:25

Es gab anlässlich SARS etc. diverse Risikoanalysen und Pandemiepläne, die alle die Überprüfung und ggf. Aufstockung der Schutzkleidungsvorräte vorsahen.
Unsere Polit-Blasen-Nasen haben nicht mal das hingekriegt und stattdessen mit Lockdown die Wirtschaft abgewürgt.
Jetzt sollen Wirtschafts- und Finanzkatastrophe durch Ausgabe von Steuer-Billionensummen noch irgendwie abgewendet werden. Sind diese Bazookas nicht toll? Da freuen sich unsere Kompetenzriesen sichtlich.
An Wuchermieten für Dreizimmerwohnungen in Ballungsgebieten können die alle natürlich nichts ändern.

Urban Will | So., 17. Mai 2020 - 10:21

Herr Meyer. Danke dafür.

Jetzt fehlt noch einer, der weit wichtiger wäre, nämlich der über den Umgang mit Fehlern.

Diese wiegen nun mal umso schwerer, je höher die Verantwortung der Person ist, die ihn begeht.
Wenn die Stewardess Kaffee verschüttet, ist das weniger verhängnisvoll, als wenn die Piloten einen Triebwerksausfall falsch abhandeln.

Es wurden sehr viele Fehler gemacht im Zs.hang mit d. Shutdown.

In diesen hysterischen Zeiten – sie begannen schon lange vor Corona – hat man verlernt, damit umzugehen.
Schnell ist das Geschrei groß oder sind die Verschwörungstheorien da, wenn Fehler klar auf der Hand liegen und sie keiner eingesteht.
Denn davor haben sie Angst da oben, auch Söder, etc.

Zitat Obama: „Diese Pandemie hat vor allem unsere Überzeugung zunichte gemacht, dass die Leute, die in der Verantwortung stehen, wissen, was sie tun.“
Volltreffer.
Denn dazu gehört der richtige Umgang mit Fehlern, daraus zu lernen.
Auch bei noch so starkem Gegenwind.

Ulf Altenbeeke | Mo., 18. Mai 2020 - 11:26

Die Wirklichkeit der politischen Meinungsmacher besteht vielleicht zu oft nur aus: Blick aus dem Fester auf Berlin/Hamburg/München + Twitter + Pressekonferenz. Die verwechseln dann leicht ihre winzige Welt mit der, in der die anderen leben. Leider wirkmächtig (1 Twitter-Kampagne mit 2170 Teilnehmenden wiegt 1 Million Wähler).