medien-coronakrise-proteste-demonstrationen-kritiker-verschwoerungstheorien
Die kontroverse Rolle der Medien bei Corona-Protesten / dpa

Medien in der Coronakrise - Hört den Kritikern zu, statt sie in die Ecke zu stellen

Viele Medien stellen Kritiker der Corona-Maßnahmen in eine politisch extreme oder verschwörungstheoretische Ecke. Dabei ist das Unbehagen und der Protest mitten in der Gesellschaft angekommen. Es wäre besser, Kontroversen zuzulassen.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

In den deutschen Medien liebt man das Spiel „In die Ecke stellen“. Und das geht so: Man nimmt jemanden, stellt ihn in eine Ecke und am nächsten Tag zeigt man mit dem Finger auf ihn und bezichtigt ihn, dass er in einer Ecke steht. Zugegeben: Das Spielchen ist reichlich öde und ein wenig infantil. Doch viele Medienvertreter ergötzen sich immer wieder aufs neue daran.

Mit welcher Hingabe und Leidenschaft man hierzulande diesem Spielchen frönt, kann man derzeit am Umgang mit den Kritikern der Corona-Maßnahmen beobachten. Die sind, glaubt man den ganz überwiegenden Medienberichten der letzten Woche, nämlich alle – oder nahezu alle – Verschwörungstheoretiker. Oder in der differenzierten Version: Rechtsextremisten, Linksextremist und Verschwörungstheoretiker.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Brigitte Miller | Sa., 16. Mai 2020 - 09:06

die man diskutieren kann, sind ja insbesondere jene, die sich auf die Massnahmen beziehen und der Verhältnismässigkeit.
Diese muss man sogar diskutieren.

Rainhard Raack | So., 17. Mai 2020 - 10:48

Antwort auf von Brigitte Miller

...die Merkelisten,welche uns einen Schlamassel nach dem anderen eingebrockt haben.In der Welt ist viel zu wenig über Merkel und ihr Regime bekannt.Leider.

Jan Dutschmann | Sa., 16. Mai 2020 - 09:32

Der Gleichschritt unserer MedienLandschaft klingt sehr vertraut — wies Fahrrad fahren, man verlernt es nicht.

Hanno Woitek | Sa., 16. Mai 2020 - 10:07

sehr verehrter Herr Grau welche Medien - natürlich einmal mehr die Bild - Sie meinen?... Welt, Spiegel, FAZ, Süddeutsche und Zeit... berichten schon sehr differenziert und unaufgeregt über Kritiker und auch Protestler und wiederum Befürworter der Maßnahmen der Bundes- und Länder- Regierungen um Corona.... Übrigens auch Cicero. Ich empfehle, sie mal detaillierter zu lesen.
Schöne Grüße Hanno Woitek

Rob Schuberth | Sa., 16. Mai 2020 - 13:26

Antwort auf von Hanno Woitek

Werter Herr Woitek,
ich widerspreche Ihnen wirklich ungern, aber so offen für Kritik, wie Sie es darstellen, sind besagte Medien nicht.

Bei der WELT gab es vor kurzen z. B. einen Artikel, der sich mit durch einen AfDler geäußerten Göbbelsvergleich, über eine Sendung im Kinderkanal, befasste.
Sein Vorwurf war, die ÖR-Medien würden oft einseitig u. verzerrend berichten.

Mein Komm. in dem ich sagte, das ebenso zu empfinden, erhielt einige hundert Zustimmungen.
So weit ok, aber dann war er plötzlich weg. Ohne Angabe von Gründen. Und auch auf Nachfrage gab es v. d. WO-Redaktion keine Antwort.
Man löscht dort, nicht zum 1. Mal, kritische Komm. wenn diese zu viel Zustimmung erhalten. Ich nenne so etwas nahe an einer Zensur.

Wir alle hier können froh sein das der Cicero so etwas nicht macht.

Dirk Weller | Sa., 16. Mai 2020 - 14:04

Antwort auf von Hanno Woitek

Sehr geehrter Herr Woitek : als die Demonstrationen begannen, haben ALLE Medien (insbesondere die von Ihnen genannten) geschlossen die Demonstranten pauschal als "Covidioten","Spinner","Verschwörungstheoretiker", "Rechte", "Impfgegner" etc. diffamiert. Von einer differenzierten Berichterstattung war weit und breit nichts zu sehen. Ich weiß nicht wo Sie eine "Differenzierung" gelesen haben wollen. Eine wirkliche ausgewogene differenzierte Berichterstattung lese ich erst in den letzten Tagen vereinzelt in der NZZ oder im CICERO.

Sehr geehrter Herr Weller, erlauben Sie mir bitte eine Frage: Woher wissen Sie eigentlich, daß "alle Medien ... geschlossen die Demonstranten ... pauschal diffamiert" haben? Welche Medien haben - Presse, TV - Sie zur Kenntnis genommen? Nicht alles, was Sie nicht gelesen haben, wurde nicht gedruckt! Nicht alles, was Sie nicht gesehen haben, wurde nicht gesendet!

Markus Michaelis | Sa., 16. Mai 2020 - 14:40

Antwort auf von Hanno Woitek

Natürlich gibt es nicht nur eine koordinierte Einheitsmeinung zu Corona in den führenden Medien, aber oft das von Herrn Grau angesprochene Verhalten Diskussionen durch "In die Ecke Stellen" zu vermeiden. Ich glaube, meist nicht aus Taktik, sondern Überzeugung. Mehr Neugier für andere Standpunkte wäre gut. Was ich anders sehe als Herr Grau ist, dass das bei Corona über andere Themen hinausgeht. In meinem Umfeld (natürlich nur ein kleiner Ausschnitt), ist es recht normal die genaue Dosierung der Coronamaßnahmen auch kritisch zu sehen. Ich glaube auch nicht, dass daraus der ganz große Protest wird, weil das Thema von alleine nicht Jahre aktuell bleibt.

Zu Klima, Religion, Flüchtlinge, Migration, Nation, Europa, Brexit, Europa, Diskriminierung und Gesellschaftsfragen, abgeschwächt auch Euro empfinde ich das genannte Verhalten extremer. Da sind Diskussionsansätze oft nur noch schwer möglich und das Lagerdenken weit verfestigt - in den Medien wie der Bevölkerung - mein Eindruck.

gabriele bondzio | Sa., 16. Mai 2020 - 10:20

Hofberichterstattung braucht kein Bürger, der mit offenen Augen durch die Welt geht und laufend Kröten schlucken soll.
Zumal diese offensichtlich hab gar serviert werden.
Das die Schluckbeschwerden um sich greifen hat auch etwas damit zu tun, dass die entstandenen Verwerfungen mit Corona den Menschen direkt in seiner schöpferischen Existenz angreifen.
Lebenskonzepte liegen zerschmettert am Boden und es ist fraglich ob sie mit Geld allein aufgerichtet werden können.
Da greifen Betroffene nach jeden angebotenen Strohalm um Frustrationen abzubauen.
Mit Ignorieren und Diskreditieren in Presse-und TV, dürfte die (schon seit Jahren leidente) Stimmung weiter angeheizt werden.
Aber, Herr Grau, auch wenn man gern sagt , die Hoffnung stirbt immer zuletzt.
Sehe ich in dieser Richtung kein Licht glimmen.

Christa Wallau | Sa., 16. Mai 2020 - 10:28

Ja, lieber Herr Grau, das ist ein perfides, primitives, ödes Spiel - aber sehr beliebt, weil es so leicht große Wirkung erzielt.
Das "In-die-Ecke-Stellen" einzelner Menschen wird inzwischen von allen, die zu den "Anständigen" gehören wollen, als Mobbing verurteilt, aber bei
Gruppen wendet man dieses unfaire u. gefährliche Verfahren seit Jahren erfolgreich u. ungebremst an (MdB der AfD werden z. B im BT wie Parias behandelt!).
Ich ertrage es, in eine bestimmte Ecke gestellt u. dort beschimpft zu werden. Die meisten Menschen halten es aber auf Dauer nur schwer aus, unfair u. unsensibel behandelt zu werden. Dann drohen sie um sich zu schlagen! Wenn Politiker u. Medien also so weitermachen wie bisher, dann wird der Frust mit Sicherheit in Dauer-Unruhen ausarten. Täglich wachsen jetzt die finanziellen, ja, existenziellen Bedrohungen für sehr viele Menschen an. Da braut sich ein nicht mehr zu kontrollierender Sturm zusammen, wenn die "Etablierten" nicht schleunigst ihre Arroganz ablegen.

Und da wir gerade dabei sind, beweinen wir doch mal wieder die fortgesetzte Diffamierung der AfD. Halt - die hat ja gerade Herrn Kalbitz rausgeschmissen, wegen seiner rechtsextremistischen Vergangenheit. Hätten ihm Qualitätsmedien ähnliches unterstellt, was jetzt Meuthen & Co taten - die Foristin wäre in bekannter Weise digital regelrecht ausgeflippt!
Wie soll man jemanden ernst nehmen, der halluziniert, man wolle Menschen einen Chip einsetzen, die BRD wäre eine schlimmere Diktatur als die DDR, oder man wäre dabei, die Grundrechte für alle Zeit einzuschränken - dabei angibt, lediglich für die Freiheit zu streiten (und wer das nicht kapieren will, bekommt schon mal eins in die Fresse....siehe ZDF-Kamerateam)???
Lassen wir also das üblich-bekannte Wutgeschrei beiseite. Wen die Politik wirklich nicht ignorieren darf sind die, die tatsächlich unter den Auswirkungen der Pandemie leiden - wie z.B. Mütter, die z.Zt. nicht arbeiten können.
Was allerdings der AfD gefallen dürfte..

Nach Stand der Ermittlungen waren es (bekannte) linksextremistische Gewaltverbrecher, die das ZDF-Team krankenenhausreif geprügelt haben. Teile der Linken kennen sich ja mit sowas traditionell aus (ich erinnere nur an den Schläger und späteren Bundesminister Joseph Martin Fischer ...und an den Anschlag auf das Jüdisches Gemeindhaus Berlin durch die 'Tupamaros' des Herrn Kunzelmann am 09. November !!! 1969). Man kann manchen 'Aktivisten' aus dem AfD-Umfeld sicher auch einiges anlasten - mit dem Angriff auf das ZDF-Team haben sie definitiv nichts zu tun. Darum war die mediale Erregung auch so überschaubar.
Immer schön bei der Wahrheit bleiben!

'Lassen wir also das üblich-bekannte Wutgeschrei beiseite.'
Eben!
Warum tun Sie es nicht?

Das Spiel "In die Ecke stellen" kann man aber auch so sehen: Politiker und Medien wollen, dass wir nur die von ihnen verteilten wichtigen Informationen (z.B. Greta's "umweltfreundlicher" Segeltörn nach Amerika, die falschen Schuhe von Trump's Frau, Merkel ist unfehlbar, etc) erhalten und nur diesen glauben. Man soll sich um Gottes Willen nicht selbst informieren und entscheiden was wichtig und unwichtig ist, pfui Teufel Verschwörungstheoretiker - ab in die Ecke. Warum wollen sich so viele Menschen nicht selbst informieren? U.a. weil sie nicht als "Verschwörungstheoretiker" angesehen werden wollen. Und woher weiß man, wer ein "Verschwörungstheoretiker" ist? Genau, aus Politik und Medien. Und so schließt sich die Manipulationsschleife.

Ja Frau Wallau,
Das Spiel hat hierzulände eine lange Tradition. Aus meinem Verwandschaftenkreis, wurde mir immer versichert, von denjenigen die as Gluck hatten der Ecke zu entrinnen, das, "die grosste Ecke aller Seiten" der Judenstern, war Eine eolge einer "konsens Diktatur" und nicht die Folge einer "Schreckenherrschaft". Es lebe die "Ecke"!

Urban Will | Sa., 16. Mai 2020 - 10:28

Gerade im Zeitalter medialen Dauerbeschusses haben diese eine so große Macht, dass sie langsam damit anfangen sollten, zu lernen, wie man mit so etwas umgeht.

Denn alle schießen mit.

Auch diejenigen, die gefährliche Dinge verbreiten und da sind wir bei der Frage: was ist denn nun gefährlich?
Je nach Lager sieht man das anders.

Über allem liegt, wie Sie schreiben, das große Unbehagen, oft Frust, Ärger, sogar Wut beim „Konsumenten“, dem Volk.

Denn eines ist älter als das Netz: der gesunde Menschenverstand. Man kann gar nicht alles verfolgen, was so auf das Smartphone eindrischt, also schaut man sich um und macht sich sein eigenes Bild.

Das war 2015 so und das ist heute so bei Corona, beides riesige Einschläge in unser Leben.

Und wenn dann vieles nicht stimmt, was die öffentlichen so berichten, der Eindruck „Hofberichterstatter“ sich zu Recht einschleicht, dann haben wir eben das, was wir jetzt sehen.

Das Volk wehrt sich. Man muss es ernst nehmen.

Jens Böhme | Sa., 16. Mai 2020 - 10:51

Dass man in einem freiheitlichen Staat überhaupt Versammlungen, Demonstrationen und Spaziergänge inhaltlich medial diskreditiert, ist das Grundproblem. Warum müssen Journalisten ihre eigene Gesinnung in den öffentlich-rechtlichen Medien kundtun? Seltsamerweise ist dies bei den privaten Fernsehsendern seit deren Bestehen nicht festzustellen. Dort wird lediglich informiert.

Bernhard Jasper | Sa., 16. Mai 2020 - 11:31

Antwort auf von Jens Böhme

Wir leben in einer funktional differenzierten Ordnung. Ein Teilsystem dieser gesellschaftlichen Ordnung ist die Wissenschaft (sowie Politik, Recht, Wirtschaft, Massenmedien, etc.). Wissenschaftliche Erkenntnis unterscheidet sich vom naiven Erlebnis (das sich als Verwirrung oder unmittelbares Verstehen äußert). Wissenschaft schließt auch immer Möglichkeiten in ihre Betrachtungen mit ein, auch darin unterscheidet sich der naive Betrachter vom Wissenschaftler, denn man benötigt zur Entschlüsselung und Interpretation komplexe Begriffe und Codes.

Will jemand Kritiker in der Sache sein, sollte er sich mit der Natur von Viren beschäftigen. Über das Gewicht in Nachprüfbarkeit der Argumente kann dann die seriöse Wissenschaftsgemeinschaft (z.B. Biochemiker, Virologen etc.) urteilen. In diesem System der objektiven Verhältnisse wollen bestimmte Kräfte jedoch diese Ordnung in Frage stellen, ohne Kenntnisse und Problemlösungen für das Individuum und die Welt.

R.Legöög | Sa., 16. Mai 2020 - 12:14

Endlich mal jemand der die Realität schreibt.
Ich kaufe schon lange keinen Zeitungen mehr und lese die auch nicht mehr. Seit der Flüchtlingskrise schaue ich kaum noch das öffentlich schlecht oder anders TV. Kritische Meinungen oder andere Meinungen als der Mainstream - links grün - werden sofort als Konfus, rechtsradikal oder dumm abgestempelt. Personen die im Rampenlicht stehen denen werden Karrieren kaputt gemacht - und öffentlich an den Pranger gestellt. Gesetze zu Einschränkung der Meinungsfreiheit werden durchgewunken und die Medien berichten darüber nicht kritisch. Netzdurchsuchungsgestzt oder wie die alle heissen - von privaten Unternehmen wir Correctiv oder bei der ARD Faktenchecker .- löschen Portale oder Meinungen nach gut dünken. Das hat mit >Demokratie nichts mehr zu tun. Kritische Stimmen in der Presse. Selten - Ich hoffe dass heute noch mehr Leute auf die Strasse gehen. was ich auch mache - und ich war auch in den letzten Wochen auf der Strasse -

Wolfgang Tröbner | Sa., 16. Mai 2020 - 12:19

und auch den Medien nur noch bedingt vertrauen. Man schaue sich die Volten und Wendungen an, die die Politik seit mehreren Monaten vollführt. Hiess es noch Ende Januar, eine normale Grippe sei viel gefährlicher als Corona (Spahn), wurde kurze Zeit später Corona als die größte Gefahr unserer Zeit hingestellt. Hatte man lange Zeit vor dem Gebrauch von Atemschutzmasken gewarnt, wurde der Gebrauch derselben innerhalb von wenigen Tagen plötzlich vorgeschrieben. Und, und, und ... Ich möchte nicht falsch verstanden werden, keiner konnte und kann wissen, wie sich die Pandemie entwickelt. Auch die Regierung nicht. Es ist deshalb nicht verwerflich, wenn Fehler gemacht und Entscheidungen getroffen werden, die sich im Nachhinein als suboptimal herausstellen. Aber sich hinzustellen und immer so zu tun, als ob es keine anderen Möglichkeiten gäbe, alles alternativlos sei, und man nie Fehler gemacht habe, obwohl diese offensichtlich sind, das lehnen viele mittlerweile ab. Warum wundert man sich?

Ernst-Günther Konrad | Sa., 16. Mai 2020 - 12:42

Herrlich Ihr Satz: " Dreisprung: Erst ignorieren, dann lokalisieren, schließlich diskreditieren."
Ich warne genauso wie Sie. Wenn die Politik nicht endlich zurück rudert, ergebnis offen diskutiert, zu Fehlentscheidungen und Fehlinformationen steht, wenn gewisse Medien - nicht alle- nicht endlich zwei Gänge zurück schalten, die Hysterie Begriffe vermeiden und sachlich berichten, Kritik sich anhört und inhaltlich auch auseinandersetzt, dauert es nicht mehr lang, bis die ruhigsten Bürger die "Faust" aus der Tasche nehmen und gemeinsam eben auch mit Spinner und Extremen emotional geladen außer Kontreolle geraten. Das kann niemand, wirklich niemand wollen.
Das Leben hat etliche Beispiele parat was passieren kann, wenn Menschen ungehört, unschuldig bezichtigt, bevormundend ruhig gestellt aus den Fugen geraten. Da braut sich gerade ein explosives Gemisch zusammen. Die Zündschnur liegt schon. Da braucht nur ein Extremer oder Spinner das Feuerzeug dran halten. Zuhören, Denken,reden, streiten.

Markus Michaelis | Sa., 16. Mai 2020 - 13:55

Einerseits muss jede Gesellschaft ihre Punkte haben, die nicht angreifbar und nicht diskutierbar sind, die aber trotzdem einen stark willkürlichen Charakter haben. All diese Punkte ändern sich auch, aber langsam. Das haben andere Gesellschaften, das hat unsere Gesellschaft und es ist wohl auch kaum anders vorstellbar, weil man nicht immer alles neu denken kann - und dann auch noch so synchron, dass eine Gesellschaft funktioniert.

Die heutige Situation ist aber anders. Wir leben eher in Zeiten der gesellschaftlichen Neuorientierung und man versucht alle, die sich nicht synchron mit neu orientieren als extrem hinzustellen - oft aus der eigenen Unsicherheit heraus, wo es genau hingehen soll und ob das alles funktioniert.

Da wäre nicht nur bei Corona, sondern auch beim Wirtschaftskurs, gesellschaftlichen Werten (Gender, Diskriminierung, Rollenbilder etc.), Euro, Europa, Migration, Nation, Weltordnung etc. mehr Offenheit und neugierigere Diskussionen toll. Jeder ist doch am stochern!?

Walter Müller | Sa., 16. Mai 2020 - 15:00

Ich habe mich häufig gefragt, was Lockerungsgegner antreibt: Sind das Menschenfreunde oder eher Ideologen, die in jeder Lockerung den erneuten Vormarsch des verhassten Kapitalismus auf Kosten der Alten und Schwachen sehen? Der Lockdown wird Vorstufe zum Paradies: das Klima kann sich erholen und es bietet sich eine Riesenchance, die Gesellschaft ökologisch umzukrempeln. Parallel entsteht der Eindruck, dass die Kanzlerin und ihre Experten nur an epidemiologischen Kennzahlen interessiert sind, nicht jedoch daran, wie es Millionen Bürgern geht. Die Presse zieht mit und bringt eher Beiträge über neue Chancen in der Krise, kaum jedoch über die Betroffenen und ihre Nöte. Die Kritik an der einseitigen Sichtweise wächst. Gerichte beginnen, Maßnahmen als unverhältnismäßig einzustufen. Die Zentrale in Berlin hält jedoch Kurs und verbittet sich Störungen bei der Rettung der Bürger: bitte keine Diskussionen. Warum? Hat man selber Zweifel am Kurs? Oder misstraut die Zentrale gar dem eigenen Volk?

Wolfgang Schneider | Sa., 16. Mai 2020 - 20:35

Ich möchte den Dreisprung zu einem Viersprung erweitern: Ignorieren, Lokalisieren, Hysterisieren und schließlich daraus eine Steuer generieren. Dann ist das nächste Thema dran.

Dieter Freundlieb | So., 17. Mai 2020 - 10:15

"Umso beklemmender ist die Unfähigkeit vieler Medien[,] differenziert auf das zu reagieren, was sich seit Wochen zusammenbraut."

Unfähigkeit wäre schon schlimm genug. Aber sehr häufig ist es Absicht.

Das erspart den Medien natürlich auch differenziertes Denken. Man spürt das auch täglich an der pandemieartigen Verwendung und Verbreitung von simplifizierenden Begriffen wie Populismus und - dem jetzt gerade so beliebten - Begriff des Verschwörungstheoretikers.

Reinhard Benditte | So., 17. Mai 2020 - 16:02

Aber ist es etwas Neues? Aus meiner Sicht, wird dieses Vorgehen schon seit Jahren praktiziert. In vielen Medien, insbesondere in den ÖR, geht es nicht mehr um Berichterstattung, sondern um Meinungsmache, Manipulation und Populismus. Wer sich gegen das Establishment stellt, wird abgeurteilt und verdammt! Wer politisch, nach Meinung der betreffenden Journalisten oder der verantwortlichen Intendanten, nicht ins Bild passt, wird kaltgestellt oder vorgeführt (wie man es öfter in den unsäglichen Talkshows) sehen konnte und kann. Viele Journalisten scheinen vergessen zu haben, was Ihre Aufgabe ist: den Bürger umfassend und so neutral wie möglich zu informieren und der Politelite auf die Finger zu schauen bzw. Auf die Finger zu klopfen. Man meint, man hätte die Moral gepachtet und würde immer auf der richtigen Seite stehen. Man vergisst aber diesen Anspruch, dass jede Medaille zwei Seiten hat, und es ist entweder nicht Wollen oder es ist ein Nicht-Können oder es ist einfach nur Faulheit!