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Kennt die deutsche Geschichtsforschung nur einen Weg? / dpa

Hitler-Biografie von Brendan Simms - Dieses Buch könnte den Gleichschritt deutscher Historiker beenden

Die Hitler-Biografie von Brendan Simms zeigt neue Perspektiven auf den Diktator – und einen Strukturfehler in der deutschen Geschichtswissenschaft, in der es schon lange keine großen Kontroversen mehr gibt. Sorgt Simms' Buch für einen neuen Diskurs?

Autoreninfo

Julien Reitzenstein befasst sich als Historiker in Forschung und Lehre mit NS-Verbrechen und Ideologiegeschichte. Als Autor betrachtet er aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen.

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„In Amerika muss man anders sein, um akzeptiert zu werden. Westdeutsche Wissenschaftler sind nicht sehr originell. Sie gehen keine Risiken ein. Sie beobachten was die anderen machen und am Ende marschieren alle im Gleichschritt.“ Dieser traurige Befund stammt nicht von einem Schlechtweggekommenen der Wissenschaft, sondern vom Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Das verleiht dieser Feststellung nicht nur Gewicht – schließlich ist die DFG eine der bedeutendsten Wissenschaftseinrichtungen der Welt – sondern auch Brisanz: Das Zitat von DFG-Präsident Heinz Maier-Leibnitz aus dem Jahr 1979 ist in einer der angesehensten Zeitschriften der Welt nachzulesen, dem TIME Magazine. Und wie sieht es heute aus, etwa in der deutschen Geschichtswissenschaft? Die Antwort ernüchtert.

Kontroverse Thesen sind selten geworden

Gab es im späten 20. Jahrhundert noch so manchen Historikerstreit, ausgetragen vor großem Publikum und mit harten Bandagen, veränderte sich seither das Klima. Der Streit, das Ringen um Erkenntnis, das Überzeugen von Fachpublikum und Öffentlichkeit mit neuen, innovativen, kontroversen Thesen ist in der deutschen Geschichtswissenschaft selten geworden.

„Der war schon mal in Auseinandersetzungen mit dem hochberühmten X verwickelt“ ist heute weniger ein Qualitätsausweis jener, die sich für ihre neuen, manchmal provokativen Forschungsergebnisse mit allen Mitteln engagieren. Inzwischen gilt der Hinweis, ein Postdoc oder Privatdozent habe sich mit einem Großordinarius angelegt, nicht selten als Indikator für ein rasches Karriereende.

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Tomas Poth | Di., 12. Mai 2020 - 16:27

das hört sich an wie nichts gelernt aus der fatalen Zeit.
Beschweigen abweichender/unbequemer Wahrheiten, man riecht förmlich das Bohnerwachs preussischer Beamtenstuben.
Armes Deutschland, du bist immer noch so verklemmt, voreilend im Gehorsam, bloß nicht auffallen oder aus der Reihe tanzen. Immer schön mit der Meute heulen.

Nur weil das jemand vor fast 50 Jahren gesagt hat, muss es damals nicht gestimmt haben und auch heute nicht. Im übrigen könnte es auch sein, dass der 2. Weltkrieg und Hitler hierzulande einfach weniger interessiert als in GB. Die sind dort vernarrt in dieses Thema. Immer noch. Wenn ich mich frage welches historische Thema mich aktuell interessiert, kann ich kein Thema nennen. Aktuell ist die Gegenwart einfach wichtiger.

Hubert Sieweke | Di., 12. Mai 2020 - 17:20

in den USA, sonst hätte er weder mit GM noch mit Ford oder Standard Oil handeln können, bis zum Kriegsende, über die BIS Basel. Interessantes Buch von Victor Davies Hanson, einem sehr renomierten Professor von Stanford, Hoover Institution und Hillsdale, "The second.world wars".
Aber... das Wichtigste scheint mir immer noch zu sein, dass die Scheinwerfer immer noch auf den armen Kerl aus Braunau mit seiner bettelarmen Familie liegt. Nicht aber auf den aber Tausenden Helfern aus Generalität - die wollten jeden Krieg, war ja ihr Beruf - aus Eliten, die in Form der Juristen und der Mediziner diesem Holocaust beigesprungen sind und später noch ein tolles Leben führen konnten. Ebenso der Adel, der dem Führer seine Söhne andiente, die dann in SS Uniformen, wie die Juristen und Ärzte mit riesigem Stolz Verbrechen begingen. Dazu kamen dann die vielen Arbeitslosen und Ehrlosen, die sich in der SS schnell hocharbeiten konnten, bes. in den KZs. Die Ideen dazu entwickelten Juristen und Ärzte.

Auf dem Höhepunkt ihrer kapital-faschistischen und antisemitisch-rassistischen Entwicklung hatte sie zwischen 8 und 9 Millionen Parteimitglieder in Deutschland und Österreich. Jede zweite Familie hatte ihren freiwilligen Kameraden in der NSDAP. Laut NSDAP-Statistik lag der Anteil der Arbeiter bei rund 30 Prozent unter ihren Parteikameraden. Damit hatte die NSDAP mehr freiwillige Angehörige aus der deutschen [und österreichischen] Arbeiterklasse als vor 1933 die Kommunisten [vor allem aus der KPD] und Sozialdemokraten [vor allem aus der SPD] zusammengenommen.

Bemerkenswert ist auch, trotz der Niederlage von Stalingrad im Dez. 1942 [bis Anfang 1943], was in der verbliebenen älteren deutschen Arbeiterklasse der Schwer- und Rüstungsindustrie zu Beginn des Jahres 1943 allgemein bekannt war, erreichte die Rüstungsproduktion noch im März 1944 ihren Spitzenwert in der Produktion. Dies war vor allem ein Produktionsergebnis der früheren sozialdemokratisch geprägten älteren Arbeiterklasse.

wie teilten sich dann die restlichen 70% auf? Wie hoch war der Anteil der Akademiker, wie hoch der, der Juristen und Mediziner insbesondere? Wie hoch war der Anteil des Adels und wie hoch der, der Offiziere und Generäle des Ersten Weltkrieges. In den vielen SS- Hauptämtern saßen doch die Eliten der Nation, nicht nur Eichmann. Leider waren sie später hauptsächlich Mitläufer!!! die jeweils behaupteten, nichts von Auschwitz gewußt oder bemerkt zu haben.... Haben tatsächlich sehr viele ausgesagt, einschließlich Hermann Göhring und Vater Weizäcker.

Ja ,hauptsächlich mit der letzten Bemerkung liegen Sie vielleicht nicht verkehrt.
Nur, hoffe ich, dass wirklich Alle die an dem Verbrechen Anteil hatten eine Widmung bekommen.
Nach meinen Kenntnissen haben auch sehr begeisterte Faschisten aus der Ukraine, und nicht nur von dort, Helferdienste in den KZ´s geleistet, und sind nach Prozessen gegen diese Leute, unter anderem in München rechtskräftig dafür verurteilt worden.
Mehr will ich nicht schreiben. Wenn man will kann man das nachlesen. Im Übrigen staune ich nicht schlecht, was so mancher doch für Infokanäle hat und was dann über diese als gesicherte Informationen dem Jungleser zugänglich gemacht werden.

Ernst-Günther Konrad | Di., 12. Mai 2020 - 17:49

Egal auf welchem Gebiet. Wissenschaft braucht den Diskurs, den Streit der Theorien, lebt von unterschiedlichsten Sichtweisen, mögen sie noch so fremd oder unmöglich erscheinen. Wissenschaft sollte nachweisbar und belegbar sein. Wissenschaft kann sich aufgrund neuer Erkenntnisse verändern, muss dies tun und sog. Querdenker beflügeln den wissenschaftlichen Streit. Streit in der Wissenschaft, ohne ideologisch Einengung, ohne persönliche Herabwürdigung des anderen führen zu Erkenntnissen. Koch und Pasteur haben gestritten. Ja, es war auch Konkurrenzkampf und durchaus politische Interessen dahinter. Dennoch haben beide die Wissenschaft im Streit belebt. Heute gilt nur die Virologenmeinung des RKI. Politik ist klug beraten, sich alle Meinungen anzuhören. Historiker sollen und dürfen, auch beim Themas Hitler andere, vielleicht neue Sichtweisen in den Diskussionsraum einbringen. Es muss nur klar sein, was ist Vermutung, was ist belegbar, was ist persönliche Einschätzung. Jede Meinung zählt.

P. G. | Di., 12. Mai 2020 - 17:53

Als Geschichtsstudent an der FUB, fällt mir im Gespräch mit meinen Kommilitonen immer wieder auf, dass das 20. Jh. bei uns auf wenig Interesse stößt. Viel mehr wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Menge an Literatur, besonders zum Dritten Reich, abnehmen und Felder wie das 19. Jh, die Frühe Neuzeit und (hoffentlich) das Mittelalter werden stärker in den Fokus rücken. Die gegenwärtige Überbewertung des 20. Jh im Gegensatz zu den anderen 1000 Jahren deutscher Geschichte wird ein Ende nehmen. Überhaupt das Klima der Vergangenheitsfeindlichkeit, erwachsen aus der bereits genannten Überbewertung und dem immer noch herumhängenden Sonderwegunsinn, wird mit meiner Generation überwunden. Hoffentlich.

So wie auch unser "Lebensbereich" eine winzige Zeitskala ist, so ist auch unser Universum (im Kleinsten wie im größten Sinne) ein entstehen, werten & vergehen.
Und nie hätte ich z. B. zur DDR-Zeit gedacht, dass die Mauer fällt oder wenigsten durchlässig wird, obwohl man sich dies so sehr innerlich wünschte. Der Mensch will einfach von "Innersten" frei sein in seinen Entscheidungen, Denken & Handeln. Heutzutage sind viele finanziell wieder frei, aber auch viele geistig durch den Staat abhängig wie der Drogensüchtige zum Dealer.
Man sollte bedenken, dass durch Fragen & Hinterfragen aus reinem Herzen werden neue Sichtweisen aus der Vergangenheit, der Gegenwart & für die Zukunft gezogen & gestellt werden können. Und dies ohne persönliche Vorteile zu erhaschen. Schön das es Menschen gibt, die auf die "feinen Pinkel" pfeifen & sich eigene Fragen stellen. Danke Frau Reitzenstein für diesen informellen Bericht.

Hitler ad nauseam, Hitler "Superstar". Joachim Fest wollte mit seiner Hitler-Biografie feststellen, dass die bürgerliche Schicht unschuldig war, Opfer eines "Psychopathen". Erstens war Hitler nicht Psychopath, jedenfalls nicht im psychopathologischen Sinn, und zweitens fehlt noch immer ein Werk über die Kontribution des deutschen Volkes, das mitgemacht, der Hitler-Bande zugearbeitet, sie bejubelt hat und ihr bedingungslos gefolgt ist, offenen Augens die Untaten der Nazis mitangesehen hat.

Nach allem, was mittlerweile öffentlich bekannt ist, haben Sie Recht. Die Deuschen wussten, was mit Andersdenkenden, Juden, Sinti und Roma oder Kranken geschah, billigten es mehrheitlich oder sahen weg. Eine Schande, aber es waren "nur" 12 Jahre in der 1000-jährigen Geschichte Deutschlands.

Romuald Veselic | Di., 12. Mai 2020 - 18:10

Z "Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass die Subjektivität eines wissenschaftlich-objektiv forschenden Historikers auch immer von seiner Lebensrealität geprägt ist."
Aus meiner Sicht, nur der Außenstehende kann halbwegs den Reichsdemon/Gröfaz Adolf H als historische Figur, nichtdeutsch/nichtkommunistisch/
nichtideologisch attestieren. Damit bestätigt sich auch das Sprichwort - der Prophet im eigenen Land ist nichts wert. Was ich schon im Voraus ahne; die Reaktion der dazu berufenen
D-Immerbesserwisser, die ihre politische Fatwa dazu schäumend abgeben werden.

Christa Wallau | Di., 12. Mai 2020 - 18:40

... Heinz Maier-Leibnitz, aus dem Jahr 1979 trifft leider auch auf heute zu:
"In Amerika muß man anders sein, um akzeptiert zu werden. Westdeutsche Wissenschaftler sind nicht sehr originell. Sie gehen keine Risiken ein. Sie beobachten was die anderen machen und am Ende marschieren alle im Gleichschritt."
Ja, so war es 1979.

Aber es blieb nicht immer so!

Wer sich an den sog. "Historikerstreit" in den
80er-Jahren erinnert, der weiß, daß damals eine
lebhafte Debatte zur Geschichte des Totalitarismus
stattfand (Nolte, Stürmer, Habermas et alii).
Die deutschen Historiker wagten das freie Denken wieder!

Doch aus dieser Auseindersetzung, in die sich die Presse (z.B. der "Spiegel") einseitig einmischten, gingen die LINKEN unter Habermas' Führung nach sehr häßlichen, moralischen Vorwürfen gegen ihre Kontrahenten als "Sieger" hervor. Dies bewirkte eine bis heute anhaltende Lähmung
(Unterbindung) des freien Denkens in der gesamten deutschen Geisteswelt, nicht nur bei
den Historikern.

dazu noch Adorno und Marcuse in den USA eher verlacht wurden und ihre Thesen überhaupt nicht ankamen. Man nahm sie einfach nicht war, weshalb sie wieder nach Frankfurt verschwanden.
Der seit Habermas einsetzende linke Diskurs schadet der Republik bis heute und die Verächtlichmachung der anderen Meinung (Nolte etc.) sitzt noch tief in den MSM der alten Schule. Die Jungen haben dann nachgeplappert, wie Joschka...

Alexander Mazurek | Di., 12. Mai 2020 - 19:24

… Leserückstand. Vielleicht werde ich mir auch dieses Werk antun. Aber, "In Amerika muss man anders sein, um akzeptiert zu werden" steht im Konflikt mit "Wie es in Nordamerika heißt, anders sein ist unanständig." aus "Aufstand der Massen" von Ortega y Gasset. Letzteres entspricht auch der historischen und persönlichen Erfahrung, der (Un-)Geist der "aufgeklärten" Moderne, die Scheinvielfalt in erzwungener Einfalt. Auch während einer Olympiade inszeniert, der "Melting Pot", oben kommen alle möglichen Urtypen rein, Italiener, Deutsche, Chinesen, Polen, Juden … und werden alle zu US-Amerikanischen Zinnsoldaten eingeschmolzen. Assimilation, keine Integration!

Gisela Fimiani | Di., 12. Mai 2020 - 20:10

Ein brillanter, bestechender Beitrag, der uns, ob seiner Vielschichtigkeit, weitaus mehr ans Herz legt, als eine neue Hitler Biographie. Er erfüllt mit der Sehnsucht nach einem Akademikertum, dem man sich wegen dessen demütigem Bewusstseins, als Glied in einer langen Kette zu weiterer Erkenntnis beitragen zu können, gerne „anvertraut“. Tradition, Wertschätzung, Demut ermöglichen die geistige Freiheit zu denken und zu forschen. Im Gegensatz dazu, im erstickenden, grobschlächtigen Gleichschritt“ hier zu Lande, stehen die Verachtung des anders Denkenden, die Verächtlichmachung, weil missinterpretierte Bedeutung von Tradition, die Arroganz professoralen Selbsrverständnisses. Geistige Freiheit und mit ihr die menschliche Würde werden mit Füßen getreten. Danke, für dieses Lesevergnügen.

Sie sterben mal wieder den geistigen Erstickungstod und bleiben, wie üblich, konkretisierende Ausführungen schuldig. Das erklärt vermutlich, warum sie in höchsten Tönen einen Text loben, der behauptet, eine neue Hitler-Biografie könne die im "Gleichschritt" marschierende (Autsch!) Geschichtswissenschaft aufrütteln. Die wenigen Sätze, die der Autor dann zu Simms' Werk schreibt, beinhalten m. E. KEINE Erkenntnisse, die den breiten wissenschaftlichen Konsens über Ursprung und Entwicklung des NS-Regimes in Frage stellen könnten.
Durchaus originell ist hingegen die Beschreibung der opulenten Örtlichkeiten in Cambridge. Wenn man weiß, mit welch elitärer Arroganz man dort selbst Oxford betrachtet, ganz zu schweigen von anderen Unis wie z. B. der LSE, dann sind "Demut und Bescheidenheit" Dinge die mir zumindest nicht auf Anhieb eingefallen wären, aber jeder Jeck ist bekanntlich anders.:-)

Kai-Oliver Hügle | Mi., 13. Mai 2020 - 19:46

Antwort auf von Kai-Oliver Hügle

Bei nochmaligem Lesen ist mir aufgefallen, dass meine einleitenden Formulierungen missverständlich sind. Ich habe mit "den geistigen Erstickungstod sterben" lediglich darauf anspielen wollen, dass Frau Firmiani regelmäßig einen Mangel an geistiger Freiheit beklagt (ohne dies näher auszuführen), und auch in dem vorliegenden Beitrag davon spricht, dass nicht näher erläuterte Kräfte die geistige Freiheit "mit Füßen treten". Nur darauf bezog sich meine o. g. Formulierung!

Gisela Fimiani | Mi., 13. Mai 2020 - 21:23

Antwort auf von Kai-Oliver Hügle

Genau lesen, Herr Hügle, nicht unterstellend den „Anker“ finden, mit dem man das Gegenüber unbedingt „versenken“ will.

Wüsste nicht, wo ich Ihnen etwas unterstellt habe. Aber vielleicht ist es einfach zu viel verlangt, Sie zu bitten zu erläutern, wo und durch den Sie geistige Freiheit bedroht sehen. In diesem Fall bitte ich um Entschuldigung. :-)

Helmut Bachmann | Di., 12. Mai 2020 - 20:35

würde sich in Deutschland eine Debattenkultur etablieren können. Endlich die Einsicht, dass Wissenschaft genau dies bedeutet: These, Antithese, Synthese. Stattdessen greift ein quasireligiöser Furor immer mehr um sich, der Meinungen diskreditiert und verbieten möchte, um das "Böse" zu verhindern. Auch hier im Forum immer wieder bei (wenigen) Salonstalinisten zu beobachten.

Gerhard Schwedes | Di., 12. Mai 2020 - 20:46

Was Reitzenstein von Maier-Leibnitz aus dem Jahre 1979 zitiert, gibt zu denken. Von Akademikern, die sich im Wesentlichen noch aus der Hitlergeneration rekrutierten, konnte auch nichts anderes erwartet werden. Aber auch deren Zöglinge, die 68-er, die zuweilen als die "Kinder Hitlers" apostrophiert worden sind, und deren Nachfolger sind im Wesentlichen nur eindimensional geraten. Der Nebel des Eindimensionalen, sprich des Ideologischen, hat sich über das ganze Land gelegt und droht alles in geistiger Unbeweglichkeit zu erstarren. Man sehe sich nur unsere Parlamentarier an! Außer Bosbach und den Querdenkern von der Werte-Union hat die CDU schon lange nichts mehr zu bieten. Die markanten Persönlichkeiten der SPD liegen schon lange Zeit unter der Erde und die Grünen sind bloß der Abwasch der 68-er-Generation, denen es an einer gediegenen Bildung mangelt. Ansonsten verfügt nur noch die AfD über markante Persönlichkeiten. Und so trudelt denn das Land immer mehr seiner Talsohle entgegen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 12. Mai 2020 - 21:34

Deutschland nicht, nicht bei einem für die Bundesrepublik so furchtbaren Thema wie Hitler.
Andere Länder sehen ihn vielleicht entspannter und kommen ihm so evtl. sogar näher?
Ich habe einstweilen noch das Problem, dass meiner Ansicht nach - durch das Schauen von Dokumentationen - Hitlers Denken um evtl. "nichts" kreiste.
Höchstens um Attitüde und Wagner, der es ihm, also seiner Ansicht nach, bediente.
Das hatte überhaupt nie etwas mit Politik zutun sondern mit Erzählungen und eigenen Phantasien, die von der damaligen Zeit bedient wurden.
Man versuche seinen Geist komplett zu leeren, schaue sich Hitler an und stelle fest, dass sich Geist nicht füllen kann.
Es ist nicht despektierlich gemeint!
Meiner Meinung nach kommt der Person Adolf Hitler "Sketch History" und früher der geniale Charlie Chaplin mit "Der große Diktator" am nächsten.
Eine sehr schöne Beschreibung eines wissenschaftlichen Ortes und um es zu würdigen, Simms könnte Narrativen und Erfahrungen der NSDAP auf der Spur sein.

ich weiss nicht, ob ich ihn verstehe.
Zudem bin ich mittlerweile auf extrem niedrigem intellektuellen Level, weshalb ich womöglich auch Hitler ganz anders "wahrgenommen" habe, von unten eben...
Sagt uns der Wissenschaftler, dass der unaufhaltsame Aufstieg der USA die Blaupause für Hitlers imperiale Träume war, die er leider umsetzte?
Das würde Wagner immerhin entlasten.
Den Antisemitismus verstehe ich dann aber gar nicht und er war evtl. auch aufgesetzt und wurde schlicht von ihm in der Angelegenheit seelenlos, aber gewissenhaft umgesetzt?
Speiste sich aus der Zeit, die sich uneins war in der Beurteilung des Kapitalismus/Finanzkapitalismus?
Vielleicht waren die Amis, die ja zu einem guten Teil auch deutsche Vorfahren hatten, Hitlers ganz großes Vorbild?
Sah er nicht so gerne US-amerikanische Filme?
Und dann verlieren diese Deutschen, was natürlich nicht an Hitlers Drehbuch gelegen haben kann?
Hitler, die NSDAP und die Deutschen ein riesiges Missverständnis?

zwischen Revisionismus in Bezug auf die modernen demokratischen Entwicklungen, Restauration einer angestrebten ehernen Ordnung und einem eigenen Impuls, moderner republikanischer Ordnung mit starker politischer Führungsgestalt im Sinne eines Präsidenten, gar nicht unähnlich den USA, auch im Sinne eines starken nationalen Impulses.
Die USA sind weniger multikulturell als sehr national, möglich, dass sich das noch ändert, aber bislang wird noch darum gestritten?
Ich weiss nicht, inwieweit es sich in den USA leben lässt als Ausländer.
Schon seit Jahren schaue ich immer mal wieder nach entsprechenden Trägern eines solchen möglichen Weges bei der NSDAP.
Ich dachte an von Ribbentrop und Göring, evtl. andere.
Einheitlich wird die NSDAP nicht gewesen sein.
Nur eines scheint mir sicher, Adolf Hitler war es nicht!
Möglich, dass heutige Versuche durchaus in solch einer damals nicht realisierten Möglichkeit fußen.
Ich bin sehr aufmerksam, kritisch und mahne unsere parlamentarische Demokratie an!

helmut armbruster | Mi., 13. Mai 2020 - 07:45

so lautet jedenfalls eine alte Vermutung. Und es gibt Beispiele, dass es so ist. Ein Beispiel ist Karthago. Unser gesamtes Wissen über Karthago kommt aus römischen Quellen. Karthagische Quellen gibt es nicht.
Ist es heute anders? Ich weiß es nicht.
Tatsache jedenfalls ist, dass fast alle Dokus im Fernsehen über den 2. Weltkrieg und die Nazizeit anglo-amerikanischen Ursprungs sind. Im Hintergrund läuft immer der englische Originalton und dem deutschen Zuschauer wird er übersetzt präsentiert.
Damit will ich nicht sagen, dass diese Dokus die Absicht hätten etwas Falsches zu präsentieren.
Aber seltsam ist es schon, dass alle diese Dokus nicht deutschen Ursprungs sind.
Dasselbe gilt für Literatur und Forschungsveröffentlichungen. Fast alle haben einen anglo-amerikanischen "back ground", so wie jetzt wieder beim Buch von Brendan Simms.

Urban Will | Mi., 13. Mai 2020 - 09:49

der deutschen Geschichtswissenschaft sprang auch über auf die allgemeine Gedenkkultur und entwickelte sich über Jahrzehnte zunehmend ins Negative.

Den Begriff „Gleichschritt“ würde heute niemand mehr verwenden. Innerhalb von Minuten wäre er/sie arbeitslos.

Aber heute marschieren – so mein Eindruck – alle im Gleichschritt.
Politik, Medien und Kultur.

Gesinnungspflicht, den Ausdruck verwende ich oft, beherrscht unser Land.

Selbst ein „Mangelhaft“ - Absolvent eines Geschichtsstudiums wird feststellen, dass es zwischen dem, was heute im Zuge moralischer Überheblichkeit sofort in die Nazi – Ecke geschoben wird und dem, was damals tatsächlich gedacht, geplant und umgesetzt wurde, Welten liegen.
Aber niemand sagt es.

Dieser Unfug ist salonfähig und es ist kaum vorstellbar, dass er in D aus „eigener Kraft“ wieder beendet wird. Schon ein kleines „Aufmucken“ ist zerstörerisch. Diskussionen unerwünscht und „geächtet“.

Daher ist es gut, dass Historiker von außen uns Impulse geben.

Brigitte Miller | Mi., 13. Mai 2020 - 11:41

der alleine schon wegen der Beschreibung der Aura des Colleges lesenswert wäre,z.B.:
"Perfekte Manieren, stilsichere Konversation, Ironie und heiterer Humor. Selbstgefälligkeit und Arroganz sind nicht bemerkbar."