Es geht nicht darum, für Fehler der Vergangenheit zu haften. Es geht darum, Zukunft zu finanzieren / dpa

Überwindung der Corona-Krise - Eine Anleihe, um Europas Zukunft zu sichern

Die Corona-Krise in eine Chance verwandeln: Möglich wäre dies mit einer einmaligen europäischen Zukunftsanleihe über eine Billion Euro, schreiben unsere Gastautoren Friedbert Pflüger und Jürgen Trittin. Europas Wirtschaft könne so nach der Krise besser dastehen als zuvor.

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Dr. Friedbert Pflüger lehrt am CASSIS, Universität Bonn Internationale Klima- und Energiepolitik und ist seit 2014 Senior Fellow des Atlantic Council der USA. Er war 16 Jahre Bundestagsabgeordneter (CDU) und Verteidigungs-Staatssekretär in der ersten Regierung Merkel. Pflüger ist seit 2009 Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Bingmann Pflüger International (BPI).

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Jürgen Trittin ist Bundesminister a.D. und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages. 

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Friedbert Pflüger lehrt am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn Klima- und Energiesicherheit. Er ist Geschäftsführender Partner von Pflüger International, GmbH und Vorsitzender der Internet Economy Foundation. 

Jürgen Trittin ist Bundesminister a.D. und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages. 

In seiner Osterbotschaft hat Papst Franziskus angesichts der Corona-Pandemie an die Europäer appelliert, sich als Teil einer Familie zu erkennen. Vom Verhalten der EU hänge die Zukunft der Welt ab! Wenn das friedliche Zusammenleben nicht auf eine harte Probe gestellt werden solle, benötige es eines neuen Beweises der Solidarität -  „auch wenn wir dazu neue Wege einschlagen müssen.“ 

Offenbar hatten die drei Tage zuvor erfolgten Beschlüsse der Eurogruppen-Finanzminister gegen die wirtschaftlichen und finanziellen Verwerfungen der Pandemie den Papst nicht überzeugt. Mit Recht: die Ankündigung eines Pan-Europäischen Gemeinschaftsfonds der Europäischen Investitionsbank (EIB), eines europäischen Kurzarbeitergeldes und der Bereitstellung von Notfall-Krediten unter dem Europäischen Rettungsfonds ESM stellen einen Schritt in die richtige Richtung dar. 

Eine empathielose Antwort

Ein kraftvoller Wille europäischer Solidarität und Selbstbehauptung geht davon aber (noch) nicht aus. Trotz einer halben Billion ist das Volumen zu niedrig – vor allem aber schultert es in seinem ESM-Teil gerade die Folgen einer globalen Krise nicht europäisch, sondern bürdet sie den besonders betroffenen Mitgliedstaaten auf. Weshalb Italien es auch nicht in Anspruch nehmen will.

Noch schwerer wiegt das davon ausgehende politische Signal. Mitten in einer Pandemie fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger in Spanien wie Italien allein gelassen. Sie erfahren gerade nicht „ein Europa, das schützt“ (Emanuel Macron). Sie bekommen eine beachtliche, aber eine empathielose, eine technokratische Antwort. 

Eine existentielle Herausforderung

Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts sieht sich das gemeinsame Europa mit einer existentiellen globalen Krise konfrontiert – und tut sich schwer eine europäische Antwort zu finden. Wenn wir diese Antwort nicht geben, steht der Zusammenhalt des gemeinsamen Europas vor einer existentiellen Herausforderung.

Beide Autoren sind gegensätzlicher Ansicht über die Einführung allgemeiner Eurobonds. Doch wir beide sind der festen Überzeugung: In dieser Lage muss es eine europäische Antwort geben. Wir plädieren für eine zeitlich begrenzte, vollständig rückzahlbare, auf Klima- und Digitalpolitik konzentrierte europäische Zukunftsanleihe über 1.000 Milliarden Euro. 

Die Krise als Chance

Damit setzt Europa ein Signal des Aufbruchs, der Modernisierung und der Stärke in Zeiten wachsender nationaler Egoismen und gefährlicher Großmacht-Konkurrenzen. Es investiert – anders als 2009 - gezielt in Zukunftssektoren. Diese Anleihe hat eine Botschaft nach innen und außen: Wir glauben an uns, niemand sollte gegen uns wetten und wir verwandeln die Krise in eine Chance. 

Es geht nicht um allgemeine Eurobonds, es geht nicht um die Subventionierung überbordender Bürokratie oder überkommener Strukturen. Es geht um eine europäische Zukunftsanleihe, die zielgerichtet eingesetzt werden muss: für die Bekämpfung des Klimawandels durch den ökologischen Umbau der europäischen Volkswirtschaften in einem Green Deal. So können wir dazu beitragen, die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu stärken.

Eine einmalige Anleihe

Wir brauchen dazu ein ambitioniertes Programm zur digitalen Aufholjagd Europas in allen Bereichen: bei der neuen Mobilfunkgeneration 5G, bei der Förderung von Künstlicher Intelligenz, der Bereitstellung von ausreichendem Venture Capital für Startups und für faire Wettbewerbsbedingungen mit Blick auf die amerikanische und chinesische Dominanz bei digitalen Plattformen und Clouds. Und es geht um den Aufbau einer europäischen Resilienz gegen künftige Pandemien – von der Medizintechnik bis zur Medikamentenproduktion.

Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, hatte sich bisher massiv gegen Eurobonds gestellt. Nun aber sieht Hüther eine neue Lage: Es ginge diesmal nicht um eine generelle Veränderung der Haftungsstrukturen, sondern um eine einmalige Anleihe, von der hochverschuldete und von Corona besonders gebeutelte Länder wie Italien und Spanien deshalb profitieren würden, weil die daraus entstehende Zinslast durch die europäische Haftung auf breitere Schultern gelegt würde. 

Die Zukunft finanzieren

Hüther hat recht: Die südlichen Länder Europas haben die gegenwärtige Krise nicht verschuldet, sie sind einfach „befallen“. Corona-Bonds zeigten der ganzen Welt „gemeinsames starkes Handeln und damit die Sicherung der europäischen Integration.“ Er fordert alte Überzeugungen zu hinterfragen: „Auch die Ordnungspolitik muss Dinge in Raum und Zeit würdigen.“ 

Es geht nicht darum, für Fehler der Vergangenheit zu haften. Es geht darum, Zukunft zu finanzieren. Und zwar zielgerichtet, zweckgebunden. Wenn es gelingt, eine einmalige 1000 Milliarden-Zukunftsanleihe zielgerichtet und zeitlich begrenzt für Klima, Umwelt und eine umfassende Digitalwende einzusetzen, dann werden wir die Bürger überzeugen. 

In der jetzigen „epochalen Herausforderung“ (Papst Franziskus) brauchen wir einen ambitionierten Ansatz, keine engstirnige, kleinherzige und national-egoistische Reaktion. Es geht um die Verteidigung und Erneuerung des europäischen Projektes: um den unbezahlbaren Frieden, den wir durch die europäische Idee seit nunmehr 75 Jahren genießen sowie um Freiheit, Wohlstand und soziale Sicherheit, die alles andere als vollkommen, im internationalen Vergleich jedoch unübertroffen sind. 

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dieter schimanek | Di., 21. April 2020 - 16:52

"auf Klima- und Digitalpolitik konzentrierte europäische Zukunftsanleihe über 1.000 Milliarden Euro."
Da Deutschland Schlußlicht in diesen Bereichen ist, selbst Albanien ist besser, kämen wir in den Genuss des Löwenanteils. Die Rückerstattung könnten wir wie in der EU üblich etwas streckkkkeeenn. Ich hätte dann in meinem Zuhause 300 000 Einwohner Stadt endlich Handy Empfang. J. Trittin ist auf dem richtigen Weg, bin gespannt wann das Partei Ausschlussverfahren eingeleitet wird.

Sobald eine Regierung ihren Anteil an einer solchen Anleihe ausbezahlt erhält kann sie mit dem Geld machen was sie will. Absichtserklärungen wie die Mittel verwendet werden sind nie kontrollierbar, und werden, im Nachhinein, politisch manipuliert. Das frische Geld wird primär dafür genutzt werden um fiskalpolitisch weiter zu machen wie bisher. Bei Italien kann man dies seit mehr als 25 Jahren über einfache Kurven von Wirtschaftsleistung/Wachstum und Wachstum der Staatsverschuldung ablesen. Italien hat praktisch seit Maastricht jede Solidarität ( = Disziplin ) für eine redliche Teilnahme an einer Gemeinschaftswährung verweigert.

helmut armbruster | Di., 21. April 2020 - 16:59

einige EU-Mitglieder fordern immer dann vehement Solidarität, wenn sie von der EU etwas haben wollen (Geld, Zuschüsse, Finanzierungen usw).
Sobald aber die EU von denselben Mitgliedern Solidarität fordert, für etwas, was der gesamten EU nützt oder was die EU erfüllen muss, dann sieht man nur Ablehnung und Verweigerung (Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen, Einsparungen im eigenen Haushalt usw.)
Für wie dumm halten die uns eigentlich?
Entweder Solidarität immer und für alle und zwar ohne jede Ausnahme, oder keine Solidarität.
Es kommt nicht darauf an, ob man eine Krise verschuldet hat oder nicht, sondern nur darauf ob man bereit ist solidarisch zu handeln und zwar immer.

Wer ist der Bringer, wer der Empfänger? Ist das von Fall zu Fall unterschiedlich oder erwartet man von den sogenannten "Reichen" (zu denen die BRD wohl noch nicht einmal wirklich gehört, jedenfalls nicht ihre Bevölkerung, siehe NZZ-Kommentar von Bok), dass sie stets und dauerhaft den Karren aus dem Dreck ziehen? Die Herren Pflüger und Trittin dürfen diesen Part gerne aus ihren Privatschatullen übernehmen, wenn sie ihn denn für so dringlich halten. Mir ist diese Art Emphathie zu teuer; ich bin einer von den vielen eher nicht so reichen Deutschen, die man über vergleichsweise hohe Steuern und Energiekosten sowie durch den Diebstahl an ihren Ersparnissen schröpft. Also kommt mir bitte nicht so!

Jürgen Keil | Di., 21. April 2020 - 17:18

Papst Franziskus und Jürgen Trittin sind gewissermaßen prädestiniert dafür, Lösungen für ökologische und finanzwirtschaftliche Probleme, natürlich nur in großen, europäischen Zusammenhängen, zu finden und moralische Forderungen abzuleiten. Der eine hat einen heißen Draht zu dem, der alles weiß. Der Andere hat seinen ökonomischen Sachverstand bereits mit Eiskugeln unter Beweis gestellt. Vielen Dank übrigens, Herr Trittin, für die Verdopplung meiner Stromkosten. Ich muss dieses Geld jetzt nicht mehr für schädlichen Diesel, Fleisch und Rotwein ausgeben. Und Herr Pflüger, als Experte für Klima und Energiesicherheit will nun, nachdem unsere Energiewirtschaft hinsichtlich Versorgungssicherheit in den Hochrisikobereich geführt wird, dies nun auch mit unseren Staatsfinanzen tun? Die Wolken, auf denen Sie schweben, meinen Herren, sind uns zu windig. Wir stehen mit beiden Beinen auf dem Boden. Für wie dumm halten Sie uns eigentlich?

Bravo Jürgen. Besser kann man die Inkompetenz der Herren Trittin und Pflüger (den ich übrigens für klüger gehalten hatte) nicht auf den Punkt bringen.

Manfred Sonntag | Di., 21. April 2020 - 18:03

Phrasen, Phrasen bis die Ohren schmerzen. Wenn es um die Zukunft geht, müsste mit diesem Geld als ERSTES die Schulbildung und das Studium qualitativ verbessert werden. Schaut Euch die PISA Ergebnisse von D, I , F und ES an. Da ist auch ohne Corona noch sehr, sehr viel zu tun. Hier wird aber eine ideologisierte Gelddruckmaschine gefordert. Da können noch besser Fahrverbote im Namen der Umwelt gefordert und Tretroller subventioniert werden, auch wenn schon lange das Gegenteil bewiesen wurde. Und mit Ihrer Digitalwende lassen sich dann natürlich auch in den Krankenhäusern die Atemzüge optimieren.

Christian Haustein | Di., 21. April 2020 - 18:04

Solidarität lässt sich natürlich leicht einfordern, wenn man selbst gut abgesichert, sei es durch Pensionen aus Steuergelder oder, wie Papst Franziskus durch das Geld von Milliarden Christen und was sich sonst die katholische Kirche noch so angehäuft hat... Würden wir da mal ein wenig einsparen, wären sicher genug Gelder für die Sicherung der EU da... Am Ende soll immer der Bürger herhalten.

Bernd Muhlack | Di., 21. April 2020 - 18:36

"Wir müssen eine europäische Lösung finden!"
Solidarität, Zusammenhalt, Kampf gegen den Nationalismus und "Faschismus" usw usf...

How long sing this song?

Es gibt keinerlei nachvollziehbare Gründe für diese so genannten Euro-Bonds.
Diese sind nichts anderes als eine Verlagerung der Schulden der Einzelstaaten auf die EU.

Das ist quasi wie eine Bürgschaft, also das Einstehen für die Schuld eines anderen; man nennt das bekanntlich auch Haftung.

Zitat:
"Wenn es gelingt, eine einmalige 1000 Milliarden-Zukunftsanleihe zielgerichtet und zeitlich begrenzt für Klima, Umwelt und eine umfassende Digitalwende einzusetzen, dann werden wir die Bürger überzeugen."

Das ist wieder dieses "Erklärbär-Syndrom.
"Wir" wissen alles, müssen es den Menschen nur vermitteln, sie "mitnehmen".
Unglaublich, diese Arroganz!

Für eine Billion könnte ich mir die ein oder andere Kugel Eis kaufen; nachdem ich meine Stromrechnung beglichen habe.

Aber nur Zitrone!

Romuald Veselic | Di., 21. April 2020 - 18:47

Durch eine einmalige Anleihe?
Was ist einmalig? Jeder Kalendertag ist einmalig.
Die 27 EU-Staaten bestehen aus ca. 447 Mio. Einwohnern. Werden die darüber in einem Referendum gefragt?
Jürgen Trittin, der ausgesorgt lebt, redet über Soli?
Dieser selbstgefällige, arrogante, besserwisserische Typus vom Apparatschik, wir mir etwas vom Pferd erzählen?
Ich glaube denen kein Wort, was die Zukunft angeht, denn sie - können es nicht wissen, was noch kommen wird.
Es erinnert mich an die kommunistische Propaganda, die ständig Opfer abverlangte, für die paradiesische Zukunft, mit dem Vermerk, dass uns dafür die künftigen Generationen danken werden...
Deshalb glaube ich an keine Erlösungsrezepte. Am wenigsten von Politikern a.D., wie Trittin, der nie gearbeitet hatte.
Wenn ich sterbe, werden deshalb auch die anderen aus Solidarität zu mir, ebenso sterben? Meine ruinierte Gesundheit, infolge des Berufslebens, lasse ich lieber unerwähnt.

Urban Will | Di., 21. April 2020 - 18:56

Ich erkenne keinen Sinn in dem Ganzen.

Eine Billion Euro soll eingesammelt werden. Von wem? Ich denke von uns EU – Bürgern.
Es soll investiert werden in Klimaschutz und Digitalisierung.
Klimaschutz... Kaum ein Politikfeld wurde ideologischer beackert...

Und... es soll den von Corona stark betroffenen Ländern helfen.

Will man das Geld zweimal ausgeben?
Oder glaubt man,die gebeutelten Länder hätten jetzt ein vorrangiges Interesse, dieses Geld in Klimaprojekte zu stecken anstatt es zur Linderung der Corona – Folgen einzusetzen?
Will man ihnen vorschreiben,was sie mit dem Geld machen sollen?

Im letzten Absatz wird Herr Hüther zitiert mit den Worten: „Corona – Bonds zeigten der ganzen Welt „gemeinsames starkes Handeln“...“
Also doch Corona – Bonds?

Und Ober – Märchenonkel Trittin, der uns einst weissagte, die Energiewende würde einen Haushalt pro Monat nicht mehr kosten als eine Kugel Eis, hätte seinen Namen besser nicht unter solch einen Artikel gestellt.
Dem glaube ich nix mehr.

Robert Müller | Mi., 22. April 2020 - 11:48

Antwort auf von Urban Will

Wenn man mit 1 Billion viel Gutes tun kann, wie viel mehr kann man mit 2, 5, 10, 50 oder 100 Billionen machen. Bei Null Zinsen kostet das auch nichts. Also, los gehts.

Helmut Konir | Di., 21. April 2020 - 19:00

Wenn zwei Politiker befragt werden ist genau das die Antwort. Ein Herr Trittin, der die Nationalstaaten am liebsten auflösen möchte und natürlich für diese gemeinsame Verschuldung seit Jahren wie ein Marktschreier herumläuft.
Beide Herren vergessen, EU ist kein gemeinsamer Staat sondern eine Föderation von einzelnen Nationalstaaten, sämtliche No bail Out Klauseln sind gebrochen worden. Nur gerade wegen diesen Klauseln gab es hier Zustimmung zum Euro.
In Wahrheit ist der Euro seit Einführung das Problem, nicht Corona oder sonstige Krisen. Die massive Geldverbilligung durch diese Euroeinführung für die südeuropäischen Staaten hat zu einer rücksichtslosen Verschuldungsorgie geführt. Nun soll der dt. Steuerzahler, nur noch gemeinsam mit Holland und Österreich mit sehr guter Bonität , die EU und seine verfehlte Währung retten. Wieso werden z.B. nicht Zwangsanleihen auf die italienischen Vermögen, gestaffelt nach Leistungsfähigkeit aufgelegt?

Hans-Georg Binder | Di., 21. April 2020 - 19:12

Gesamtschuldnerische Haftung ist im €-Raum nach Artikel 125 schlichtweg verboten. Warum erinnert sich eigentlich keiner daran? Übrigens hat es in der Geschichte der EWG bzw. EU noch nie Maßnahmen/Instrumente gegeben, die EINMALIG emitiert, dann zurückgezahlt und dann wieder in der Schublade verschwunden sind. Wenn sich die Südländer einmal an das probate Mittel von gesamtschuldnerischen Krediten gewöhnt haben, dann bleiben die auch für den nächsten "Notfall" in Kraft.

Klaus Peitzmeier | Di., 21. April 2020 - 20:23

Der Pflüger schon wieder.
Jetzt plädiert er "für eine zeitlich begrenzte (50 Jahre mit Schuldenschnitt), vollständig rückzahlbare (von wem?doch wohl nicht von Italien), auf Klima- und Digitalpolitik (zuletzt ging es noch um die Beseitigung der Corona-Folgen) konzentrierte europäische Zukunftsanleihe über 1.000 Mrd €". Großartige Leistung! Aber warum nicht 2.000 Mrd.€? Ist doch viel empathischer. Pflüger/Trittin schreiben: Spanien u Italien erfahren gerade nicht "ein Europa, das schützt". Nein. Sie erfahren gerade welchen Einfluß dauerhaft schlechtes Wirtschaften, Korruption u über seine Verhältnisse zu leben, auf das Gesundheitswesen haben kann. Und genau diese Erfahrung wollen uns Pflüger/Trittin auch zukommen lassen. Haben wir doch gerade die Erfahrung gemacht, daß die Krise für uns im Verhältnis relativ glimpflich ausgegangen ist, weil wir Reserven hatten. Die wollen uns die Geldverschenkungsspezialisten jetzt nehmen, damit wir zukünftig genauso dastehen. Einfach traurig!

Gisela Fimiani | Di., 21. April 2020 - 22:05

.....und all diese noblen Eigenschaften, die edle Humanität, die unverhandelbare Solidarität schnurren zusammen auf die Antwort auf alle Fragen: Geld....mehr Geld....noch mehr Geld.

Die Virus-Pandemie legt eben die Schwächen der "Europäischen Union" offen, und zwar in brutaler, offener Weise. Denn in diesem Europa ging es stets nur um Geld, um Wirtschaftsinteressen der einzelnen Mitgliedsstaaten. Euro-Bonds wäre ein folgenschwerer Irrtum, wegen der großen Unterschiede innerhalb der EU. Das "Europa-Projekt" ist eine idealistische Projektion, ein "Mirage", wie die Franzosen sagen. Trugbildern sollte man nicht hinterherlaufen.

Tomas Poth | Di., 21. April 2020 - 23:02

Wer sein privates Geld darin anlegen will möge es tun, nur zu, nur Mut. Aber keine Absicherung über die Haushalte der Mitgliedsländer oder Rettungsschirme.

Gerhard Schwedes | Di., 21. April 2020 - 23:51

Lieber Herr Trittin! Gesundbeten hilft schon längst nicht mehr. Die Politikerkaste hat Europa gegen die Wand gefahren - immer mit der freundlichen Unterstützung der Grünen - und nun wird herumgeschwafelt, dass sich die Balken biegen. Mit Stichworten wie Solidarität, Friedensunion, die Forderung nach einem "kraftvollen Willen", dem Appell, sich nicht mit der Vergangenheit aufzuhalten u. dgl. mehr. Kommen Sie bitte herunter vom Pegasus der hohlen Worte und lassen Sie Ökonomen zu Wort kommen, die von der Materie etwas verstehen, z. B. einen Herrn Stelter oder einen Professor Sinn. Pathos und Träumereien lullen nur ein. Ich denke, Sie ahnen längst, dass der Euro gerade dabei ist, endgültig gegen die Wand zu fahren. Aber nun wird alles auf die Corona-Krise geschoben. Gehen Sie doch endlich einmal mit gutem Beispiel voran und verkleinern Sie Ihr Parlament, um Geld einzusparen! - nicht einmal das schaffen Sie. Mit heftigstem Kopfschütteln u. den besten Grüßen - ein ehem. Grünenwähler.

Wand fahren, deshalb macht es Sinn über solche Instrumente, Hebel der EU nachzudenken.
Ich glaube doch, dass der Vorschlag zur Klimarettung ohnehin von Frau Merkel gekommen wäre, sobald Deutschland die Ratspräsidentschaft für ein halbes Jahr innehat.
Nun wird es schon vorher diskutiert, weil die Coronapandemie bedauerlichen Anlass dazu bietet.
Hat denn nun Herr Prof. Sinn etwas zu Coronaanleihen gesagt?
Ich weiss auch gar nicht, warum man soviel Wert auf die EINMALIGKEIT legen sollte.
Die EU ist ein ungeheurer Machtfaktor auf der Welt, warum sollte die Kommission nicht zu verschiedenen, sagen wir gigantischen Aufgaben der EU, Anleihen setzen, um Geld auch produktiv zu lenken?
Die Frage der Haftung bleibt interessant. Da private Nutzniessung möglich ist, würde ich sie beschränken im Sinne von einer je sinnvollen Prozentzahl und bei guter Konjunktur höhere Prozente auf die Anleihen geben oder so ähnlich...
Staaten/Kommissionen sind nicht die besseren Unternehmer, aber Gestalter?

Thorsten Kiefer | Mi., 22. April 2020 - 07:33

Niemand steht jemals mit Schulden besser da als ohne.

Gibt es nicht nur keine Schulden, auch keine Kurzarbeit, keine Entlassungen, keine Kündigung,keine Kürzungen. Keine Sorgen: EU- Zentrale macht's möglich für eigene Mittarbeiter, auch wenn die manche (nur)? nicht auf der Arbeit wie immer sind...Keine sorgen...

Ernst-Günther Konrad | Mi., 22. April 2020 - 08:41

Ich war nie ein Gegner des europäischen Gedankens, so wie er noch unter der EWG versucht wurde zu verwirklichen. Das künstliche Aufblähen der EU, die Aufnahme von Staaten, von denen man wusste, sie erfüllen weder die gesellschaftlichen, noch die finanzpolitischen Vorgaben, die mit ihren Haushalten tricksten und schon immer nur den Grundgedanken hegten, soviel Geld, wie möglich aus der EU zu bekommen, damit fing das Desaster an.
Uneinigkeit wurde gerade von DE mit Geld besänftigt und viele Zustimmungen für Projekte, sind letztlich erkauft. Kohl und danach Merkel haben das hervorragend beherrscht. Ich spreche den beiden Autoren nicht ab, dass sie es "gut" meinen. Nur, sie wollen keine reformierte EU, keine wirkliche Entbürokratisierung und vor allem benutzen auch sie den Begriff "Solidarität" nur, wenn es um das Bezahlen geht. Was lese ich? Es geht um die Fortführung " des Bestehens in der globalisierten Welt". Die EU hatte Jahre Zeit sich neu zu ordnen und zu reformieren.

Wolfgang Tröbner | Mi., 22. April 2020 - 10:59

würde auch exorbitant steigen, wenn meine Rente um monatlich 1000 € seitens der EU erhöht würde. Ich schlage auch vor, meine Rente rückwirkend ab dem 60. Lebensjahr zu gewähren. Auch das ist eine Investition in die Zukunft, da ich das Geld vor allem in die derzeit darbende Tourismus-Industrie und/oder Gastronomie stecken und damit sehr viel tun würde, um Arbeitsplätze zu sichern und die Folgen von Corona wirksam zu bekämpfen.