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Ansprache an die Nation: „Und wenn Ihr nicht brav seid, ist es auch nicht so schlimm“ / picture alliance

Krisenkommunikation der Bundesregierung - „Ein paar Wahrheiten müssten noch härter formuliert werden“

Wie gut die Bundesregierung die Corona-Krise managt, hängt auch von ihrer Kommunikation ab. Bislang hat die Mehrheit der Bürger die Ausgangsbeschränkungen befürwortet, doch jetzt werden die Nerven dünn. Ein Experte erklärt, was passiert, wenn sich die Kommunikation in Durchhalteparolen erschöpft.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Christian Scherg ist einer der bekanntesten deutschen Reputationsmanager. Seit 13 Jahren macht er Krisenmanagement für Politik und Wirtschaft. 

Herr Scherg, normalerweise spricht die Kanzlerin nur an Silvester direkt zu den Bürgern. Jetzt hat sie sie auch in der Coronakrise eine Rede an die Nation gehalten. Wie wichtig ist die persönliche Ansprache in einer Ausnahmesituation?  
Das ist absolut wichtig. Die Kanzlerin hat in dieser Rede das überwunden, was sie von uns verlangt, den gefühlten Sicherheitsabstand. Mich hat das berührt.

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Gisela Fimiani | Do., 16. April 2020 - 12:10

Bereits die bagatellisierende Diktion: „Ein paar Wahrheiten.......formuliert werden“ suggeriert, dass man sich nicht um Wahrheit zu bemühen hat, dass man sie nicht „sagt“, sondern dass man sie „formuliert“.

Urban Will | Do., 16. April 2020 - 12:32

um kollektive Disziplin und die Einhaltung der Regeln zu gewährleisten.“

Ein „interessanter“ Satz aus dem Munde eines „bekannten Reputationsmanagers“.
Was macht denn ein Reputationsmanager?
Für hört sich das unheimlich an, gerade in Verbindung mit der großen Politik.

Wenn man vernünftig regiert und agiert, braucht man keinen Reputationsmanager.

Man kann sich zu Tode googeln. Es gibt keine wirklich überzeugenden Zahlen bzgl. der tatsächlichen Wirkungen dieser massiven Grundrechtseinschränkungen.
Zumal, wenn man in sein Umfeld schaut und feststellt, dass sich kaum jemand daran hält in kleinem Kreise...

Wo bleibt die Vernunft?
Die Kanzlerin ist kein Vorbild in Sachen Krisenmanagement, sondern eher ein Beispiel, wie einem Passivität in die Karten spielen kann. Es gibt keinen Beweis, dass sie besser agiert als andere Regierungschefs.
Ich höre immer mehr nur noch Hinhalteparolen... Das macht mir große Sorgen.

glauben Sie. Andere sehen das anders. Sowohl in Deutschland, als auch im Ausland.

Die NYT schreibt beispielsweise heute:
"Shorn of any bravado, her announcement seemed again to make Germany... .. something of an example for Western nations."

Was ihr Krisenmanagement angeht
"Germany’s strategy of early and widespread testing and its large number of intensive care beds help explain the country’s relatively low mortality rate, but the trust in Ms. Merkel’s leadership and the resulting compliance with government measures has contributed too, virologists say."

https://www.nytimes.com/2020/04/15/world/europe/coronavirus-germany-mer…

Auch als Nicht-Merkelwähler kann man ihr einen guten Job bescheinigen.

Es sei denn, man ist blind vor Hass auf die Dame.

Sie können einfach nicht ohne Unterstellungen..
Vielleicht sollten Sie sich mal einen Reputationsmanager zulegen.

Keine Sorge, ich hasse Frau Merkel nicht. Und blind bin ich schon gar nicht.

Wenn Sie die Jubelkommentare aus dem Ausland als Indikator dafür nehmen, dass sie gut arbeitet, dann ist das Ihre Sache, es gäbe mit Sicherheit auch welche, die ihr das genaue Gegenteil bescheinigen.
Im Übrigen sind „seemed“ oder „help explain“ nicht allzu überzeugende Beweise Merkelscher Regierungskünste.
Die Betten hat nicht sie bereitgestellt und das sicherlich gute deutsche Gesundheitssystem ist nicht ihr Verdienst.
Im Übrigen möchte ich nicht leugnen, dass zu Beginn der Krise die Maßnahmen überzeugend und vielleicht auch notwendig waren. Das habe ich damals auch so geschrieben.

Nun aber habe ich meine Meinung geändert aufgrund der Dinge wie ich sie sehe und erlebe.
Massive Grundrechtseinschränkungen müssen in ihrer Wirkung ganz klar bewiesen und angemessen sein, das sehe ich so nicht mehr.

Gerhard Lenz | Do., 16. April 2020 - 16:06

Antwort auf von Urban Will

.. in der eigenen Blase die Perspektive. Dann hilft der Blick von aussen.

Das schreiben übrigens viele Foristen hier, die an der deutschen Presse im allgemeinen kein gutes Haar lassen.

Leider reicht der Blick auf die ausländische Presse, wo man so gerne die Bestätigung der eigenen Richtigkeit findet, meist nur zur NZZ oder zu Russia Today.

Nein, das gute Gesundheitssystem ist nicht Frau Merkels Verdienst. Was schon war, muss sie nicht erst erschaffen. Nicht Merkels Schuld.

Gleichwohl kann man ihr ein gutes Zeugnis für ihr Krisenmanagement ausstellen. Jegliche Behauptung, die Einschränkungen der Grundrechte hätten NICHT den gewünschten Effekt, ist eben nur eine Behauptung, für die es mangels "gelebter Alternative" keinen Beweis gibt.

Es gibt wissenschaftliche Modelle, danach ist R=1. Das bedeutet, wir bewegen uns haarscharf an der Grenze zu einer Verschlimmerung der Pandemie. Im Ergebnis muss es also eher weitere Einschränkungen geben. So einfach ist das.

dass Sie in keiner Blase sitzen, Herr Lenz.
Ihre Objektivität rührt mich immer wieder zu Tränen.

Die Behauptung, dass die Grundrechtseinschränkungen zu keinen nennenswerten Ergebnissen geführt hätten, ist ebenso eine solche, wie die, dass sie zu Ergebnissen geführt haben.

Aber: Finden sie Grundrechtseinschränkungen auf „Verdacht“ gut?

Ich nicht.

Kubicki hat es gestern bei Lanz (haben Sie wohl auch gesehen, daher vermutlich Ihr Wissen über R = 1 und dem „haarscharfen“ Vorbeischrammen an einer Verschlimmerung) richtig gesagt:

Sinngemäß (die original – Aussage habe ich vergessen): Maßnahmen müssen angemessen, geeignet und erforderlich sein.

Daran mangelt es meiner Ansicht nach gewaltig.
Und so einfach ist das ganz gewiss nicht.

Ich sage es Ihnen heute schon voraus: Man wird bald ordentlich ins Schwitzen kommen, einen „gesichtswahrenden“ Weg aus diesem Schlamassel zu finden.
Dann wird palavert und gelogen werden, dass sich die Balken biegen.

so als wäre das ein Wettkampf um olympische Medallien.
Die Kanzler*in hat nur das getan, was sie in 15 Jahren zur Meisterschaft gebracht hat: Abwarten, bis erkennbar wird, wohin die Hasen laufen, dann behaupten, diese Richtung sei alternativlos! Und das Stimmvieh klatscht und ist begeistert gemeinsam mit der sich selbst gleichschaltenden Presse. Kommunikation, Debatte im teuersten Parlament der Welt - abgesagt. Was hat die Kanzler*in dazu aktiv beigetragen, damit in Deutschland die Zahlen besser aussehen als anderswo? Sie hat ganz einfach in der Kosteneinsparung im Gesundheitswesen und in der Abwicklung unwirtschaftlich arbeitender Krankenhäuser so grottenschlecht versagt, dass es uns nun den A**** rettet, dass einige altehrwürdige Krankenhäuser nicht auch noch platt gemacht wurden. Wenn jemandem in dieser Pandemie in Deutschland wirklich Lob gebührt, dann sind es die alten, weißen Männer und Frauen, die einmal dieses Krankenhauswesen aufgebaut haben. Aber das waren ja alles Nazis.

mit dem Finger auf andere Länder und deren Fallzahlen zu zeigen, Herr Schultheis.
Unter Merkels Vorgänger (H.Kohl)lockerte der BT die Gesetze, die es untersagten mit KH Gewinne zu machen. Unter Rot-Grün wurde dann noch ein neues Vergütungssystem eingeführt, dass Fallzahlen in die Höhe getrieben, Liegezeiten verkürzt und die Bettenkapazitäten nach der Just-in-time-Logik berechnet werden müssen, um finaziell "gesund" zu sein.
Nach Plänen ihrer (AM) Freundin, Liz Mohn und deren Bertelsmann-Stiftung sollte eh jedes zweite KH in D. die Pforten schließen. Sie sagen es: Merkel hat da versagt-gott sei Dank! Aber die "Troika" hat es wenigstens hingekriegt, dass GR u.a. Länder in Europa ihr Gesundsheitswesen kastriert haben.
Komisch, an den Grünen bleibt nie was hängen, wie bei der Teflon Pfanne.
Hartz 4, erster BW-Auslandeinsatz, Lockerung der Börsen Aufsicht u.ä. Rentenkürzungen etc. Da waren die mit im Boot aber nur die SPD mußte dafür "büßen"! Die Grünen waren immer fein raus!
Salute

dieter schimanek | Do., 16. April 2020 - 14:31

Wenn ich auf die vielen Experten höre, bin ich das. Es ist ungeheuerlich welche Einschränkungen meiner persönlichen Freiheit ich zu verkraften habe, ich tue mir schon selbst leid. Seltsam ist, daß ich mich gar nicht so fühle. Ich kann einkaufen, spazieren gehen, radfahren, unterwegs Kaffee trinken oder Eis essen, natürlich to go. Kann mich mit meinen Nachbarn und Freunden unterhalten und zu Hause habe ich Fernseher, PC, Bücher, zwei Balkone und wenn ich zwei Stufen runtergehe, bin ich auf dem grünen Rasen. Vor ein paar Tagen habe ich meiner alten Firma einen Besuch abgestattet, weil ich vom Chef wissen wollte wie es läuft. Die ehemaligen Kollegen sind dort täglich 8 Std. festgenagelt und nach Feierabend froh wenn sie zu Hause sind. Da geht es mir ganz klar besser!

Sie schreiben, sie fühlen sich frei. Die Lebensentwürfe sind aber unterschiedlich. Ich z.B. konnte meine Enkel zu den Feiertagen nicht sehen, der Kirchgang zu Ostern musste ausfallen, meine runde Geburtstagsfeier im Restaurant: abgesagt. Keine Proben unseres Chors mehr, daher wahrscheinlich auch keinen Auftritt im Herbst, auch keine privaten Singrunden im kleineren Kreis. Der schöne rituelle Pflegedienst am Familiengrab (400 km von hier) musste ausfallen, wo hätte man übernachten sollen? Keine Radtour am Fluß mit Sattelgepäck, die Pensionen haben zu. Ich könnte in der Aufzählung fortfahren. Wir beide können uns immerhin an der Natur im Garten und näherem Umfeld erfreuen und auch daran, dass viele Berufstätige jetzt in dieser schwierigen Zeit die Stellung halten und das Steueraufkommen sichern. Opferlämmer sind wir gewiss nicht, Muße zu haben, ist ein Privileg. Freiheit ist es aber erst dann, wenn ich wählen kann, wann und wo ich die Muße zubringe oder mit wem ich sie teile.

Natürlich gibt es unterschiedliche Lebensentwürfe, auch unterschiedliche Wohnverhältnisse. Die Grillfete zu meinem Geb. Tag am 25 März habe ich vertagt. Kirchgänger bin ich nicht und die 37. Motorradtage von meinem Verein fallen zum 1. mal aus. Ein Hotel brauche ich nur selten, mir reicht schon ein Zelt. Ich muß also meine Ansprüche nicht sonderlich herunterschrauben, ein schmerzhafter Verzicht sind die Maßnahmen für mich nicht.

Manfred Sonntag | Do., 16. April 2020 - 14:48

Die Entscheidungen der Regierung kann man kritisieren, man muss es aber nicht. Schlimm finde ich gesellschaftliche Entwicklungen, welche sich unter dem Motto "Den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf!" gegenwärtig um sich greifen. Es wird aktiv für eine Kopie der Einschränkungen geworben, um die eigenen ideologischen Ziele besser und ohne Widerstand durchsetzen zu können. Beispielsweise schreibt der grüne Stadtrat Robert Schlick aus Dresden:" Ich schlage vor, dass wir die Wirtschaft jetzt erst mal gegen die Wand fahren. Lassen wir doch TUI und co doch einfach mal absaufen. Und dann probieren wir etwas Neues aus, etwas das klima, umwelt- und menschenfreundlich ist.". Für mich ist es vollkommen unerklärlich, wenn Menschen nur 30 Jahre nach dem Mauerfall Bedarf an ideologischen „Versuchen“ und „Proben“ am lebenden Menschen haben. Ich möchte jedenfalls nicht noch einmal von Dogmatikern als Versuchskaninchen eingesperrt werden! Nie wieder!

und dachte erst, es handelt sich um einen verspäteten Aprilscherz, Herr Sonntag!
Das meint der grüne Stadtrat Robert Schlick im Ernst!
Na gut, der wohnt ja sicher in einen Baumhaus und fährt nur Rad (ohne E-Antrieb). Läßt sich vom Hahn morgens um fünf wecken. Ernährt sich vollends aus der grünen Natur und läuft natürlich Barfuss umher. Computer, Smartphone und so sonstiges Firlefanz braucht der auch nicht. Sitzt ja Abends am Lagerfeuer (Klimaneutral, Ökoholz etc.) und läßt sich über das Laufende berichten. Kauft auch sonst nicht ein, sondern tauscht Wünschelrute gegen Norweger Pulli.
Solche Zeitgenossen braucht das Land, damit Deutschland wieder ein Arbeiter & Bauernstaat wird (Morgenthau-Plan).
Mit solchen Affen Frieden schaffen!
Salute

Charlotte Basler | Do., 16. April 2020 - 14:58

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ja, auch ich würde mir mehr Wahrheit - dazu genauere und vor allem aktuellere Zahlen (es kann doch nicht sein, dass die JHU über aktuellere Fallzahlen verfügt als das RKI). Aber auch Bestimmtheit in den Forderungen Masken ja oder nein. Sollte und Könnte bringt nicht weiter, zumal ja ein rücksichtsloser Infektiöser ohne Maske reicht, etliche andere anzustecken.
Auch würde ich mir mehr Informationen über die Hintergründe wünschen. Warum haben wir z.B. nicht frühzeitig Eireisende aus China in Quarantäne geschickt? Warum hat die WHO erst so spät die Pandemie ausgerufen? Übernimmt die WHO die Verantwortung für vermeidbare Todesfälle und Kosten? Warum wird bei uns immer noch so wenig getestet? In unserem Familienkreis gibt es einen Coronafall. Die 5 Familienmitgliedern wurden nicht getestet. Warum? Weshalb die "Falschaussagen" bei den Masken? Wäre es nicht besser gewesen, hier Versäumnisse einzuräumen, statt zu propagieren diese bringen nichts?

Karla Vetter | Do., 16. April 2020 - 18:50

An zwei Stellen würde ich mir das auch wünschen . Wir wissen , wie viele Menschen an Covid 19 gestorben sind. Gerne wüsste ich wie viele in diesem Zeitraum noch gestorben sind, es gibt ja weiter auch Unfälle und andere Krankheiten. Es sterben laut Statistik in Deutschland etwa 2500 Menschen täglich. Das vergleichen von Äpfeln mit Birnen sollte aufhören :Aussagekräftig erscheint mir nur die Infektions- b.z.w. Mortalitätsangabe pro 100 000 Einwohnern. Nur das Herunterbrechen auf eine einheitliche Bezugsgröße ermöglicht Vergleichbarkeit.

Norbert Heyer | Fr., 17. April 2020 - 06:59

Wir haben Corona, alles hat sich diesem abstraktem Gebilde unterzuordnen. Elementare Grundrechte werden - nicht befristet - abgeschafft. Erinnere mich noch an die hüpfenden Freitagsschwänzer, die auf Plakaten forderten: „Bestraft uns endlich!“ - Das dieser Wunsch so schnell und allumfassend in Erfüllung geht, scheint zumindest eine große Mehrheit der Bevölkerung zu erfreuen. Corunus sei Dank, man kann jetzt politische Veränderungen durchführen, die vor kurzem völlig abwegig waren. Aber ... es kommt der Augenblick, da fragt der unfreiwillig Untätige, was nun kommt, wie lange die Beschränkungen noch gehen, wann und wie das normale Leben Einzug hält. Dann - so befürchte ich - wird man politisch weiter versuchen, dem Volk keinen reinen Wein einzuschenken, sondern auf Zeit zu spielen. Dann wird es brandgefährlich, dann wird die Corona zweitrangig, denn immer noch hat der Satz von Brecht seine Berechtigung: „Erst kommt das Fressen und dann die Corona“ (Moral). Es gibt Anrecht auf Wahrheit.