
- Hey, Freiheit tut nicht weh!
Ulf Poschardt schreibt in seinem neuen Buch gegen die Trends einer unreifen Epoche an. Er fordert eine existenzielle Mündigkeit, erkennt aber auch im Liberalismus ungenutzte Chancen: Es gelte, die physische Dimension der Freiheit wiederzuentdecken.
Das ist kein Buch, sondern ein Fanal. Während die FDP nach dem Thüringer Debakel und der Canossa-Rede von Parteichef Lindner in Feigheit und Verzagtheit erstarrt ist, ertönt hier die Stimme eines radikalen Liberalen, die optimistisch und kraftvoll zu einer neuen Aufklärung aufruft. Ulf Poschardts Titel „Mündig“ signalisiert zweierlei: Wir leben heute in einer infantilen Gesellschaft, und dieser Rückfall in die Unmündigkeit ist selbst verschuldet.
Das schließt natürlich an Immanuel Kant an, der Aufklärung als Ausgang aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit definiert hat. Doch Kant hatte Zweifel daran, dass das einem Einzelnen gelingen könnte. Poschardt, Chefredakteur von WeltN24, ist optimistischer und mutet es jedem, der noch Würdegefühl hat, zu, den Mut und die Risikobereitschaft aufzubringen, den Panzer des wohlfahrtsstaatlichen Paternalismus zu sprengen. Statt sich von der Wiege bis zur Bahre von Vater Staat an die Hand nehmen zu lassen, macht sich der mündige Mensch zum Autor seiner eigenen Biografie.